Christus

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Hartz IV, der Gutmensch und die Kultur des Bösen

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Samstag, 26.3.2016. Eifel. Wir leben ja gerade in ganz besonderen Zeiten. Ganz konkret, meine ich. Gestern ist ein ganz wichtiger Mensch gestorben, eine zentrale Sagengestalt des christlichen Mythos, ein Gotteskind und Wundertäter, bald steht er wieder von den Toten auf. Das wichtigste Fest der christlichen Sekte, die noch unter uns lebt, aber tagtäglich ein Einfluss verliert. Für sie: der heiligste Tag des Jahres, der Triumph der Menschheit über den Tod, ausgeführt durch einen großen Huna-Magier, der auch Kranke heilen, Tote wiedererwecken und Brot vermehren konnte  – und dadurch auch so lange im Gespräch blieb, dass siebzig Jahre später sich eine Reihe von Evangelisten hinsetzen konnten, um aus den überlieferten Fragmenten der Erzählungen ein großes Werk zu verfassen: die Evangelien, die ihren Namen von dem altgriechischen Wort evangelos haben – was soviel wie „gute Botschaft“ bedeutet. Drei sind bekannt (Markus, Mattheus und Lukas – Johannes ist da aus gewissen Gründen ein Sonderfall), eins ist in der Geschichte verschollen – wir kennen noch nicht mal seinen Namen.

Der Wundertäter hatte sich – soviel ist bekannt – bei den römischen Besatzern unbeliebt gemacht, er predigte wirres Zeug: alles solle man verkaufen und es den Armen geben, „den Markt“ hatte er sogar mit einem Knotenseil aus dem Tempel vertrieben – überhaupt hat er sehr viel Geistiges in die Welt gesetzt – so viel, dass Zen-Buddhisten ihn für einen Zenlehrer halten (siehe Kenneth S. Long, Jesus – der Zenlehrer Herder 2000). Fakt ist: es hat ein wundertätiger Mensch in Jerusalem und Umgebung gewirkt, der allerdings die Wunder nur zum Zwecke der Aufmerksamkeit wirkte – nicht, um als großer Zauberer zu jeder Hochzeit eingeladen zu werden, um dort Wasser in Wein zu verwandeln. Fakt ist: als Symbol für ihn wurden fortan von den Reichen und Mächtigen, die seine Lehre schnell aufgriffen und vereinnahmten, überall Folterinstrumente aufgestellt – die ganze Welt ist voll von Bildern eines gequälten, gefolterten Kindes Gottes (was wir ja aus christlich-jüdischer Sicht alle sind).

Haben Sie schon mal daran gedacht, dass wir auch andere Bilder sehen könnten? Zum Beispiel, wie er als Friedenskönig in Jerusalem einritt? Oder wie er als strahlende Gestalt aus dem Grab trat? Oder einen Toten zum Leben erweckt? Oder auf den Wellen steht und weise Worte spricht?

Entschieden hat man sich für das Kreuz. Seien Sie mal ehrlich: wie wirkt dieses Kreuz auf Sie? Vergessen Sie alle Interpretationen aus dem Religionsunterricht – und diese ganze Sühne- und Schuldgeschichte, schauen Sie einfach nur hin. Was sehen Sie? Den edelsten Boten Gottes, sein eigenes Kind, hingerichtet von den Mächten der Welt. „Vater, Vater, warum hast Du mich verlassen …“ sprach er am Kreuz: so lernen wir das im Religionsunterricht. Das dies der Beginn eines Psalmes ist, wollen wir für einen Moment ausblenden – es fehlt der Beweis, dass er in der Tat diesen Psalm aufsagen wollte. Bleiben wir bei dem Moment: jener Heroe, der mit dem Teufel in der Wüste gerungen hat und Herrscher der Welt hätte werden können: gefoltert und hingerichtet vom Imperium. Damals: dem römischen. Ein Akt, der Jahrtausendelang allen Menschen vor Augen gehalten worden ist – als Symbol des gekreuzigten Jesus.

Eine gute Gelegenheit, mal über Gut und Böse zu reden. Viel zu oft lauschen wir dem endlosen Geschnatter der Talker, Sprecher und Redner, viel zu selten haben wir noch Ruhe, die großen Gedanken des menschlichen Lebens zu denken und für uns zu entscheiden. Keine Sorge: ich rede jetzt nicht von Moral. Moral wird es, wenn wir aus den Reflexionen über Gut und Böse Lehrsätze bilden und diese als Gesetz befolgen lassen. Wer treu dem Gesetz ist, gilt dann als moralisch gut, wer dem Gesetz widerspricht und gegen es verstößt, ist böse. Laufen Sie bitte jetzt nicht fort, wenn ich den Namen Hitler erwähne, aber er illustriert gut, was Moral ist. Moral bedeutet: den Feind des Volkes ausfindig zu machen und ihn den staatlichen Folter- und Vernichtungsbehörden zu übergeben – selbst wenn es die eigenen Eltern sind. Viele Gutmenschen haben damals geholfen – ganz im Geiste des „Mainstream“ – das ganze jüdische Volk auszurotten … und viele andere „böse“ gleich mit. Schaurig, oder? Bis 1945 waren die sehr moralisch, danach böse.

Wir trauen deshalb dieser Moral nicht, die heutzutage junge Männer dazu bringt, Frauen zu verkaufen, wie Vieh zu halten und ihre Gegner zu köpfen. Ja: die viel gefürchtete IS hält sich für gnadenlos gut. Gutmenschen halt. Es ist ihr gemeinsamer Nenner, dass sie sich immer für gnadenlos gut halten, ergo ihre Widersacher für böse. Scheint ziemlich blöde zu sein, dass Gerede über gut und böse.

