Bundespresseball

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Zeitungssterben und Demokratieverfall: aktive Sterbehilfe von Banken und Politik

Zeitungssterben und Demokratieverfall: aktive Sterbehilfe von Banken und Politik

Samstag, 24.11.2012. Eifel. Nächsten Monat ist Weihnachten. Schon jetzt laufen die Vorbereitungen dazu, in Deutschland ist eine historische Entscheidung gefällt worden:  wir streichen unsere Entwicklungshilfe noch weiter zusammen, siehe Süddeutsche. Damit fallen wir noch weiter hinter vielen europäischen Ländern zurück. Es wird wieder kälter in Deutschland, das spürt auch ein Kapuzinermönch im Fernsehen, siehe Welt:

Es war schon irritierend, wie wenig Einfühlungsvermögen Bruder Paulus aufzubringen vermochte, als er Walter Bolinger schnippisch fragte, warum er denn seiner Frau nicht gleich die Pulsadern aufgeschnitten habe.

Der Kapuzinermönch sprach immer wieder von der „Eiseskälte“, die durch seine braune Kutte über seinen Körper krieche und ihn erfrieren ließe, wenn er von Menschen hörte, die es nicht schafften, die Lebenskräfte ihrer trotz schwerer Krankheit gezeichneten Nahestehenden zu erwecken.

Die Intention des Artikels ist überraschend klar, ebenso die Front gegen den Mönch, dem fröstelt, wenn andere über den Mord an ihren Angehörigen reden. Ein großes Tabuthema, das aber zu der gekürzte Entwicklungshilfe passt: „zu Weihnachten schenken wir dem Opa den Freitod, dann gibt es auch mehr Geschenke für die Kinder“. Ich bin mir sicher: nur üppige Leistungen der Rentenversicherung bewahren unsere Alten vor so einem Schicksal.

Man hätte den Mönch auch als Held darstellen können, als einen Menschen, der schon durch seinen privaten Lebenswandel zeigt, das er sich so leicht nicht korrumpieren lässt.  Hingegen macht man sich lieber über ihn lustig,  wenn er eine ganz zentrale aber äußerst unangenehme Frage stellt: warum erschlagen wir eigentlich nicht gleich all jene, die uns im Weg herumstehen? Das ist doch das moralische Credo unserer Zeit, fressen und gefressen werden. Großkonzerne machen es vor – mit Hilfe der Banken, die dank der Billionengelder der Steuerzahler jede Fusion risikolos durchführen können, auch wenn die Volkswirtschaften nachher immer die Verlierer sind: ein Konzern frisst den Nächsten, bis zum Schluss nur noch eine Handvoll Megariesen übrig sind, die sich kaum  noch rational führen lassen.

Man hätte darauf hinweisen können, das der Mönch das Prinzip sieht und nicht den Einzelfall. Man hätte auch darauf hinweisen können, das wir eine Lösung brauchen für jene leidenden Menschen, die früher den Raubtieren zum Opfer gefallen wären – die Natur selbst hat Sicherheitsschranken eingebaut, um das Leiden nicht unendlich auszudehnen.  Ja, so habe ich das früher in der Schule gelernt: das ist der ökologische Sinn von  Raubtieren und Aasfressern. Grausam und gemein, aber so ist die Natur. Wir sollten uns gelegentlich daran erinnern, das der Mensch an sich unser größter Verbündeter und bester Freund auf diesem Planeten ist … im Prinzip jedenfalls.

Stattdessen sehen wir uns selbst als schlimmsten Feind an und tun unser Bestes, ihn durch andere Geschöpfe zu ersetzen. Fast unerkannt ist dazu ein weiterer, ganz entscheidender Schritt getan worden: Kampfroboter fangen an, ihre Arbeit aufzunehmen (siehe Spiegel). Wir finden auch schnell die Auftraggeber dieser Entwicklung. Es gibt einen „teuflischen Pakt zwischen Staaten und Banken“ (siehe ebenfalls Spiegel):

Die Regierungen sind süchtig nach Kredit – und die Banken gewähren ihnen diesen Kredit, indem sie ihnen ihre Staatsanleihen abkaufen. Als unausgesprochene Gegenleistung erwarten sie dabei nicht weniger als eine Überlebensgarantie: Der Staat soll mit Steuergeldern helfen, wenn den Banken der Absturz droht.

Eine schmutzige Hand wäscht die andere. Die einen leben auf viel zu großem Fuße, die anderen konstruieren künstliches Geld dafür. Niemand außer der Wirtschaftswoche wundert sich darüber, das Griechenland immer noch Geld bekommt, obwohl die Kredite nicht fließen, weil alle diesen Pakt kennen. Nicht umsonst haben sich spanische Polizisten dafür entschuldigt, das sie Politiker und Banker nicht verhaftet haben, siehe neopress. Nun – das könnte  man ja noch nachholen.

Wäre doch auch ein schönes Weihnachtsgeschenk: frisch verpackte Kernzellen krimineller Netzwerke.

Leider wird das in Deutschland nicht geschehen. Das „Schachmuster“ der Globalisierung ist bekannt (siehe QPress):  Konzerne, Medien, Kirche, Militär, Regierungen und viele viele Bauern arbeiten mit Hochdruck an ihrer eigenen Vernichtung: fressen und gefressen werden halt. Besonders schlimm ist das für Bauern wie Dich und Mich.

Damit das Spiel auch gut läuft und nur noch weltfremde Mönche Fragen zum Prinzip stellen, werden auch die Medien in die Gladiatorenarena geschickt. Dabei sterben auch welche. Erst die Frankfurter Rundschau, jetzt die Financial Times Deutschland. Die Letztere werde ich sehr vermissen. Auch wenn ich seine politische Linie nicht schätze: das war schon von ansprechender und herausfordernder Qualität, was dort zu lesen stand. Sie werden nicht die letzten sein, das Handelsblatt berichtet gerade von einer neuen Megafusion: 100 Lokalzeitungen kommen unter ein Dach. Der Grund? Sinkende Werbeeinnahmen. Wer wirbt aber schon gerne in einem Blatt, in dem nichts drinsteht? Und wer liest schon gerne ein Blatt, das nur noch die Meinung der Auftraggeber wiedergibt?

Zum Schutz vor dieser Entwicklung haben wir das „öffentlich-rechtliche Fernsehen“ geschaffen, eine Einrichtung, die ein Spiegelbild unserer Gesellschaft ist, siehe Deutsche Wirtschaftsnachrichten.

Es gibt keine Transparenz über die Verwendung der Gelder. Vetternwirtschaft, Korruption und Arroganz seien Teil einer Unternehmenskultur, in der die Kontrolle versagt. Zwar gäbe es unter den jungen Journalisten hinter vorgehaltener Hand jede Menge an Unmut über die Zustände. Die Kritiker innerhalb des Systems befänden sich jedoch „auf verlorenem Posten“.

Katastrophale Zustände eigentlich – doch was macht die Politik? Sie tanzt. Es war wieder Bundespresseball – und alle haben sich amüsiert, siehe Welt:

Das Zeitungssterben war dann auch eines der Topthemen auf dem Ball. Organisator Alfred Gertler sagte zur Begrüßung, er hoffe, dass zahlreiche journalistische Arbeitsplätze in den Betrieben zu retten seien. Trotzdem erwarte er ein großes Fest. Gauck sagte, Zeitungen werde es immer geben, man wisse derzeit nur nicht, wie viele. „Die Menschen wissen ganz genau, welche Veränderungen in der Medienlandschaft anstehen.“

Wie soll man Stellen retten, die abgebaut werden? Aber zumindest der Gauck hat Recht: die Menschen draussen wissen Bescheid. Sie wissen auch genau, was sie von der Politik zu halten haben, die auf dem Ball nochmal deutlich demonstriert, wie effektiv der diabolische Pakt mit den Banken wirkt:

Ihre Feierlaune nicht verderben lassen wollten sich andere Politiker. Verteidigungsminister Thomas de Maiziére meinte: „Mich betreffen viele Krisen in der Welt.“ Er hoffe, damit heute nicht beschäftigt zu werden. Niebel meinte, er könne unbeschwert trotz Zeitungssterben auf dem Bundespresseball feiern. Tanzen werde er wohl nicht, er unterhalte sich lieber.

Vizekanzler Rösler sagte: „Die Zeitungslandschaft ändert sich, die Lesegewohnheiten ändern sich. Darauf müssen sich die Verlage einstellen.“ Brüderle fügte hinzu, er sei traurig, wenn es weniger Zeitungen gebe. Und Friedrich erklärte, Zeitungen müssten eben innovativ sein.

De Maiziére ist glücklich, ihn betreffen viele Krise dieser Welt – vor allem seine eigenen. Der Türkei Raketen aufgedrängt, die diese (Gott sei Dank), dann auch mit einiger Verspätung wirklich haben wollten (unter ihrem eigenen Kommando, versteht sich, wodurch die Bundeswehr eine Rolle als Hilfstruppe der Türkei bekommen hätte), kriminelle Kinderschänder in der Justiz ungehindert wirken lassen … aber tanzen ist schön, ja? Entwicklungshilfe gekürzt, Menschen verhungern lassen – aber lustig ist´s trotzdem? Gerade die FTD war innovativ und hatte die Zeitungslandschaft in Deutschland verändert … aber Konkurrenz verdirbt eben das Geschäft, auch wenn der Brüderle traurig ist. Dafür gibt´s dann lecker essen – und die Welt ist wieder in Ordnung:

Serviert wurden unter anderem Schwarzfederhuhn, Mango-Lassi mit gerauchten Garnelen, Austern, Thunfisch und gebratene Schweinebrust an Ferkelchen-Confit. Dazu wurden 600 Flaschen Champagner und 3.000 Liter Bier angeboten.

Man merkt: zu diesem Event wird nicht jedermann eingeladen. Bis zu 690 Euro kosten die Karten, davon müssen arbeitlose Journalisten zwei Monate überleben. Selten gibt es eine Veranstaltung, in der so deutlich demonstriert wird, wie das System BRD funktioniert: eine Hand wäscht die andere und den letzten beißen die Hunde. Der darf deshalb auch keine Karte kaufen – kaufen darf nur, wer eingeladen worden ist: so funktioniert die „unsichtbare Hand des Marktes“ auch auf dem Bundespresseball.

Ein teuflischer Pakt von Banken und Politik hat die Republik fest in der Hand, der Präsident bekennt sich öffentlich dazu, das das Volk den Schritt zur einheitlichen Berichterstattung der Systempresse schon längst akzeptiert hat und alle feiern, das ihre Ballpartner von letztem Jahr dieses Jahr beim Jobcenter aufschlagen.

Auch hier könnte einem die gleiche Kälte durch die Kutte kriechen wie beim Thema aktive Sterbehilfe, die Ikea gerade in Griechenland leistet (siehe Griechenlandblog): da werden erstmal die Gehälter um 11% gekürzt – dank Krise ist das möglich.

Wir Bürger wissen, wie das Geschäft läuft – und nicht nur beim Zeitungssterben. Ein Artikel über James Bond klärt uns darüber auf, siehe Welt:

Die Frage, welches Modell wann, wie lange und in welchem Kontext durchs Bild rollt, ist Gegenstand harter Verhandlungen. „Da geht es um viel Geld, oft um Millionenbeträge“, sagte Ken, ein Insider, der „Welt am Sonntag“. „Und Regel Nummer eins bei diesen Geschäften lautet allerdings: Nicht öffentlich über die Deals reden“, verrät Ken.

