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Wer derzeit nur kopfschüttelnd die Immigrationspolitik von Merkel & Co. verfolgt und auch aus den zahllosen Polit-Kolumnen rund um das Thema „Flüchtlinge“ nicht schlau wird, der hat vermutlich noch nie mit einem Demografen geredet.
Womit sich solche Grafen beschäftigen? Nun, wie der Name schon sagt, eben mit dem Volk (von gr. „demos“) bzw. der Prognose (von gr. gráphein – „schreiben“) zukünftiger Bevölkerungsentwicklungen.
So verstaubt das Wort Demografie klingt, so brandaktuell und evident sind jedoch die Forschungsergebnisse dieser Zunft. Ich durfte vor Jahren einmal auf einem Universitätskongress einem solchen Grafen dabei lauschen, was er so über unsere nächste Zukunft zu sagen hat. Schon kurz nachdem er seinen Vortrag begonnen hatte, war alle soeben noch bestehende Müdigkeit verflogen und alle Anwesenden waren hellwach. Denn was der Graf da vom Stapel ließ, war ausnahmslos starker Tobak. Dazu muss man vorausschicken, dass Demografen ihre Kunst nicht bloß zum Zeitvertreib betreiben so wie Briefmarkensammler, sondern dass ihre Berechnungen und Prognosen als „hard facts“ der Politik zugefüttert werden, damit die Regierenden rechtzeitig entsprechende infrastrukturelle, soziale und arbeitsmarkttechnische Maßnahmen ergreifen können.
Denn auch wenn der fernsehende Bürger vielfach den Eindruck hat, dass Politiker heute einfach nur„Management by Chaos“ betreiben – der Schein trügt, hinter den Kulissen arbeitet eine Heerschaar akademischer Berater und Analysten, die über messerscharfen Intellekt und alle denkbaren nachrichtendienstlichen und technischen Ressourcen verfügen. US-Präsident Franklin D. Roosevelt hat es einmal ganz offen ausgesprochen: „In der Politik geschieht nichts zufällig. Wenn etwas geschieht, kann man sicher sein, dass es auf diese Weise geplant war!“
So kratzt sich auch der ehemalige Staatssekretär und Bundestagsabgeordnete Willy Wimmer in einem jüngsten Artikel („Die Merkel-Regierung gehört auf den Blocksberg“) auf seinem Kopf und stellt die Frage:
„Wir werden seit Jahren als Bürger dieses Landes in einer Weise unter Mitwirkung der eigenen Sicherheitsorgane nachweislich in einer Weise ausgespäht, wie es bei Gestapo und Stasi nicht besser hätte sein können. Man will von uns alles wissen und Regierung und private Konzerne erfahren es auch. Alles richtet sich in diesem Land gegen die eigenen Bürger und diese Regierung will von der Million Migranten erst aus der Zeitung erfahren haben?
Er stellt bei dieser Gelegenheit noch eine weitere wichtige Frage, die uns aber hier zum Abschweifen führen würde und die wir daher ein andernmal behandeln wollen:
„Warum legte der wichtigste „Bündnispartner“ die Welt in Schutt und Asche und wir halten ihn nicht an, mit diesem verbrecherischen Tun aufzuhören und gefälligst die Folgen alleine zu tragen?“
Zurück also zu unserem Demografen und der Frage, warum Mutti nun eine Einladung an Migranten aller Welt in unser Land der Dichter und Denker ausgesprochen hat – zumindest an alle, die kräftig genug sind oder die genug Geld haben, es hierherzuschaffen.
Besagter Graf, der vor uns seine Powerpointfolien ausbreitete, hat sich seinen akademischen Titel auch keines keineswegs in Guttenberg’scher Manier erworben, sondern war ein richtiges Original. Seine Analysen waren so bestechend, dass ihn sogar die Regierung als Festangestellten zu sich geholt hat, um sich bei ihm exklusiven Rat für die Zukunftsplanung zu holen.
Und was er uns vortrug, war erschütternd. Er zeigte uns auf seinen Folien mehrere mögliche Zukunftsszenarien. Sie waren noch nicht gewiss und unterschieden sich durchaus, hatten aber eines gemeinsam: ausnahmslos alle zeigten eine fatale demografische Entwicklung. Die nach Alter, Leistungsfähigkeit, Berufen und sozialen Schichten gegliederten und über eine Zeitachse in die Zukunft extrapolierten Pixelmassen wirkten selbst für einen Menschen mit nur laienhafter Kenntnis der Statik wie Konstrukte, die demnächst wohl oder übel zusammenbrechen müssen: Auf dem Kopf stehende Pyramiden, Wasserkopfformen mit abgeschnürtem Hals … oder ganz einfach vollkommen fragmentierte Konstrukte.
Die Gründe für diese Fragmentierung und Ungewichtung der Bevölkerung sind vielschichtig, als einer der wichtigsten Parameter wird nach herrschender demografischer Lehre jedoch das Verhältnis Alt/Jung angesehen. Im Klartext: Wieviele leistungskräftige, das heißt steuerzahlende, das Bruttoinlandsprodukt und die Marktfähigkeit steigernde Zweibeiner hat das Land und wieviele versorgungsbedürftige/verrentete/minderleistende Zweibeiner befinden sich auf der anderen Seite der Waage?
