der Tod

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3.Oktober, Tag der deutschen … Schande. Über die kannibalistische Weltordnung

Mittwoch, 3.Oktober 2012. Eifel. Feiertag.  Wir feiern die Annektierung eines deutschsprachigen Landes, an der sich die Privatwirtschaft auf Kosten beider Staaten mehrere goldenen Nasen verdient hat.  Die lange Zeit ausgegebenen Parolen von der bankrotten Wirtschaft der DDR sind 22 Jahre nach der deutschen Einheit unglaubhaft geworden, Europa ist zum „Kontinent der Arbeitslosen“ verkommen (siehe Süddeutsche). Es mutet seltsam an, das man nach der deutschen Ostpolitik schaut, wenn man nach Lösungen für die europäische Massenarbeitslosigkeit ruft (siehe FTD), denn diese deutsche Ostpolitik darf man getrost als völlig gescheitert bezeichnen.  Man redet zwar von „boomenden Ostregionen“, in denen die Ex-DDR-Bürger nun in Scharen zurückkehren (siehe Welt), aber das gleiche Blatt präsentiert auch nebenbei ganz andere Zahlen: 151 Milliarden steckt der Steuerzahler in den nächsten Jahren noch in den Aufbau Ost, der bei allen entscheidenden Wirtschaftsparametern noch weit hinter dem Westen zurückliegt. Was wird aus dem Geld? Nun – große Westkonzerne verdienen weiterhin gut daran, das im Osten große Flächen betoniert werden, gleichzeitig werden dort Pöstchen geschaffen, um die politische Kaste bei Laune zu halten.  Damit das erwiesenermaßen revolutionsfähige Ostvolk nicht auf dumme Gedanken kommt,  hat die Bundeswehr ihren Schwerpunkt im Osten – anders als die Konzernwelt, von denen sich – trotz steuerlichem Anreiz – kein einziger im Osten niedergelassen hat: besetztes Land ist halt kein Heimatland.

Was brachte uns Westdeutschen die Annektierung der Ostzone? Das Vierte deutsche Reich. Aus der ehedem vorbildlichen Demokratie der Bundesrepublik Deutschland ist ein ausführendes Organ der Konzerne geworden,  aus der Bundeswehr eine Hilfstruppe der amerikanischen Finanzelite, aus dem Bundeshaushalt ein Füllhorn für Bankenbilanzen, aus unserem Sozialstaat ein entmündigender Zwangsarbeitsstaat, aus unseren Medien Organe einer menschenfeindlichen Konzernpropaganda (man denke nur an die unsäglichen Sendeformate der privaten Medien, die an Menschenverachtung ihresgleichen suchen … und in den Arenen finden, die im alten Rom für soviel Vergnügen sorgten).  Warum wir nach der Wiedervereinigung eine Zunahme diktatorischer Elemente in unserem Alltag finden, wird von den Medien allerdings nicht untersucht: „kritische Berichterstattung“ findet zunehmend nur noch in einigen offiziell verpönten kleinen Widerstandsnestern im Internet statt, Nester, die gespeist werden von einer großen Hingabe und Aufopferungsbereitschaft für die Ideale jener Bonner Republik, die mit der Wiedervereinigung gestorben ist.  Seltsam – es waren gerade diese Ideale, die die Bürger der DDR so angezogen hatten.

Wir betrauern den Verlust unserer westdeutschen, demokratischen Eliteidentität nicht groß, dafür betrauern wir einen „Dirk Bach“ in einem Ausmaß, als ob Christus selbst gestorben wäre: die Medien pflegen ihr Herrrenmenschenstatut inzwischen ganz ungeniert, während sich für die Schicksale  Millionen anderer Menschen keiner interessiert. Es würde mich nicht wundern, wenn hinter dem Opfergang jener nackten Frau, die mit ihren zwei Kindern in den Tod raste (siehe Welt), wieder jenes Monster zu finden ist, das die Demokratie in Deutschland mehr als jedes andere Ermächtigungsgesetz zertrümmert hatte, jenes Gesetz, das die Grundgedanken des sozialen Miteinanders vernichtete und auf subtile Art und Weise die Akzeptanz von Zwangsarbeit als gesellschaftlichen Standard einführte: Hartz IV, getarnt als „Arbeitsmarktreform“, ist real zu einem (auch bewusst so gewollten) Druckmittel geworden, um die gesamte bürgerliche Gesellschaft zu disziplinieren. Das diese Aktion ein voller Erfolg war, merken auch jene Unternehmen, die sich jetzt Kriminalpsychologen ins Haus holen, die sich ansonsten mit Serienkillern auseinandersetzen, siehe Blog von derBund:

