Mittwoch, 6.6.2012. Eifel. Wir unterbrechen unser aktuelles Programm für eine wichtige Meldung – eine Meldung, die man sonst nicht so in den Medien finden wird. Adolf Hitler hatte seinerzeit noch laut getötet. Erst im Ausland – mit Bomben und Granaten – dann im Inland. Im Inland hatte er es schon ruhiger angehen lassen. „Die Juden“ bekamen „Lebensraum im Osten“, wurden „umgesiedelt“. Gemordet wurde dann leise … mit Gas. Man hatte erkannt, das die Wahrheit erträglicher wird, wenn man sie in eine offensichtliche Lüge packt. Auch heute wird wieder leise gemordet (wobei sich über diesen Begriff streiten lässt, ich weiß. Wir werden das noch erläutern), auch heute verpacken wir wieder Wahrheit in eine offensichtliche Lüge – mit entsprechenden Folgen. Doch schauen wir erstmal, welche Meldung mich gestern erreicht und mir den Abend versaut hat:
Vorgestern hat sich ein Mann umgebracht. Er wurde etwa 50 Jahre alt. Er wohnte in einer Vorort-Reihenhaus-Halbhaus-Mittelstandssiedlung,
seine Kinder sind mittlerweile dem Haus. Er arbeitete bei der Post im Aussendienst und hat vor einigen Tagen erfahren, dass die durch den
langjährigen Zustelldienst entstandene Schädigung seiner Knie wohl irreversibel ist und dass sich dies im Laufe der Zeit verschlechtern wird.So müsse er damit rechnen, in den Innendienst versetzt zu werden, was beim derzeitigen Stellenabbau bedeuten würde, dass er mit einer
Entlassung zu rechnen hätte. Am Wochenende noch hatte er seinem Nachbar erzählt, dass er ohne Arbeit das Haus nicht mehr würde halten
können. Zwei Tage später war er tot.Realität in Deutschland.
Diese Geschichte ist ebenfalls Realität. Die Quelle bleibt mit Rücksicht auf den Arbeitsplatz verborgen: immerhin möchte ich nicht, das Personalchefs irgendwann die Spur desjenigen aufnehmen, der sie weitergetragen hat und Konsequenzen gegen jene Menschen unternehmen, die „den Ruf des Unternehmens in den Schmutz ziehen“. Es fänden sich schnell Anwälte, die hier eine weitere Existenz wirtschaftlich ruinieren. Weniger findet man Anwälte, die sich um die Verbrecher kümmern, die dieses Land in ein großes Arbeitslager verwandeln.
Gut, man wird jetzt sagen, ich übertreibe.
Das ist auch wahr.
Um ein Gegengewicht gegen die Jubelpresse zu schaffen, greife ich oft zu Wortgebilden, die der Bildzeitung alle Ehre machen würden. Die Kleinen müssen halt mehr Krach machen, um Gehör zu finden … und um Leben zu retten.
Man wird vielleicht der Meinung sein, das ich mit diesen ständigen Hitlervergleichen übertreibe.
Das ist schon nicht mehr ganz so wahr.
Immerhin leben wir in einem Land, in dem die Hitlerei aus bis heute ungeklärten Ursachen eine zwölfjährige Barbarei errichten konnte (gerade auch mit Hilfe der Jubelpresse), die den Ruf Deutschlands für die nächsten hundert Jahre (wenn nicht für alle Ewigkeit) vollständig ruinierte. Wie bauen heute noch umsonst U-boote und verschenken sie, um die immense Schuld abzuarbeiten, die wir uns dort aufgeladen haben. Wir können uns absolut nicht sicher sein, das der Schoß, aus dem dies Monster kroch, nicht immer noch fruchtbar ist (siehe Bert Brecht).
Man wird vielleicht der Meinung sein, das „Hartz IV tötet“ zu weit geht.
