Montag, 6.1.2014. Eifel. Die schwarz-rote Koalition ist noch nicht richtig im Amt, da fängt sie schon an, ihre Allmacht auszuspielen. Schön, wenn man alle Hebel der Macht in der Hand hat, oder? Da kann man so richtig „durchregieren“. Erstmal wird die Legislaturperiode verlängert. Toll oder? Da hat man dann auch mehr von den jährlichen Diätenerhöhungen. Manchen reicht noch nicht mal die Diätenprasserei, sie wollen die Millionen sofort: kreative Pöstchenschaffung auf Staatskosten erleben wir gerade im Zusammenhang mit der Affäre Pofalla, ein Vorgang, der sogar für die konservative Grüne Göhring-Eckhard nach Versorgung riecht (siehe Spiegel). Nur zwei Häßlichkeiten einer ganzen Reihe von Absonderlichkeiten, die in diesem Jahr noch zunehmen werden: absolute Macht ist nie gut.
Diese Botschaft haben wir in den letzten Jahren gelernt, der Regisseur Peter Jackson hat sie uns nahegebracht in der Geschichte des kleinen Hobbit Frodo Beutlin, der den Zugang zur absoluten Macht vernichten musste: den Ring des dunklen Herrschers Sauron. Mächtige Krieger, wahre Könige, engelgleiche Zauberer und Anderweltwesen meiden den Ring – weil sie wissen, dass sie seiner Macht – oder der Verlockung der Macht – nicht widerstehen können, nur Hobbits – Gestalt gewordene „kleine Leute“ können ihr länger widerstehen. Macht deformiert Charaktere – so die Botschaft dieses modernen Mythos.
Und doch brauchen wir Macht. Wir brauchten sie schon zu Anbeginn der Zeiten: ein Höhlenbär erlegt sich nicht von allein, der Zweikampf gegen den Säbelzahntiger ist wenig empfehlenswert – und im Krankheitsfalle ist der stärkste Krieger durch schwächste Feinde gefährdet. Wir wissen auch, wie wir Macht erlangen können, der Philosoph Hobbes hat eine ganze Staatsphilosophie zur Verteidigung des absoluten Monarchismus darüber geschrieben: wir wählen uns einen König, der unsere Kraft effektiv organisiert, um sie zu verfielfältigen.
Der Bibel zufolge warnte Gott schon die alten Israeliten vor diesem Schritt: das Problem ist schon seit Jahrtausenden bekannt: Könige sind teuer, bringen die Wirtschaft aus dem Gleichgewicht und im Extremfall fürchterlichen Terror über das Volk … wenn nicht sie selbst, dann ihre Erben.
Trotzdem sind sie im Kriegsfall unverzichtbar. Kriege bringen die Notwendigkeit effektiver Organisation mit sich – so brachte man den Säbelzahntiger zu Fall. Effektive Organisation kann sogar weit überlegene Feinde besiegen – in der Geschichte der disziplinierten römischen Armee findet man einige Beispiele dazu. Das Führen von Kriegen verlangt den Kriegshäuptling – also jemanden, der strategisch denken und taktisch handeln kann und so die Kraft des Stammes maximiert. Da Demokratien keine Kriege führen, brauchen sie keinen König und können sich der Frage nach zentraler Führung elegant entziehen … ebenso der Fragen nach den Gefahren der Korrumpierung durch die Macht selbst.
So war jedenfalls der Stand im 18. Jahrhundert – heute sind wir weiter. Im 21. Jahrhundert wissen wir, dass Demokratien Auftragsmorde ausführen lassen, Städte atomisieren und grundlos fremde Länder erobern (oder mit einem Netz von Spionage überziehen) – und Deutschland marschiert ergeben mit. Wir haben die Kirchen bzw. die Religion aus unserem Alltag verbannt und sind in einen Zustand gefallen, der weit hinter dem Mittelalter zurückfällt: dort sorgte ein Gottesfrieden noch für zivile Kriegsführung, die sogar Angriffe auf Vieh verbot.
Wir erleben im 21. Jahrhundert auch neue Kriege: den Krieg der reichen Kaste gegen die Armen. Nun – der Krieg ist im Prinzip nicht neu, sondern einer der ältesten der Menschheit: es ist der Krieg des Adels gegen die Bauern (gerade jener Krieg sollte durch den Gottesfrieden gestoppt werden). Er ist nicht nur in der europäischen Geschichte zu finden, sondern weltweit zu beobachten – überall da, wo komplexere gesellschaftliche Organisationen die gezielte Anhäufung von Tauschmitteln erlaubt, die eigentlich der Allgemeinheit den Handel erleichtern sollte, aber von raffinierten kriminellen Egomanen zur Selbstbereicherung missbraucht werden.