Ich möchte jetzt nicht vom Gewissen reden, jenem Beweis eines ewigen, übergeordneten Naturgesetzes im Inneren des Menschen, denn das 21. Jahrhundert liefert uns in den Beobachtungen des Alltages zu wenig Belege für die Existenz eines solchen, sondern bei der Vernunft bleiben – und aufzeigen, dass es trotz allem das Böse gibt. Hierzu wenden wir den Blick ab vom Menschenreich, schauen ins Tierreich, wo noch nie Gewissen vermutet wurde. Dort finden wir: den mächtigen Löwen und sein Opfer, die flinke Gazelle. Hässlich, was diese Bestie dem schlanken Läufer antun wird, wenn man sie läßt – aber wollen wir das Hässliche deshalb Böse nennen? Der Löwe nimmt seinen Platz in der Natur ein, in der Ordnung, die ihn überleben läßt. Ebenso die Gazelle. Jeder füllt den Platz aus, den er zum Leben braucht, jeder nimmt die Ressourcen, die er zum Überleben braucht – mehr nicht. Mit gutem Recht können wir dies „gut“ nennen, es ist wenig Willkür in dem Bezugsrahmen – der ist eigentlich vorgegeben.

Was wäre dann „böse“?

Wenn ein Wesen mehr Platz, Raum, Ressourcen für sich in Anspruch nimmt, als es zum Überleben braucht. Dieses würde man mit Fug und Recht böse nennen, wie ein Löwenrudel, dass blindwütig durch Afrika streift und alles tötet, was es in die Klauen bekommt – nur um des Tötens willen. Würde dieses Löwenrudel gar Maschinen bauen, um seine Macht ins Unendliche auszudehnen und alle anderen Tiere ins Gas schicken zu können: wir hätten alles Recht, das Wort „Böse“ zu gebrauchen.

Sie wissen, worauf ich hinaus will, nicht wahr? Das Wesen, dass ich wesentlich mehr von dem Planeten raubt, als ihm zustehen würde – dass sind SIE. Eine Kultur, die ewiges Wachstum auf ihren Standarten trägt, kann gar nicht anders als irgendwann alle Ressourcen des Planeten in Plastiktüten umzuwandeln, mit denen eitler Tand in die künstlichen Höhlen, den Tempeln des eigenen kleinen Ego, geschaufelt wird, damit sie sich zum Bersten füllen. Schauen Sie nicht so blöd: wir haben mehr Plastik als Plankton im Meer und brauchen – bei gleichbleibendem Verbrauch – einen ganzen zweiten Planeten …. ob es nun einen menschengemachten Klimawandel gibt oder nicht, ist da ein völlig nebensächliches Thema, ein Problem, das nur obendrauf kommt (siehe Zeit):

„Jedes Jahr im Sommer errechnen Umweltexperten den sogenannten Earth Overshoot Day: Das ist der Tag des Jahres, an dem alles verbraucht ist, was die Natur binnen zwölf Monaten erneuern kann – dazu gehört Trinkwasser, Brennmaterial oder Bauholz, aber auch Getreide oder bestimmte Fischarten. Im Jahr 1970 war das am 23. Dezember. Seitdem ist dieser Tag immer weiter nach vorne gerückt: Im vergangenen Jahr bereits auf den 13. August.

Ökonomisch betrachtet ist der Earth Overshoot Day jener Tag, ab dem die Menschheit auf Kredit lebt. Die Schulden zeigen sich in Form von Klimawandel, Artensterben oder Wassermangel.Einen solchen Tag dürfte es eigentlich gar nicht geben.“

Interessante Informtionen. Eindeutig ist die Menschheit hier böse, sie nimmt mehr – viel mehr – als sie zum Überleben braucht: das irrsinnige, dem ultimativen, mörderischen Wahn verfallene Löwenrudel ist Realität geworden – samt seiner Maschinen, die seine Macht schier endloc ausdehnen.

Die Menschheit? Bitte, fallen Sie auf die Lügen der Prediger des Reichtums nicht herein. Es ist nicht „die Menschheit“. Die Stämme in Asien, Australien, Afrika und Nord- oder Südamerika sind auch Menschen. Ja – so leicht versteckt sich Rassismus in allgemeinen Aussagen. Jene Stämme kannten keinen „Earth Overshot Day“. Sie nahmen, was ihnen zustand, was sie zum Überleben brauchten. Lesen Sie ruhig diesen Artikel in der „Zeit“, ich zitiere noch ein wenig:

„20 Prozent der Menschheit verbrauchen 80 Prozent der weltweiten Rohstoffe und verursachen 70 Prozent der globalen Emissionen – das ist die Bilanz der wirtschaftlichen Dominanz des Westens, deren Fundament mit der industriellen Revolution gelegt wurde. Und darauf folgt im Umkehrschluss: Wir verbauen den anderen den Weg zum Wohlstand, denn wir haben uns bereits einen so großen Anteil am Reichtum des Planeten genommen, dass den Menschen in den ärmeren Gegenden kaum etwas bleibt. Die Erde würde es schlicht nicht verkraften, wenn auch in Nigeria oder in Pakistan vor jeder Haustür ein Auto stünde.“

Das ist die häßliche Fratze „des Westens“, deren Werte die Bomber der Nato weltweit mit Feuer und Schwert verteidigen … jenes Westens, der den Sohn Gottes nicht als barfüßigen Wanderprediger darstellt, der bekannt für seine Menschenliebe ist, sondern als gequälte, gefolterte, ermordete Person, hingerichtet durch die Schergen des mächtigsten Imperiums der damaligen Menschheitsgeschichte. Heute würde er Waterboarding in Guantanamo hinnehmen müssen – und wer weiß: vielleicht ist er schon gemäß der Prophezeiung zurückgekommen, sah etwas zu „arabisch“ aus und sitzt genau dort.

