Muster-Einwendung online abrufbar / zusätzliche Sicherung gegen Giftgas Phosgen verlangt / 12.400 Unterschriften gesammelt
Die Coordination gegen BAYER-Gefahren (CBG) hat heute eine sechsseitige Muster-Einwendung gegen die geplante TDI-Anlage der Bayer MaterialScience AG in Dormagen veröffentlicht und ruft zu weiteren Einwendungen auf. Stellungnahmen der Bevölkerung können noch bis zum 13. Juli bei der Bezirksregierung Köln eingereicht werden. Auch der Bund für Umwelt und Naturschutz (BUND) NRW kündigte eine Einwendung an.
Kernpunkt der Kritik sind die Risiken giftiger Chemikalien wie Phosgen, TDI und Kohlenmonoxid, die in großen Mengen verwendet werden sollen. Als Vorprodukt sollen allein 360.000 Jahrestonnen Phosgen zum Einsatz kommen. Die Substanz, die bereits im Grammbereich tödlich wirken kann, wurde im 1. Weltkrieg als Kampfgas verwendet.
„Wir begrüßen die von BAYER geplante Einhausung der phosgenführenden Anlagenteile. Die Firma kommt damit einer jahrzehntelangen Forderung der Umweltverbände nach“, so Philipp Mimkes vom Vorstand der Coordination gegen BAYER-Gefahren.
Die CBG hält den Antrag in der gegenwärtigen Form jedoch für nicht genehmigungsfähig: „Zu jedem Zeitpunkt befinden sich in dem Werk rund 60 Tonnen Phosgen. Dennoch werden in den Antragsunterlagen die Auswirkungen eines Austritts großer Mengen Phosgen in keiner Weise betrachtet. Nicht nur der GAU von Fukushima, sondern auch die schweren Störfälle in der TDI-Produktion von BAYER in den USA oder bei INEOS in Dormagen zeigen, dass sich Störfälle nicht an vorhersehbare Abläufe halten. Daher muss auch für unwahrscheinliche Szenarien Vorsorge getroffen werden“, so Philipp Mimkes weiter. Die CBG fordert zusätzliche Schutzmaßnahmen für den Fall einer Explosion innerhalb der Einhausung oder bei einer äußeren Beschädigung der Hülle.
Weitere Kritikpunkte sind:
Die Anlage liegt 283 Meter von der nächsten Werksgrenze entfernt. Die jüngsten Empfehlungen der Kommission für Anlagensicherheit hingegen legen für Phosgen einen Abstand von 1.500m zu bewohnten Gebieten fest.
Die Tanks für das hochgiftige TDI fassen bis zu 850 Tonnen. Eine Beschädigung der Tanks durch Explosionen oder Feuer (wie z.B. beim großen Störfall bei INEOS 2008) und weitere mögliche Dominoeffekte werden in der Umweltverträglichkeits-Untersuchung nicht betrachtet.
Schwere Störfälle in BAYER-Werken, in denen Phosgen in großen Mengen eingesetzt wird (Baytown/US 2006, Institute/US 2008) werden in den Antragsunterlagen nicht erwähnt. Auch existierende worst case-Szenarien werden nicht berücksichtigt.
In der Anlage entstehen jährlich 10.900 Tonnen giftige TDI-Rückstände. Diese sollen in Kraftwerken als Brennstoff dienen. Dies würde zu deutlich höheren Emissionen führen als eine Verbrennung in einer Sondermüllverbrennungsanlage.
Die Produktion von TDI ist extrem energieaufwendig. Für jede Tonne TDI entstehen rund 5 Tonnen Kohlendioxid. In den Antragsunterlagen fehlt jedoch eine Energie- und CO2-Bilanz für den kompletten Herstellungsprozess.
Flugzeug-Abstürze werden in dem Antrag nicht betrachtet. Dies ist angesichts der zahlreichen Flugbewegungen in der Rheinschiene nicht zu tolerieren.
BAYER hat jüngst angekündigt, in Dormagen ein Forschungslabor für Kunststoffe zu bauen. Nach Ansicht der Coordination gegen BAYER-Gefahren sollte das Unternehmen alle Anstrengungen darauf konzentrieren, phosgenfreie Verfahren für die Produktion von Kunststoffen zu entwickeln. Zur Bekräftigung dieser Forderung hat die CBG mehr als 12.400 Unterschriften gesammelt.