Wir denken, wir schauen einen Film – dabei erleben wir eine bis ins Detail geplante Aufführung der Konzernwelt. Das ist wie im richtigen Leben: auch hier denken wir, wir leben in einer Demokratie, dabei erleben wir eine bis ins Detail geplante Aufführung der Konzernwelt, deren Methoden immer wieder ans Licht kommen, siehe Spiegel:

Eine Tochter der mittlerweile abgewickelten Landesbank WestLB soll Beamte, Sparkassenchefs und Funktionäre von Stadtwerken zu teuren Reisen eingeladen haben. Wie das „Handelsblatt“ berichtet, gab die Bank für die sogenannten Kundenevents rund eine halbe Million Euro aus.

Solche Events reichen die Funktionäre dann an Steinbrück und Gauck in Form von Honoraren weiter? Der Filz in diesem Land ist inzwischen so dicht, das ihn selbst die Hand eines Gottes nicht mehr entflechten könnte, selbst dann, wenn wir „Webereiveranstaltungen“ wie den Bundespresseball verbieten würden.

Klar, das die Politik keine Träne über das Zeitungssterben vergießt: die Zeiten, wo uns solche Informationen erreichen, sind vorbei – ebenso die Zeiten, wo die Politik großflächig von „friedenssichernden Maßnahmen“ geredet hat. Heute redet man lieber über Krieg, das bringt mehr Profit. Über Krieg? Oh, nein, dank der Jungs und Mädels vom Bundespresseball ist dieses Wort aus der Berichterstattung vollkommen verschwunden. Das heißt heute anders – nur noch die bösen Blogger verwenden dieses Wort, wie zum Beispiel die Leute von Neopress, die kurz mal aufgelistet haben, welche TOP Wirtschaftsberater einen neuen Weltkrieg voraussagen … direkt für 2013:

Seit den 1980gern studiere ich die so genannten “Zyklen des Krieges”, die natürlichen Rythmen, welche Gesellschaften auf den Weg in Richtung Chaos, Hass, Bürgerkrieg und sogar internationalen Krieg schicken.
Ich bin bestimmt nicht der erste, der diese charakteristischen Muster der Geschichte untersucht. Es gab viele vor mir, zum Beispiel Raymond Wheeler, der die umfangreichste und angesehenste Chronik der Kriege veröffentlichte. Er berücksichtigt dabei Daten aus 2600 Jahren.

Wie auch immer, es gibt momentan nur sehr wenigen Menschen, die überhaupt bereit sind über diese Thematik zu diskutieren. Basierend auf dem, was ich in meinen Analysen feststelle, könnten die Auswirkungen im Jahr 2013 enorm sein.

Ebenfalls aus Neopress erfährt man, wie erfolgreich der Krieg gerade jetzt schon läuft, ohne das wir etwas darüber erfahren:

Zum Beispiel, wie viele Menschen wissen, dass die Hauptstadt von Sudan, Khartum, vor einer Woche bombardiert wurde? Der Angriff erfolgte durch Jagd-Bomber, die des Nachts eine Munitionsfabrik beschossen haben. 

Niemand weiß, woher die Bomber kamen. Verdächtigt wird Israel – aber werden die das nicht immer? Wir wissen doch heute, vier Wochen vor Weihnachten, schon längst, das es einen großen Krieg um Israel, Syrien und den Iran geben wird, einen Krieg, der Russland und China mit hineinziehen kann. Und wir wissen, das das alle wissen – und alle wollen. Die Bauern schreien wieder nach Krieg: Israel ist böse, Syrien ist böse, der Iran ist böse. China, Russland und die USA sowieso.

Während die Bauern schreien, bewegen die Spieler ihre Figuren, denen sie im Bundespresseball ein sicheres Obdach bieten, von dem aus man den Eindruck haben kann, das alle Probleme der Welt außen vor bleiben, so wie sich das unser Verteidigungsminister auch wünscht. Wie auch für die Schleichpolitik gilt die goldene Regel der Schleichwerbung:

„Und Regel Nummer eins bei diesen Geschäften lautet allerdings: Nicht öffentlich über die Deals reden“

Es wäre sonst wirklich nicht mehr zu leugnen, was alle schon längst wissen: das das Zeitungssterben nur ein weiteres Indiz für den zunehmenden Demokratieverfall ist,  jener aktiven Sterbehilfe von Banken und Politik für die demokratische Gesellschaft, die direkt in einen neuen Superkrieg führen wird, der schon heute bis ins Detail vorausgeplant wurde.

Und trotzdem ist die Politik in Feierlaune – denn wer zum Bundespresseball eingeladen wird, kann sich gute Hoffnungen darauf machen, einen Platz im Bankenrettungsboot zu bekommen – gesponsert von Gruner und Jahr, die gerade das intelligenteste Wirtschaftsmagazin in Deutschland eingestellt haben.

Das geht in diesem Land inzwischen, ohne das man Schreikrämpfe bekommt.

 

 

 

 

 

Der Papst erwartet den Weltuntergang – zurecht. Der soziale Kampf wird alternativlos.

Der Papst erwartet den Weltuntergang - zurecht. Der soziale Kampf wird alternativlos.

Mittwoch, 5.Oktober 2011. Eifel. Die Welt war lange Zeit in Ordnung. Jedenfalls bei uns. Gut, auch wir haben hier unsere Schmierlappen in Politik und Parteienfilz, die sich an den Bundesgeldern für die Ordensburg Vogelsang eine goldene Nase verdienen wollen, so wie sie sich schon immer überall im Land eine goldene Nase durch Bundesgelder verdient haben, wir haben auch mal Leute, die einen Zigarettenautomaten aufbrechen oder im Freien urinieren, aber so generell, wenn die zugezogene Politprominenz und die Touristen fort sind, dann ist es hier ganz beschaulich. Die Eifel war schon immer arm, weshalb Europleite, Weltwirtschaftskrise und Rezession in Deutschland uns nicht weiter kümmern. Wir haben nichts zu verlieren – das beruhigt sehr. Unserer Fenster bieten uns ein besseres Bild als die beste HD/BlueRay-Technologie, unsere Talsperren haben Trinkwasser für Jahrhunderte – unsere ständig verregneten Sommer sorgen für den Rest – und unsere vogelreichen Wälder übertreffen mit ihren Klängen jede Dolby-Sourround-Anlage.  Doch jetzt … machen wir uns Sorgen. Ganz ernste Sorgen, denn es sieht so aus, als wenn was ganz Dickes auf uns zukommt: der Papst fürchtet das Ende der Welt.

Das versteht man als Nichtkatholik nicht ohne Weiteres, als Nichtchrist erst recht nicht und als Atheist überhaupt nicht. Da lauscht man den Worten des Papstes mit Andacht – und klatscht, wenn man sich nicht angegriffen fühlt. Da kann er – indirekt – die deutschen Politiker vor einem neuen Auschwitz warnen oder das ganze Volk mit der Tatsache konfrontieren, das Gott selbst einer dieser vielbespöttelten Sozialromantiker ist, das macht uns nicht nervös … aber wenn er anfängt, freiwillig auf Kirchensteuer zu verzichten, dann wissen wir: da droht etwas ganz Ernstes, der weiß etwas, was wir nicht wissen.

“Revolutionäre” Wende: Papst fordert Ende des Kirchensteuersystems – “Entweltlichung” damit “missionarisches Handeln wieder glaubhaft” wird

Hören wir den Papst selbst dazu:

Es geht hier nicht darum, eine neue Taktik zu finden, um der Kirche wieder Geltung zu verschaffen. Vielmehr gilt es, jede bloße Taktik abzulegen und nach der totalen Redlichkeit zu suchen, die nichts von der Wahrheit unseres Heute ausklammert oder verdrängt, sondern ganz im Heute den Glauben vollzieht, eben dadurch daß sie ihn ganz in der Nüchternheit des Heute lebt, ihn ganz zu sich selbst bringt, indem sie das von ihm abstreift, was nur scheinbar Glaube, in Wahrheit aber Konvention und Gewohnheit ist.

Was meint: die gehen jetzt aufs Ganze, die Katholiken:

Die Säkularisierungen – sei es die Enteignung von Kirchengütern, sei es die Streichung von Privilegien oder ähnliches – bedeuteten nämlich jedesmal eine tiefgreifende Entweltlichung der Kirche, die sich dabei gleichsam ihres weltlichen Reichtums entblößt und wieder ganz ihre weltliche Armut annimmt. Damit teilt sie das Schicksal des Stammes Levi, der nach dem Bericht des Alten Testamentes als einziger Stamm in Israel kein eigenes Erbland besaß, sondern allein Gott selbst, sein Wort und seine Zeichen als seinen Losanteil gezogen hatte. Mit ihm teilte sie in jenen geschichtlichen Momenten den Anspruch einer Armut, die sich zur Welt geöffnet hat, um sich von ihren materiellen Bindungen zu lösen, und so wurde auch ihr missionarisches Handeln wieder glaubhaft. 

Eine seltsame Wendung – für eine Organisation, die zu den reichsten Konzernen der Welt gehört und diesen Reichtum immer damit gerechtfertigt hat, das ja „die frohe Botschaft verkündet werden müsse“. Umfangreiche Ländereien, Prachtbauten, ein eigener Staat gar – nichts schien der Kirche genug zu sein, nirgends machte sie halt.

Warum also auf einmal diese Wendung?

Viele mag das nicht interessieren. „Ich glaube nicht an Gott“ reicht für sie als Spruch und Entschuldigung aus, sich nicht weiter mit dem Thema beschäftigen zu müssen – eine Nebenwirkung unserer Konsumgesellschaft, in der der Kunde König ist und die Welt um sich herum nur noch als beliebig wählbare Ware begreift, ohne zu verstehen, das andere Menschen andere Werte leben können – wie zum Beispiel die Katholiken.

Für sie ist die Welt böse und schlecht. Sicher, man muss sich mit ihr arrangieren, aber – nochmal der Papst:

Und die Liebe ist nicht nur irgendwie in Gott, er selbst ist sie, ist vom Wesen her die Liebe. Und die göttliche Liebe will nicht nur für sich sein, sie will sich ihrem Wesen nach verströmen. Sie ist in der Menschwerdung und Hingabe des Sohnes Gottes in besonderer Weise auf die Menschheit, auf uns zugekommen, und zwar so, daß Christus, der Sohn Gottes, gleichsamaus dem Rahmen seines Gottseins herausgetreten ist, Fleisch angenommen hat, Mensch geworden ist, nicht nur, um die Welt in ihrer Weltlichkeit zu bestätigen und ihr Gefährte zu sein, der sie so läßt, wie sie ist, sondern um sie zu verwandeln

Das ist Grundkonsens des christlichen Glaubens – der allerdings in dieser Deutlichkeit nur noch selten gepredigt wird, um die Menschen nicht zusätzlich zu verschrecken. Die Welt Christi hat mit unserer Welt nichts zu tun – diese Welt muss vergehen, um seine Welt gebären zu können (was uns einen unsicheren Blick auf die schwer bewaffneten Endzeitchristen in den USA werfen lässt – hoffentlich wollen die nicht „nachhelfen“).

Jahrtausendelang hat die Kirche gerafft, wo sie nur konnte – weshalb sollte sie jetzt damit aufhören?

Nun weil … die Endzeit naht. „Geschichte“ ist für Christen „endlich“, denn irgendwann kommt der Sohn Gottes zurück – diesmal jedoch nicht als armer Wanderer, sondern „in aller Pracht und Herrlichkeit“. Das glauben die, auch wenn die Medien diese Aspekte seltener herausarbeiten. Und wenn der wiederkommt, dann sollte man als Christ „voll auf Kurs sein“ – denn sonst landet man draußen, wo „heulen und zähneknirschen“ angesagt ist.

