„Gott oder Google?“ In wortgewaltiger Weise eröffnet Wolf Reiser ein jüngstes Interview mit Gernot Brauer, dem Autor des Buchs „Die Bit-Revolution – Künstliche Intelligenz steuert uns alle in Wirtschaft, Politik und Gesellschaft“. Das Interview erschien auf Rubikon. Es ist begrüßenswert, dass alternative Medien auch Standpunkte vermitteln, in denen Alternativlosigkeit suggeriert wird (siehe auch Rubikon 2) – so bleiben wir als Leser stets wachsam, auch alternativen Medien gegenüber. Um was geht es also? Nun, um nichts weniger als um Sein oder Nichtsein – zumindest um das Sein, wie wir es bisher kannten. Denn hinter dem Horizont braut sich gerade ein Tsunami zusammen, der uns nach Ansicht des KI-Spezialisten Brauer zweifellos „überrollen“ wird.
„Der Wandel [die „digitale Transformation“] wird kommen. An uns liegt es jetzt, ihn ethisch verträglich zu gestalten.“ – Ja, dem ist wohl zuzustimmen. Nur leider werden wir dann, wenn wir Menschsein als das auffassen, als was es der interviewte Experte auffasst, da leider nicht viel ausrichten und dem Wandel weitgehend hilflos gegenüberstehen.
Brauer: „Folglich können wir auch uns selbst als Datenfaktum wahrnehmen. Insofern ist der Mensch eine Rechenaufgabe (…) Denken und Fühlen, also die Essenz unseres Menschseins in Computern auslagern lässt. Wenn dann ein Mensch stirbt, lebt sein Geist maschinell weiter.“
Auch wenn dies viele als fortschrittlich ansehen. Aber es ist, ohne zu werten, technizistisch-amerikanische Denkart und nicht genuin-europäisch-humanistische. Es steht natürlich jedem frei, daran zu glauben, dass in der jenseits des Atlantik liegenden, der Furche des Silicon Valley entsprungenen Denkweise die Zukunft liegt. Nicht wenige schließen sich heute dieser Meinung an. Und in der Wahl ist der Mensch auch vollkommen frei. Nur im Tragen der Folgewirkungen dieser Wahl dann leider ganz und gar nicht mehr. Und diese Folgewirkungen auf Ökologie und Mensch sind eigentlich bereits jetzt schon für jedermann sichtbar und spürbar, wir brauchen dazu eigentlich gar keine Zukunftsforscher und Experten aus Silicon Valley, die uns die immer mehr überhand nehmende Technisierung erklärbären.
Und bei aller unbestreitbaren Klugheit und Zahlenmächtigkeit von Gernot Brauer lebt in dem, was der Computer-/Kybernetikexperte sagt, leider auch eine ungeheure Naivität. Vor allem, dass der Mensch als eine Rechenaufgabe, die man „lösen“ könne, auffassbar sei bzw. als ein Zahlenbündel, das man in eine Maschine uploaden kann, ist m.E. ein folgenschwerer Irrtum. Wer den menschlichen Geist bzw. seine Bewegungen des Denkens, Empfindens und Willens auf ein digitales „Datenfaktum“ reduzieren möchte, der verkennt vollkommen das Wesen des Menschen, das eigentlich in aller großen Literatur und Kunst in überzeugender Weise zum Ausdruck kommt – oder besser gesagt: anklingt. Denn dingfest machen kann man den menschlichen Geist nie, er ist unwägbar, jenseits der binären, stromdurchflossenen Logik eines Computers und immer in kreativer, unberechenbarer Entwicklung begriffen – was ihn aus Sicht des von Brauer zitierten Softwareentwicklers Hardy Schloer auch gefährlich macht. Das Fazit Schloers, nachdem er sich im Selbststudium durch gleich fünf Wissenschaften (Mathematik, Physik, Philosophie, Soziologie, Sozialpsychologie) gearbeitet hat: „Kein Computer wird jemals so unberechenbar und gefährlich agieren wie Menschen. KI ist sicherer, berechenbarer und humaner, also verantwortlicher einsetzbar als jemals der Mensch.“
Um diese Gefährlichkeit zu heilen, hat der Deutsch-Amerikaner die revolutionäre Software Prisma Analytics programmiert, die laut Brauer „das Zeug hat, die Welt zu verändern … Sie scannt in ihrem Weltmodell alles, was Menschen erschreckt und erfreut, was sie befürchten und ersehnen, was sie wollen und tun. Sie errechnet in Millisekunden, was daraus folgt, was man also wann tun oder lassen sollte. Sie denkt für uns, schneller als wir selbst das vermögen.“
Prisma Software ist nicht der einzige Big Data Konzern, der an der lückenlosen Kartographie der menschlichen Lebenswelt bis in die Genomsequenzen hinein arbeitet. Alle machen inzwischen einen auf KI. Ohne dass es allzuvielen Bürgern bewusst ist, existieren längst kommerziell genutzte Datenbanken wie die des US Konzerns Acxioms, in denen wir praktisch alle – mit größter Wahrscheinlichkeit auch Sie, die Sie das hier lesen – aufgelistet sind, fein säuberlich eingeteilt nach unserer wirtschaftlichen Leistungsfähigkeit und monetären Potenz. Die unterste Kategorie der hier analysierten Menschen heißt lt. Acxiom übrigens „waste“, also Abfall oder Müll (siehe Süddeutsche). Was wird die grandiose Künstliche Intelligenz, wenn wir ihr einmal vollkommen die Schalthebel in die Hand geben, da wir uns nicht mehr die Mühsal des Selbst-Denkens und Selbst-Entscheidens auferlegen wollen, einmal mit den Menschen in dieser untersten Kategorie machen (siehe dazu erste, bereits überwältigende Ansätze in Chinas „Social Scoring“-Bürgerüberwachungs-/bestrafungssystem)? Ich will es mir ehrlich gesagt nicht ausmalen. Denn dazu müsste ich mich als Spaßverderber und Fortschrittsverweigerer unbeliebt machen, wo ich doch am Surfen auf der euphemistischen Technikwelle selbst voll Spaß habe und damit auch ein lukratives Einkommen beziehe. – Nein, das mit dem Entenzüchter, als der ich mich immer ausgebe, war natürlich nur Fake, in Wirklichkeit drehe ich selbst kräftig am Rad derjenigen Branche mit, die auch im o.a. Rubikon-Artikel besungen wird – als Automatisierungstechniker und Berater von global agierenden Konzernen, die nun auch in Sachen Big Data kräftig aufrüsten und sich der „digitalen Transformation“ anheimgeben.
Wir Techniker sehen die Sache rund um Digitalisierung und KI übrigens sehr viel nüchterner als die Journalisten und Politiker, die unsere Innovationen besingen. Die meisten von uns lassen sich in ihrem eigenen Haus so wenig Technik wie möglich installieren, da sie wissen, wieviel Schwierigkeiten und Wartungsaufwand sie bedeutet. Viele von uns schirmen auch ihre Hauselektronik, ihr WLAN und ihr DECT-Telefon ab (BMW macht das nach Absprache mit Strahlenschutzexperten und Fachleuten von Siemens übrigens konzernweit) – Nur Sie Otto Normalverbaucher dürfen das nicht. Wenn Sie sich dem verweigern und unsere Drahtlos-Gadgets nicht bedingungslos toll finden, dann … setzen Ihnen unsere Schergen von der Gwup-/Skeptikerbewegung (übrigens gesponsert vom „Forum Mobilkommunikation“, dem Zusammenschluss aller gewerblichen Mobilfunkbetreiber) einen Aluhut auf und führen Sie geteert und gefedert durchs digitale Dorf.