Der Reiche raubt dem Volk die Tauschmittel, um sie für sich selbst zu horten – einfach so, aus Spaß. Gerne baut er um seinen Hort auch eine Burg, um die Beute vor dem Volk in Sicherheit zu wiegen, kauft sich Waffen und Männer für das Geld (und Frauen, die die Männer „unterhalten“), mit denen er dann bei den Bauern noch zusätzlich umsonst einkaufen geht, um seinen Hort zu schonen: so gebiert man Drachen, die einst Menschen waren. Das Verbot der Prostitution greift hier zentral an die Ausübung von Macht an – selbst wenn alle das freiwillig machen: ohne Huren werden die Söldner schnell unmütig, gehen nach Hause zu ihrer Frau. Mit Huren marschieren sie weiter.
Die so gewachsenen reichen „Familien“ stellen gemäß der Theorie eines amerikanischen Historikers (den habe ich schon mal zitiert, aber gerade nicht greifbar) eine zentrale Gefahr für den Staat dar – in Wirklichkeit ist die ganze Geschichte der Menschheit die Geschichte des Kampfes des Königs gegen die Räuberfamilien und der Räuberfamilien gegen den König.
Das ist heute nicht anders. Auch Deutschland respektiert als Demokratie die Notwendigkeit zentraler Führung in Kriegszeiten, darum haben wir nicht nur ein Parlament, sondern auch eine Kanzlerin mit Weisungskompetenz. Das hilft uns nur beim Kampf der Reichen gegen die Armen nicht weiter, wenn die Reichen über die Finanzierung der Parteien, die Gleichschaltung der Presse (dazu habe ich etwas bei Neopresse geschrieben), den Druck durch große Verbände, die Gleichschaltung von Führungspersonen durch Boni und Diäten (gewonnen durch den Raub an Tauschmitteln) und die Beschleunigung der Enteignung des Mittelstandes (läuft gerade mittels Preisen, Steuern und Gehaltsverzicht … natürlich alles freiwillig) die Herrschaft über die Meinung des Kanzlers sichern … und zur Not einfach einen Neuen erstellen. Wie das geht, hat man beim Bundespräsidenten Wulff gesehen, dem man seine Bankenkritik nie wirklich verziehen hat.
Doch was ist nun zu tun? Nun, folgen wir dem amerikanischen Historiker, ist mal wieder Zeit für einen König – oder besser gesagt: Volkskaiser. Es herrscht Krieg – zudem gegen eine materielle Übermacht: der läßt sich nur durch einen Kaiser gewinnen, einem militärischen Genie, dass die Schwachen vereint, um die Starken in die Schranken zu weisen – nur so sind die mächtigen Familien im Zaum zu halten. Eine Person, die die Macht von Millionen auf sich vereinigt und keinerlei Abhängigkeiten mehr unterliegt außer ihrem eigenen Gewissen, eine Person, die innerhalb kurzer Zeit durch ihre Verbände gesellschaftlichen Druck ausüben kann, der dem reichen Feind weh tut.
Die Ziele, die verfolgt werden müssen, sind klar: sämtliches Grundeigentum muss in die Hand der Eigentümer zurückgeführt werden: das ist die Gesamtheit der Deutschen. Eine Ausschlachtung des Landes und seiner Landschaften zugunsten der Räuberbarone muss aufgehalten und zurückgebaut werden.
Sämtliche Tauschmittel müssen in die Hand der Eigentümer zurückgeführt werden: das ist die Gesamtheit der Deutschen. Ihnen gehört das Geld, sie garantieren mit ihrer Arbeit für den Wert des Geldes, den Derivatezauberer mit 60 Billionen Euro Zaubervolumen massiv in Gefahr bringen. Eine Verstaatlichung und Dezentralisierung des gesamten Bankenwesens ist unumgänglich.
Sämtliche Parteien im Bundestag gehören umgehen verboten, aufgelöst und mit massiven Strafzahlungen handlungsunfähig gemacht. Grund: durch Fraktionszwang haben sie die unabdingbare Unabhängigkeit des Abgeordneten in Gefahr gebracht, SPD, CDU, CSU und FDP haben im Rahmen der Parteispenden ein Ausmaß an krimineller Energie gezeigt, dass sie als kriminelle Organisationen gelten sollen.