Einwendungen können von jedem Wohnort in Deutschland aus eingereicht werden. Sie müssen bei der Bezirksregierung Köln bis zum 13. Juli vorliegen
Adresse: Bezirksregierung Köln, Dezernat 53, 50606 Köln oder Fax 0221 – 147 4168 (bitte mit Kopie an uns). Der Erörterungstermin findet am 5. Oktober in Dormagen statt.
Rückfragen unterCBGnetwork@aol.com oder Tel 0211 – 333 911
weitere Informationen:
Coordination gegen BAYER-Gefahren (CBG)
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Beirat
Prof. Dr. Jürgen Rochlitz, Chemiker, ehem. MdB, Burgwald
Dr. Sigrid Müller, Pharmakologin, Bremen
Prof. Dr. Anton Schneider, Baubiologe, Neubeuern
Prof. Rainer Roth, Sozialwissenschaftler, Frankfurt/M.
Prof. Jürgen Junginger, Designer (i.R.), Krefeld
Dr. Erika Abczynski, Kinderärztin, Dormagen
Eva Bulling-Schröter, MdB, Berlin
Dr. Janis Schmelzer, Historiker, Berlin
Wolfram Esche, Rechtsanwalt, Köln
KonzernKritik vor dem Aus!
Die Coordination gegen BAYER-Gefahren ist ein internationales Selbsthilfe-Netzwerk. Wir sind in einzigartiger Weise seit 1978 aktiv gegen KonzernMacht. Dabei arbeiten wir weitgehend ehrenamtlich und erhalten keinerlei offizielle Förderung. Wir sind auf Spenden und Förderbeiträge angewiesen.
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Anm. des Übersetzers:
Wenn das nächste mal der Pressetext nicht als ordentlicher Fließtext vorliegt und ich wieder 15 Minuten alleine mit dem Formatieren verbringen muß, verzichte ich auf die Veröffentlichung.
Von Karl Weiss
Ein einziger Wahnsinn, dieser Kapitalismus! Nicht nur werden überall in dicht besiedelten Gegenden Atomkraftwerke hingestellt, die überhaupt nie nötig waren, eine höchste Gefährdung der Bevölkerung darstellen und deren Abfälle für Jahrzehntausende das Leben auf der Erde gefährden, nun hat man auch noch den chemischen Super-Gau erfunden: Eine CO-Pipeline, die dem Bayer-Konzern höhere Profite verspricht.
Auf Kapitalisten-Chinesisch heisst das dann: „Es werden Arbeitsplätze in Nordrhein-Westfalen gesichert.“ Hören Sie die Drohung? „Sonst machen wir das im Ausland, dann werfen wir hier Leute raus.“
Kohlenmonoxid mit der chemischen Formel CO ist eines der heimtückischsten und giftigsten Gase, die es gibt. Während andere giftige Gase, wie zum Beispiel Chlor, Salzsäure-Gas, Ammoniak, Blausäure, Phosgen usw. sofort wegen ihres heftigen Geruchs wahrgenommen werden (andere wegen ihrer Farbe) und so automatisch zur Flucht und zum Wahrnehmen der Gefahr führen, ist CO zur gleichen Zeit hochgiftig und geruchs- und farblos.
Bei einem Unfall merkt also für lange Zeit niemand, dass etwas passiert ist, bis die Menschen tot umfallen wie die Fliegen – und auch dann bleibt unklar, was eigentlich passiert ist, bis am nächsten Tag verlautet, es sei CO aus der Leitung ausgetreten, was die Bayer natürlich sofort dementieren wird und dann wird der „Krieg der Gutachter“ beginnen – so wie wir es mit dem Atom-Super-Gau von Fukushima erleben.
Drei tiefe Atemzüge von reinem CO reichen aus, um einen Menschen zu töten.
CO wird vom menschlichen Körper nicht als solches erkannt, sondern vielmehr für Sauerstoff O-O gehalten. Der Körper baut es in die Sauerstoffstellen im Körper ein und nimmt dem Körper damit die Möglichkeit, Sauerstoff zu speichern und zu transportieren. Ist die Menge von CO hoch genug, stirbt der Mensch dann einem inneren Ersticken, weil kein Sauerstoff mehr aufgenommen werden kann.
