Donnerstag, 6.6.2013. Eifel. Kennen Sie das? So Tage, an denen Sie auf den Bildschirm schauen und glauben, dass es besser wäre, Sie würden sich freiwillig in die Psychiatrie einweisen lassen? Hätte ich nicht diverse Praktika in geschlossenen Abteilungen psychiatrischer Anstalten (mit Kittel und Schlüssel – man hatte mir ärtzlicherseits dringend nahe gelegt, dies immer mit zu erwähnen … Kittel allein reicht wohl nicht) hinter mir, würde ich auch auf so eine Idee kommen. So jedoch bleibt mir auch dieser letzte Fluchtpunkt verwehrt. Vor fünf Tagen wurde eine Demonstration in Frankfurt durch Dummheit, Ignoranz oder pure Boshaftigkeit aufgehalten, die gegen die europäische Finanzpolitik und den Bankenrettungswahn gerichtet war.
Und heute?
Lese ich dies im Wall Street Journal:
Der Internationale Währungsfonds gesteht bei der finanziellen Rettung Griechenlands Fehler ein. Der IWF kreidet sich in einem streng vertraulichen Bericht, in den das Wall Street Journal Einblick hatte, zwei große Schnitzer an. Die Washingtoner Experten bereuen mittlerweile die rigiden Sparvorgaben und ihre enormen wirtschaftlichen Folgen für die Wirtschaft des südeuropäischen Eurolands.
Tja, da bereuen sie, diese „Experten“. Ich sehe sie förmlich vor mir, wie sie auf Knien vor dem Altar herumrutschen und aufgelöst voller Tränen um Verzeihung bitten …. nein, eigentlich sehe ich sie mit einem Glas Champagner in der Hand und einem Stellenangebot von Goldman Sachs in der Tasche.
Schauen wir noch einmal kurz ins Handelsblatt:
Griechenland war das erste Mitglied der Eurozone, das in der Schuldenkrise Hilfen der internationalen Gemeinschaft erhielt. Im ersten Programm hatte Athen Notkredite in Höhe von 110 Milliarden Euro enthalten. Doch schnell zeigte sich, dass das nicht reichte: Im November 2012 wurde ein zweites Hilfspaket geschnürt, mit zusätzlichen Kredite von 165 Milliarden Euro.
Wo sind eigentlich diese 275 Milliarden Dollar? Das sind 275 000 Millionen … für ein Volk von 11 Millionen. 25 000 Euro für jeden Griechen. In drei Jahren knapp 700 Euro im Monat – für JEDEN Griechen, ob arm oder reich. Damit müssen deutsche Arbeitslose auch auskommen – wenn sie nicht gerade sanktioniert werden. Die Griechen sollten sich freuen vor Glück – stattdessen bringen sie sich um, siehe Zeit vom 22.11.2012
In Griechenland ist die Zahl der Selbstmorde und versuchten Suizide binnen zwei Jahren um mehr als ein Drittel gestiegen. Die entsprechenden Zahlen der griechischen Polizei legte der Minister für öffentliche Ordnung, Nikos Dendias, dem Parlament vor.
Der Hintergrund? Das Geld ist nie in Griechenland angekommen. Die haben eine Jugendarbeislosigkeit von 50% (siehe Süddeutsche), in vielen anderen europäischen Ländern sieht es kaum besser aus, weil das Diktat des IWF einfach jeden früher oder später erreicht. Das mussten auch die deutschen Gewerkschaften erfahren, die dem IWF in den siebziger Jahren ein Dorn im Auge waren. Dann kam Peter Hartz, finanzierte Prostituierte für Betriebsräte, stand Pate für Hartz IV und Schluss war es mit deutschen Gewerkschaften, die nun fast schon als Handlanger neoliberaler Gesellschaftspolitik bezeichnet werden können. Immerhin geht es ja – das haben wir oft gehört – um die „Regierungsfähigkeit“ in diesem Lande.
Für wen und wozu dieses Land regiert werden soll, wurde allerdings nie weiter ausgeführt: „regieren“ war zum Selbstzweck geworden.
Was nun haben die Griechen für diese Hilfe aus dem Auslang bekommen? Schauen wir mal in die FTD:
Lohnkürzungen von bis zu 30%
Reduktion der Arbeitslosenunterstützung auf 332 Euro/Monat
Anstieg der Arbeitslosigkeit auf 21 % (2012)
Rentenkürzung bis zu 20 %
150 000 Entlassungen aus dem Staatsdienst (bis 2015)
Anstieg der Unternehmenspleiten um 27 % (2011 auf 2012)
Anstieg der Mehrwertsteuer auf 23%
Kräftige Steuererhöhungen bei KFZ-Steuer, Kraftstoff, Spiritousen, Tabak (die Verteufelung von Tabak hat auch wird auch hier direkt zu Geld gemacht)
90% der Bürger haben ihre Ausgaben eingeschränkt – dank des enormen Geldregens aus Brüssel und Deutschland.
Doch das ist noch nicht alles. Ein Brief aus Griechenland zeigt uns weitere gruselige Erscheinungen der rigorosen Sparpolitik, für die vor allem wir Deutsche den Kopf hinhalten – einmal als Zahler, und dann als Buhmänner … dank geschickter deutscher Außenpolitik. Vielleicht tritt Außenminister Westerwelle (ja, der ist immer noch Außenminister – das überrascht, oder?) deshalb weniger in Erscheinung.
Werfen wir nochmal einen Blick in die Süddeutsche Zeitung:
In einem ersten Rettungspaket hatte die griechische Regierung im Mai 2010 Hilfen im Umfang von 110 Milliarden Euro bekommen und sich im Gegenzug zu harten Sparmaßnahmen und Strukturreformen verpflichtet. Die griechische Wirtschaft hat sich seither viel schlechter entwickelt, als erwartet. Der IWF hatte ursprünglich prognostiziert, dass das Bruttoinlandsprodukt (BIP) bis 2012 um 5,5 Prozent schrumpfen würde, tatsächlich waren es 17 Prozent.
Überraschend, oder? Wie kann es sein, das Lohnkürzungen, Rentenkürzungen, Firmenpleiten und Rekordarbeitslosigkeit mit einhergehendem chronischem Geldmangel nicht zu einem explosivem Wachstum der Wirtschaft führen?
Wie kann es sein, dass ich bei Aldi nichts im Einkaufswagen habe, wenn doch mein Geldbeutel leer ist?
Wieso kaufe ich eigentlich nicht immer mehr, wo ich doch immer weniger Geld habe? Würde doch der Wirtschaft gut tun?
„Die Prognostiker haben auf entscheidende Weise den Anstieg der Arbeitslosigkeit und den Rückgang der Nachfrage unterschätzt, der mit der Haushaltskonsolidierung einhergeht“,
Ach so. Man fordert Massenentlassungen … aber wundert sich, dass die zu einem Anstieg der Arbeitslosigkeit führen. Und „Rückgang der Nachfrage“ ist die Sparpolitik des kleinen Mannes – das war doch gewollt, oder?
Aber man hat ja schon die Lösung des Dilemmas parat:
„Liberalisierung der Arbeitsmärkte“.
Der Niedriglohnsektor soll wieder alles richten – zumindest wird er für einige skrupellose Gesellen kurzfristig eine Riesengewinnchance darstellen, die sie gerne annehmen.
Der Traum eines jeden Unternehmers: bald wir er war. Um arbeiten zu dürfen, bringt jeder Arbeitnehmer Geld mit an den Arbeitsplatz. Immerhin: Arbeitsplätze sind ein knappes Gut, das sollte man sich was kosten lassen. Je knapper das Gut ist, umso teurer wird es.
Was schreibt der Spiegel?
