Dresscode

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Demokratie in Deutschland? In Europa? Welche Demokratie bitte?

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Freitag, 8.4.2016. Eifel. Es ist an der Zeit, mit dem Schreiben aufzuhören. Es ist auch Zeit, mit der Meinungsäußerung insgesamt aufzuhören, denn diese ist wertlos geworden. Sicher: wir können sagen, was wir wollen – nur bringt es nichts mehr. So erklärt sich leicht – ohne Zuhilfenahme von Hilfsargumenten – die wachsenden Zahlen von Nichtwählern und die „Demokratiemüdigkeit der Deutschen“ (siehe Spiegel). Ja, es gab Zeiten, da war die Äußerung von Meinung sehr gefährlich: schnell konnte sich ein Kampfgruppe von Bürgern bilden, die mit Fackeln und Mistgabeln zum Schloss zog, um den Baron zu vertreiben, der das Land bis aufs Blut aussaugte. Darum ist ja das Versammlungsverbot (das in Frankreich aktuell schon willkürlich von Behörden ausgesprochen werden kann) eingeführt worden: wo die Meinungen kein Volk mehr findet, das sie teilen und so eine schlagkräftige Truppe bilden kann, kann der Baron gut leben und weiter Mieten und Preise erhöhen sowie Steuern eintreiben.

Was sagen Sie? Wir leben in einer Demokratie? Wissen Sie überhaupt, wovon wir da reden? Wir können da gerne auf niedrigstem Niveau bleiben: lesen Sie dazu den aktuellen Wikipedia-Artikel, der enthält alles, was Sie wissen müssen. Ja, sie ist alt, die Demokratie. 3000 Jahre alt – soweit wir wissen. Wahrscheinlich noch viel älter: auch Stammesgesellschaften haben demokratische Strukturen. Seit 3000 Jahren hat die Demokratie und die Auseinandersetzung mit ihr ein einziges Ziel: die Herrschaft der Barone zu verhindern – also: der „Adelscliquen“. Damit ein Land als Demokratie gilt, müssen ein paar Prinzipien erfüllt werden: es muss ein Volk geben, dass sich die Verfassung selber gibt, ein Staatsgebiet, auf dem dieses Volk wohnt und das ihm gehört, die politische Willensbildung muss machbar sein, der Staat (als Nationalstaat) muss absolut souverän sein und die Regierung muss unblutig beseitigt werden können.

Gut: ein Volk haben wir. Ich will da jetzt auch keine Spitzfindigkeiten hören, ob dieses Volk jetzt gerade durch neues Volk ersetzt wird: dazu sind die Zahlen der Zuwanderer zu gering. Mir geht es da eher darum ob das Volk überhaupt ein Staatsgebiet hat. Nein – jetzt bitte nicht mit der „BRD-GmbH“ kommen: diese Mythen und Legenden sind abenteuerlich und durch Nichts zu beweisen, wir werden uns zu anderem Zeitpunkt mal um diese „Reichsbürger“ kümmern, die den Feudalstaat des Kaisers oder das Horrorreich des Führers wieder aus den Totengrüften der Geschichte heraufholen wollen – mit geht es darum, ob dem Volk hier überhaupt das Land gehört. Ja: nun schauen Sie nicht so – als Volk brauchen Sie Boden unter den Füssen, der Ihnen gehört … ansonsten sind Sie nur Gast. Wem hier was gehört: die Frage wurde das letzte Mal 1974 gestellt (siehe Stern):

„Am einfachsten ist es, den 357.092 Quadratkilometern deutschen Grund und Boden unterschiedlichen Gruppen von Eigentümern zuzuordnen. Zumindest im Westen. Die letzte umfassende wissenschaftliche Untersuchung erschien zwar schon 1974, also 16 Jahre vor der Wiedervereinigung, doch die Verhältnisse haben sich nach Expertenmeinung nicht grundlegend geändert. Hiernach sind zwei Drittel der Fläche der alten Bundesländer in privater Hand: Land- und Forstwirte besitzen 34 Prozent, Privatpersonen 22 Prozent, Gemeinschaftseigentümer 5,5 Prozent, Kleinunternehmer wie Handwerksmeister und Kaufleute 3 Prozent. Ein weiteres knappes Drittel gehört Bund, Ländern und Gemeinden, 4 Prozent besitzen die Kirchen, den Rest teilen sich Wohnungsgesellschaften, Banken und andere Unternehmen. Pro Jahr wechselt kaum mehr als ein zehntel Prozent der Fläche den Eigentümer. Nicht selten sind Wälder, Äcker und Wiesen seit Generationen, teils seit Jahrhunderten in der Hand einer Familie.“

Zwei Drittel des deutschen Staatsgebietes sind in privater Hand. Auch schön – im selben Artikel: jeder Deutsche hat ein Vermögen von 342000 Euro. Im Durchschnitt. Fragen Sie doch mal nach, wer Ihr Vermögen hat.

Bleiben wir bei dem Staatsgebiet: zwei Drittel gehören nicht dem Volk, sondern Privatleuten. 45 Prozent der Deutschen haben Grundeigentum (womit 55 Prozent schon mal „draußen“ sind und allein für das Grundrecht „wohnen“ schon Tributzahlungen leisten müssen), davon sind aber 60 Prozent verschuldet: der Nutzen ist also eingeschränkt (siehe rosalux.de) – richtig „Grund“ hat also nur eine kleine Minderheit, die mit diesem Grund automatisch immer reicher wird – was wir ja gerade merken. Das „Volk“ also – das halten wir mal fest – hat keine „Heimat“ mehr. Die ist verkauft worden, seine Souveränität ist vom Wohlbefinden der Eigentümer abhängig.

Halten wir uns nicht mit der Verfassung auf – hier ist kein Raum für Spitzfindigkeiten, die von der eigentlichen Machtfrage ablenken. Wir haben eine Verfassung (unter freundliche Mithilfe der Siegermächte) – und sie gehört zu den besseren der politischen Welt. Die politische Willensbildung ist organisiert, keine Frage – oder kanalisiert. 5000 Lobbyisten in Berlin, 15000 in Brüssel sorgen dafür, dass das Ergebnis der Wahl die wahren Machtverhältnisse nicht ändert – egal, was das Volk gerade denkt. Ach ja: Brüssel: da haben wir aktuell gerade wieder mal ein Beispiel, wie wenig Souverän eigentlich ein Nationalstaat ist.

Die Niederländer hatten ja abgestimmt – und wollten keine weitere Annäherung des Westens an die vom Bürgerkrieg zerrissene Ukraine, deren schleichende Angliederung an den „Westen“ die nationalen Interessen Russlands massiv bedroht … was weise Politiker berücksichtigt hätten. Und was bewirkt dieses „Referendum“? Nun – das „Sturmgeschütz der Demokratie“ klärt darüber auf (siehe Spiegel):

„Das Nein der Niederlande zum Assoziierungsabkommen mit der Ukraine hatte sich lange abgezeichnet. Dennoch herrscht nun Ratlosigkeit in Den Haag und Brüssel. Der einzige, wenn auch schwache Trost: Man kann sich Zeit nehmen für eine Reaktion, denn unmittelbare Folgen hat das Referendum vorerst nicht. Große Teile des Assoziierungsabkommens werden bereits seit November 2014 und Januar 2016 vorläufig angewandt, darunter der Teil, der den Handel betrifft – und daran ändert sich zunächst nichts. „Technisch gesehen läuft weiterhin der Ratifizierungsprozess“, erklärt eine Sprecherin der EU-Kommission.“

Auf gut Deutsch: es ändert sich gar nichts. Wir werden sogar darüber aufgeklärt, dass die Volksbefragung ja überhaupt nichts mit Demokratie zu tun hat:

„Es wäre kein Sieg der Demokratie, wie er von den Initiatoren des Referendums verkündet wurde, sondern das Gegenteil“, kritisiert Peter Van Elsuwege, Rechtsprofessor an der Universität Gent. Es wäre „äußerst zynisch“, würde man einem kleinen Teil der Bevölkerung eines kleinen EU-Staats gestatten, eine Einigung zu blockieren, die bereits von den Parlamenten aller anderen Mitgliedstaaten und vom Europaparlament gutgeheißen wurde.