Der Papst – so scheint es – erwartet den Weltuntergang. Wie die Maya, deren Kalender ja für 2012 historische Ereignisse verhersagt … mir vielleicht ganz überraschenden Wendungen, wie Grenzwissenschaft-aktuell in einem Bericht über ein anstehendes Filmprojekt informiert:

„Mexico wird alte, 80 Jahre lang geheim gehaltene, Codices, Artefakte und wichtige Dokumente veröffentlichen, die beweisen werden, dass die Maya mit Außerirdischen in Kontakt standen und alle diese Informationen werden von Archäologen bekräftigt“, so der Produzent.

Während es bislang keine Bestätigung der Aussage durch Caballeros vorliegt, stellte sich der Minister für Tourismus des mexikanischen Staates Campeche Luis Augusto García Rosado zunächst offiziell hinter das Projekt: „Übersetzungen verschiedener Codices, die von der mexikanischen Regierung lange Zeit geheim gehalten wurden, belegen Kontakte zwischen den Maya und außerirdischen Besuchern“, wird der Minister zitiert. 

Ob nun Christus mit einem UFO daher kommt oder selbige verjagen muss, weil sie nicht in seine neue Welt passen, kann man so aus der feuchten Eifel heraus nicht beurteilen – was man aber beurteilen kann, ist die Tatsache, das die Zerrüttungen unserer Gesellschaft in einem Ausmaß zunehmen, das so erschreckend ist, das sogar der Papst das  Ende der Welt erwartet.

Nehmen wir profane Themen – wie Wirtschaft … hier mal was aus den Mittelstandsnachrichten:

Zwei New Yorker Risiko-Management Experten haben errechnet: In den vergangenen fünf Jahren haben die amerikanischen Banker und Bankangestellten die sagenhafte Summe von 2,2 Billionen Dollar auf ihren persönlichen Gehaltskonten verbucht. Der tiefere Sinn der ausufernden Rettungsschirme dient nichts anderem als dem Erhalt dieses Systems. 

Viele schmunzeln sicher angesichts von Papst- und UFO-Gläubigen, während die aber zunehmend schmunzeln über das System, das arrogant und hochnäsig über sie lacht, selber aber gezielt und mit offenem Visier auf den Abgrund zusteuert. Für die USA erwarten Experten eine Arbeitslosenquote von 50% sowie eine Reduktion der Aktienwerte um 90%, wie man bei Karl Weiss nachlesen kann. Seltsamerweise sind es übrigens genau zwei Billionen Euro, die wir jetzt binnen „weniger Wochen“ als Europäer laut Welt als „Bazooka“ auf die Beine stellen müssen, damit das „System“ noch weiter funktioniert, weil eine Aussenstelle des Systems gerade offen aus dem Ruder läuft, siehe Spiegel:

Eine kleine Gruppe Großindustrieller leiste sich die Presseorgane, um damit politischen und unternehmerischen Einfluss auszuüben. Es gebe zwischen Politik, Wirtschaft und Presse ein dicht gesponnenes Geflecht gegenseitiger Interessen und Abhängigkeiten: „Die Beziehungen sind komplizierter und inzestuöser als die der Götter, Halbgötter und Menschen in der griechischen Mythologie“, so die Diplomaten.

Es geht hier um die Aussenstelle Griechenland – speziell um das Versagen der Presse. Wundersam, das wir so tun, als gäbe es dieses „dicht gesponnene Geflecht gegenseitiger Interessen und Abhängigkeiten“ nur in Griechenland. Wie heißt es so schön beim Bundespresseball:

 Der Bundespresseball ist der exklusive Treffpunkt besonders vieler Entscheidungsträger aus Politik, Medien und Wirtschaft.

Na also.

Dabei ist das nur ein Aspekt, den wir im „Spiegel Griechenland“ entdecken, ein Volkswirt bei Presseurop beschreibt die Hintergründe detallierter:

Die griechische Mittelschicht ist bereit, Steuern zu zahlen, so wie in jedem anderen europäischen Land auch. Doch der Durchschnittsgrieche hat dazu keine Lust, weil er weiß, dass ein riesiger Teil dieser Summen in den Taschen von Familien und Freunden der herrschenden Klasse verschwindet. Die Euros, die in der Vergangenheit nach Griechenland geflossen sind, haben die griechische Bevölkerung ruhig gehalten: Jeder bekam irgendwie seinen kleinen Anteil, und die wirklich ehrgeizigen jungen Menschen sind klammheimlich ausgewandert. Nun wächst der Druck. Noch mehr Euros zahlen wird den nötigen sozialen Kampf nur hinausschieben.

Solange die Vetternwirtschaft nicht zurückgedrängt wird, wird die griechische Volkswirtschaft niemals in der Lage sein, ihre Schulden zu begleichen, ganz egal, wie hoch sie auch sein mag. Selbst bei einem kompletten Schuldenschnitt wäre das Land gezwungen, am Tag darauf neue Schulden aufzunehmen.

Und raten Sie mal, wer für die nächste Rettungsaktion der Banken oder Griechenlands zahlen wird? 

Nun, ich weiß wer dafür zahlen wird – und ich weiß auch wie: Autobahnmaut wird das nächste Thema sein, mit der wir die Boni der internationalen Bankenmafia und ihres politischen, wirtschaftlichen und medialen Hofstaates  sichern, die jetzt mit der Herabstufung Italiens ein zusätzliches Fass aufgemacht haben, aus dem das süsse Geld sprudelt.

Der Bundesvetternwirtschaftsball wird sicher für neue Pläne, Visionen und Winkelzüge sorgen, neue Kontakte erlauben, die Presse, Wirtschaft und Politik in einzigartiger Art und Weise verschmelzen und so die asoziale egomane „Herrschaft des goldenen Kalbs“ noch weiter zementieren, die deutschen Großmachtspläne forcieren während innenpolitisch europaweit die Autokratie voranschreitet und der Kontinent wieder absolutistisch wird.

Aussenpolitisch werden ganz andere Praktiken Standard – unter dem Siegel der „humanitären Hilfe“ hatte man vor wenigen Wochen die Rebellen in Lybien beschützt, während man nun die Vernichtung einer Stadt durch die Rebellen zunehmend ignoriert – es gibt eben „gute Massenvernichtung“ und „böse Massenvernichtung“ – und uninteressante „alternativlose“ Massenvernichtung wie z.B. in Somalia. Morde an Systemgegnern werden durch das US-Justizministerium abgesegnet während Beweisstücke für den Mord an deutschen Politikern spurlos aus deutschen Asservatenkammern verschwinden.

So gesehen … kann man dem Papst nur recht geben – erst recht, wenn man berücksichtig, das dieser Mann mit seiner flächendeckenden Priesterschaft (und dem äußerst kostbaren Schatz an „Beichtgeheimnissen“) noch viel weiter hinter die Kulissen schauen kann, als wir es uns selbst in unseren kühnsten Träumen ausmalen können.

Doch wir brauchen keine „geheimen“ Einsichten, um zu erkennen, das auch in Deutschland ein „dicht gesponnenes Geflecht gegenseitiger Interessen und Abhängigkeiten“ zwischen Politik, Wirtschaft und Medien existiert, das jetzt dazu führt, das ein Jörg Asmussen Karriere macht – und noch medial gefördert wird, siehe Handelsblatt:

Um so weniger will Asmussen an das erinnert werden, was er im Herbst 2006 in einem Aufsatz für die Fachzeitschrift für das Kreditwesen ZKW schrieb. Damals setzte er sich ausdrücklich für genau die komplizierten Finanzprodukte ein, die inzwischen als Teufelszeug erkannt worden sind.

Das Bundesfinanzministerium habe „moderne Kapitalmarktgesetze“ auf den Weg gebracht, rühmte sich Asmussen in dem Artikel, und betonte: „Dabei war uns stets wichtig, dass sich auch der Markts für Assed Backed Securities (ABS) stärker als bislang entwickelt.“ 

Mit solchen Fehleinschätzung kann man in Deutschland 2011 eine Riesenkarriere machen. Wird nun klar, warum ich verstehe, warum der Papst die Kirche „entweltlichen“ will – und warum ich nicht über die Ufo-Gläubigen lache?

Wenn wir so weiter machen, wird die Wiederkehr Christi oder die Massenlandung von Aliens die einzige Hoffnung sein, die uns noch bleibt … es sein denn, wir erkennen, das der soziale Kampf auch für uns alternativlos ist.

Da Deutschland aber politisch der absolute Krisengewinner sein wird, fürchte ich, das man hier noch nicht mal kleine Minderheiten mobilisieren kann.

Immerhin: „Wir“ sind wieder wer … und mit etwas Glück können „wir“ bei der Umverteilung der Werte einen guten Schnitt machen, wenn wir nur schneller und begeisterter um das „goldene Kalb“ hüpfen als andere (und nicht nebenbei vom Burn Out aus der Bahn geschossen werden). Das mobilisiert uns mehr als der Kampf für Freiheit, Gleichheit und Brüderlichkeit.

Und selbst … wenn der Aspekt des nahenden Weltendes eine Überinterpretation darstellen sollte, so habe ich doch jetzt eine gewisse Sympathie für einen Menschen entwickelt, der sich angewiedert von der „Welt“ abwendet, weil er weiß, das es schöner, besser, gerechter zugehen könnte.

Das es solche Menschen noch gibt, macht dann doch wieder Hoffnung – völlig jenseits der UFOs und der Esoterik.

 

 

 

 

Die widerliche Journailie – der Goebbels von nebenan: über Journalismus in Deutschland 2011

Manchmal muss man einfach vom Schicksal angerempelt werden - so wie ich heute. Ich wanderte ziellos und lustlos durch die Medienlandschaft, bis ich auf das Städtchen Hammelburg stieß, wo mich eine wichtige Frage erwartete:

Können Journalisten und Medienkonzerne, die Kriege herbeischreiben, herbeibildern, sich ewig sicher fühlen, immerzu unbehelligt weitermachen?

Als Blogger lebt man von der Journaille. Ohne ihren Unfug wäre das Leben nur halb so schön, ohne Nachrichten würde ein Nachrichtenspiegel keinen Sinn machen. Man hat ja auch Achtung vor diesem Berufsstand. Auch wenn viele jüngere Journalisten sich gerne über ihn lächerlich machen - ich lese gerne Bücher von Peter Scholl-Latour - zum einen, weil sie lebendig geschrieben sind (so lebendig, das man von den vielen "sundowners" fasst selber besoffen wird), zum anderen, weil sie Liveberichte vor Ort darstellen, die ein ganz anderes, differenzierteres und düstereres Bild abgeben, als es sich die öffentlich-rechtlichen Medien gestatten dürfen. Ohne Sendungen wie Monitor oder Panorama wäre die deutsche Demokratie deutlich ärmer - und es passt ins Bild, das diese Sendungen immer mehr zusammengestrichen werden zugunsten von Talkshows, die ja im Prinzip nichts anderes sind als Dauerwerbesendungen für das System.

Manchmal muss man einfach vom Schicksal angerempelt werden – so wie ich heute. Ich wanderte ziellos und lustlos durch die Medienlandschaft, bis ich auf das Städtchen Hammelburg stieß, wo mich eine wichtige Frage erwartete:

Können Journalisten und Medienkonzerne, die Kriege herbeischreiben, herbeibildern, sich ewig sicher fühlen, immerzu unbehelligt weitermachen?