Sie wissen, worauf ich hinaus will? Denken wir gründlich über „gut und böse“ nach – wie bewiesen, eine sehr relative Frage, denn die Propheten des Westens halten ihre Kultur für hemmungslos gut, obwohl noch keine Kultur eine so große Vernichtung über die Artenvielfalt des Planeten gebracht hat, wie sie. Nehmen wir jedoch den Rahmen, der bedinungslos und alternativlos unsere Dasein begleitet – die Natur – so ist jene Kultur, die voller Stolz den Mord am Sohne Gottes illustriert, das Maximum an denkbarem Bösen.

Das es anders ginge, zeigen die Aborigines in Australien, die sich lieber in der magischen „Traumzeit“ bewegen, um dort realistischere, ansprechendere und bewegendere „Unterhaltung“ bekommen als wir mit unseren „sprechenden Bildern“ (hier realisierte unsere Kultur mit ihrem „Flatscreen“ ein finsteres Bild aus der Apokalypse des Johannes) und ihrer Flut an Seichtigkeit, die jeder Bürger im Schnitt vier Stunden am Tag geist- und gedankenlos konsumiert. Diese Form des Lebens – die ein Christus predigte – könnte Millionen von Jahren auf der Erde existieren, im Einklang mit dem vorgegebenem Betriebssystem. Die Kultur, die Christus kreuzigte, nicht. Ihr – dem römischen Imperium – haben wir überhaupt erst die Wüsten Nordafrikas und die Verwüstung Spaniens zu verdanken. dort schlugen sie das Holz für ihre Kriegsgaleeren.

Verfolgen wir nun jenen Gedanken weiter, der uns vom „relativen“ Gutem zum „absoluten“ Guten geführt hat, so können wir ihn auch auf die Gesellschaft des Westens übertragen und ihn dort weiterbenutzen, um über Gut und Böse zu richten. Je mehr ein Mensch dem absoluten Bösen untertan ist, ihm zuarbeitet, ihm zu Diensten ist, umso mehr Geld hat her. Wir können den Grad der Bösartigkeit direkt am Kontostand ablesen – unabhängig von der eigenen Sicht des eigenen Verhaltens, die – das können wir wohl voraussetzen – immer „gut“ ist. Auch ein Hitler fühlte sich – von der „Vorsehung“ auserwählt – als hemmungslos gut, als: „Gutmensch“ (im eigentlichen Sinne, nicht im flachen Sprachgebrauch der Rechtsradikalen, die hier vor allem lobenswerte soziale Aktivitäten entwerten und als „links-grün-versifft“ entlarven wollen).

Das Gegenteil vom Gutmenschen (der auch als Henker des Sohnes Gottes seine „gute“ Arbeit im Dienste des Imperiums tat) ist – so können wir jetzt erkennen – nicht der böse Mensch, sondern der weise Mensch. Oder ein Kind Gottes, das sich um die Bewertung von Gut und Böse im Rahmen seiner Nächstenliebe gar keine Gedanken macht und dafür von den „Guten“ gekreuzigt wird.

Andererseits dürfen wir jene Menschen zurecht „gut“ nennen, die von Hartz IV leben – jenem Zustand, den der „Gutmensch“ (neben plakativen Flüchtlingsrettungsaktionen zu Werbezwecken für das eigene „gutsein“, dass den Kontostand verkleiden und das eigene Ego preisen soll) als Parasitentum brandmarkt. Sie leben zwar im Reich des ultimativen, kannibalistischen Bösen, trachten jedoch den Grad der Weltvernichtung möglichst gering zu halten. Leider nicht freiwillig, weshalb es nur ein relatives „gut“ ist – und kein absolutes, welchem dem freien Willen entspringt.

Es ist – denke ich – für jene wachsende Zahl an Armen wichtig und heilsam zu wissen, dass sie nicht böse sind, schlecht, minderwertig, Abfall, schmarotzend oder parasitär sondern in einer Kultur des Bösen lebend, die sie – wie sie es mit Christus taten – gerne aus dem Wege räumen würden. Sie sind nicht krank, schlecht oder „zu wenig in Resonanz mit dem Universum“, sondern einfach nur Menschen in einer bösartigen Umwelt, die sich nicht nur parasitär in die Welt frisst sondern gleiches auch mit der eigenen Volkswirtschaft betreibt: Vernichtung zum Ruhme des ultimativen Bösen – also: des größtmöglichen Kontostand in Privathand.

Faszinierend, oder? Erinnert uns an Adorno, welcher uns lehrte, dass es kein richtiges Leben im falschen gäbe: er ist hier sehr rigoros – ich würde den Widerstand der „Weißen Rose“ gegen Hitler aber trotzdem richtig nennen, obwohl es „Leben im falschen“ wahr

Bleiben wir zu Ostern – weil es ein heiliges Fest ist – aber gleich bei den neuen Lehren des Bösen, dem „Gesetz der Resonanz“, welches uns „der Westen“ schenkte und das uns sagt, dass jeder gute Mensch soviel Reichtum bekommt, wie es seinem „gutsein“ entspricht. Kennen Sie den Witz über den Reichen und die beiden Armen – einer davon kann auch Flüchtling oder Arbeitsloser sein? Sitzen drei Mann an einem Tisch, auf dem 12 Kekse liegen. Der Reiche nimmt 11 Kekse und sagt einem der Armen: „Pass auf, der Flüchtling will Deinen Keks!“. Dieses Beispiel zeigt uns die Wirkung des Gesetzes der Resonanz, dass die Passivität der Menschen noch verstärkt (und von nahmhaften Unternehmensberatern deshalb in den Führungsetagen gepredigt wird): hier wird der Arme aufgefordert, seine Kekslosigkeit durch endlose Suche nach der Ursache in sich selbst zu finden (wo auch alle Quellen gesellschaftlichen Ungleichgewichtes zu suchen sein sollen) …. anstatt bei dem Reichen, der gerade dick und fett wird.