Wir Techniker lassen die Manufacturing Consent-Säue durchs Dorf treiben und ziehen unsere eigenen Schlüsse. In unserem privaten Bereich reduzieren wir die Technik, die wir selbst entwickeln, auf ein Minimum. In unseren eigenen vier Wänden leben wir gerne entspannt, um am nächsten Tag fit für den Job zu sein. Smart Home und Smart Living mit dauerstrahlender Drahtlostechnologie überlassen wir daher den naiven Konsumenten, die sich auf Parterrehöhe tummeln.
Ich weiß von Generaldirektoren namhafter LED-Hersteller, die in ihrem eigenen Heim niemals eine LED-Leuchte einbauen würden, da sie um die Schädlichkeit dieses elektronischen Lichtes wissen. Sie verwenden die gute altmodische Glüh- oder Halogenbirne, führen diese sogar auf ihren Reisen mit und schrauben sie im Hotelzimmer für die Dauer ihres Aufenthalts um. Für den gemeinen Kleinbürger: streng verboten. Die Direktoren und Manager meiden ihre eigenen Produkte aus guten Gründen. Ab einer gewissen Etagenhöhe kennt man die Forschungslage und möchte, dass die eigenen Kinder gesund aufwachsen. Sogar in Silicon Valley geben die Chefs bei Google, Apple, IBM & Co. ihre Kinder nicht in die Mühle der Frühdigitalisierung, sondern in die Waldorfschule, wo sie zumindest in den ersten Klassen ganz ohne Technikkrimskrams aufwachsen und ein gesundes Denk- und Handlungsvermögen entwickeln können. Sie sollen ja ebenfalls einmal Führungsrollen übernehmen, und wenn ihr Nervensystem dissoziiert ist, geht das nicht. Die Kinder so früh wie möglich an den Computer und ans WLAN anstöpseln: Das überlässt man wiederum dem Pöbel auf Parterrehöhe.
Wenn wir im Meetingraum oder in der Kantine beisammen sitzen, können wir uns nur wundern, wie gerade diejenigen Bürger und Politiker, die am allerwenigsten Ahnung von Technik haben, am lautesten nach dieser rufen und nun sogar nach der totalen Digitalisierung lechzen, während wir ihnen immer größere und raffiniertere Guillotinen zur Selbstkastration und zukünftigen Entmündigung liefern. Anfangs haben wir unter Kollegen darüber gewitzelt, inzwischen ist uns der Hype, der beinahe schon die Dimension einer neuen Religion angenommen hat, fast schon ein bisschen unheimlich. Aber so what, bei dieser Gelegenheit ein kleines Statement an die fortschrittsfreudigen, fernsehenden Spiegelbildbürger da draußen: Wir schaffen das. Mit links und lächelnd. Wenn Ihr es unbedingt wollt, dann werden wir liefern. Und das nicht zu knapp. Bitte nachher aber nicht rumheulen.
Lasst es mich einmal ganz offen sagen, so wie ich es als Techniker sehe (der aktuell selbst an mehreren Projekten zur Mensch-Maschine-Interaktion arbeitet): Der Mensch als analoges, vielschichtiges, mit Leben erfülltes Wesen ist in Wirklichkeit vollkommen inkompatibel zum Computer. Ein Mensch ist auch nicht multitasking-fähig. Bereits jetzt nehmen wir die Dinge viel zu oberflächlich wahr und verpassen dadurch das Wesentliche (was auch mit der Grund ist, warum sich immer mehr Menschen leer und depressiv fühlen). Wenn unsere Aufmerksamkeit jetzt noch mehr abgezogen bzw. auf mehrere „Tasks“ gesplittet werden soll, dann wird sich dieser Abwärtstrend noch weiter verschärfen. In den Entwicklungsabteilungen sind wir übrigens nicht so dumm, dass wir uns nicht bei Experten aus Medizin, Neurobiologie u.a. Gutachten über die Human- und Umweltverträglichkeit einholen. Das machen wir nicht aus Gründen des Vorsorgegedankens, sondern schlicht aus haftungsrechtlichen Gründen. Wir wollen ja nicht, dass uns aus unseren neuen Produkten und Technologien Schadenersatz- und Regressanspruche erwachsen, die den Profit mit selbigen übersteigen. Mir liegen umfangreiche Ordner mit Unterlagen vor, die mit „confidential“ beschriftet sind und in denen Erschütterndes über die Verträglichkeit neuer smarter Technologien für Mensch, Fauna und Flora dokumentiert ist. Ich könnte alleine über die gut dokumentierten Nebenwirkungen elektromagnetischer Felder, insb. gepulster Hochfrequenzstrahlung wie sie von Bluetooth- und Wifi-Geräten ausgeht, Bände erzählen.
Obwohl ich diesbezüglich zum Schweigen verpflichtet bin, kann ich sagen: Im Grunde steht da gar nicht viel anderes drin, als was diejenigen Forscher erzählen, die da in klassischer Manier des „Wargame-Memos“ am laufenden Band medial diffamiert und lächerlich gemacht werden. Was z.B. ein von der Südtäuschen Zeitung (laut neuestem Gerichtsbeschluss zu Unrecht) diffamierter Prof. Adlkofer über DNA-Strangbrüche und Zellmembranschädigungen durch Mobilfunkstrahlung erzählt, ist auch nach anderen, nicht veröffentlichten Studien, die mir vorliegen, 1:1 wahr. Nachdem uns aber von politischer bzw. ministerieller Seite signalisiert wurde, dass das alles kein Problem darstelle, da man dem technischen Fortschritt unbedingten Vorrang gebe und diesbezüglich keinesfalls im Wettlauf mit anderen Ländern zurückbleiben wolle, bleiben diese Sachverständigengutachten im Schrank. Auch die großen Rückversicherer wie Swiss Re wissen um diese Studien und haben daher alle Haftungsansprüche für zukünftige Schäden aus Mobilfunkstrahlung vertraglich ausgeschlossen. D.h., wenn der Schaden an Mensch und Umwelt einmal evident werden wird – und eigentlich ist er das nach gegebener Studienlage bereits jetzt (siehe z.B. die jüngste und bislang größte Studie des U.S. Department of Health and Human Services, welche “Clear evidence of tumors” konstatiert) – dann wird der Staat, also der Bürger mit seinen Steuergeldern selbst den Schaden tragen dürfen. Von konzernwirtschaftlicher Seite werden wir Techniker uns auf die heute herrschende, vom Umweltministerium getragene „streng wissenschaftliche“ Sicht berufen, wonach „nach derzeitigem Wissensstand unter Einhaltung der thermischen Grenzwerte keine Gefahr für den Menschen“ bestehe. Um uns Techies braucht sich also niemand Sorgen machen, wir sind fein raus. Sie: nicht. Aber jubeln Sie uns ruhig weiter zu für den strahlenden Fortschritt, den wir der Menschheit bescheren, wir lieben das.
Alleine wenn man die derzeitige Wissenslage um die gesundheitlichen Nebenwirkungen von gepulster Hochfrequenzstrahlung ernst nähme, müsste man den Ausbau von 5G umgehend stoppen (in Brüssel, wo unsere wertvollsten Köpfe sitzen, hat man das auch bereits getan). Nur würde man 5G stoppen, dann wird das nichts mit Gott KI. Dann fehlt diesem Gott der Thron, auf dem er in Zukunft Platz nehmen und in Echtzeit alles beherrschen will.
