Es gibt Artikel … die verbreiten nur noch Angst. Nein, nicht jene, in denen Merkel droht, sie würde jetzt anfangen zu regieren (obwohl das auch beunruhigen kann), sondern jene, die schon in sich den Hauch von Holocaust tragen. Einen von jenen gibt es heute bei Spiegel-Online:
Wieder einmal ist da ein Experte der sagt, was denn die Mitte so denkt. Ich finde das immer Klasse, das jemand mir sagt, wie ich zu denken habe – mir oder meinen Nachbarn. Ich dachte immer: Mitte, die kenne ich. Wohne ja auch mittendrin. Aber die Experten machen mir klar, das die Mitte irgendwo ganz anders ist – und sie ist bösartig.
Aber während die Nachfrage nach Solidarität zugenommen habe, seien die tragenden Bedingungen solidarischer Zusammenschlüsse und Aktionen zuletzt erheblich erodiert – abgeschmolzen „wie Gletscher in den Zeiten globaler Erwärmung“, so der Politologe Herfried Münkler von der Berliner Humboldt-Universität.
So sagt da ein Experte. So hat die Mitte zu sein. Ein weiterer legt was obendrauf:
„Den Leuten gehen die Messer in den Taschen auf“, so Soziologe Heinz Bude, „wenn jemand Geld oder Ehre einsteckt, ohne etwas dafür getan zu haben.“
Scheint, als müßte man beständig mit bewaffneten Attacken rechnen. Nun – die Amokläufer der letzten Zeit kamen ja nicht gerade aus der Unterschicht … und eine Rechtsanwältin ist wohl deutliche Mitte.
Es ist nicht lange her, da waren Vorwürfe gegen „arbeitsscheues Gesindel“ wohlfeil, die dem Steuerzahler auf der Tasche lägen.
Nun, das stimmte für die Presse, aber vor Ort habe ich nie etwas davon vernommen – und durch eine weitreichende und kontaktfreudige Familie kann ich mich der „Mitte“ nicht verschließen. Hass auf Banken, Abscheu vor der SPD, Belustigung über Westerwelle – das sind erkennbare Trends. Aber Hass auf Arbeitslose? So blöd ist da keiner. Wer nicht Beamter ist, weiß, das er selbst im Alter da landen kann. Das geht schneller als einem lieb ist. Aber auch Beamte müssen nicht herzlos sein, ebensowenig wie Ärzte.
Der letzte Experte, der Autor des Artikels selbst, legt dann noch etwas drauf, obwohl er der Mitte
Bezeichnend ist sicher auch, dass sich die soziale Mitte bildungs- und schulpolitisch keineswegs für das Modell erweiterter Chancen auch für Kinder des „sozialen Unten“ ins Zeug legt. Dabei zählen viele Mittezugehörige selbst zu Gewinnern der ersten Bildungsreform in den sechziger und siebziger Jahren. Doch gerade weil sie seinerzeit den Aufstieg von unten in die Mitte geschafft haben, gerade darum besitzen sie nun – ganz wie schon in früheren Jahrzehnten die etablierten Mittel- und Oberschichten – kein Interesse an weiteren Emanzipationsschüben von unten, da das für sie zusätzliche Konkurrenz, auch die Entwertung der eigenen, mühselig erworbenen Bildungsabschlüsse und Statusposition bedeuten würde. Soziologen bezeichnen einen solchen Vorgang als „soziale Schließung“.
Generell gilt: In der gegenwärtigen Druck- wie Konkurrenzsituation grenzen sich die verschiedenen Elternmilieus schroff voneinander ab, verhindern, dass ihre Kinder mit dem Nachwuchs der jeweils unter ihnen verorteten Schichten in Kontakt geraten. Das klassische Bildungsbürgertum achtet neuerdings mehr als in den vergangenen drei Jahrzehnten darauf, dass ihre Sprösslinge nicht mit den „Parvenüs“ aus dem Mittelstand ihre Freizeit verbringen. Und die kleinbürgerliche Mitte unterbindet entschlossen Begegnungen mit Familien aus der „Underclass“. Denn dort wittert sie kulturelle Verwahrlosung, haltlosen Konsumismus, Unheil stiftende Disziplinlosigkeiten.
Man weiß nicht, ob es die Träume und Wunschvorstellungen des Autors sind, die dort durchdringen. Meinen Erfahrungen entspricht es nicht … aber wenn er recht hat, bedeutet das das Ende der demokratischen Gesellschaft. Das muß im Anfang für den Einzelnen nicht schlimm sein. Viele haben im Dritten Reich mit konfisziertem Judenvermögen ein gutes Geschäft gemacht, viele schielen heute schon nach Israel, ob man nicht dort mit der Eliminierung des Staates ebenfalls ein gutes Geschäft machen könnte.
Ich denke, viele zwangsversteigerte Immobilien von Langzeitarbeitslosen haben heute auch schon neue glückliche Besitzer, anderen etwas wegzunehmen ist immer der sicherste Weg, es ohne Arbeit zu etwas zu bringen. Natürlich gibt es immer Kriegsgewinnler – es gibt auch immer Arschlöcher, aber eine ganze Schicht, ja sogar ein ganzes Volk als Volk von Arschlöchern zu bezeichnen … geht das nicht ein wenig zu weit?