Wenn man diese darwinistische Rechnung aktuell betrachtet, dann sieht man, dass sie immer mehr zur Ungleichung wird. Gab es zwischen 1947 und 1971 in Deutschland mehr Geburten als Sterbefälle, so hat sich das Verhältnis nun umgedreht. Und während es in unterentwickelten Ländern ein akutes Überbevölkerungproblem gibt, so gehen hierzulande lt. statistischem Zentralamt aus einer Frau bzw. aus einem zeugungsfähigen Paar nur 1,4 Kinder hervor. Das heißt, die deutsche/mitteleuropäische Bevölkerung schrumpft drastisch, und dies bei gleichzeitiger Überalterung und steigendem Verbrauch an Hochglanzressourcen und individuell beanspruchter Wohnfläche pro Kopf.
Dies alleine wäre noch nicht das Schlimmste, mit etwas Kreativität und menschlicher Gestaltungskraft der nachwachsenden Generation wäre das durchaus zu kompensieren. Nur leider wird der Verfassung dieser nachwachsenden Generation ein sehr ernüchterndes Zeugnis ausgestellt: Viele Schul- und Universitätsabsolventen leiden bereits bei Arbeitsantritt an kulturell/sozial/unterhaltungselektronisch bedingten Degenerationserscheinungen, aufgrund derer sie für den Arbeitsmarkt als unbrauchbar angesehen werden bzw. selbst therapiebedürftig sind. Und das betrifft nicht nur die psychische Verfassung (lt. WHO Statisik werden im Jahr 2030 in unseren fortschrittlichen Industrienationen Depressionen die Volkskrankheit Nr.1 sein), sondern sogar die physische (lt. einer Studie der Allianz-Versicherung aus 2012 weisen 39 % der 14- bis 24-Jährigen eine oder mehrere chronische Erkrankungen auf, die das Leben und somit die Arbeitsfähigkeit „wesentlich beeinträchtigen“).
Um bei dieser düsteren demografischen und sozio-kulturellen Entwicklung den gewohnten Lebensstil des Wohlschands und die etablierten Machtstrukturen aufrechterhalten zu können, muss man also etwas tun. Mit einem Wort: das gesamte System – genauer gesagt: diese Art von Lebensstil – ist unfinanzierbar geworden und würde bei weiterer Fortsetzung in einem Kollaps enden.
Die Syrer, Afghanen, Iraker und Somalier kommen also gerade recht. In einer Zeit, wo man mit Humanressourcen ohnehin nur noch betriebs- und volkswirtschaftlich umgeht, wird man ihnen diejenigen Plätze in der Tretmühle zuweisen, die wir selbst nicht mehr bewältigen können. Und während die meisten von uns bereits jobmüde und frustriert sind (siehe bullshitjobs), so ist die neue Armee an Arbeitswilligen hochmotiviert, Tag und Nacht alles zu geben, um sich die ersehnte Wohnung samt Waschmaschine und Flachbildschirm zu erarbeiten.
„Im besten Fall kann das eine Grundlage für das nächste deutsche Wirtschaftswunder werden“, schwärmte Daimler-Chef Dieter Zetsche diese Woche über die Zuwanderung.
Bundespräsident Gauck ist schon im April auf der Mittelmeerinsel Malta beim Besuch der dortigen Flüchtlingslager vor laufenden Fernsehkameras zur Erkenntnis gekommen, dass die jungen Migranten über eine bei uns schon fast unbekannte Arbeitswilligkeit verfügen: „Das stellt uns dann die Frage: Wollen wir die alle zurückschicken? Oder brauchen wir nicht einen Teil dieser, äh, Menschen, die eine ganz große Energie haben? Sonst hätten sie es nicht bis hierher geschafft.“
Nachdem sich dieser „Teil“ mit der „ganz großen Energie“ also im darwinistischen Kampf ums Dasein bewiesen habe, ist seine ökonomische Brauchbarkeit evident. Und diejenigen, die eigentlich wirklich unsere – und zwar bedingungslose – Hilfe bräuchten: die Kranken, Alten, Gefolterten, durch Bürgerkriege und deutsche Waffen Invalide, die schaffen es meist ohnehin nicht bis hierher und werden unser Budget nicht belasten.
Auch andere schlaue Köpfe fangen zu rechnen an. Ifo-Präsident Hans-Werner Sinn sinniert bereits über eine bundesweite Senkung des gesetzlichen Mindestlohns von 8,50 Euro, da dieser die Einbindung der Flüchtlinge in den deutschen Arbeitsmarkt erschwere. „Um die neuen Arbeitskräfte in den regulären Arbeitsmarkt zu integrieren, wird man den gesetzlichen Mindestlohn senken müssen, denn mehr Beschäftigung für gering Qualifizierte gibt es unter sonst gleichen Bedingungen nur zu niedrigerem Lohn“, schreibt Sinn in einem Beitrag für die WirtschaftsWoche.
Indes kündigte Daimler-Chef Dieter Zetsche an, in Flüchtlingslagern nach Mitarbeitern suchen zu wollen. Auch die Chefs von Porsche und der Post hofften öffentlich auf frisch motivierte Kräfte und überboten sich im Chor mit den global denkenden Vertretern anderer Industriesparten im Lob auf die Vorteile der Migration für den Wettbewerbsstandort Deutschland.
Der Deutsche Gewerkschaftsbund fordert in einem Positionspapier (siehe DGB) alle Landesregierungen auf, Konzepte und Rahmenbedingungen für Zugänge der jungen Migranten zu Bildung, Ausbildung, Studium und Qualifizierung zu schaffen. Die deutsche Bundesregierung rechnet allein in diesem Jahr mit 800 000 neu einreisenden Asylsuchenden. Insbesondere eine Investition in syrische Humanressourcen erscheint lohnend. Syriens Jugend zwischen 15 und 24 Jahren weist laut UN-Statistik eine Alphabetisierungsrate von 96,4 Prozent auf, praktisch westliches Niveau – und somit beste Voraussetzung für Spracherwerb und Lernerfolg.
