Drittes Reich

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Die Wahrheit über den Holocaust. Den alten – und den neuen.

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Donnerstag, 30.6.2016. Eifel. Wahrscheinlich werden Sie sich jetzt angewidert abwenden. Schon wieder Holocaust – man kann es doch nicht mehr hören. Wir wissen ja auch genug darüber: Adolf Hitler kam aus Österreich nach Deutschland, hat das Land erobert, die Juden gehasst und deshalb alle umgebracht, die er kriegen konnte. So hört man das in jedem Schulunterricht, das ich das, was von der historischen Wahrheit übrig geblieben ist. Vielen reicht das – und daran erinnert zu werden, ist ihnen schon zuviel. Irgendwann muss man ja auch vergessen können – hört man dann und vergisst dabei, dass jene, die die Geschichte vergessen, gezwungen sind, sie zu wiederholen. Wichtiger scheint einem da – gerade in diesen Tagen, wo wieder dem Götzen Fußball gehuldigt wird, wo viel Zeit, Energie und Aufmerksamkeit in Ballspiele investiert wird, die wir im Prinzip für viele wichtigere Dinge bräuchten – dass man wieder stolzer Deutscher sein darf, stolz sein Auto mit Deutschlandlappen verzieren kann, ebenso seinen Balkon und seinen Körper. Ein Unhold, wer daran drehen will – und hier schon wieder einen Nationalismus aufkeimen sieht, der andere Nationen vertilgen will.

Ja, es ist nur ein Spiel, dieses „Fußball“ – ein beliebiges Spiel. Ich würde ja nachfragen, warum man nicht auch Schach mit ebensolchen immensen Finanzmitteln ausstattet – oder Golf. Halma – das wäre doch auch mal nett. Oder „Mensch-ärgere-Dich-nicht“. Ich weiß auch nicht, warum die Industrie gerade Fussball ausgesucht hat, um dort immense Millionen zu investieren, ich weiß nur eins – als Mensch und deutscher Bürger: man kommt auch ganz ohne aus. Es gibt keine Notwendigkeit, sich für irgendeine Mannschaft zu entscheiden, mit aller produzierbaren Leidenschaft für ihren Sieg zu agieren – es gibt aber eine ganze Reihe von Gründen, die dagegen sprechen: sinnvoller Umgang mit begrenzter Lebenszeit ist nur einer davon. Nichts gegen „Spiel“ – um Gottes Willen – kaum etwas ist wichtiger für die Freude der Menschen (Freude – nicht Spaß. Wir werden darüber noch mal reden müssen) – aber anderen Menschen beim Spiel zuzuschauen und so zu tun, als gewänne man selbst, wenn andere gewinnen, deutet eher auf Mangelerscheinungen im Selbst hin denn auf gesunde Freude an eigener spielerischer Leichtigkeit – oder dem Bewusstsein der eigenen, unabänderlichen Wichtigkeit, die völlig unabhängig davon ist, wer wo welches Spiel gerade wie gewonnen hat.

Fort vom Sport – hin zum Holocaust. Der fand in Deutschland statt. Doch was war es eigentlich, das ihn so unverblümt als Maximum des Horrors erscheinen läßt? Eine Frage, die keiner beantworten will, weil man im „Vergessen“ Zuflucht sucht. Massenmorde – gab es öfter. Gibt es immer noch. Kümmert kaum einen. Niemand sieht sich an der Spitze eines Heeres, das – einem Kreuzzug gleich – Massenmorde verhindern will, im Gegenteil: Ruanda hat gezeigt, dass auch die UN lieber dem Wahnsinn weicht. als in die aufgebrachte Mördermenge zu schießen. Ruanda – war sehr grausam. Die Todesarten, das Schlachten – schlichtweg bestialisch. Solche Verstümmelungen von „anderen“ hat es im öffentlichen Raum des Dritten Reiches nicht gegeben – soweit ich weiß. Muss schlimm sein, wenn Horden von wütenden Menschen mit Feuer und Macheten durch die Gassen ziehen, jedermann aus seinen Häusern zerren, ihm Arme und Beine abhacken und den Rest lebendig für die Hunde liegen lassen. Dies ist dem Bruder einer Frau passiert, die heute für die UN arbeitet. Gibt es deshalb ein großes Drama um Ruanda? Nein, hat keinen groß interessiert. Waren ja auch „Neger“. In Westafrika werden gerade jetzt, wo Sie diese Zielen lesen, wieder „Hexen“ bei lebendigem Leibe verbrannt – die schmerzhafteste Art zu sterben. Man macht da trotzdem gerne Urlaub, das kommt nicht groß in die Tagesschau (das Video dazu – mit allen Liveaufnahmen – möchte ich nicht verlinken).

Außerhalb der kurzen Parole „Hitlers Hass macht Juden tot“ empfängt man … Schweigen.

Ja, dieser Hitler. Fährt im offenen Wagen durch die Menschenmengen, ein leichtes Ziel für jeden Attentäter. So bewegt sich ein Diktator. Unsere Bundeskanzler jedoch – ofiziell keine Diktatoren – ziehen schwer gepanzerte Sonderanfertigungen  vor – auch von Mercedes. Stimmt da was nicht an dem Bild? Bloß nicht drüber nachdenken. Wir wollen ja … vergessen. Vergessen, wie sehr die Menschen ihm zugejubelt haben. Erst die Beatles haben wieder so eine Begeisterung ausgelöst – man könnte fast den Verdacht haben, da kam der erste Popstar. Für eine entsprechende „Show“ hat er ja gezielt gesorgt. Aber war das alles?

Nun – es gab noch den religiösen Aspekt. Den halte ich für ziemlich unterbewertet – aber was weiß ich schon. Da schickt das „Schicksal“ einen „Führer“ um das „auserwählte Volk“ vor „den Bösen“ zu retten – das erinnert schon an Moses. Oder Jesus (dessen Volk allerdings keine Nationalität mehr hatte – auch Erlöser lernen dazu). Und hoch gebildete Leute glauben diesen Mythos heute noch – ich denke da an den RAF-Anwalt Horst Mahler – nun überzeugte Neonazi mit dem Glauben an den ewigen Krieg der edlen Gutmenschen (äh – Arier) gegen das Prekariat (… früher: Juden. Reiche Juden. Hinterhältige, verschlagene, verseuchte Juden. Links-grün versiffte Juden, um es genau zu sagen).

Hach – schon sind wie in der Gegenwart.

Da wollte ich aber gar nicht hin.

Noch nicht.

Es gibt nun ein neues Buch darüber, das die Fachwelt erschüttert hat – und nahelegt, die primitiven Holocaust-Parolen neu zu schreiben. Götz Aly hat es geschrieben, „Hitlers Volksstaat“ heißt es (Fischer Verlag, 2. Auflage 2011). Es verblüfft selbst Menschen, die sich schon länger durch die Materie gearbeitet haben. Mich persönlich hat zum Beispiel überrascht, wie klein der Sicherheitsapparat war: 7000 Leute hatte die Gestapo (1937, im Krieg wurden es mehr). Mehr brauchten sie nicht – sie mussten ja nur abholen. Die Ermittlungen – übernahmen ja die Nachbarn.

Lange hat es die Geisteswissenschaftler gewurmt – weshalb sie wenigstens einmal die Woche „Holocaust“ sagen, damit sie es selbst nicht auch noch vergessen – wie konnte es sein, dass das deutsche Volk, die deutsche Bildungsnation, so ein Ungeheuer aus sich gebar, ohne dass die Wände wackelten? Das Volk, das mit Luther, Kant und Marx (um nur einige zu nennen) mutige, rebellische Geistesgrößen hervorgebracht hatte (und gelegentlich zu Bauernaufständen neigte), deren Ideen die ganze Welt umwarfen, pervertiert die von ihm geschaffene Größe ins Gegenteil, in dem sie Massenvernichtungsanlagen für Nachbarn Gestalt annehmen lies. Ja – nicht nur für Juden. All´ jenen, die sagen, das jüdische Leid darf nicht heruntergeredet werden, kann ich nur zustimmen und ergänzend hinzufügen: das der Opfer der T 4 Aktion auch nicht – und die waren größtenteils nicht jüdisch. T 4? Ja – da wurden „unnütze Esser“ entsorgt. Die Landeszentrale für politische Bildung Baden-Würtemberg hat dazu noch einen Meldebogen im Internet stehen (siehe lpb-bw), dort finden Sie das wichtigste Kriterium für der Vergasung: Beschäftigung. Wer nicht mehr arbeiten konnte (oder nur noch einfache, mechanische Arbeiten wie „zupfen“ schaffte), sollte auch nicht mehr essen. Und damit der beim Sterben nicht so einen Krach machte und der ganze Dreck nicht so lange dauerte (und sich niemand selbst die Hände dreckig machen wollte), wurde er eben vergast. Betriebswirtschaft macht Staatspolitik.