Neuwahlen müssen zügig ausgeschrieben werden, um ein parteifreies Parlament zu wählen. Programmbündnisse sind zulässig (einmal abgesehen davon, dass die Organisatoren des alten Parteienkartells ihr passives Wahlrecht verlieren – aus kartellrechtlichen Gründen).
In Folge massiver Staatsverschuldung gehört die Bundeswehr aufgelöst, 50 % des Geldes wird in friedenstiftende und sympathieerzeugende Maßnahmen gesteckt, der Rest geht für Schuldenabbau drauf. Wir sind so pleite, dass wir uns militärische Protzerei nicht mehr leisten können. Ebenso gehört die Nato aufgelöst: der Feind ist tot, Deutschland hat in diesem Bündnis nichts mehr zu suchen – noch können wir es uns momentan finanziell leisten.
Dringend brauchen wir Konzepte für die offensive Gestaltung der wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Zukunft, Billiglohnland zu werden, reicht nicht aus, dieses Land auf Dauer durchzubringen: das wissen wir schon jetzt. Führendes Beispiel für eine lebenswerte Zukunft zu werden, schon: hier liegen ganze Welten brach, die es zu erobern und gestalten gilt. Das Land, das demokratische Ideale verwirklicht anstatt sie nur zu predigen könnte Beispielcharakter für die ganze Welt haben, Kirchen, Kommunisten und Idealisten würden es lieben.
Es gilt auch, die politische Landschaft zu verändern: 50 % der Sitze können durch direkte Abgeordnete vergeben werden, 50 % gehen an die Programmbündnisse, die für ihr Programm vor Ort die meisten Stimmen (nach dem Direktkandidaten der Konkurrenz) geholt haben: Listen von Lieblingspolitikern, die von den Räuberbaronen gepflegt werden, gehören so der Vergangenheit an.
Merkt man, wie groß die Widerstände der „Besitzständler“ werden würden? Das kann nur ein absoluter Herrscher durchsetzen – wie schon immer in der Geschichte. Hitler war so einer … und hier sehen wir gleich das Problem. Zwar hatte dieser Mann die Macht, die Räuberbarone in die Schranken zu weisen (wie auch Mussolini die Mafia kleingehalten hat), aber wie alle absoluten Herrscher wird er durch die Korruption der Macht selbst zum Drachen (und so dem Feind immer ähnlicher) und es gibt es nichts, was ihn aufhalten könnte … außer einer Allianz der Räuberbarone, die wir als Bürger dann wieder freudig begrüßen werden, wie wir zuvor den Führer begrüßt haben.
Ich denke: so wird es auch kommen. Wenn die Derivatenblase allein der Deutschen Bank platzt, sind wir für die nächsten hundert Jahre hoch verschuldet, während die Täter auf den Bahamas die Sonne genießen. Es wird Hunger geben, tote Kinder auf den Straßen, dann kommt der Zorn, dann der Führer mit seinen Uniformen. Mit etwas Glück wird es ein Napoleon. Mit etwas Pech ein Hitler. Wahrscheinlich aber irgendein Cäsar – war im alten Rom schon das Ende der Republik.
Das gilt natürlich nicht nur für Deutschland, sondern auch für Europa, ebenso für die USA.
Wie das enden wird, wissen wir auch: je kräftiger der Charakter, umso schneller wird er von der Macht (und dem Geld) korrumpiert – und wird selbst zum Räuberkönig. Nicht schwer, so etwas vorauszusagen, wenn man mal ein Geschichtsbuch in der Hand hatte.
Nun – es muss aber kein starker, weiser, kräftiger Mann sein. Wir könnten jeden Tünnes mit Supermacht ausrüsten: er würde die Räuberbarone automatisch in die Schranken weisen. „Frodo for President“ war kein Hippiescherz, sondern gut durchdacht. Allerdings scheiterte auch Frodo – zuletzt war es sein tumber treuer Diener Sam, der fast durch Zufall die Welt rettete.
Würden wir es überhaupt schaffen, uns auf einen Volkspräsidenten, eine König, einen Kaiser auf Zeit zu einigen?