Auch die Bauindustrie darf sich freuen. Bundesweit fehlten inzwischen mindestens 770.000 Wohnungen, heißt es in einer Studie des auf Stadtentwicklung spezialisierten Pestel-Instituts. Unter dem Titel „Deutschland muss bauen, bauen, bauen“ berichtet die Berliner Zeitung, dass bis 2020 pro Jahr rund 400.000 Wohnungen neu gebaut werden müssten, um bundesweit den Bedarf zu decken.
Nun kommen sie also, die Zuwanderer. Muttis Ruf in die marktkonforme Demokratie hat sich in Windeseile auf allen Smartphones des Nahen/Mittleren Ostens verbreitet – und Smartphones besitzen lt. neuester Erhebung de facto alle der jungen Migranten. Die Regierung will ihnen so schnell wie möglich Sprach-Apps zum Deutschlernen auf ihre Geräte laden, damit sie die Zeit in den Wartezimmern der Erstaufnahmezentren schon mal gut nutzen können.
Sogar die Soldaten der irakischen Staatsarmee und der Polizei finden den Ruf Merkels nach Deutschland verlockender als die Aussicht, im Grabenkampf mit der IS ihr Leben zu riskieren und desertieren daher scharenweise nach Europa (http://www.haaretz.com/news/middle-east/1.676816 ). Kann man es ihnen verübeln, dass sie lieber vorm Fernseher einer Wohlschandsgesellschaft mit Bier und Weisswurst in der Hand bei der kommenden Fußball-EM mitfiebern wollen, als dagegen zu fiebern, dass die IS ihren bereits infrastrukturell in die Steinzeit gebombten Heimatboden einnimmt?
Wir haben Ihnen täglich über Fernsehen und Internet die Bilder in den Kopf gesetzt, wie luxuriös und mühelos das Leben hier in Europa ist. Ein französischer Schriftsteller hat einmal die Vermutung angestellt, dass in Wirklichkeit Katzenfutter-Werbung der Grund für die magnetische Anziehungskraft Europas auf Migranten sei. Jeder kennt wohl den Sheba-Werbespot: Eine schöne Frau in geschlitztem Abendkleid kuschelt auf einem luxuriösen Sofa mit ihrer grauen Katze, serviert ihr auf einem Teller eine feine Pastete, die sie zuvor noch liebevoll mit einer Gabel in der Mitte teilt und Stück Dille dazwischen legt. Da käme unweigerlich die Vorstellung auf: Wenn in Europa sogar die Katzen ein so schönes Leben haben, wie gut muss es dort erst den Menschen gehen?
Aber was werden wir mit dem Katzenjammer machen, wenn die jetzt nach ihrer Überfahrt ins gelobte Land noch euphorisch strahlenden Migranten feststellen, dass die Realität eine ganz andere ist? Dass selbst die deutschen Staatsbürger einem eiskalten Existenzkampf unterworfen wurden, in dem immer mehr Menschen auf Gratis-Essen bei der Tafel angewiesen sind (laut Jahresbilanz des Bundesverbandes Deutsche Tafel essen dort bereits über 1 Million deutsche Bürger, Tendenz stark steigend). Ein gelobtes Land, in dem lt. Bundesagentur für Arbeit/BA jedes sechste Kind in einer Hartz-IV-Familie lebt, in der Bundeshauptstadt ist es bereits jedes dritte Kind (Quelle: Focus Online). Ein gelobtes Land, in dem man als Mensch nicht mehr einfach alt werden kann so wie früher, sondern in dem man gefragt wird : „Kannst du es dir überhaupt leisten, alt zu werden?“ (so gesehen wörtlich auf einem Plakat einer deutschen Bank)
Was also, wenn sich unter den Migranten demnächst die große Ernüchterung breit macht? Wenn sie erkennen müssen, dass ihnen die Konsumgüter und Statussymbole, die sie haben wollen, doch nicht zugänglich sind? In Röszke/Ungarn zeigte sich bereits, wie schnell die Aggressivität junger, entwurzelter Männer hochkochen kann, wenn man ihnen verwehrt, was sie haben wollen (siehe Spiegel Online Video).
Bevor sie nach Europa gekommen sind, haben sie bereits via YouTube internalisiert, was man sich hier so an Statussymbolen zulegen muss, damit man sich vor der Sippschaft dann als richtiger Kerl anschauen lassen kann: 5 Sterne am SUV, denen Bushido hier eine Hommage singt, sollten es mindestens sein.
(Warnung: Der Sinn des Textes dieses Songs bleibt selbst einem philosophisch geschulten Kopf weitgehend verborgen und wird sich wohl erst im Jenseits erschließen. Der Rhythmus des Songs ist allerdings ein Ohrwurm, der sich bereits beim einmaligen Hören für längere Zeit festbeißen und sich bei nochmaligem Hören tief ins Holz bohren kann. Wer also SUVs bisher verachtet hat, der sei gewarnt: Wenn er den Song mehr als 1x hört ist es möglich, dass er ab nun selbst vom SUVismus besessen wird.)
(Ironie am Rande: das soeben gesichtete jüngste Posting nach ca. 14,5 Millionen Hörern dieses Songs auf YouTube stammt von User Fabian Bedoya und lautet: „Weis irgendwer woher shindy das shirt hat?“ … User Zillox IV antwortet: „Vielleicht von Criminal Damage…“)
Leider wird sich mit dem gesetzlichen Mindestlohn in Dtld. und dem Hartz IV Satz ein SUV bis ans Lebensende nicht ausgehen, oft nicht einmal ein hippes Marken T-Shirt von „Criminal Damage“, mit dem man dann zumindest am Facebook-Selfie demonstrieren könnte, dass man es zu etwas gebracht hat und in der gleichen Liga wie Bushido mitspielt.