Zurück zu Götz Aly … der uns eine bemerkenswerte Geschichte erzählt, eine Geschichte von einem Führer, der Angst hatte, Angst vor dem Volk und Angst vor den Frauen. Es überrascht, das zu lesen, ist aber sehr gut dokumentiert: die Führungsriege achtete genau auf „des Volkes Stimme“ – vor allem auf die Gemütslage der Frauen. Drohte sie zu kippen, griff „der Führer“ hart durch – und verteilte wieder Sonderrationen, die er sich gar nicht leisten konnte.

Und er konnte sich vieles nicht leisten – er hatte einfach kein Geld. Der Staat war arm. Aber – Privatbesitz war da. Nun konnte er nicht gegen jeden einzelnen Reichen vorgehen – aber man konnte ja ein paar absondern, ein paar, die ein unverwechselbares Nebenmerkmal hatten, anhand dessen man sie von anderen Reichen selektieren konnten: mal wieder – wie so oft in den letzten Jahrhunderten in Europa – traf es die Juden (und bis heute kann keiner genau sagen, warum eigentlich immer die – und die Zigeuner natürlich, wie man sie früher nannte). Was für ein Diktator – überlebte nur dank „Gefälligkeitsdiktatur“ (so Aly) – denn nicht nur er raubte das jüdische Vermögen: er lies auch das Volk daran teilhaben. Immobilien, Schmuck, Pelze, Teppiche – alles zu Schleuderpreisen.  Wer fragt da noch nach Ausschwitz. Ja – schauen Sie mal genau in die Erbmasse Ihrer Großeltern hinein … ich vermute, Sie werden dort ehedem jüdisches Eigentum finden können. Es waren ja Millionen – in ganz Europa, die bei diesem „Deal“ Begeistertung gegen Bares mitmachten. Oder denken Sie nur an die Autobahnen: erbaut mit geraubtem jüdischem Geld, erbaut mit dem Blut und dem Leben von Zwangsarbeitern, Kriegsgefangenen und KZ-Häftlingen? Schon mal daran gedacht, sie abreißen zu lassen? Weil sie Nazidreck sind? Nein – ich denke, Sie fahren mit Genuss über das Leiden der Naziopfer – und haben diese ja auch schon vergessen. Aber keine Lederschuhe von Opa tragen, weil da das Tierleid drin steckt … doch das wollen wir hier lieber nicht vertiefen. Außerdem wurden die Autobahnen ja vorher ersonnen, es gab nur kein Geld dafür.

Götz Aly beschreibt detailfreudig den Raubzug der edlen Deutschen durch Europa – auch Heinrich Böll war dabei. Skeptisch, kritisch, aber immer wieder Beute nach Hause schickend. Früher waren „Reichskreditkassenscheine“ die Grundlage für den „Handel“ – manche würden die heute „den Euro“ nennen. Wertloses Papier, ungebremst nachdruckbar, per Gesetz als Zahlungsmittel eingeführt, nur leider … nichts wert, weil man sie nicht in ordentliche Währung umtauschen konnte. Darum sind die Deutschen im europäischen Ausland so unbeliebt: die Urgroßeltern wurden regelrecht ausgeplündert – aber zivilisiert, mit echten Geldersatzstoffen, nicht durch wilde Plünderung, die man bewusst vermeiden wollte, um die Disziplin der Truppe nicht zu gefährden.

Dank der Juden konnte man endlich „Schnäppchen“ machen – und da waren fast alle dabei.

„Die einfachen Hausfrauen auf der Veddel trugen plötzlich Pelzmäntel, handelten mit Kaffee und Schmuck, hatten alte Teppiche und Möbel aus dem Hafen, aus Holland, aus Frankreich. Einige meiner Leser forderten auch mich auf, mich im Hafen mit Teppichen, Schmuck, Möbeln und Pelzen einzudecken. Es war das geraubte Eigentum holländischer Juden, die – wie ich nach dem Krieg erfahren sollte – schon in die Gaskammer abtransportiert waren“ (Aly zitiert hier die Biblithekarin Seydelmann, a.a.O., Seite 154). 

So leicht wäre antifaschistische Arbeit gewesen: einfach die Waren am Hafen verrotten lassen. Doch der Führer war klug und weise (oder gerissen und hinterhältig, was dasselbe mit anderen Absichten ist) – das konfiszierte jüdische Vermögen verschaffte den Staat soviel Geld, dass die Steuern niedrig bleiben konnten – man erkaufte sich sogar Freunde dadurch, dass man die Gerichtsvollzieher zu großer Milde anhielt – unser Sozialstaat wurde schon da begonnen. Außerdem … waren die Juden ja böse. „Wir – gut; die anderen – böse“. Ein ganz wichtiger Schachzug, der die Moral aushebelt (und weshalb einem mit entsprechender historischer Bildung ein „Gutmensch“ leicht unheimlich ist).

Und während ich diese Zeilen so las, kam mir eine Broschüre unseres neuen, flotten, frischen Sozialstaates in den Sinn. Sie wurde vor drei Jahren im Kreis Pinneberg erstellt …  und empfahl unseren selektierten ganz besondere Maßnahmen … und ganz besondere Perspektiven. Hartz IV als Chance …. (siehe N-TV):

Die Fischers nehmen die Hürde jedenfalls mit viel Fassung: Als die Familie beschließt, eine Woche auf Fleisch zu verzichten, jubelt die Tochter: „Ich wollte sowieso Vegetarierin werden.“ Um etwas Geld zu verdienen, verkauft die Familie im Internet zwei elf Jahre alte Möbelstücke für 350 Euro. Denn: „Der Erlös aus dem Verkauf von Möbeln“ wird Hartz-IV-Empfängern nicht angerechnet. Doch damit nicht genug: Ebenso rät die Broschüre dazu, Leitungswasser zu trinken statt Getränke zu kaufen, zu duschen statt ein Vollbad zu nehmen und Steine in die WC-Spülkästen zu legen, um Wasser zu sparen. „Vielleicht müsst ihr euch nur daran gewöhnen“, sagt eine Freundin.

Infolge des Hartz-IV-Bescheids ziehen die Fischers um. Denn die alte Wohnung ist größer, als das Amt erlaubt. Doch auch diese Zumutung meistert die Familie mit bewundernswerter Heiterkeit. Dass sie selbst renovieren müssen – kein Problem. Denn Mama Sylvia „streicht für ihr Leben gern“. Ebenso unbeeindruckt lässt die Familie, dass das neue Zuhause viel kleiner ist als das alte. Fazit: Alle sind froh. Die Wohnung ist perfekt. Beide Kinder haben ein eigenes Zimmer. Und endlich hat Papa Knut einen eigenen Garten. Er wollte schon „so lange eigenes Gemüse anbauen“. So schön ist wohl nur Hartz IV.

Es müssen teure Möbel gewesen sein, die sich nach elf Jahren noch für so viel Geld verkaufen lassen. Möbel, an denen man hing. Die miterlebten, wie die Kinder groß wurden. Vielleicht – der Stolz der ganzen Familie, ganz besondere Stücke, für die man ehedem viel Geld bezahlt hatte – und deren ideeller Wert unbezahlbar war. Was mich nun interessiert … wer kauft diese Möbel? Wer ersteigert die Eigenheime? Wer kauft sich den Schmuck der Selektierten? Machen wir uns doch nichts vor: die Maßnahmen, die der Gesetzgeber eingerichtet hat, gehen nicht von einer vorübergehenden Notsituation aus – hier wird umgehend auf Dauer eine Existenz vernichtet (auch wenn man das für die Betroffenen als Abenteuerurlaub hinstellt – so wie die Gaskammeropfer ja auch „umgesiedelt“ wurden), also auf Dauer geplant. Die Möbel (mit den kleinen Kunstwerken der frühen Tochter) kann man nie wieder kaufen, die Heime sind auf immer weg – zu Spottpreisen verkauft. Wo sind eigentlich die Studien, die aufzeigen, wer sich alles an dem so per Gesetz freigesetzen Vermögen bereichert hat? Bei den vorzeitig gekündigten Versicherungen, Sparverträgen (pervers: sogar die für die Ausbildung der Kinder, die – ähnlich der Sippenhaft – ewig in Hartz IV verbleiben sollen) und anderen Geldanlagen kann man es sich denken: die Konzerne, große Freunde der Berliner Politik.

Aber wer noch?

Nun – einfach mal in den Spiegel schauen. Was den so gescholtenen „Hartzern“ fehlt, wird zum „mehr“ für die anderen. Das Selektionsmerkmal hat sich geändert. „Jude“ – war alle, gab keine mehr. „Hartzer“ heißt das jetzt – denn das sind Millionen, da gab es noch was zu holen.

Ja, ich weiß: die werden noch nicht vergast. Sie werden noch „beschäftigt“. Aber so weit waren wir schon mal. Als die Butter dann knapp wurde, beschleunigte dies den Mord an europäischen Juden (Aly verweist hier auf die Arbeiten von Christian Gerlach, siehe Seite 200).