Wenn sich Leute nicht informiert, nicht wertgeschätzt oder sogar übergangen fühlen, dann wird ihr Verhalten unberechenbar. Oft regiert dann die Angst und es kommt früher oder später zu Aggressionen. Ich glaube, es waren noch nie so viele Angestellte so ängstlich wie heute. Sie fürchten um ihren Job, um ihr Geld, um die Anerkennung.

Das gilt inzwischen nicht nur für die Schweiz (wie hier im Beispiel) oder für Deutschland (dessen Bürger in erschreckendem Ausmaß immer depressiver werden), sondern für ganz Europa … es wundert da wenig, das es in der ausländischen Presse wieder Bilder von deutschen Regierungsvertretern in SS-Uniform gibt. Die Angst regiert in Deutschland auf allen Ebenen, vor und hinter den Schreibtischen der Job-Center-Mitarbeiter, die mit ihren Zeitverträgen das Elend verwalten sollen, in den Betrieben und Amtsstuben, in den Universitäten und auf den Straßen, eine Angst, die sich jetzt nach willen der Lumpenelite auf ganz Europa ausbreiten soll. Im Kernland der Bewegung, dem neuen deutschen Vierten Reich, ist jeder Widerstand schon längst erloschen: hier agieren nur noch „pseudolinke“ Täuschkörper (siehe WSWS). Man macht sich hier ganz alte, archaische Muster zu nutze: erschieße einfach willkürlich ein paar Leute im Dorf und der Rest wird vor Angst wie gelähmt sein. Hartz IV erfüllt diese Funktion vortrefflich: es trifft Konservative und Linke, Freidenker und Dummköpfe, Fleißige und Faule gleichermaßen – so verbreitet man wahren Terror und verhindert eine demokratieerhaltende Alllianz der Opfer.

Nur ein Wert kann vor dem Terror schützen: Geld. Wer von den Zinsen seines Kapitals leben kann (also viele indirekte Sklaven sein eigen nennt) hat das Ziel des Lebens erreicht und muss nicht mehr vor dem kritischen Augen geringqualifizierter Vorgesetzter ducken, ist dem Fluch der Arbeitslosigkeit durch Alter, Krankheit oder bloßer Willkür des „Vorgesetzten“ für immer entkommen. Aus der demokratischen Gesellschaft ist eine Gladiatorenarene geworden: man schlachtet sich gegenseitig ab, der Sieger wird am Schluss mit reichlich Kapital ausgestattet, das er der Arena entkommen kann: so erhalten gescheiterte Existenzen plötzlich Herrenmenschenstatus in einem Land, das einst die führenden Köpfe der Aufklärung, Musik, Philosophie und Wissenschaft hervorbrachte: Bohlen statt Beethoven ist die Devise.

Es gibt auch kritische Köpfe, die die Bewegung international beim Namen nennen. Jean Ziegler spricht in einem Interview im schweizer „Tagesanzeiger“ ganz deutlich über die kannibalistische Weltordnung, die die ursprünglichen demokratischen Konzepte völlig verdrängt hat – aus diesem Grund können China und die Großkonzerne der Welt ja auch völlig problemlos miteinander kooperieren … mit schrecklichen Folgen für jene Menschen, die ganz bescheiden mit ihrer eigenen Arbeitskraft für den eigenen Unterhalt sorgen wollen, den Bauern dieser Welt:

