Edogan

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Die Zukunft: der Triumph der Barbarei

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Sonntag, 20.Oktober 2019, Eifel. Vor unseren Augen bricht derzeit eine ganze Weltordnung zusammen, doch niemanden kümmerts. Erdogan, der Mann, der Gegner und Journalisten verfolgen läßt wie kein anderes Natomitglied, überfällt ganz offen und ohne Scham sein Nachbarland – aber erst nachdem die Amerikaner, die es vorher überfallen hatten, abgezogen waren. Kriegserklärungen gab es keine, die Genfer Konvention wurde augenscheinlich auch nicht eingehalten, jedenfalls hört man von „türkischfreundlichen Milizen“, die Hinrichtungen vollziehen (siehe t-online). Er spricht offen davon, dasser sich am großosmanischen Reich orientiert, es als „Vorbild“ nimmt – angeblich erzählt er häufiger sogar stolz von der Belagerung Wiens durch die Türken (siehe Welt). Erinnert mich an Mussolini, der sich am römischen Reich orientierte und das Mittelmeer zu seinem Meer machen wollte. Wer finanziert diese Milizen? Nun – Überraschung: die Bundesrepublik Deutschland. Ja – wir finanzieren dort sogar rechtsextreme Brigaden (siehe Heise). Nur damit Sie mal wissen, was mit  Ihrer CO2-Steuer so alles gemacht wird.

Was ist nur aus unserer einst so modernen, aufgeklärten Welt geworden? Wir hatten nach zwei verheerenden Weltkriegen – bei denen Deutschland nicht so gut weg gekommen ist – so viele politische Mechanismen installiert, die Kriege auf ewig verhindern sollten – und doch gelingt es nicht. Auch die Aussichten für die Zukunft sind entsprechend düster: wir erklären keine Kriege mehr – so wie Japan noch offziell den USA oder auch Hitlerdeutschland – wir führen einfach militärische Offensiven durch, die Kollateralschäden in Millionenhöhe hinterlassen, nehmen aber das Wort Krieg gar nicht mehr in den Mund: genial, oder? Man stelle sich vor, wir würden alles so verfahren: einfach das Wort „Raub“ aus dem Sprachgebrauch streichen und demnächst mit der Kalaschnikow bei Aldi einkaufen, lustige Beschreibungen würden uns sicher dafür einfallen – zur Not gibt es eine ganze gut bezahlte Branche, deren Beruf es ist, solche Begriffe zu erfinden … „Einkauf mit robustem Mandat“ käme mir da so in den Sinn. So kann auch jeder zu einem sonst unerschwinglichem umweltfreundlichen Tesla oder Elektroporsche kommen. Auch die Mietprobleme könnten sich so lösen lassen: einfach einziehen und es „Wohnungstausch“ nennen: wir kriegen eure Villa, ihr unsere Schimmelbude, die ihr uns zuvor teuer vermietet habt.

Bezogen auf das eigene Land wird einem schnell klar: solche Regeln der Barbarei wollen wir national gar nicht haben, international sind sie aber schon längst da – und sie färben ab. Das Respekt und Anstand, Ehre und Würde eher seltenere Erscheinungen geworden sind, kann eigentlich jeder schnell merken, ich sage nur: Hartz IV. Wir haben oft darüber gesprochen, Fallbeispiele veröffentlicht – man muss die Klage nicht endlos neu formulieren. Den einen ist es zur Genüge bekannt, die anderen beten, dass sie nicht in eine solche Situation geraten: wie 1933-45, als immer mehr Nachbarn spurlos verschwanden. Sie staunen? Meinen, dass sei nicht so schlimm? Mir liegt ein Protokoll eines Hausbesuches des Ermittlungsdienstes des Jobcenters Rhein-Neckar vor, das einem die Haare zu Berge stehen läßt. Leider kann ich es nicht veröffentlichen – ich traue mich nicht … und merke selbst schon die Angst, die die Betroffenen selbst spüren müssten. Klar wäre es ein leichtes, die Beschreibung zu kopieren und hier hinein zu stellen: aber was dann? Es sind zwei schwer kranke Menschen, die davon betroffen sind – und dass dieser Staat selbst alleinerziehenden Müttern die Bezüge um 100 Prozent kürzt: das war sogar schon Thema in der satirischen Heute-Show des ZDF. Kürzung heißt: auch Miete und Krankenkassenbeiträge werden nicht mehr bezahlt. Was heißt das eigentlic konkret? Nun: das Kind wird zum Tode durch verhungern preis gegeben, weil die Mutter nicht genug anschafft. Soweit sind wir in diesem Land. Und deshalb halte ich mich lieber zurück, um die Augenzeugen des Vorfalls zu schützen.

Sicher, werden Sie jetzt sagen: das sind Einzelfälle. Bedauerliche Einzelfälle, die nun mal vorkommen. Nur: als Philosoph darf man das anders sehen, weil wir nach den allgemeinen Prinzipien schauen, die unsere Zivilisation tragen und ausmachen, jene viel beschworenen Werte, für die wir jeden Tag aufs neue in den Krieg ziehen und uns völlig unbekannte Menschen töten – wie in Afghanistan und Mali.