Was geschieht, wenn hier die Butter knapp wird? Nicht wegen horrenden Kriegskosten, sondern wegen überhöhter Betriebskosten für Zinsen, Diäten und Pensionen sowie öffentlicher Aufträge wie den Ausbau der Autobahnen für 235 Milliarden Euro – oder die Aufrüstung der Bundesehr? Wobei zu erwähnen ist, dass wir schon jetzt so hoch verschuldet sind wie das Dritte Reich in Kriegszeiten – wir sind von dem Zeitpunkt also gar nicht so weit entfernt. Was macht das zunehmend verrohte Bürgertum dann  – mit Fähnchen in der Hand?

Wir wissen, was sie damals gemacht haben.

„Wer nicht arbeitet, soll auch nicht essen“. Franz Müntefering.

„“Biologen verwenden für ‚Organismen, die zeitweise oder dauerhaft zur Befriedigung ihrer Nahrungsbedingungen auf Kosten anderer Lebewesen – ihren Wirten – leben‘, übereinstimmend die Bezeichnung ‚Parasiten'“ – so eine Broschüre des Arbeitsministeriums (siehe Stern).

Welche gesellschaftlichen Sicherheitssysteme haben wir aufgebaut, um Wiederholung zu verhindern?

Nun – wir bauen ständig weiter welche ab. Dieses Jahr – so wurde gemunkelt – sollen weitere verschärfte Sanktionen beschlossen werden, die noch mehr Ressourcen freisetzen. Da freut sich die Hausfrau auf der Veddel (… was immer das auch sein mag).

Und dafür braucht man keinen Hass – nur Gier.

Und die ist weit verbreitet.

 

 

 

Der totalitäre Alltagsfaschismus der Neoliberalen

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Donnerstag, 1.Oktober 2015. Eifel. Ich weiß nicht mehr, woher der Satz kommt, dass derjenige, der in der Demokratie schläft in der Diktatur wieder erwacht, aber so könnte es einem heute gehen … besser gesagt: so geht es einem, wenn man mit politischem Geist die gesellschaftliche Gegenwart wahrnimmt. Andere werden da deutlicher (siehe sopos.org):

„Wie konnte es gelingen, dass sich in Europa nach Nationalsozialismus und Stalinismus eine weitere Variante totalitären Denkens etablieren und hegemonial werden konnte?“

Ja – das ist eine sozialistische Seite. Selten geworden, heutzutage. Das Zitat stammt aus einem Text über ein neues Buch „Unterwerfung als Freiheit“ von Patrick Schreiner, welches sich dem Leben im Neoliberalismus zuwendet – jener modernen Ideologie, nein – jener modernen Religion, die totalitär unseren Alltag bestimmt, wie es sich ein Hitler nicht hätte erträumen lassen. Das Tolle daran ist: keiner merkts, bzw. keiner will es merken – und wie auch in jenen unseligen Zeiten des „Dritten Reiches“ alle mitmachten – na, jedenfalls fast alle – und niemand traut sich mehr, gegen das herrschende totalitäre System aufzubegehren … außer ein paar ungehorsame Einzelgänger vielleicht, die sich dank glücklicher Fügung dem Terror entziehen konnten, weil sie keine Angst um ihren Arbeitsplatz haben brauchen.

Ich kenne dieses Buch nun nicht – man kann ja nicht immer alles lesen – denke aber jetzt schon, dass es sich zu lesen lohnt: der Ansatz jedenfalls ist dringend notwendig, um für jedwede Form von Widerstand festen Boden unter den Füßen zu bekommen (siehe theorieblog.attac.de):

„Patrick Schreiner spannt dabei den Bogen von der Ratgeberliteratur über die Esoterik-Bewegung, den Leistungssport, Castingshows und die Pseudo-Glitzerwelt der echten und vermeintlichen Prominenz. Fündig wird er auch in den sozialen Netzwerken und bei der Betrachtung von über Werbung und Medien transportierten Konsum- und Lifestylemustern. In all diesen Bereichen lassen sich nicht nur die Kernelemente neoliberalen Denkens aufdecken, sondern auch die Mechanismen, wie dem Menschen neoliberales Denken eingetrichtert wird. Überall entdeckt Schreiner versteckt oder ganz offen die immergleichen Anforderungen: Sei flexibel! Diszipliniere dich! Handele wie ein Unternehmen! Schau auf dich selbst!“

Erschreckend, wie weit der Einfluss dieses totalitären Systems reicht, oder? Direkt bis in Ihr Wohnzimmer, Ihre Küche, Ihr Schlafzimmer … Ihren Kopf.

Damit wir uns darüber unterhalten können, müssen wir erstmal Begriffe definieren, damit wir nicht aneinander vorbeireden. Ich benutze den Begriff Faschismus in diesem Kontext als Synonym für „Das Böse“. So wird er in den USA gebraucht (siehe die Verwendung seiner Symbolik z.B. in diversen Hollywooddramen – oder die Verwendung diverser abwertender NS-Kampfbegriffe in der US-Politik, die dieses „Böse“ braucht, um sich selbst zu rechtfertigen). Ich möchte ihn nicht – wie mein zitierter Vorredner – mit dem Stalinismus gleichsetzen, der eine idealistische Komponente enthielt, während die Parole des Faschismus gleich zu Beginn alles Glück der Erde durch Ausmerzen allen unwerten Lebens versprach und dieses Versprechen auch in die Tat umsetzte: unterstützt durch die (begeistert?) schweigende Mehrheit des deutschen Volkes.

Es ist natürlich hart, sich der Erkenntnis stellen zu müssen, dass man auf einmal wieder in einer Diktatur lebt, wo wir doch Freiheit überall haben, ja, Freiheit in allem leben dürfen, vor allem dürfen wir alles kaufen was und wo wir wollen (Bonität vorausgesetzt) und können Sex mit jedem haben, wann und wo wir das auch immer wollen (und der Erschließung weiterer sexuellen Konsumobjekte zum hemmungslosen Ausleben seiner niederen Triebe wird mit Hochdruck gearbeitet – wie zum Beispiel in Form von Tierbordellen).

Noch härter wird jedoch die Erkenntnis sein, wo Sie selber Agent und Erfüllungsgehilfe einer neuen faschistischen Religion sind – ohne groß zu merken, was Sie da tun … und wie Sie selbst an Ihrer eigenen Vernichtung aktiv mitarbeiten.

In einem Artikel über die Propaganda neoliberaler Heilslehren in moderner „Hip-hop-Musik“ werden die geforderten Charaktereigenschaften (wenn auch mit unklaren Quellenangaben) deutlich ausformuliert (siehe annotazioni):

Der neoliberale Mensch ist „marktkonform, wettbewerbsfähig, selbstdiszipliniert, anpassungsbereit, flexibel, egoistisch, aktiv und unternehmerisch“ – eine Beschreibung, die nur noch gebildete Menschen (die eine nahezu verschwundene Minderheit darstellen – unabhängig vom „Bildungsgrad“, der selbst nur noch ein anderer Begriff für die Qualität der Vermarktbarkeit ist) als faschistoid verstehen, weil sie sich an Hitlers Beschreibungen des „Neuen Menschen“ erinnern (siehe Deutsche Welle):

Adolf Hitler spricht von der Verweichlichung der Jugend in der Weimarer Republik und formuliert das „neue“ Ideal der Nazis: „flink wie Windhunde, zäh wie Leder und hart wie Kruppstahl“ so soll die Jugend ab sofort sein.

Der Mensch wird Hund, dienstbares, treu ergebenes, kritik- und geistloses Vieh: ein Ideal, das seltsam anmutet im angeblichen Land der Dichter und Denker, das eine Demokratie sein wollte – und trotzdem eifert eine ganze Nation ihm nach, will gefällig sein, vermarktbar, belastbar wie Leder, flexibel wie ein Windhund, hart wie totes Metall. „Fit for Job“ – so werben die Fitnesscenter, die das Gegenteil der Buddhafigur zum Götzen erklären, „Boddybuilding“ wird bis zum Exzess betrieben – um jenen Gestalten ähnlich zu werden, die in den NS-Kunst idealisiert wurden und auf jedem Werbeplakat für die Wehrmacht oder die SS zu finden waren: der gemanische Siegertyp ist Gesellschaftsideal geworden – wenn ich mit Anglizismen wie „six-pack“ versüßt.