Es sind häufig „Gutmenschen“, die dieses Gesetz anbeten, das den Grad der Gutartigkeit am Kontostand ablesbar macht (je höher, umso mehr „Resonanz“, ergo umso besser das Leben. Außerdem hat man ja einfach mehr Geld, was auch als schön empfunden wird, weil man den Zusammenhang zwischen Geld und bösartiger Vernichtung der Natur ausblendet und mit Spenden für Greenpeace auszugleichen hofft), dabei zeigt sich an dem Kontostand nur, wie erfolgreich man der Kultur des Bösen dient: jenem Bösen, das die ganze Welt tagtäglich weiter vernichtet … zum Wohle des Konsums der Spaßgesellschaft.

Und diese Kultur hat zur Warnung an die wirklich guten Menschen – die glücklich und in Frieden im natürlichen Paradies leben – das Kreuz als Warnung errichtet: Widerstand ist zwecklos, wir kriegen euch alle – auch Gottes eigenen Sohn.

Verwirrt? Nun – fing nicht das Problem schon damit an, dass die Menschen sich anmaßten, selbst darüber zu entscheiden, was „gut“ und „böse“ ist – damals, im Paradies, mit diesem Apfel? Anstatt sich mit dem Platz zufrieden zu geben, den sie für ihr Überleben brauchten … jenen Platz, den sie heute im Urlaub als Krönung ihres Lebens immer noch aufsuchen: die paradiesische Natur.

Oder kennen Sie einen Menschen, der Urlaub neben Hochöfen, Autobahnen oder in Gelsenkirchen macht?

Damit – möchte ich die Erwägungen abschließen und unseren Lesern ein frohes Osterfest wünschen!

Bitte – nutzen Sie es zur Besinnung uns lassen Sie die Fresserei sein.

Vier Jahre Bloggerei – Wirkungen und Nebenwirkungen: über Kommunismus, Kapitalismus, Materialismus, Christus sowie die utopische Demokratie und ihre Feinde

Vier Jahre Bloggerei - Wirkungen und Nebenwirkungen: über Kommunismus, Kapitalismus, Materialismus, Christus sowie die utopische Demokratie und ihre Feinde

Mittwoch, 20.2.2012. Eifel. Gestern war Jahrestag. Am 19.2.2009 habe ich meinen ersten Blogbeitrag geschrieben. Schuld daran waren – mein Rücken (der morgens keine Bewegung toleriert), der rheinische Karneval (die meinen Kindern ein paar freie Tage bescherte, die sie bei ihrer Mutter verbringen durften) und ein Mensch mit dem Nickname „Grilleau“, der jetzt hier als Autor mitschreibt. Er hatte mich sozusagen „entdeckt“, als ich gelegentlich in Foren etwas zu der Bedeutung von Hartz IV schrieb – und warum es ein Ungeheuer ist. Dieser „Grilleau“ hatte auch einen „Blog“ und meinte: das sei total einfach. Am 19.2.2009 habe ich das dann bei Blog.de ausprobiert – und aus lauter Einfallslosigkeit den Nickname „Eifelphilosoph“ erfunden. War ja nötig, so ein Nickname – den hatten ja alle. Obwohl der Jahrestag gestern war, hatte ich gestern aber einfach keine Lust zum Schreiben – das geschieht heute. Es geht um Wirkungen und Nebenwirkungen der Bloggerei hinsichtlich einiger politischer Themen – bzw. um die Ummodulierung der politischen Überzeugungen durch nähere Betrachtung der politischen Wirklichkeit … beispielsweise dadurch, das man sich Gedanken über einen Fahrraddynamo macht.

Sie kennen einen Fahrraddynamo? Das ist ein kleines Gerät aus Materie, das Strom für die Fahrradlampe liefert. Nebenbei ist er ein Modell für das menschliche Bewußtsein – so stellt sich der wissenschaftliche Materialismus die Funktionsweise des menschlichen Geistes vor: es läuft Strom durchs Gehirn und dadurch erhalten wir die Illusion, wir hätten Bewußtsein. Hat jeder sicher schon oft gehört,diese Geschichte – noch öfter wird mit dem Bild gearbeitet. Das dieser Mythos ins Leben gerufen wurde, war ein politischer Akt der Bewußtseinsbildung. Es geschah ganz gezielt, um die Menschheit auf Konsum zu trimmen – doch davon später. Bleiben wir erstmal dabei, warum es ein Mythos ist, eine Legende, oder besser: ein Märchen.

Wie oft ist es Ihnen eigentlich passiert, das Ihr Fahrradlicht Ihnen den Befehl gegeben hat, umzukehren? Oder links abzubiegen, obwohl sie nach rechts wollten? Gar nicht natürlich, werden Sie sagen und sich über die dämliche Frage ärgern. Dann – bitte schön – noch eine dämliche Frage: wie oft ist es Ihnen geschehen, das Ihr Körper aufgestanden ist, zum Kühlschrank ging, sich was zu Essen holte während sie eigentlich das Fußballspiel weiter anschauen wollten? Ebenfalls: noch nie. Aber die Geschichte vom menschlichen Bewußtsein, das nur eine Funktion des Körpers, des Gehirns ist: die schlucken Sie einfach so, oder? Ohne konkrete Befehle durch den Geist macht so ein Körper nicht viel. Von allein – würde er nur dumm herumliegen und vergammeln. Im Koma hat er sogar einen funktionierenden Dynamo – nur liefert der keinen Strom mehr. Ich weiß – das ist jetzt eine einfache Geschichte mit einfachen Bildern … aber so lernen unsere Kinder die Welt kennen, in der wir ihnen zumuten zu leben. „Es gibt nur dieses eine Leben und sein Sinn ist: soviel zu kaufen wir nur irgendwie geht“. Darum brauchen wir so viele große Einfamilienhäuser – im Laufe der Jahre sammelt sich einiges an. Und da wir der festen Überzeugung sind, das wir nur Biomaschinen sind, die wegen ein bischen Strom im Gehirn die Illusion des Denkens aufgebaut haben, folgen wir den Befehlen widerstandslos: immerhin sind „wir“ nur eine Illusion. Das ist die große Gegenströmung zur Aufklärung: während uns hier noch ein Descartes klar vor Augen führte, das er ist, weil er denkt („cogito ergo sum“), hat man uns davon überzeugt, das nicht die Außenwelt eine große Illusion ist – nein, wir selbst sind die Illusion.

