Dienstag, 23.1.2018. Eifel. Ja, liebe Leser: ich bin erkannt worden. Wird also Zeit, sich zu verabschieden. Hat keinen Sinn mehr, sich zu verstecken: die Polizei ist mir auf die Schliche gekommen. Und die SPD. In Gestalt eines angeblichen Kriminalkommissars mit erstaunlich niedrigem sozialen Niveau (jedenfalls beleidigt er alle, die nicht seiner Meinung sind und unterstellt denen allen ungeheuerliches), der – ebenfalls angeblich – immer SPD wählt. Mal zuhören? Bitte, hier, ein Originalzitat auf Facebook:
„Ach Eifelphilosoph. Ich denke, du bist intelligent genug, um zu sehen, was hier läuft. Ich unterstelle nichts, in analysiere. Und ich sehe, dass du diffamierst. Du bist erkannt. Du bist ein Verführer, der dieses Land schlecht macht. Und die, die deinen wahren Charakter sehen. In falschem Gewand unterwegs. Das ist verwerflich. Du weißt es, ich weiß es, und du weißt, dass ich es weiß…“
Nun – ich weiß zwar nicht, was er weiß, aber das Land, in dem wir alle gut und gerne leben schlecht zu machen, jenes beste Deutschland aller Zeiten, über das wir uns alle so freuen – das geht ja in der Tat gar nicht. Wo kämen wir dahin? Wir haben steigende Obdachlosenzahlen, steigende Armut, verdienen uns dumm und dämlich an Rüstungsexporten (bei denen unsere Konzerne auch gerne mal tricksen, um Bombenfabriken auch dorthin liefern zu können, wo es per Gesetz verboten ist – siehe Tagesschau), dem dem Export von „Sondermüll auf vier Rädern“ (siehe Spiegel), erlauben uns einen Pflegenotstand wie ein Dritte-Welt-Land, leiden unter zerfallenden Schulen und maroden Brücken – alles doch ein Grund zur Freude. Wir wissen noch nicht mal, wie wir in Zukunft die Pensionen der Beamten bezahlen sollen, die so sicher im Fleischtopf der Steuerzahler baden: schon 2013 haben ihre Pensionen die Höhe von fast einer halben Billion Euro erreicht (siehe Focus):
„Die prognostizierten Kosten der Altersversorgung der Staatsdiener lagen Ende 2013 bei 487,1 Milliarden Euro. Das sind 21,7 Milliarden Euro mehr als im Jahr zuvor. Damals kostete die Altersversorgung der Bundesbeamten noch 465,4 Milliarden Euro.“
Aktuell liegt die echte Staatsverschuldung schon bei 161 Prozent, läuft alles so weiter, wird sie 2060 200 Prozent erreichen (siehe Focus) – echte Staatsverschuldung sind halt alle unsere jetzigen Schulden plus die, die noch gemacht werden müssen, um die Zahlungsversprechen der Regierung einhalten zu können. Ein tolles Land – in dem wir auf Pump super leben, während an der Spitze der Einkommen immer neue Rekordgewinne gemacht werden … die auch leider nur rechnerisch vorhanden sind und sich jederzeit in Luft auflösen können, wenn der Aktienmarkt mal wieder zusammenbricht – und nicht wieder anspringt, weil es einfach diesmal der letzte Crash war.
Oh – ich mache das Land schon wieder schlecht. Ich merke: ich kann gar nicht anders, mag Fakten immer noch mehr als Parolen. Ist ja auch schlimm, wenn einem außer Parolen nichts mehr einfällt. Das Faszinierende ist: ich kann diese Fakten im Alltag mit Linken besprechen, mit Christdemokraten, mit Mitgliedern der Grünen und Anhängern der FDP – sie können sie alle erkennen. Das Hartz IV ein gefährliches Monstrum ist, das unserer Republik ein außerordentlich häßliches Gesicht gibt: da finde ich an der Basis breite Zustimmung. Dass Staat und seine Diener inzwischen Werkzeug einer offen auftretenden Plutonomie sind und ihre Kreditwürdigkeit verlieren, wenn sie ihre Anordnungen der transatlantischen Räuberbanden nicht folgen: alles weithin bekannt, dass Wirtschaft nicht mehr Diener der Gemeinschaft ist, sondern ihr neuer Feudalherr, der seine Macht ständig ausbauen will: kein Problem, da einen Konsenz zu finden. Das sollte auch nicht wundern: unter der gigantischen Macht der Kapitalballungen aus den USA (und wieder der Sicherheitshinweis: die sind nicht jüdisch) leiden Unternehmer wie Arbeitslose, der Preisdruck der großen Handelskonzerne trifft alle Anbieter gleichermaßen, die großen Autokonzerne, die sich – wie unlängst in Deutschland und den USA aufgedeckt – bewegen sich gerne und selbstverständlich außerhalb der Legalität, die großen Banken plündern Staatskassen mit wachsender Begeisterung auf übelste Art und Weise, aktuell geht man von 31,8 Milliarden Euro aus, die so auf betrügerischem Weg erbeutet wurden (siehe Tagesschau) – und das mag nur die Spitze des Eisbergs sein … und nur einer von möglicherweise vielen „Tricksereien“, die sich die Herren mit Porsche und Maßanzug so gönnen. Ja: klaue ich eine Pfandflasche aus dem Altglascontainer, bin ich ein Dieb, werde mit der ganzen Strenge des Gesetzes verfolgt (ja – da denke ich gerade an meinen SPD-Kommentator) – klauen die Milliarden, sind sie schlaue Trickser. So geht Großraub im Feudalstaat: der Dieb wird noch durch Worte geadelt und ob seiner Pfiffigkeit gelobt.