Wie in der NS-Zeit dringt die Propaganda tief in den Alltag der Menschen ein, erst kürzlich erinnerten die „NachDenkSeiten“ an einen der größten Skandale im deutschen Fernsehen: in bekannten „Seifenopern“ wurden gezielt Gesprächspassagen von Unternehmerverbänden eingebaut, um das neue, neoliberale Menschenbild zu befördern (siehe NachDenkSeiten). Wie man dort lesen kann, blieb der Skandal völlig ohne Folgen, die Umerziehung des Menschen zum Hund wird vielerseits begrüßt – vor allem von den Herrchen. Eigentlich ein Verbrechen, Menschen so zu manipulieren, die sich einfach nur zur Entspannung etwas Unterhaltung gönnen wollten – aber wie auch in der NS-Zeit sind Verbrechen der Herrchen nicht weiter schlimm – wie wir aktuell anhand der „VW-Affäre“ wieder einmal bemerken dürfen. In breiter Front verniedlichen die Medien einen beispiellosen kriminellen Akt, in einem Fernsehauftritt war sogar der Vizekanzler zu sehen, der davon sprach, dass „lediglich ein falsches Bauteil eingebaut wurde“. Sicher: Qualitätsarbeit ist von den Selbstdarstellern der Gegenwart nicht mehr zu erwarten, auch Honda (siehe Spiegel), Toyota und Nissan (siehe Spiegel) mussten bis zu 6,5 Millionen Fahrzeuge zurückrufen – bei manchen Airbags bestand sogar Explosionsgefahr. Hier jedoch waren es Versehen – bei VW war es ein krimineller und staatsfeindlicher Akt der systematisierten Täuschung, des großflächigen Betruges und des professionalisierten Gesetzesbruches, Elemente, die die Massenmorde des Hitlerregimes von anderen Massenmorden unterschieden – alles unter der Führung eines Mannes, der erst kürzlich noch als einer der „erfolgreichsten Chefs der Welt“ gefeiert wurde (siehe Handelsblatt).

Viel perverser als die Schleichwerbung sind jedoch die Ratingevents, in denen sich ein ganzes Volk einem „rating“ unterzieht. Gemeint sind jene „Shows“, die seriell zum Zwecke der Unterhaltung Verlierer produzieren: Deutschland sucht den Superstar, Dschungelcamp, Voice of Germany, das Supertalent, Wetten dass, wer wird Millionär, Let´s dance und wie sie alle heißen: Deutschland ist im Ratingfieber der künstlich geschaffenen Pseudowettbewerbe, in denen stetig jeglichem Leben ein Wert beigemessen wird, ein Stellenwert …. der es von „unwertem Leben“ unterscheiden soll. Die „Wettbewerbsfähigkeit“ wird überlebensnotwendig, der Sozialdarwinismus schlicht sich auf geniale Art zurück in das Leben der Menschen – angefangen vom „Guinnes-Buch der Rekorde“ bis hin zum Götzen Fussball.

Ach ja: Fußball. Hier kann sich der kruppstahlharte, windhundschnelle und lederzähe deutsche Mann in einer künstlich eng definierten (und somit eigentlich sinnlosen) Umwelt beweisen und so die Überlegenheit des neoliberalen Menschenbildes demonstrieren, um dann endlich von den Medien als Meinungsbildner wahrgenommen zu werden. Möglich ist das dank enormer Spenden aus Industriekreisen, deren Begrenzung jetzt schon wieder verhindert wurde (siehe Spiegel), weiterhin dürfen „Investoren Fußballklubs mit Geld zuschütten„, um die Rankingorgie deutscher Städte weiter laufen zu lassen. Man weiß sehr genau, warum man dort investiert: Fussball tradiert die Werte des neoliberalen (oder faschistischen) Menschenbildes perfekt, läßt eine Hand voll Sieger zu Millionären werden – und eine absolute Mehrheit zu Müll.

Vergessen wir oft: die „the winner takes all“-Mentalität (zu Deutsch: alles gehört dem Führer) produziert für einen Gewinner neunundneunzig Verlierer – jedenfalls in der echten Welt, in der nicht die begrenzten Laborbedingungen von „König Fußball“ vorherrschen. Die Folgen sind katastrophal: hier liegt der Urgrund für allen Hunger, alle Armut, alle Vertreibung in der Welt – um nur ein paar Elendsfaktoren aufzuzählen, die durch den neuen faschistoiden „Leistungskult“ (der eigentlich ein Räuberkult ist) ins Leben gerufen wurden. Schauen wir uns die Fakten kurz einmal an (siehe ntv):

Zum dritten Mal in Folge ist das weltweite Vermögen im vergangenen Jahr gewachsen. Das globale Brutto-Geldvermögen der privaten Haushalte stieg 2014 laut einer Allianz-Studie um über sieben Prozent auf den Rekordwert von 136 Billionen Euro. „Damit könnten die privaten Haushalte sämtliche Staatsschulden der Welt ungefähr dreimal tilgen“, sagte Allianz-Chef Oliver Bäte.

Wie die Studie zeigt: gerade in Deutschland zementiert sich die Ungleichheit, wir haben wieder eine Gesellschaft, in der die (neoliberale) „Partei“ und ihre „Goldfasane“ vom Leistungswahn des Pöbels richtig absahnen, während für die Hamster im Rad nichts übrig bleibt (siehe dasmädchenimpark):

„Natürlich beeinflusst eine solche Auffassung von Wirtschaft zuallererst unsere Arbeitswelt. Symptomatisch sind die Schwächung der Gewerkschaften, die Flexibilisierung (heißt: Prekarisierung) von Arbeitsverhältnissen und ein flächendeckender Rückgang der Lohnquote: Der Anteil der Einkommen, der an die Arbeitnehmer fließt, wird also immer kleiner. Gleichzeitig werden Sozialausgaben gekürzt. Die zwangsläufige Folge ist die inzwischen wohlbekannte Schere zwischen Arm und Reich, die immer weiter auseinandergeht.“

Wir – die Gemeinschaft der deutschen Bürger, ebenso die Gemeinschaft der europäischen Bürger oder die Gemeinschaft der Weltbürger werden immer ärmer … und leben ein Leben in Angst, welches im Prinzip (und nur im Prinzip, noch nicht in der totalen, endgültigen Ausformung, wo es um die komplette Ausrottung unwerten Lebens geht) dem Leben im Dritten Reich ähnelt: unsere Angst ist die „Angst vor Überflüssigkeit“ – so als hätte es nie zuvor einer Erklärung der Allgemeinen Menschenrechte, eine französische Revolution oder eine christliche, humanistisch orientierte Religion gegeben (siehe Süddeutsche):

„In unserer Gesellschaft sind wir extrem auf Leistung gepolt, da dürfen Angestellte natürlich niemals durchleuchten lassen, dass sie nicht 180 Prozent Gas geben. Wenn diese Menschen dann auch noch das Damokles-Schwert des drohenden Jobverlusts über sich spüren, dann geben sie schon aus reinem Selbstschutz vor, mehr zu tun, als sie wirklich leisten. Das hat mit Faulheit nichts zu tun, sondern damit, dass Menschen an ihre Grenzen getrieben werden und ihnen nichts anderes mehr übrig bleibt.“

Spüren Sie schon, wie der Geist der „Vernichtung durch Arbeit“ wieder Realität geworden ist? Merken Sie, wie Sie selbst durch fortlaufende Selbstoptimierung an ihrer eigenen Vernichtung arbeiten? Auch an ihrer physischen? Der Herzinfarkt mit 38 fällt nicht vom Himmel: da wurde vorher intensiv dran „gearbeitet“ – mit Überstunden, Leistungsdruck und Dauerängsten.

Ich könnte Ihnen noch viel erzählen über das faschistoide System des Neoliberalismus, Dinge, die sie verblüffen würden, Dinge, die einen Hitler freuen würden: Auto und Radio waren ihm enorm wichtig, deshalb hat er Volkswagen gegründet (ja: da hat Verbrechen Tradition) und Autobahnen bauen lassen, ebenso begrüßte er den Volksempfänger (siehe Spiegel): sein deutsches Volk wohnte im Eigenheim, fuhr so oft es ging mit dem Auto und hörte Radio … heute müßte man da allerdings eher den Fernseher nennen. Seltsam, wie sehr seine Vorstellung vom Alltagsleben unseren Alltag gestalten – nicht seltsam allerdings, wenn man sich erinnert, dass wir in einem neuen totalitären System leben: ihre Methoden zur „Bespaßung“ (bzw. Ablenkung) der Massen sind halt immer die gleichen. Leider haben wir nicht mehr so viele Dokumente zum Volkskühlschrank oder der Volkswohnung, die das Bild vervollständigen könnten (und auch für uns enorm wichtig sind). Auch bei uns wird „der neue Mensch“ in breiter Front als selbstverständlich in den Medien vorgestellt, beworben und als alternativloser sozialer Standard eingeführt, ohne dass wir das noch groß bemerken.

Uns läuft allerdings langsam die Zeit davon, weshalb wir uns jener neuen Qualität zuwenden müssen, die Sie ganz persönlich betrifft … und die unsere Zeit von der des Dritten Reiches qualitativ unterscheidet: früher war es der SA-Mann auf der Straße, der für „Ordnung“ sorgte (was führende Hip-Hoper heute noch begeistert) …heute haben wir den SA-Mann im Kopf. Ja – auch totalitäre Systeme entwickeln sich weiter, werden schlauer, raffinierte, hinterhältiger (wie VW zum Beispiel). Gemeint es etwas, was sich als fünfte Kolonne des Neoliberalismus von hinten nähert – in einem scheinbar spirituellen Gewande, der „Esoterik“.