Als Blogger lebt man von der Journaille. Ohne ihren Unfug wäre das Leben nur halb so schön, ohne Nachrichten würde ein Nachrichtenspiegel keinen Sinn machen. Man hat ja auch Achtung vor diesem Berufsstand. Auch wenn viele jüngere Journalisten sich gerne über ihn lächerlich machen – ich lese gerne Bücher von Peter Scholl-Latour – zum einen, weil sie lebendig geschrieben sind (so lebendig, das man von den vielen „sundowners“ fasst selber besoffen wird), zum anderen, weil sie Liveberichte vor Ort darstellen, die ein ganz anderes, differenzierteres und düstereres Bild abgeben, als es sich die öffentlich-rechtlichen Medien gestatten dürfen. Ohne Sendungen wie Monitor oder Panorama wäre die deutsche Demokratie deutlich ärmer – und es passt ins Bild, das diese Sendungen immer mehr zusammengestrichen werden zugunsten von Talkshows, die ja im Prinzip nichts anderes sind als Dauerwerbesendungen für das System.

Journalismus ist für eine Zivilgesellschaft so wichtig wie Versicherungen. Man braucht ihre unermüdliche Wachsamkeit – auch wenn sie nicht beständig Sensationen liefern können. Journalismus ist unsere Versicherung gegen Verschwörungen, Geheimabsprachen und Mauscheleien jener Menschen, die der Versuchung der Macht eben NICHT widerstehen konnten – sei es nun wirtschaftliche, politische oder mediale Macht. Wie Versicherungen uns vor den kleinen Katastrophen des Lebens schützen – dem Hausbrand, dem Autounfall, dem Beinbruch (früher sogar mal der Arbeitslosigkeit) – schützen uns die Journalisten vor den großen Katastrophen: der Diktatur, dem Krieg, der Hungersnot, die auf die Wirtschaftskatastrophe folgt, der Unterwanderung der Wirtschaft durch die Mafia und anderen Verbrechen. Sie bilden die Jäger und Fährtensucher, die den Stamm vor Feinden warnt, bevor die mitten in der Nacht auf dem Dorfplatz stehen.

Ein paar Beispiele?

Gern.

Nehmen wir zum Beispiel Aristo:

 Die Parteien besetzen das Parlament, und in den Parteien findet systematisch eine Negativ-Auslese statt, das heißt, die charakterlich Schlechtesten kommen nach oben. Wenn diese im Parlament sitzen – meist viele Legislaturperioden, – interessieren sie sich weniger für das Gemeinwohl als der normale Bürger. Man erinnere sich an eine ‚Panorama‘-Sendung vor Verabschiedung des Verfassungsvertrages, als sieben Abgeordneten acht einfache Fragen zum Vertragsinhalt gestellt wurden. Keine einzige der Fragen wurde richtig beantwortet!

 Unsere freiheitliche demokratische Grundordnung ist in Gefahr. Durch die Griechenland- und Euro-Rettungsaktionen werden wichtige Rechtsgrundsätze ruiniert, wie etwa die Eigentumsgewährleistung, das Sozialstaatsprinzip, das Rechtsstaatsprinzip. Die demokratischen Institutionen werden entmachtet, und es gibt keine Gewaltenteilung mehr.

Na, das ist doch mal wichtig. Genau so etwas erwarte ich von gutem Journalismus: das er mir sagt, das ich den Gasofen angelassen habe und meine Oma sich gleich direkt daneben eine Zigarette anzünden will.

Oder ein weiteres Thema: Fukushima. Ich will doch genau wissen, wenn ich nach alttestamentarischer Art die Krebsgeschwüre in den Rachen stecken muss, wenn meine Kinder gezielt getötet worden sind – und dabei hilft mir der Denkbonus:

Die EU hat als erste Reaktion auf Fukushima die Grenzwerte für radioaktiv belastete Lebensmittel um mehr als das doppelte auf bis zu 1250 Becquerel pro Kilogramm (Bq/Kg)erhöht. Nach intensiven Protesten senkte sie die Werte dann wieder auf bis zu 600 Bq/Kg. Wie die Internationale Strahlenschutzkommission (ICRP) anhand ihrer Berechnungsgrundlagen festgestellt hat, nimmt die EU dadurch dennoch alleine in Deutschland eine Zunahme von mindestens 150 000 Todesfällen durch Krebs billigend in Kauf.

Das ist ja mal eine spannende Schlagzeile: EU tötet 150000 Deutsche zur Rettung der Konzernumsätze. Leider wird man diese Schlagzeile in etablierten Medien nicht finden – obwohl sie wahr ist. 

Manchmal wünsche ich mir auch größere Perspektiven. Die finde ich in der Menschenzeitung:

USA – Deutschland: Von Waffenlobbyisten kontrollierte, diktatorische Scheindemokratien.

Das es Waffenlobbyisten gibt, wissen wir ja. Das es darüber hinaus noch weitere Lobbyisten gibt, die manipulierend in das politische Geschehen eingreifen, wissen wir auch. Nur – über die Konsequenzen wird wenig geredet, wie zum Beispiel über die, das die Demokratie beständig weiter schrumpft, wenn der Lobbyist an Macht und Einfluss gewinnt … und wir dann etwas anderes haben als eine Demokratie.

Etwas ganz anderes, das eigentlich so keiner haben wollte.

Natürlich möchte ich auch wissen, wie es um die Lage der Weltwirtschaft bestellt ist. Da freue ich mich doch über Meldungen von Seiten, die ich hier nicht zitieren darf, die mich aber darauf hinweisen, das die USA noch viel bankrotter sind als Griechenland und das es brutaler Massnahmen bedarf, um den Bankrott aufzuhalten:

To grasp the magnitude of our nation’s insolvency, consider what tax hikes or spending cuts are needed to eliminate our fiscal gap. The answer is an immediate and permanent 64% increase in all federal revenues or an immediate and permanent 40% cut in all federal noninterest spending.

Steuererhöhungen von 64% – Ausgabensenkungen von 40% – da ist die griechische Rentenkürzung um 20% ja harmlos gegen. Und da das nicht geschehen wird, steht der Bankrott der USA wohl direkt bevor. Gut zu wissen, da ich wegen der spannenden Symbolik noch einen Dollarschein auf dem Schreibtisch habe. Wird Zeit, das ich den loswerde, bevor der nichts mehr Wert ist – schön also, das verantwortungsvolle Journalisten mich darüber rechtzeitig informiert haben.

Ebenso freue ich mich darüber, das sie mich darüber informieren, das ich als politisch kommentierender Blogger ins Visier jener politische Kräfte komme, die oben noch wegen ihrer charakterlichen Schlechtigkeit übel aufgestossen sind:

Eine anonyme Teilhabe am politischen Meinungs- und Willensbildungsprozess ist abzulehnen

Ohne Netzpolitik.org wäre einem fast entgangen, das hier einige Charakterschweine elementare demokratische Grundrechte angreifen wollen: das Recht auf freie und GEHEIME Wahl ist nicht umsonst um Grundgesetz fest verankert – und die anonyme Bloggerei ist nur ein Ableger davon. Immerhin will ich hier keine Karriere machen, noch Bewerbungsschreiben losschicken, ich will keine Einladungen zum Bundespresseball, noch Schecks, Reisegutscheine, Autos, Möbel, Kunstwerke oder Häuser geschenkt bekommen – ich möchte nur meine Meinung sagen. Mehr nicht. Ich will auch nicht ins Fernsehen.

Griechenland wird gefledert, so erfahre ich von mutigen Journalisten; andere weisen mich darauf hin, das es dem deutschen Mittelstand genauso gehen wird – oder das die soziale Ungleichheit in der ehedem so ziviliserten Schweiz ständig neue Rekorde erreicht:

Die Kluft zwischen Arm und Reich sei in der Schweiz so gross wie fast nirgends auf der Welt, stellt der Soziologie-Professor Ueli Mäder fest – Nambibia und Simbabwe ausgenommen. Seinen Studien nach besitzen drei Prozent der privat Steuerpflichtigen in der Schweiz so viel steuerbares Vermögen wie die restlichen 97 Prozent.

Und hier … kippt auf einmal meine Begeisterung über den Journalismus in Deutschland im Jahre 2011.

Denn der … informiert mich gerne über andere Dinge. Zum Beispiel Spiegel-Online, das erfolgreichste Online-Nachrichtenportal Deutschlands, informiert mich über die Trennung der Rockband R.E.M. (kenne ich gar nicht), über ein neues Computerspiel, „Minecraft“ genannt, über die Geschichte der Papstautos oder die Frauenfeindlichkeit der Piratenpartei (weiß man doch schon seit Jahren, oder?) – Themen, die mich nie interessiert hätte, selbst wenn ich gewußt hätte, das sie existieren.

Aber mit dem Informationsmüll kann man halt trefflich jene Nachrichten zukleistern, die wirklich reale Bedrohungen unseres Gemeinwesens beschreiben.

Journalismus war unsere Versicherung gegen die Degeneration von „Macht“, der Journalist war der „Wachhund“ der Demokratie, der „Spiegel“ einst das „Sturmgeschütz der Demokratie“.

2011 ist der Spiegel immer noch ein Sturmgeschütz – aber die Mannschaft ist eine andere, auch zeigt das Kanonenrohr in die Gegenrichtung.

So ist das halt mit Waffen – sie können sich auch gegen einen wenden. 1962 blieb die komplette Spiegelredaktion der Veranstaltung noch fern.

Und so ist das mit Wachhunden, wenn man denen dicke, fette Steaks hinwirft: sie futtern und bellen nicht mehr,  plündernde, mordende Horden egozentrischer Charakterschweine können hemmunglos die Kornspeicher leerräumen – und je mehr die Jounaillie zu essen bekommt, desto später merkt der Bauer, das die Früchte seiner Arbeit gestohlen sind und ein letzter, harter Winter naht.

Wir wissen auch, wer die Steaks bezahlt: die Deutsche Post, British American Tobacco, EnBW, Gruner & Jahr, Mercedes Benz und die weniger bekannten Namen Lanxess und Talanx: alles Sponsoren des Bundespresseballs. Werden dorthin nur jene Jagdhunde eingeladen, die zu Straßenkötern verkommen sind, die von jenen Brocken leben, die die mächtigen Menschen ihnen gnädig zuwerfen: Konzerndackel und Parteimöpse?

Der Bundespresseball ist auf jeden Fall eine sehr elitäre Veranstaltung:

Der Bundespresseball ist das gesellschaftliche Ereignis Nummer Eins in Deutschland. Gastgeber ist die Bundespressekonferenz e. V.. Der Verein ist ein Zusammenschluss deutscher Parlamentskorrespondenten, die aus Berlin und/oder Bonn ständig und weit überwiegend über die Bundespolitik berichten. Der Bundespresseball ist der exklusive Treffpunkt besonders vieler Entscheidungsträger aus Politik, Medien und Wirtschaft.

Die Einladungsliste wird vom Vorstand der Bundespressekonferenz zusammengestellt. Eintrittskarten zum Bundespresseball sind auf dem freien Markt nicht erhältlich.

Wird nun klar, warum die „Journailie“ der öffentlichen Presse Nachrichten wie die oben genannten nicht mehr bringt? Würden sie die Chefs der führenden Ölkonzerne zu so einem Ereignis treffen, wäre die Reaktion – jedenfalls früher einmal – klar gewesen: sofort hätte das Kartellamt Preisabsprachen gewittert und Ermittlungen begonnen.

Was soll ich nun wittern, wenn ich von diesem Ereignis erfahre?

