An den Finanzmärkten geschehen derzeit seltsame Dinge: Zunächst im März der Crash an den Aktienmärkten als Folge der Corona-Pandemie, bei dem der Dax um weit über 30 Prozent nachgegeben hat – dann die plötzliche wie unerwartete und ebenso spektakuläre Erholungsrally. Das heißt, in einer Zeit, in der Ökonomen von einer „Jahrhundertrezession“ oder „dem größten wirtschaftlichen Einbruch seit den 1930er Jahren“ reden, befinden sich die Finanzmärkte in Jubelstimmung. In den USA hat die Technologiebörse Nasdaq sogar einen neuen Rekordstand erreicht. Über die aktuellen Absurditäten an den Finanzmärkten hat sich Thomas Trares für die NachDenkSeiten mit dem heterodoxen Ökonomen Helge Peukertunterhalten.
Freitag, 6.6.2014. Eifel. Heute ist D-Day – Tag der Befreiung … jedenfalls Tag der Befreiung Europas von einer Kultur der industriellen Menschenvernichtung und professionalisierten Menschenausbeutung. Der Cameron – so heißt es – hat dem Putin nicht die Hand gegeben – welch´ ein Eklat. Das wird heute in den Kantinen, Eckkneipen und Wohnzimmern für helle Aufregung sorgen: Cameron gibt Putin nicht die Hand: was wird es da wieder zu diskutieren geben! Eine deutliche wichtigere Nachricht findet jedoch keine Gnade vor den strengen Augen der Zensoren, sie wurde in die Keller und Archive verbannt, dabei ist ihre Brisanz für das deutsche Volk (und ganz Europa) wesentlich höher einzustufen als der Kinderkram der EU-Fürsten bezüglich des Staatschefs einer Nuklearmacht.
Vor wenigen Tagen warnte der Herr Draghi die Banken und Investmentprofis vor dem großen Knall, der in Insiderkreisen schon lange erwartet wird. Man sucht die Nachricht vergeblich in den großen Wirtschaftsblättern der Nation, deren Informationen Grundlage für jede wirtschaftliche Planung des Landes sind. Nur ein kleines Internetmagazin bringt einen Hinweis auf den bevorstehenden Supergau: die Deutschen Wirtschaftsnachrichten, gerne als „rechts“ verschrien, wie alles, was nicht auf Drei die Meinung des Bundeskanzleramtes wiederspiegelt:
Die Europäische Zentralbank (EZB) warnt angesichts der Rekordjagd an den Börsen vor einem Kurseinbruch. Wegen der Suche der Investoren nach Rendite stiegen die Risiken für die Finanzstabilität. Dies könnte die „Möglichkeit eines scharfen und ungeordneten Abbaus der jüngsten Kapitalflüsse“ auslösen, hieß es in dem am Mittwoch veröffentlichten Finanzstabilitätsbericht der Notenbank.
„Ich habe keine Empfehlung für die Investoren, aber sie sollten sich dieser Risiken bewusst sein und versuchen, sich zu schützen“, sagte EZB-Vizepräsident Vitor Constancio der Nachrichtenagentur Reuters. Die Krise in der Ukraine zum Beispiel könnte die gute Stimmung kippen. „Die Banken sollten darauf vorbereitet sein“, warnte Constancio.
Die Investoren und die Banker sollten darauf vorbereitet sein – und die Bürger? Warum steht dieses Nachricht nicht an der Spitze der deutschen Leitmedien? Wieso ist Camerons Händeschüttelallergie wichtiger als der Zusammenbruch aller Versorgungsstrukturen in Deutschland und Europa?
Es sind Fragen, die nicht nur mich beschäftigen.
Nun hat der DAX gestern die 10000´er Marke geknackt – so hoch stand er noch nie. Im Prinzip eine gute Sache – hätten wir noch Marktwirtschaft, so könnten wir uns über äußerst erfolgreiche Firmen freuen: doch Grund für den Höchststand ist nicht die Leistungskraft der deutschen Wirtschaft, sondern in Massen gedrucktes billiges Geld, das die mögliche Deflation im Euroraum bekämpfen soll. „Deflation“ heißt: Geld wird mehr wert. Eigentlich eine gute Nachrichten für die Bürger – endlich sinken die Preise mal wieder. Vielleicht wären sogar Spritpreise unter zwei Mark drin? So ein Deflation könnte den Konsum schon richtig ankurbeln, für mehr Reichtumsgefühl innerhalb der Bevölkerung sorgen – und für den langsamen Abbau der grassierenden Armut – doch so etwas geht nicht mit der deutschen Wirtschaft. Die hat andere Probleme:
Besorgnis äußerten die Währungshüter jedoch über die nach wie vor geringe Profitabilität vieler Banken. Auch fänden sich in den Bilanzen der Geldhäuser immer noch zu viele faule Kredite. „Bislang scheint hier der Wendepunkt noch nicht erreicht“, hieß es.
Zudem hätten mehr als die Hälfte aller Großbanken in der Euro-Zone im zweiten Halbjahr 2013 Verluste geschrieben.
Rettet die Großbanken – dafür opfern wir uns gerne auf. Wie das Opfer für Normalsterbliche aussieht, beschreibt aktuell der Spiegel:
„Erst habe ich gedacht, ich hab mich verhört“, erzählt Anja Helffenstein, 41. Bereits seit 17 Jahren arbeitet sie für ein Postunternehmen in Wittenburg, mit einer längeren Unterbrechung. 88 Arbeitsverträge hat sie in dieser Zeit unterschrieben. Der letzte lief Ende April aus. Als sie sich Anfang des Monats nach einem Folgevertrag erkundigte, teilte man ihr mit, es gebe keinen mehr. Der Grund: Sie habe Anfang des Jahres nicht eingesetzt werden können. Nach Neujahr war Helffenstein eine Zeitlang krankgeschrieben gewesen. Seit dem 1. Mai ist sie nun arbeitslos.
Soviel Dreistigkeit und Ausbeuterlust macht fassungslos: 88 Zeitverträger hintereinander … und dann wegen Krankheit entsorgt. Und das ist kein Ausnahmefall:
Nach einer Studie des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsbildung (IAB) ist der Anteil befristeter Neueinstellungen zwischen 2001 und 2011 von 32 auf 45 Prozent gestiegen.
Anders formuliert: der Abbau des klassischen Arbeitsverhältnisses, das Grundlage für die soziale Marktwirtschaft war, schreitet schleunigst voran: noch ein paar Jahre weiter, und wir haben die „ewige“ Probezeit eingeführt, ein Leben in Angst und Planungsunsicherheit geschaffen, das familiäre Existenzformen unmöglich macht und den Tagelöhner als Standardmodell einführt.
Davor warnen auch andere, siehe Frankfurter Rundschau:
Die Internationale Arbeitsorganisation (ILO) hat vor dem weiteren Abbau staatlicher Sozialleistungen in Ländern der Europäischen Union (EU) gewarnt. «Zusammen mit anhaltender Arbeitslosigkeit, niedrigen Löhnen und hohen Steuern haben diese Maßnahmen zu mehr Armut und sozialer Ausgrenzung geführt», kritisiert die UN-Sonderorganisation in ihrem am Dienstag veröffentlichten «Weltbericht zur sozialen Sicherung 2014/2015».
Wie gesagt: Deflation – und damit eine dringend notwendige Korrektur der auseinanderdriftenden Wirtschafts- und Handelsmacht der Marktteilnehmer – wäre für viele zu begrüßen. Möglicherweise würde dann die staatliche reglementierte Ausstattung mit Sozialhilfe wieder für die Erprobung politischer Experimente wie den Aufbau von Selbstversorgergenossenschaften oder bürgernahen Parteien ausreichen: der Kampf ums tägliche Brot fordert sonst einfach zuviel Energie, um noch Zukunft aktiv gestalten zu können.
Aber das ist nicht gewünscht. Der Erfolgsautor Harvey Friedmann (siehe Bankster-Club.eu) benennt auch unverblümt die Gründe für diese Haltung:
Nicht ohne Grund warnt die EZB vor einem Crash, sie wissen wie katastrophal die Bankbilanzen aussehen und es soll zugleich eine Warnung an die kriselnden EU-Regierungen sein, die jetzige Geldpolitik der EU durch fehlende Unterstützung nicht zu konterkarieren. Ein Politikwechsel der EZB würde zu einem Kollaps der Finanzmärkte führen. Das wollte uns die EZB sagen.