Während echte Esoterik (man kann auch sagen: Religion) von den Machthabern weit an den gesellschaftlichen Rand und darüber hinaus verbannt worden ist, feiert die Tradition der „falschen Christen im Westen“ (so Alfred Schütze in seinem Werk „Das Rätsel des Bösen) beständig neue Höhepunkte in Form des „positiven Denkens“ und all seiner Spielarten, die alle das gleiche Thema haben: wer erfolglos ist, wer Probleme hat, wer arm ist, krank, einsam, allein (wobei letztere eigentlich den Dauerzustand des erfolgreichen, ständig auf Wettkampf und Konkurrenz getrimmten egoistischen neoliberalen Charakters) ist selbst schuld an seiner Misere: er denkt einfach falsch. Jeder kann es schaffen, jeder hat das Zeug dazu, wenn er nur die Parolen des Neoliberalismus (die es in verschiedenen Spielarten gibt) wortgetreu nachplappert und in sein Gehirn stanzt. Vorgegaukelt wird uns das – völlig irre und wahnhafte – Bild einer Welt, die nur aus Multimillardären bestehen wird, wenn alle nur positiv genug gedacht haben: endlose Welten mit endlosem Reichtum werden als vorhanden vorausgesetzt, um den Wahn weiter nähren zu können.

Vorbei ist die Zeit, wo man sich als „in die Welt geworfen“ verstehen durfte (Sartre) – in eine Welt, die gefallen war und der Erlösung bedurfte (Christus). Unsere Welt ist perfekt – und wer in ihr nicht zurecht kommt, ist „Waste“ – Müll, selbstverständlich arbeiten Firmen, die diese Volksratings betreiben, eng mit den Geheimdiensten zusammen, um die Herrschaft der Herrchen zu sichern(siehe Zeit).

Will man nun Widerstand leisten, so ist hier zuallererst anzusetzen – doch bei den meisten ist der Kampf schon verloren, wie man anhand des Krieges auf deutschen Autobahnen (die man eigentlich treffender Mörderbahnen nennen müßte – oder Hitlers Triumph) (siehe FAZ), des Bildungsterrors gegen die deutschen Kinder und des Statuswettkampfes in der Vorortsiedlung unschwer erkennen kann: das Auto mit dem höchsten Verletzungspotential und der höchsten Umweltverschmutzung erzielt die besten Verkaufsergebnisse  – akutell gibt es das sogar mit Schutzausrüstung vor Biowaffen (siehe Chip-online).

Dann muss man erkennen, dass man in einem der denkbar schlechtesten politischen Systeme lebt: dem Totalitarismus, den wir heute mal – um seine Gefährlichkeit zu demonstrieren – Faschimus genannt haben (auch zu Recht, wie ich meine). Wenn wir dann verstanden haben, dass wir nicht Götter auf dem Ponyhof sind, sondern Opfer im Gulag, können wir anfangen über die nächsten Schritte zu sprechen – die sicher nicht angenehm und zum Wohlfühlen geeignet sind.

Oder aber wir marschieren weiter im Geichschritt, passen uns überall an, sind jederzeit und überall widerspruchslos einsetzbar, sind … schlimmer dran als die Sklaven im alten Griechenland, die sich zum Zwecke der bestmöglichsten Ausbeutung ihres Lebens nicht noch dauern selbst optimieren mussten – dafür sorgte damals noch der Sklaventreiber.

Im Rahmen der Einsparprogramme machen wir den heute selbst, sind „marktkonform, wettbewerbsfähig, selbstdiszipliniert, anpassungsbereit, flexibel, egoistisch, aktiv und unternehmerisch“ … und tun so, als ob wir niemals altern würden, leben in einem neuen totalitären System und faseln dauernd von Freiheit.

Kündigen Sie in Deutschland einfach mal grundlos ihren Ausbeutungsplatz (ohne auf Vermögen aus früheren Raubzügen zurückgreifen zu können): sie werden sehen, wie „frei“ sie dann sind.

Vogelfrei.

 

 

 

 

Das Vierte Reich

Mal ehrlich: das Leben ist doch schön, oder? Habe gestern mal die Gelegenheit genutzt, wieder einen Tag als Waldmensch zu leben - so gut es geht. Echte Wälder haben wir seit Jahrhunderten nicht mehr, die deutsche  Forstwirtschaft hat alle Ursprünglichkeit ausgerottet - aber im Nationalpark Nordeifel findet man ... jenseits der Kahlschlagstellen, an denen alte Bäume dem neuen Nationalpark weichen müssen - noch einige Stellen, die seit fünfzig Jahren unberührt sind. Überwältigend, was man dort an Farben, Formen, Gerüchen, Klängen und Empfindungen genießen kann - und welch´ Wunder, das man auch gerade mit den richtigen Sinnen dafür ausgestattet ist, den Glanz auf Tautropfen oder das sanfte Gras unter den Füssen genießen zu können: die Welt ist perfekt und der Mensch mittendrin als genießerische Krone der Schöpfung gut aufgehoben. Doch irgendwann ... endet der Traum von der perfekten Welt, in der das Essen völlig umsonst auf Bäumen, Sträuchern  und in der Erde wächst und man landet in der Wirklichkeit der zerbrechenden europäischen Kultur - nichts anderes ist das, was wir gerade erleben.

Mal ehrlich: das Leben ist doch schön, oder? Habe gestern mal die Gelegenheit genutzt, wieder einen Tag als Waldmensch zu leben – so gut es geht. Echte Wälder haben wir seit Jahrhunderten nicht mehr, die deutsche  Forstwirtschaft hat alle Ursprünglichkeit ausgerottet – aber im Nationalpark Nordeifel findet man … jenseits der Kahlschlagstellen, an denen alte Bäume dem neuen Nationalpark weichen müssen – noch einige Stellen, die seit fünfzig Jahren unberührt sind. Überwältigend, was man dort an Farben, Formen, Gerüchen, Klängen und Empfindungen genießen kann – und welch´ Wunder, das man auch gerade mit den richtigen Sinnen dafür ausgestattet ist, den Glanz auf Tautropfen oder das sanfte Gras unter den Füssen genießen zu können: die Welt ist perfekt und der Mensch mittendrin als genießerische Krone der Schöpfung gut aufgehoben. Doch irgendwann … endet der Traum von der perfekten Welt, in der das Essen völlig umsonst auf Bäumen, Sträuchern  und in der Erde wächst und man landet in der Wirklichkeit der zerbrechenden europäischen Kultur – nichts anderes ist das, was wir gerade erleben.

Wann fing das Ende an?

Nun, für uns deutsche Bürger war das Ende deutlich abzusehen: die Geburt des Vierten Reiches aus dem Geist der Agenda 2010 habe ich es genannt – im April 2009. Aktuell merkt man, das auch der Rest Europa mit Unbehagen auf den neuen deutschen Geist starrt – so berichtet die „Welt“ über eine ganze Reihe von Publikationen, die vor dem Vierten Reich warnen:

„Das vierte Reich – Deutschland erobert Europa“

Schön zu sehen, das auch andere inzwischen merken, das sich ein besonderer Geist in Deutschland erhebt, ein Geist, der das Land schon einmal an den Abgrund geführt und mit einem kräftigen Schubs darüber hinaus befördert hat.

Das Bild des Vierten Reiches beschäftigt mich schon länger – seien es die Stasi-Methoden mancher ARGEn, die gezielte Züchtung einer gewaltbereiten Unterschicht, die Etablierung einer Ethik zersetzenden Korruptionskultur, die psychische (und letztlich auch physische) Vernichtung durch Arbeitslosigkeit (von anderen als Mechanismen psycho-sozialer Zerstörung beschrieben) oder die Entwicklung eines neuen von asozialen Maximen bestimmten Feudalsystems .

Natürlich sind diese Betrachtungen geschrieben im Sinne von „Worst Case“ -Szenarien, um einer journalistischen Aufgabe gerecht zu werden, die in den staatlich gewünschten Jubelchören der öffentlichen Medien immer weiter vernachlässigt wird: die Warnung vor Untiefen des gesellschaftlichen Lebens. Das es diese Untiefen gibt, haben gerade wir in Deutschland erleben müssen, weshalb man von Seiten der Regierung nicht verwundert sein dürfte, das historisch gebildete Menschen den Hartz-IV-Unfug nicht gerade auf die leichte Schulter nehmen – völlig jenseits der Diskussion um Regelsatzerhöhungen ist dort ein System etabliert worden, das Menschenrechte mit Füssen tritt … und sich bei etwas anderer Gesetzeslage zu einer fürchterlichen Furie auswachsen kann: das Verbot von Mischverwaltungen war mit Hinblick auf ihr Missbrauchspotential im Dritten Reich weise gewählt. Nicht so weise scheint mir in diesem Zusammenhang die vorgenommene Verfassungsänderung in dieser Hinsicht zu sein.