Auf jeden Fall hört sich das nicht so an, als sei es ein Ereignis, das einer demokratischen Solidargemeinschaft gut tut, zumal man für die Einladungen ja auch noch ordentlich bezahlen muß: 590 Euro pro Karte – davon muss der Arbeitslose fast zwei Monate lang leben.

Kein Wunder also, das Arbeitslosenhatz so beliebt ist in diesen Kreisen. Franz Müntefering („Wer nicht arbeitet, soll auch nicht essen“) galt lange Zeit als „eifriger Bundespresseballbesucher„. Was nun aber „Entscheidungsträger aus der Wirtschaft“ dort zu suchen haben, erschließt sich einem nicht sofort.

„Gar nichts“ – wäre eine angemessene Antwort.

Aber wer sagt der Journailie dann, was sie über Fukushima, den Fachkräftemangel oder den „gewalttätigen Arbeitslosen“ alles herunterlügen soll? Und wer bezahlt letztlich die Austern, den Kaviar und den Champagner? Nun – ganz zuletzt natürlich der Steuerzahler und das Opfer hemmungsloser Preistreiberei … aber auch das erfahren wir nicht so schnell.

Gerade dort – beim Bundespresseball – zeigt sich, wie widerlich Journailie geworden ist und das das „System“ seinen Goebbels gefunden hat: er wohnt gleich nebenan, wettert gegen Ausländer und Arbeitslose, lässt es sich aber selbst auf deren Kosten – und auf Kosten all jener, die zusätzlich nebenbei noch ausgeplündert werden – selbst ganz gut gehen. Andererseits – muss man ja auch mal Verständnis dafür haben, das die Elite Deutschlands sich einfach mal fernab vom Pöbel einen schönen Abend machen möchte, wo sie nicht von der Armut der Masse angekotzt wird, sondern bei nobelster Unterhaltung edelste Speisen konsumieren und sogar mit dem Bundespräsidenten tanzen kann.

Besser kann man seine Machtergreifung doch gar nicht demonstrieren.

 

 

 

 

 

 

 

 

Kampagnenjournalismus, Verschwörungen, Medienversagen und Bürgerwut: Deutschland 2011

[local] 

Mal ehrlich: fühlen Sie sich gut informiert? Ich meine, gerade jetzt, angesichts der lebensgefährlichen Krisen, in denen wir uns befinden? Können Sie ihren Kindern morgens beim Frühstück noch eben erklären, was denn da gerade jetzt in Japan los ist und warum die Nato Al-Kaida in Lybien mit Waffen ausstattet, während die doch in Afghanistan bekämpft werden? Ja, Al-Kaida gehört mit zu den „Rebellen“ gegen Gaddafi – jedenfalls habe ich das gestern nebenbei in den Medien gehört … ich weiß schon gar nicht mehr, wo. Wäre mir auch kein weiteres Wort wert gewesen, deshalb habe ich mir die Quelle nicht gemerkt, aber heute kam es mir wieder in den Sinn – auch wegen der US-Krise. US-Krise? Ja, die große, welterschütternde Wirtschaftskrise in den USA, jenem Land, das – genauso wie Deutschland – seine Armutstoten schon in Massengräbern versenkt, siehe Welt:

In den USA hat die Polizei die schockierende Bestattungspraxis eines Armenfriedhofs aufgedeckt. Dutzende totgeborene Babys wurden gemeinsam in einer Holzkiste beerdigt, die Leichen von mittellos Verstorbenen wurden in Massengräbern übereinandergestapelt und notdürftig verscharrt.

Das sind Bilder, an die man sich gewöhnen muß. Oder man versteckt diese Nachrichten zwischen einem Dutzend Berichten über die letzten Blähungen der FDP, wie momentan praktiziert, denn mit der Wirtschaft der USA geht es steil bergab, siehe Swissinfo:

Der auf Anleihen spezialisierten US-Vermögensverwalter Pimco warnt vor einer Haushaltskrise in den USA. „Es besteht dann die Gefahr einer ähnlichen Situation wie nach dem Kollaps von Lehman Brothers 2008“, sagte Mohamed El-Erian, Pimco-Chef im Gespräch mit dem „Handelsblatt“ (Dienstagausgabe). Noch in dieser Woche laufen die Zahlungsermächtigungen der US-Regierung nach dem aktuellen Haushaltsgesetz aus. Gelingt den Parteien im Kongress diese Woche nicht noch ein Kompromiss im Haushaltsstreit, fehlen der Regierung in Washington ab Freitag die Mittel, um die Arbeit von Ministerien und Behörden zu finanzieren. Die Regierung macht faktisch dicht. Zuletzt gab es dies in den 90er Jahren. Damals war das kein grosses Problem.
Wegen der hohen Verschuldung der USA wäre das dieses Mal jedoch anders, meint der ehemalige IWF-Topmanager El-Erian. „Angesichts der heutigen Rahmenbedingungen wäre das schlimmer, die Folgen unabsehbar.“

„Folgen unabsehbar“ muss man heutzutage vielleicht nochmal in Deutsch übersetzen: das Militär übernimmt dann die Macht. Ganz offiziell. Das dürfte viele Deutsche nicht stören, aber der DAX dürfte dann von 7000 auf 12 Punkte stürzen … das ist eine Sprache, die man dann doch deutlich versteht, oder? Noch sind die USA ein Haupthandelspartner. Ich hoffe, Ihr Anlageberater hat sie auf solche Möglichkeiten aufmerksam gemacht? Oder darauf, das wir offenen Auges in die Europleite marschieren, weil die Deutschen laut Süddeutsche Zeitung mit einer Irrsinnssumme haften:

Summa summarum liegen die Hilfszusagen für bedrängte Euroländer damit bei 1542 Milliarden Euro, und Deutschland haftet mit 391 Milliarden Euro.

Welche Bedeutung diese Summe für die Höhe Ihrer späteren Rente und die Dauer ihrer Lebensarbeitszeit hat, hat man Ihnen sicher mitgeteilt? Klar – sonst würden Sie sich ja nicht so gut informiert fühlen.

Oder diese Atomgeschichte in Japan. Ich weiß, man mag nichts mehr darüber hören. Ist medial abgearbeitet. Aber: fühlen Sie sich gut informiert darüber? So gut, wie der Autor bei Telepolis?

Eigentlich brauchte es kaum noch weitere Hinweise dafür, um die Vorgänge in Japan als kriminell zu bezeichnen. So hat japanische Nachrichtenagentur Kyodo am Sonntag [extern] berichtet, es sei der japanischen Regierung und den Fukushima-Betreibern bekannt gewesen, dass es jederzeit, auch ohne Erdbeben und Tsunami, zu einer Kernschmelze in den Atomkraftwerken kommen kann. Schon zuvor war berichtet worden, dass [local] Notkühlprobleme bei diesem Reaktortyp seit 1971 bekannt sind. Kyodo zitiert niemanden anderes als der Leiter der japanischen Atomsicherheitsbehörde (NISA). Demnach erklärte Nobuaki Terasaka schon im vergangenen Mai, dass es in dem Atomkraftwerk bei einem Stromausfall zu einer Kernschmelze kommen kann.

Da sieht mal einer an! Das ganze gibt es auch ohne Tsunami. Kann auch jederzeit in Deutschland geschehen. Schon gewußt?

Na ja, darum brauchen wir uns ja jetzt keine Sorgen mehr machen, wir haben grün gewählt und die werden das für uns schon richten, genauso, wie wir ja von den öffentlich-rechtlichen Medien umfassend informiert werden, nachdem alle Parteivertreter ihre Meinung zu den Beiträgen abgegeben und die systemtreuen Chefredakteure ihren Segen dazu gegeben haben. Nur Albrecht Müller glaubt nicht so richtig daran:

In den NachDenkSeiten hatten wir gelegentlich schon mit Erstaunen zur Kenntnis genommen, dass selbst als kritisch geltende Medienschaffende die Lage der Medien in Deutschland freundlich sehen und deshalb unsere Sorgen wegen des „Versagens der Medien als kritischer Instanz“ nicht teilen. Jetzt erscheinen Plakate und Anzeigen von ARD und ZDF mit der Überschrift „Eine Demokratie ist so stark wie ihre Medien.“
und dem Text: „Deutschland hat eine der vielfältigsten und hochwertigsten Medienlandschaften der Welt.“ Überschrift und Text steht neben einem groß abgebildeten Berlusconi. Wir sollen lernen, dass Berlusconi weit weg ist und anders als in Italien die „Berlusconisierung“ bei uns nicht ansteht. Wer die Wirklichkeit mit wachen Augen beobachtet, wird sich über eine solch beschönigende Beschreibung der Medienlandschaft wundern.

Besonders drollig wird es, wenn man „offizielle Medienvertreter“ mit ihrer eigenen Arbeit konfrontiert, siehe Albrecht Müller:

Beim etablierten Teil der anwesenden Wissenschaftler und Journalisten löste der Hinweis und die Beschreibung mehrerer Kampagnen das übliche Kopfschütteln und den Vorwurf „Verschwörungstheoretiker“ aus. Das ist immer wieder erstaunlich, werden wir doch täglich mit clever geplanten Kampagnen und ihrer Umsetzung über die Medien konfrontiert.

Vielleicht sollte man den Damen und Herren aus Wissenschaft und Journalismus einfach mal den Harvard Business Manager ans Herz legen. Dort wird man detalliert darüber informiert, wie man als Manager die Vierte Macht gegen sich selbst richtet:

Bei einem anderen Vorfall aus dem Jahr 2009 verhielt sich der Ölriese Chevron regelrecht schurkisch. Die Manager des Konzerns wussten, dass das investigative Nachrichtenmagazin „60 Minutes“ an einer Sendung über eine Klage gegen Chevron in Ecuador arbeitete, bei der es um 27 Milliarden US-Dollar ging. Die Anschuldigung lautete, Chevron habe riesige Flächen im Regenwald vergiftet. Die Manager beschlossen, ihre Sicht der Dinge vorher zu veröffentlichen. Sie engagierten den ehemaligen CNN-Korrespondenten Gene Randall für einen Dokumentarfilm, der Chevron in einem besseren Licht darstellen sollte. Der Film wurde drei Wochen vor der Ausstrahlung der „60 Minutes“-Sendung auf der Website des Unternehmens und auf Youtube veröffentlicht. Die Dokumentation war wie eine konventionelle Sendung aufgemacht, und es wurde mit keinem Wort erwähnt, dass sie von dem Ölkonzern finanziert worden war. Chevron wurde deshalb zwar vorgeworfen, die Öffentlichkeit getäuscht zu haben, doch der Film kam für die Kritiker des Unternehmens überraschend und machte die Öffentlichkeit auf die Sichtweise von Chevron aufmerksam.

So macht man das … falls man nicht, wie Sebastian Heiser auf Meedia.de berichtet, gleich den ganzen Artikel kauft:

Über seine Story spricht heute die ganze Branche: taz-Redakteur Sebastian Heiser testete in einer aufwändigen Undercover-Recherche die Käuflichkeit von Print-Titeln (u.a. FR, WAZ, Spiegel). „Mich hat überrascht, wie geschäftsmäßig die Mitarbeiter vieler Anzeigenabteilungen mir Einfluss auf Artikel angeboten haben und wie üblich das offenbar ist“, sagt er gegenüber MEEDIA.