Sehr aufschlussreich: die Begegnung des Autors mit dem österreichischen Finanzminister während eines Fernsehauftrittes im österreichischen Sender Puls 4: das Engagement der Oberschichtsjournalistin spricht Bände, deutlicher hat man die neue Aufgabe der Medien selten studieren können: den Schutz der Bankensprecher (hier: Politiker) vor der Öffentlichkeit. Hat man das gesehen, weiß man, warum man den Fernseher getrost auslassen kann: dort gibt es rund im die Uhr Bankenpropaganda – sonst werden Kredite und Aufsichtsratspöstchen gestrichen.
Wie die realen Machtverhältnisse in Europa sind, verrät ein älterer Artikel aus dem Manager-Magazin: „Mario Draghi, Europas letzter Alleinherrscher“ – so lautet die Überschrift, die allein schon die D-Day-Mächte auf den Plan rufen müßte. In Zeiten, wo politisch angeblich Linke den Beweis der Verstrickungen der privaten Bankwirtschaft in Kriege und illegale Machenschaften als „neurechts“ zu verkaufen versuchen, finden wir in diesem Magazin ein schönes Bild aktueller politischer Realitäten:
Das roch nach harter Arbeit für einen, der kaum etwas lästiger findet als Empfänge, Small Talk und deutsche Geldpolitiker. Am gesellschaftlichen Leben der Mainmetropole nimmt der menschenscheue Währungshüter so selten wie nötig teil. Die Hochfinanz jedenfalls ließ sich die seltene Gelegenheit nicht entgehen, den EZB-Chef aus nächster Nähe zu erleben – bei Carpaccio von Roter Bete, bayerischem Rind in Senfkruste und Apfelküchlein an Nusskrokant.
An Draghis Tafelrunde nahmen neben Weidmann unter anderen Deutsche-Bank-Chef Jürgen Fitschen (65), die Präsidentin der deutschen Finanzaufsicht Bafin, Elke König (60), Mark Carney (49), der Gouverneur der Bank of England, sowie die neue EZB-Bankenaufseherin Sabine Lautenschläger (49) Platz – allesamt Hochkaräter mit Systemrelevanz. An den Katzentischen dinierten Landes- und Investmentbanker, Verbandsfürsten, Ministerialbeamte und Lobbyisten.
Da hält ein Kaiser Hof, ein neuer Napoleon. Seine Armeen? Unerträglich unerschöpfliche Geldmassen, die unbegrenzt in die Märkte gepumpt werden – nur um dann von den Banken wieder bei der EZB geparkt zu werden.
Das Ergebnis? Befristete Kettenverträge – und die soziale und wirtschaftliche Eliminierung von Arbeitnehmern im Krankheitsfalle. So weit ist es schon gekommen.
Im Spiegel wird derzeit – mal wieder – über das „Ende des Kapitalismus“ fantasiert, das Ende einer Kultur, in der sich Geld ohne Risiko automatisch von selbst vermehrt (siehe Spiegel): das negative Zinssätze in letzter Konsequenz eine Enteignung der Sparer darstellen, erkennen momentan nur wenige. Die Hoffnung, dass das so frei gewordene Kapital endlich wieder zu den Menschen und in die Unternehmen fließt, hat sich schon in den letzten Jahren nicht erfüllt: statt dessen landet das Geld auf dem Aktienmarkt. Jeder Laie kann verstehen, was dort geschieht: die Banken kaufen in großen Mengen die Papiere jener Unternehmen, AN DENEN SIE SELBST BETEILIGT SIND. So werden die PREISE KÜNSTLICH NACH OBEN GETRIEBEN – und Werte geschaffen, die real gar nicht existieren – die aber wieder schöne „Sicherheiten“ für neue Kredite sind, mit denen man weiter Aktien kaufen kann.
Die Zombiebanken rechnen sich die Welt schön – ein Schneeballsystem, das MIT SICHERHEIT zusammenbrechen wird.
Was heißt das für uns Bürger in Europa?
Wir werden den Gürtel so eng schnallen müssen, dass er um ein Handgelenk passt … oder um den Mittelfinger. Niemand, der noch echte Werte besitzt, wird diese gegen das schnöde Geld der Bankster hergeben: hier kann jeden Tag der Moment kommen, wo alle erkennen, dass es überhaut keinen Wert mehr hat.
Dieses Mal jedoch werden wir vergeblich auf Retter warten, die an den Küsten der Normandie landen. Zwar ist Europa wieder im Zangengriff eines Alleinherrschers, der die gewählte Politik an „Katzentischen“ verbannt, zwar leidet das ganze europäische Volk wieder unter dem Terror einer ausbeuterischen Partei (diesmal nicht um eine politische Partei gruppiert, sondern um eine wirtschaftliche Fraktion: den Banken), die wieder einmal alle Schaltstellen der Macht für sich besetzt hat: aber es gibt weit und breit keine Allianz der Gegenkräfte.
Kaum etwas illustriert das herrschende Wahn-System besser als die letztjährigen Bonizahlungen des deutschen Eliteinstituts „Deutsche Bank“ – siehe Spiegel:
Für die Deutsche Bank war 2013 ein verheerendes Jahr: Ein Skandal jagte den nächsten, das Image litt, und am Ende stand für das sonst so erfolgsverwöhnte Geldhaus ein Mini-Gewinn von gerade mal noch 681 Millionen Euro – rund 400 Millionen Euro weniger als noch vor wenigen Wochen vermeldet.
In den Gehältern der Top-Banker schlägt sich die schwierige Lage kaum nieder. So zahlte die Bank im vergangenen Jahr wie im Vorjahr insgesamt 3,2 Milliarden Euro an Boni aus. Der Großteil davon, 2,1 Milliarden Euro, floss an die Mitarbeiter der Investmentbanking-Sparte. Inklusive Grundgehalt verdienten die rund 25.000 Investmentbanker sogar 4,5 Milliarden Euro – im Schnitt etwa 180.000 Euro pro Kopf.
Keine Familie könnte so wirtschaften. Keine Wirtschaft könnte sich erlauben, dass Bonuszahlungen den Gewinn um das Vierfache übertreffen – und keine Volkswirtschaft wird das lange überleben – aber die Oberschichtsmedien, die Politiker an den Katzentischen und sämtliche Entscheider und Funktionäre (sogar Bundestagsabgeordnete und Kirchenfürsten) profitieren von den Segnungen der „Partei“ der Bankster – hier wird niemand auch nur den kleinen Finger heben, um das System zu beenden.
Der Kapitalismus wird nicht einfach enden. Wir werden enden – wie Anja Helffenstein. Ja – schauen wir doch mal genau hin, was sie jetzt erwartet, was „die Wirtschaft“ für sie noch zu bieten hat, damit die Boni weiter fließen können – wie die Diäten und Sonderzuwendungen für die ausführenden Organe des Bankenterrors in Wirtschaft, Gesellschaft, Medien und Politik.
Sie ist arbeitslos, wegen Krankheit entlassen, über vierzig: sie wird mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit der Mammutbehörde „Jobcenter“ zur Last fallen müssen. Dort erwartet sie erstmal eine sofortige Einschränkung ihrer bürgerlichen Freiheiten und bei Befehlsverweigerung (bzw. anderweitig mangelnder Verwertbarkeit) die schleichende Exekution durch „Sanktionen“, d.h. Totalverweigerung von lebensnotwendiger Versorgung.
Liest man als Reicher nicht gerne, hört man als Politiker nicht gerne so formuliert, will man als Nutznießer das Systems auch absolut nicht wahr haben – ist aber für Millionen von Menschen in Deutschland eine Tatsache. Und sie dürfen sich noch glücklich schätzen: in den Südländern der EU wurde die Versorgung der Bevölkerung schon versuchsweise einfach eingestellt – mit verheerenden Folgen.