Diese Fakten kann man natürlich alle ausblenden, und glauben Sie mir: niemand würde das lieber als ich, denn dann könnte ich ungehemmt weiter meiner Arbeit am Fortschritt bzw. an der digitalen Transformation frönen. Leider kümmern sich elektromagnetische Kräfte ebensowenig um das, was wir wahrhaben wollen und was nicht wie Gravitationskräfte. Die wirken einfach gemäß ihrer Gesetzmäßigkeit. Ja, ich kann sie ausblenden, und wenn ich das mental nicht schaffe, dann kann ich ein Gläschen Schnaps oder eine Prise Weißes zu Hilfe nehmen, wie es nicht wenige meiner Kollegen tun, um der derzeitigen Geschwindigkeit des Fortschritts standhalten zu können. Dann ist mein Bewusstsein weg, aber die Naturgesetzmäßigkeiten sind immer noch da. Wenn ich in diesem High- (eigentlich: Low-)Zustand vom Balkon im 10. Stock ins Freie trete, weil ich gerade voll gut drauf bin und meine, ich werde jetzt wie Batman geradeaus weitersegeln, dann wird die Gravitation trotzdem weiterhin unbarmherzig ihr Werk verrichten und mich mit exakt 9,81 m/s2 Fallbeschleunigung nach unten ziehen (siehe Steve Cutts: In the fall).
Ach ja, über Gott oder Google bzw. Gott und die Welt wollten wir ja noch reden – ein Thema, über das ja derzeit in unseren Medien viel gelacht und gepoltert wird. Man will endlich Schluss machen mit allen Vorstellungen von Geist und Religion, wie sie die Menschheit bisher pflegte. Es braucht jetzt eine neue Religion und einen neuen Gott – einen Gott, der zwar allwissend und allmächtig, aber leider nicht allgütig ist … was ja auch schlecht fürs Geschäft wäre und die restlose Ausschlachtung der noch verbliebenen Umwelt- und Humanressourcen nach rein „evidenzbasierten“ Kriterien (siehe „Über Evidence Based Bullshit“) verhinderte. Um diesen Gott namens KI auf den Thron zu setzen und der digitalen Transformation den Weg zu ebnen, muss zuerst tabula rasa gemacht werden.
Dieser Job wird von einer ganz besonderen Garde bzw. Sturmstaffel erledigt: Denjenigen, die in den Medien gerade omnipräsent sind und auf den WCs unserer Talknudelshows rauf und runter gespült werden. Der Religionswissenschaftler Prof. Hubertus Mynarek nennt sie „die Neuen Atheisten“. In seinem empfehlenswerten Buch „Die Neuen Atheisten – Ihre Thesen auf dem Prüfstand“ (Verlag Die Blaue Eule, 2010) durchleuchtet er akribisch die Apologeten dieser Bewegung rund um Richard Dawkins, Daniel Dennett, Sam Harris, Christopher Hitchens, Michel Onfrey & Co. und führt die geradezu grotesken Widersprüche und Kurzschlüsse ihrer Denkweise vor Augen. Das Buch Mynareks ist m.E. genau das, was Wolf Reiser über das eigentlich nur mäßig interessante Buch des KI-Experten Gernot Brauer sagt: „ein echter Erkenntnisgewinn“ und Augenöffner. Gleichermaßen empfehlenswert von Mynarek: „Vom wahren Geist der Humanität – Die Giordano Bruno Stiftung in der Kritik“, Nibe Verlag, 2017). Wer diese Bücher liest, ist damit gefeit gegen die Propaganda desjenigen technokratischen Nihilismus, den man uns gerade quasi als Staatsreligion aufoktroyieren möchte. Er hat damit das notwendige Gegengift gegen die von Dostojewskij vorhergesagte und bereits rasant um sich greifende szientistische Pest zur Hand.
Wir haben jetzt noch verhältnismäßig leicht lachen, aber wer sich nicht vorbereitet und probates Gegengift in seinen Adern zirkulieren hat, der wird dann, wenn der szientistische Virus bzw. die Borgs (dazu unten gleich mehr) mit ihrer berüchtigten Ansage: „Sie werden jetzt assimiliert, Widerstand ist zwecklos!“ an ihn herantreten, in der Tat wenig entgegenzusetzen haben und der von Dostojewskij vorhergesagten Epidemie erliegen. Wir mögen also über diese Epidemie noch scherzen, aber wer ihr in Zukunft erliegen wird, der wird sehen: Es wird entgegen allen Verheißungen ein Siechtum werden, das alle bisher bekannten Leiden des Menschen übersteigt und in der vollkommenen inneren Vermorschung endet. Wer Mynareks Bücher liest, erfährt, dass die Chefideologen dieser neuen, KI-kompatiblen Staatsreligion eigentlich gar keinen Hehl daraus machen, dass sie den homo sapiens, den zu Weisheit fähigen Menschen, abschaffen wollen und stattdessen ein Bild des „homo demens“ entwerfen, dem laut Michael Schmidt-Salomon „tollsten Witz des Witz der Geschichte“, der „dümmer nimmer geht“, einem Artefakt im Urschlamm, der „in der tiefsten galaktischen Provinz“ ein Dasein der „kosmischen Bedeutungslosigkeit“ und ohne freiem Willen fristet. Das einzig Erstrebenswerte, das „wir aufrecht gehenden Deppen“ in dieser „Scheißgegend“ (Science Busters) tun könnten, wäre zufolge Schmidt-Salomon, uns zu „sanften , freundlichen … Affen zu entwickeln“, uns in ein besseres Verhältnis zu „Bruder Schimpanse und Schwester Bonobo“ zu bringen (Zit. aus „Die Giordano Bruno Stiftung in der Kritik“, H. Mynarek). Schmidt-Salomon ist uns da schon einen Schritt weit voraus: Er bezeichnet sich selbst als Trockennasen-Affen.
Viktor Frankl, Erich Fromm und viele andere Vertreter des echten Humanismus haben eindringlich vor einem solchen Reduktionismus des Menschen auf seine bloße Physis und ein Wegrationalisieren seines Geistes gewarnt. Gerade dieses Dingfestmachen des Geistes wünschen sich aber die vermeintlich fortschrittlichen Apologeten aus Silicon Valley.