Sie werden wahrscheinlich nun auch anbringen: die schreckliche Zeit des Dritten Reiches ließe sich doch überhaupt nicht vergleichen mit der Gegenwart: immerhin haben wir keine Konzentrationslager – obwohl sowas für Arbeitslose auch schon mal gefordert wurde … ebenso wie ihre öffentliche Kennzeichnung, wobei noch nicht klar war, wie denn das Symbol aussehen sollte, dass jeder Arbeitslose zu tragen hätte.

Sie verkennen die taktische und strategische Situation der damaligen und der heutigen Zeit. Damals war Deutschland noch ein Land mit viel Ackerbau, voller Felder und Wälder. Man wusste, wo was zu holen war, die dezentrale Versorgung hatte eben auch Vorteile, zumal – die Deutschen an sich (von ihren Führungen mal abgesehen) ein recht anständiges, hilfsbereites und gastfreundliches Volk waren – so wie es die germanischen Sitten (siehe Aphorismen) verlangten: es war also denkbar, dass schnell viele Nachbarn einsprangen, wenn Not war. Also musste man die Menschen zur Vernichtung ins Lager verfrachten – was teuer war.

Heute aber – gibt es nur noch wenig landwirtschaftliche Betriebe in Deutschland, ihre Zahl hat allein seit 1975 rapide abgenommen (siehe Statista). Wer hier was zu essen haben will, der braucht Geld, denn unsere Anbauflächen liegen in China bzw. Afrika. Und wenn man den Menschen das Geld streicht … nun, dann gibt es eine gute Chance, dass sie verhungern. Noch gibt es genug Mitmenschen, die diese Situation verhindern, aber machen wir uns nichts vor: nach dem Willen des Staates wären sie dem Tode geweiht. Das geht bei unserem hohen Organisationsgrad ganz ohne Lager.

Flankierend zu der Versorgungssituation sind jedoch auch zwei weitere Maßnahmen ergriffen worden – nicht nur in Deutschland – die dafür sorgen, dass die Hilfsbereitschaft heutzutage nicht mehr all zu weit reicht.

Die eine Maßnahme war: eine große Medienoffensive auf breiter Front, die den arbeitslosen Mitmenschen als asozialen Parasiten darstellte – sogar in Broschüren des Ministeriums (siehe Harald Thomé)

„Biologen verwenden für „Organismen, die zeitweise oder dauerhaft zur Befriedi-gung ihrer Nahrungsbedingungen auf Kosten anderer Lebewesen – ihren Wirten – leben“, übereinstimmend die Bezeichnung „Parasiten“. Natürlich ist es völlig unstatthaft, Begriffe aus dem Tierreich auf Menschen zu übertragen. Schließlich ist Sozialbetrug nicht durch die Natur bestimmt, sondern vom Willen des Einzel-nen gesteuert. Wer den Grundstock seines Haushaltseinkommens bei der Arbeitsagentur oder der für das Arbeitslosengeld II zuständigen Behörde kassiert und im Hauptberuf oder nebenher schwarzarbeitet, handelt deshalb besonders verwerflich. Schwarzarbeiter nehmen den Staat auf doppelte Weise aus: Erstens verdienen sie Lohn, für den sie weder Steuern noch Sozialabgaben entrichten. Dabei benutzen sie dieselben Straßen, schicken ihre Kinder in dieselben Schulen und rufen in Not dieselben Polizisten zu Hilfe wie die ehrlichen Steuerzahler. Aber schwarzarbeitende Arbeitslose verweigern nicht nur ihren Anteil an der „Ge-meinschaftskasse“; zusätzlich bedienen sie sich aus den Töpfen, die von der Mehrheit der Ehrlichen im Land gefüllt werden.“

Liest sich wie eine Abhandlung nationalsozialistischer Völkerkundler über jüdische Mitbürger – ist auch im Prinzip dasselbe. Da hat eine Menschenverachtung in den Behörden und der Regierung überlebt, die noch schlimme Folgen haben wird, wenn wir sie nicht eindämmen. Übrigens kommt niemand auf die Idee, den gleichen Grundsatz, der hier für Arbeitslose aufgestellt wird, auf große Konzerne zu übertragen: auch sie nutzen unsere Straßen, schicken ihre Kinder (und die ihrer Mitarbeiter) auf unsere Schulen und rufen in Not diesselben Polizisten wie die ehrlichen Steuerzahler – obwohl sie teilweise trotz Milliardengewinnen weniger Steuern zahlen als … ich.

Die andere Maßnahme war subtiler, läuft aber weltweit mit sehr großem Erfolg: die Zerstörung des Urvertrauens in die Menschheit als solche, die ebenfalls in breiter Front vorgenommen wird. Sie ist substantiell noch zersetzender als die Schaffen einer neuen Kaste von Ausgestossenen (früher: Juden, heute: Arbeitslose) und kommt ganz harmlos daher: als Unterhaltungsfilm. Im nationalen Filmmarkt sind es die Krimis, die uns umerziehen: dort sehen wir mindestens zehn mal soviel Mordopfer wie es überhaupt in der Realität gibt, ein grenzenloses Gemetzel in deutschen Stuben (siehe z.B. Stern). Der „Gast“ der Edda ist … ein potentieller Mörder geworden.