….wie üblich das offenbar ist. Man kann schon fast die Uhr danach stellen, so pünktlich starten die Kampagnen nach den Katastrophen. Information und Gegeninformation gehören hier zum Alltagsgeschäft, beides getragen von der gleichen Berufsgruppe. Mittendrin: der Bürger, völlig verwirrt. Obendrüber: der Manager. Ganz unten: die Leichen der Armen, deren  Geld mit großen Ölpumpen von unten nach oben gefördert wird. Arm in Arm mit dem Topmanagement: die Gewerkschaften, siehe Spiegel:

Auf die Arbeitnehmerbank und auf die Gewerkschaften sollte man schon gar nicht setzen. Für die ist die Bezahlung des Vorstands Sache des Kapitals, sie sehen die Aktionäre als Zahler, nicht die Beschäftigten – und halten sich weitestgehend raus. In einem Interview mit der „FAZ“ wurde kürzlich Bernd Osterloh, Gesamtbetriebsratsvorsitzender von VW, gefragt, ob er die 9,3 Millionen Euro für Martin Winterkorn gerecht fände. Antwort: Der mache seinen Job „sehr gut. Deshalb sind wir uns auf der Arbeitnehmerseite im Aufsichtsrat einig, dass er das Geld verdient hat.“ Deutschlands Top-Manager wissen schon, warum sie die Mitbestimmung in den Aufsichträten verteidigen.

Nun sollte man sich nicht mehr darüber wundern, das die LINKE immer zahnloser wird, je größer die Macht der Gewerkschafter in der Partei wird.

Wie groß die Macht der Lenker der Kampagnen des Kampagnenjournalismus ist, hat nun auch Jean Ziegler erfahren, der als Redner zu den Salzburger Festspielen eingeladen war … bis die Herren der Welt merkten, wer da über den „Aufstand des Gewissens“ reden wollte, siehe Salzburg.com:

Die Salzburger Festspiele sind eine heilige Handlung in Europa. Sie sind sündhaft teuer, und sie werden – wie Biennalen in Venedig und Golfturniere – mitfinanziert von Konzernen, darunter sind Credit Suisse, UBS und Nestlé.

Warum geben diese Geldsäcke Millionen? Nicht aus Liebe zur Kunst oder aus Liebe zu Frau Burgstaller oder zu Frau Rabl-Stadler, sondern weil sie ihren Großkunden – darunter Steuerbetrüger aus Florida oder sonstwo – Logenplätze schenken können. Genauso ist das beim Opernball in Wien oder beim Pferderennen in St. Moritz.

Und jetzt hören die plötzlich, der Ziegler redet dreißig Minuten lang zu ihren Großkunden. Da gehen die natürlich in die Luft.

Die gehen nicht nur in die Luft, die sorgen sogar dafür, das der nicht zu Wort kommt. So kommt es, das eine Landeshauptfrau (vergleichbar mit einem deutschen Ministerpräsidenten) ihre Einladung wieder zurücknimmt. Wir sehen hier deutlich, wie weit der Einfluss der Konzerne schon reicht. Sie dirigieren Öffentlichkeitsarbeit bis ins kleinste Detail und schrecken auch nicht davor zurück, ihre Macht im Notfall ganz öffentlich zu demonstrieren.

„Kündigt eure Jobs. Zahlt keine Steuern mehr. Kauft euch Waffen, und dann geht an die Arbeit und holt euch das Land zurück von diesen Kriminellen.“

So liest man heute in der FTD über einen offensichtlich durchgeknallten Hedge-Fonds Manager. Was genau nun den Mann so wütend gemacht hat, erschließt sich einem nicht genau.

CNBC berichtet, McCrudden werfe der Regierung in Washington nirgends direkt vor, hinter 9/11 zu stecken. Wer zwischen den Zeilen lese, verstehe ihn aber auch so ganz gut.

Und … fühlen Sie sich noch immer gut informiert? Sie können ganz beruhigt sein: sie erfahren über den Zustand der Welt genau das, was die Finanziers der Salzburger Festspiele sie wissen lassen wollen. Informationen, die nicht von diesen Kreisen abgesegnet worden sind, werden Sie auch erreichen … spätestens dann, wenn sie sich als Katastrophen nicht mehr vom Tisch reden lassen. Und selbst dann wird es für Sie schwierig werden, sich ein klares Bild von der Situation zu machen.

Eine Demokratie ist so stark wie ihre Medien„, so wirbt gerade der Behördenfunk für sich.

Was das nun für unsere Demokratie bedeutet … sage ich lieber nicht. Ich zitiere lieber mal das Handelsblatt:

Die Al-Kaida nutzt nach Angaben aus algerischen Sicherheitskreisen das Chaos in Libyen, um sich hochwertige Waffen zu beschaffen. Unter den entwendeten Waffen seien auch Flugabwehrraketen des Typs SAM-7, die von der Schulter aus abgefeuert werden können, sagte ein algerischer Sicherheitsbeamter, der namentlich nicht genannt werden wollte, am Montag der Nachrichtenagentur Reuters. Vor einigen Tagen sei ein Konvoi von acht Kleinlastern aus Ost-Libyen über den Chad und Niger nach Nord-Mali gefahren. „Und wir wissen, dass das nicht der erste Konvoi ist“, sagte der Beamte.

Und die Waffen können dann gegen US-Flugzeuge in der Eifel eingesetzt werden … oder gegen deutsche Soldaten in Afghanistan. Das erfährt man aber so nicht in der Tagesschau. Wäre auch zu kompliziert für den Bürger, dem man erklären müßte, auf welchen Umwegen die Waffen überhaupt nach Lybien gelangt sind, wer das ganze wirklich finanziert hat und wer alles Millionen daran verdient.

Ich denke, wir sollten nicht mit allzuviel Spott nach Japan blicken, wie es der Spiegel gerade vormacht:

Japans Journalisten können an der Apokalypse von Fukushima nur scheitern. Scharfe Kritik, harte, unabhängige Recherche oder die Enthüllung von Skandalen gelten als eher unschicklich oder sind gar verpönt. Eine der Ursachen: Chefredakteure verstehen sich als Teil des Establishments.

Das ist bei uns natürlich ganz anders … oder? Hier legt niemand Wert darauf, zum Bundespresseball eingeladen zu werden, weil wir ja die verschiedenen Mächte im Land fein getrennt halten wollen, siehe Tagesspiegel:

Gekommen waren die Minister Rainer Brüderle, Dirk Niebel, Peter Ramsauer, Philip Rösler, die Grünen-Vorsitzenden Cem Özdemir und Claudia Roth, Renate Künast und vor allem viele Chefredakteure und Geschäftsführer von Zeitungen und Zeitschriften aus dem ganzen Land. Auch zahlreiche Wirtschaftsgrößen und Vertreter des diplomatischen Corps waren dabei.

Rund 2500 Ballgäste kamen. Flanierkarten kosteten 350 Euro, für 590 Euro gab es Sitzplätze im Saal und ein viergängiges Gourmetmenü aus der Sterne-Küche von Thomas Kammeier.

Dort tanzen dann die, die es sich leisten können. Aber die reden dort  natürlich nicht miteinander, noch knüpfen sie irgendeine Form von persönlich nützlichen Kontakten oder sprechen über die neuen Beutezüge gegen den Steuerzahler, der letztlich die ganze Party bezahlt.

Die tanzen da nur.

 


 

 

 

Hartz IV Aufschlag, Grundeinkommen und Asozialstaat 2010: Zahlen, Daten, Fakten

Wir haben ja jetzt Aufschwung. Deutschland wir mithilfe von Terrorgeldern Weltmeister. Terrorgelder? Also, ich denke … China ist ein Terrorregime. Und ein Horrorregime, das Todesbusse durch das Land fahren läßt um verkaufsfähige Organe zu bekommen – etwas verkürzt formuliert. Aber egal – Hauptsache, wir haben das Geld. Jetzt gibt es ja Menschen, die  haben hier keine Arbeit, weil ihre Firma ihren Arbeitsplatz nach China verlegt hat – wegen dem Terrorgeld. Das nehmen auch Firmen gerne. Und diese Menschen sollten jetzt etwas mehr Geld bekommen, damit ihre Kinder nicht schon vor Schulabschluß aussortiert werden. Da waren die Medien aber sehr dagegen:

Mehrheit der Deutschen gegen Hartz-IV-Aufschlag

Emnid befragte am vergangenen Donnerstag insgesamt 502 Personen.

Quelle: Spiegel-online

Riesenschlagzeile, aber eine Anzahl von Menschen, die alle in eine Schulaulu passen. Vielleicht hat man sie auch dort befragt: in der Aula eines Hamburger Gymnasiums. Ich selbst bin dann mal hingegangen und habe eigene Nachforschungen angestellt. In der WELT war eine Umfrage, in der zum gestrigen Zeitpunkt 1337 Menschen ihre Stimme abgegeben hatten. 59 % waren für einen Aufschlag von 10 Euro und mehr. Überraschend für ein konservatives Blatt, aber bezeichnend für die unterschiedliche Meinungslage von „oben“ und „unten“, wobei „oben“ auch jene mit einschließt, die sich Hoffnung machen können, mal zum Bundespresseball oder in die deutsche Staatsoper eingeladen zu werden.

Na ja, nun gibt es ja ein dickes Plus, fünf Euro für jeden Erwachsenen und pädagogische Betäubungsmittel für Kinder.  Rechnen wir mit groben Daumen: 7 Millionen Hartz IV-Abhängige gibt es in Deutschland. 1,8 Millionen davon sind Kinder (unter 15). Macht 5,2 Millionen mal 5 Euro. Das sind … 26 Millionen Euro zusätzlich. Mal 12 sind: 312 Millionen Euro Bargeld. 40000 Millionen Euro zusätzlich für eine Bank, die an den Pleitepapieren der Branche erstickt, 312 Millionen für die Verlierer des Renditewahn. Kein Wunder, das die Opposition stänkert:

SPD-Vize Manuela Schwesig glaubt dagegen, dass die Sätze „künstlich heruntergerechnet“ wurden, damit das Ziel der Haushaltskonsolidierung nicht gefährdet wird. Im Haushalt sind für die Reform lediglich Mehrausgaben von 480 Millionen Euro eingestellt – Finanzminister Wolfgang Schäuble und Haushaltspolitiker hatten bereits angekündigt, dass es darüber hinaus keine zusätzlichen Mittel geben werde.

Quelle: Spiegel

Erbärmlich wird diese Erhöhung, wenn man sie mit anderen Zahlen vergleicht. Das machen zum Beispiel die Arbeitslosen selber:

Das Erwerbslosen Forum Deutschland nannte von der Leyens Vorschlag einen schlechten Scherz. “Deutlicher kann uns Schwarz-Gelb nicht klar machen, dass Menschen mit Hartz IV-Leistungen der Koalition nichts wert sind, während die Büttelpolitik für die Akteure und Profiteure der Finanz- und Wirtschaftskrise immer schamloser fortgesetzt wird“, erklärte der Verband mit Blick auf Berichte, dass 200 Banker aus Kreditinstituten mit Staatshilfe wieder auf ein Jahreseinkommen von mehr als 500.000 Euro kämen.

Quelle: Welt

200 Banker mal 500000 Euro gleich … 100  Millionen Euro. Ein Drittel von dem, was für 5 Millionen Menschen bereitgestellt wird. Das sind Verhältnisse wie in einem Dritte-Welt-Land, wo der Diktator eintausend Paar teure Schuhe für seine Frau kauft, während das Volk Baumrinde kaut. Doch nicht nur die Herren des Geldes lassen sich ihr Versagen vergolden und mit Brillianten veredeln, auch das Arbeitsamt selbst greift richtig zu:

Laut dem Bund der Steuerzahler (BdSt) werden die 85.000 PC gut 34 Millionen Euro verschlingen, der optionale Kauf von bis zu 170.000 PC dann geschätzte 68 Millionen Euro. Doch damit nicht genug: Diese Summe hätte sich laut BdSt um „gut 3,4 Millionen Euro senken lassen, wenn die BA mit weniger Rechenleistung zufrieden gewesen wäre“.