Man habe die Wirkung der Sparmaßnahmen auf die Wirtschaft unterschätzt, schreibt der IWF. Die Wirtschaft habe „eine viel tiefere Rezession als erwartet“ erlebt mit „außergewöhnlich hoher Arbeitslosigkeit“. Anders als erwartet, sei das Vertrauen der Märkte in Griechenland nicht zurückgekehrt. Aus dem Bankensystem seien 30 Prozent der Spareinlagen abgezogen worden.
Da führen doch Massenentlassungen und Unternehmenspleiten überraschend zu höherer Arbeitslosigkeit?
Na, da konnte ja keiner mit rechnen.
Wer zahlt jetzt den so im Experiment versackten Griechen Schmerzensgeld?
Wer löst den IWF wegen bewiesener Unfähigkeit auf?
Wer entschädigt den deutschen Steuerzahler für den Verlust vieler Milliarden (wieviel ist ja noch immer unklar)?
Niemand. Der IWF wurschtelt weiter wie bisher, weil er vor allem ein politisches Instrument ist, siehe Bundeszentrale für politische Bildung
Die geforderten Sparprogramme und Einschnitte in Sozialprogramme seien für die Menschen in Entwicklungsländern unzumutbar und für das Wachstum schädlich. Allzu oft seien in der Vergangenheit – ohne nähere Kenntnis der spezifischen Gegebenheiten des jeweiligen Landes – Programme auferlegt worden, die vielleicht für entwickelte Staaten geeignet seien, in einem Land mit unterentwickeltem Finanz- und Geldwesen und anderen sozialen Strukturen hingegen nicht. Solche Programme seien auch der Dominanz der Industrieländer, insbesondere der USA, in den Entscheidungsgremien des IWF geschuldet.
Jetzt geht es nicht mehr um die Entwicklungsländer, jetzt geht es um die Konkurrenz aus Europa.
Darf ich nochmal Dirk Müller aus dem Handelsblatt zitieren?
Ich glaube, dass hier geostrategische Interessen im Spiel sind. Gehen wir ein paar Jahre zurück: Der Euro war auf dem besten Wege, den Dollar als Leitwährung anzugreifen. Davor hat unter anderem Wirtschaftsnobelpreisträger Paul Krugman gewarnt. Aus Sicht der Amerikaner wäre es fahrlässig gewesen, nichts dagegen zu tun. Amerika ist existenziell darauf angewiesen, dass der Dollar die Leitwährung der Welt bleibt. Weltweit gibt es Öl fast ausschließlich gegen US-Dollar. Wenn es hierdurch nicht eine beständige Nachfrage nach US-Dollar geben würde, würde das amerikanische Modell überhaupt nicht mehr funktionieren. Die Frage ist nicht: Kann es sein, dass die Amerikaner etwas gegen den Euro haben? Sondern: Ist es realistisch, dass sie tatenlos zuschauen, wie der Euro den US-Dollar als Weltleitwährung gefährdet.
Nochmal nachgefragt: wo sind denn diese ganzen Milliarden geblieben, die den Griechen geliehen wurden? Wer steuert den IWF – und teilt sich die Regierungsgewalt mit Banken wie Goldman-Sachs? Übrigens: 2012 hat Goldman-Sachs seinen Gewinn um fast 200 % steigern können (siehe Spiegel).
Vor zwei Monaten hatte Wiwo etwas über die Kosten der Eurorettung geschrieben, eine Rettung, die wir nun mal wieder als gescheitert ansehen können. Es lohnt sich, mal einen Blick darauf zu werfen, es geht hier um die aktuelle Immobilienblase in Deutschland, die die Mieten in unerträgliche Höhen steigen läßt, weil die unsichtbare Hand des Marktes mal wieder völlig bei der Aufgabe versagt, den Bürger zu versorgen:
Doch was geschieht, wenn die Blase platzt? Wenn Deutschland geschwächt ist durch das Gift des billigen Geldes, durch seine Milliardenhilfen, durch seine gesunkene Produktivität, durch seine hohen Löhne, durch seine schrumpfenden Renten, durch überteuerte Wohnungen und unablösbare Immobilienkredite? „Für die Währungsunion wäre es das Aus“, sagt Krämer. Und mit dem Aus der Währungsunion würde zugleich der Großteil der Haftungssummen fällig, mit denen sich Deutschland im Zuge der Euro-Rettung für die Währungsunion verbürgt hat. Es wäre das Ende halbwegs gesunder Staatsfinanzen. Das Ende einer gesunden Wirtschaft. Und ganz gewiss auch das Ende Deutschlands, so wie wir es kennen. Kein Land der Euro-Zone wird in der Lage sein, Deutschland zu retten. Nicht in der Lage – und ganz sicher auch nicht mehr willens.
Darum ging es bei Blockupy – das haben viele schon wieder vergessen, weil Fußball war.
Um es einmal mit deutlichen Worten für den nichtinformierten Leser zu sagen:
Wenn wir dem IWF weiter folgen (und das macht unsere Politik gerne) dann:
gibt es keinen Fußball mehr
gibt es kein Fernsehen mehr
gibt es kein Bier mehr
gibt es keinen Kaffee mehr … und weder Schulen, noch Krankenhäuser, noch Rente, noch Polizei.
Aber ich schätze mal: in der superbunten rosa Welt, die sich die deutsche Konsumdrohne so tagtäglich herbeiphantasiert, wird diese Botschaft auf absoluten Unglauben stoßen. Ist mal wieder zu hoch für Konsumdrohnen.
Nur ist Wirtschaft keine Angelegenheit des Glaubens. Wer glauben will, sollte in die Kirche gehen.
Was wir aber jetzt langsam verstehen können: deshalb fördern weitblickende Kreise in der Politik das Verprügeln von Blockupy, deshalb lachen Polizisten, wenn sie Abgeordnete abführen. Die sehen die Zukunft schon klar vor Augen.
Und während man in Berlin noch von Mietpreisbremsen schwärmt, ist in der Eifelgemeinde Nideggen der erste deutsche Sparkommissar weiter aktiv: siehe Aachener Zeitung. 500 000 Euro hat er in der ersten Sitzung den 10 000 Bürgern als Steuern neu aufgebürdet, weiter Millionen sollen folgen. Das Mittel war die Erhöhung der Grundsteuer, die zu einer Erhöhung der Wohnkosten führen wird, was wiederum die Immobilienblase indirekt füttert.
Das Modell hat sich wahrscheinlich auch der IWF ausgedacht, um neue Gelder für „Griechenland“ zu generieren, oder?
Mittwoch, 5.6.2013. Eifel. Irgendwie sind die Bewegungen von Wirklichkeit und Medien diametral verschoben. Während die Wirklichkeit Tag für Tag immer brisanter wird, bilden die Medien sie immer weniger ab. Braucht man das für das ständige Füttern des Lesers mit Sensationen? Diese Sensationen könnte man haben – wenn man länger hinschaut, zuhört und aufmerksam ist. Nun – ich liebe markige Titel … das hat man wohl schon gemerkt. Ich sollte damit innehalten, denn die Wirklichkeit beginnt, noch markiger zu werden als meine Überschriften. Jene Realität, vor der zu warnen ich mir erlaubte, wird nun langsam Alltag. Das hat weitreichende Konsequenzen.
Das der 1.6.2013 wirklich einen Wendepunkt in der Geschichte der Bundesrepublik Deutschland darstellt – wahrscheinlich sogar DEN endgültigen Wendepunkt – wird sich erst in ferner Zukunft erschließen, dann, wenn jene barbarischen Zeiten vorübergegangen sein werden und seriöse Geschichtswissenschaft versucht, das Desaster zu entschlüsseln.
Wissen – könnte man es schon heute.