Noch brutaler zeigen sich internationale Produktionen, die mit großem Aufwand herausgebracht werden – nehmen wir als herausragendes Beispiel die Endlosserie „Walking Dead“, die den Weg einer kleinen Gruppe verlorener Menschen in einer von Dämonen (Zombies) überranten Welt beschreibt … eigentlich ein Mythos, der wie geschaffen ist, eine Geschichte zu erzählen, wie sich die Menschheit vereint angesichts größter Gefahr – doch erzählt wird eine andere Geschichte, denn: nicht die Zombies sind das eigentlich dämonische, sondern – die Menschen. Kannibalen, Massenmörder, Barbaren, sadistische Tyrannen: der Zusammenbruch der bürgerlichen Ordnung zeigt, was der Mensch wirklich ist: eine Bestie.

Der nächste Blockbuster: Games of Thrones. So eine Art „Dallas“ im Mittelalter – und in der Tat wurde mit dieser alten Serie über texanische Ölbarone der Angriff auf das allgemein positive Menschenbild in breiter Front gestartet: Held der Serie war J.R.Ewing (genial dargestellt von Larry Hagman), ein sadistischer asozialer Psychopath, der genau den „Erfolgstyp“ zeigte, den Reagan und Thatcher hervorzubringen wünschten. Während es bei „Dallas“ noch einen positiven Gegenpol zu dem Bösen gab (den jüngeren Bruder, die ruhigen Eltern), fällt der bei Games of Thrones völlig weg: der Mensch ist dort des Menschen Wolf – und ich behaupte, dass so etwas mit völliger Absicht verbreitet wird. Es ist eine Serie, die dem Weltbild von „Aktenzeichen XY“ Recht gibt, wo jeden Freitag Abend dem westdeutschen Bürger gezeigt wurde, wie niederträchtig, hinterhältig und gemein sein Nachbar war – eine ganze Industrie an Versicherungen und Sicherheitsfirmen hat sich eine goldene Nase an der Philosophie verdient … während wir in der Eifel noch offene Wohnungstüren haben, damit die Nachbarn auf ein Pläuschchen hereinkommen können.

Noch mehr Beispiele? Machen Sie doch einfach den Fernseher an – die Menschenverachtung sieht man nicht nur in angelsächsischen Serien, sondern auch im Dschungelcamp. bei DSDS, Big Brother oder diversen Modell- und Datingshows. Soll ja jetzt auch ein Fernsehformat geben, wo „der Hartzer“ vorgeführt wird. Und Anschläge wie der in Halle sorgen dafür, dass solche dunklen Mythen weiter verbreitet werden, wie es scheint, hat der antisemitische Attentäter nebenbei einen Gesinnungsgenossen erschossen (siehe Taz): Barbaren unter sich, das zeigt, wie gefährlich die Welt da draußen geworden ist. Kein Wunder, dass nur noch Kinder demonstrieren gehen.

Das ganze hat einen sehr bedeutsamen Hintergrund aus der Tradition der politischen Philosophie. Thomas Hobbes (1588-1679) hatte seinerzeit in seiner Schrift Leviathan ein Plädoyer für den absoluten Herrscher gehalten, dass in sich logisch und sehr überzeugen war. Damit seine Staatstheorie funktioniert, bedurfte es nur einer kleinen Voraussetzung: der Mensch musste an sich ein absolut asoziales Wesen sein – der Mensch musste zum „Wolf des Menschen“ werden. Natürlich müssen alle Menschen – oder wenigstens die Mehrheit – dieser Idee zustimmen … und da sind wir auf dem besten Wege. Dort wo der Mensch der Wolf des Menschen ist, braucht man eine – alternativlose – Supermacht, die diese Bestie im Zaum hält: den Monarchen. Ich gebe der Menschheit keine hundert Jahre mehr, dann haben wir ihn wieder: den absolutistischen Herrscher. Praktisch gesehen ist er heute schon da, als Weltherrscher in Form von weitgehend unbekannten „Investoren“, die die Geschicke des Planeten lenken.

Ist der Mensch aber ein soziales Wesen – wie etwa die alten Germanen – dann brauchen wir keinen Kaiser. So einfach ist politische Philosophie.

Und wenn Länder anfangen, sich untereinander wie Barbaren zu verhalten: wie wird wohl dann die politische Forderung der Zukunft aussehen? Die Schlussfolgerung ist jetzt schon erkennbar: wir werden eine autoritäre Macht brauchen, die mit strenger Hand durchgreift – gegen Erdogan und gegen Arbeitslose.

Und alle werden wieder jubeln.

Erstmal.

Und dann wird man wieder merken, was es wirklich bedeutet. wenn Menschen keine Würde mehr haben – und was dann wieder alles passieren kann.

Denken Sie nur mal daran, was Wirtschftsminister Peter Altmaier gerade an die Wand malt: es ist kein Geld für Rente mehr da (siehe ntv). Und was dann?

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