Zwischen 16 und 20 Prozent der Bevölkerung Deutschlands leben unterhalb der Armutsgrenze (siehe N-TV). In dem Moment, wo Sie diese Zeilen hier jetzt gerade lesen, leidet rund eine Milliarde Menschen an Hunger (siehe wfp), alle fünf Sekunden stirbt ein Kind qualvoll an Unterernährung (siehe We feed the world). Migrationsforscher erwarten demnächst hundert Millionen Menschen aus Afrika und dem Nahen Osten, die sich auf den Weg nach Mitteleuropa, vorzugsweise ins gelobte Schlamerkelland machen, um nach Jahrzehnten im ausgebeuteten und vergifteten Elend nun auch mal ein Eck von der Wohlschandstorte abzubeißen.
Daheim hält sie nichts mehr – sie verdienen unter sklavenähnlichen Arbeitsbedingungen und kaum Schlaf weniger als 1 Dollar pro Tag – zuwenig zum Leben und zuviel zum Sterben, während hier im Schlamerkelland sich die Tische mit fünfgängigen Menüs, Champagner und Unterhaltungselektronik biegen.
Tja, wie kommt das nur? Reichtumsforscherin Birte Schneider geht dem Rätsel im Auftrag des ZDF auf die Spur und interviewt den Selfmademan Robert Geiss, der seinerzeit mit einer Modekette für Bodybuilder Millionen gescheffelt hat und sich nun die Zeit damit vertreibt, zwischen Saint Tropez und Jamaica hin- und herzujetten.
Und der leistungsträge Herr Geiss ist keineswegs schnöde, er plaudert lachend aus der Schule und gibt freimütig das Geheimnis seines Erfolgs preis. Am Ende des Interviews spendiert er sogar den Harzern und den „Bimbos“ ein paar Tips, wie auch sie zu mehr Wohlschand kommen können:
Ach ja, falls jemand noch Puste hat: Hier auch noch ein paar ernst gemeinte Statements des obigen Herrn Geiss aus seinem echten Alltagsleben. Das RTL-Video hat mir persönlich einige Rätsel gelöst: Ich bin selbst Unternehmer und fragte mich schon länger, warum junge Mitarbeiter keine wirkliche Motivation mehr entwickeln können, sondern den Tag am Schreibtisch bzw. am Flachbildschirm eher lustlos absolvieren. Nun ja, nun kann ich als nicht-fernsehender Mensch dem Ganzen wieder besser nachfühlen: Wenn junge Menschen daheim vor der Glotze auf RTL täglich solche Bilder zu sehen bekommen, wo clevere Kerlchen sich zur Unterbrechung ihrer Montagslangeweile in Saint Tropez als Beilage zu ihrem Hummer zur Abwechslung mal einen Mercedes SL um schlappe 170.000 Kröten genehmigen und voll Schpaß dabei haben, einen „Doughnut“ zu drehen (was das ist, erfährt man im Video) – warum soll man sich dann in seinem Bullshitjob, von dem man sich nach Abzug von Miete und Essen gerade mal das Matschphone und einen Energydrink aus dem Budget-Regal leisten kann, „einen Haxen ausreißen“?
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Nachsatz:
Da wir hier im Nachrichtenspiegel natürlich nicht bloß Trash bringen wollen, sondern schon auch einen gewissen philosophischen Anspruch haben, zum Schluss also auch einige philosophische Gewürzstreusel. Dank dieser Gewürzstreusel kann Ihr Magen die aufgebrühte Pizzapuddingmelange aus den obigen Videos gut verdauen und Ihre Leber erhält die notwendigen Vitamine, um die aufgenommenen Toxine und freien Radikale wieder auszuscheiden.
Besagte Gewürzstreusel wurden in uralt-ehrwürdigen Zeiten von unbekannten Autoren im Industal verfasst, besitzen jedoch eine zeitlose Wahrheit und bringen in kurzer Versform genau das Verhängnis zum Ausdruck, das uns heute allerdings als erstrebenswerter state-of-the-art-lifestyle beigebracht wird:
Wenn ein Mensch materielle Dinge betrachtet, entsteht Bindung an diese.
aus Bindung entsteht Begehren,
aus Begehren entsteht Zorn,
aus Zorn entsteht Verblendung,
aus Verblendung erfolgt Verlust der Erinnerung (an den Sinn des Lebens),
aus dem Verlust der Erinnerung erfolgt Zerstörung des Verstandes/ der Unterscheidungsfähigkeit;
ist der Verstand/ die Unterscheidungsfähigkeit zerstört, dann geht der Mensch zugrunde.
Wie wäre es, diesen Vers als Beipackzettel allen Käufern des oben vorgestellten Mercedes SL 63 AMG mit auf ihre Spritztour zu geben? Oder zeitgemäßer: als NAVI-Insert, das jedesmal gemeinsam mit dem Gurtwarn-Piepser aufleuchtet, wenn sich der Lenker ans Steuer setzt. -Wo doch heute jedes Lebensrisiko des Menschen versicherungstechnisch deklariert werden muss …