Und das glauben wir. Das Milliarden von menschlichen Körpern nur aufgrund einer Illusion bewegt werden, verwundert uns weniger. Das diese Illusionen Staaten bilden, Gesetze erschaffen, Opern schreiben, Gedichte verfassen und sich selbst außerordentlich bewußt sind, fällt uns auch nicht sonderlich auf. Wieso auch: es geht hier nicht um Wissenschaft, es geht um Dogma: und wer richtig viele Millliarden zu Forschungszwecken abräumen will, der muss sich erstmal diesem Dogma unterwerfen.

Ein viel zu unpolitisches Thema, denken Sie?

Nein, es ist ein ganz zentrales politisches Thema. Eigentlich das zentralste Thema, das wir haben. Frank Schirrmacher weist in seinem Buch „Ego“ aktuell auf die deformierende Kraft von Weltbildern hin, die im Sinne der Konsumförderung und der Kommunismusbekämpfung entworfen worden sind, obwohl sie der menschlichen Realität nur in wenigen Ausnahmefällen entsprechen. Da wir es hier aber mit hochintelligenten Menschen zu tun haben, die zentral Werte in die menschliche Gesellschaft eingeben und sie mit Hilfe vieler Werbemilliarden durchdrücken, lassen sich ihre Gedankenzüge nicht in wenigen Worten darstellen: ein Grund, warum meine kleinen Aufsätze immer länger werden – es dauert halt länger, Lügengespinste zu entknoten als sie in die Welt zu setzen.

In erster Linie gilt dieses kleine Dynamobild des menschlichen Bewußtseins nämlich nur … der Vernichtung der Kirche. Nach der französischen Revolution hatte der Adel sich ins Kapital geflüchtet (wo er heute noch wohnt und seine gesellschaftsdeformierenden Aktivitäten entfaltet), war aber dort vom Kommunismus aufgespürt worden – aufgespürt und wieder verjagt. Für die Strategen des Kapitals bahnte sich eine Riesengefahr an, denn anders als ihre Büttel (Arbeiter und Angestellte) lasen sie die Bücher, über die sie sprachen. Sie sahen sich einer enorm gefährlichen Allianz der Zukunft gegenüber, die ihnen ein für alle mal den Garaus machen würde und eine Zukunft versprach, die keinen Krieg mehr kannte, keine Not und keine Unterdrückung durch dogmatische Lehrsätze.

Wer die Botschaft Christi nicht aus den Erläuterungen des Pfarrers und der Kirche empfängt, sondern im altgriechischen und aramäischen Original liest, merkt, das dieser Mann konsequent antikapitalistisch dachte. Die Gütergemeinschaften der Urgemeinde und die Darstellung des „Mammon“ als Feind der Welt beschrieben eine Welt, in der sich auch die Kommunisten hätten wohlfühlen können – und die Demokraten erst recht. Ihnen wäre schnell klar geworden (allein schon durch die Lektüre der griechischen Philosophie) das Demokratie ohne wirtschaftliche Gleichheit der Teilnehmer nicht funktionieren kann: wenn ein Geldsack hundert Leiharbeiter für ihre Stimmabgabe mit Brot bezahlt, ist das keine Demokratie mehr. Das sehen wir ja auch heute: die Bürger wählen ihre Arbeitgeber (Staat, Gewerkschaft, Unternehmen) bzw. die Parteien, die für die Arbeitgeber die Demokratie aushöhlen.  Es galt also aus der Sicht das Kapitals, eine ganz große Allianz zu verhindern, die den Menschen wirklich das Paradies auf Erden hätte bringen können.

Was wäre, wenn der Kommunismus gesagt hätte: wir wollen nur, was des Kaisers ist, aber nicht, was Gottes ist? Er hätte die Unterstützung von Milliarden Christen gehabt – und die angenehme Diskussionsbasis, das ein Sohn Gottes die Abkehr vom Kapitalismus absegnet.

Darum mussten beide Bewegungen aufeinander losgejagt werden – und zwar schnell. Das ging ganz diskret mit etwas Geld hier, ein paar Worten da und noch mehr Geld dahinter. Gleichfalls musste die Demokratie gegen beide eingenommen werden, bevor die Demokraten merkten, das am Ende der Entwicklung der Demokratie eine Gesellschaft von Gleichen auftaucht, sie sich praktisch in nichts von einer kommunistischen oder christlichen Gesellschaft unterscheidet – und alle drei haben für die Herrschaft des Mammon keine Sympathie übrig. Alle drei stellen den Menschen in den Mittelpunkt ihrer Überzeugung … und nicht den virtuellen Kapitalgewinn.

Eine wunderschöne Methode dazu, war, sich die „Wissenschaft“ zu vereinnahmen. Die chronisch sozial bzw. finanziell schwachen Wissenschaftler nahmen immer gerne Geld an – so konnte man leicht jene herausfiltern und zu Ehren führen, die einem passten. Da kam ein Darwin gerade gelegen. Seine Theorie von der historischen  Entwicklung des Dynamos (um bei dem Bild zu bleiben) erschütterte die ganze Welt – dabei berührte sie nicht im Mindesten die Tatsache, das der Körper vom Geist gesteuert wird – und nie von sich selber. Doch diesen Umstand lies man gerne unter den Tisch fallen: man hatte ja eine enorm scharfe Klinge gegen dumme Landpfarrer in der Hand. Nebenbei ergaben sich aus den sozialen Implikationen enorme Möglichkeiten für reiche Menschen: sie wurden zu den besseren Menschen, den „Auserwählten“, von der „Natur“ (einem funktionalem Ersatzwort für den alten „Gott“) dazu bestimmt, über die minderwertigen Armen zu herrschen: der Sozialdarwinismus bestimmt heute noch die politischen Wirklichkeiten in Deutschland, man schaue sich nur das Schulwesen oder die Behandlung von Armen und Arbeitslosen an.