Naomi Kurt schildert in der Gruppe Blockupy Frankfurt ihre Erlebnisse:
Ich würde mich nicht zu den Verletzten zählen, und bin mir sicher, dass viele viele Menschen über wirkliche Wunden zu klagen haben. Allerdings bin ich mir auch sicher, dass ich mit meinen 58kg, unbewaffnet und unvermummt keine Bedrohung für die bestens ausgestattete Polizei war. Und trotzdem wurde auch ich alles andere als nett behandelt. Es kann nicht sein, dass die Polizei behauptet einen Demonstranten verletzt zu haben. EINEN EINZIGEN?! So kann’s nicht weiter gehen. ‚Wo Unrecht zu Recht wird, wird Wiederstand zur Pflicht.‘
Dem Kommentar beigefügt ist ein Foto, das Naomis mit blauen Flecken übersäten Arm zeigt. Sie erzählt auch, wie es dazu kam:
„Wurden sie verletzt?“-“ nur meine Menschenrechte, aber das kennt man ja.. Was ihr verhalten noch lange nicht entschuldigt.“ Darauf haben sie nichtmehr geantwortet. Aber das schlimmste waren die Worte des Polizisten der vor mir, jemanden rechts aus meiner Kette geholt hat :“lass los Mäuschen, sonst tut’s gleich weh.“ Als hätte er keine Wahl, als müsse er mir wehtun, als sei nachgeben die einzige Möglichkeit. Und das auch noch mit diesem wiederlich sexistischen „Mäuschen“ aaaaargh, HASS.
Rüpelhaft, diese Polizei, oder? Nun, die Polizei und die staatstragenden Medien berichteten von einem Verwundeten unter den Demonstranten. Man könnte glauben, dieser sei jetzt in der Person von Naomi Kurt gefunden – doch da würde man irren.
Ebenfalls auf Facebook findet man die Aussagen eines Demosanitäters auf Bremen:
Die Demosanitäter*innen schätzen aktuell ca. 320 Verletzte am Samstag. Wir müssen leider schätzen, da wir so viele Menschen behandeln mussten dass wir keine Statistik mehr führen konnten.
Dazu kommen noch alle die sich selbst helfen konnten oder die im Chaos keinerlei Behandlung erfuhren. Vermutlich ist die Zahl wesentlich höher. Die jüngsten von uns direkt behandelten waren Grundschulkinder. Die ältesten wohl um die 70 Jahre alt.
Die meisten wurden durch Pfefferspray- (durchnässt) verletzt. Weiter hatten viele Kopfverletzungen -z.t. schwere- die durch gezielte Schläge auf Kopf und in das Gesicht verursacht wurden. Diverse Demonstrant_innen mussten zur Behandlung von Rettungswagen und Notärzt_innen abgeholt werden.
Die Polizei überrannte im Verlauf unseren Behandlungsplatz (eindeutig abgesperrt und abgesprochen) vor dem jüdischen Museum und wir mussten die Verletzten weiter evakuieren.
Die Kombination der Worte „Grundschulkinder“ und „gezielte Schläge auf Kopf und Gesicht“ lassen schon erschauern – natürlich ist damit nicht bewiesen, dass auch Grundschulkinder geschlagen wurden. Welchen Grund gab es aber, den anderen gezielt mit einem Schlagstock ins Gesicht zu schlagen? Normale Menschen haben da eine gewisse „Beißhemmung“ – wann wurde die unserer Polizei abtrainiert? Doch doch – als ein Klassenkamerad meinem Sohn mit der Faust ins Gesicht schlug, war es die Polizei, die zur Anzeige drängte, weil solche Angriffe schon eine gewisse Verrohung offenbaren, der man frühzeitig entgegentreten muss.
Wer verroht eigentlich unsere Polizei – und warum erfahren wir nichts darüber? Und wozu geschieht dies eigentlich?
Nun – zumindest erfahren wir, wer die Verantwortung für den Einsatz übernommen hat:
Trotz Absprachen mit dem ärztlichen Leiter Rettungsdienst, dem
Branddirektor der Feuerwehr und der Gesundheitsdezernentin der Stadt FFM wurde uns ab 19:09 Uhr der Zugang zu den Verletzten im Bereich Neue-Mainzer Str.-Friedensstr.-Kaiserplatz („Sicherheitsbereich“) verwehrt. Der ärztliche Leiter Rettungsdienst wurde von der Polizei zeitweilig auf
der anderen Mainseite festgehalten.
Dieser Befehl kam nicht von der Stadt sondern direkt aus dem
Innenministerium wie uns die Polizei mitteilte. Ebenso wurde der
Rettungsdienst, die Feuerwehr, Journalist_innen und Politiker_innen aus diesem Bereich verbannt (dort befand sich auch die einzige theoretisch offene Notapotheke die wir zwischenzeitlich benötigten). Im Zuge dessen wurde zu allem Überfluss noch ein Team von uns durch die Bundespolizei angegriffen.
Angriff der Bundespolizei auf Demosanitäter – selbst auf dem Schlachtfeld gelten Sanitäter als unangreifbar … jedenfalls im Prinzip. Für Politik und Exekutive scheint das kein Problem zu sein, ebenso wenig wie „unterlassene Hilfeleistung“.
Nun soll hier nicht unkritisches Polizistenbashing betrieben werden – obwohl die Ereignisse das geradezu herausfordern. Sicher, Polizisten die damit drohen, Menschen zu erschießen, gehören sofort in die geschlossene Anstalt und für immer und ewig aus dem Polizeidienst entfernt. Wer anderen damit droht, die „Birne“ mit seinem Polizeiknüppel zu „zermatschen“, ebenfalls. Wenn dies nicht geschieht, sollte man davon ausgehen, dass ein solches Verhalten gegen Bürger erwünscht ist.
Darauf deuten auch Aussagen der Polizisten hin, die jetzt in der Frankfurter Rundschau veröffentlicht worden sind:
In der Beweissicherungs- und Festnahmeeinheit (BFE) der Frankfurter Polizei herrscht massiver Frust über den Einsatz bei der Blockupy-Demonstration am vergangenen Samstag. Im Gespräch mit der Frankfurter Rundschau äußerten mehrere Beamte die Meinung, ihre zur Verstärkung aus anderen Bundesländern angereisten Kollegen hätten maßlos überzogen. „Und wir dürfen das dann in den nächsten Wochen ausbaden“, sagte ein Frankfurter Polizist, der nicht namentlich genannt werden möchte.
Der Ärger ist berechtigt. Die Frankfurter Beamten können nicht heimfahren wie die anderen.
Vor allem Beamte aus Nordrhein-Westfalen, Baden-Württemberg und Sachsen sind auf den Bildern zu erkennen. „Die kamen, haben zugeschlagen und sind wieder heimgefahren – und wir haben jetzt den Ärger“, sagte ein anderer BFE-Beamter der FR.
Auch eine Art Krawalltourismus, oder? Und zudem ein ziemlich unprofessioneller:
Seiner Meinung nach gingen die Polizisten unprofessionell vor: „Sie haben gegen Richtlinien der BFE verstoßen.“
Die „Kommunikatoren“ der Polizei, bewährte Elemente einer demokratischen Deeskalationsstrategie, kamen bei dem Geschehen nicht zum Einsatz. Deeskalation war wohl auch nicht gewollt:
Unterdessen scheint sich der Verdacht zu bestätigen, dass die Einkesselung der Demonstranten jedenfalls nicht so spontan erfolgte, wie es die Polizeiführung am Montag dargestellt hatte. So berichtet der Frankfurter Arzt Joachim Dlugosch, der mit seiner Familie an dem Protestzug teilgenommen hatte, in einem offenen Brief an Polizeipräsident Achim Thiel von einer Begegnung mit einem Beamten in der Nähe des Schauspiels. Dieser habe gesagt, „er wolle uns warnen, es wäre besser, wenn wir uns mit den Kindern entfernen, hier würde gleich etwas passieren“.