Hingegen reicht der sauer erarbeitete Lohn heute meist gerade mal für Wohnen, Essen, Matschphone und ein paar Energy-Drinks aus dem Budget Regal des Supermarkts. Auch den sonstigen Lifestyle, wie er auf dem Album „FuckBitchesGetMoney“ breitenwirksam gepredigt wird – dem auch der Gassenhauer „5 Sterne am SUV“ entnommen ist -, wird sich der wohlstandshungrige Migrant mit einer Stelle als Kühlregalschlichter bei Lidl in der Regel wohl abschminken müssen.
Bevor er jedoch vor seinen Freunden und seiner Familie als Loser dasteht, wird er also andere Wege finden müssen, um sich die begehrten Dinge zu beschaffen. Wozu hat er denn sonst die Überfahrt über das Meer und seinen Kopf und Kragen riskiert? Etwa, um dann hier als Underdog auf einer Tafel sein Dasein zu fristen? In einer Zeit, in der man seinen Freunden täglich über Facebook ein Update gibt, was man gerade Tolles treibt und isst und wo sich jeder als superschlauer Selfmademan, Partylöwe und gut geölter Geschäftsmann gibt? – Nein, das geht gar nicht.
Der Gefängnispsychologe Götz Eisenberg hat daher in einem jüngsten Essay (siehe Nachdenkseiten) auf die Notwendigkeit hingewiesen, dass für die Neuangekommenen in unserem Land Bindung entstehe – mir gefällt das Wort „Beziehung“ besser, andernfalls die hier entwurzelten jungen Menschen außer Rand und Band geraten könnten und wir später umso mehr Geld für Gefängnisbau und Polizei ausgeben müssten:
„Die Masse der jungen Männer, die nun zu uns kommen, könnten sich unter diesen Bedingungen zu einer zeitgenössischen Form dessen entwickeln, was man früher „gefährliche Klassen“ genannt hat. Viele von ihnen sind entwurzelte, oft sogar traumatisierte junge Männer zwischen Pubertät und Eheschließungsalter, für die keine verbindlichen oder wirksamen Regeln und Schranken des Verhaltens bestehen, die sich nichts und niemandem verpflichtet fühlen. Weder Arbeit – sie haben meist keine – noch stabile Liebesbeziehungen, die dem schweifenden Trieb Dauer und Form verleihen, indem sie ihn an ein Objekt fest binden, verorten sie in der Gesellschaft und halten sie von Regelverletzungen zurück.
Man hat ihre Köpfe via Fernsehen und Internet mit Bildern einer Welt des Luxus und der Mühelosigkeit versorgt, zu der man ihnen gleichzeitig den Zutritt verwehrt. Man hat in ihnen Wünsche geweckt, deren Erfüllung sie zu Mitgliedern dieser Gesellschaft machen könnte, gleichzeitig fehlen ihnen aber die Mittel dazu, diese sich auf gesellschaftlich lizenzierte Weise erfüllen zu können. So leben sie in einem Zustand permanenter Frustration und fürchten, mangels vorzeigbarer Statussymbole und demonstrativen Konsums aus der Gemeinschaft der Gleichaltrigen und der durch sie repräsentierten Gesellschaft herauszufallen oder gar nicht erst in sie hineinzukommen. Die Versuchung ist groß, sich die begehrten Dinge auf anderen, das heißt kriminellen Wegen zu besorgen. Wenn jetzt an den notwendigen emotionalen und finanziellen Mitteln gespart wird, werden wir später viel Geld für Polizei und Gefängnisse ausgeben müssen.“
Derzeit gehen Fotos unserer „Willkommenskultur“ um die Welt. Deutsche WohlstandsbürgerInnen in glänzenden Shopping Mall-Tempeln bilden mit vollgefüllten Einkaufswägen ein Spalier, durch das neuangekommene Migranten hindurchgehen und links und rechts nach geschenkten Waren greifen können. Migrantenkinder bekommen Teddybären und Plüschgiraffen in die Hand gedrückt und vergießen Tränen, sind erleichtert. Wenn man diese Bilder sieht, dann drücken solche Szenen unweigerlich auch bei einem selbst auf die Tränendrüse und gehen einem ans Herz, das ist auch mir nicht anders gegangen. In einer weitgehend technokratisierten Welt sieht man solch herzenswarme Bilder, wo Menschen einmal nicht für sich raffen, sondern etwas miteinander teilen, selten. Aber haben wir das Ganze auch zu Ende gedacht? Haben wir bedacht, was diese Bilder, die über Fernsehen und Smartphone nun rund um die Welt und auch in die mit Millionen Menschen gefüllten Flüchtlingslager in Jordanien, Libanon und in die Türkei gehen, bei den Menschen dort an Hoffnungen wecken, die wir niemals erfüllen werden können? Wieviele hunderttausende Menschen werden sich aufgrund dieser Bilder nun ebenfalls auf den Weg zu uns machen, und wieviele Zigtausende werden dabei umkommen?