Das ist dann schon überhaupt nicht mehr wahr. Ich würde sogar über weite Strecken die Aussage „Hartz IV mordet sich durch Deutschland“ mittragen (man denke allein an die Folgen der so harmlos klingenden „Sanktionen“), das dieses geistige Monstrum aber real Menschen tötet, dazu würde ich jeder Zeit stehen.
Wir erfahren nie, wie viele Menschen sich selbst das Leben nehmen, einen Unfall fingieren oder „versehentlich“ zu viele Medikamente nehmen, um nicht im Alter erleben zu müssen, wie der Staat einem alles, für das man gearbeitet hat, wieder wegnimmt – ebenso wenig erfahren wir ja die reale Zahl der Arbeitslosen. Das würde uns Angst machen … erst Recht, wenn wir verstehen, das „Alter“ inzwischen ein akzeptierter Kündigungsgrund ist.
Da hilft auch kein Joggen oder Nordic Walking – „fit for the job“ zu sein ändert nicht das Geburtsdatum.
Es ist kein böses Schicksal, das die Lebensarbeitsleistung und Altersversorgung vernichtet, keine Weltwirtschaftskrise, kein böser Krieg und keine Naturkatastrophe – es ist der Wille des Staates, der auf diesem Wege neues Kapital für „seine“ Leistungsträger schafft, mit welchem die dann an der Börse zocken können.
Durch Hartz IV ist der Staat “ Feind“ geworden – jedenfalls der Feind für all´ diejenigen, die durch ihre Arbeit oder durch ihr Alter riskieren, krank zu werden, Feind für all´jene, die zu alt, zu krank oder zu niedergeschlagen sind, jeden Tag aufs Neue um ihren Platz zum Überleben kämpfen zu müssen, während andere sich hemmungslos die Taschen vollstopfen. Das ist aber wohl nur jenen verständlich, die noch an die Werte der guten alten Bundesrepublik glauben, jene, die noch nicht verstanden haben, das wir in einem neuen Land leben, das anders ist als das alte. Auch hier – im Gegensatz zu früher – läuft der Putsch eher leise ab, aber mit deutlichen Worten, siehe Zeit:
Was bedeutet Hartz IV? SPD-Arbeitsminister Franz Müntefering hat es auf seine Weise erklärt. „Wer nicht arbeitet, soll auch nicht essen“, sagte er
Adolf Hitler hat 1925 ähnliches gesagt, siehe Hagalil.
„Wer nicht arbeitet, soll nicht essen. Und wer nicht um sein Leben kämpft, soll nicht auf dieser Erde leben. Nur dem Starken, dem Fleißigen und dem Mutigen gebührt ein Sitz hinieden.“
Auch heute ist jedem Arbeitslosen über fünfzig klar (bei vielen ist es schon über vierzig so weit), das ihnen „hinieden“ kein Sitz mehr gegönnt wird. Die Jubelpresse zieht ihre Ehre und ihren Ruf in den Schmutz, der Staat zieht ihr Eigentum ein, die ARGE ihre Souveränität. Weil sie zu den strunzdummen Menschen gehören, die blöderweise für ihr Geld noch körperlich arbeiten und nicht – wie es die „Leistungselite“ des Staates vorzieht – ihr Kapital für sich „arbeiten“ lassen, um das Leben auf dem Golfplatz und im Ledersessel zu genießen, beständig damit beschäftigt, die Diäten durch clevere Anlageberater aus dem Nichts heraus zu vervielfältigen.
Früher, da wusste man noch, das Menschen in der modernen Industriegesellschaft die ewigen Verlierer sind. Sie altern, Firmen nicht. Wo früher die Arbeitskraft in dem Acker steckte, der nach langen Mühe reichlich Frucht brachte, steckt heute die Arbeitskraft in den Unternehmen – und die Früchte landen in den Steuerparadiesen, wo die „Märkte“ ihren Hauptsitz haben. Früher hatten wir einen Staat, der dieser Räuberei Einhalt gebot. Seit 2003 ist der Staat offen zum Komplizen geworden. So schützt einen heute niemand mehr davor, das die Früchte lebenslanger Arbeit von jemand anderem genossen werden.