Es gibt mehrere Berichte, die dies bestätigen.
Was haben wir also bis jetzt? Eine Polizei, die bewusst von politischer Ebene dazu instrumentalisiert wurde, einen Gewaltakt zu inszenieren, bei dem die Verletzungen von Frauen, Alten und Kindern nicht nur billigend in Kauf genommen, sondern sogar gezielt angestrebt wurden.
Vielleicht wollte man den Deutschen die Lust an der Wahrnehmung demokratischer Grundrechte für immer austreiben?
Wir finden dazu einen weiteren Augenzeugenbericht. „Sebid´s Blog“ heißt die Präsenz des Teilnehmers namens Sebastian Weiland.
Bis jetzt habe ich noch weder Zeit noch Internet gehabt um die Medienberichterstattung zu verfolgen, aber die eingekesselte Presse wurde auch nicht aus dem Kessel gelassen, es ist also in Deutschland nicht mehr viel wert als Journalist*in unabhängig zu berichten, denn Pressefreiheit beinhaltet für mich auch, dass die Presse Bewegungsfreiheit hat, sich also bewegen kann wie sie will, denn nicht umsonst soll eine unabhängige Presse den Staat auch kontrollieren, beziehungsweise in diesem Fall die Exekutive des (hessischen) Innenministeriums um das zu konkretisieren.
Abgesehen davon, dass selbst das Recht auf körperlicher Unversehrtheit der Journalist*innen aus der Sicht der Polizeibeamt*innen nicht wichtig erscheint, denn sie wurden genauso schlecht behandelt, mit Pfefferspray besprüht wie die Demonstrant*innen selbst.
Die Meinung eines 19-jährigen, hoch begabten, sehr engagierten jungen Mannes, der eine der wichtigsten Beobachtungen des Tages gemacht hat und offiziell bezeugt:
Mein persönlicher Höhepunkt an diktatorischem Verhalten seitens der Polizei (und natürlich deren Chain of Command) war erreicht, als dann auch noch mind. 3 Mitglieder der Bundestags und oder des Landtags abgeführt wurden. Parlamentarier*innen der LINKEN kamen netterweise zu uns in den Kessel um als parlamentarische Beobachter*innen dabei zu sein und zu schlichten. Auch sie wurden einfach abgeführt. Das war auch persönlich mein Zeitpunkt der größten Wut.
Warum diese Wut? Wegen der offenen Missachtung der Immunität von Abgeordneten? Nein – es kam noch viel schlimmer:
Einprägsam war mir persönlich vor allem die Reaktion der Polizisten (Es waren gegen Nachmittag vor allem nur noch Männer in den Reihen, also noch mehr Männer als die Polizei sonst schon in ihren eigenen Reihen hat) auf die Durchsage des Lautsprecher*innenwagens, dass Abgeordnete abgeführt wurden.
Viele haben gelacht. Es war nicht nur ein Grinsen wie bei vielen anderen, sondern es war ein kollektives Lachen des Machtgefühls seitens der Beamten.
Es ist gerade diese Beobachtung, die uns detalliert über die Gemütslage der eingesetzten Polizeiverbände aufklärt. Ihre politische Bildung, ihr Respekt vor den gewählten Repräsentanten eines demokratischen Rechtsstaates scheint ebenso auf dem Nullpunkt angelangt zu sein, wie ihre Achtung des Grundgesetzes dieser Republik.
Wer bildet so etwas aus – oder, besser gefragt: wer züchtet so etwas heran.
Natürlich gehören die eingesetzten Einheiten sofort aufgelöst. Hier wächst ein „Corpsgeist“ heran, der mit den Grundwerten eines freiheitlich-demokratischen Rechtsstaates nicht mehr viel gemein hat und der jegliche normalmenschlichen Hemmungen bei der Gewaltanwendung gegen unbewaffnete Menschen verloren hat.
So etwas deutet sich jetzt schon an. Leider erfahren wir nicht mehr darüber, müssen uns die Wirklichkeit durch mühsame Kleinarbeit erschließen, weil die Medien (auch viele der freien Medien) heute wieder zur Tagesordnung übergehen und sich den vielen anderen Themen zuwenden, die ebenfalls beklagenswert sind, ohne die Dimensionen des 1.6.2013 vollständig zu erfassen … denn hier gibt es auch noch ein sehr beuunruhigendes Nachspiel, das viele kaum wahrnehmen.
Neopresse erwähnt es nebenbei:
Direkt nach Einstellen dieses Artikels verschwanden zahlreiche kritische Artikel zur Vorgehensweise der Polizei aus den Presse-Link-Suchmaschinen. Die Suche dort ergab plötzlich vollig andere und nicht themenbezogene Treffer….
Das Thema wird aus dem Verkehr gezogen.
Von wem eigentlich?
Nun – es gibt wohl Wichtigeres zu berichten als die offene Verachtung von Demokratie und Menschenrechten in gewissen Kreisen der Exekutive. Darf man sich die Frage stellen, wozu diese „Beamten“ noch fähig sind? Darf man die Frage stellen, wer solche brutalen Schläger heranzüchtet – und zu welchem Zweck? Wer diese Vorgehensweise aus welchen Gründen anordnet – und die nachfolgende Berichterstattung unterdrückt?
Nein, das darf man nicht. Vielleicht ist eine Reaktion auf Facebook bezeichnend für die Situation in Deutschland. Hier schrieb ein Leser:
Ihr glaubt doch nicht, das ich euch die Nummer abnehme? Ich glaube definitiv nicht, dass die Polizei sich an einer Zweijährigen vergreift! Daher kann ich Ihre Ausführungen nicht nachvollziehen!
Mit „Glauben“ hat man hier eine wirklichkeitsdefinierende Methodik aus dem Bereich der Religion angewendet, die im Bereich der Politik nichts zu suchen hat. Es ist aber eine natürliche Reaktion des mit der Nachrichtenflut und der degenerienden Wirklichkeit überforderten Bürgers, die wir aus dem Dritten Reich schon kennen: der reale Horror des Alltages überfordert den menschlichen Verstand.
Wir nennen das heute „Verdrängung“.
Wir wissen aber auch, dass diejenigen, die heute den Kopf in den Sand stecken, morgen selbst mit den Zähnen knirschen werden.
Ach was – morgen.
Die Mehrheit der Deutschen knirscht schon heute mit den Zähnen – hat aber vielleicht vergessen, worum es bei den Protesten in Frankfurt eigentlich ging.
Es ging um Lohnkürzungen, Rentenkürzungen, Kitaplätze, geschlossene Krankenhäuser, Privatisierung öffentlichen Besitzes – kurzum um die aktuelle Verarmungspolitik europäischer Regierungen im Auftrag der „Märkte“. Themen, die uns im Prinzip alle angehen.
Vielleicht hilft es aber wirklich, einfach nicht daran zu glauben. So kann man aus einer Erdkugel auch eine Scheibe machen.
Die Redaktion des Nachrichtenspiegels ist stolz, als erstes deutsches Online-Medium die Änderung des Artikel 8 des Grundgesetzes präsentieren zu können:
Grundgesetz Artikel 8:
(1) Alle Deutschen haben das Recht, sich ohne Anmeldung oder Erlaubnis friedlich und ohne Waffen zu versammeln.
(2) Für Versammlungen unter freiem Himmel kann dieses Recht durch Gesetz oder auf Grund eines Gesetzes beschränkt werden.
(3) (Zusatz ab 1.6.2013): Sollten die Deutschen sich versammeln und lässt sich dies nicht durch ein Gesetz verhindern, wird die Versammlung unverzüglich durch die Polizei abgebrochen. Sämtliche Teilnehmer werden erkennungsdienstlich behandelt.