Manchmal kommt es mir so vor, als hätten wie einen König geköpft, um eine Million neue zu bekommen: gerade auf Seiten des linken Spektrums finde ich täglich neue Führer, die gerne andere ihre Arbeit machen lassen würde. Die würden sich nie hinter einen Kriegshäuptling stellen, der notwendige Schritte in verfahrener Situation einleitet … es sei denn, sie wären selber dieser Häuptling (mit US-Sportwagen ausgestattet, versteht sich). Menschlich verständlich und Ausdruck großer gedanklicher Souveränität, leider völlig uneffektiv im laufenden Krieg, der von den Reichen in die Gesellschaft hineingetragen wird und bald zum Sieg des neuen Adels führen wird: schon jetzt wird er uns als „Promi“ dauernd vor die Nase gehalten und täglich tausendfach als „besserer Mensch“ präsentiert, hat er einen Ski-Unfall, hält die Nation den Atem an.
Eher ist mit einer weiteren Zersplitterung der progressiven gesellschaftlichen und kulturell kreativen Kräfte zu rechnen: die Räuberbarone wissen, dass der Kaiser sie wieder in die Schranken weisen könnte – sie haben ihre römische Lektion gelernt und ergreifen schon heute durch gezielte Eingriffe in die Meinungsbildung Maßnahmen, jeglichen Widerstand zu zersplittern oder durch geschickte Implementierung von Agenten und Falschinformationen mit dem ultrarechten Lager zu verquicken … was sie gerade sehr erfolgreich tun, weil viele einfach nur noch dümmliche Parolen brüllen und sich kaum bewusst darüber sind, in welchen Argumentationsketten sie gerade eingeflochten werden.
Zur Not reicht aber auch der Wink mit einem unbefristeten Arbeitsvertrag: dem Äquvalent des Entlassungsbriefes aus der Sklaverei der Leiharbeit oder der staatlichen Arbeitslosenverfolgungsbehörden.
Wer sich Gedanken über Revolution macht, muss ich Gedanken über die Rekrutierung, Aufstellung und Führung eigener Verbände machen, die auch ohne die Anwendung von Waffengewalt genügend Druck ausüben können, das Land von seinen Besatzern zu befreien und den laufenden Wirtschaftskrieg zu beenden. Solche Strategien gibt es, sie können sehr erfolgreich sein – sind aber nicht frei von menschlichen Opfern. Sie sind auch nicht immer legal – aber das ist ein Krieg der Reichen gegen die Armen genau genommen auch nicht.
Wer sich Gedanken über Revolution macht, muss sich aber vor allem eine Frage stellen: wie schütze ich meine Revolutionäre vor dem bösen Willen des einen Ringes, wie sorge ich dafür, dass die Macht sie nicht korrumpiert und sie selbst – als zum Beispiel als Politkommissare einer Roten Armee – an die Stelle der Räuberbarone treten.
Rote Räuber klauen nicht weniger als schwarze, grüne nicht weniger als gelbe.
Frodos sind selten in unserer Zeit, Sams fast ausgestorben: an Schicklgruberns („Hitler“ war ja nur der Künstlername) haben wir wahrlich keinen Mangel, davon gibt´s in jedem Mietshaus drei … und einer von ihnen wird in den nächsten dreissig Jahren das Rennen machen. Vielleicht aber schon 2018, wenn die Groko in ihrer unermesslichen Weisheit und völlig durch ihre ungegrenzte Macht beschließt, die Legislaturperiode nochmal um dreissig Jahre zu verlängern, weil die Erfahrung der Erschaffung von teuren Pöstchen aus dem Nichts (creatio ex nihilo) einfach zu schön ist.
Man kann sich hier aber einfach mal selbst fragen: wie schnell steht man stramm, wenn das Geld winkt?
Ab 100 Euro? Ab 1000? Ab 10000 – im Monat? Oder erst ab 100 000 000 Euro? Kein Problem, jede Summe ist denkbar: die modernen Räuberbarone erschaffen Geld wie Pöstchen aus dem Nichts.
Oder bleibt man auch angesichts einer Bonuszahlung von 1 000 000 000 Dollar ein kleiner, bescheidener Gärtner, der nur im Kreise seiner Kinder friedlich alt werden und seinen Blumen beim blühen zuschauen möchte?
Von diesen Gärtnern brauchen wir eine Armee von 8 Millionen Mann – damit kann man den Angriff der Superreichen in Deutschland wirksam aufhalten, für
Europa braucht man mehr. 100 000 allein jedoch … wären erstmal zu wenig. Es sei denn, sie bilden das Offizierscorps … zu dem die Sams dieser Welt wenig Lust haben. Gerade das macht sie ja so liebenswert und vertrauenswürdig und – wenn wir dem Mythos folgen wollen – so geeignet, eine Zeit lang die Last der absoluten Macht zu tragen, ohne selbst von ihr in Besitz genommen zu werden.