Ich möchte die Gräuel der Konzentrationslager nicht verharmlosen: sie übertreffen den momentanen Zustand Europas bei weitem. Die philosophische Sicht befiehlt jedoch einen strengen Blick auf die PRINZIPIEN einer Kultur, also ihre QUALITÄT: und die ist seit einigen Jahren ebenso menschenverachtend wie schon zu Zeiten des D-Day. Die Quantität der Massenvernichtung unwerten Lebens ist noch lange nicht erreicht – ich fürchte jedoch, sie wird alternativlos eintreten, wenn wie die grundlegenden Prinzipien nicht ändern.
Hierzu müssen wir uns zuerst einmal vor die Wirtschaft stellen – vor die Gesamtwirtschaft – und ihr klar sagen: Ihr habt versagt. Total. Das System ist eine Katastrophe. Auch die bundesdeutsche Demokratie hat versagt – hier sind deutliche, scharf einschneidende Reformen notwendig, um das Land wieder auf einen Kurs zurückzuführen, der von den Vätern des Grundgesetzes erträumt war … und der Deregulationen der Finanzmärkte in Zukunft unmöglich macht – selbst dann, wenn Sozialdemokraten und Grüne dies wieder innigst wünschen.
Und dann brauchen wir einen neuen D-Day.
Hier zu warten, bis wieder einer kommt und uns von unserem Wahnsystem befreit, wird nichts fruchten: es ist niemand mehr dort draußen, der uns „die Demokratie“ bringen kann.
Aber es sind genug hier drinnen, die was ändern können, bevor „unwertes Leben“ aus Gründen der „Finanzmarktstabilität“ wieder kostengünstig entsorgt wird … was wir im Prinzip durch Hartz IV schon jetzt machen. Nicht durch das Prinzip des Förderns und Forderns, was einst angedacht war, sondern durch das Prinzip der Entrechung und Sanktionierung, das aktuell gelebt wird.
Was Oberschichtsjournalisten nicht verstehen: hierin liegt die Ursache der Sympathie der Deutschen für Putin begründet: Sanktionierte treffen auf einen Sanktionierten. Einem totalsanktionierten „Sozialschmarotzer“ wie Ralph Boes würde Cameron auch nicht die Hand geben.
Deprimierend?
Überhaupt nicht. Die Akzeptanz von Wahrheiten mag unbequem sein – ist aber immer der erste Schritt zur Verbesserung der Verhältnisse.
Deshalb an dieser Stelle nur mal eine Frage: Wenn Sie auf einer einsamen Insel stranden würden, die fernab aller Verkehrswege liegt was hätten sie lieber dabei?
Eine Kiste voller Werkzeug und Saatgut, eine Gruppe fleißiger Menschen, die damit umgehen können – oder einen Karton voller Geldscheine?
Wir haben Glück – als Volkswirtschaft. Wir haben Ersteres – nur den Karton haben die anderen.
Von mir aus können die den auch behalten – „wir“ brauchen ihn nämlich nicht.
Mittwoch, 3.7.2013. Eifel. Zunächst Grüße ich einmal unsere Freunde von den mitspeichernden Geheimdiensten, von deren Existenz ich immer wusste, über die ich mich aber nie zu sprechen gewagt habe. „Antiamerikanismus“, „Verschwörungstheorie“ und was weiß ich nicht noch alles an modernen Pseudodiagnosen wären einem um die Ohren geschlagen worden hätte man sich nur in die Nähe dieses Themas gewagt. Das ist nicht ungefährlich: immerhin leben wir in Deutschland, einem Land, in dem man schon in die Psychiatrie kommen kann, nur weil man – wie im Fall Gustl Mollath – über heute überall bekannte krumme Geschäfte einer Bank berichtet. Wir sind da immer noch gründlich.
Um Verschwörungstheoretiker zu werden, braucht man sich heutzutage nicht viel Mühe zu machen: es reicht schon, wenn man ein Gedächtnis hat. So etwas ist zwar selten geworden in der „Fit-for-Job“-Spaßgesellschaft, die wir nach US-Vorbild seit „Dallas“-Zeiten gezielt auch in Deutschland implementiert haben, aber manche leisten sich noch eins: Sascha Lobo gehört dazu. In einer aktuellen Kolumne für den Spiegel zitiert er einen 15 Jahre alten Artikel:
Amerikas geheimster Geheimdienst, die National Security Agency (NSA), lauscht weltweit und rund um die Uhr, ganz besonders in der Bundesrepublik. Von alliierten Sonderrechten ermächtigt und durch Gesetze geschützt, von […] elektronischen Schutzschilden umhüllt, hat sich die NSA zu einer Monsterorganisation entwickelt, die in einem politischen Vakuum weitgehend nach eigenem Gutdünken operiert.
Die Agentur ist auch nicht zufällig zu jenem Monster geworden, dass sie nun darstellt. Das war ein gezielter, undemokratischer Akt:
Einen solchen Freibrief für die NSA hatte der damalige US-Präsident Harry S. Truman wohl im Sinn, als er am 24. Oktober 1952 seine Unterschrift unter ein siebenseitiges Schriftstück setzte, dessen Wortlaut bis heute geheim ist. Das Memorandum des Präsidenten bedurfte nach amerikanischem Recht keiner Zustimmung des Kongresses. Mit der Geheimorder wurde die NSA gegründet. […] Der Auftrag an die NSA lautete verkürzt: Spionage zugunsten der USA in allen Fällen von nationalem Interesse – politisch, militärisch und wirtschaftlich.
Man sieht also: die alten Geschichten der UFO-Gläubigen, die Mythen um Majestic 12 haben einen ganz realen Ursprung. Ebenso gibt es für all die Anhänger von Verschwörungstheorien jeder Art einen handfesten Grund, so überkritisch und besonders aufmerksam zu sein: in ihrem eigenen Land existiert eine Superbehörde, eine „Monsterorganisation“ die jenseits aller politischen Kontrolle die Welt gestaltet, wie es ihr gefällt: Hauptsache, die US-Wirtschaft hat einen Nutzen davon.
Nun gibt es ein großes mediales Getöse um die Vorfälle, das sicher auch seine Berechtigung hat.
Hört man aber genauer hin, so hat dieses Getöse hauptsächlich einen Sinn: von dem wahren Skandal abzulenken.
Die Tagesschau – Leitmedium Nr. 1 – sagt uns Deutschen unverblümt, was wir zu tun haben:
Alle, die jetzt laut „Skandal“ schreien, müssten beim nächsten Terroranschlag auf deutschen Boden, der eben nicht verhindert wurde, weil man ja keine Informationen aus dubiosen Geheimdienstquellen wollte, den Rücken gerade machen und sagen: Das ist der Preis.
Das Abhören von EU-Botschaften und EU-Vertretungen, die Speicherung unserer E-Mails und Telefonate dient nur unserem eigenen Schutz. Wollen wir das nicht akzeptieren, dann sprengt man eben so lange Menschen an Bahnhöfen in die Luft, bis wir das endlich kapieren.
Eine ähnliche Strategie findet man im Handelsblatt, der Nr. 1 der Wirtschaftsmedien. Mit einem kecken „Na und ?!“ will man dort das Thema beenden.
Dabei ist der eigentliche Skandal nicht die Tatsache, wie skrupellos und kriminell ein außer Rand und Band geratener Inlandsgeheimdienst die Grundfesten der Demokratie auch im Ausland zersägt.
Der eigentlich Skandal, von dem alle ablenken wollen, ist: Deutschland muss sich bewusst werden, dass es immer noch (oder: wieder) FEINDLAND geworden ist. Jakob Augstein erwähnt es in seiner Spiegel-Kolumne:
Ähnlich eifrig wie in China, dem Irak und Saudi-Arabien überwachen die Amerikaner in Deutschland. Genau 50 Jahre nach Kennedys Ich-bin-ein-Berliner-Rede müssen wir einsehen: Wir sind ein Ziel, keine Verbündeten. Hier zerbricht ein deutsches Weltbild.
Das in China überwacht wird, ist klar: das ist das neu auserkorene Reich des Bösen. Die Cowboys brauchen halt ihre Indianer, sonst können sie nicht helfenhaft um sich schießen.
Das der Irak überwacht wird, ist klar: auf keinen Fall dürfen sich dort Strömungen etablieren, die den US-Interessen entgegenstehen. Hier hat man nach dem Einmarsch auch eine besondere Verantwortung.