Nun – ein eigenartiger Demokratiebegriff des Professors. Es heißt übrigens korrekt „Staates“ – und nicht „Staats“. Nur mal so am Rande bemerkt.

Hier wird einer „Diktatur der Masse“ nach dem Wort geredet: es gehört zum Urwesen der Demokratie, dass auch kleine Minderheiten Einigungen blockieren dürfen, Einigungen, von denen die Mehrheiten der von Parlamenten regierten Völker überhaupt keine Ahnung haben – oder können Sie mir ohne nachzuschlagen erläutern, was da für (friedensgefährdende) Abkommen mit der Ukraine geschlossen werden? Hat Sie überhaupt mal jemand gefragt, ob Sie Ärger mit Russland wollen, weil „wir“ „denen“ so auf die Pelle rücken? Wissen Sie, welchen Nutzen Sie von diesem neuen „Lebensraum im Osten“ haben? Mit Sicherheit nicht: das Abkommen hat über 1200 Seiten – und setzt einen neuen Meilenstein in der offensiven Politik des „Westens“ in der Kooperation mit Drittstaaten. Altkanzler Schmidt hielt dieses Vorhaben übrigens für „Größenwahn der EU-Kommission“ (siehe Spiegel).

Die EU-Kommission ist quasi die Regierung der EU, ihre Kommissare (28, unter anderem aus Lettland, Estland, Litauen, ein Deutscher ist auch dabei, siehe Europa.eu – womit es augenscheinlich in Ordnung ist, dass kleine Staaten mit kleinen Völkern über große Staaten mit großen Völkern herrschen … wenn die nur die „richtige“ Meinung haben) sind nicht demokratisch legitimiert, sie werden von den Regierungen der einzelnen Länder eingesetzt. Und damit: war es das mit der Demokratie in Europa. Ohne absolute nationale Souveränität (die schon allein aufgrund der hohen Staatsverschuldung nicht gegeben ist: hier regiert der IWF und die Weltbank schon mit) gibt es für das „Volk ohne Boden“ keine Demokratie.

Sicher, Sie werden sagen: „Uns geht´s gut!“. Das ist die Parole, die Angela Merkel für Deutschland ausgegeben hat, eine Parole, die ausgegeben werden musste, weil der Tatbestand des „Gutgehens“ im Alltag nicht mehr offensichtlich erkennbar und nur noch über gewagte irrationale Konstrukte überhaupt herzuleiten ist – früher war das mal der „Glaube“ an den „Endsieg“.

Es geht uns auch nicht schlecht. Jedenfalls nicht so schlecht, wie es uns in Zukunft gehen wird. Wir sind ja auch eine Bundes“REPUBLIK“, also eine Staatsform, in der das Gemeinwohl im Vordergrund steht. Nur: eine Republik kann auch von einem König geleitet werden, also Monarchie sein. Oder Feudalstaat. Oder: Bürokratur. Wir brauchen dazu keine Demokratie – manche halten sie sogar für gefährlich. Unser Bundespräsident hat dazu mal was in der Schweiz gesagt (siehe Tagesanzeiger):

«Die direkte Demokratie kann Gefahren bergen, wenn die Bürger über hochkomplexe Themen abstimmen», sagte Gauck an der Medienkonferenz im Landgut Lohn in Kehrsatz. Er sei ein überzeugter Unterstützer der repräsentativen Demokratie, mit der Deutschland «sehr gut fährt».

Wir fahren, ja. Das kann man auch für gut halten, das ist eine persönliche Meinung. Aber wohin fahren wir? Fahren an sich – ist kein Selbstzweck. Und dafür, dass er den Bürger persönlich als zu blöde ansieht, bei „hochkomplexen“ Themen eine Meinung bilden zu können, gehört der „Repräsentant“ sofort entlassen – und der Bereich der politischen Bildung maximiert. „Politische Bildung“ – das war damals, als das Volk noch unterrichtet wurde, was seine Herren im Einzelnen beschlossen, sie wurde kompromisslos durch „Geheimverhandlungen“ ersetzt. Der Schweizer Bundespräsident hatte dazu auch eine Meinung:

„Burkhalter konterte, die direkte Demokratie sei ein Teil der Schweizer Kultur. Dazu gehöre, zu akzeptieren, wenn die Bevölkerung gegen die Empfehlung der Behörden stimme. Die Stimme jedes Einzelnen sei wichtig. «Ich kann nicht ganz verstehen, weshalb die EU wegen dem Volksentscheid Forschungsabkommen mit der Schweiz gestoppt hat», sagte Burkhalter, denn die Personenfreizügigkeit gelte zurzeit noch.“

Ja, sie lesen richtig: es gab Sanktionen für die Schweiz. Wer nicht pariert, wird sanktioniert! Das gilt für Bürger wie für Staaten. Wie souverän Bürger und Staaten sind, die von Dritten sanktioniert werden können (als nicht parierender Arbeitsloser sogar bis zum Hungertod), dürfen Sie jetzt selbst entscheiden. Und bedenken Sie: wir sind erst am Anfang einer Entwicklung, die die EU schleichend zur Entmachtung des Volkes instrumentalisiert, d.h. mit der EU enden die Errungenschaften der französischen Revolution – also die Republik, der wir es momentan zu verdanken haben, dass unsere Regierungen in manchen Lebensbereichen noch halbwegs artgerechte Menschenhaltung fördern – jedenfalls so lange, bis die Macht der Barone so gefestigt ist, dass der Durchmarsch ihres Willens kein Widerstand mehr entgegengesetzt werden kann.

Doch kommen wir mal zu Ihnen. Ja, zu Ihnen persönlich – und Ihrem Ehering. Jetzt gucken Sie nicht wieder so irritiert, das Thema ist wichtig. Die Ehe ist ein heiliger Bund zwischen Menschen. Das Wort „heilig“ ist hier im Sinne von „heil“ zu verstehen, also etwas, dass völlig in Ordnung ist. „Heilig“ kann man auch als unreligiöse Wertung betrachten, es ist besser als nur „gut“. Eine Beziehungsform der besonderen Art, die als besonders verehrungswürdig auch von Homosexuellen angestrebt wird, die nicht nur steuerliche Vorteile anstreben sondern noch ein Gefühl für diesen besonderen Charakter der Willensbekundung mit Eidcharakter haben, der von menschliche Gemeinschaften seit Jahrtausenden besonders respektiert wird. Ihr Ehering ist das materielle Symbol dieses Eides – und somit der heiligste Gegenstand in Ihrem Leben … es sei denn, der Baron stört sich daran: dann hat er das Recht, ihn zu zerstören. Ja – drollig, oder? Selbst die heiligsten Gegenstände der „Demokraten“ sind vor der Macht der Barone nicht mehr sicher – dafür sorgt die moderne „Arbeitsgesetzgebung“, die ihrerseits  nur ein Instrument zur Unterdrückung der freien Entfaltung der Persönlichkeit geworden ist. Lauschen Sie mal genau auf diesen Fall (siehe Spiegel):

„Ich arbeite in einem Kindergarten in Norddeutschland. Neuerdings darf ich im Dienst keine Ringe mehr tragen, auch keinen Ehering, keine Uhr, keinen Nagellack. Alles, was an Händen und Handgelenken getragen wird, ist aus hygienischen Gründen verboten. Dürfen die mich wirklich zwingen, meinen Ehering abzunehmen? Kollegen, die den Ring schon so lange tragen, dass sie ihn nicht runterbekommen, sind gezwungen, ihn durchschneiden zu lassen.“

Diese Vernichtung des heiligsten Gegenstandes in Ihrem Leben ist … inzwischen Rechtens. Zum Wohle der Allgemeinheit. Das Zauberwort heißt: „Dresscode“.