Dann wird uns die Digitalisierungswelle allerdings nicht nur „überrollen“, wie das der KI-Experte Gernot Brauer in Wolf Reisers Interview sagt, sondern uns auch platt machen. An diesem Platthämmern in die Zweidimensionalität kann leider auch die brillante und von mir durchwegs bewunderte Wortkunst des Autors Wolf Reiser nichts ändern (ganz im Ernst, Reiser ist einer meiner Lieblingsautoren und jeder Satz von ihm ist an sich ein Lesegenuss), aber in seinem aktuellen Essay hat er sich von der Fortschrittseuphorie womöglich doch ein bisschen zu sehr beflügeln lassen. Aber sei’s drum, davor ist ja wirklich niemand von uns gefeit. Insbesondere angesichts der gerade auf vollen Touren laufenden medialen Offensive zur Propagierung einer Smart City Zukunft, die „unseren Planeten mit Supertechnologie global vernetzt, für jedermann kostenlos zugänglich, politisch-ideologisch völlig unabhängig … und unglaublich spannend“ machen werde (Brauer). Wem soll da nicht das Wasser im Mund zusammenlaufen und wer wird es schon wagen, hinter diesem strahlenden und gechippten Paradies womöglich Dantes Eishölle zu verorten? Nein, solche Ketzer und Fortschrittsverweigerer müsste man ja wirklich umgehend auf den digitalen Scheiterhaufen verbringen. Sie bringen uns sonst womöglich um das Gute und Gerne Leben, das uns immer versprochen wird und das nun endlich in Reichweite ist. Diese „Altlinken, Romantiker und Abermillionen sympathisch überforderter Zeitgenossen“ (der gute Wolf – ich liebe ihn wirklich, einfach köstlich, diese Eloquenz, mit der er ganze Millionenschaften in einem Schwupps abfrühstücken kann), die sich dieser strahlenden Zukunft in den Weg stellen, ja, sie werden in Zukunft wohl wirklich keinen leichten Stand haben. Sie werden sich womöglich sogar in Katakomben begeben müssen, um nicht gelyncht oder in fortschrittsfreundliche Umerziehungslager gesteckt zu werden. Aber kommt Zeit kommt Rat, und wie Hölderlin sagt: Wo Gefahr droht, wächst das Rettende auch. Also, kein Grund für Panik auf der Titanic. Noch ist nicht abgemacht, dass wir ein Planet der (Trockennasen-)Affen werden. Vielleicht entscheiden sich die Götter ja für einen kleinen Solar Max, und das war’s dann mit der ganzen mühsam aufgebauten Infrastruktur für den Affengott KI.
Wer mit echten Wissenschaftlern, und nicht mit in der dritten oder vierten Reihe stehenden Gwup-Szientisten redet, der hört übrigens ganz andere Töne: Meist trotz allen hochspezialiserten Wissens eine tiefe Bescheidenheit angesichts der Unauslotbarkeit unseres Dasein. Jeder Wissenschaftler, der etwas tiefer gedrungen ist, wird es zugeben: Was dieses Leben ist, das uns erfüllt, und wie es entstanden ist, kann die Naturwissenschaft nicht erklären. Und schon gar nicht, wie Bewusstsein entstehen konnte. Sogar Richard Dawkins, der wohl bekannteste und vehementeste Vertreter der Neuen Atheisten und quasi deren „Papst“, auf den sich alle anderen Franchise-Nehmer des Neuen Atheismus wie Schmidt-Salomon, Sharmer & Co. beziehen, räumt in seinem – von seinen Anhängern offenbar nicht gelesenen – Grundlagenwerk „Der Gotteswahn“ ein, dass die Entstehung des Universums eigentlich kaum denkbar sei, ohne dass man „ein bisschen deistische Mitwirkung bei den Anfangsbedingungen“ annähme. Er äußert sogar Worte, bei denen allen Mitgliedern der Gwup-/Psiram-/Skeptikerbewegung, die Dawkins wie eine Feldstandarte vor sich hertragen, augenblicklich das Blut in den Adern gefrieren würde: „Es könnte sogar ein übermenschlicher Gestalter sein!“ (ebd., S.219 – bitte nachlesen, liebe Skeptiker). Na Potzblitz! – wenn es da also womöglich schon einen Gott gibt, dann wäre die ganze nervenaufreibende Arbeit, einen neuen Gott zu erschaffen, womöglich unnütz.
Apropos Geist. Dieses unter den Neuen Atheisten neben „Moral“ wohl meistverhasste und –geschmähte Wort soll nach ihrer Intention dann ja bald aus dem Duden gestrichen werden. Momentan haben wir es aber noch, dieses Ärgernis des menschlichen Geistes, „dieses konfusen Einwohners“ (Jacques Lusseyran), der uns in die Katastrophe des Bewusstseins und damit einhergehender Fragen von Moral und Verantwortung gestürzt hat, aus der wir nun mittels KI wieder fliehen und zu virtuellen Affen werden wollen.
So inkompatibel dieser menschliche Geist ebenso wie der menschliche Organismus auch mit dem Computer sind, die Fortschrittsfreunde aus Silicon Valley haben durchaus recht mit ihrer Ansicht, dass es trotzdem möglich ist, Mensch und Maschine zu koppeln. Das ist technisch möglich bzw. wird angesichts der Milliardenetats an Forschungsgeldern, mit denen dies derzeit vorangetrieben wird, immer mehr möglich werden. Wenn wir diese Mensch-Maschine-Kopplung allerdings ohne Berücksichtigung des menschlichen Geistes vollziehen (ich weiß schon, den würden wir ja laut derzeit herrschender Lehre am liebsten eliminieren bzw. für nicht existent erklären), dann könnte sich in der Tat etwas Verheerendes vollziehen. Dann würde die Menschheit in Form mechatronisierter, kybernetisch vernetzter Körper zwar weiterexistieren, aber vollkommen entgegen dem naturgemäß vorgesehen Sinn – und dann tatsächlich unter Ausmerzung des menschlichen Geistes, denn dieser kann unter rein technischen Bedingungen nicht existieren, er verträgt Technik nur zu einem gewissen Grade. Der Mensch würde dann – wiederum ganz wertfrei gemeint – „unmenschlich“ werden. Da nützt es auch wenig, diese Unmenschlichkeit in euphemistischer Weise als übermenschlich zu bezeichnen. Eine neue Evolutionen sich selbst replizierender Maschinenintelligenzen würde beginnen, die man dann wie auch immer bezeichnen möchte, aber eben nicht mehr als (geistbegabte, also mit freiem Willen, Empathie und Liebesfähigkeit begabte) „Menschen“.
Der Mensch würde dann in Konsequenz wohl eher dem entsprechen, was uns die Star Trek-Autoren mit der Spezies der „Borgs“(*) bereits recht anschaulich vor Augen gerückt haben. Was die „Borgs“ sind? Das sagt uns „der Doktor“ in Raumschiff Voyager: „Die Borg, das sind die Miesepeter der Galaxie.“
Ob wir Miesepeter oder freie, liebesfähige Wesen werden wollen … – das steht nun wie gesagt ganz in unserem freien Willen. Beide Wege stehen uns offen.
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(*) Definition der Borg laut Memory-Alpha Wiki: „eine Zivilisation kybernetisch vernetzter Bioorganismen bzw. Cyborgs, welche die Assimilation von anderen wertvollen Wesen und Technologien in das Kollektiv anstreben, um höchstmögliche körperliche und technische Perfektion zu erreichen.“ – Anm.: Vergleiche dazu das Ziel der neu gegründeten Partei „Die Humanisten“ lt. ihrer eigenen Website, die neben Kernkraft und Gentechnik auch auf Transhumanismus setzt: „Wir ebnen den Weg zum Körper 2.0“
Die „Borgs“ verachten alles, was in irgendeiner Weise mit Menschlichkeit, Kultur, Empathie, Seele oder Kunst zu tun hat. Sie wollen es eliminieren, da diese Erscheinungen nur lästige, irrationale Hindernisse gegenüber ihrem Ideal einer großen, hocheffizienten Technikmaschinerie sind.