Schwarzmalerei gehört zum Geschäft verantwortungsbewusster Journalisten, da wir uns aber von einer demokratischen Gemeinkultur fortbewegen, wird sie von der Regierung nicht mehr gewünscht  – und von den Geldgebern der Medien ebensowenig. Das DAX reagiert sensibel auf schlechte Nachrichten und am DAX hängt, zum DAX drängt doch alles. Darum sind schlechte Nachrichten unerwünscht, die Wirklichkeit ist dem DAX nicht zuträglich.

Schlimm nur, wenn der DAX dann einfach so ohne öffentlich erkennbaren Grund 25% seines Wertes verliert und so demonstriert, das die Wirtschaftsexperten, Börsenfachleute und Investmentspezialisten das von ihnen geschaffene System überhaupt nicht mehr verstehen und sich mit Erklärungen für sein unerklärliches Verhalten gegenseitig überbieten … um nur weiter irgendwie „Experten“ sein zu können – wobei, nebenbei bemerkt – die immer wiederkehrende Erklärung des „Fat Finger Trade“ der Gipfel der Unverschämtheit ist. Gleichzeit ist dieses Erklärungsmodell aber entlarvend für das ganze System und demonstriert deutlich sein Ende: wo ein einziger Mensch mit einem unbedachten Knopfdruck die Weltwirtschaft ins Chaos stürzen kann, ist das ganze System grundsätzlich gemeingefährlich.

Das das niemanden zu stören scheint, das man solche Möglichkeiten gelassen hinnimmt, ist beängstigend – aber diese Angst ist ein guter Nährboden für das Vierte Reich, wo der Bürger sich fühlt wie ein alter Germane: ein Fingerzeig der Götter konnte sein ganzes Leben vernichten. Viele Jahrtausende haben wir – beginnend mit der griechischen Philosophie – daran gearbeitet, diese Angst vor dem Zorn der Götter aus dem Alltagsleben zu verbannen, nur um am Ende zu erleben, das sie in Form dicker Maklerfinger zurückkehrt.

Ob es da schon Menschen gibt, die das Gebet zur Beruhigung des DICKEN FINGERS  sprechen, ist mir nicht bekannt – ich rechne aber mit dem Schlimmsten.

Die Krise des Westens – die Ungleichheit zerreißt uns“ heißt ein aktuelles Essay von Georg Diez  im Spiegel. Es behandelt die Reaktionen der Justiz in England auf die Krawalle –  juristische Exzesse als Antwort auf die Plünderungsexzesse, das Abschalten des Mobilfunknetzes in San Franzisko als Unruheprophylaxe und die Reaktionen der deutschen Presse auf die Breivikmorde in Norwegen:

Was die drei Geschichten gemeinsam haben? Es werden kurzfristig wesentliche Grundsätze der westlichen Demokratie zur Disposition gestellt. In Großbritannien ist es die Unabhängigkeit der Justiz. In den USA sind es das Recht auf freie Meinungsäußerung und die Versammlungsfreiheit. In Deutschland ist es in einer Art freiwilliger Selbstzensur die Pressefreiheit. 

Ein Artikel, der bemerkenswert ist … einerseits klingt er kritisch, andererseits beruhigt er. Er suggeriert, das die Wächterfunktion der Presse noch vorhanden ist, läßt aber nebenbei einfließen, das die Verletzungen wesentlicher Grundsätze der Demokratie nur  „kurzfristig“ seien. Unbeachtet bleibt, das hier permanent Grenzen überschritten werden, die der Westen in jahrhundertelanger Kleinarbeit mühevoll aufgebaut hat. Unbeachtet bleibt, das jede dieser Überschreitungen einen Präzedenzfall darstellt, der weitere Überschreitungen leichter macht und im Großen und Ganzen eine neue Kultur gebiert: die Kultur des Vierten Reiches.

Manager wissen das, in einem Diskurs über ethisches Management erwähnt der Harvard Business Manager:

Forschungsergebnisse zeigen: Wenn wir kleine Regelverletzungen akzeptieren, billigen wir wahrscheinlich auch zunehmend größere Verstöße. Vorausgesetzt, jeder einzelne Regelbruch wiegt immer nur etwas schwerer als der vorhergehende.

Die Handlungsempfehlungen sind entsprechend deutlich:

Um zu verhindern, dass sich unethisches Verhalten einschleicht, sollten Manager selbst auf belanglos erscheinende Verstöße reagieren und sofort etwas dagegen unternehmen. 

Im Konzern schützt die „Null-Toleranz-Politik“ das Unternehmen vor massiven wirtschaftlichen Verlusten, denn dort, wo es an Ethik mangelt, blühen Selbstbereicherungsmentalitäten auf, die letztlich das Unternehmen in den Bankrott treiben – und dort, wo Wirtschaft, Medien und Politik an unethischem Verhalten gut verdienen, scheint es so gut wie unmöglich, diesen Kurs ohne einen Totalzusammenbruch des Systems zu ändern.

Konzerne haben Erfahrungen mit solchen Entwicklungen, sie wissen um die Dimensionen, die unethisches Verhalten nach sich ziehen kann, siehe Wikipedia:

Am 15. November 2006 wurde bekannt, dass gegen Peter Hartz in Braunschweig ein Strafverfahren wegen Untreue als VW-Vorstand in 44 Fällen eröffnet wurde. Ihm drohte für jede dieser 44 Taten eine Geld- oder Freiheitsstrafe bis zu 5 Jahren und damit als Gesamtstrafe eine Freiheitsstrafe bis zu 15 Jahren.

Am 17. Januar 2007 gestand Hartz in der auf lediglich zwei Verhandlungstage angesetzten Gerichtsverhandlung alle 44 Klagepunkte ein.

Der Gesamtschaden dieser Schmiergeld-Affäre beträgt 2,6 Millionen Euro, wovon Hartz fast zwei Millionen Euro an den damaligen Chef des Betriebsrats Klaus Volkert gezahlt hatte.

Darum ist die von Herrn Diez vorgenommene Einschätzung, das es sich um „kurzfristige“ Erscheinungen handelt, sehr optimistisch. Berücksichtigt man die Erfahrungen aus großen Konzernen, so muss man sagen, es handelt sich hierbei nicht um einen harmlosen Schnupfen, sondern um Krebs, der sich ausbreitet und die Gesellschaft zersetzt.

Wo das endet, haben wir im Dritten Reich erlebt:  es fängt an mit markigen Worten und endet – ganz logisch und vernünftig – in Massenvernichtungslagern „unwerten“ Lebens.

Wir vergessen und verdrängen nur allzu gerne die Erfahrung, wozu die Gemeinschaft der Deutschen einmal fähig war. Es sollte nicht verwundern, das die europäischen Opferländer das nicht so leicht vergessen – und das sie Erfahrungen machen, die unangenehmer Erinnerungen wach rufen, hier nochmal die „Welt“:

Der bekannte griechische Komponist Mikis Theodorakis rief angesichts des Sparzwangs ebenfalls den Krieg in Erinnerung: „Wir werden ein fremdes Volk im eigenen Land. Das ist uns nicht einmal unter der deutschen Besatzung passiert.“

Im Juli klebte eine Gruppe Demonstranten ein Hakenkreuz auf das Schild des deutschen Generalkonsulats in Thessaloniki und hielten ein Transparent hoch, auf dem stand: „Völker Europas, wir haben den selben Feind“.

„Fremde im eigenen Land“ zu sein – das widerfährt hier jedem Arbeitslosen, vielen Rentnern und den meisten Kindern. Das Vierte Reich interessiert sich noch nicht mal mehr für den Schutz arischen Lebens – auch die großen, blonden, blauäugigen Herrenmenschen werden aussortiert wenn sie nicht genug Geld durch Anlagebetrug erbeuten, zu alt oder zu jung sind, um Versicherungen erfolgreich zu verkaufen: so gesehen, schaltet das Vierte Reich nochmal einen Gang höher.

Wen wundert es da noch, das zunehmend Stimmen laut werden, Deutschland aus der EU zu werfen und so den Euro und Europa zu retten bevor Hartz IV zum wichtigsten deutschen Importartikel wird und zum Meilenstein deutscher Machtergreifung im Europa des 21. Jahrhunderts.

Werden diese Werte bewußt gesetzt oder ergeben sie sich aus dem Zeitgeist – das ist die entscheidende Frage, die sich uns in diesen Tagen stellt. Wir tendieren zum „Zeitgeist“, der es einem Herrn Breivik als ganz normal erscheinen lässt, einfach mal siebzig Menschen aus Gründen des Selbstmarketings zu erschießen. Die sogar von Georg Diez beschriebene freiwillige Selbstzensur der Presse inklusive der in Deutschland deutlich zu beobachtenden medialen Hetzjagd auf Langzeitarbeitslose läßt aber eher darauf schließen, das die „interessierten Kreise“ ganz bewusst eine Saat säen, die ganz Europa verändern soll: aktuell erfreuen sich die Portugiesen jenes Systems, das sich ein krimineller Manager ausgedacht hat und das in politischen Kreisen in Deutschland höchste Wertschätzung genießt.