Das Saudi-Arabien überwacht wird, ist klar: die Familie von Osama bin Laden ist dort zu Hause, die meisten der offiziellen Attentäter vom 11.9.2001 kamen von dort. Außerdem befindet sich das Land im Krieg mit Israel, ein Zustand, den deutsche Medien gerne ausblenden, weil er nicht ins offizielle Bild passt.
Aber Deutschland, dass demokratische Musterland Europas? Klar, wir hatten auch einen Diktator, wurden auch befreit – aber das ist bald siebzig Jahre her! Wir tragen alle Jeans, essen bei McDonalds, kaufen bei E-Bay und Amazon, schauen brav jeden Propagandafilm aus Hollywood, bomben mit in aller Welt und stehen unserem großen Bruder als Hilfstruppen mit Flugzeugen, Schiffen und Bodentruppen überall und jederzeit zur Verfügung! Wir haben US-Unternehmensberater in unsere Firmen gelassen und ihre Sicht der Dinge auswendig gelernt, wir haben unseren Sozialstaat nach US-Vorbild abgebaut und sogar angefangen, unsere Gefängnisse nach US-Vorbild zu privatisieren (wie den Rest der Staatswirtschaft auch). Wieso sind wir dann noch Feindesland?
Ja, wir sind nicht nur „Ziel“. Wir sind FEIND. Das ist eine äußerst unbequeme Wahrheit, vor allem, weil Generationen von Deutschen versucht haben, alles richtig zu machen um genau das zu vermeiden.
Warum wir Feind sind, erklärt Dirk Müller in einem Interview für das Handelsblatt:
Ich glaube, dass hier geostrategische Interessen im Spiel sind. Gehen wir ein paar Jahre zurück: Der Euro war auf dem besten Wege, den Dollar als Leitwährung anzugreifen. Davor hat unter anderem Wirtschaftsnobelpreisträger Paul Krugman gewarnt. Aus Sicht der Amerikaner wäre es fahrlässig gewesen, nichts dagegen zu tun. Amerika ist existenziell darauf angewiesen, dass der Dollar die Leitwährung der Welt bleibt. Weltweit gibt es Öl fast ausschließlich gegen US-Dollar. Wenn es hierdurch nicht eine beständige Nachfrage nach US-Dollar geben würde, würde das amerikanische Modell überhaupt nicht mehr funktionieren. Die Frage ist nicht: Kann es sein, dass die Amerikaner etwas gegen den Euro haben? Sondern: Ist es realistisch, dass sie tatenlos zuschauen, wie der Euro den US-Dollar als Weltleitwährung gefährdet.
Noch Fragen?
In seinem Film „Kapitalismus – eine Liebesgeschichte“ erwähnt Michael Moore nebenbei, wie überaus nützlich es war, dass im Krieg die deutschen und japanischen Autoindustrien zerstört wurden: so konnte die US-Industrie nach dem Krieg enorm wachsen.
Viele Jahre später droht der US-Wirtschaft wieder Gefahr aus dem Osten: Europa wird zu einem gewaltigen Konkurrenten, der Euro gefährdet den Dollar – deshalb muss er vernichtet werden. Ist auch nicht persönlich gemeint – es geht nur ums Geschäft. Die stärkste Wirtschaftsnation Europas? Deutschland – und damit der Hauptfeind. Von hier aus kann man – entsprechenden Einsatz vorausgesetzt – die ganze EU vernichten. Entsprechendes hatte man zuvor in Argentinien erprobt.
Zu weit gedacht?
Nicht weit genug.
Kann sich noch jemand an die Mittelmeerunion erinnern? Von Sarkozy 2007 initiiert, hätte sie Nordarabien und Südeuropa miteinander verzahnt – auf eine recht elegante Art und Weise sogar völlig neue Perspektiven für Palästina eröffnet … und die USA aus dem Norden Afrikas herausgedrängt. Sechs Jahre später sind Tunesien, Lybien, Ägypten und bald auch Syrien vernichtet, Spanien, Italien, Griechenland, Zypern und Portugal wirtschaftlich ruiniert, der Einfluss der USA in Nordarabien durch islamistisch gefärbte Rebellenbanden enorm gewachsen.
Zufall?
Vielleicht. Aber wenn wir eine monströse Macht im Hintergrund wissen, die gerne nichts dem Zufall überlässt, wird der Zufall unwahrscheinlicher. Ist die Macht aber wirklich „monströs“? Ist diese Wertung nach dem „gut“ und „böse“-Schema nicht hoffnungslos veraltet?
Vielleicht – aber eine Gruppe von Menschen, die „millionenfachen Rechtsbruch“ (auch gegen Nachbarn, Freunde und Verbündete) begeht (siehe Spiegel), kann man zurecht als böse – und ziemlich psychopathisch – definieren, ohne großartig moralisch zu werden.
Man stelle sich nur vor, wie groß das Geschrei gewesen wäre, wenn Nordkorea, Russland oder der Iran in diesem Umfang in Deutschland „aktiv“ gewesen wären – und man sollte sich jetzt mal vor Augen halten, wie das Weltbild jener NSA-Verantwortlichen aussieht, die in Deutschland ein wichtigeres Angriffsziel sehen als in diesen klassischen „Feindstaaten“.
Es sind jene Menschen, mit denen die Amerikaner selber unangenehme Erfahrungen machen – und es gibt sie nicht nur beim NSA, sondern auch bei der CIA, dem FBI oder der neu gegründeten „Homeland Security“ (neben den vielen anderen „Diensten“, die dort noch aktiv sind).
„Journalisten, die sich mit der Regierung und der militärischen Macht anlegen, sterben oft unter mysteriösen Umständen.“
So zitiert die Frankfurter Rundschau die US-Plattform „Infowars“ in bezug auf den tödlichen Unfall, bei dem der Enthüllungsjournalist Hastings bis zur Unkenntlichkeit verbrannte … obwohl wir ja wissen, dass diese „Auto-brennt-nach-Unfall-Geschichte“ nur höchst selten auftritt.
Natürlich überwachen sie auch das eigenen Land mit ihren Drohnen (siehe Spiegel) und morden mit dieser wachsenden Flotte von Terrorinstrumenten ungeniert in aller Welt herum – auch von Deutschland aus (siehe Tagesschau). Das schon allein ist Grund genug, Deutschland gezielt besser zu überwachen als Nordkorea. Noch besser ist es aber, wenn man sich dann dank gezielter NSA-Informationen die Sahnestücke der deutschen Industrie gezielt unter den Nagel reißen kann (siehe FAZ).
Der Feldzug gegen Deutschland jedenfalls war ein voller Erfolg – der Euro hat laut einer neuen EZB-Studie deutlich an Einfluss verloren (siehe Handelsblatt). Die Mittelmeerunion wurde zerschlagen, bevor sie überhaupt richtig loslegen konnte, wirtschaftlich ist Europa ein Wrack, das im Namen der Rendite von Goldman-Sachs nun völlig ausblutet: führend dabei auch die fünften Kolonnen des hemmungslos blinden Amerikanismus: Rotarier, Atlantik-Brücke, American Council of Germany, Deutsch-amerikanische Handelskammer und wie sie alle noch heißen.
Darf ich an Obamas Rede in Deutschland erinnern? Hier, zitiert aus dem Handelsblatt:
Wollen wir frei leben oder in Ketten? Unter Regierungen, die unsere Menschenrechte wahren oder unter Regimes, die diese unterdrücken. Wollen wir in einer offenen Gesellschaft leben, die die Unverletzbarkeit des Einzelnen achtet oder in abgeschotteten Gesellschaften, die die Seele ersticken?
Die Frage war rein rhetorischer Natur, wie in einer Nation von Verkäufern üblich.
Die NSA (samt den anderen Geheimdienstmonstren voller ungebremster krimineller Energie) hat diese Frage für uns schon entschieden. Wir leben schon in abgeschotteten Gesellschaften, die die Seele ersticken – in Form von Hartz IV, Jugendarbeitslosigkeit, Renditeterror, Arbeitsplatzunsicherheit, Zeitarbeit, massiver Staatsverschuldung, Bildungsarmut, Medienverblödung, Pressezensur, Netzwerkverschwörungen, minderwertiger Nahrung, beständiger Arbeitsbeschleunigung und fortschreitender Zerrüttung aller sozialer Strukturen – um nur ein paar der Erscheinungsformen des modernen Lebens zu nennen, die uns als ernst zu nehmende Konkurrenten auf den Weltmärkten mangels eigener Identität zunehmend ausschalten.