Captain Jean-Luc Picard findet in Folge 8 ebenfalls klare Worte, was die Borg sind: „Die Borg, unser tödlichster Feind (…)“ Wenn wir den Borgs zujubeln, als wenn sie unser bester Freund wären, so wie uns das eine hochprofessionelle Werbeindustrie gerade vermitteln will, nun ja, dann … wird das Aufwachen aus unserem euphorischen Techniktraum womöglich umso ernüchternder. Oder wie Prof. Konrad Paul Liessmann sagt: Und nach der Katastrophe wird es wieder einmal niemand gewesen sein. Liessmann:
„… Man kann sich des Eindrucks nicht erwehren, dass es manchen nicht schnell genug gehen kann, bis die jungen Menschen jede Form des Denkens, Fühlens und Handelns, die nicht von den Algorithmen der Internetkonzerne bestimmt ist, nicht nur verlernt, sondern erst gar nicht gelernt haben und dadurch in jeder Hinsicht von ihren Geräten abhängig werden: digitale Drogen, nun auch staatlich verordnet. Von der Seite der Pädagogen ist kaum Protest zu erwarten, wer möchte schon als technik- oder fortschrittsfeindlich gelten. Dass der vielbeschworene kritische Umgang mit den digitalen Medien eine Distanz zu diesen zur Voraussetzung hat, die sich aus Kenntnissen und Fähigkeiten speisen muss, die sich nicht der digitalisierten Welt verdanken, ist eine Einsicht, die ausgeblendet wird, obwohl gerade darin eine der zentralen Aufgaben von Schulen läge. Immerhin: Für das unmündige Leben in einer postdemokratischen Gesellschaft, deren digitalisierte Kommunikation zunehmend totalitäre Züge annimmt, werden diese jungen Menschen bestens vorbereitet sein. Und nach der Katastrophe wird es wieder einmal niemand gewesen sein.“ (Quelle: nzz)
siehe auch Teil 1:
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zum Weiterlesen:
Die Globalisierung und der Transhumanismus (Peter Frey)
Pig Business Monkey Events, Global Playboys und bezaubernde Jeannies – Auf dem Weg zur digitalen Transformation und zum Final Handshake (Nachrichtenspiegel)
Der Führer 4.0 – Er ist schon längst da. Und der Kampf um die Zukunft hat begonnen … (Nachrichtenspiegel)
Endzeit-Poesie 4.0: Unser „Ich“ – Staatsfeind Nr.1 (Nachrichtenspiegel)
Infiltrierter Borg, vormals „Homo sapiens“ / CC BY SA 3.0 by Marcin Wichary/Wikimedia Fotolink
Beim Lesen des letzten Artikels des Eifelphilosophen („Die Zombiefizierung der Gesellschaft“) haben wohl viele Leser kurz den Atem angehalten. Nicht wegen der erschreckenden Bestandsaufnahme der Realität – dieser ins Auge zu blicken sind wir ja schon durchaus gewohnt -, sondern auch angesichts seiner zwischen den Zeilen mitschwingenden Frage nach der Sinnhaftigkeit des Schreibens und der Ankündigung, dass seine Schreiberei womöglich nicht bis in alle Ewigkeit weitergehen wird.
Im Namen vieler treuer Leser und Fans des Nachrichtenspiegels sei an dieser Stelle daher ein offener Brief erlaubt – an denjenigen, der bisher mit über 2600 Artikeln unverdrossen gegen den Wahnsinn, den man uns heute zur Normalität erklären möchte, angekämpft hat.
Ja, dass es einigermaßen frustrierend ist, wenn nach fünf Jahren Nachrichtenspiegel, zig Millionen Klicks und zigtausenden Stunden Schreib- und Administrationsarbeit (übrigens: Hallo und Dank auch an den Regenbogenbieger – ohne ihn würde sich das Rad hier wohl auch nicht drehen) immer noch der Wahnsinn triumphiert und man beim morgendlichen Lesen der Tageszeitung ständig nur verheerende Niederlagen von den Fronten des Endkampfes um die Menschlichkeit entgegennehmen muss, das kann man nachvollziehen.
Und wenn man dann auch noch E-Mails von Trollen bzw. Orcs bekommt, die die Wahrheit gar nicht hören wollen, da sie diese schmerzt wie die Sonnenstrahlen jemanden, der jahrelang nur in einem dunklen Keller dahinvegetiert und in das trübe LED-Licht seines Smartphones geglotzt hat – dass man da manchmal am liebsten den Hut draufhauen möchte, wer könnte es einem verübeln? Auch darf man nicht unterschätzen, welche Anforderung an die geistige Verdauungstätigkeit es stellt, wenn jemand täglich die Moraste der Mainstream-Medien und der „Lügenpresse“ durchwatet und dort nach ein paar Perlen fischt, die zunehmend seltener werden.
Wie Nietzsche schon festgestellt hat, muss der, der in einen dunklen Brunnen blickt, aufpassen, dass er nicht selbst hineinfällt. Und wenn man die fast schon bewundernswerte Raffinesse ansieht, mit der Meinung heute gemacht wird und wie eine ganze Generation grausam verarscht, um alle ihre Zukunft betrogen wird, wie dieser Generation durch Schule, Uni und Medien ein menschenverachtendes, technokratisch-szientistisches Weltbild aufgeprägt wird, dann kann es leicht sein, dass man zwischenzeitlich kurz die Fassung verliert und selbst Gefahr läuft, in den Schacht des (ausgetrockneten) Brunnens hinabgezogen zu werden.
Wie z.B. Noam Chomsky und Fabian Scheidler bereits herausgearbeitet haben, wird Meinung heute höchst professionell „gemacht“ und in Form eines selbstkontrollierenden Automatismus etabliert. Ist Meinung erst einmal gemacht, dann können sich die Meinungsmacher getrost zurücklehnen und sogar demokratisch abstimmen lassen.
Die Presse als ehemalige vierte Säule der Demokratie ist dabei nur noch rückgratloser Handlanger in diesem Spiel des „manufacturing consent“.
„Der Clou dabei ist: Wenn die Presse einfach der Logik des Marktes ausgeliefert wird, dann braucht es kaum noch offizielle Zensur, um das Spektrum der öffentlichen Diskussion auf systemkompatible Positionen einzuengen. Die Eigentümerstruktur, die Abhängigkeit von Anzeigen, die Auswahl der Quellen und der vorauseilende Gehorsam gegenüber mächtigen Interessengruppen filtern unbequeme, nicht systemkonforme Positionen effektiv heraus.“ (aus: F. Scheidler, Das Ende der Mega-Maschine)
Daher braucht es in Wissenschaft und Politik in Zukunft gar keine Schmiergeldzahlungen und dergleichen mehr. Indem den Nachwuchskräften schon von klein auf ein rein technokratisch-kommerziell-szientistisches Welt- und Menschenbild eingeprägt wird, dann werden sie automatisch willfährige Exekutoren des alternativlosen Wahn-Sinns sein. Und uns immer tiefer in den Abgrund führen, obwohl jeder gesunde Menschenverstand an sich sagt, dass wir da unten definitiv zugrunde gehen werden.
Aber mit der Logik des in den Deckmantel der „Wissenschaftlichkeit“ gekleideten Sachzwang-Nihilismus lässt sich alles, wirklich ausnahmslos alles argumentieren, von der Ausmerzung allen Privatlebens durch Bürgerüberwachung bis hin zur automatisierten Ausmerzung „unwerten“ Lebens mittels Drohnen.