CO ist jenes Gas, das u.a. in den Autoabgasen enthalten ist. Wenn jemand das Garagentor schliesst, den Motor des Wagens anmacht und sich hineinsetzt, ist er innerhalb von 10 Minuten tot. Die Zeitverzögerung nur, weil die Konzentration von CO im Autoabgas gering ist.
Und nun hat die Bayer eine Verbindungspipeline zwischen zweien seiner Werke gebaut und will dort CO durchleiten. Das fällt in Dormagen an und wird in Krefeld-Uerdingen gebraucht.
Nun ist natürlich im Prinzip eine solche Pipeline denkbar, wenn sie mit extremen Sicherheitsausrüstungen ausgestattet ist. So müsste man das Rohr natürlich doppelwandig auslegen, um bei einem Bruch mehr Sicherheit zu haben. Zudem müssten mindestens alle hundert Meter (die Pipeline ist 67 km lang) Schieber eingebaut sein, die bei einem Druckabfall innerhalb von Zehntel-Sekunden schliessen. So könnte sichergestellt werden, dass höchstens die Menge CO austreten kann, die in Hundert Meter Rohr enthalten ist.
Aber von solchen Sicherheitsvorkehrungen ist nicht die geringste Rede. Das würde ja was kosten und die Profite schmälern. Es wird vielmehr eine völlig normale Pipeline gebaut, mit einfachen Rohr, ohne viele Schnellschlussschieber, so als ob es zur Erdgasversorgung benutzt würde und nicht für CO. Lediglich die Dicke der Rohrwandung wurde erhöht, was aber nicht viel zusätzliche Sicherheit bringt.
Im Boden verlegte Rohrleitungen haben wegen der allgemeinen Erkenntnis, dass der Boden immer „arbeitet“, meistens ziemliche Spannungen auszuhalten. Nicht erkannte mikrofeine Risse sind darum typischerweise die Ursache für Brüche von Pipelines. Diese mikrofeinen Risse werden durch höhere Wanddicke keineswegs vermindert. Es ist vielmehr eine extrem aufwendige Röntgenuntersuchung der gesamten Rohrleitung vor dem Absenken in den Boden nötig, die aber oft nicht und oft nur oberflächlich durchgeführt wird.
Der „Sachverständige“, den man da herbeigeholt hat, ist von der Bundesanstalt für Materialforschung in Berlin, also einer Bundesbehörde, die Weisungen unterworfen ist. Hätte er gegen die Pipeline ausgesagt, hätte sein Arbeitsplatz gefährdet sein können.
So aber sagt er den denkwürdigen Satz: Die verwendeten Sicherheitseinrichtungen etwa zum Absperren der Pipeline bei einer Leckage seien „Stand der Technik“. Das ist, mit Verlaub gesagt, ungeheuerlich. Da es noch nie eine Pipeline für ein unsichtbares, hochgiftiges Gas ohne Geruch gegeben hat, gibt es natürlich keinen „Stand der Technik“ dafür.
Der „Stand der Technik“ für Pipelines bezieht sich auf Erdölpipelines oder auf Erdgas-Pipelines, aber nicht auf hochgiftiges Gas. Der Stand der Technik reicht hierfür nicht aus, er hätte entwickelt werden müssen für diese neue Pipeline, aber der Gutachter sagt, sie sei „Stand der Technik“.
Die Profitinteressen des Bayer-Konzerns sind für die Regierung wichtiger als so unwichtige Dinge wie menschliches Leben.
Kurios, dass dies ausgerechnet mitten in einem Gebiet „erprobt“ wird, in dem die höchste Bevölkerungsansammlung und eine der höchsten Bevölkerungsdichten auf der ganzen Welt herrscht.
Sehen Sie sich einmal das Satelittenbild von Europa bei Nacht an. Da zieht sich ein einziges, breites Lichtband von Rotterdam bis nach Dortmund, die durch Licht bewiesene höchste Ansammlung von Menschen an einem Fleck auf der ganzen Welt.
Und die CO-Pipeline wird genau in der Mitte dieses Lichtstreifens gebaut!
Wir wollen leben! Weg mit kapitalistischer Todestechnik!