„Der Chef darf meist bestimmen. Ein Arbeitgeber kann ein bestimmtes Erscheinungsbild vorschreiben, wenn er daran ein berechtigtes Interesse hat. Dies ist beispielsweise der Fall bei Anzug und Krawatte in der Bank oder einer Uniform im Fast-Food-Restaurant.“

Kleidung, Fingernägel, Haarschnitt: die Macht der Barone reicht schon längst in Ihre intimsten Bereiche hinein. Kleidung ist die „zweite Haut“ des Menschen, lange Haare: bei Männern ein Symbol für Stärke, Freiheit und Unabhängigkeit – nur der Sklave kommt kurz geschoren daher. Für Fingernägel gibt es schon ganz klare Anweisungen:

„Fingernägel sind nach der Regel kurz und rund geschnitten zu tragen und sollen die Fingerkuppe nicht überragen. Auch lackierte Fingernägel können nach der Regel den Erfolg einer Händedesinfektion gefährden.“

Natürlich alles nur zum Schutz der Allgemeinheit … die allerdings als solche immer nur aus Einzelpersonen besteht. Bedenken Sie: nicht nur ihre Fingernägel könnten Krankheiten übertragen, auch Ihr Atem könnte für den Nachbarn gefährlich sein. Überlegen Sie selbst, welche Folgen das für Sie haben wird – und welchen Nutzen die Barone daraus ziehen werden.

Über den Wert von Menschen an sich äußern sich die Barone auch mal offen – wie hier in dem Beispiel, wo eine junge, hübsche Frau einen reichen Mann zum Anbringen eines Eheringes suchte. Seine Antwort war … interessant (siehe jobmensa.de):

„Wenn man die Details bei Seite legt, was Sie versuchen zu tun, ist ein Tausch – “Schönheit” gegen “Geld”: Person A stellt Schönheit bereit, und Person B bezahlt dafür. Jedoch gibt es ein essentielles Problem. Ihre Schönheit wird verwelken, aber mein Geld wird nicht ohne guten Grund weg sein. Fakt ist, mein Einkommen könnte von Jahr zu Jahr steigen, aber Sie können von Jahr zu Jahr nicht hübscher werden.

Folglich bin ich aus volkswirtschaftlichen Gesichtspunkten eine im Wert steigende Anlage, während Ihre Schönheit und somit ihr einziger Wert auf den Sie sich selbst reduzieren, mit der Zeit sinkt. Es ist nicht nur ein normaler Wertverlust, sondern ein exponentieller Verlust. Wenn Ihre Schönheit Ihr einziger Aktivposten ist, wird Ihr Wert 10 Jahre später sehr viel schlechter sein. Ihre Schönheit ist somit nicht mehr als eine leistungsbezogene Abschreibung auf Grundlage der Nutzungsdauer, unter Ausblendung des Erinnerungswertes.“

Das gilt nicht nur für hübsche Frauen … das gilt für alle Menschen, die durch „Alter“ an „Wert“ verlieren. Und dafür hat „der Markt“ genaue Handlungsanweisungen parat:

„Es klingt grausam es so zu sagen, aber auf kurz oder lang ist es das klügste,  jede Position mit einer hohen Wahrscheinlichkeit eines großen Wertverlusts entweder sofort zu verkaufen oder maximal für kurze Zeit „zu leasen“.“

Das ist das, was mit Ihnen gerade geschieht: Sie werden geleast. Und dann ans Jobcenter abgestoßen. Soviel zu Ihrer Souränität: Sie sind nur eine Anlage mit „exponentiellem Wertverlust.“

Wir  haben nun schon viele Worte gemacht, es müssen aber noch mehr werden. Wir müssen uns kurz daran erinnern, was „Feudalismus“ eigentlich war (siehe Universität Wien):

„Feudalherrschaft bedeutet, dass eine kleine Oberschicht von Großgrundbesitzern die Masse der landarmen oder landlosen Arbeitskräfte ausbeuten. Diese Oberschicht hat gleichzeitig die politische Macht inne. Im ancien régime bedeutete das die rechtliche, wirtschaftliche und persönliche Abhängigkeit der Masse von der privilegierten Adelsschicht.“

Wer diese „Oberschicht“ in Deutschland darstellt, das wissen Sie: jene Menschen, die zum Beispiel die Commerzbank oder VW an die Wand gefahren haben, dafür aber fürstlich in die Kasse greifen (siehe Spiegel):

„Sie sprechen von einer „existenzbedrohenden Krise“, doch auf ihren Bonus wollen die VW-Vorstände nach SPIEGEL-Informationen nicht verzichten. Aufsichtsratschef Pötsch ließ sich den Wechsel ins Kontrollgremium besonders teuer bezahlen.“

10 Millionen Euro kassiert da jemand – für´s Nichtstun. Nein, er „verdient“ es nicht, es wird ihm – wie jedermann anders auch, ob nun Arbeitsloser, Rentner, Beamter oder Unternehmer – „zugeteilt“. Ja: jeder in Deutschland und auf der ganzen Welt kriegt sein Geld von jemand anderem … der eine mehr, der andere weniger. Im Rahmen einer Demokratie sollten alle gleich viel – mit kleinen Unterschieden nach Leistung – bekommen, um am demokratischen Willensbildungsprozess gleichberechtigt mitwirken zu können. 10 Millionen Euro – das sind 2000 Jahre Hartz IV. Mit dem Prinzip „Gerechtigkeit“, dem Urgedanken der Demokratie, hat dies nicht mehr viel zu tun.

Sie sind wieder da, die Barone. Keine Sorge: die Wiederkehr der vererbaren Titel werden unsere Kinder noch erleben können, schon jetzt adelt sich der „Leistungsträger“ gegen den „Minderleister“ quer durch die Gesellschaft … und trifft Vorbereitungen für die zukünftige Absicherung seiner Macht (siehe N-tv):

„Die deutschen Bundesländer stoßen in der Flüchtlingskrise an ihre Grenzen. In einigen Wochen drohe Land unter, warnt Klaus Bouillon. Der Chef der Innenministerkonferenz und Innenminister des Saarlands sagt nach einer Konferenz mit seinen Unionskollegen: Die Polizei allein reiche nicht mehr aus, um die Innere Sicherheit zu garantieren.“

Der kommt ausnahmsweise mal nicht von der SPD, sondern von der CDU. Im Landesinneren kann die Bundeswehr dann die Pflicht zur Kurzhaarfrisur für Minderleister durchsetzen und ihre Eheringe durchschneiden …. und die Befehle der Kommissare ausführen, die von den Baronen zur Ausführung ihres Willens eingesetzt und durch 15000 Lobbyisten gesteuert werden. Oder 30000 – genau weiß das gerade keiner (siehe Lobbypedia).