Ich meine nun nicht, dass man das Helfen lassen solle, das liegt mir fern. Das Chaos und die Not, vor der wir bisher weggeschaut haben, steht nun vor unserer Tür und natürlich geht es darum, jetzt das Beste daraus zu machen und nicht unmenschlich zu reagieren. Und es ist ganz natürlich, dass Menschen begeistert sind, zu helfen, da sie oft das erste Mal in ihrem Leben die Erfahrung machen, wie es ist, eine Arbeit/Handlung auszuführen, die nicht sinnlos ist, so wie man das in seinem Job gewohnt ist (siehe bullshitjobs). Aber man kann auch diskret helfen, ohne dass es gefilmt und auf Facebook/Twitter verbreitet wird. Noch wirkungsvoller wäre es, dorthin zu spenden, wo diese Menschen herkommen, anstatt ihnen hier gönnerhaft Konsumprodukte in die Hand zu drücken.
Aber vor allem täten wir gut daran, uns Gedanken darüber zu machen, was wir den Migranten kulturell entgegenbringen, denn wenn wir sie nur nach ökonomischer Verwertungslogik integrieren wollen, dann ist ein Fiasko vorprogrammiert. Dazu müssten wir uns einmal fragen, was wir denn überhaupt selbst unter Kultur, Menschsein und Sinn des Lebens verstehen, welche Werte wir vertreten und wie wir nach außen in die Welt wirken wollen. Denn falls die neu ankommenden Menschen merken sollten, dass wir solche Werte überhaupt nicht mehr haben, und sich hinter dem glänzenden Schein unserer technisierten Wohlstandswelt nur gähnende Leere verbirgt, dann … könnte es uns vielleicht so ergehen wie den alten Römern gegenüber Odoaker und seinem Söldnerheer.
Das derzeitige Chaos mit seinen demografischen Umwälzungen wäre also eine gute Gelegenheit, uns selbst zu reflektieren.
Apropos Demografie. Lassen wir unsere Sorgen um die Zukunft zum Abschluss einmal kurz beiseite. Aus der Demografie gibt es auch etwas zu berichten, was Anlass zur Hoffnung gibt. Der eingangs erwähnte Demograf hat nämlich auch von einer empirischen Studie erzählt, über deren Ergebnis er und seine Kollegen selbst vollkommen überrascht gewesen seien:
Eine Analyse der gemeinhin als Karrieristen oder „Yuppies“ geltenden jungen und wohlhabenden Generation hat nämlich ergeben, dass es dieser Generation nicht nur wie erwartet um Profitsuche, Entertainment und egoistische Selbstoptimierung gehe (dieses Motiv nach „5 Sternen am SUV“ fand sich jedoch ausgeprägt bei der sogenannten „Unterschicht“) , sondern überraschend stellte sich heraus, dass ein beträchtlicher Anteil der jungen Menschen aus gebildeteten Schichten des materialistischen Lebensstils und der damit einhergehenden Zerstörung der Zukunft bereits überdrüssig ist und sich zunehmend mit dem Sinn des Lebens, mit Nachhaltigkeit, Spiritualität und mit altruistischen Tätigkeiten im Bereich Ökologie, Umweltschutz, Tierschutz, Slow Food Bewegung und dgl. beschäftigt. Obwohl sie äußerlich oft noch vom Mammon geknebelt sind, haben sie ihm innerlich bereits abgeschworen.
In der jährlichen Jugendstudie des Ölmultis Shell, in der Werbung und in den Zeitungen erfährt man von diesem stillen Generationenwandel freilich nichts. Das wäre ja auch eminent konsumschädigend und stellte das gesamte System, dem Shell, die Werbung und die Zeitungen dienen, in Frage. Aber der Demograf wusste, wovon er redet. Es besteht also noch Grund zur Hoffnung…
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Nachsatz: Nach dem Hinweis, dass das Bushido-Video die schöne Schlussperspektive des letzten Absatzes wieder zunichte macht, hier also ein passenderer Schlusspunkt bzw. Ausblick, in welchem Thomas D der vom Demografen angesprochenen neuen Generation seine Worte und seinen Sound leiht (Anm: in DE eventuell nur mit Proxy erreichbar, z.B. Firefox Addon https://addons.mozilla.org/en-US/firefox/addon/hidemyass-free-web-proxy/ oder https://addons.mozilla.org/de/firefox/addon/proxtube/)
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Nachsatz II:
@Bushido: In einer Analyse der Songstexte auf http://www.annotazioni.de/post/1658 wird nachgewiesen, wie Bushido & Co. perfekte Werbeträger für die neoliberale Ideologie sind und wie sie in ihren Songtexten sozial Schwache, Hartz IV Empfänger u.a. zynisch ausgrenzen:
>> Die Künstler zeigen mehr unbewusst als bewusst, wie die neoliberale Ideologie sich in den „gesunden Menschenverstand“ eingeprägt hat. Sie inszenieren sich als neoliberale Subjekte, die „marktkonform, wettbewerbsfähig, selbstdiszipliniert, anpassungsbereit, flexibel, egoistisch, aktiv und unternehmerisch“ (ebd.) sind und entsprechend handeln. In ihren Texten zeigen sie sich als Menschen, die sich gerne selbst thematisieren, sich selbst optimieren sowie selbst darstellen. So können die Texte der Künstler als herrschaftsstabilisierend angesehen werden. Sie propagieren eine neoliberale Moral, gesellschaftskritische Momente hingegen sind so gut wie nie vorzufinden.<<
Es ist also kein Wunder, warum Bushido, Sido & Co. täglich in den Zeitungen prangen und ihre Songs gehypt werden. Hingegen werden Rapper, die die Gangstarap-Texte doof finden und sinnvolle / der wirklichen gesellschaftlichen Not entsprechende Inhalte transportieren wollen (ja, solche gibt es auch, man hört nur nichts von ihnen), von der Musikvertriebsindustrie eisern boykottiert und von den Medien totgeschwiegen. Gegenüber diesem jungen Rapper im u.a. Video wurde sogar erreicht, dass ein Eintrag seiner Person auf Wikipedia „mangels Irrelevenz“ wieder gelöscht wurde. Dabei hat der junge Mann sowohl lyrisch als auch musikalisch wirklich etwas auf dem Kasten (er engagiert sich bei der Friedensbewegung, ist einer der bekanntesten Musiker der Montagsdemos und Friedensmahnwachen und erreicht über seinen Youtube Kanal eine Zigtausendschaft an Fans):
oder auch: „Die Welt von Morgen“ https://www.youtube.com/watch?v=ddvDp8XovsA
Sonntag, 23.2.2014. Eifel. Wieder einmal Sonntag. Wieder einmal Zeit, sich von den Wirren des Alltages wenigstens gedanklich zu verabschieden und sich anderen Themen zuzuwenden, Themen, die die Machtmenschen der Gegenwart locker unter „Gedöns“ abheften. Heute dachte ich mal … reden wir mal über „Glück“. Das hat auch einen wichtigen Hintergrund – vor einigen Wochen hatte mir ein Sozialarbeiter in leitender Funktion, ein Mensch, der täglich mit vielen anderen Menschen aus unterschiedlichsten sozialen Verhältnissen zu tun hat, eine erstaunliche Frage gestellt … die mich erschrocken hatte:
„Kennen Sie auch nur einen Menschen, der glücklich ist?“
Ich hätte fast gesagt: ich … fand es jedoch unklug, ein neues Fass aufzumachen. Die Frage nach dem eigenen Glück kann ich einfach beantworten: ich habe meinen Schopenhauer gelernt.