Quelle: Spiegel-online

Ist schon etwas länger her, aber die Hochleistungs-PC´s stehen halt jetzt im Amt, wo der Arbeitslose seine Münzen überreicht bekommt. 68 Millionen Euro, damit der PC auch die neuesten Spiele des letzten Jahres packen kann.

Schauen wir uns mal den Gesamthaushalt der Bundesagentur an:

Die BA rechnet 2010 mit Gesamteinnahmen von 36,14 Milliarden Euro, ein Großteil davon aus Beitragseinnahmen (21,63 Milliarden Euro). Daneben beteiligt sich der Bund über Einnahmen aus der Mehrwertsteuer mit 7,93 Milliarden Euro an der Finanzierung der BA.

Die geplanten Gesamtausgaben betragen 54,08 Milliarden Euro. Die Deckungslücke zwischen Einnahmen und Ausgaben beträgt somit 17,94 Milliarden Euro. Davon kann die BA nur etwa 1,9 Milliarden Euro aus verbleibenden Rücklagen decken. Das verbleibende Defizit in Höhe von 16 Milliarden Euro wird der Bund nach den Ergebnissen der Koalitionsverhandlungen durch einen einmaligen Zuschuss ausgleichen.

36 Milliarden Euro als Gesamteinahmen – nicht schlecht. Aber 54 Milliarden an Ausgaben, das ist übel. Was kriegt davon der Arbeitslose?

Für Arbeitslosengeld bei Arbeitslosigkeit sind 22,32 Milliarden Euro veranschlagt. Damit können im Jahresdurchschnitt gut 1,4 Millionen Leistungsempfänger finanziert werden. Der so genannte Eingliederungsbeitrag, mit dem die BA die Kosten der Grundsicherung für Arbeitsuchende mitfinanziert, beläuft sich auf 5,4 Milliarden Euro. Gegen diese Zahlung der BA an den Bund hat sich der Verwaltungsrat mehrfach gewehrt, entsprechende Verfassungsklagen laufen.

Quelle: Bundesagentur für Arbeit

Knapp die Hälfte – und selbst dagegen will man klagen. Der Rest ist Spielgeld und davon hätte man gerne mehr um noch mehr Pöstchen mit Partei- und Gewerkschaftsfreunden besetzen zu können, die einem zuvor ein paar kleine Gefälligkeiten erweisen. So läuft halt das Geschäft und dafür braucht man viel Geld.

Ungefähr 27 000 Millionen. Neunzigmal soviel wie jetzt die Erhöhung um fünf Euro verschlingt.

Für jeden Arbeitslosen plant die BA übrigens 1396 Euro im Monat ein. Das sind dreieinhalb vierhundert-Euro-Jobs. Oder knapp sieben hartz-abhängige Kinder unter sechs Jahren.  Etwa die gleiche Summe gibt sie für … „Sonstiges“ aus. Die verschiedenen Sprachhülsen dazu spare ich mir mal. Die kann jeder selbst bei der BA nachschauen oder den großen Medienunternehmen entnehmen.

Schauen wir uns das ganze jetzt mal im Bundeshaushalt an. Den gibt es ja jetzt als „Offenen Haushalt“ – mit interessanten Posten:

Verwaltungskosten für die Durchführung der Grundsicherung für Arbeitsuchende

Anstieg von 3,6 Milliarden in 2007 auf 4,4 Milliarden in 2010.  Achthundert Millionen mehr für … „Sonstiges“. Papier, Bleistifte, Kaffeemaschine, Betriebsausflug. Das wären 13 Euro mehr für jeden erwachsenen Arbeitslosen, jeden Monat. Oder aber 52 Euro für jedes Kind  unter 15.

Quelle: OffenerHaushalt

Arbeitslosengeld II (also Hartz IV): Rückgang von 26,4  Milliarden in 2006 auf 23,9 Milliarden in 2010. Das sind 2,5 Milliarden… fast zehn Prozent. Da wäre doch genug Luft für eine Erhöhung von … 40 Euro pro Erwachsenem oder aber 160 Euro pro Kind – wieder mit dem groben Daumen.

Quelle: OffenerHaushalt

Leistungen zur Eingliederung in Arbeit

Quelle: OffenerHaushalt

2006: 4,47 Milliarden, 2010: 6,6 Milliarden. Anstieg von fast 50 %. 2130 Millionen mehr, ohne das der Arbeitsminister vor die Kamera tritt und sagt: das geht so nicht weiter, da ist nicht mehr drin. Das sind dann so die Kaufmannsläden, die die ARGE unterhält, um Arbeitslosen das Einkaufen beizubringen, der fünfte Gabelstaplerfahrerschein, das zehnte Bewerbertraining und was es sonst noch alles so gibt, um die kleinen Firmen von Parteifreunden und ihren Kindern am Laufen zu halten.

Das wären 35 Euro mehr für jeden Erwachsenen oder 140 Euro mehr für jedes Kind.

Wo allerdings gespart worden ist, ist Unterkunft und Heizung:

Beteiligung des Bundes an den Leistungen für Unterkunft und Heizung

4, 3 Milliarden in 2007, 3,4 Milliarden in 2010. Das sind immerhin Einsparungen von 900 Millionen – wären nochmal 15 Euro mehr für die Erwachsenen, 60 Euro mehr für die Kinder. Und das hätten die sich verdient: dafür frieren die und wohnen in schimmeligen Billigstbuden – die bald infolge der  Energiesanierung verschwinden werden. Dann kommen neue Probleme auf die „Outgesourcten“ zu.

Quelle: OffenerHaushalt

Ich höre mal jetzt auf, den Haushalt zu durchforsten. Es reicht auch. Was ich will sind 100 Euro mehr für jeden Erwachsenen und den Regelsatz der Erwachsenen auch für Kinder – einfach durch Umschichtung einzelner Haushaltsteile. Wäre finanzierbar. Kostet keinen Euro mehr.  Ich nehme mal an, wenn man den Bundeshaushalt weiter durchsucht, findet man genug Geld für ein Grundeinkommen ohne großartig theoretisch herumrechnen zu müssen, wo das Geld denn herkommen soll – es ist doch schon längst da.

Ach ja … den sieben Millionen Hartz-Abhängigen (Plus einem Millionenheer normaler Arbeitsloser) steht laut BA im letzten  Jahr eine unglaubliche Zahl an Stellen zur Verfügung:

darunter ungeförderte Stellen für “normale” sozialversicherungspflichtige Beschäftigungsverhältnisse: 272.766 -23,7 %.

Das Maximum an offenen Stellen gab es  im Jahr 2000 mit: 398.698 Stellen.

Quelle: BA Jahresbericht 2009

Das sind die Stellen, die wir für die Finanzierung unseres Sozialstaates brauchen und an deren Verlagerung nach China die Firmen  (nicht nur die großen Konzerne), die Chinesen und die Politiker jetzt so gut verdienen … und das sind nur die geschönten Daten.

Natürlich wollen wir uns auch mal einen Blick auf die Bezüge derjenigen gönnen, die jetzt als Abgeordnete die Verantwortung für diese Entwicklung tragen, gefunden bei Wikipedia:

1.1.2003–31.12.2007 7.009 (**) 3.503
1.1.2008–31.12.2008 7.339 (**) 3.782
1.1.2009– 7.668 (**) 3.868

Das waren 10512 Euro im Jahre 2007 und werden 2010 11536 Euro sein. 1024 Euro mehr, trotz Krise. Jeden Monat. Und die wollten sogar noch mehr:

Ein Vorstoß der Großen Koalition zur Angleichung der Abgeordnetenbezüge an die Bezüge der Bundesrichter zum Beginn des Jahres 2010 auf einen Betrag von 8.159 Euro führte Anfang Mai 2008 zu heftigen Diskussionen.[7]Die Fraktionsvorsitzenden von CDU/CSU und SPD stoppten daraufhin am 20. Mai 2008 das Vorhaben, da es „offensichtlich nicht vermittelbar“ war.[8]

Jetzt weiß man auch, warum aus diesem Bundestag nie wieder „Sozialpolitik“ kommen wird und dieses Land als Sozialstaat das Zeitliche gesegnet hat. Wetten, wir würden niemals eine Diätenerhöhung von 5 Euro erleben? Obwohl die Herren und Damen genauso wie Hartz IV-Abhängige nur vom  Steuerzahler leben? Sicher, sie haben oft ihren Beruf für die Politik geopfert – aber das geschah freiwillig. Die Hartz-Abhängigen haben ihren Arbeitsplatz für die Globalisierung und die Maximierung von Konzerngewinnen geopfert – allerdings unfreiwillig … und wurden als Dank dafür noch sozial geächtet.

Welche Leistungen haben die Abgeordneten erbracht? Vorraussichtlich 200000 Millionen zuviel ausgegeben. Eine stolze Leistung, die sich lohnen sollte. Was heißt das konkret? 200000 Millionen Euro Staatsvermögen in Privathände transferiert. 140000 Millionen alleine für die HRE, die vorraussichtlich nach einer Meldung des Handelsblattes noch mehr braucht – sie schwächelt im Rating.

Zum Abschluß noch ein Tiefschlag?

Regelsatzposten Bildung Erwachsene: 1,39 Euro im Monat

Bildung Kinder 0-6: 0,98 Euro

Bildung Kinder 7-14:  1,16 Eur

Bildung Kinder 15 – 18: 0,29 Euro)

Quelle: Handelsblatt

Ich habe heute pro Kind 25 Euro Klassenkasse überwiesen. Dafür müßte man dann … zwei Jahre sparen. Acht Jahre für ältere Kinder.

Aber die Bildung unserer Kinder ist wichtig, denn wir haben ja zuwenig von ihnen, es droht ein schrecklicher Fachkräftemangel. Für drei Jahre Abitur müßten Kinder von Hartz IV-abhängigen Eltern 24 Jahre für die Klassenkasse sparen.

Warum lese ich diese platten Lügen eigentlich noch? Ich muß Masochist sein.

Noch ein Tiefschlag?

Wenn der Westerwelle an einem Festtag in die Staatsoper geht, zahlt er 260 Euro für seinen Platz in der ersten Reihe … und erhält zusätzlich noch 186,10 Euro Subventionen – wie jeder in der ersten Reihe. Karten für den Bundespresseball kosten zwischen 350 und 590 Euro. (Da sieht man mal, was man als Journalist verdienen muß, damit man sich den Ball leisten kann). Für eine Karte Bundespresseball (gesponsert unter anderem von dem Finanzdienstleister AWD und Britisch American Tobacco) müßte also der Abiturient mit alleinerziehender Mutter … 87,5 Jahre sparen. Oder er spart halt am Essen, hungert und läuft barfuß in Lumpen durch die Gegend. Aber so kommt er auch nicht zum Ball.

Und nicht vergessen: immer schön lächeln!

Blogger, Journalisten, die ARTE-Diktatur und der Eifeltaliban.

Jetzt ist es ´raus: ich bin auch ein Taliban. ARTE hat mich entdeckt. Mich und 300000 andere Taliban, die in Deutschland als fünfte Macht eine Revolution anstreben.