Wo ist da eigentlich die Lobby für langhaarige, kunterbunt gekleidete Menschen mit heiligen Versprechen und Krallennägeln? Ja, ich weiß: diese Hippies waren ganz übel – aber ein deutliches Anzeichen für den Grad der Freiheit in einer Gesellschaft. Die durften da auch einen eigenen, individuellen Dresscode leben, wie es sich für den Souverän des Landes gehört – egal ob der Code einem nun gefällt oder nicht. Die durften sogar riechen wie sie wollten. Das dürfen wir nicht mehr – wie ein Architekt der Denkmalbehörde in Köln erfuhr (siehe Zeit). Schwitzen – ist im Übrigen eine recht ehrliche Kommunikationsform. Googeln Sie mal selber, welche Botenstoffe Sie da in die Welt setzen.

Aber erzählen Sie mir nichts mehr über Demokratie in Deutschland und Europa.

Die war gestern.

Heute gilt das Primat der Barone, die von „Anlegern“ zum Zwecke der Besitzstandwahrung eingestellt werden – kurz gesagt als Büttel der Plutokratie, jener Herrschaftsform der Hand voll (größtenteils nicht-jüdischen) Superreichen, die die Position der alten Gottkaiser eingenommen haben – und in den USA immer wieder ihren eigenen Präsidenten bekommen.

 

 

 

 

 

 

 

Die Sinnlosigkeit von Arbeit und die Wertlosigkeit unserer Ansprüche: Rente futsch, Armut sicher,Land im Eimer.

Mittwoch, 27.6.2012. Eifel. Das Leben ist schon etwas Wunderbares und Schönes. Sicher, es kostet Arbeit, gleicht nicht immer einer Seifenoper mit Auffanggarantie bei Sendeschluss, aber dafür kann man als Mensch eine Menge Triumphe erleben, sehen, was man leisten kann. Da zieht man hinaus in die Wildnis, rodet das Land und legt Felder an, erschließt Fischgründe, pflanzt und pflegt Obstbäume und in jeder freien Minute werkelt man an seinem Haus und bastelt an seiner Familie, damit man im Alter auf eine zufriedenstellende Lebensleistung blickt und versorgt ist. Hört sich doch schön an, oder? Selbstbestimmt, frei, sicher und geborgen dank der eigenen Leistungsbereitschaft, der planerischen Qualität und der Durchsetzungskraft des eigenen Willens hinterlässt man seinen Kindern einen Platz zum Leben, von dem aus sie sich entfalten können. Schön wär´s ... doch schauen wir jetzt mal auf die Wirklichkeit, die von diesem Traumbild einer Leistung, die sich lohnt, meilenweit entfernt ist.

Mittwoch, 27.6.2012. Eifel. Das Leben ist schon etwas Wunderbares und Schönes. Sicher, es kostet Arbeit, gleicht nicht immer einer Seifenoper mit Auffanggarantie bei Sendeschluss, aber dafür kann man als Mensch eine Menge Triumphe erleben, sehen, was man leisten kann. Da zieht man hinaus in die Wildnis, rodet das Land und legt Felder an, erschließt Fischgründe, pflanzt und pflegt Obstbäume und in jeder freien Minute werkelt man an seinem Haus und bastelt an seiner Familie, damit man im Alter auf eine zufriedenstellende Lebensleistung blickt und versorgt ist. Hört sich doch schön an, oder? Selbstbestimmt, frei, sicher und geborgen dank der eigenen Leistungsbereitschaft, der planerischen Qualität und der Durchsetzungskraft des eigenen Willens hinterlässt man seinen Kindern einen Platz zum Leben, von dem aus sie sich entfalten können. Schön wär´s … doch schauen wir jetzt mal auf die Wirklichkeit, die von diesem Traumbild einer Leistung, die sich lohnt, meilenweit entfernt ist.

Wir modernen Menschen, die wir uns als Speerspitze der Zivilisation begreifen, sollen vor allen Dingen eins sein: flexibel. Wer nicht flexibel ist, sondern alt, krank oder mit Kindern am Bein verflucht, ist schneller arbeitslos als ein Apfel vom Baum fällt. Darum bauen wir  ja auch immer mehr Kinderlager für Kleinstkinder, um diese Bürde, Schande und Last von den Schultern der Eltern zu nehmen. Wir arbeiten nicht so hart wie der Mann auf dem Acker – in Wirklichkeit sind die meisten Jobs in Deutschland weit entfernt von dem, was man vor hundert Jahren noch Arbeit genannt hätte, die meisten sitzen sicher und trocken in irgendwelchen Büros und versehen „Dienstleistungen“ und bekommen dafür Ansprüche auf kleine bedruckte Papierscheine, die man augenblicklich noch an vielen Orten gegen vielerlei überflüssige und erstaunlich billig produzierte  Waren eintauschen kann.

Das machen wir, bis wir 40 – 50 Jahre alt sind, dann entsprechen die meisten von uns einfach schon äußerlich nicht mehr dem Ideal vom jungen, gut ausgebildeten, hochmotivierten und komplett ungebundenen „High Potential“ – möglicherweise kommt auch der eine oder andere von sich aus auf die Idee, das nicht mehr viele Jahre übrig bleiben, um mal das eigenen Leben zu leben, und nicht nur das, was einem von Werbung, Chef und Nachbarn vorgeschrieben wird … könnte ja sein, das jenseits der lückenlos durchstrukturierten Norm ganz tolle Erlebnisse auf einen warten, die man mit Geld nicht kaufen kann.

Spätestens jenseits der fünfzig merken wir, das sich unserer Gesundheit nicht mehr mit den Anforderungen des modernen Arbeitslebens in Einklang bringen läßt – wir waren letztes Jahr schon vier Tage krank geschrieben und dieses Jahr droht gar eine OP – das lässt sich mit den legitimen Interessen der Kapitalgeber nicht länger vereinbaren. Wir sind im gleichen Alter wir der primitive Siedler, aber was haben wir vorzuweisen?

Wir haben viel Zeit investiert in das, was im modernen Leben Arbeit genannt wird (soviel Zeit wie der Siedler, kann man annehmen) – aber wo sind unsere bleibenden Werte, die wir mit dieser Arbeit geschaffen haben? Das Weizenfeld, die Obstwiese, die Rinderzucht, der Schweinestall, die Fischfarm – jene Dinge, die uns im Alter absichern und unseren Kindern Zukunft geben sollten? Wenn wir Glück haben, gehört uns ein kleiner Handwerksbetrieb, der jederzeit dicht vor dem Bankrott steht, wenn die Auftragslage sich mal ändert …. oder ein Großkonzern mit (ergaunerten) Bankengeldern McElektric und McMetzger hochzieht, um bundesweit flächendeckend den gleichen Standard zu besseren Preisen bieten zu können.

Auf jeden Fall haben wir am Ende unserer Arbeitskraft eins vorzuweisen: Ansprüche. Riesenansprüche. Angesichts dieser Ansprüche ist es verwunderlich, das sich aus dieser „bürgerlichen“ Schicht klagende Stimmen gegen Sozialhilfeempfänger erheben, deren Ansprüche dergestalt sind, das sie nicht nackt und hungrig unter einer Brücke landen möchten, weil der Kapitalismus so erfolgreich am Wohlstand aller gearbeitet hat … ja, das Sozialhilfe nur die Minderleistung und das Versagen des Kapitalismus ausgleicht wird heute nicht mehr erwähnt – er ist Selbstzweck geworden. Bevor wir aber wieder zu der Erkenntnis kommen, das wir alle nur noch für die Rendite kriminellen Kapitals auf Offshore-Konten arbeiten, bleiben wir lieber bei unserem Siedler, der dummerweise in die Stadt gezogen ist und in der Mitte seines Lebens merkt, das er den Anforderungsprofilen nicht mehr gewachsen ist: der ideale Arbeitnehmer hat keine Familie, keine Hobbys, keine Freizeit, kein eigenes Leben und wird vor allem nicht alt oder krank. Er lebt und stirbt für die Firma, die seine Heimat ist – und wenn er selbst ungesund für die Firma wird, geht er gerne und freiwillig … im Idealfall löscht er sich einfach selber aus, um der Firma nicht weiter zur Last zu fallen.