Er hat – ich zitiere hier mal frei – den Zustand der Menschheit als beständiges Zittern zwischen zwei Polen beschrieben. Auf der einen Seite droht die Not: die Pest, der Krebs, die Armut, der Hunger, die Kälte, das Raubtier.
Auf der anderen Seite, dort, wo die Milliarden sicher verschlossen in luxuriösen Landhäusern auf gigantischen Ländereien ruhen, droht … die Langeweile.
Wer nun Not hat, träumt von den Milliarden als Glücksbringer, es ist ihm kaum verständlich, das reiche Menschen unglücklich sind.
Wer aber nun Langeweile hat, sehnt sich zurück nach jenen Zeiten, wo das Leben noch ein Abenteuer war, wo es aufregend war, prickelnd, voller Herausforderungen, die existentiell bedrohlicher waren als der primitive Kokskonsum während einer der zahlreichen, wöchtentlichen „Events“, die man in teurer Seide aufsucht, um der quälenden Langeweile der eigenen vier Wände zu entkommen … in der Hoffnung, irgendwo dort draußen Menschen zu begegnen, die die unerträglich quälende eigenen Leere füllen können.
Und so pilgern die Menschen seit Jahrtausenden von der Not zur ersten Million … und wieder zurück.
Ein Beispiel dazu habe ich aus meinem entfernteren Bekanntenkreis – ein Bergmann, der mit 48 Jahren und Luxusrente in den Ruhestand gehen konnte (das ist in der Branche normal – auch für Büroangestellte), dann auch noch viel Bargeld und ein Mietshaus mit sechs Parteien erbte: ein sorgenloses Leben für die nächsten fünfzig Jahren war in Aussicht. Dann kam die Langeweile, das riskante Manöver mit dem Motorboot, der Unfall und … tja, reden wir nicht weiter drüber. Würde unappetitlich werden. Aber: mit Stöcken kann er jetzt wieder kleine Schritte machen – die Langeweile wich der Not.
Das Glück – so hoffen wir nun – wird ja dann wohl irgendwo dazwischen liegen: ja, und: HURRA – wir gehören dazu. Glück kann man ja dann – logischerweise – nur im Mittelstand finden, und zum Mittelstand gehören wir alle.
Aber: warum umgeben uns dann so viele unglückliche Menschen?
Die Antwort ist ganz einfach: Maslow hatte gelogen. Wir leiden Not, wenn wir obdachlos, hungrig, durstig und frierend unter einer nassen, kalten, lärmumtosten Autobrücke wohnen. DAS ist Not – nicht die Tatsache, dass wir uns kein mit Brillianten besetztes Handy, keinen italienischen Sportwagen oder Maßanzüge aus der Kleiderschmiede der Waffen-SS leisten können … obwohl manchen dies als größtes Unglück erscheinen mag. Jeder Sozialhilfeempfänger in Deutschland ist reich, sogar schwer reich: immerhin hat er Zugriff auf unbegrenzt fließende Gelder, mit denen er kalkulieren und wirtschaften kann – man spricht ja hier auch deshalb von relativer Armut.
Die ist im Übrigen – nebenbei bemerkt – noch schmerzhafter als die echte Armut, weil sie ABSICHTLICH durch MITMENSCHEN verursacht ist – und nicht als Zorn oder Ignoranz oder Fehler Gottes oder der Natur definiert werden kann. Armut, die in einem superreichen Land bewusst zugeteilt wird, ist eine absichtlich hinzugefügte Kränkung, Schmähung, Entwürdigung und Demütigung die vor allem darin ihren tödlichten Stachel hat, dass man sich leicht vorstellen kann, wo es enden wird, wenn die gelebte Absicht logisch weiterverfolgt wird: das Vernichtungslager ist die letzte – strikt notwendige – Konsequenz, die lauert, wenn man durch Druck zur Arbeit motivieren will. Das ist das hohe Lied einer Kultur der Gewalt, die selbst schon Not genug erzeugt.
Wenden wir uns aber wieder dem Mittelstand zu, der uns fast zwingend logisch schon als wahrer Hort des Glücks erschien.