Berücksichtigt man dann noch die Folgen des Einsatzes der Massenvernichtungswaffe Derivate (siehe Neopresse), so wird schnell klar, dass wir Feindesland mit allen Konsequenzen geworden sind.
Und das ist der eigentliche Skandal: das man uns unsere Feinde tagtäglich als Freunde verkauft – und Freunde wie Edward Snowden als Feinde. Ja, ein „Verräter“ ist er in den Augen unseres Bundespräsidenten Joachim Gauck (siehe Zeit).
Gauck ist Mitglied der Atlantik-Brücke.
„Die USA werden von 200 Familien regiert und zu denen wollen wir gute Kontakte haben.“ – so 2002 der damalig Vorstand Arndt Oetker in der Berliner Zeitung.
Und so erklärt sich, warum die Medien in breiter Front von dem eigentlichen Thema ablenken: Deutschland ist wieder Feind der USA. Viele Deutsche arbeiten daran mit, dass es so bleibt.
Meine Lehre aus dem Husarenstreich der Geheimdienste?
Die Wahrscheinlichkeit, dass ein unkontrollierbares Geheimmonstrum innerhalb der USA ein paar New-Yorker Bürotürme aus taktischen Gründen in die Luft jagd, um sich jahrzehntelang weltweit enorme strategische Vorteile (auch wirtschaftlicher Art) zu sichern, erscheint mir deutlich größer als herkömmliche Verschwörungstheorien über nierenkranke, ehemals in CIA-Diensten stehende saudi-arabische Millionäre, in von afghanischen Höhlen aus ohne Blutwäschegeräte mit saudi-arabischem Personal Anschläge auf der anderen Seite der Welt durchführen – im am besten gesichertsten Land der Welt.
Die Wahrscheinlichkeit, dass dieses Monstrum auch in Deutschland mordet (siehe RAF-Phantom), scheint mir ebenfalls sehr hoch.
Immerhin sind wir Angriffsziel – ein Feindland Nr. 1. Noch vor Nordkorea.
Deutschland – der Schurkenstaat.
Schade, dass wir keine Konsequenzen aus dieser Erkenntnis ziehen werden, weil die Vasallen des Molochs über ihre „Freundesorganisationen“ schon längst alle zentralen Position in Deutschland besetzt halten. Sicher haben wir das auch bald wieder vergessen, die Medien arbeiten mit Hochdruck daran, überschütten uns mit Nebensächlichkeiten, spülen alles fort mit der üblichen deutschen Sauberkeit und Gründlichkeit.
Bald ist Kritik am Geheimdienstmoloch wieder Antiamerikanismus, der mit Psychiatrie nicht unter zwanzig Jahren bestraft wird.
Dabei fällt mir ein: ich hatte dieses Jahr schon drei Autopannen mit tödlichem Potential.
Da denke ich mir jetzt aber noch nichts bei.
Die Landtagswahl in NRW:
Die Telepolis hat was mitzuteilen: (hier auch)
Das bevölkerungsreichste Bundesland wird weiter von einer rot-grünen Koalition regiert, die künftig sogar über eine komfortable Mehrheit im Düsseldorfer Landtag verfügt. SPD und Bündnis 90/Die Grünen versprechen sich vom Urnengang in Nordrhein-Westfalen eine entscheidende Signalwirkung für die Bundestagswahl 2013. Doch die politischen Verhältnisse im Westen sind nur bedingt kompatibel. Unabhängig davon: Wie schnell sich die politische Stimmungslage ändern kann, beweist die FDP, die aus dem Niemandsland der Umfragen ins Parlament zurückkehrt.
Die deutschen Mittelstandsnachrichten ebenfalls:
Nach ihrem Wahlsieg wartet auf Hannelore Kraft eine Herkules-Aufgabe: Nordrhein-Westfalen stöhnt unter einer enormen Schuldenlast. Die politischen Optionen in Düsseldorf unterscheiden sich kaum von jenen in Paris, Rom oder Athen.
Herr Mowitz kennt den wahren Gewinner:
Die Partei der Nichtwähler ist mit ihren 40,4% größer als SPD und CDU gemeinsam. Zusammen kommen die beiden sogenannten großen Parteien auf nicht mehr als 38,74% Stimmen der Wahlberechtigten. Wie schon bei der Wahl in Schleswig-Holstein am 6. Mai 2012, wo die Wahlbeteiligung auch nur 60,1% betrug, ist das eine Bankrotterklärung des Wahlvolkes an die politische Klasse, die ihre Machtausübung nicht länger mit dem „Willen des Volkes“ rechtfertigen kann. Sie wird bald, wie in Griechenland, auf die Hilfe bewaffneter Polizeieinheiten angewiesen sein. Ein Armutszeugnis der Wahldemokratie im real existierenden Kapitalismus.
Der Postillion mit einem Bericht über Herrn Röttgen:
Düsseldorf, Bonn (dpo) – CDU-Spitzenkandidat Norbert Röttgen wartet offenbar in seinem Dienstwagen mit laufendem Motor in der Nähe eines Autobahnzubringers auf die ersten Hochrechnungen zur Landtagswahl in Nordrhein-Westfalen. Parteifreunde wollen gesehen haben, dass der Wagen randvoll mit Gepäck beladen und vollgetankt ist.
Der Wähler hat gesprochen, und herausgekommen ist ein klares Votum für Inhalte: Der Erdrutschsieg der deutschen Sozialdemokratie bei den Landtagswahlen in Nordrhein-Westfalen zeigt auf besonders beeindruckende Weise, dass Bürgerinnen und Bürger genug von Krisengipfeln, Eurorettung und linker Emazipationspolitik haben. Was zählt, sind fassbare, leicht verständliche Inhalte, präsentiert von Politikerinnen wie Hannelore Kraft, die so oder so ähnlich jeder aus seinem Handarbeitszirkel oder aus der Kleingartensparte kennt.
In Deutschland wurde bei Landtagswahlen des Landes Nordrhein-Westfalen die führende Partei der regierenden Koalition – die Christlich Demokratische Union Deutschlands, CDU der Bundeskanzlerin Angela Merkel geschlagen.
Herr Weiss aus fernen Ländern über Wahlen allgemein:
Frau Merkel verkündetedie bereits lange vor der Kanzlerschaft, wir „hätten keinen ewigen Anspruch auf Demokratie und Sozialstaat“, siehe hier, hier und hier , wo diese und andere Äusserungen zum Thema bereits berichtet wurden. Es ist weiterhin noch ein Rest einer Hülle aus formaler Demokratie vorhanden, nur wird sie immer dünner und fadenscheiniger.
Der wesentliche Angriff auf die Demokratie wird ja mit dem ESM gefahren, der eine Abgabe der Haushaltshoheit des Bundestages an nicht gewählte europäische Institutionen beinhaltet, die von Ex-Bank-Präsidenten geleitet werden und beliebig Zugriff auf deutsche Steuergelder haben sollen.
Ich nehme an, man erwartet von einem politischen Blogger eine Stellungnahme zum Wahlausgang? Es ist nicht statthaft, sich angewidert und leicht deprimiert zu verkriechen? Nein?
Der Rest:
Roman Herzog hat ein seltsames Demokratieverständnis:
Der ehemalige Bundespräsident und CDU-Politiker Roman Herzog führt jetzt in einem Interview mit dem Focus vor, zu welch absurden Gedankengängen Politiker seiner Partei neigen: Angesichts der anhaltenden Zustimmungswelle, die die Piratenpartei bei den letzten Landtagswahlen erfuhr, bezeichnet Herzog die Fünf-Prozent-Hürde für nicht mehr zeitgemäß und will sie daher anheben.
Christoph Hörstel über die politische Lage in Nordafrika
Warum schweige ich, verschweige zu lange, was offensichtlich ist und in Planspielen geübt wurde, an deren Ende als Überlebende wir allenfalls Fußnoten sind. Es ist das behauptete Recht auf den Erstschlag, der das von einem Maulhelden unterjochte und zum organisierten Jubel gelenkte iranische Volk auslöschen könnte, weil in dessen Machtbereich der Bau einer Atombombe vermutet wird.