Dort draußen, jenseits der Firma, merkt er dann, wofür er wirklich gearbeitet hat: für NICHTS. Sicher, er hat Ansprüche auf kleine bedruckte Papierchen, die die Druckereien gerade in großen Mengen produzieren. Je nach Zuteilungsquote werden die Ansprüche auf diese Papierchen eingeschränkt … das es weltweit viel mehr Ansprüche als reales Geld gibt, merkt man erst später. Viele Menschen haben diese Ansprüche – die größten davon nennen sich RENTE, andere nennen sich KAPITAL. Klar ist – wenn alle ihre kleine bedruckten Papierchen von der Bank holen würden, gäbe es gar nicht genug davon. Das weiß man – aber denkt nicht gleichzeitig daran, was das für den Wert unserer Ansprüche bedeutet: sie unterscheiden sich in Nichts – aber auch in gar nichts – von den Ansprüchen jedes Sozialhilfeempfängers dieses Kontinents. Klar: wir fühlen uns sicher in unseren Ansprüchen, weil es Gesetze gibt – und übersehen dabei, das die Arbeitslosen sich ehedem auch wegen dieser Gesetze sicher fühlten.

Dann waren die Gesetze von heute auf morgen anders – der Arbeitslose musste seine von der versagenden Wirtschaft, dem zusammenbrechenden Kapitalismus und der Globalisierung verschuldeten Arbeitslosigkeit mit seinem mühsam angespartem Kapital selbst finanzieren, man nannte das HARTZ IV – nach einem verurteilten Verbrecher und Kanzlerfreund.

Ja – das geht heute: Verbrecher schreiben Gesetze.

Vielleicht wähnen wir uns noch sicher, weil wir ein eigenes Haus haben – oder eine eigene Wohnung. Sagte ich nicht, das Flexibilität unsere größte Stärke ist? Wie stark ist man mit einem Haus am Bein? Das merken gerade immer mehr Menschen in Deutschland, die die Löcher in den Haushalten ihrer Gemeinden stopfen müssen: gerade der Häuslebauer ist hier ein idealer Kandidat für die Kassenwarte der Gemeinde: er kann nicht weg.

Während die städtischen Leistungen schrumpfen (z.B. Oberhausen und Duisburg, siehe Welt), werden immer mehr Kosten und Arbeiten auf die Bürger umgelegt: Kanalsanierung, Straßenreparatur, Winterdienst – in zunehmenden Maße überlässt uns der Kapitalismus unserem Schicksal und bürdet uns die Schuld für sein Versagen auf: das „grausame Endspiel“ (siehe Zeit) beginnt, die großen Systeme kollabieren, weil allein ihre Größe schon unnatürlich und ungesund war: Leonard Kohr (siehe Zeit) hat recht behalten.

Und was haben wir als Waffe gegen dieses System?

Unsere Ansprüche – erbärmlicherweise.

Lange Zeit haben wir uns in diesen Ansprüchen gesuhlt – und ganz vergessen, das es immer jemanden gab, der uns die Leistungen zugesprochen hat. Kein Arzt erwirtschaftet wirklich eine Million Euro im Jahr (in Marokko verkaufen die Potenzmittel auf dem Wochenmarkt, um zu überleben … nur mal als Beispiel erwähnt)  –  es gibt jemandem, der ihm das zuteilt, für Boni und Gehälter gilt genau das gleiche wie für Sozialhilfesätze. Wir alle – wirklich ALLE – sind so autark wie jeder beliebige Sozialfall in Deutschland – der Kapitalismus hat uns alle zu Sozialfällen gemacht … nur erlauben sich manche noch wirklich Ansprüche, die über  jedes vernünftige und bezahlbares Maß hinaus gehen. Manche merken es – andere schauen noch gar nicht ins Internet (siehe Welt) und genießen lieber weiter die Erfolgsparolen eines sterbenden Wirtschaftssystems. Viele bekommen noch immense Ansprüche genehmigt, um den Sterbeprozess hinauszuzögern oder zu vertuschen – die Medienmillionäre des öffentlich-rechtlichen Fernsehens und des privaten Nutzviehfunks könnten ein Lied davon singen, wie man mit der gezielten Bespaßung des Volkes superreich werden kann … ich glaube aber, die reden nicht gerne darüber.

Wäre zu blöd, wenn die hart arbeitende Bevölkerung merken würde, das sie am Ende ihres Schaffens keine Werte besitzen, sondern nur Ansprüche … Ansprüche, über die die Kapitaleigner nur lachen und deren Wert die EZB durch heiß laufende Druckpresse beständig weiter gegen Null laufen lässt.

Auf gut Deutsch: wenn der nächste Verbrecher Gesetze schreibt, die die Auszahlung der Rente um 90% kürzen (weil man gemerkt hat, das Rentner auch nur Arbeitslose sind – zudem auch noch ziemlich alte), gleichzeitig aber die Grundsteuern um 1000 % erhöht werden, dann … wird man merken, das die ganze Arbeit, die man sich im Leben gemacht hat, wirklich keinen Sinn hatte. Die wirklichen Werte sind im System des Kapitalismus woanders gelandet – uns bleiben nur Ansprüche und Schulden – weshalb beispielsweise Strom für uns im Alter ein sehr kostbares und rares Gut werden wird: schon jetzt können 800 000 Deutsche ihre Rechnungen nicht bezahlen, siehe Welt.

Anstatt das wir am Ende unseres Lebens auf den erwirtschafteten Reichtum zurückblicken, blicken wir auf ein langes Leben völlig sinnloser Arbeit zurück, sinnlos deshalb, weil sie für uns und unsere Kinder keine Werte geschaffen hat. Genauso gut hätten wir unsere Zeit damit verbringen können, Rilke-Gedichte unter Autobahnbrücken zu rezitieren. Noch können wir uns leisen Spott auf Bauer Gottfried leisten (siehe Welt), jenen Menschen, der versucht, frei und ökologisch sinnvoll (völlig jenseits der romantischen grünen Hochpreisvariante das Öko-Spaßspießertums) sein Leben zu gestalten oder insgeheim von einem solchen Aussteigerleben träumen – bald jedoch werden wir merken, das auch diese kleinen Fluchten geschlossen werden.

In den USA ist es schon soweit: öffentliche Parks werden versteigert, die Zugänge durch Preise limitiert, siehe WSWS. Die Zeit, in der Bauer Gottfried aufgrund immenser Steuerschulden sein Grund und Boden an McDonalds verkaufen muss, rückt näher. Dann darf er mit uns anderen Globalisierungsleichen zusammen in den zerfallenden Großstädten leben, während die Funktionselite des Kapitalismus noch ein wenig Natur schnuppern darf – es sei denn, sie werden alt, krank oder gründen eine Familie.

Zu dunkel, diese Zukunft?