Wie eine Demo deren Verbot vom Gericht aufgehoben wurden dann doch praktisch durch die Polizei unterbunden wird, zeigte sich am Samstag in Frankfurt.
Zusätzlich gibt es neue Polizeigesetze, die die Definition gefährlicher Gegenstände weiter voranschreiben. In Zukunft sind folgende gefährliche Gegenstände verboten, bei Widerhandlung ist mit brutaler Polizeigewalt zu rechnen:
a) Sonnenbrillen
b) Regenschirme
Quelle: FAZ.
Offiziell teilt die Polizei bislang nur wenig mit. Sie bestätigt das, was sich längst an Bildern über das Internet verbreitet hat: Demonstranten, die aus der Menge gezogen werden und solche, die am verletzt am Boden liegen. Ein Sprecher sagt, man könne prinzipiell noch nichts Wesentliches sagen. Es sei aber notwendig geworden, dass die Demonstration aufgelöst worden sei. Die Teilnehmer, die sich mit Regenschirmen vermummt hätten, hätten sich unkooperativ gezeigt.
Vorsorglich weist die Bundesregierung darauf hin, dass in Zukunft das Tragen jedweder Art von Kleidung als Verbereitung auf einen Verstoß gegen das Vermummungsverbot gewertet werden kann.
Zum Schutz der Polizeibataillone vor Regenschirmen und Sonnenbrillen sind diese streng vermummt, mit Schusswaffen, Körperpanzerungen, Schilden, Schlagstöcken, Natostacheldraht, schweren Wasserwerfen, Hubschraubern und chemischen Waffen ausgerüstet. Die Bevölkerung wird dazu aufgerufen, Polizeistreitkräfte weitgehend zu meiden, es besteht extreme Verletzungsgefahr. Ausdrücklich wird darauf hingewiesen, dass diese Gefahr auch für Fotografen gilt, die vermummte Polizeistreitkräfte mit Abbildungsgerät angehen und deren Recht auf informelle Selbstbestimmung einschränken.
Es wird ausdrücklich darauf hingewiesen, dass die medizinische Versorgung von Personen, die sich im Rahmen der Dienstausübung der Polizeibatallione Verletzungen zufügen, nicht gewährleistet werden kann.
Die Polizei zog vereinzelt Demonstranten aus der Menge und nahm sie fest. Im Handgemenge wurden mehrere Personen verletzt, unter anderen auch ein Fotograf. Es dauerte fast eine Stunde, bis der Krankenwagen eintraf.
Der Einsatz der Bundeswehr im Inneren zum Schutz der Polizeibataillone ist erlaubt.
Der Einsatz von Gas gegen acht Stunden lang eingekesselten Personen ist unabdingbar.
Ein Lehrvideo zeigt das korrekte Verhalten von Demonstranten gegenüber den Polizeistreitkräften:
Das Tragen von Transparenten wird als Meinungsterror, dass Aufsagen von Sprüchen und Singen von Liedern als Lärmterror gewertet und unterliegt der allgemeinen Anti-Terrorgesetzgebung.
Angesichts der Versorgung der eingekesselten Demonstranten durch Anwohner mit Trinkwasser wird die Bundesregierung die Privatisierung der Wasserversorgung zum Schutz der Polizeistreitkräfte aktiv vorantreiben, der Tatbestand „Versorgungsterror“ tritt ab sofort in Kraft.
Desweiteren wird der Tatbestand „Berichtsterror“ aufgenommen, siehe TAZ:
Mehreren Journalisten wurde von der Polizei aus nächster Nähe Pfefferspray in die Augen gesprüht, einer von ihnen musste in ein Krankenhaus eingeliefert werden. Es dauert knapp eine Stunde, bis ein Krankenwagen eintraf. Aus Angst vor weiteren Repressionen möchte der Betroffene seinen Namen nicht in der Zeitung lesen – das scheint nach den durch die Staatsanwaltschaft Frankfurt angeordneten Hausdurchsuchungen bei Journalisten im Zusammenhang mit den linksradikalen M31-Demos in Frankfurt 2012 nicht ganz unbegründet.
Die Polizeiführung weist ausdrücklich darauf hin, dass die Immunität von Abgeordneten des Deutschen Bundestages im Einsatzbereich der Polizeistreitkräfte ihre Gültigkeit verliert, bei Widerhandlung ist mit sofortiger Verhaftung zu rechnen (siehe Katja Kipping auf Facebook):
Die Abgeordneten wurden alle abgeführt. Auch unser letzter Versuch mit dem Einsatzleiter eine friedliche Verhandlungslösung zu erzielen, scheiterte. Es gibt keine Bereitschaft zur Verhandlung. Mein Eindruck ist, es gibt ganz klar von oben eine Order zur Eskalation durch die Polizei.
Die Führung der Polizeistreitkräfte weist aus gegebenem Anlass darauf hin, dass Bürgerrechte im Einsatzbereich der Polizeibataillone umgehend ihre Gültigkeit verlieren. Bürger sind gehalten, davon auszugehen, dass im Einsatzbereich der Polizeibataillone Kriegsrecht herrscht.
Die Bürger sind aufgerufen, bei drohendem Meinungsterror, Versorgungsterror, Berichtsterror, Versammlungsterror, Lärmterror oder auch dem Auftauchen von bekleideten Bürgern, bei denen Vermummungsverdacht besteht, unverzüglich den nächstgelegenen Polizeiwachtposten oder Kontaktbereichsbeamten zu informieren, bei Widerhandlung dieser Anordnung wird von einem terroristischen Akt ausgegangen.
Gleiches gilt beim Auftauchen von Gestalten, die Regenschirme, Sonnenbrillen oder Fotoapparate ihr Eigen nennen.
Ein Vergleich der neuen Handhabung des Artikels 8 mit Zuständen im Ausland, insbesondere der Türkei, Russland oder China, ist als Meinungsterror zu werten und somit strafbar.
Es gilt der Satz: Die Bundesrepublik ist ein freiheitlich-demokratischer Rechtsstaat. Seine Gültigkeit erstreckt sich ausschließlich auf die Mitglieder der Polizeistreitkräfte, deren Würde als unantastbar zu gelten hat. Widerspruch gegen diesen Satz ist als Meinungsterror anzusehen, Berichterstattung über Meinungsterror ist im Rahmen der Anti-Terrorgesetze verboten.
Samstag, 1.6.2013. Eifel. Wieder einmal ein historischer Tag. In Frankfurt sichern Polizisten die EZB mit NATO-Stacheldraht ab. Der Draht wird auch Klingendraht genannt, weil er enorme Verletzungen hervorrufen kann. Sein Einsatz in der Öffentlichkeit ist seltsamerweise nicht verboten, aber die Justiz hatte schon mal die Demontage solcher Mörderdrähte angeordnet.
Eine Pressekonferenz wurde schon mal verschoben: die Demonstranten stecken in einem Kessel fest.
Bemerkenswert: die Anwohner versorgen die Demonstranten mit Wasser – sie lassen Eimer herunter.
Man kann das Ereignis fast Live verfolgen, die Frankfurter Rundschau berichtet regelmäßig darüber:
Eine sehr bezeichnende Geste. Normale Bürger kommen Demonstranten zur Hilfe, die gegen eine wahnsinnig gewordene Geldpolitik demonstrieren – und gegen ein System, das unseren Wohlstand den Märkten opfert … jeden Tag ein wenig mehr.
Natostacheldraht ist eine Kriegswaffe. Und eine deutliche Botschaft: „zur Not schlitzen wir euch auf!“ Brächten Privatleute diese Art von Draht in der Öffentlichkeit an, leicht erreichbar durch Kinder – sie bekämen vermutlich einen Riesenärger, siehe „Gute Frage.net“
So werden aus Freunden und Helfer … Feinde und Folterer? Oder wie soll man sie sonst nennen? Söldner des Niedriglohns? Büttel der Rendite?