Stattdessen lebt man mit der Wahrheit, das Hitlers Spruch Realität geworden ist. „Wer nicht um sein Leben kämpft, soll nicht auf dieser Erde leben“.
Nun – wir kämpfen. Mit beständig steigenden Preisen, Beiträgen, Steuern und Abgaben bei sinkendem Geldwert, mit der permanenten Angst vor der vollständigen sozialen Vernichtung durch Staat und Medien – einer Vernichtung, der sich nur die Mutigen durch Selbsttötung entziehen, um einer lebenslänglichen Schikane aus dem Wege zu gehen. Wir können halt nicht alle Masochisten sein, die noch Spaß am Leiden haben.
Wo sind die Stimmen, die fordern, das wir ab Morgen einfach mal alle Preise um 25% senken, um dem Volk wieder ein Leben ohne Kampf zuermöglichen?
Wo sind die Stimmen, die sich noch daran erinnern, das der Staat als Ordnungsmacht das Individuum vor Verbrechern in den Unternehmen schützen muss?
Wo sind die Stimmen, die täglich daran erinnern, wie eine Gesellschaft endet, die sich in ein Arbeitslager verwandelt?
In der Öffentlichkeit kaum vernehmbar.
Ja – wir hatten das schon einmal … als die Nachbarn leise in der Nacht abgeholt wurden und niemand es wahr haben wollte.
Heute bringen sich die Nachbarn leise um … und wer das nicht schafft, tötet sich dann eben durch beständig steigenden Verzicht sehr langsam: zwanzig Lebensjahre kostet Armut: mangelnde Ernährung, mangelnde Bewegung (wer geht als „Hartzi“ schon gerne in die Öffentlichkeit – bei dem Ruf, den man verliehen bekommen hat?), mangelnde medizinische Hilfe und mangelndes Selbstbewußtsein führen eben auch zum frühen Tod …. nur viel viel langsamer.
Wieder will das niemand wahr haben.
Wieder züchten und pflegen wir einen Geist, einen hässlichen Ungeist, der dieses Land in den Abgrund führt. Diesmal nicht im Namen eines von der Vorsehung geschenkten Führers, sondern im Namen der gottgleichen „Märkte“, der höchsten denkbaren Autorität im gesamten Universum.
Wir können darüber jeden Tag in den Nachrichten lesen: der „Euro“ ist nur eines von vielen Selbstbereicherungsprojekten der „Upperclass“, für das wir zahlen, bluten und sterben müssen.
Niemand hätte mir früher geglaubt, wenn ich gesagt hätte, das im Jahre 2012 eine „Sozialgesetzgebung“ Menschen (indirekt und direkt) tötet, die nach einem verurteilten Verbrecher benannt wurde – solch´ ein Stoff gibt es sonst nur in den Alpträumen der Autoren von Horrorromanen.
Andererseits können sich auch wirklich nur Verbrecher eine solche „Sozialgesetzgebung“ einfallen lassen, die fleissig arbeitende Fünfzigjährige umgegehend und gnadenlos auf eine Stelle mit arbeitsscheuen Zwanzigjähren stellen … von denen man sich dann noch in der Schlange beim Arbeitsamt verhöhnen lassen darf ob seiner Blödheit, fünfunddreissig Jahre lang Preise, Beiträge, Steuern und Abgaben bei sinkendem Geldwert bezahlt und so das System, das einen jetzt vernichtet, selbst aufgebaut zu haben.
Ob wir nochmal „Nürnberger Prozesse“ bekommen, die die Verantwortlichen zur Verantwortung ziehen? Ich denke, die selbst werden dann froh darüber sein, wenn die Richter „Gutmenschen“ und „Sozialromantiker“ sind.