Wer nun denkt, ich übertreibe mal wieder (was ich im Prinzip gerne mache), der sei auf die neuesten Hartz-IV-Bonbons verwiesen, auf die der saarländische Datenschutz hinweist:

Frau Thieser beschreibt dort unter anderem einen Fall, bei dem ein Mitarbeiter einer Behörde über die Straße rief, man solle ihm die Haustür öffnen, da man wisse, dass die betroffenen Personen gerade daheim seien. Danach wussten die anwesenden Nachbarn natürlich darüber Bescheid, dass die Personen bereits eine Sozialleistung beziehen oder diese beantragt haben. Die Gespräche im Amt seien oftmals problematisch. So hätte man häufig die Gespräche an den Schreibtischen des benachbarten Mitarbeiters problemlos mithören können. Auch wurde Kritik geäußert, ein Gesundheitsamt habe medizinische Diagnosen eines Leistungsempfängers an eine Hartz-IV-Behörde übermittelt. Die Behörde prüfte übrigens gerade, ob beim Antragsteller eine Arbeitsunfähigkeit vorliegt.

Wer nun meint, er sei gerade „in Arbeit“ und habe mit dem ganzen System nichts zu schaffen, der solle sich mal vergegenwärtigen, das es nur ein ganz kleiner Schritt ist, eine ganz kleine Gesetzesänderung, die letztlich dazu führen kann, das diese Behörde prophylaktisch auch das Privatleben von arbeitenden Bürgern durchleuchtet, um sicherzustellen, das ihr Lebenswandel ihre Arbeitsfähigkeit nicht in Gefahr bringt.

Kann man wirklich guten Gewissens rauchen, Alkohol trinken, Motorsport betreiben oder Schokolade lieben, wenn man weiß, das man dadurch ganz schnell krank und somit zur Last für die Allgemeinheit werden kann, auf deren Kosten man sich dann ein gutes Leben macht?

Darf der Staat als Hüter der Gemeinschaft der Versicherten hier wirklich untätig zuschauen?

Müssen wir wirklich jeden Fleischesser mit durchfüttern, wenn seine Ernährungsgewohnheiten im frühen Alter zur Arbeitsunfähigkeit führen und er so der Gemeinschaft der Beitragszahler auf der Tasche liegt?

Ich kehre heute zurück in jenes Paradies von Farben, Formen, Gerüchen, Klängen und Empfindungen. Was ich mitnehme, ist der Ballast einer Gesellschaft, die bei lebendigem Leibe zerbricht und ein Viertes Reich gebiert. Arno Luik hatte bereits 2004 davor gewarnt:

„Notwendige Reformen“, die „ohne Alternativen“ sind – dieses Reden hat
einen totalitären Charakter. Ein Verdacht: Die Reformer argumentieren so
apodiktisch, weil sie genau wissen, mit
dieser Politik zertrümmern sie so ziemlich alles, wofür die „Soziale Marktwirtschaft“ der Bundesrepublik Deutschland
einst stand: ein sozialer Staat, der dafür
sorgte, dass die privaten Risiken Alter,
Arbeitslosigkeit, Krankheit grundsätzlich kollektiv abgesichert wurden.
„Modell Deutschland“ nannte das voller
Stolz der sozialdemokratische Kanzler
Helmut Schmidt.
Verteidigen also die CDU/
SPD/CSU/FDP/Grünen-Politiker ihre
Reformphilosophie deshalb so vehement, weil sie wissen, dass sie einen
Putsch von ganz oben machen? Einen
Putsch? Ja, die Agenda 2010 und Hartz
IV sind Chiffren für den konzertierten
Angriff von ganz oben auf den Sozialstaat. Sie nennen es „Umbau“ – doch die
Wortwahl kaschiert nur den qualitativen
Sprung in ein anderes Gemeinwesen.

Das andere Gemeinwesen … kann ganz schnell das Vierte Reich werden.

Wer nun meint, das Vierte Reich sei trotzdem ganz toll, weil man als Deutscher ja mittendrin wohnt, und wieder „wer sei“, sei an ein paar Worte erinnert, die 1995 im Deutschen Bundestag gesprochen worden sind:

Prof. Wladyslaw Bartoszewski, Minister für Auswärtige Angelegenheiten der Republik Polen:

Während des Krieges hat das nationalsozialistische Regime viele Völker gequält und geschändet.
Am Ende bleibt nur noch ein Volk übrig, um gequält, geknechtet und geschändet zu werden: das eigene, das deutsche Volk. Immer wieder hat Hitler ausgesprochen: wenn das deutsche Volk schon nicht fähig sei, in diesem Krieg zu siegen, dann möge es eben untergehen.

Im Sinne der Schöpfer des Dritten Reiches hat das deutsche Volk versagt und ist zum Untergang zu verdammen. Das ist das, was Rechtsextreme nicht verstehen: für das Vierte Reich ist auch der Deutsche ein Untermensch, „unwertes Leben“, das nicht fähig war, dem „Führer“ einen Sieg zu schenken. Für dieses Versagen gehört das Volk eigentlich komplett ausgelöscht – weshalb religiöse Phantasten wie Horst Mahler falsch liegen: das Vierte Reich wird vielleicht vom deutschem Boden aus starten, aber für Deutsche selbst wird es keinen Logenplatz mehr geben.

Das Vierte Reich hat andere Helden, Stoßtruppführer im Stahlgewitter, von Joschka Fischer heldenhaft verteidigt, wie Jutta Dithfurt berichtet:

1982 erhielt Ernst Jünger den Goethepreis der Stadt Frankfurt am Main. Nachdem wir (die Autorin war von 1981 bis 1985 linke grüne Stadtverordnete; J.D.) Textauszüge aus Jüngerschen Werken veröffentlicht hatten, Veto gegen die öffentliche Anerkennung faschistischen Gedankenguts einlegten und Widerstandsaktionen ankündigten (und auch durchführten), brach in der alten BRD ein heftiger, wochenlanger Tumult los. Bürgerliche AntifaschistInnen fanden wir auf unserer Seite, Josef Fischer und seine Gang verteidigten hingegen Jünger. Die Feuilletons der Republik waren tief gespalten.
Jünger bekam schließlich, durch ein Spalier von Polizisten in die Paulskirche schreitend, seinen Preis. Zu diesem Preis hatte er eine ganz persönliche Beziehung: Im Oktober 1930 hatte Jünger versucht, mit zwanzig von Goebbels bestellten SA-Männern eine nazikritische Rede zu stören, was schließlich zu einem Tumult mit Polizeieinsatz führte. Die Rede wurde von Thomas Mann gehalten, dem Goethepreisträger von 1949.

Und wieder schließen sich Kreise, die verständlich machen, warum sich in Europa eine Front gegen Deutschland bildet und man das neue, Vierte Reich nur mühsam in alten politischen Klischees abbilden kann.

Fischer habe den Preisträger als antibürgerlichen »Fighter« geschätzt, dann als »Drogen-Jünger«, schließlich als Zivilisationskritiker – so zu lesen in der „Zeit“.

Die Frage, an welcher Art Europa diese Menschen, die Zivilistionskritiker, antibürgerliche Fighter und Drogen-Jünger schätzen, bauen, erzeugt Unbehagen – aber erklärt, wieso die „wesentliche Grundsätze der westlichen Demokratie zur Disposition gestellt“ werden und es zunehmend ein Unbehagen mit der Rolle der Berliner Republik im Europäischen Großraum gibt.

Es könnte gut sein, das der Schatten, den das Vierte Reich wirft, schon viele kleinere Länder mit Schrecken erfüllt.

 

Arbeitslose Frauen? Ins Bordell – per Gesetz. Das Vierte Reich als Korruptionskultur.

Wenn die ARGE - Pardon, das Jobcenter - ihre Tochter, ihre Enkelin oder Ihre Ehefrau zum Anschaffen ins Bordell schickt ... glauben Sie dann, das in diesem Land etwas nicht stimmt? Sie meinen, das ginge nicht? Oh, tut mir leid - da irren Sie. Das geht in diesem Land. Prinzipiell kennen wir keine Untergrenze bei der Zumutbarkeit von Beschäftigung, nur die Tragweite dieses Gesetzes ist noch nicht allen bewußt. Marcel Raschke, Leiter des Jobcenters Aachen, macht so etwas - und scheint das gut zu finden. Interessant, das die englischsprachige Presse das erstmal ausgeschlachtet hat: die sind halt sensibler, was das Dritte Reich angeht.