Die zwei Drittel-Gesellschaft ist ja schon lange ein Traum der Funktionsoberkaste dieser Gesellschaft in Politik, Bildung und Wirtschaft. Einfach ein Drittel des Volkes auf Hartz IV setzen und sich von dem Rest fein die Taschen füllen lassen: der Traum eines jeden Chefredakteurs. Man klebt auf das letzte Drittel das Schild: „Faule dreckige Schweine“ und hofft, das jemand das Messer aus der Tasche holt und die Schweine endlich absticht. Dann hat man wieder eine gute Story, einen neuen Helden und Leben in der Bude.
Es würde auch funktionieren – je mehr Maschinen das Land bevölkern, umso weniger Menschen werden gebraucht. Da kann man ruhig mal ein paar Millionen aussondern, das stört nicht sonderlich. Inzwischen jedoch … ist „die Mitte“ kleiner geworden. Sie schrumpft. Sollte sie so blöd sein, nicht zu merken, das ihre Rente gerade zur Finanzierung der HRE ausgegeben wird? 1400 Millionen … ist das eine zu große Zahl, als das es ein Mittehirn begreifen könnte?
Die Mitte merkt, wenn Straßen nicht repariert werden, Schulgebäude verfallen, der Onkel mit 45 wegen Krankheit entlassen wird. Die Mitte weiß, was es für ein Leben ist, sich vor dem Alter fürchten zu müssen … nicht vor der Rente, sondern vor den Jahren jenseits der 40, wenn jede Kündigung das berufliche Ende bedeutet.
Die Mitte weiß, das es mal den Beruf der „Hausfrau“ gab, jener Mittelpunkt einer jeden Familie, der haushalten und die Kinder erziehen konnte (und auch männlich sein durfte), weil ein einziges Gehalt ausreichte, die Familie zu ernähren. Die Mitte weiß sehr gut, das heute alle anschaffen gehen müssen, um über die Runden zu kommen – und ihre Eltern wissen noch, das das nicht immer so war.
Sicher, es gibt Erscheinungen, die geben einem zu denken – wie hier das Ossischießen, über das das Handelsblatt berichtet:
Ein Computerspiel zur innerdeutschen Grenze sorgt für Aufregung: Opferverbände laufen Sturm, weil Spieler in die Rolle eines DDR-Grenzsoldaten schlüpfen können, um auf Flüchtlinge zu schießen.
Auch Berichte des Westen scheinen nicht geeignet, die asoziale Tendenz im Lande zu widerlegen:
Die Bereitschaft der Deutschen zur umfassenden Betreuung ihrer pflegebedürftige Angehörigen geht deutlich zurück. Dies ergab eine neue Studie. Demnach würde jeder fünfte Bundesbürger ein Familienmitglied rund um die Uhr pflegen. Noch vor fünf Jahren wollten doppelt so viele die Rundum-Pflege übernehmen.
In Zeiten knapper Kassen und drohender Staatspleiten kriegen natürlich gerade diejenigen Panik, die noch nicht genug für die Bahamas haben aber zuviel als das es in den Rucksack paßt. Hartz-Abhängige haben da nichts mehr zu verlieren, aber Universitätsprofessoren und sonstige vom Staat bezahlte Unselbständige schon. Darum wäre es für die schön, wenn der Deutsche so wäre wie sie ihn predigen: ein asoziales Arschloch das für den neuen Holocaust betet, der das letztes Drittel der Gesellschaft entsorgt.
Doch so blöd ist der Deutsche nicht – und wenn doch, dann werden chinesische Funktionäre und russische Mafia den maroden Rest übernehmen. Machen die indirekt ja jetzt schon.
Was mich nur zögern läßt, die Meinung des Professors in Bausch und Bogen zu verdammen ist … wir hatten das hier in Deutschland schon mal. Manche halten das Nazitum für eine spezielle deutsche Eigenschaft, die immer dann zum Tragen kommt, wenn keiner guckt. Der „Jude“ ist wieder Feindbild – nun als „Zionist“ in „Israel“ fein verpackt, aber mit dem gleichen Endziel der Auslöschung des Staates und seiner jüdischen Bewohner – natürlich nur zum Wohle der Palästinenser, nach denen ohne ein jüdisches Israel kein Hahn krähen würde.
Wenn dem aber so ist, wie der Professor sagt, dann brauche ich mich für meine harsche Wortwahl nicht zu entschuldigen: dann ist die Mitte ein Arschloch und betet für den neuen Holocaust. Dann müssen zur Beruhigung des deutschen Michel wieder ein paar Millionen vergast werden, denn im feinen, reinen, perfekten neuen Sauberenergiedeutschland ist kein Platz für unwertes Leben.
Dann möchte ich aber an dieser Stelle schon mal vorsorglich dafür plädieren, das dieses Volk nach dem nächsten Zusammenbruch komplett aufgeteilt wird – wie es nach dem Zeiten Weltkrieg schon mal angedacht war. Die scheinen dann wirklich … seltsam zu sein.
Ich halte jedoch den Deutschen weder für so blöd noch für so herzlos. Es ist seine Rente und die Zukunft seiner Kinder, die dort gerade verbraten wird. Es ist das nachvollziehbare Machtkalkül einer gewissenlose Funktionselite, die gezielt ein asoziales Bild vom Deutschen verbreitet – in der Hoffnung, das der Mittedeutsche ihre Fleischtöpfe mit seinem Leben verteidigt.
Der Mittedeutsche weiß jedoch eins: er ist eine aussterbende Art. Von zehn schafft es noch einer nach oben, der Rest … hat ARGE Zukunftsprobleme. Und seine Kinder erst recht – für die kommt die ARGE gleich nach dem Praktikum.