Leicht konnte man so die Kirche an die armen Kommunisten verfüttern, immer wieder den Pfarrer als Feind der Menschheit anführen (ein Platz, den zuvor die Hexe innehatte) und so die Demokraten mit ins Boot holen, die wussten, das Religionsfreiheit eine der vier Säulen der freien Gesellschaft war – eine Freiheit, die vor Dogmatismus jeglicher Art schützen sollte.

Ein zentrales Mittel dazu war … die Lehre von der Nichtexistenz des menschlichen Geistes, die Lehre von dem Gehirn als Dynamo und des Geistes, des menschlichen Selbstes als völlig untergeordneter Funktion des Materie, denn: ist der Geist, das menschliche Bewußtsein, nur eine Illusion, ein Trugschluß, eine Gaukelei elektrischer Ströme in der Gestalt gewordenen Ursuppe, dann – kommt nach dem Tode auch nichts. Der Dynamo kommt zur Ruhe – das Licht geht aus und Schluss.

Kommt aber nach dem Tode nichts, dann ist die Kirche (die dasselbe behauptet, was ihre Kritiker nur nicht merken) eine große Lügnerin, einfach nicht erwachsen, im Mittelalter verbleibend und schlichtweg mit dem modernen Leben nicht mehr zu vereinbaren … einem modernen Leben, das uns unbegrenzte Konsummöglichkeiten gibt, die wir gefälligst – ohne jede Rücksicht auf die ökologischen Folgen (die von religiösen Menschen so geliebte und geachtete „Schöpfung“ –  zu nutzen haben, um den Nutzen des Kapitals zu mehren. Hat Kirche (und Religion insgesamt) aber nur Lügen zu bieten und Darwin Recht, dann steht dem alten kapitalistischem Paradies nichts mehr im Wege: der reichste Mann wird Kaiser, die weniger reichen werden Grafen, Fürsten und Barone, die mit Mithilfe vieler Ritter und Büttel über das Volk herrschen – abgesichert durch den Darwinismus des großen Meisters.

Das „Dritte Reich“ in Deutschland 1933 – 1945 ist in diesem Sinne der Testlauf einer Gesellschaft geworden, die sich ganz von den alten Vorstellungen der „Sozialromantik“ gelöst hat – und auch heute gilt es als allgemein schick und „in“, urchristliche Überzeugungen der Nächstenliebe als Sozialromantik auf den Scheiterhaufen der Geschichte zu verbannen, auf dem man auch schon die Vorstellungen des Kommunismus und die einer wahren Demokratie verbrannt hat.

Das ist im Übrigen auch der Grund, weshalb ich nach vier Jahren bloggen (und intensivem Studium der Massenmedien) die Kunde von Deutschlands nicht vorhandener Souveränität begrüße: durch die mediale Hetzjagd auf Arbeitslose hat dieses Land bewiesen, das es noch lange nicht reif ist, ein selbständiges, nicht überwachtes Leben zu führen – der alte Geist ist immer noch (oder wieder) sehr lebendig in diesem Land. Nur gut, das wir sehr eingebunden sind in die Strukturen der Siegermächte – ich möchte nicht wissen, was hier schon wieder los wäre, wenn man die Deutschen wieder ganz allein werkeln lassen würde.

Wahrscheinlich würden wir schon wieder unnützes Leben vergasen, Leben, das seinen Konsumdienst noch nicht mal auf minimalem Niveau nachkommen kann.

Eine weitere Nebenwirkung von vier Jahren konzentriertem Studium der gesellschaftlichen Realität und ihrer schriftlichen Beschreibung ist, das ich „Verschwörungstheorien“ eine gewisse höhere Wahrscheinlichkeit an „Wahrheit“ zugestehe als den amtlichen Verschwörungstheorien (die offiziell „Wahrheit“ genannt werden und nicht diskutabel sind).  Der desaströse Gang der modernen Geschichte – erst recht nach dem zweiten Weltkrieg – lässt sich einfach mit deutlich weniger Hypthesen erklären, wenn ich nur eine einzige hinzufüge: die Existenz einer Kraft/Macht/Gesellschaft/Organisation/Gruppe, die gezielt Kapital in destabilisierende Operationen steckt. Streiche ich diese Hypothese, so bekomme ich um die politische Wirklichkeit umfassend zu beschreiben, die Notwendigkeit, noch wesentlich mehr Hypothesen aufzustellen, um den „Zufall“ als beständig passend auftauchende Ursache zu untermauern. Zufällig zerstörten Terroristen mit CIA-Kontakten das World Trade Center, zufällig setzen informierte Kreise an der Börse auf diese Ereignis und zufällig konnte so das zuvor angedachte Projekt zum neuen amerikanischen Jahrhundert ins Leben gerufen werden, das so schön zu den Bestrebungen passt, nach dem Ende des Kommunismus in Europa die dort wuchernden Demokratien so sehr zu beschneiden, das sie marktkonform werden, sprich: das Diktat der Herren des Geldes aktzeptieren und nicht darüber reden.

Zuviel Verschwörungstheorie? Nun – oft genug wird die Theorie zur Wahrheit, ein Paradebeispiel findet man bei Wikipedia:

Bei der Untersuchung der Aktivitäten der P2 wurde 1981 bekannt, dass unter maßgeblicher Beteiligung von Licio Gelli ein konspiratives Netzwerk aus Führungspersonen der Polizei, des Militärs, der Wirtschaft, der Politik, der Mafia und von Geheimdiensten geschaffen worden war. Es bestand ein ernster Verdacht, dass der Geheimbund Pläne für einenStaatsstreich entwickelt hatte und mit Terroranschlägen in den 1970er Jahren in Zusammenhang stand, was sich teilweise später bestätigte.