Aus „streng wissenschaftlicher“ Sicht kann unwiderlegbar nachgewiesen werden, dass Schuhpasta den gleichen Lichtabsorptionskoeffizienten besitzt wie schwarzer Kaviar. Genauso weisen die Wissenschaftler evident nach, dass in Bio-Lebensmitteln auch nichts anderes drin ist als in pestizidgespritzten und genmanipulierten Lebensmitteln. Und egal ob Meere mit Erdöl verseucht werden, die Erde gefrackt oder Kernkraftwerke in die Luft fliegen. Was man von den akkreditierten Wissenschaftlern bei solchen Anlässen, die uns an sich zum Aufwachen aus unserer naiven Fortschrittsgläubigkeit bringen sollten, jedesmal zu hören bekommt, ist der bekannte Stehsatz: „Es besteht keine Gefahr für den Menschen.“
Das ist auf den Kern reduziert auch die wesentlichste Aufgabe des akkreditierten Wissenschaftlers: Dafür zu sorgen, dass neue, profitable Technologien und Geschäftsmodelle ungehemmt expandieren können. Vergiftung von Luft, Wasser, Erde, Fracking, Nuklearverseuchung, irreversible Verhunzung des Erbguts („Gentechnik“), irreversible Verhunzung der Materiestruktur zu z.T. asbestartiger, kanzerogener Reizstruktur („Nanotechnologie“), Verschmelzung des Menschen mit Computerprozessoren, täglich fünf Stunden Inhalation astreinen Wahnsinns („Medienkonsum“) schon für Kleinkinder, denen angesichts des Tarantino‘schen medialen Gemetzels nur dank Schnuller nicht der Mund offen bleibt – alles kein Problem!
Was sollte ein „Wissenschaftler“, ein Doktor der Physik oder Chemie, ein MSc der Nuklearforschung, ein Mag. der Pädagogik oder ein Dippl. der Biotechnologie sonst sagen? Etwa die abgründige Gefahr, die unsere Umwelt und Lebenssysteme mit irreversibler Zerstörung bedroht, anprangern? Dann wäre er bereits morgen seinen Job los, sein wirtschaftskooperativ drittmittelfinanziertes Universitätsinstitut erhielte keine Mittel mehr von seinen Geldgebern aus der „freien Wirtschaft“ und außerdem hätte er eine Klage wegen Geschäftsschädigung im Postkasten. Wie soll er dann seinen Studienkredit und die 2.500.- Euro monatliche Kreditrate zurückzahlen, die er für die Errichtung seines borgkubusförmigen Einfamilienhäuschens samt standesgemäßem SUV vorm Gartenzaun von der Bank aufgenommen hat?
Welcher Mensch, der szientistisch erzogen wurde, ist schon so dumm bzw. so intelligent wie Edward Snowden, der einen gutbezahlten Job hat, in dem er ein leistungsfreies oder zumindest leistungsträges Einkommen bezieht und dann seine kleinbürgerliche Existenz opfert, um einen drohenden Überwachungs-SuperGAU zu verhindern?
Selbst wenn der Akademiker unterbewusst weiß, dass er auf dieser Welt eigentlich in eine andere Richtung arbeiten sollte und der Preis für die widersinnige Hamsterradtätigkeit in der Wirtschaftskratzlei, für die er sich verdingt, über kurz oder lang in die Erschöpfungsdepression (Burnout) führt und ihm obendrauf im Jenseits Dantes Eishölle blüht, weil er durch seine Profitgier unzählige Menschen auf der anderen Seite des Globus in Elend und Tod gestürzt hat und hingegen das, was die griechischen Stoiker als das „Notwendige“ bezeichnet haben, nicht getan hat.
Aus „wissenschaftlicher Sicht“ lässt sich eben alles stringent argumentieren und kann der Mensch in eine Richtung getrieben werden, wozu keine, wirklich keine Ideologie und Philosophie in der Lage wäre. Der Szientismus ist also das Mittel der Wahl, mit dem heute auf allen Ebenen, ökologisch, ökonomisch, sozial, technisch und allgemeinmenschlich der reine Wahnsinn auf Schiene gebracht und alles der restlosen Verwertung unterworfen werden kann.
Denn das Geheimnis des heute herrschenden Szientismus ist es ja, dass er geradewegs die vollkommene Abwesenheit jedweder Ideologie, Humanität, Moral und damit jedweden Geistes darstellt, also in philosophisch-existenzieller Hinsicht ein Vakuum bzw. ein schwarzes Loch ist. In dieses schrankenlose Vakuum können nun alle bösen Geister aus der Büchse der Pandora einziehen, ohne dass jemand auf die Idee kommt, sie zu verscheuchen. Denn das wäre ja fortschrittsfeindlich und ketzerisch. Sodass wir also heute das Paradox vor uns haben, dass unsere scheinbare akademische „Aufklärung“ und intellektuelle Brillanz auf allen Ebenen zu den denkbar ignorantesten, unerträglichsten und zerstörerischsten Zuständen führt.
Mit einem Wort: der Szientismus ist die perfekte Religion des Neoliberalismus und das genuine Mittel zur ökonomischen Verwertung von Mensch und Umwelt. An dem jedes Argument der Menschlichkeit und Moral abprallt wie eine Entenfeder an einem Stahlharnisch. Eine bessere Rüstung als den Szientismus kann sich der Neoliberalismus gar nicht zulegen. Wobei wir uns bei Gelegenheit vielleicht einmal ein anderes Wort für „Neoliberalismus“ überlegen sollten. Denn Neoliberalismus, das klingt ja richtig smart und fortschrittlich. Viel eher würde da ein Substantiv aus dem Jargon des Eifelphilosophen passen, z.B. Neokannibalismus, Mammon-Technokratie oder eben Zombiefikation – mag unpopulär klingen, aber träfe den Nagel auf den Kopf. Um beim Wort „Zombie“ zu bleiben: Was ist eigentlich ein Zombie? – Nun, nichts anderes als das, was eben übrig bleibt, wenn der Geist des Menschen ausgezogen ist: ein verwesender Kadaver ohne Menschlichkeit, nur noch getrieben von einem dunklen Sachzwang.
Über diese Zombiefikation und ihr ungehemmtes Metastasieren in Politik, Wissenschaft, Wirtschaft und Medien – über die man sich bei nüchterner Betrachtung eigentlich nur noch die Haare raufen kann, wie soll man da nicht trübsinnig werden? Der man mit Intellektualität nicht beikommen kann, sondern deren Lanze geradewegs die Intellektualität ist. Also wer darüber 2600 Artikel schreiben kann und dabei bei aller Tragik trotzdem Humor und Frohmut durchblitzen lässt, vor dem darf man angesichts des fünfjährigen Jubiläums schon mal kurz den Hut ziehen.
Zu diesem Anlass 3 Gründe, warum du nicht aufgeben darfst:
1.) Würden wir das, was wir tun, in quantitativen Kategorien messen, dann müssten wir in der Tat verzweifeln. Denn zehn Millionen Klicks in fünf Jahren ist schon nett. Aber was ist das zahlenmäßig gegen die Milliarden geistloser (zombifizierter) Mainstream-Artikel, die täglich in die Köpfe der Menschen gefüllt werden? – Wenn man hingegen nach dem homöopathischen Prinzip arbeitet, dann weiß man, dass auch kleinste Mengen einer Substanz oft ungeahnte Wirkungen auf den Gesamtorganismus haben und ihn von quälenden Leiden befreien können.