Was verbirgt sich denn sonst hinter den Plänen der Privatisierung von Staatseigentum … was nichts anderes ist als ein groß angelegter Raubzug auf das Volksvermögen, ein Raubzug, der augenblicklich in Italien für großen Unmut sorgt (siehe Welt) und wohl letztlich dazu führt, das wir Deutschen den Urlaub im Ausland vergessen können, weil wir – mal wieder – zu den meistgehassten Subjekten des Kontinents gehören (siehe George Soros im Spiegel).

Und was macht die Politik in diesen Zeiten, in denen wir als Gemeinschaft vor historischen Herausforderungen stehen?

Sie erlaubt sich, hart durchzugreifen um das Übel bei der Wurzel zu packen, siehe Spiegel:

Die neue nordrhein-westfälische Landtagspräsidentin Corinna Gödecke (SPD) etwa kritisierte jüngst das modische Niveau der Abgeordneten. Unangemessene Bekleidung war der Präsidentin offenbar in den ersten beiden Sitzungen des neuen Landtags unter die Augen gekommen. 

Schön zu sehen, das unsere Politiker den Dresscode der Lumpenelite für bedeutsamer hält als die Freiheit des Bürgers – und ein schönes Beispiel für die unglaubliche Dekadenz unserer politischen Kultur. Noch eins? Der Spiegel hat noch mehr davon:

Auch in Berlin sorgten die Piraten mit einem Stilbruch für Aufsehen, wie die Boulevardzeitung „BZ“ berichtet. Demnach zeigte der 31-jährige Abgeordnete Fabio Reinhardt in einer Sondersitzung des Innenausschusses am Freitag ziemlich viel Bein: Er erschien zur Sitzung in beigefarbenen Shorts. Prompt fing er sich der Zeitung zufolge eine Beschwerde von SPD-Innenpolitiker Tom Schreiber ein. „Seitdem die Piraten da sind, verfallen die optischen Sitten, das ist unwürdig“, sagte er.

Was „optische Sitten“ sind, erschließt sich wohl nur weltfremden Parlamentariern, die einen Kunstbegriff schaffen müssen, um zu begründen, was sie wirklich tun: sie wollen, das auch die Neuparlamentarier optisch einen Schulterschluss mit den steuerfinanzierten Objekten des Lobbyismus vollziehen und so dem Bürger demonstrieren, das er wählen kann, was er will: es kommen immer nur neue Lumpen dabei heraus – Lumpen in feiner Seide.

Wäre schlimm, wenn der Mensch auf die Idee käme, das seine Arbeit wieder Sinn machen, Leistung wieder Anerkennung finden und Werte anstatt Ansprüche schaffen sollte und das die Staatsgewalt wieder vom Volke ausgehen muss, weil man sonst mit tödlicher Sicherheit aufgrund eines komplett versagenden kapitalistischen Systems in die Altersarmut rutscht und zu einer Gesellschaft wird, die ihre Frauen an reiche Chinesen verschachert, weil die Frauen brauchen (siehe Welt) und wir sonst nichts mehr haben, was die nicht selber billiger bauen können.

Am Ende unseres kapitalistischen Weges werden wir zu einem europäischen Thailand – mit perfekt gekleideten Politikern, deren luxuriöses Dressing sich nur noch durch Rekordschulden halten lässt.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Tunesien-Deutschland: Urlaub sicher. Armut auch. Aufschwung nicht – der bleibt privat.

In Tunesien und Algerien ist gerade viel los. Menschen werden in Mengen auf offener Straße von der Polizei erschossen, aber worum es geht erfährt man erstmal nicht so richtig.  Manche stecken sich auch selber an, aber: wir können beruhigt sein, meint jedenfalls die Welt:

Die blutigen Unruhen in Tunesien stellen nach Ansicht des Auswärtigen Amtes derzeit keine Gefahr für Touristen in den beliebtesten Feriengebieten des Landes dar. Die Ausschreitungen richteten sich nicht gegen westliche Urlauber, erklärte ein Sprecher in Berlin. Urlaubsorte wie die Insel Djerba seien nicht betroffen, die Polizei schirme sie weiträumig ab.

Dieser Satz am Ende eines Artikels, der von geschlossenen Schulen und Universitäten spricht, wirkt seltsam deplaziert. „Neonazis machen nur Jagd auf Ausländer, Deutsche können weiterhin beruhigt einkaufen gehen“….wäre ein ähnlicher Satz. Es sind keine extremistischen Islamisten, die in Tunsien auf die Straße gehen, es sind … Blogger, Journalisten, Rechtsanwälte, wie die Welt weiter schreibt. Wortgewandtes Volk, das sich hierzulande eher mit der Frage auseinandersetzt, wer der bessere Verseschmied ist – und wer die meisten Abmahngebühren eintreiben kann. Unsere Journalisten haben andere Probleme, unsere Anwälte auch. Das Manager Magazin berichtet momentan davon:

mm: Wie legt man denn im Falle eines Falles einen erstklassigen Alphatierauftritt hin?

Mayer: Der ist ganz klar definiert durch den Dreiklang Schwarz, Rot und Weiß. Da geht es um Macht, Kampf und Dynamik. Schwarz vermittelt Distanz, Rot ist die Farbe des Sieges, Weiß die Farbe der Klarheit.

mm: Das klingt ja alles recht reglementiert. Wie kann man denn als Mann in einem konservativen Geschäftsumfeld überhaupt eigenen Stil zeigen?

Mayer: Das ist nicht allzu schwierig. Nichts kleidet besser als ein gut sitzender Anzug. Der Anzug ist die Rüstung und die Waffe des Mannes. Und er muss Geld kosten. Ein Mann kann einfach nicht gut angezogen sein, wenn er einen Anzug für 299 Euro, ein Hemd für 39 Euro und eine Krawatte für 20 Euro trägt. Die persönliche Leinwand ist das magische Dreieck: Hemd, Revers, Krawatte. Da kann man seinen Stil zeigen.

„Seinen eigenen Stil zeigen“, das scheint das wichtigste Problem des deutschen Alphamännchens zu sein. Das möchte ich jetzt auch nicht sexistisch interpretiert wissen.

Und welche Probleme haben jetzt die Tunesier, mit denen sie glauben, ungestraft unsere Urlaubspläne stören zu dürfen … jenen Urlaub, den wir uns nach einem Jahr perfekten Dresscodeaufmarsch wirklich verdient haben? Ganz fremdartige, meint die RP-Online:

Der Nordafrika-Spezialist Pierre Vermeren sieht bei den sozialen und wirtschaftlichen Ursachen durchaus Gemeinsamkeiten. Er nennt vor allem die gestiegenen Lebenshaltungskosten und die hohe Arbeitslosigkeit. Für junge Menschen, die im Maghreb die Mehrheit stellen, sei es wegen der Wirtschaftskrise immer schwieriger geworden, in Europa Arbeit zu finden, was den heimischen Arbeitsmarkt zusätzlich belaste.

Für Spannungen sorge zudem die wachsende Kluft zwischen der Masse, die sich unter oft miserablen Lebensbedingungen durchschlägt, und der neuen Schicht der glänzend verdienenden Geschäftemacher. Die arbeitslosen jungen Algerier erbittert zudem, dass der Staat 155 Milliarden Dollar Reserven besitzt, die aus Öl- und Gas-Exporten stammen, die ihnen aber in keiner Weise zugute kommen.