In seinem Roman „Die Macht und die Herrlichkeit“ beschreibt Malachi Martin die Aktivitäten der P2 aus der Sicht des Vatikans. Der Nachfolger von P2 war P3 (2010 aufgelöst) aus dem jetzt P4 wurde. Nur von  P1 (den „Schlußstein“, wie ihn Martin in seinen Büchern  nannte) erfahren wir (noch) nichts – dafür aber über andere noch nicht aufgearbeitete Zusammenhänge:

Das Schwurgericht von Bologna stellte in einem Strafverfahren fest, dass die Loge P2 Kriminelle angestiftet, bewaffnet und finanziert habe, um mit Mitteln der Subversion und des Terrorismus im Rahmen einer „Strategie der Spannung“ die Vorbedingungen für einen Staatsstreich zu schaffen. Einige der mutmaßlichen P2-Mitglieder sollen direkt oder indirekt an den zahlreichen Attentaten, Putschversuchen oder terroristischen Aktionen der 1960er und 1970er Jahre beteiligt gewesen sein.

Eine wichtige, bis heute nur teilweise aufgeklärte Rolle spielte dabei die von der CIA und der NATO aufgebaute Untergrundorganisation Gladio, eine sogenannte Stay-behind-Organisation.Durch die Fälschung von Beweisen wurde dafür gesorgt, dass die Verbrechen linksextremen Terroristen zugeordnet wurden. Beispielsweise war die linksextreme Terrorgruppe Rote Brigaden, das italienische Pendant zur deutschen Rote Armee Fraktion, teilweise von Gladio-Mitgliedern unterwandert, die sich unter anderem aus militärischen Spezialeinheiten, Geheimdienstkreisen und Rechtsextremisten rekrutierten. Mehrere Terroranschläge, etwa auf den Hauptbahnhof von Bologna am 2. August 1980 mit 85 Toten, wurden ursprünglich den Roten Brigaden zugeschrieben. Aber in Gerichtsverfahren wurde die Urheberschaft von Rechtsextremisten erwiesen, die mit Gladio in Verbindung standen.

Erinnert etwas an die Geschehnisse vom 11.9.2001, oder? Und war einfach nur ganz normale Politik in einem zivilisierten europäischem Land – ohne das die Bundesregierung auch nur die geringsten Konsequenzen aus dieser Affaire gezogen hat.

Diese zentrale Hypothese lautet: es gibt Menschen mit unglaublich viel Geld, die gerne wollen, das das so bleibt – und sich mit großem Engagement dafür einsetzen, das sich 1789 nicht wiederholt, weil ausgeräumte Banktresore ganz schlecht für die Gewinne aus Zinsen uns Zinseszinsen sind – und diese Zinsen waren schon dem antikirchlichem Revoluzzer Lenin sehr wichtig, siehe Wikipedia:

1891 verurteilte Lenin die Hilfsaktionen der gebildeten Schicht anlässlich der Hungersnot in der Provinz Samara, in der er als Anwalt tätig war. Er wertete die Hungersnot als Schritt in Richtung Sozialismus, da sie den Glauben an Gott und den Zaren zerstöre. Vom Pächter seines eigenen Landgutes forderte er die volle vereinbarte Summe, der wiederum die Bauern trotz der Hungersnot voll zahlen ließ.

So präsentiert sich ein echter „heiliger“ Kommunist: er lässt Menschen verhungern, um den Glauben an Gott zu zerstören. Dafür wird man auf ewig einbalsamiert. Das es in dem Moment der Wille Lenins ist und nicht der Wille eines Gottes, der die Menschen hungern lässt, fällt schon gar nicht mehr auf. „Wer meinem Dogma nicht folgt, soll sterben“ – so der geheime Leitsatz, mit dem Christen und Demokraten dann nicht mehr viel anfangen können – weshalb sie Schutzschild des Kapitals werden. Man merkt: man hatte genau den richtigen nach Russland geschickt (vielleicht sogar mit viel Geld, was allerdings vom linken Lager bestritten wird, siehe WSWS).

So wurde – das ist ja historisch bekannt – aus einer Bewegung gegen Armut, Hunger, Not und Ausbeutung eine Diktatur … die Diktatur des Proletariats, die letztlich eine Diktatur von Gutsbesitzern wie Lenin wurde.

Der normale Arbeiter und Bauer war viel zu sehr damit beschäftigt, Pfarrer im Namen Darwins zu jagen. Als er merkte, das die nicht die Elite der alten Unterdrücker darstellten, waren die neuen schon da – mit Hilfe der alten Soldaten.

Das alles funktioniert, weil wir diese Geschichte mit dem Dynamo glauben. Ja: glauben – wir sind hier mitten im religiösen Bereich. Darum ist „Nahtodesforschung“ auch ein heiß umkämpftes Feld und wird mit allen unfairen Mitteln so sehr in die Nähe der „Esoterik“ gerückt … dabei ist die Tatsache der menschlichen Sterblichkeit wahrlich kein Wissen, das nur einer kleinen Gruppe von Menschen als geheimes Wissen zukommt – eigentlich wissen wir alle, das wir sterben, nur – wie es so schön heißt – wir glauben nicht daran.

Vielleicht … glauben wir ja auch zurecht nicht daran, weil wir ein instinktives Wissen davon haben, das unser Bewußtsein nicht ein bedingter Reflex elektrischer Ströme im Gehirn ist. Würden wir so etwas glauben – welch´ göttliches Bewußtsein müsste dann erstmal ein Blitz haben, bei der Leistung, die der bringt.

Das sind so ein paar zentrale Gedanken, die die letzten vier Jahre mit sich gebracht haben: der Versuch, gesellschaftliche Erscheinungsformen in ihrer historischen Entwicklung zu begreifen und zu verstehen, führt zu absonderlichen Annahmen, die ich vor vier Jahren weit von mir gewiesen hätte – aber damals hatte ich auch noch eine gewisse Symphatie für die Vorstellung des Gehirns als Dynamo.