Es ist inzwischen ja allgemein bekannt, dass die Tagesschau notorisch lügt und zensiert und im Jahr 2008 beim Platzen der Finanzblase aufgrund von politischem Druck sogar die Einblendung der DAX-Kurse von der Tagesschau-Startseite zum Zweck der Kursbeeinflussung zeitweise gezielt weggenommen hatte, aber dass die Tagesschau es nun angesichts der Proteste an der Wahlurne in Griechenland offenbar für nötig hält, die auf der staatlichen Propaganda-Seite angezeigten DAX-Kurse plump zu fälschen, verwundert dann doch etwas. Schließlich liegt die Wahrheit nur “one Click away”.
Hier ist nicht ganz klar, wer lügt:
Die Bestandteile des Erdöls stammen nicht aus Resten von Pflanzen und Mikroorganismen, wie bisher angenommen wurde, sondern aus Kohlenstoff und Wasserstoff, die bei hohen Temperaturen und unter hohem Druck in den oberen Schichten des Erdmantels Methangas und verschiedene schwerere Kohlenwasserstoffe gebildet haben konnten.
Diese Auffassung vertreten die Autoren eines Beitrags, der in der amerikanischen Zeitschrift „Nature Geoscience“ veröffentlicht wurde.
Das von der Finanzkrise schwer getroffene Portugal streicht [demnach] vier der derzeit landesweit gültigen 14 Feiertage, berichtet Kathpress am Mittwoch.
Klingt wie eine Verschwörungstheorie:
Mordaufruf durch Kreuzworträtsel:
Auf den ersten Blick ein harmloses Kreuzworträtsel. Auf den zweiten vielleicht ein Aufruf zum Mord? Tötet Adan! Das ist nicht irgendwer – glauben Beobachter: das ist der Bruder von Venezuelas Staatschef Hugo Chavez, Adan Chavez – hier rechts im Bild – selbst Politiker und Gouverneur im Bundesstaat Barinas.
Sibel Edmonds war Dolmetscherin für arabische Texte beim FBI. Sie arbeitete an der Übersetzung von Überwachungs-Tonbändern, die mit 9/11 in Zusammenhang stehen. Edmonds beklagte, dass hohe Beauftragte des FBI gegen sie arbeiten würden und berichtete dies auch offiziellen Stellen, wie beispielsweise dem US Departement of Justice. Am 22. März 2002 wurde sie daraufhin entlassen.
Medikamente dienen der Heilung von Krankheiten, das denken Patienten, die Arzneimittel einnehmen. Doch gibt es den Verdacht, dass es Erzeugnisse der pharmazeutischen Industrie gibt, die Krankheiten fördern, nicht nur Nebenwirkung. Die bewusste Förderung von Krankheiten, im Fachjargon auch “Condition Branding” genannt, wandelt die moderne Medizin in ein riesiges Marketingunternehmen, in dem die Wissenschaft in den Dienst der Industrie und nicht mehr in den der Patienten gestellt wird.
Filmchen:
Bald kommen wieder die Ausserirdischen. Komplett mit eigenem Planet:
Mitte der siebziger Jahre las ich eine interessante Studie über Krankenhäuser. Demnach wäre die sterile Klinikatmosphäre samt weißer Farbe ganz schlecht für die Genesung. Man hatte darauf reagiert, es kam Farbe in die Kliniken. Doch was lese ich heute, vierzig Jahre später in der Welt?
Lange, graue Krankenhausflure und ein beißender Desinfektionsmittelgeruch setzen Kranken zu: Architekturpsychologen plädieren für schönere Krankenhäuser.
Was war in den letzten vierzig Jahren geschehen? Was war denn mit der Legende vom „Fortschritt“, jener Legende, die Grundlage unserer Kultur sein soll? „Gefahr erkannt, Gefahr gebannt“ – so hieß es doch. Wieso stehen wir drei Jahre nach der größten Wirtschaftskatastrophe der Nachkriegszeit vor einer neuen großen Wirtschaftskatastrophe?
Der Grund für diese Entwicklung ist einfach – und der gleiche, warum Krankenhäuser krank machen anstatt gesund: Wissen wird ignoriert.
In den siebziger Jahren lernten wir auch im Wirtschaftsunterricht, dass die Börse nur ein Teil der Finanzwirtschaft ist – und der DAX wiederum nur ein Teil der Börse. Wir lernten, das die Börse mit Vorsicht zu genießen sei, weil sie völlig irrational ist und die größte Geldvernichtungsmaschine der Menschheit. Wir als junge Unternehmer täten gut daran, die Börse zu meiden – eine kleine Irritation in der Psyche der Anleger … und schon ist die Firma dahin. Sinkt der Börsenwert, sinkt die Kreditwürdigkeit und je nach Rechenmodus der Bank kann man auf einmal Pleite sein, obwohl das Geschäft toll blüht.
Dann kamen die achtziger Jahre und irgendwer entschied, die Börse zu GOTT zu machen. Ein Gott des Wahnsinns, der über Kinderleichen geht, wenn es nur der Rendite nützt. Auf einmal kamen in jeder Nachrichtensendung Nachrichten vom DAX – die anderen Finanzmärkte wurden unterschlagen. Die Deutschen – eigentlich ein Volk von Aktienmuffeln – wurden „umerzogen“. Das „Umerziehung“ geht, hatte man schon mal bewiesen – warum also das Ganze nicht nochmal anstellen, diesmal für einen ganz anderen Zweck? Immerhin waren private Fernsehanstalten auf einmal – per Entscheidung – möglich und man konnte die dümmsten Inhalte über das Volk ausschütten ohne dafür ins Gefängnis zu kommen.
„Ob das mal gut geht“ meinte meine Ex-Frau zu mir. Sie hatte Angst vor Zuständen wie 1933.
„Klar geht das gut“ meinte ich, „es gibt so viele Sicherheitsmechanismen, die uns vor der Weltwirtschaftskrise schützen, da kann gar nichts schiefgehen“. Ich war mir da ganz sicher, weil ich mir sicher war, das die Menschheit nicht so blöd sein konnte, zumal Karl Marx den Pleiteautomatismus des Kapitalismus ja schon hundert Jahre zuvor detalliert beschrieben hatte.
Dann kam rot-grün und baute erstmal die Sicherheitsmechanismen ab … wie auch die anderen Regierungen weltweit.
Wer hat denen das angeraten? Wer hat seine Lobbyisten weltweit ausgeschickt, um diese Überzeugungsarbeit zu leisten? Solche drastischen Entscheidungen mit lebensbedrohlichen Konsequenzen fällt doch kein klar denkender Mensch – jedenfalls nicht ohne ausreichend Bestechungsgeld in der Tasche.
Kurze Zeit später hatten wir die erste Wirtschaftskrise, jetzt folgt die zweite: die USA verlieren ihre Top-Bonität … obwohl sie nicht zahlungsunfähig geworden sind.
Sie sollten – ich hoffe, man erinnert sich noch an die Nachrichten drei Wochen zuvor? – die Topbonität verlieren, wenn sie zahlungsunfähig geworden sind.
Jetzt können sie zahlen – verlieren aber trotzdem ihre Bonität.
Man fragt sich: warum lese ich diesen ganzen Dreck eigentlich noch?
Lieber … mache ich mir meine eigenen Gedanken., denn mit „Fortschritt“ hat das alles nichts mehr zu tun. Vorbei die Hoffnung, das wir aus der ersten Weltwirtschaftskrise (plus KZ und Weltkrieg) genug gelernt haben … also, „wir“ vielleicht, aber „die“ nicht.
Ja, genau, jene „die“, über die immer so gerne gespottet wird. Jene „die“, die man in Wirtschaftskreisen gerne knapp und einfach „Entscheider“ nennt. Wer in der Wirtschaft tätig ist, der kennt sie … und er weiß, das „Entscheider“ mit „Demokratie“ nichts am Hut haben, sie sind „Macher“ und keine „Diskutierer“. Es sind Menschen, die konkrete Entscheidungen gefällt haben – und immer laut „Verschwörungstheorie“ brüllen, wenn man ihnen zu nahe kommt.