Das Gegenteil ist aber richtig: der Mittelstand ist am weitesten von jeder Form des Glücks entfernt. Ihm fehlt die Gestaltungskraft des Geldes, mit welcher man sich jedes kleinste Problemchen vom Hals schaffen kann (und so die Langeweile beständig füttert) noch kann er sich darin üben, erfolgreich mit der Not zu ringen – wie es hunderttausend Generationen vor ihm im Kampf gegen die Unbillen der Natur getan haben.
Schauen wir den Mittelstand der zivilisierten Industrienationen an, wird es noch schlimmer: sie werden durch die Anforderungen der Industrie in vorgefertigte Lebensschablonen gesteckt (die in unserer Zeit von Sendern wir RTL exzessiv vorgelebt werden), für sie ist schon lange vor ihrer Geburt entschieden worden, wie sie sich zu kleiden haben, welchen Handgriffe sie in ihrem Job wie zu erledigen und welche Gedanken sie in welcher Reihenfolge zur Bewältigung ihres Jobs denken dürfen, es ist entschieden worden, wie sie sich durch die Welt bewegen müssen (rollender Kasten), in welcher Höhlenform sie sich aufhalten müssen (Kasten) und welche Einrichtungsgegenstände dort unverzichtbar sind (Kästen) … jede Form von selbstbestimmter Lebendigkeit wird ihnen vom Kindergarten an gezielt abtrainiert, um sie zu Arbeitsdrohnen zu machen, die mit fünfzig Lebensjahren systematisch entsorgt werden – das ist die Existenzform von toten Robotern („Maschinenmenschen“ … kann man auch anders betonen, um eine erschreckende Wahrheit zu beschreiben), die weder die belebenden Impulse von Not erleben dürfen (obwohl sie sie in Form von „Urlaub“ gezielt suchen), noch die endlose Gestaltungsmacht von Geld erfahren dürfen (die sie sich mehr als alles andere herbeisehnen, weil es ihnen von klein auf durch die Industriekultur vorgebetet wurde – ohne darauf hinzuweisen, dass bedingt durch die abenteuerliche Natur des Menschen „Geld“ und „Glück“ nie zusammenpassen).
Das hat schreckliche Folgen für ihr Glücksempfinden – die Illusion von Reichtum (der in etwa dem Reichtum einer Legehenne oder eines Mastschweins entspricht) ist eingebettet in eine unwirkliche Lebenssituation, die jederzeit vom Arbeitgeber zerstört werden kann – jenem Arbeitgeber, der seine Schafherde gerne auf die lange Reise von hin zur ersten Million schickt, hinein ins Paradies der unbegrenzten Möglichkeiten, in dem alle Last der Mittelmäßigkeit von einem genommen wird – jene Sphäre, in der das echte, wirkliche Leben wartet … mit endlos quälender Langeweile.
Wo aber sollen wir das Glück suchen?
Bevor wir uns gedanklich selber quälen, bedenken wir, dass wir in einer Konsumgesellschaft leben – die selber schon Glück in großem Ausmaß vernichtet, weil sie einem die Freude des selber Denkens – und selber Findens – durch übergroßes Angebot zu Allem und Jedem fortnimmt. Für unsere Zwecke jedoch wollen wir uns diese Gesellschaftsform kurz dienlich machen, in dem wir auf frei zugängliche Zitate des Arthur Schopenhauer zugreifen … immerhin hat er uns auch das Dilemma eingebrockt, zu finden beim Arthur-Schopenhauer-Studienkreis:
Der normale Mensch ist, hinsichtlich des Genusses des Lebens, auf Dinge außer ihm angewiesen, auf Besitz, Rang, Familie; sein Schwerpunkt fällt außer ihm. Beim Geistreichen fällt derselbe schon zum Teil, beim Genialen ganz in ihn.
Genial zu werden … scheint ein sicherer Weg zum Glück zu sein.
Geistige Fähigkeiten sind die Hauptquelle des Glücks. Die geistigen Genüsse sind die anhaltend- sten, mannigfaltigsten und größten. Der Geistreiche bedarf zum Glück nichts weiter als freie Muße.
Die freie Muße … die sich nach Beendigung der Not fasst sicher einstellen würde, gäbe es nicht Menschen, die einen beständig „beschäftigt“ halten wollten … und sei es nur deshalb, um einem etwas zu verkaufen.
Das Glück gehört denen, die sich selber genügen. Alle äußeren Quellen desselben sind unsicher und vergänglich.
Der innere Reichtum ist die Hauptsache. Von andern hat man nicht viel zu erwarten; am Ende bleibt doch jeder auf sich selbst angewiesen.
Gedanken – gedacht, bevor die Industriekultur aus der menschlichen Gemeinschaft eine Legehennenbaterie machte, in der Muße der Feind des Konsums wurde.
Regen wir uns auf über jenen Schopenhauer, der es sich – als kluger und reicher Erbe seiner Verwandschaft – sehr einfach macht und unsere Probleme überhaupt nicht verstehen kann?
Halten wir kurz inne … und sinnieren über Quantenphysik.
Wie Sie wissen, bestehen Sie aus Atomen. Hat der Atomkern die Größe eines Fußballs, finden sie das nächste Elektron in zehn Kilometer Entfernung. Was ist dazwischen? Genau – Nichts. Auch wenn die Anzahl der Atome astronomisch hoch ist (ich hörte mal von Quadrillionen – was immer das auch sein mag) sind Sie als Mensch – konkret betrachtet – nichts weiter als wandelnde Leere, auch wenn die Biologie unsere Anschauung als höchstes Maß aller Dinge wertet und uns Legenden von „Materie“ erzählt, die in etwas so real sind wie die Tatsache, dass die Erde eine Scheibe ist.