Also … da gibt es viel Volk – auch gebildet – die nichts verdienen und eine kleine Gruppe cleverer Geschäftemacher (aber perfekt angezogen, schwarz-weiß-rot, werde mal in Zukunft drauf achten), die immer mehr Geld scheffeln. Woher kenne ich das nur? Hören wir zu dem Thema einfach mal Karl Weiss:

Der Chefvolkswirt der Berenberg Bank, Schmieding, räumte mit dem Märchen auf, in Deutschland gäbe es ein „Jobwunder“, die Industrie blühe auf und stelle ein. In Wirklichkeit ist die Bruttowertschöpfung der Industrie in Deutschland 15% unter Vorkrisenniveau. Zusätzliche Arbeitsplätze wurden dort fast nirgends geschaffen. Weise, Chef der ‚Bundesanstalt‘ sagt sogar, das verarbeitende Gewerbe in Deutschland werde den Beschäftigungsstand von vor der Krise nie mehr erreichen.

Na so was? Was erlaubt sich dieser Herr? Will er denn den Aufschwung kaputt reden?

Nun – das ist Deutschland. Hier kümmern sich Journalisten um Anzug und Karriere und Bügerjournalisten um Politik und Wirtschaft. Das wird bei uns fein geteilt.

Aber man findet auch sehr kritische Stimmen im Blätterwald – man muß da nur gründlicher suchen und die seitenlange Aufschwungpropagande meiden. Dann findet man solche Perlen wie Meinhard Miegel im Tagesspiegel:

Aber auch dieser Aufschwung beruht ganz wesentlich auf Schulden. Etwa die Hälfte des Aufschwungs ist global betrachtet über Schulden finanziert. Noch nie in der Geschichte waren die Staaten so hoch zugunsten der Wirtschaft verschuldet wie gegenwärtig. Schauen Sie sich die USA an: Da werden irrsinnige Summen in die Wirtschaft gesteckt, damit es überhaupt weitergeht. Das gilt aber auch für die europäischen Länder. Von Japan ganz zu schweigen. Und diese Länder haben ja derzeit noch ein deutlich geringeres Wachstum als Deutschland.

Aha. Jetzt können wir auch erahnen, wo unsere Horror-Staatsverschuldung herkommt. Schön, das man nebenbei auch mal davon etwas erfährt. Die brauchten wir um Geschäftemacher zu glänzenden Verdiensten zu verhelfen. Erinnert irgendwie an Tunesien, oder?

Dort wird auch die Bundeswehr im Inland eingesetzt … also, nicht unsere Bundeswehr, sondern die tunesische Armee. Das würde vor allem der Schäuble gerne auch hier, um zu verhindern, das es ganz schlimm kommt.

Ganz schlimm kam es zum Beispiel laut Spiegel in „Skatopia“:

Strippen, saufen, Sinn suchen: Mitte der neunziger Jahre gründete eine Handvoll Lebenskünstler in den USA ein Paradies für Aussteiger, Skater und rebellische Teenies. Sie schufen einen utopischen Mini-Staat, geführt von einem tätowierten Diktator und CIA-Agenten, die Autos anzünden.

Das waren natürlich unhaltbare Zustände, erst recht, wenn man die Details bedenkt:

Doch das vielleicht Erstaunlichste an diesem Ort ist, dass all dieses Chaos aus Blut, Exzess und Anarchie auf eine seltsame Weise zu funktionieren scheint. All die Jahre gab es keine Toten, keine Vergewaltigungen, keine Schwerverletzten. Denn so martialisch diese seltsame, utopische Welt auf einem Acker in Ohio auf den ersten Blick auch wirkt – was sie ihren Bewohnern wirklich gibt, hat nichts mit Krieg zu tun. Im Gegenteil: Sie finden Frieden.

Keine Toten, keine Vergewaltigungen, keine Schwerverletzten … sogar FRIEDEN … davor kann uns nur die Bundeswehr im Inneren schützen. Das ist mir jetzt auch klar.  Ich sehe schon den Satz vor mir:

Die Bundeswehr macht landesweit Jagd auf  Journalisten, Blogger und Rechtsanwälte. Die Polizei schirmt das Gebiet weiträumig ab„.  Na, wie gut, das sich ein Großteil der ehemaligen Säulen des Rechtsstaates in erster Linie um  ihren erstklassigen Alphatierauftritt sorgen. Wohl auch ein Grund, weshalb die Proteste in Tunesien so richtig nicht interessieren. Dabei … scheinen die dort die gleichen Probleme zu haben wie wir.  Nur nebenbei bemerkt: Jugendarbeitslosigkeit in Spanien stieg von 2008 bis 2009 laut Statista von ca 30% auf 44,5 %.

Die Arbeitslosenquote in Tunesien beträgt 13,9%.  Wir haben momentan 3 Millionen Arbeitslose, das entspricht 7,2 %.  Dann haben wir noch knapp sieben Millionen Hartz IV-Empfänger, die auch keine Arbeit haben aber irgendwie nicht als Arbeitslose zählen. Wir schaffen also real doch … locker 13,9%.

Tunesische Verhältnisse in Deutschland.  Sieht auch der Spiegel so:

Die deutsche Wirtschaft boomt – und auch das Geldvermögen der Bundesbürger wächst rasant. Die Verluste aus der Finanzkrise sind laut einer DIW-Studie inzwischen komplett ausgeglichen. Davon profitieren besonders die Reichen: Noch nie gab es hierzulande so viele Vermögensmillionäre.

Da bleibt nur zu sagen: hoffentlich steckt sich hierzulande keiner an.


Lumpenelite intern … und die Kulturrevolution

Ich erzähle nicht gern aus meinem Berufsleben. Anfangs dachte ich: „wow – Blogger. Da kannst Du die häßlichen Interna jetzt mal ins Netz stellen.“
Mitlerweile … habe ich mich wieder eingearbeitet in die politischen Wirklichkeiten, meine langjährige Medienabstinenz zurückgefahren und bin in einer Wirklichkeit gelandet, die schlimmer ist, als ich sie mir vorgestellt habe.

Wenn ich sehe, wie wir in den siebziger Jahren mit Konflikten umgegangen sind und was wir heute tun … wir degenerieren in einem unglaublichem Tempo. Wie alle denegenierenden Kulturen gibt es für uns dann allerdings nur ein Ende: das Dicke. Es scheint, als könnten wir uns nur noch die Art des Endes aussuchen.

Früher gab es Friedens- und Konfliktforscher, man hatte aus dem zweiten Weltkrieg, dem Koreakrieg und dem Vietnamkrieg heilsame Lehren gezogen – und wenn es irgendwo krachte, dann schaute man, das man die Ursachen der Spannungen beseitigte und nicht versuchte, die Kontrahenten auszulöschen.

Heutzutage schickt man wieder Panzerhaubitzen anstatt Konfliktforscher, fährt die Entwicklungshilfe zurück und erhöht die Waffenproduktion … Wahnsinn ersetzt weltweit politische Vernunft. Was sollen da die Veröffentlichungen der kleinen Abscheulichkeiten der Pharmaindustrie auf Kosten der Beitragszahler noch verändern? Sie verunsichern nur zusätzlich den Alltag des „kleinen Mannes“, der von der Lumpenelite schon längst nur noch als Nutzvieh angesehen wird, das beschäftigt werden muß, dessen Tag Struktur braucht damit es nicht auf die Straße macht.

Aber nun … gibt es wieder mal einen kleinen Einblick in die Welt, die für mich mal Alltag war.

http://www.spiegel.de/wirtschaft/unternehmen/0,1518,688162,00.html#ref=top

Die Hälfte des deutschen Top-Managements stammt aus den reichsten Familien des Landes – und benimmt sich auch so. Dabei zeigt die Bankenkrise, dass jeder Imbissbudenbesitzer den Job genauso gut machen könnte. Wenn die Unternehmen fairer arbeiten wollen, brauchen sie eine Kulturrevolution.