Die Entscheidungsprozesse auf oberster Konzernebene bekommen wir nicht mit, ebensowenig die strategischen Pläne und die Finanzierungen. Wir bekommen nur mit, das das gelbe M von McDonalds auf einmal bundesweit die Nacht erhellt, obwohl uns niemand gefragt hat, ob wir das überhaupt wollen. Da hat jemand entschieden, die deutsche Pommesbude „platt zu machen“, jemand anderes hat dafür das Geld gegeben, damit der Konzern überhaupt erst in der Lage ist, den Markt aufzurollen.
Ohne Kredite wäre da nichts gelaufen …. ohne Kredite und weiteren Entscheidern, die den Blick des Volkes auf den DAX richten und die Medien dazu verpflichten, auf jeden Fall Rücksicht auf die Psyche der Anleger zu nehmen: das verteilen von Beruhigungspillen war angesagt („Aufschwung“, „keine Arbeitslosigkeit“, „Rekordgewinne“ hießen in den letzten zwei Jahren einige) – und diese Pillen gehen laut „Welt“ jetzt zur Neige, weshalb der DAX die schlimmsten Verluste seit der Lehmannpleite hinnehmen mußte.
Diese Entwicklung kommt nicht aus dem Nichts – es gibt konkrete Täter, die die Wirtschaft in Gefahr bringen. Man braucht auch nicht lange suchen, um sie zu finden. Im Manager Magazin redet man offen über sie:
Die Attacken kommen eindeutig aus London und New York. Es sind große Hedgefonds, die ihre Spekulationsmacht einsetzen.
Sie haben auch die Macht, die „Presse“ zu kaufen – zur Not kaufen sie ganze Sender, um ihre Meinungen unter das Volk zu streuen und den DAX als GOTT in jedes Wohnzimmer zu bringen.
So etwas nennt man gemeinhin „Verschwörung“.
Wir brauchen nicht diskutieren, ob es Verschwörungen gibt oder nicht – es ginge höchstens darum, ob die zusätzlich zu allem Elend auch noch „nine-eleven“ selbst verursacht haben. Menschen, die in Afghanistan Frauen und Kinder mit Bomben ausrotten, würde ich das allerdings zutrauen. Das so etwas geschieht, zeigt, welches moralische Niveau die „Entscheider“ haben … und weil das sehr niedrig und menschenfeindlich ist, dürfen wir vierzig Jahre nach der Erkenntnis, das weiße sterile Krankenhausflure krank machen, uns wieder über die Erkenntnis freuen, das weiße sterile Krankenhausflure krank machen: „Entscheidern“ ist es vollkommen egal, wo sie den menschlichen Abschaum zwischenlagern. Man darf mal drüber diskutieren, was schön wäre, aber entschieden wird anders – so lautet ja im Prinzip auch das ganze Parteiprogramm der modernen SPD, der Grünen und der CDU-FDP-Regierung.
Das der Crash 2011 kommen wird, war oft genug nachzulesen – auch an diesem Ort. Die Menschen wissen das auch … es spiegelt sich wieder in ihren Entscheidungen, ein Kind zu bekommen, siehe Welt:
Frage man junge Leute, welche Bedingungen erfüllt sein müssten, bevor sie ein Kind bekommen, würden in Deutschland viel mehr Kriterien genannt als in Frankreich. Abgeschlossene Ausbildung, ein sicherer Job, ein ausreichendes Einkommen mindestens eines Partners sollten nach Ansicht der meisten vorhanden sein.
Und da eine wirtschaftlich sichere Zukunft völlig illusorisch ist in einem Land, in dem Konzerne politisch unbequeme Entscheidungen mit Massenentlassungen abstrafen dürfen, bekommen nur noch Idioten, Idealisten oder Betrunkene Kinder.
Der Rest wartet erstmal den totalen Zusammenbruch der Versorgungssysteme ab und möchte „in so eine Welt keine Kinder setzen“.
Wie bitte? Die Welt war 1945 schlimmer dran, als alles in Trümmern lag?
Nein. Damals nämlich … ging es bergauf. Das macht Hoffnung.
Für uns geht es jetzt bergab … und wir werden sehen, ob überhaupt etwas übrig bleibt, was aufzubauen ist.
Was wir unseren wenigen überlebenden Kindern mitteilen sollten, ist: „Das waren Entscheider – und keine unberechenbaren Naturkatastrophen“.
Mit etwas Mühe könnte man sogar ihre Namen herausfinden, die ansonsten vor der Öffentlichkeit verborgen gehalten werden. Es sind sie, die den „Entscheidern“ die Jobs geben – oder dachte man bislang etwa, Chef von Goldman-Sachs oder Standard & Poors wird man per Lotterielos? Da gibt es strenge Auswahlverfahren wie bei jedem Job oder bei den Aufnahmen im Bohemian Grove oder bei den Bilderbergen – nur erfahren wir die Kriterien nicht. Die kennen nur „die“.
Natürlich kann man daran glauben, das alle Entscheider nur rein zufällig in die gleiche Richtung entschieden haben. Des Menschen Glauben ist sein Himmelreich.
Aber wie Hartz IV ist die momentane Krise kein Zufall. Arno Luik sprach in einem Stern-Artikel aus dem Jahre 2004 von einem Putsch von ganz Oben – und seitdem gibt ihm die politische Entwicklung recht – nicht nur in Deutschland.
Ich denke nur – die Entscheidungen wurden früher getroffen. Das ist der Grund, warum wir keinen „Fortschritt“ mehr haben … und vielleicht mit ein Grund, warum „Natur“ anfängt, verrückt zu spielen, siehe Welt:
Wie in Alfred Hitchcocks „Die Vögel“ fallen hunderte Kolkraben bei Türkheim im Unterallgäu immer wieder über die Lämmer und Schafe von Bioschäfer Franz Rehle her. Seit November seien bereits 40 Lämmer und 5 Mutterschafe getötet worden
Ob es helfen würde, davon zu träumen, das die Vögel vielleicht für uns die Entscheider ausfindig machen, damit die Welt endlich wieder einem natürlichen Gang folgt?
Wenn alles so weiter geht, werden wir bald beten müssen, das es außer dem DAX noch einen anderen Gott gibt, der auch die Vögel im Zaum halten kann, denn GOTT DAX ist ungnädig … und vor allem: unfähig, der Menschheit zu dienen.
Er dient nur den Entscheidern, die jetzt gerade mal wieder ganz billig Realwirtschaft für wenig Geld erwerben können – erst recht, wenn die Kurse noch so richtig schön nach unten sausen.
Was bedroht eigentlich die Welt – so aktuell? Ich meine – früher war das doch klar, oder? „Freie Welt“ gegen den finsteren, düsteren „Ostblock“. Mittelerde gegen Mordor. Die Rebellen gegen das finstere Imperium. James Bond gegen alle.
Was haben wir gelitten unter diesem Konflikt. Wir wußten nicht mehr ein noch aus, konnten aber als Bonner Republik ganz gemütlich vor uns hindümpeln, mitten an der Grenze zum bösen Feind, der sein Volk hinter Mauern einsperrte.
Dort drüben im Osten ist immer noch irgendwie Mordor, das finstere Reich der Dunkelheit. Die haben sogar akut ganz dicke Probleme, wie Nachrichten.at meldet:
Wegen einer besonders schweren Grippewelle gibt es für Hunderttausende Kinder in Russland eine Woche Ferien. In der Hauptstadt Moskau ordneten die Behörden von Samstag an die Schließung aller Grundschulen an.
Eigentlich ist diese Nachricht eine Sensation – sie wird nur nicht so verkauft, denn ein alter Feind der Menschheit erhebt dort sein fürchterliches Haupt: die SCHWEINEGRIPPE, wie rian meldet:
Der Grippevirus A/H1N1 – die sogenannte Schweinegrippe – wütet weiter in Russland. Laut der stellvertretenden Gesundheitsministerin Veronika Skworzowa macht der aggressive Stamm 40 Prozent aller Grippeerkrankungen aus.
Die schwerste Grippewelle seit zehn Jahren, 92000 Erkrankte, davon 36800 mit Schweinegrippe – das wäre doch eine Meldung wert. Vor allem, weil wir jetzt – welch glücklicher Zufall – unsere Impfbestände günstig in den Osten verschebeln können. Das Ende der Menschheit beginnt in Russland – und wir sorgen uns darum, das die Iraker den Dirk Niebel verhaften. Dabei – vielleicht hatte der das ja verdient? Was wissen wir denn schon?