Was hält dieses Nichts zusammen?
Na – Sie! Ihr Wille! Die ganze Religion des „positiven Denkens“, die die größte atomare Weltmacht dieses Planeten antreibt (USA), beruht auf dieser Erkenntnis – und Schopenhauer formuliert dies in seinen Werken „Die Welt als Wille und Vorstellung“ sehr detalliert durch … mit einem kleinen Verweis auf das Paradies.
Nun sehe ich allerdings schon den geplagten Mittelstandsvater vor mir, der noch 16 Jahre und acht Monate sein Haus abbezahlen muss, unter den Schulproblemen seiner Kinder ebenso leidet wie unter den Nörgelattacken seiner Ehefrau und fragt: was heißt das jetzt für mich praktisch – diesen ganzen Worte und das ganze Gerede helfen ja nicht weiter?
Nun – für erste hülfe die Erkenntnis, dass man selber in erster Linie Wort ist. „Ich“ besteht aus Gedanken, die wiederum aus Worten bestehen – mehr nicht. Angesichts der Tatsache, dass unsere Materie zum überwiegenden Teil aus NICHTS besteht, sind Worte für uns die einzigste erfahrbare Realität – und eine sichere Art, die Realität unserer Nebenmenschen erfahren zu können. Dies Erkenntnis muss man SELBER HABEN, die kann nicht vermittelt, gekauft oder in der Lotterie gewonnen werden.
Und wenn man sie hat – ist man durch den Prozess des Denkens schon reicher geworden. Je reicher man im Inneren ist, um so weniger braucht es äußerer Güter, je mehr man sich der Genialität nähert, umso lästiger werden die Glasperlen der Konsumgesellschaft – auch wenn sie mit Brillianten besetzt sind.
Jenem Vater würde ich dringend raten, sich auf die Suche nach sich selbst zu machen (oder auf die Suche nach jener Kraft, die seinen persönlichen atomaren Kosmos zusammenhält), anstatt nur ein Fähnchen zu sein, dass von allen Winden der Welt hin – und hergerissen wird. Auf dieser Reise wird man phantastische Welten besuchen können: 90 % unseres Seins liegen im Unterbewusstsein – wir tragen dort einen ganzen Kosmos mit uns herum, den es zu erforschen gibt … voller Wunder, die wir – gelenkt durch falsche Absichten – im Cluburlaub auf Cuba vergeblich suchen. Nicht die Kinder nerven, die Bank oder die Frau – die Tatsache, hilfloses Fähnchen zu sein, macht zornig, mutlos, wütend und schwach … und sehr sehr unglücklich.
Findet man aber seinen inneren Reichtum, so gleicht man einem König mit großem Palast auf einer eigenen, großen parkähnlich gestalteten Insel, der souverän über sein Land herrscht … und für den die Stürme der Außenwelt nur noch leise Winde sind, die auf den Weiten der Meere um sein Reich herum unbemerkt verwehen. Aus dieser Position der Stärke heraus vermag man sich auch mit den größten Gewalten der Welt zu messen, ohne an ihrer augenscheinlichen Macht zu verzweifeln.
Nun – beenden wir das Gespräch über Glück an dieser Stelle mit einem besonders delikaten Ausblick, den ich aus eigener Erfahrung beisteuern möchte: folgt man diesem Weg, den die Philosophie (und nicht nur Schopenhauer) vorgegeben hat, so wartet am Ende der Reise eine ganz besondere Erkenntnis auf den Abenteurer: das völlige Erlöschen jeglicher Todesangst aufgrund des Erlebnisses der eigenen ursprünglichen „Wirklichkeit“, die weit über die primitiven Anschauungsformen rein biologischer Kategorien hinausreicht, die Erfahrungen von Zuständen, Bedeutungen und Ausprägungen der fünften und sechsten Dimension und die Erfahrung der „Qualität“ Leben, die nicht das Ergebnis der Summe von Feuer, Erde, Wasser und Luft ist – sondern ihre prägende Gestaltungskraft darstellt.
Das alles mag nur Illusion sein … aber diese Art von Illusionen sind wesentlich beglückender als jene Illusionen, die wir vier Stunden täglich via TV über uns ergehen lassen … oder jene, die uns Geld beschehrt.
Noch ein Beispiel?
Der Rapper Bushido erzählt gerade in der Süddeutschen von seinem Leben:
SZ: Trotz all Ihres Gelds und Erfolgs haben Sie Depressionen.
Bushido: Das ist bei vielen Promis so. Robbie Williams ist immer wieder auf Entzug, Britney Spears schneidet sich ’ne Glatze, Lindsay Lohan ist ’ne Junkie-Tante geworden, und Amy Winehouse spritzt sich mit Pete Doherty Heroin. Leute, die alles haben, sind sehr verletzlich. Das gilt auch für mich.
Da nehmen wir doch lieber unsere eigenen Illusionen … denn Kreativität enthält schon selbst ein enormes Glückspotential.
Materielle Rahmenbedingungen für ein glückliches Leben?
Finden wir bei einem glücklichen Menschen – Anselm Grün, Mönch und Multimillionär. Das Geld gibt er der Gemeinschaft, für sein Glück braucht er weniger als 50 Euro im Monat (Miete, Kleidung, Heizung und Essen gehen extra) und 20 Qudratmeter Wohnraum (siehe ebenfalls: Süddeutsche).
Glück scheint also finanziell nicht ganz unerschwinglich zu sein.
Es ist geradzu billig – wenn nicht sogar umsonst.