Ach ja, Folterer: wie es heißt, wird von diversen chemischen Kampfstoffen wieder reichlich Gebrauch gemacht. Geschähe dies in Syrien: was wäre das Geschrei groß. Aber in Syrien geht es ja um Menschenrechte, in Deutschland um den Freibrief zur Steuergeldvernichtung: da ändern sich die Prioritäten schnell.
Momentan will die Polizei bei den Eingekesselten erstmal eine Passkontrolle durchführen. Dauer? Mehrere Stunden. Hoffentlich muss keiner seine Notdurft verrichten – das könnte peinlich werden. Aber das will man vielleicht ja auch gerade sehen.
Da geht sie dahin, unsere gute, alte Bundesrepublik.
Laut Tagesschau ist alles friedlich:
http://www.tagesschau.de/multimedia/video/video1309222.html
Die erste Version des Klingendrahtes wurde im 1. Weltkrieg für Deutschland hergestellt. Eine Kriegswaffe also. Sagte ich ja. Minen ähnlich. Die tun auch keinem was, wenn keiner drauftritt.
Und wenn die jetzt versehentlich den „Kessel“ in den Stacheldraht drängen?
Ach, was denke ich denn da. Das geschieht doch nicht in Deutschland. Hier ist alles friedlich – meldet jedenfalls die Tagesschau.
Die Frankfurter Rundschau meldet anderes:
In der Neuen Mainzer Straße reißt Polizei ohne erkennbaren Grund zwei Männer zu Boden und verhaftet sie. Demonstranten schreien die Beamten an. Die Situation wird zunehmend explosiv. Viele Demonstranten fordern, die Anmelder sollten die Demo auflösen.
An der Hofstraße / Ecke Neue Mainzer Straße drängen Polizeikräfte Demonstranten massiv zur Seite. Menschen werden von Beamten geschubst und umgeworfen. Die Stimmung wird zunehmend aggressiv.
Demonstranten, die sich zwischen dem Kessel und restlichen Demonstrationszug aufgehalten haben, sollen nach Angaben der Blockupy-Organisatoren von der Polizei mit Pfefferspray oder Schlagstöcken verletzt worden sein.
So friedlich ist Deutschland am 1.6.2013.
Darf ich sagen, dass da auch Kinder mitlaufen?
Interessiert wahrscheinlich niemanden.
Wieder einmal wird Demokratie, wird Volk eingekesselt, mit Reizgas besprüht und die Täter der Wirtschaftsmisere hinter Kriegsstacheldraht versteckt: auch auf Kosten der Steuerzahler.
Die stehen heute sicher mit Sektgläsern hinter den verspiegelten Scheiben und schauen sich das Treiben belustigt von oben an: wohlgenährt durch Steuergelder in Milliardenhöhe. Da wird es wohl auch nicht an Sushi und Kaviar mangeln.
Immerhin ist es wieder ein großer Triumph der Märkte über das Volk. Und der Krieg gegen das Volk wird wieder ein bischen offensichtlicher, will ich meinen – oder?
Alle Deutschen haben das Recht, sich ohne Anmeldung oder Erlaubnis friedlich und ohne Waffen zu versammeln.
So sagt es das Grundgesetz.
Aber was mit ihnen geschieht, wenn sie das wirklich tun, steht auf einem anderen Blatt. Hören wir die Protestierenden selbst:
“Alles deutet darauf hin, dass diese Eskalation von der Polizeiführung in Wiesbaden von langer Hand vorbereitet worden und der Kessel an dieser Stelle von vornherein geplant worden ist”, sagte Blockupy-Sprecherin Ani Dießelmann. So seien etwa die Dixie-Toiletten für die Eingekesselten innerhalb weniger Minuten vor Ort gewesen. “Die standen offenbar schon passend bereit.”
Gut, meine Befürchtungen mit der Notdurft waren unnötig.
Man hatte von langer Hand vorausgeplant.
Sonntag, 20.5.2012. Eifel … obwohl ich eigentlich heute nicht hier sein sollte. Ich sollte wie alle demokratisch gesinnten Menschen in Frankfurt sein. Fast hätte es auch geklappt – aber dann habe ich mir den Fuß verstaucht. Humpelnd macht man sich nicht gut auf Demos … und mehr als einige hundert Meter schaffe ich gerade nicht. Habe ich versucht. Stattdessen sitze ich nun hier und ärgere mich fürchterlich. Nicht über mich, sondern über die deutschen Medien, wollte ich doch wenigstens virtuell am Protest teilhaben. Was aber sehe ich bei den meistgelesensten Nachrichtenportalen Deutschlands im Netz? Fußball, Fußball, Fußball. Als würde ein Tor für Bayern die Weltwirtschaftskrise lösen, die Kriegsgefahr bannen und mein Einkommen bis ins hohe Alter sichern. Das vor allem Letzteres wieder ein Traum geworden ist und wir uns zu einem Volk von Taglöhnern entwickeln, die von Job zu Job hasten, bis die Jobcenter sie dann sicher in die Altersarmut gleiten lassen, dürfte inzwischen den meisten bekannt sein. Das ist halt die Entwicklung, die „die Märkte“ verlangen … und wenn „die Märkte“ etwas wollen, dann müssen sie das auch bekommen. Unbedingt. Zeit, mal zu schauen, was eigentlich hinter diesen „Märkten“ steckt.
Wir meinen sie ja zu kennen. Die Nachrichten sprechen von ihnen gerne als von „den Anlegern“ – und gleich sehen wir vor unserem geistigen Auge ein kleines altes Mütterchen, das ihr mühsam erspartes Geld einem treu für sie sorgenden Enkel anvertraut, der es gut anlegt, damit es nicht nur sicher vor Dieben und Räubern ist, sondern sogar noch zusätzlich ein paar Zinsen einbringt. Dieser Oma würden wir sicher alle gerne helfen wollen.
Die Wahrheit ist jedoch eine andere – weshalb die Oma ihre Ersparnisse bei der Lehmannpleite verloren hat.
In der Wissensmanufaktur hat Prof. Dr. Dr. Wolfgang Berger eine Rede veröffentlicht, in der er nebenbei die Dimensionen des Handels veröffentlicht, die dort betrieben wird:
2011 hat die Wirtschaftsleistung der ganzen Welt 70 Billionen Dollar betragen. Über die Hälfte dieses Handels ist schon vor zehn Jahren auf dem Papier über Steueroasen abgewickelt worden. Inzwischen ist dieser Anteil wohl weiter gestiegen. Die Gewinne fallen so in den Steueroasen an. Auf dem Markt für Derivate sind 2011 aber 708 Billionen Dollar umgesetzt worden – mehr als das zehnfache. Dieser Markt wird von internationalen Bankgeschäften und Anleiheemissionen gespeist, die zu 85 Prozent „offshore“ abgewickelt werden.
Nun – das krasse Missverhältnis zwischen errechnetem Geld und erarbeiteter Wirtschaftsleistung wird jeden normalen Menschen in den Wahnsinn treiben. Im Prinzip sind es nur noch Luftbuchungen, die dort stattfinden … aber Luftbuchungen mit erstaunlicher politischer Wucht, nochmal Professor Berger:
Fast 90 Prozent aller internationalen Kredite werden von Offshore-Banken vergeben. Sie sind das, was in der öffentlichen Diskussion immer ehrfurchtsvoll mit „Die Märkte“ umschrieben wird. Alle Welt zittert vor ihnen. Unsere Politiker und ihre Berater bekunden immer wieder untertänig, dass wir diese „Märkte“ nicht verunsichern dürfen.
Da haben wir sie schon … „die Märkte“. Es sind die Offshore-Banken, Banken, die von Banken geschaffen worden sind, um Geld und Vermögen vor dem Volk in Sicherheit zu bringen … und um dem Volk mit Hilfe dieses Geldes den eigenen Willen aufzuzwingen.