Das einzige, was wir noch wissen ist: der Dax steigt, egal was um ihn herum passiert. Die virtuellen Reichtümer steigen schneller an als die Armut der Aussortierten der Republik, die als abschreckendes Beispiel für den Rest der Masse die Jobcenter bevölkern. Steigt in Amerika die Arbeitslosigkeit, kriegen alle Panik, steigt sie bei uns, steigt der Dax.
Das fällt auch dem Steuerhorizont auf:
Mittlerweile ist es egal, wie schlecht die Nachrichten sind. Die Börse, der Finanzmarkt haben sich spätestens seit 2008, als wir Steuerzahler die Rettung waren, von der realen Welt verabschiedet.
Egal wie schlecht die Wirtschaftsnachrichten sind – der Dax steigt. Aktuell wegen Ägypten. Früher hätte der explodierende Ölpreis dem Dax noch geschadet, nicht aber, seitdem man notfalls immer mal wieder in die Staatskasse greifen kann. Das ist Kapitalismus auf Sozialamtskosten. Weil die Kapitalisten aber nicht doof sind, haben sie auch ein paar kleine Tricks auf Lager, um dafür zu sorgen, das von steigenden Aktienkursen auch wirklich nur richtig echte Lumpen profitieren und nicht etwas der Ottonormalverbraucher. Von einem dieser Tricks berichtet Austria.com:
Der Lobbyist und Grasser- Intimus Peter Hochegger soll Millionen dafür kassiert haben, dass er vor knapp sieben Jahren dem Kurs der Telekom- Aktie durch einen größeren Kauf nach oben verholfen hat, berichtet der „Kurier“.
So wird man Leistungsträger (ein Wort das Menschen beschreibt, die angesichts steigender Leistungsanforderungen immer träger werden, wie aktuell die deutschen Politiker – außer Dirk Niebel, der soll dann doch aktuell ganz flott geworden sein, nachdem den Behörden das Lösegeld bezahlt wurde).
Doch neben der Riesengrippe und der Lumpenelite ist auch ganz aktuell der weltweite nukleare Holocaust zurück – und das jetzt nicht, weil etwa Pakistan seine hundertste Atombombe fertiggestellt hat, sondern weil Softwarezauberer Atomkraftwerke hochjagen, wie der Spiegel berichtet:
Wie gefährlich war und ist Stuxnet wirklich? Die Nachrichtenagentur AP behauptet, Einblick in Unterlagen eines nicht genannten Geheimdienstes zu haben: Demnach könnte die Schadsoftware einen GAU in iranischen Atomanlagen verursachen.
Wenn das im Prinzip geht, dann könnten doch Terroristen auch die alten deutschen Meiler … ach, lassen wir das. Wir haben doch ganz andere, reale Sorgen, die auf uns zukommen. Sorgen, die wir auch verstehen. Anders als Supergrippe, Aktienwunder oder Atomkriege haben wir ein Problem mit GELD, und wie sich das konkret in Zahlen für den deutschen Autofahrer in den nächsten Jahren entwickeln wird, kann man jetzt schon laut Welt in Italien, Frankreich und Spanien sehen:
Man kennt das: Wer nach Südeuropa fährt, muss an den Mauthäusern der Autobahnen tief in die Tasche greifen. Fünf Euro pro hundert Kilometer, das ist die Richtschnur, die für Frankreich oder auch Italien gilt. Südlich der Pyrenäen hingegen geht es um ganz andere Dimensionen. Dort herrscht die nackte Gier. Das Paradebeispiel ist der sechsspurige Zubringer zum neuen Terminal vier vom Madrider Flughafen Barajas. Für die 500 Meter zwischen dem Mauthäuschen und der Ausfahrt verlangt der Autobahnbetreiber OHL 1,75 Euro. Auf 100 Kilometer hochgerechnet wären das 35 Euro.
Ganz schön teuer. Als die Mauttürme in Deutschland gebaut wurden, wurde uns ja durch Otto Schilly versichert, das es niemals niemals niemals eine Autobahnmaut geben würde, weshalb ich damals schon davon ausging, das sie mit Sicherheit kommen wird.
So sicher wie die Autobahnmaut ist für uns persönlich hier vor Ort das Alter … und dort wartet der nackte Horror auf uns, hier eine ältere Meldung von Altersdiskriminierung.de
In deutschen Altenheimen sterben nach Angaben des Sozialverbands Deutschland jährlich mindestens 10.000 Menschen vorzeitig an mangelhafter Versorgung.
„Es handelt sich um die größte soziale und humane Katastrophe seit dem Zweiten Weltkrieg“, sagte die Referentin für Gesundheits- und Pflegepolitik beim Sozialverband in Berlin, Gabriele Hesseken.
Der Sozialverband geht von 400.000 freiheitsentziehenden Maßnahmen pro Tag in den bundesdeutschen Heimen aus. Dies geschehe durch Fesseln, Bettgitter oder Ruhigstellung durch Medikamente.
Der Sozialverband befürchte, dass die Situation in den Altenheimen noch schlimmer werde, sagte Hesseken. Schon jetzt würden Zivildienstleistende als Pflegekräfte missbraucht.
„Wenn im Zuge der Hartz-IV-Reform auch Langzeitarbeitslose gezwungen werden, für einen oder zwei Euro pro Stunde alte Menschen zu pflegen, wird es noch mehr Gewaltanwendung geben“, warnte Hesseken.
Und wer denkt: das kriegen wir schon hin, das ist ein kleiner Ausrutscher gewesen, der übersieht, das die globale Situation nicht unbedingt günstiger für alte Menschen wird – noch nicht mal für die jungen Menschen gibt´s noch Zukunft laut Wirtschaftsblatt.at:
Steigende Öl- und Nahrungsmittelpreise bergen nach Einschätzung des Internationalen Währungsfonds (IWF) sozialen Sprengstoff. Es drohten Unruhen und Kriege, gerade in ärmeren Ländern, sagte IWF-Chef Dominique Strauss-Kahn am Dienstag. Die steigenden Lebenshaltungskosten gelten mit als Auslöser für die jüngsten Unruhen in Ägypten und Tunesien. Auch die hohe Arbeitslosigkeit sei Grund zur Sorge. Allein in den kommenden zehn Jahren drängten 400 Millionen junge Menschen auf den Arbeitsmarkt. „Wir sehen uns mit einer ‚verlorenen Generation‘ junger Menschen konfrontiert, deren Schicksal es ist, ihr ganzes Leben lang unter Arbeitslosigkeit und schlechten sozialen Bedingungen zu verbringen.“
Kein Platz für junge Menschen, kein Platz für alte Menschen – wenn wir doch das „Reich des Bösen“ seit zwanzig Jahren vernichtet haben, wieso ist die Bedrohungssituation für den Bürger schlimmer als je zuvor? Hat Frodo etwa den Ring nicht vernichtet, ist der Imperium des Bösen etwa nicht zerstört – hat sogar James Bond versagt?
Unterm Strich muß ich sagen: sieht so aus, als hätte das Reich des Bösen gewonnen – Mordor ist nun überall, Lord Voldemort ist Weltregent und Harry Potter in einer „Maßnahme“ des örtlichen Jobcenters eingebunden.
Und wenn das alles dem DAX nützt, wenn jede für Menschen schädliche Nachricht den DAX nach oben treibt … ist es dann vermessen, zu vermuten, das das „Reich des Bösen“ insgeheim auf irgendeine undurchschaubare Weise mit genau eben diesem DAX verknüpft ist anstatt mit Erich Honecker untergegangen zu sein?
Und würde es nicht langsam Zeit werden, das wir Maßnahmen ergreifen, das zu ändern … und sei es nur aus ganz egostischen Gründen um der Autobahnmaut und dem persönlichen Pflegehorror zu entgehen?
900 Pflegefälle sollen aktuell in England in teuren privaten Pflegeheimen verdurstet sein. Für das Privileg dort verdursten zu dürfen mußten sie zuvor ihr Haus verkaufen.
Wir bauen gerade fleissig an der Hölle auf Erden zum Wohle des DAX.
Das muß aber nicht so bleiben.