Diese Bauern haben ein unglaubliches Wissen. Die fehlende Produktivität ist wie gesagt das Resultat von fehlenden Investitionen. Es ist auch ein sehr perfides Argument. Damit wird das sogenannte «Land Grabbing» legitimiert, der grossflächige Erwerb von Ackerland durch ausländische Spekulanten. Inzwischen hat man gemäss Weltbank den afrikanischen Bauern 41 Millionen Hektaren fruchtbaren Boden entzogen. Und was passiert mit den landlosen Bauern? Sie landen in den Slums der Grossstädte, in Drogen, Prostitution, Unterernährung und Massenelend.

Im Prinzip kennen wir das in Deutschland. Deutschland wurde nicht „wiedervereinigt“, die Deutschland AG hat sich den Osten einverleibt, ihn mit Haut und Haaren gefressen, alles nützliche eingesackt und alles Unnütze ausgeplündert und ausgeschieden. Viele sind dadurch sehr reich geworden, andere profitieren heute noch von den Milliarden, die in den Aufbau Ost fließen – einen Aufbau, den die stolze deutsche kapitalistische Wirtschaft nie wollte und aus eigener Kraft auch nicht hinbekommt. Vor unser aller Augen versagt der Kapitalismus in den östlichen Bundesländern, führt vor, das er als Wirtschaftsordnung nur durch milliardenschwere Subventionen funktioniert … und keiner merkt, das hier „die Märkte“ im direkten Systemvergleich ihre Unfähigkeit demonstrieren, eine funktionierende Wirtschaft aufzubauen.

Wo sind die „blühenden Landschaften“, die durch Wettberwerb und Marktwirtschaft entstanden sind?

Sie existieren nicht, weil wir schon längst eine kannibalistische Wirtschaftsordnung haben, die nur dank der Vernichtung von Wettbewerbern und Marktwirtschaften überleben kann und sich gerade anschickt, ganze europäische Staaten zu vertilgen, während die Steuerzahler der Länder dann für die Kosten der laufenden Verheerungen eintreten sollen.

Wir Deutschen hätten eine einzigartige Chance gehabt, beide System im direkten Vergleich zu studieren, die Schwächen beider Systeme zu erkennen und daraus etwas vollkommen neues, einzigartiges zu erschaffen: das Modell Deutschland für eine bessere Welt. Mit der medialen Dauerpräsenz von Leuten wie Dirk Bach, Dieter Bohlen oder Carsten Maschmeyer wird das allerdings nicht zu schaffen sein – und auch nicht mit spitzfindigen sophistischen Rechnungen wie denen im Stern, nach denen der deutsche Arbeitslose sein Überleben ja nur dem griechischen Millionär verdankt.

Die Deutschen haben einen anderen Weg gewählt, einen Weg, den sie schon unter Hitler gegangen sind: den Weg der „inneren Emigration“, der Anpassung, des Mitläufertums. Während in anderen europäischen Ländern vom großen europäischen Generalstreik geträumt wird (siehe Welt) nicken wir devot immer weitere Griffe in unsere Geldbeutel ab – Rundfunkgebühren für Menschen, die keinen Rundfunk wollen (siehe Welt) oder eine Maut für Straßen, die wir schon längst doppelt und dreifach bezahlt haben (siehe Welt): der Phantasie der verbeamteten Kapitalbüttel sind da keine Grenzen gesetzt.

Verwundert es da das der „Zombie“ zum Hauptsymbol menschlicher Ängste herangewachsen ist? Er symbolisiert die neue Weltordnung des Gegeneinanders, der Ordnung des fressens und gefressen werdens. Während die FSK das mythologische Motiv „Zombie“ zurecht als abartig und scheußlich in die hinterste Ecke verweist, führt die Politik es als sozialen Standard ein: kein Wunder, das Kinder und Jugendliche zunehmen die Orientierung verlieren.