In der Welt dieser Leute ist vor allem eins wichtig: das Schuhwerk. Ob man dazugehört oder nicht, hängt davon ab, wieviel man für Schuhe ausgibt. Wer hunderte von Euro für italienische Maßschuhe ausgibt, der zeigt seinen unbeugsamen Willen. Wer bei Deichmann einkauft, gilt als Verräter, der sich eingeschlichen hat, um Geld für seine Familie beiseite zu schaffen.

Es scheint Wahnsinn zu sein – aber der gleiche Wahnsinn macht sich ja auch in der Politik breit. Wahnsinn … und eine unglaubliche Asozialität.

Es sind die kleinen Gesten, die unbedachten Äußerungen, an denen man den deutschen Spitzenmanager erkennt: Das kurze Zögern, wenn ihm der Name der Mitarbeiterin nicht einfällt, die seit Jahren für ihn schuftet; der abschätzige Blick auf die etwas zu billige Krawatte des Referenten, der dessen Karriere beendet; der Ausruf „Oh, noch keiner da!“, wenn er den Konferenzsaal betritt – in dem bereits die Vorstandsassistentin sitzt.

Dort, wo Menschen noch Menschen sind – z.B. in jeder beliebigen Duisburger Eckkneipe – hätte so ein arroganter Schnösel sofort was auf die Knabberleiste bekommen. Aus rein erzieherischen Gründen. In der Welt des Wahns jedoch … machen solche Häßlichkeiten Karriere – wegen der Schuhe.

An den Schuhen erkennt man sich und danach vergibt man Pöstchen.

Es ist dieses „Wer-kennt-wen?“-Prinzip, nach dem die Führungs-Posten vergeben werden. Es ist dieser Wortnebel aus „Verschlankung“ und „Freisetzung“, mit der Entlassungen von „Kostenfaktoren“ begründet werden, als habe man sich einer ansteckenden adipösen Krankheit entledigen müssen.

Es ist schier unglaublich, wie lange sich absolut unfähige Nullen in Führungspositionen halten können, wieviele Firmen sie ruinieren dürfen, bis sie endlich … in Rente gehen. Sie fallen nie nach unten – wenn sie eine gewisse Höhe erreicht haben und sich zu den Schuhen auch noch den passenden Maßanzug leisten können.

Hier haben wir die Wurzel aller Krisen, aller Unkultur und allen Wahns. Sie ist genau benennbar und wäre leicht zu beheben – wenn man nur wollen würde. Ob nun Agenda 2010, Medienlügen, Wählerverachtung … alles krankt daran, das „oben“ ein paar Kleiderpuppen sind, die sich in der Kleiderpuppenallianz zusammengeschlossen haben und sie gegen die echte Leistungselite mit Händen und Füßen verteidigen, so wie sich die Bischöfe der Kirche gegen kritische Theologen wie Eugen Drewermann verteidigen.

Ihr Antrieb kommt aus der sicheren Erkenntnis ihrer persönlichen Unfähigkeit heraus, darum haben sie die sichere Beherrschung des „Dresscodes“ als einziges zulässiges Elitekennzeichen gesetzt. Kaum zu glauben, aber wahr … ich habe diese Menschen selbst erlebt. Jeder Pommesbudenbesitzer könnte ihren Job machen, aber kein Pommesbudenbesitzer würde den Job mit dieser Arroganz und Verachtung ausfüllen. Bräuchte er auch nicht, weil er Leistung bringen kann und selbstbewußt ist. Die Lumpenelite weiß über sich selbst nur eins: ohne Papas Geld und das Erbe der Generationen währen wir verhartzt auf Lebenszeit.

Darum pflegen sie ein gewisses Weltbild, das sie quasi heilig spricht:

‚“Es gibt Menschen, die sind oben; das sind Gewinner. Und Menschen, die sind unten; die Verlierer.“ Und wenn man sich weigert, das zu akzeptieren? „Dann“, sagte der Coach, „heißt es schnell EDEKA: Ende der Karriere.“

Die „Verachtungskultur von oben“, die eine Direktorin von Siemens einmal in einer Podiumsdiskussion beklagte, kommt „unten“ an. Neun von zehn deutschen Arbeitnehmern fühlen sich laut einer Gallup-Umfrage emotional mit ihrer Firma nicht verbunden, sieben von zehn beklagen, am Arbeitsplatz „nicht als Mensch“ behandelt zu werden.

Die „Verlierer“, für die schnell „Edeka“ ist, sind dann die, die im Ausland mit innovativen Produkten Karriere machen. Günter Ogger hat in „Nieten in Nadelstreifen“ das Thema schon 1995 zur Sprache gebracht -genutzt hat es nichts. Ich las das Buch während einer Nietentagung und dachte mir: „gut, das dieses Land so reich ist. Sonst könnten wir uns diese intellektuellen Schimpansen nicht leisten“. Beliebt war bei den Herren, die mich umgaben, der Autoaufkleber: „Eure Armut kotzt mich an“. Wer sich sowas leistete, bekam auch mehr Boni, weil er das System verstanden hatte, während Geisteswissenschaftler unter dem beständigen Verdacht standen, sie würden heimlich Bücher lesen und sich Bildung aneignen. Wer braucht schon so etwas?

Man kann es weder oft genug noch deutlich genug sagen: dort sitzt die Keimzelle der Krankheit, die dieses Land befallen hat. Nicht nur die Raffgier der Superreichen ist es, die unseren Untergang besiegeln wird, sondern die Tatsache, das sie ihre verzogenen soziopathischen Schnösel auch noch mit aller Gewalt in Wirtschaft, Partei und Politik mit Pöstchen versorgen möchte.

Wäre das nicht so … wären wir wirtschaftlich die Nummer eins. Weltweit. Hightech käme aus Deutschland, nicht aus Japan oder den USA. Armut, Arbeitslosigkeit, Altersarmut wären Horrormärchen in Geschichtsbüchern. So jedoch … leben wir im Horror.

Wenn wir in der Wirtschaft wirklich etwas bewegen wollen, brauchen wir eine Kulturrevolution auch innerhalb der Unternehmen. Wir sollten uns nicht länger dem Menschenbild selbstherrlicher „Leistungsträger“ unterwerfen, die Mitarbeiter unterhalb bestimmter Gehaltsgrenzen als Dispositionsmasse betrachten, und ihren Hass gegen die „Verlierer“ immer unverhüllter auch in die politische Sphäre einbringen. Wir sollten zeigen, dass wir auch anders können. Und besser.

Und dieser Haß wird geprägt durch das sichere Wissen um die eigene Inkompetenz, denn dieses Wissen macht Angst. Diese Angst fordert sichere Grenzen, starre Strukturen, viel Kokain und Alkohol, sonst frißt sie einen auf….und so breitet sich die Kultur der Angst von den Führungsetagen der mächtigsten Institutionen des Landes auf das ganze Land aus. Und darum ist es eine Kulturrevolution, die Änderungen bringen kann. Eine politische Revolution … ändert nur den Inhalt der Kleiderpuppen.

Und so einfach kann es anfangen: die Werte umwerten und nicht mehr Kleiderpuppen als Leistungsträger ansehen.

Jeder Popanz kann sich an das Steuer eines Schiffes stellen, aber nur ein selbstbewußter „Leistungsträger“ rammt den Eisberg. Und so gibt´s dann wieder Erwarten doch noch mal Wirtschaftskrise.

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