Ja, das hat uns der Obama eingebracht: das Internet ist als fünfte Macht etabliert. Und das macht natürlich Angst. Vor allem der vierten Macht, die nach sechzig Jahren endlich zum ausführenden Organ von Wirtschaftsverbänden geworden ist … jedenfalls weitgehend. Waren es jetzt sechs oder vielleicht sogar sieben Familien, die Zeitungsvielfalt und die Meinungshoheit in Deutschland besitzen?

Auf jeden Fall sind es zwei Parteien, die überall ihre Finger drin haben … vor allem im Staatsfernsehen ARD, ZDF und den immer noch lebenden „Dritten“. Ist ja auch nicht alles schlecht, was die da bringen … nur ändert es nichts. Ganz viele tolle Berichte … und keinen interessierts. Gibt ja auch für jeden Bericht einen Gegenbericht, damit alles ausgewogen bleibt. Zu jedem Skandal eine Gegenlüge, das dreißig Jahre konsequent durchgehalten und niemand bewegt sich mehr von der Stelle.

Es war alles so fein eingerichtet. Man konnte sich so fein beim Bundespresseball mit abgestempelten Briefmarken versorgen, um den Verdacht an Korruption gar nicht erst aufkommen zu lassen, passende Dinge schreiben, um das nächste mal auch wieder eingeladen, eingestellt oder mit Aufträgen versorgt zu werden.

http://www.handelsblatt.com/politik/deutschland/bundespressekonferenz-briefmarken-fuer-das-wohlbefinden-der-journalisten;2530445

An Tagen wie dem jecken Rosenmontag rechnen Regierungs- und Ministeriumssprecher nicht unbedingt damit, von Journalisten gnadenlos befragt zu werden. Gestern allerdings nutzte die versammelte Hauptstadtpresse die Bundespressekonferenz, um detailliert nachzufragen, welches Ministerium gedenkt, wie viele zusätzliche Stellen zu schaffen. Mancher Sprecher geriet dabei ins Schwitzen.

Ja, in Zeiten der Krise brauchen die Ministerien erstmal 1000 neue Mitarbeiter (wir berichteten) … kein Wunder, das Westerwelle die Hartz-IV-Regelsätze senken will. Irgendwie muß er seine neuen Leute ja bezahlen. Großartige wundersame Veränderungen aufgrund der Berichterstattung wird es nur nicht geben, dafür sorgt schon das gute, freundliche, kameradschaftliche Klima auf der Bundespressekonferenz, und wer das brav mitmacht, der wird auch zum Bundespresseball eingeladen und darf mit Joschka Fischer tanzen oder sich als seine nächste Frau bewerben.

Da ist man als Journalist endlich mal Teil der Gesellschaft der Schönen, Reichen und Mächtigen. Sowas verpflichtet natürlich. Und man muß schon ganz schön strampeln, um sich dieser Verpflichtung als würdig zu erweisen. Erstmal muß man natürlich Mitglied des Privatvereins „Bundespressekonferenz“ werden. Dann darf man sowiewo erstmal auf den Ball:

http://www.bundespresseball.de/04_akkr.html

250 Journalisten … und erstmal natürlich die vom Verein „Bundespressekonferenz“. Und noch ein paar, die sich im Laufe des Jahres besonders ausgezeichnet haben. Finanziert wird diese Privatveranstaltung von:

http://www.bundespresseball.de/03_spon.html

AWD, British American Tobbaco, DHL, ENBW und anderen bekannten Freunden der Gesellschaft. Und es scheint auch viel Geld da zu fließen, wenn man sich anschaut, was die private Bundespressekonferenz für ein wunderbares Bauobjekt in Berlin erstellen konnte:

http://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Datei:Bundespressekonferenz_Gebauede_Berlin.jpg&filetimestamp=20070113175137

Das man sich hier irgendwelchen Geldgebern irgendwie verpflichtet hat, muß natürlich von vornherein ausgeschlossen werden. Sowas geschieht in Deutschland nicht. Auch nicht für eine Karte für den Bundespresseball…die immerhin ganz schön was kostet:

http://www.tagesspiegel.de/berlin/Stadtleben-Bundespresseball-Status-Quo;art125,2658067

Bevor Status Quo nachts um halb eins die Bühne betreten, dominiert ruhigere Musik: Traditionell eröffnet Bundespräsident Horst Köhler mit dem ersten Walzer den Abend. Der Ball findet bereits zum zehnten Mal in Berlin statt. 2800 Gäste werden erwartet, die Kosten für eine Sitzplatzkarte liegen bei knapp 600 Euro. Das diesjährige Motto: „Metropoly“. In Berlin gebe es Gold und Glamour ebenso wie Hasenheide und Hartz IV – „Berlin ist Metropoly“, sagte Gertler.

Erwartet werden unter anderem Peer Steinbrück, Klaus Wowereit, Brigitte Zypries, Michael Sommer und Renate Künast. Ob Angela Merkel dabei sein wird, ist noch unklar – man hoffe es, sagte Rick Parfitt. Sie sei schließlich „eine sehr attraktive Dame“.

Alles ist so schön eingerichtet, jeder Schreiberling hat eine Chance, zu den Bütteln der Supereichen aufsteigen zu dürfen … und dann kommen die Taliban und versauen alles, weil sie das Nachrichtengeschäft ganz umsonst betreiben. Das darf nicht sein … die gehören verboten:

http://plus7.arte.tv/de/1697660,CmC=3051924,scheduleId=3027926.html

Der Siegeszug des Internets und die explosionsartige Verbreitung von Online-Nachrichten stellt eine demokratische Revolution dar und schenkt den Menschen neue Freiheiten. Doch birgt das Internet gerade wegen seiner vielen Möglichkeiten auch Gefahren. Denn auf Tausenden von Webseiten und Blogs werden zahllose mehr oder weniger gut recherchierte Informationen, Gerede und Gerüchte verbreitet. In diesem allgemeinen Informationsdurcheinander erlangt die Meinung eines Ideologen oder Aktivisten nicht selten den gleichen Stellenwert wie die eines Experten, eines anerkannten Wissenschaftlers oder Forschers.

Da fühlt sich so ein kleiner Eifeltaliban aber gleich auf den Schlips getreten. Ich recherchiere meine Meinung recht gründlich … und ich pflege mir meine Meinung grundsätzlich unabhängig von Experten zu machen, da ich nie weiß, von wem die sich gerade bezahlen lasse.

Ich bin zu oft auf Medienlügen hereingefallen … und ohne das Versagen und die Korrumpierbarkeit der vierten Macht wäre die fünfte nie notwendig geworden.

Wir können mit unserer Zeit auch etwas Besseres anfangen, als eure Lügengespinste und verdeckten Regierungserklärungen aufzudecken. Aber: es geht nicht mehr anders. Wir hier draußen haben eine andere Wirklichkeit als die, die beim Bundespresseball der Bundespressekonferenz tanzen.

Und WIR sind DER SOUVERÄN. Wir dürfen uns unsere eigene Meinung bilden, auch wenn der Journaillienfilz sich da in seiner Existenz bedroht fühlt. Zurecht … denn er hat seine Existenzberechtigung schon längst verloren.

Wir haben auch keine Wissenschaftsdiktatur. Wir brauchen nicht jedem verrückten Experten kritiklos hinterher zu laufen. Immerhin … auch unter Experten gibt es Aktivisten und Ideologen. Merkt man jeden Tag, wenn man nur gründlich genug Zeitung liest.

Es ist schön zu sehen, das gewisse Kreise bei ARTE meinen, das Volk solle gefälligst als dumme blöckende Schafherde den Alphatierchen kritiklos hinterherlaufen und mit dieser Reportage rückt man einer ersehnten Einladung zum Bundespresseball, dem Ritterschlag der Bundespressekonferenz, sicher deutlich näher.

Die Eifeltaliban stehen jedoch nicht auf diesen Glamour. Wir mögen nicht feiern, wenn die Bürger leiden.
Wir haben noch … Mitgefühl kultiviert. Und was in diesem Land geschieht … und was dieses Land noch erwartet: der vergeht jedem anständigen Menschen das Lachen.

Und erst recht die Lust darauf, mit Westerwelle zu tanzen.

Und während die Journaille tanzt … etablieren sich die Taliban:

http://www.heise.de/tp/r4/artikel/19/19631/1.html

Die Blogger sind zum modischen Phänomen geworden. Tatsächlich haben sich viele Blogs etabliert und sieben sowie bewerten in einem mehr oder weniger spezifischen Kontext Neuigkeiten und Auffälligkeiten. Manche Informationen werden dadurch erst hoch gespült und schließlich auch von den größeren Medien aufgenommen, die mittlerweile selbst, um den Anschluss nicht zu verlieren, gelegentlich ihr Spektrum durch Blogs meist von Mitarbeitern erweitert haben. Dass Blogger politisch bedeutsam sind, wurde zuletzt im Präsidentschaftswahlkampf deutlich, was dazu führte, dass auch die Parteien Blogs anboten. Als symbolischen Erfolg kann man nun sehen, dass der erste unabhängige Blogger vom Weißen Haus zu den Pressekonferenzen zugelassen wurde.

Auch Gerichte können mitlerweile keine substantiellen Unterschiede mehr zwischen Bloggern und Journalisten erkennen:

http://www.jura.uni-saarland.de/news/newseintrag/?tx_ttnews%5Bpointer%5D=24&tx_ttnews%5Btt_news%5D=1184&tx_ttnews%5BbackPid%5D=71&cHash=c424359ab5

In der Blogger-Szene wird zur Zeit über ein Urteil des „Provincinal Court of New Brunswick“ diskutiert, das der kanadische Blogger Charles Le Blanc in seinem Weblog veröffentlicht hat. Le Blanc hatte einer Protestveranstaltung beigewohnt, um in seinem Weblog darüber zu berichten. Während den Journalisten von Presse und Fernsehen gestattet wurde, Aufnahmen von dem Polizeieinsatz während der Protestveranstaltung zu machen, wurde Le Blanc von Polizeikräften abgeführt. Le Blanc wandte sich gegen diese polizeiliche Maßnahme mit der Begründung, dass ihm als Blogger die gleichen Rechte wie Journalisten zustehen müssten. Das Gericht gab ihm nun Recht und stellte fest, dass er nichts anderes getan habe, als seiner Tätigkeit als Blogger nachzugehen („He was simply plying his trade“) und deshalb nicht von der Polizei in Gewahrsam genommen hätte werden dürfen.

Und in Wirklichkeit … wäre die Journaille ohne uns doch aufgeschmissen:

http://klauseck.typepad.com/prblogger/2008/01/journalisten.html

Laut Brodeu und MarketWire erhalten 75 Prozent der US-Journalisten ihre Ideen via Blogs. Viele sehen in Blogs eine gute Quelle der Inspiration, halten sich aber selbst mit Kommentaren zurück. Immerhin 70 Prozent nutzen Blogs regelmäßig als Lektüre. Fast jeder Dritte (30 Prozent) der Journalisten gab an, selbst ein Blog zu betreiben. 21 Prozent verbringen sogar mehr als eine Stunde am Tag mit dem Blog-Lesen.Grundlage der Studie (PDF) waren insgesamt 177 Reporter und Redakteure.

Also … laßt uns das Geschäft doch redlich teilen: Für uns das Denken und die Nachrichten, für Euch … der Tanz mit Westerwelle und Merkel und das Arschkriechen beim Anzeigenkunden.

Und wenn ihr mal wieder nichts Kritisches über eure Anzeigenkunden oder Ballpartner schreiben dürft … ein Wort genügt. Wir machen das schon. Ganz unentgeltlich als notwendiger Teil der Informationsbürgerwehr.

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