Und wer weiß, wieviele Menschen durch Lesen der Artikel hier gegen den zur Normalität erklärten Wahnsinn immunisiert wurden? Genauso, wie es eine womöglich erschreckende Anzahl an Impf-/Pharmaopfern gibt, so gibt es womöglich eine erstaunliche Anzahl an Menschen, die sich hier eine geistige „Schluckimpfung“ geholt haben, mit der sie dem Wahnsinn, der sie im Alltag angrinst, die Stirn bieten können. Der Wahnsinn klopft zwar täglich bei ihnen an, kostet auch durchaus Kraft und frustriert – aber er muss in den Außenschichten des individuellen Dasein bleiben, der Zugang zum humanen Kern des Menschen ist ihm verwehrt. Während der Wahnsinn bei Menschen, die der Vermassung erliegen, täglich die Gurgel runtergluckert wie das abendliche Dosenbier bei einem Fernsehsportler.
Viele Menschen haben heute das Gefühl, nicht normal zu sein, da sie sich mit dem zur Normalität erklärten Wahnsinn nicht mehr einverstanden erklären können. Nach dem Lesen deiner Artikel hier wird dieses verdrehte Bild vielfach wieder zurechtgerückt und man kann als Mensch wieder Selbstvertrauen schöpfen. Der Zweifel wird an den richtigen Ort gerückt: weg von sich selbst, hin zu den herrschenden Denk- und Handlungsweisen unserer Gesellschaft (ich habe jetzt bewusst nicht gesagt: hin zur herrschenden Politik und Wirtschaft, denn die Politiker und die Wirtschaft sind nur ein Produkt der herrschenden, unbewusst akzeptierten Denkweise).
Wären wir in dieser Hinsicht ganz bei Trost, dann würde es uns nicht im Traum einfallen, das höchste Regierungsamt einer Physikerin in die Hände zu geben, die schon in der DDR kein Problem damit hatte, sich schmiegsam in ein Repressionssystem einzufügen, ohne anzuecken und dort „wissenschaftliche“ Karriere zu machen. Oder einem beinharten Industrieoptimierer und VW-Manager die Sozial- und Arbeitsgesetzgebung. Ebenso befinden sich auch alle anderen Ressorts wie Pädagogik, Umwelt, Gesundheit etc. in der Hand stahlhart tickender Szientisten. Und die können natürlich keine andere Realität herbeiführen als sie selbst kennen: eine mechanische.
Es ist also zuallererst die Realität im Kopf des Menschen, die zu ändern ist. Die Medizin, um da wieder zu gesunden, ist manchmal bitter. Ebenso wie die Artikel im Nachrichtenspiegel. Aber sie wirkt.
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2.) Dass wir, wie du in deinem letzten Artikel beklagst, nicht ins Handeln kommen, obwohl wir doch bereits so viel verstehen, ist natürlich schlimm, zumal uns momentan die Zeit davonläuft und die Zustände bereits zu eskalieren beginnen.
Trotzdem darf man darauf vertrauen, dass wir auch dann, wenn wir äußerlich nicht handeln, immer eine Wirkung auf andere / auf die Umwelt haben – einfach durch die spezifische Qualität und Atmosphäre, die wir ausstrahlen. Und diese hängt maßgeblich von den Gedanken und Empfindungen ab, die ein Mensch in sich trägt.
Jeder kennt das Erlebnis: Genauso wie einem eine Begegnung mit einem unwirschen Menschen den ganzen Tag vermiesen kann, so kann einem auch eine nur wenige Sekunden dauernde Begegnung oder Beobachtung eines Menschen, der eine besondere Freundlichkeit, Ruhe, Aufrichtigkeit oder sonstige Qualität ausstrahlt, oft bis am Abend in Erinnerung bleiben.
Joseph Beuys hat das „soziale Plastik“ genannt (plastik kommt von „formen“, unsere Gesellschaft ist von jedem einzelnen in nicht zu unterschätzendem Maße formbar, egal ob er Manager oder „arbeitslos“ ist; in humaner Hinsicht ist man nie arbeitslos, man wirkt immer): Egal ob im Alltag, im Büro oder wenn man in einer Schlange an der Supermarktkasse stehe – man könne durch die Art, WIE (mit welcher Gesinnung) man dort stehe, alle umgebenden Menschen nachhaltig beeinflussen und dadurch Gesellschaft ganz real ändern.
Es wird vielfach erzählt, dass Menschen sogar den Gedanken an einen Suizid wieder verworfen haben, nachdem ihnen auf der Straße ein Mensch entgegengekommen ist, der etwas Aufrechtes und Hoffnungsvolles ausgestrahlt hat.
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3.) Und als letzten Grund den gewichtigsten: Ganz einfach, weil es momentan ums Ganze geht.
Wenn sich der oben beschrieben Teufelskreis aus Wissenschaft/Szientismus, Meinungsmache, Technikwahn und die erbarmungslose Verwertungslogik von Politik und Wirtschaft einfach linear fortsetzen, dann ist bald Sendeschluss. Nicht nur für den Nachrichtenspiegel, sondern für die gesamte Spezies des homo sapiens überhaupt.
Jeder, der 1+1 zusammenzählen kann, weiß, was dann zur Realität wird: eine vollkommen durchtechnisierte, entseelte und bürgerüberwachte Kommerzgesellschaft, in der alle menschliche Würde und Moral ausgemerzt sind. Im Vergleich zu dem irreversiblen Umbau und der Vernichtung an Mensch und Umwelt, die dann stattfindet, wird uns sogar die NS-Schreckensherrschaft als regelrecht sozialromantische Zeit erscheinen. Mit den Worten von SPD-Bundestagsabgeordneten Hermann Scheer: „Wenn wir es nicht schaffen, wieder die Würde des Menschen in den Mittelpunkt zu stellen, dann beginnt ein neues Zeitalter der Barbarei.“
Würde kann man dem Menschen freilich nur zuschreiben, wenn man ihn als individuelle Personalität anerkennt und nicht nur als geistlosen Topfenklumpen. Denn was gibt es an einem Menschen ohne Geist, in einer Welt ohne Geist, schon großartig zu respektieren? Man wird ihn behandeln und ausschlachten wie ein Stück Vieh. Und wenn es nicht mehr nützlich ist, hat es eben ausgedient und endet als Katzenfutter in der Dose. Wozu altes, krankes und minderleistendes Vieh durchfüttern, wo doch der Sinn des menschlichen Daseins nicht mehr die von allen Hochkulturen und Philosophien konstatierte ethische (geistig-seelische) Entwicklung ist, sondern laut herrschender (szientistischer) Staatsdoktrin nur noch die kommerziell verwertbare Leistungsfähigkeit als Daseinsberechtigung anerkannt wird?
Die Voraussetzungen zur restlosen Verwertung der Humanressourcen werden ja bereits geschaffen, indem alle mühevoll über die Jahrhunderte errungenen Grundrechte, die den Menschen in seiner Würde und in seinem Privatleben vor Willkür und Ausschlachtung schützen, nun der Reihe nach niedergerissen werden.
Wenn wir fortfahren, die geistige Würde des Menschen weiterhin mit Füßen zu treten und nur dem technokratischen Szientismus huldigen, dann wird sich – und das schon in relativ naher Zukunft, exakt das verwirklichen, was die Star Trek Autoren in absolut visionärer Weise mit der Spezies der „Borgs“ skizziert haben: Die technische Infiltration und Robotisierung des Menschen. Bio-, Gen- und Nanotechnologie werden es in absehbarer Zeit ermöglichen, Mensch und Prozessor miteinander zu verschmelzen und damit den Menschen zu mechanisieren.