Wenn die ARGE – Pardon, das Jobcenter – ihre Tochter, ihre Enkelin oder Ihre Ehefrau zum Anschaffen ins Bordell schickt … glauben Sie dann, das in diesem Land etwas nicht stimmt? Sie meinen, das ginge nicht? Oh, tut mir leid – da irren Sie. Das geht in diesem Land. Prinzipiell kennen wir keine Untergrenze bei der Zumutbarkeit von Beschäftigung, nur die Tragweite dieses Gesetzes ist noch nicht allen bewußt. Marcel Raschke, Leiter des Jobcenters Aachen, macht so etwas – und scheint das gut zu finden. Interessant, das die englischsprachige Presse das erstmal ausgeschlachtet hat: die sind halt sensibler, was das Dritte Reich angeht.

Nun wird nichts so heiß gegessen, wie es gekocht wird. Obwohl Prostitution inzwischen ein achtbarer Beruf ist, gilt per richterlichen Beschluss, das man Frauen eigentlich nicht dorthin vermitteln sollte. Aber was sagt uns das in erster Linie? Das der Gesetzgeber sich nicht scheut, so etwas erstmal möglich zu machen. Es zeigt, von welcher moralisch verwahrlosten und verkommenen Art die Menschen sind, die dieses Gesetz erdacht und verwirklicht haben: steuerfinanzierte Bordellgänger und machtmissbrauchende Zuhälter. In Griechenland wird so etwas jetzt wenigstens öffentlich angespuckt, in Deutschland jedoch versuchen wir noch zu verstehen, was eigentlich gerade aus unserer guten alten Bonner Republik gemacht wird.

Eigentlich (ein Wort, das man eigentlich gar nicht gebrauchen soll) sollte ich über diesen Vorfall gar nicht schreiben. Er macht Angst – zumindest all jenen Frauen, die in die Abhängigkeit der Männer des Jobcenters rutschen können. Angst zu bekommen ist aber manchmal wichtig. Gehe ich in der Nacht durch den Wald und der Löwe brüllt, dann macht es viel Sinn,  in einen handlungsbereiten, aktiven Zustand der gesteigerten Aufmerksamkeit versetzt zu werden. Das eigene Leben könnte davon abhängen. Ich weiß, wovon ich spreche: ich habe so etwas persönlich erleben dürfen.

Nun bekommen wir ja gerade eine Beruhigungspille nach der anderen verabreicht – nur leider sind diese Pillen nur Plazebos. Das Märchen von der gesunkenen Arbeitslosigkeit in Deutschland ist genauso falsch wie das Märchen von der Eurokrise, doch sie tun kurzfristig ihre Wirkung. Das Märchen von der sinkenden Arbeitslosigkeit gibt der verharzten Frau die Hoffnung, das sie nicht ins Bordell muss, das Märchen von der Eurokrise erlaubt den Asozialen, 25 % Zinsen von Griechenland  zu kassieren. Ja – wie glauben Sie haben wir sonst in der Krise finanzielle Zuwächse für Kapitalanleger erzeugt? Wir plündern mit Lügen nicht nur die Arbeitskraft des eigenen Volkes aus, sondern auch die Nachbarvölker.

Wir sind schlicht und einfach KRIMINELL geworden. Das ist der Unterschied zwischen der Bonner Republik und dem Vierten Reich, das sich aus der Asche von BRD und DDR erhoben hat. Wir wohnen in einem ganz neuen Land in dem ein ganz anderer Wind weht. Kriminelle Banden haben im Zuge der Wiedervereinigung die Schaltzentralen in Wirtschaft, Politik und Gesellschaft erobert – es ist fast wie in einem Krimi. Nur ist dieser Krimi nicht nach 90 Minuten zu Ende und hat auch kein Happy End. Wolfgang Hetzer, Leiter der europäischen Korruptionsbekämpfung, beschreibt dieses System in der Welt wie folgt:

Die Finanzwelt folgt der Logik der Mafia, nämlich der Orientierung am höchstmöglichen Gewinn bei minimiertem Risiko. Dazu werden alle Mittel eingesetzt, die Wirksamkeit versprechen, etwa in Kontakten mit Wirtschaft, Verwaltung und Politik. Die Vorstellung, dass die wirklich gefährliche Mafia sich durch Gewaltbereitschaft auszeichnet, ist naiv. Ihre große Gefahr ist ihr Einfluss, ihre Macht, indem sie Verbindungen aufbaut, korrumpiert, wirtschaftliche Gesetzmäßigkeiten zum eigenen, ungehemmten Vorteil umfunktioniert oder außer Kraft setzt. Das ist die Logik der Mafia.

Und wer denkt wie die Mafie, handelt wie die Mafia und aussieht wie die Mafia, der … ist halt auch eine kriminelle Vereinigung. Wolfgang Hetzer formuliert die Folgen deutlich:

Der Souverän nimmt die Dinge jetzt selbst in die Hand. Man glaubt den Politikern kaum noch. Die Menschen erkennen eine kleptokratische Kultur unter den Eliten.

Ausser natürlich in Deutschland, dem Heimatland der industriellen Massenvernichtung. Unsere Eltern und Großeltern haben den Horror noch live miterlebt – auf der Straße, nicht im Fernsehen. Hetzer zitiert auch bekannte Größen aus der Bonner Politik:

Norbert Blüm sagt, der Staat sei zum Schmierensteher von Zockern geworden. Jetzt muss der Zuhälter für das Treiben der Zocker einstehen. Er ist der Bürge der Milliardenverluste. Er bekommt die Rechnungen präsentiert. Und deutsche und französische Banken fürchten nichts mehr als den Staatsbankrott der Griechen, weil sie nämlich dann das viele Geld abschreiben und schwerste Verluste hinnehmen müssten. Also wird das noch vorhandene deutsche Steueraufkommen dafür eingesetzt, Leute rauszuhauen, die für die Lage, in der sie stecken, selbst verantwortlich sind.

Man sieht: erst verdienen die Gangster – Pardon, Bankster – an den Gerüchten über die Krise, dann verdienen sie an der Rettung des Landes, das sie in die Krise geredet haben. Hilfestellung leistet dabei ein langjährig gewachsenes Netzwerk von Politik, Wirtschaft und Gesellschaft, das dafür sorgt, das Promis jeder Art ihren Teil vom Kuchen abbekommen. 400 000 deutsche Millionäre fallen halt nicht einfach so vom Himmel, die wenigsten sind vom Typus des intelligenten tüchtigen Erfinders, der am Markt Glück gehabt hat. Die meisten bekommen einfach Riesenhonorare, können sich gegen den Reichtum gar nicht wehren, den sie aus eigener Kraft nie erwirtschaftet hätten.

In diesem Millieu darf es nicht verwundern, das mittlerweile Immobilienmakler Killer anheuern, um widerspenstigen Juristen einen Denkzettel zu verpassen, siehe Sachsensumpf. Das sind Dinge, mit denen man in Deutschland 2011 rechnen muss.

Das einzige, was uns noch zum Vierten Reich fehlt, ist jenes Ereignis, das die Lumpenelite braucht, um ihre Beute sicher ins Ausland schaffen zu können: wir brauchen einen Krieg.

Undenkbar?

Nach 66 Jahren Frieden in Europa ist ein neuer Krieg nicht vorstellbar? Das dachte man nach vierzig Jahren Frieden kurz vor dem Ersten Weltkrieg auch. War absolut unvorstellbar, das sie in dem kultivierten, zivilisierten reichen Europa nochmal ein Krieg etablieren konnte, niemand, der klaren Verstandes ist, hätte davon einen Nutzen haben können.

Trotzdem ist es passiert, es war der scheußlichste Krieg, den die Menschheit bis dahin erlebt hatte.

Wir sind aber schon in einem Krieg. Schon jetzt. 10000 Tote im Großraum Tripolis sprechen für sich, die Berliner Umschau benutzt das Wort Libyenkrieg ganz ungeniert. Ob das jetzt unser Sarajevo wird, das alternativlos zum Weltenbrand führt, kann man im Moment noch nicht sagen. Vielleicht greifen auch amerikanische Drohnen chinesische Hacker an … so ein Szenario wird ja gerade aktuell.

So hält man das Volk bei Laune. Die Frauen dürfen sich dann auf ihren Einsatz bei der „Truppenbetreuung“ freuen, die Männer dürfen an die Front. Deutsche Beamte machen das im Dienste des Konzerns EADS gerade vor.  Einsatzort: Saudi-Arabien. Kostenträger? Steuerzahler. Ein Zitat?

Mit dem Wissen der deutschen Beamten könnten die saudischen Sicherheitskräfte noch effizienter gegen die eigene Opposition vorgehen. Seit Monaten werden Demonstrationen in Saudi-Arabien gewaltsam unterbunden.

Und da glauben Sie wirklich, wer so denkt und handelt, würde Ihre Tochter nicht ins Bordell schicken? Schauen Sie sich die Gesichter der Täter in Politik und Wirtschaft einfach mal an: diese Knallchargen würden Ihre Tochter sogar freiwillig „einreiten“, wetten?

 

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