Die reale Menge an Geld, die auf diesen Inseln liegt, ist natürlich geheim – so geheim wie die Geldmenge M3, die von den USA seit einiger Zeit nicht mehr veröffentlicht wird – was die Bundesbank sehr überraschte. Weniger überraschend ist es, wenn man sich anschaut, welche Entwicklung die Geldmenge in der Zeit genommen hat – denn trotz der Weigerung der USA, diese Menge an künstlichem Geld überhaupt noch zu erfassen, gibt es Daten dazu im Netz – von der Federal Reserve Bank of St. Louis.
Die dort vorgefundene Grafik zeigt uns die Entwicklung der Geldmenge in den USA seit 1918. Von 1980 – 2010 hat die sich nahezu verdoppelt, diese verdoppelte Geldmenge VERDREIFACHTE sich seit 2010. Wir kennen das in Europa auch: die Billionengeschenke der EZB an die Banken müssen sich ja irgendwo niederschlagen. Einer Vermutung von „The Intelligenz“ nach wurde die Erfassung der Daten eingestellt, weil man eine größere Finanzkrise erwartete.
Wie viel Geld befindet sich nun eigentlich auf diesen Offshore-Konten?
Das weiß natürlich kein Mensch, es gibt aber Schätzungen von Insidern, hier bei „Let´s make Money“:
„Man schätzt, dass derzeit 11,5 Billionen Dollar an Privatvermögen in Steuerparadiesen gehalten, von dort aus verwaltet und der Steuer vorenthalten werden. Was kann man sich unter 11,5 Billionen Dollar vorstellen? Nur um eine Vorstellung von der Dimension dieser Summe zu geben: Wenn dieses Geld auch nur einen kleinen Prozentsatz – sagen wir 7% – einbringt und dieses Einkommen bescheiden mit 30% besteuert würde, stünden den Regierungen der Welt zusätzlich 250 Milliarden Dollar zur Verfügung. Dieses Geld könnten sie jedes Jahr ausgeben, um die UN-Millenniumsziele zu erreichen.“
So reich ist die Welt. 11,5 Billionen Dollar als Privatvermögen – das wären 1500 Dollar pro Kopf der Weltbevölkerung. Das würde Millionen von Menschen das Leben retten – dank Hartz IV mitlerweile sogar in dem reichen Deutschland. Der Film ist aber aus dem Jahre 2009 – weshalb wir – einfach mal ausgehend von der Steigerung der Geldmenge in den USA – grob schätzen dürfen das mitlerweile wohl 34,5 Billionen Dollar Privatvermögen dort gebunkert werden – aus Drogenhandel, Waffenschmuggel, Steuerhinterziehung, Devisenbetrug, Anlagebetrug und überzogenen Rechnungen.
Mit Hilfe diesen Kapitals ist alles möglich – das sollte jeden Mittelständler aufhorchen lassen. Wenn ich selbst – als Eifelphilosoph – es wirklich wollen würde, könnte ich jeden Mittelständler mit diesem Kapital vernichten. „Leveraged Buy Out“ heißt das Prinzip, das schon manchen deutschen Konzernen die Vernichtung gebracht hat – man leiht sich das Geld von den Drogenhändlern, erwirbt ein Unternehmen und verkauft dann seine Einzelteile:
Die Rückzahlung des aufgenommenen Kapitals kann z.B. durch den Weiterverkauf vonUnternehmensteilen erfolgen, wobei darauf zu achten ist, daß dieVeräußerung der Einzelteile mehr ergeben muß, als das Ganze gekostet hat.
Für den Rest kommt dann das Jobcenter Deutschland auf.
Mit solchen Kapitalmengen im Hintergrund (die durch die FED auch noch beliebig vermehrt werden kann) kann man auch ganz anders auf dem politischen Parkett mitmischen, wie Professor Berger in einem weiteren Artikel erwähnt:
Am 30. Juni 2011 ist in Brüssel die internationale Organisation „Finance Watch“ gegründet worden – als Gegengewicht zu 700 Lobbyisten, die mit einem Budget von € 400 Mio im Jahr den Interessen des Finanzsektors vertreten. In Washington D. C. arbeiten 3.000 Lobbyisten für den Finanzsektors – mehr als fünf für jeden Kongressabgeordneten. Ihr Jahresbudget übersteigt US$ fünf Milliarden. Solche Kräfteverhältnisse legen nahe, dass die Staaten – wohl mit Ausnahme Chinas – nicht von ihren Hauptstädten aus regiert werden, sondern von den Finanzplätzen in der Londoner City of Westminster und der New Yorker Wall Street.
700 Lobbyisten in Brüssel. Jeder von ihnen mit einem Budget von knapp 600 000 Euro ausgestattet. Damit hat fast jeder Abgeordnete einen persönlichen Lobbyisten „der Märkte“, der ihm – auf unterschiedlichstem Wege – Jahr für Jahr 600 ooo Euro zukommen lassen kann. Das ist weit mehr, als ein europäischer Abgeordneter (selbst unter Berücksichtigung der „Abkassier-Exzesse„) an Einkommen hat – und für viele osteuropäische Abgeordnete, die sich bis 2009 einen Aufenthalt im Brüsseler Hochpreismillieu finanziell gar nicht leisten konnten, einfach nur ein Traum.
Vielleicht erweitern wir die EU gerade deshalb immer weiter?
In den USA sieht es sogar noch schlimmer aus – hier hat jeder Lobbyist 1,6 Millionen (JEDES JAHR!) – und jeder Abgeordnete gleich fünf von ihnen vor der Tür stehen.
Die Frage „Wer wird Millionär“ stellt sich hier gar nicht – das Offshore-Kapital macht jeden reich, der auch nur irgendwie politische Verantwortung hat … acht Millionen pro Jahr pro Abgeordneten macht 32 Millionen in vier Jahren. Für jeden Europarlamentarier stehen im gleichen Zeitraum 2,4 Millionen Euro zur Verfügung.
Wie viele Abgeordnete sind wohl charakterlich stark genug, diesem finanziellen Druck (oder, besser gesagt: Zug) zu widerstehen und bleiben lieber arm und bescheiden im Kreise derjenigen, die sich großzügig von den Banken umsorgen lassen, während hierzulande sogar Bundespräsidenten die liebgewonnene Nähe zum großen Geld zu Fall brachte?
Zwei?
Oder eher gar keiner, weil die Parteien nach jahrelangem Aussieben nur „geeignete Kandiaten“ zu den Fleischtöpfen der Banken gelangen lassen?
Was machen nun „die Märkte“ konkret in unserem politischen Alltag? Brauchen wir uns überhaupt um sie kümmern?
Nun – Hartz IV ist nicht vom Himmel gefallen … und der Kanzler, der dieses Machwerk zu verantworten hat, ist als Berater für Rothschild unterwegs. Dort hat auch der Cheflobbyist der deutschen Automobilindustrie einen sicheren Hafen gefunden oder Beat Näf, der in der Schweizer Niederlassung für Kunden mit einem Vermögen über 25 Millionen Schweizer Franken zuständig ist.
Man sieht also: die Superreichen haben schon Leute, die sich um sie kümmern (und sie um sich herum gruppieren) – und die dafür sorgen, das man seine Rendite mit Sozialabbau in Europa ins Unermessliche steigern kann. Ein pikantes Nebendetail?
Beat Näf stammt aus der Müller-Möhl-Gruppe, deren Gründer 1999 bekannt gab, das er Rothschild Konkurrenz machen wollte – im Kampf um die „Bestbetuchtesten“. 2000 starb er im Alter von 42 Jahren bei einem Flugzeugunglück mit seiner Privatmaschine und teilte somit das Schicksal von US-Präsidenten, die der Macht des Offshore-Kapitals (und seiner Vorläufer) trotzen wollten. Alles nur Zufall natürlich, wie es auch Zufall ist, das der Name Rothschild irgendwann immer wieder auftaucht, wenn man der Spur des großen Geldes folgt.