Die Forschungen dazu laufen bereits auf Hochtouren und erhalten Milliardenetats von staatlichen Seiten, um das Ziel der künstlichen Intelligenz und der Robotisierung des Menschen zu erreichen. Auch diverse Milliardäre und Oligarchen sponsern das Unterfangen der Mensch-Maschine Kopplung mit Unsummen, in der Hoffnung, sich als biotechnologisch mechanisierte Zombies das ewige Leben zu sichern. Diese Verschmelzung von Mensch und Maschine nennen die Wissenschaftler „Singularität“ oder „Transhumanismus“, einer ihrer Vordenker ist Ray Kurzweil (zur inzwischen millionenstarken Anhängerschaft und Werberührern, die sich von Ray Kurzweil das ewige mechatronische Leben versprechen, gehört übrigens auch der ehemalige Captain Kirk-Darsteller William Shatner. In einem Interview erklärt er plausibel, warum er Kurzweil folgt: „Yeah, I don’t wanna die, I like to live. That’s the reason why I join the work of Ray.”)
Und der Hohepriester des Szientismus persönlich, seines Zeichens Erfinder, Director of Engineering bei Google und Träger von 19 Ehrendoktortiteln:
„Die Singularität ist eine Zukunft, in der das Tempo des technologischen Wandels so schnell und weitreichend voranschreitet, dass die menschliche Existenz auf diesem Planeten irreversibel verändert wird. Wir werden die Macht unserer Gehirne, all die Kenntnisse, Fähigkeiten und persönlichen Merkmale, die uns zu Menschen machen, mit unserer Computer-Macht kombinieren, um auf eine Art zu denken, zu kommunizieren und zu erschaffen, wie wir uns heute noch nicht vorstellen können.
Diese Verschmelzung von Mensch und Maschine, mit der plötzlichen Explosion der Maschinen-Intelligenz wird, im Verbund mit rasend schneller Innovation in den Bereichen der Gen-Forschung sowie der Nanotechnologie, zu einer Welt führen, wo es keine Unterscheidung mehr zwischen dem biologischen und dem mechanischen Leben oder zwischen physischer und virtueller Realität gibt.“ (Ray Kurzweil)
Auch der renommierte Soziologe Hartmut Rosa meint, dass es keinen Grund gäbe anzunehmen, dass Menschen von der bald ins Haus stehenden Möglichkeit, ihre Leistungsfähigkeit durch die Kopplung ihres Nervensystems mit Computern und Nanobots zu steigern, NICHT Gebrauch machen würden.
Wem das wie Science Fiction vorkommt, der hat leider keine Ahnung vom aktuellen Stand der Technik. Vielleicht gibt’s dazu mal einen eigenen Artikel, hier nur soviel: Da ich selbst an vorderer Front der technischen Entwicklung tätig bin, kann ich sagen: Wenn das, was momentan im Backrohr der Nanotechnolgie und Kybernetik steckt, einmal ausgebacken ist, dann ist die Welt, wie wir sie kennen, Geschichte. Und zwar irreversibel. Und das Zeitfenster, um das zu verhindern, ist bereits ein relativ knappes. Derzeit gibt es allerdings keine ernsthaften Bemühungen, die Robotisierung des Menschen zu verhindern.
Was mich verwundert ist, dass wir über alle möglichen Krisenszenarien diskutieren (CO2/Klimakollaps, Umweltvergiftung, Nuklearunfälle, Pandemien, Terrorstaaten, Arbeitslosigkeit etc.), aber dass die bereits offenkundigen Möglichkeiten zur Robotisierung von Mensch und Umwelt praktisch nicht diskutiert werden, obwohl die exponentiell anschwellende Innovationswelle kurz davor ist, uns in Form eines technologischen SuperGAUs zu überrollen. Der Mensch schafft sich dabei selbst ab. Siehe auch die ARTE Doku „Welt ohne Menschen“.
Die Endstation des Gleises, auf dem wir momentan rollen, heißt also „Borg“ (siehe Wiki-Eintrag). Den „Borgs“ ist alles, was irgendwie mit Menschlichkeit, Kultur, Empathie, Seele oder Kunst zu tun hat, verhasst. Sie wollen es eliminieren, da diese Dinge nur lästige, irrationale Hindernisse gegenüber ihrem Ideal einer großen, hocheffizienten Technikmaschinerie sind. Der Hass auf die vorgenannten – eigentlich spezifisch menschlichen – Dinge, ist heute bereits unübersehbar. Er wird sich noch weiter steigern.
Denn je mehr wir uns der Technokratie und Robotisierung verschreiben, umso größer wird die Angst vor der eigentlich menschlichen Realität bzw. seinem Geist und dem Sinn des Daseins. Also wird die Losung lauten: Ausmerzen dieses lästigen menschlichen Potenzials, es reicht, wenn man eine neue, mechanistische Evolution sich selbst reproduzierender Nanobots und Cyber-Intelligenzen etabliert.
Die eigentliche Evolution der Menschheit bzw. das, was wir hätten werden können, ist dann gescheitert. Der menschliche Geist ist eliminiert, die reine Mechatronik bestimmt das Dasein und wird eine neue, sich selbst replizierende Maschinenwelt begründen.
Die erste, heute schon bedrohlich vorangeschrittene Vorstufe zur Eliminierung des menschlichen Geistes ist der vom Eifelphilosophen treffend angesprochene Verlust der Unterscheidungs- und selbständigen Denkfähigkeit. Wohin man auch blickt, alles wird auf den Kopf gestellt: Wahnsinn gilt als Sinn, Rückschritt als Fortschritt, Gutes als Böses, Krankes als Gesund und vice versa. Die von George Orwell eigentlich als Satire gemeinten Parolen „Krieg ist Frieden“, „Freiheit ist Sklaverei“ und „Unwissenheit ist Stärke“ sind tatsächlich führende Dogmen unserer Gesellschaft geworden.
Bisheriges politisches und gesellschaftliches Versagen hat in der Geschichte zu durchaus tragischen Katastrophen geführt, 30jährigen Kriegen, Partherkriegen, Hussitenkriegen, Türkenkriegen etc. Der Fortbestand der Menschheit war dadurch bei aller Tragik trotzdem nicht gefährdet. Während es angesichts der technologischen Möglichkeiten heute erstmals möglich ist, die menschliche Evolution wirklich zu beenden bzw. in besagte „Borg“-Realität einmünden zu lassen.
Aus diesem Grund müssen wir allen philosophischen „Most“, den wir im Keller haben, nach oben holen. Das Ausschenken dieses Apfelmosts wird uns vor dem grassierenden Wahn-Sinn schützen und wieder zur Besinnung bringen. – Und wir haben sehr guten Most im Keller. Die ganze Geschichte des mitteleuropäischen Abendlandes ist voll von großartigen Mostbrauern. Die uns nicht nur eindringlich vor dem Wahn-Sinn gewarnt haben, der momentan auf uns zurollt, sondern die uns auch jede Menge Potenzial und Geistesgut gegeben haben, auf dem wir eine menschengerechte, lebenswerte Gesellschaft aufbauen können.
Schon vergessen ? Wir sind doch das „Volk der Dichter und Denker“ und keine „Borgs“.
Aus diesem Grund: Mach weiter, lieber Eifelphilosoph, gibt nicht auf, Most aus dem Keller zu holen. Der Durst danach ist groß. Denn immer mehr Menschen wachen aus der Unterhaltungsnarkose auf und ahnen, dass es eigentlich scheisse ist, samt Familie zu „Borgs“ umgebaut zu werden.