Heute sitze ich hier und weiß: mein Körper käme nie auf die Idee, hier zusammenhängende Sätze in die Tastatur einzugeben, wenn ich ihm  nicht den Befehl dazu geben würde.  Er würde sich lieber hinlegen – schon seit Stunden.

Geht aber nicht, weil es gilt, sich gegen den Orkan an Unsinn durchzusetzen, der seit Jahrzehnten durch die Medien fegt – was übrigens nicht nur die Idee des Frank Schirrmachers ist, sondern zuvor schon von den Autoren des Films „Corporation“ erwähnt wurde.

Eine letzte Nebenwirkung der Bloggerei ist, das ich den Papstrücktritt wahrscheinlich als einziger denkender Mensch in Deutschland als Katastrophe besonderen Ausmaßes empfinde: er beweist (im Detail aus innerkatholischer Perspektive nachzulesen bei Malachi Martin – Der letzte Papst), das die Agenten der Sozialdarwinisten eine weitere Bastion im Kampf um die Weltherrschaft erobert und somit den Vatikan völlig unter ihre Kontrolle gebracht haben – nach der Verweltlichung des Protestantismus, der Dämonisierung des Judentums und der offenen Kriegserklärung an den Islam fällt somit die letzte Feste, die dem Vormarsch der „EGO ist das Größe“-Philosophie Einhalt hätte gebieten können – oder, anders gesagt, zeigt es, das P2 (bzw. „P1“, die noch unbekannte Urzelle) immer noch weiter arbeitet.

Kein Wunder, das der Papst in seinen Abtrittsreden immer wieder vor der Macht des Teufels gewarnt hat – die internationale Verschwörerbande stellt aus kirchlicher Sicht in der Tat so etwas wie die fünfte Kollonne Satans dar, während wir dazu verdonnert werden, sie als „Leistungsträger“ anzuhimmeln.

Deshalb wird – wie gelegentlich erwähnt – Hitler unsere Zukunft werden. Das Dritte Reich ist ein Musterland des Sozialdarwinismus, und sofern wir den Menschen als Tier ohne Seele definieren, als einfache Biomasse, die ausschließlich nach ihrer wirtschaftlichen Leistungsfähigkeit beurteilt wird und auch mit absoluter Sicherheit den Tod des Körpers nicht übersteht, brauchen wir uns auch keine Gedanken mehr über die Ethik zu machen: wer nicht arbeitet, der soll auch nicht essen – wer seine Pacht nicht zahlen kann, muss eben verhungern. Natur ist halt hart und hart ist alternativlos, weil es außer Natur nichts gibt.

Gleichzeitig wissen wir aber auch, wie wir uns gegen diese Invasion unmenschlicher Gedanken wehren können: einfach das Verbindende in dem Anderen sehen – nicht das Trennende. Auch wenn die Kirche Fehler macht (wie jeder andere Institution – siehe Staat, Partei, Firma, Verein – auch), steht sie doch ursprünglich für die Bekämpfung der Armut ein – im Sinne der Theologie der Befreiung sogar für das Paradies im  hier und jetzt. Auch wenn die Demokratie momentan käuflich und ungerecht erscheint, so hat sie doch ein utopisches Endziel, in dem die einzelnen Subjekte auch gleiche wirtschaftliche Macht haben müssen – und auch wenn der Kommunismus mit Terror und Diktatur gearbeitet hat, so unterscheidet sich sein Traum von der Zukunft nicht von dem, was sich Christen und Demokraten erhoffen: eine gerechte Welt ohne Not, Leid, Zwang und Unterdrückung, eine Welt, in der auch ein Roosevelt gedacht hat, als er die vier Freiheiten formuliert hat, die Grundlage für die Erklärung der allgemeinen Menschenrechte war.

Das wäre auch ein schönes politisches Ziel: die Partei der menschlichen Einheit – tolerant, demokratisch, kommunistisch und ausgesprochen sozialromantisch.

Nun – die Theorie des menschlichen Dynamos wird bald fallen. Sie ist eigentlich gemäß der Ergebnisse der Nahtodesforschung schon jetzt völlig unhaltbar, aber noch bezahlt P1 Unsummen, das Wissen um die Unsterblichkeit des menschlichen Bewußtseins zu unterdrücken.

Wahrscheinlich wird deshalb die Legende von der marktkonformen Demokratie samt der großen transatlantischen Freihandelszone aktuell so stark gefördert: wenn das Dritte Reich wieder alle politische Macht innehat (dann noch transatlantisch), ist es wieder egal, was die Leute denken.

Hautsache, sie gehorchen.

Das tun sie schon heute, in der Hoffnung, das nach dem Tode das Bewußtsein (samt dem Wissen um die eigene totale Erbärmlichkeit) völlig erlischt.

Tut es aber nicht – weil das Gehirn doch kein Dynamo ist.

PS: das waren jetzt wieder 3309 Worte. Mehrere Buchseiten. Zeit, auch mal den wichtigsten Menschen des Nachrichtenspiegels zu danken: den Lesern. Ohne Sie würde es keine Freude machen, diesen Ort am Leben zu erhalten – und das Sie in der Tat Lebenszeit und Gedankenkraft aufbringen, sich durch diese für moderne Zeiten viel zu langen Texte zu arbeiten, bringt Ihnen meine höchste Bewunderung ein … und führt mich zu der Hoffnung, das es vielleicht doch Alternativen zum Vierten Reich der marktkonformen Demokratie gibt. Deshalb werde ich meinen Dynamo auch dazu zwingen, noch weiterhin Fronarbeit zu leisten: vielleicht können wir ja diesmal das Ruder noch herumreißen.


 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Der Zahn der Zeit…

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Der Zahn der Zeit...

© Jotha

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