Wer nun denkt, das der Kannibalismus hauptsächlich in der geisteswissenschaftlichen Sphäre verbleibt und es niemals wagen würde, an dem eigenen Kaffeetisch zu erscheinen, der irrt gewaltig. Schon heute ist er ganz real unter uns – und wir akzeptieren ihn völlig, weil er ein anderes Etikett trägt … und weil wir durch die moralische Skrupellosigkeit unserer Zeit schon jegliche Maßstäbe verloren haben, um beurteilen zu können, was dort geschieht, siehe Nachrichten t-online:

Horror in der Wüste: Menschenhändler sollen Hunderten von afrikanischen Flüchtlingen auf der Sinai-Halbinsel gewaltsam Organe entnommen haben. Einer Dokumentation des Senders CNN zufolge, sind die meisten an den Folgen der Eingriffe gestorben. Flüchtlinge, die es über die Grenze nach Israel geschafft haben, lieferten weitere Hinweise auf den Organraub.

Beduinen, die Flüchtlinge über die Grenze nach Israel schmuggelten sowie korrupte ägyptische Ärzte seien die Drahtzieher des Organhandels, heißt es in dem Bericht. Ihre Opfer kämen vor allem aus dem Sudan, Äthiopien oder Eritrea. Ihnen würden Nieren, Leber und andere Organe bei lebendigem Leibe entnommen. Die brutalen Eingriffe überlebten die Opfer in der Regel nicht.

Das ist nichts anderes als Kannibalismus. Bis heute warte ich auf die Nachricht, das Nato-Truppen der industrialisierten Bestialität Einhalt geboten haben … aber die Finanziers jener Truppen brauchen halt diese Organe, vernichten anderes Leben der gleichen Art, um das eigene Leben zu verlängern.

Als „Organspende“ ist Kannibalismus gesellschaftsfähig geworden, mit guten Argumenten als Triumph der Technik verkauft, während man gleichzeitig mit allen Mitteln die Erkenntnisse der Nahtodesforschung unterdrückt … dabei würde uns doch viel Trauer erspart bleiben, wenn wir wieder wissen dürften, das unser Aufenthalt hier auf Erden nur ein kurzer Gastauftritt ist.  Vielleicht würde es wieder etwas Disziplin ins moralische Handeln bringen, wenn wir die Überzeugungen der alten christlichen und nichtchristlichen Religionen untersuchen würden, nach denen es einen „zweiten Tod“ gibt, der jene Seelen ereilt, die sich als unnütz erwiesen haben – womöglich ist „die Natur“ in der Selektion moralischen Abschaums gnadenloser, als unsere bezahlten Priester der Oberschicht schmeichelnd verkaufen wollen. Man findet hier erstaunliche Paralellen … in nahezu allen Kulturen der Welt.

Anstatt das wir aber – strikt vernünftig und entlang der „Kritik der praktischen Vernunft“ des Immanuel Kant unter Einbeziehung eines rationalen religiösen Elementes – eine Kultur der Freiheit, Gleichheit und Brüderlichkeit aufbauen, in der wir den Menschen von allen Gewalten befreien, die ihn bedrohen, bauen wir eine kannibalistische Weltordnung auf, die demnächst dazu führen wird, das wir wieder scheußlichste Bestialitäten im Alltag erleben werden. Gerade wir Deutschen wissen das sehr genau – und könnten aus unserer eigenen Geschichte heraus die Welt vor dem warnen, was da kommen wird: die rücksichtslose industrielle Verwertung von „unwertem“ menschlichen Leben, die mit der gleichen Konsequenz erfolgen wird wie die aktuelle Vernichtung des Kleinbauerntums in Afrika zugunsten der großen, internationalen Konzerne (in deren Front sich China nahtlos einreiht).

Darum eignet sich der dritte Oktober sehr gut als Tag der deutschen Schande, jener Tag, an dem wir Deutschen uns daran erinnern, das wir aus der Geschichte des Dritten Reiches nichts gelernt haben, aus der Geschichte der Einverleibung der DDR nichts gelernt haben und auch aus der Geschichte des schleichenden Untergangs der Bundesrepublik Deutschland nichts lernen wollen.

 

 

 

 

 

 

 

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