Nun – die Bosten Consulting Group sieht in ihrer Studie von 2011 den Anteil von Offshore-Kapital als deutlich geringer an … und gibt der Schweiz den Spitzenplatz aller „Off-shore-Plätze“, wo Beat Näf sich im Auftrag Rothschilds um die Superreichen kümmert. Nach ihren Angaben sind es nur 7800 Milliarden Dollar, die dort gelagert werden – nur ein Bruchteil von jenen 122 000 Milliarden Dollar, die das im Jahre 2010 um 8 % gestiegene Vermögen von Privatanlegern betrug.
122 000 Milliarden Dollar – das sind 17428 Dollar pro Kopf der Weltbevölkerung. Das zeigt, wie reich wir sind.
0,9 Prozent Weltbevölkerung verfügen über 39 % des Weltvermögens, eines Vermögens, das von Menschen wie Herrn Näf betreut wird, dessen Firma auch ehemalige Bundeskanzler oder Automobillobbyisten bezahlt. Sie wohnen in den USA, Japan, China, Großbritannien und … Deutschland, das Rang fünf in diesem Ranking einnimmt.
Gegen dieses Konglomerat treten nun ein Frankfurt einige wenige Helden auf – 30000 erwähnt die Financial Times Deutschland. Ihre Vordenker haben erkannt, was die Lobbyisten für uns erarbeitet haben, siehe Taz:
„Sich zu verschulden, ist im modernen Kapitalismus zur Grundbedingung für die Existenz geworden“, sagte Hardt. „Und das gilt nicht nur für Staaten, sondern auch für das einzelne Subjekt.“ Ob Bildung, Gesundheit, die alltägliche Lebenshaltung oder eine Wohnung: „Ohne eine niemals endende Verschuldung ist für viele Menschen kaum noch etwas zu haben.“
Wer würde da wohl noch mitlaufen, wenn die Bankenlobbyisten jedem von ihnen 13000 Euro schenken würden? Das wären – umgerechnet – die Beträge, die sie sonst in Brüssel lassen. Damit könnte ein Hartz-Abhängiger drei Jahre seinen Lebensunterhalt bestreiten. 106000 Dollar könnte JEDER Demonstrant erhalten, wenn die US-Lobbyisten (nur die der Finanzwirtschaft, wohlgemerkt. Auto- Energie- Pharmazie und andere Lobbyisten bringen extra was mit) mal ein Jahr auf ihre Zuwendungen für den Kongress verzichten.
Merkt man nun, mit welchen Gegnern man es zu tun hat?
Die könnten eine ganze Demo einfach wegkaufen … und würden es bei Kapitalzuwächsen von 8% im Jahr noch nicht mal merken – das sind immerhin 9760 Milliarden Euro im Jahr, die die MEHR haben. Vier davon für eine Demo im fünftstärksten Millionärsland der Welt zu opfern, würde wirklich keiner merken.
Wo kommen die Zuwächse nun her?
Aus unseren Schulden – siehe oben.
Warum lernen wir das nicht in der Schule?
Warum haben wir hier Medien, in denen der Millionär Günter Jauch mit enormen Spektakel andere arme Schweine zu Millionären macht, während dem Herrn Hardt schon peinlich ist, das sein Buch 14,99 Euro kostet?
Nun – die Pressesprecherin der Boston Consulting Group, Frau Tanja Nickels, hätte uns diese Frage vielleicht beantworten können. Immerhin hat sie eine Arbeit mit interessantem Titel geschrieben:
Meinungs- versus Informationsjournalismus? Ein Vergleich journalistischer Kommunikationsstile in Frankreich und Deutschland am Beispiel von Le Monde und Süddeutscher Zeitung.
Leider arbeitet sie jetzt für die BCG. Aber …. was Meinung und was Information ist, ist ja auch eine Definitionsfrage. Und wie viel Geld „die Märkte“ in die Medien stecken, wollen wir doch wirklich gar nicht wissen, oder?
Aber was Bayern München macht, schon.
Was wir aber wissen sollten: zu den Eigentümern von Le Monde gehört ein Milliardär. Das ist bei der Süddeutschen Zeitung genauso – wenn man der Spur über die Südwestdeutsche Medienholding und der Medien Union folgt, landet man bei dem Milliardär Dieter Schaub.
Ist also letztlich egal, was wir da lesen.
Was wir noch tun können … ausser demonstrieren?
Mal einen Tag lang nicht mitspielen. Zum Beispiel am 4.7.2012, dem ersten nationalen Kaufnixtag.
Eine Pressemitteilung, die wir von Marcus erhalten habe. Eigentlich ist das ja nicht zu glauben. Aber hier gibts eine Möglichlichkeit, Protest zu zeigen:
–
Liebe Attacis in NRW,
wie euch vielleicht inzwischen bekannt ist, hat die Stadt Frankfurt alle Protestaktionen im Rahmen der Aktionstage des Bündnis BLOCKUPY Frankfurt verboten.
Unterstützt bitte durch Mitzeichnung des nachfolgenden Aufrufs, Unterstützung und öffentliche Einmischung, den Protest dagegen. Wir wollen in Frankfurt unser verfassungsrechtlich garantiertes Demonstrationsrecht durchsetzten.
Gruß
Thomas Eberhardt-Köster
Am Geisterberg 9
40629 Düsseldorf
0211 9293710
0172 2488059
thomas.eberhardtkoester@arcor.de
Sofortige Rücknahme des Verbots: Protest muss möglich sein
Die Frankfurter Demonstrationsbehörde hat am Nachmittag des 4. Mai 2012 in einer Presseerklärung mitgeteilt, dass sie alle vom Bündnis Blockupy Frankfurt vom 16. — 19. Mai geplanten Aktionen verbietet. Die demonstrationsrechtlichen Anmelder der insgesamt mehr als fünfzehn Aktionen wurden heute nur in einem Fall darüber direkt informiert, auch
das erheblich verspätet.Damit sollen die Proteste gegen eine Krisenpolitik, die tief in das Leben von Millionen Menschen in Europa eingreift, komplett verhindert werden. Das Bündnis plant während der Aktionstage Proteste gegen die Sparpolitik der europäischen Regierungen und der Troika aus EZB, EU-Kommission und IWF und hatte einen Teil davon als Demonstrationen,
Kundgebungen, Mahnwachen und demonstrative Versammlungen (Asambleas) demonstrationsrechtlich angemeldet.
Dieses Verbot ist ein in der Geschichte der Bundesrepublik einmaliger skandalöser Vorgang und eine offene Verletzung des verfassungsrechtlich garantierten Demonstrationsrechts. Wir bestehen darauf, dass der Protest
gegen die Krisenpolitik auch im Frankfurter Bankenviertel und am Sitz der EZB stattfinden kann, so wie es auch der ständigen Rechtsprechung des Bundesverfassungsgerichtes entspricht.
Alle Demokratinnen und Demokraten können über dieses rechtswidrige und undemokratische Vorgehen nur aufs Äußerste entsetzt sein und eine sofortige Rücknahme dieses Totalverbots fordern. Was auf dem Tahirplatz in Kairo, an der Puerta del Sol in Madrid oder im Central Park von New York möglich war, muss auch in Frankfurt am Main möglich sein!
*Ich/wir schließe/n mich/uns diesem Protest an: *
http://notroika.linksnavigator.de/petition/protest-gegen-das-verbot-von-blockupy-frankfurt
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attac Regionalgruppe Krefeld
Mail: attac-krefeld@gmx.de
www.krefeld-attac.de