Früher waren die das nicht.
Vielleicht sollten wir den heutigen Tag als Gedenktag einrichten. Anstelle des „unbekannten Soldaten“, der oft gefeiert wird, könnten wir den „unbekannten Arbeitslosen, das unbekannte Opfer deutscher Sozialgesetzgebung“ feiern.
Verdient hätten die es.
Wer nun meint, dies alles sei übertrieben, der denke einfach mal kurz an die Hinterbliebenen – jene Kinder, die nun ohne Vater sind, die ihre Steuern für einen Staat bezahlen müssen, der ihrem Vater das Elternhaus stehlen wollte. Jene Kinder, die nun wissen, was ihnen die Zukunft bringt. Aber zumindest ist ihr Erbe dank Vaters Mut nun sicher vor dem Staat, siehe Sozialhilfe 24:
Erben des Hartz IV Beziehers müssen das vom Jobcenter gezahlte ALG 2 zurückzahlen, soweit es innerhalb der letzten 10 Jahre gezahlt wurde und 1.700 Euro überstiegen hat. Nicht zurückzuzahlen sind Einstiegsgeld und befristeter Zuschlag. Die Haftung des Erben ist auf den Wert des Nachlasses beschränkt. Von dem ererbten Vermögen kann der Erbe zuvor die Schulden und die Kosten einer angemessenen Beerdigung abziehen.
Hätten wir eine andere Gesetzgebung … dann würde dieser Mensch vielleicht noch leben.
Er – und viele andere, die den Horror der deutschen „Sozialpolitik“ nicht aushalten können.
Eigentlich unglaublich, es wird immer dreister in unserem Lande. Ich habe hier einen Tatsachenbericht in einem Betroffenenforum gefunden das dem Fass den Boden ausschlägt. Aber bitte lest selber.
Nach einer Einladung durch die Arbeitsvermittlung mit 10% Sanktionsandrohung bei Nichtteilnahme musste ich heute eine Zeitarbeitsmesse besuchen.
Die Anmeldung erfolgt nach Schlangestehen in einem Gebäude gegenüber der Agentur für Arbeit in einem Dachgeschossraum, in dem fünf Fallmanager die Anmeldung dokumentieren. Es wird Name und Adresse auf einem Laufzettel notiert sowie nachgefragt, in welchem Bereich man etwas sucht. Darauf werden auf dem Zettel drei Zeitarbeitsfirmen angekreuzt, die man aufsuchen muss. Natürlich darf man auch mehrere Firmen ansprechen.
Es geht wieder zurück über die Straße in das BIZ der Arbeitsagentur, wo sich die Stände der Zeitarbeitsfirmen befinden. Zuviele Menschen in einem überheizten Raum, keine Garderobe, keine Orientierungshilfen. Die Namen der Firmen sind schlecht zu erkennen, es bilden sich lange Schlangen. Man bekommt jedes Gespräch der Person vor einem mit, einschließlich persönlicher Daten. Nach dem Gespräch wird der Laufzettel abgezeichnet, man wandert weiter. Während eines Gespräches spricht mich ein Zeitungsmensch an, ob er mich fotografieren darf, als Sprungbrett sozusagen. Ich lehne ab. Nach Abschluss des letzten Gespräches muss der Laufzettel an dem Stand der Arge abgegeben werden, natürlich wird nochmals abgezeichnet. Ich muss mich rechtfertigen, warum ich eine andere Firma statt der auf dem Laufzettel angekreuzten gewählt habe.
Ich stürze aus dem Gebäude und bin genervt, zur Schau gestellt, potenziell des Betruges verdächtigt und massenabgefertigt.
Grauenhaft. Und morgen steht wieder in der Zeitung, wie toll das alles war.Gibt es möglicherweise Gesetze, gegen die hier verstoßen wird? Ich brauche einen Paragraphen, um mich gegen diese Einladung zukünftig zu wehren.