Ebenso findet man eine breite Zustimmung dazu, dass das Geldschöpfungsmonopol der Banken ein absolutes wirtschaftliches Unding ist: die schaffen Geld aus dem Nichts (eigentlich alt bekannt, hier aber nochmal ein Zitat aus der Zeit):
„Wir haben nach wie vor die Vorstellung, dass Banken das Geld von Sparern einsammeln und dann gegen Zinsen ausleihen an Kreditnehmer. Diese Vorstellung aber ist in unserem heutigen Bankensystem grundlegend falsch. Geld wird geschaffen über Kreditvergabe. Wenn eine Bank entscheidet, dass ein Kunde kreditwürdig ist und ihm das Geld auf seinem Konto gutschreibt, dann steigt in diesem Moment auch die Geldmenge an. Das heißt, die Bank schafft neues Geld.“
Interessant, spannend und sehr bedrohlich ist jedoch die Art und Weise, wie Banken derzeit mit dem Geld umgehen:
„Die EZB schafft es nicht, die Banken zu mehr Krediten an Unternehmen zu bewegen, um so die Realwirtschaft zu stützen. Stattdessen werden mehr Immobilienkredite vergeben. Trotz der Unmengen an Zentralbankengeld, das den Banken durch Wertpapierkäufe zur Verfügung gestellt wird, gelingt es der EZB kaum, die Kreditvergabe und damit die Wirtschaft in Europa anzukurbeln.“
Das dies Wahnsinn ist, ist bekannt. Bitcoinmärkte, Aktienmärkte und Immobilienmärkte sind Glücksspielmärkte, das weiß jeder, der mal dort Geld in Massen verloren hat. Der Traum vom ewig wachsenden Immobilienmarkt hatte schon die letzte US-Krise ausgelöst – wir machen trotzdem fleißig weiter mit, weil die Trickser an diesen Märkten gut Geld verdienen können … allen Warnungen zum Trotz (siehe Süddeutsche):
„Die Bundesbank hatte bereits im November 2017 schon mal sicherheitshalber Investoren und Hausbauer davor gewarnt, allzu sorglos zu sein: „Je länger Boomphasen anhalten, desto größer die Neigung, diese in die Zukunft fortzuschreiben“, sagt die Vizepräsidentin der Bundesbank, Claudia Buch.“
Natürlich sieht man noch keine Anzeichen für eine Immobilienblase – die hatte man in den USA bis zum Schluss auch nicht gesehen. Wer würde auch schon gerne persönlich die Verantwortung übernehmen, den Tricksern das Tricksen zu vermiesen – auch die Bombenfabriken werden ja munter weiter exportiert. Und: es gibt auch aktuell Entwicklungen, die uns vor dem Staatsbankrott durch Beamtenpensionen schützen werden (siehe Focus):
„Das Bundesverfassungsgericht prüft eine Reform der Grundsteuer. Der Ausgang des Prozesses könnte nahezu jeden in Deutschland betreffen: Immobilienbesitzer zahlen selbst, Vermieter können die Steuer auf ihre Mieter umlegen.“
Da kommen Kosten auf uns zu, die sich gewaschen haben. Es trifft vor allem wieder die (relativ) Armen – also jene, die sich mit Ach´ und Krach ein Eigenheim gönnen konnten … aber kein Mehrfamilienhaus, wo der Mieter die Gebühren zahlt (und wenn der nicht kann eben der Staat – über Wohngeld und Hartz IV): wir reden hier von Steigerungen von bis zu 5000 (in Worten: fünftausend) Prozent.
Gesamtgesellschaftlich sind wir in Deutschland wieder auf dem Niveau von 1913 angekommen – was Besitz und Einkommen angeht (siehe Handelsblatt):
Überall sichert sich das reichste eine Prozent einen großen Teil des Nationaleinkommens. Der ärmere Teil der Bevölkerung profitiert zwar auch vom Wachstum; aber bei der Verteilung des Wohlstandsgewinns fällt er immer weiter zurück – auch in Deutschland. Die reichsten zehn Prozent besitzen inzwischen wieder 40 Prozent des Nationaleinkommens – wie schon 1913. Der Anteil der ärmsten 50 Prozent am Nationaleinkommen halbierte sich dagegen von einem Drittel in den 1960er-Jahren auf nur mehr 17 Prozent. In Europa zählt Deutschland damit zu den Ländern mit hoher Ungleichheit.
Wir sind hier in einer Tradition, die schon in der NS-Zeit aufblühte (vielleicht mal für AfD-Fans interessant):
„Auch die Vorstellung, dass die Nazis eine Art sozialistische Politik verfolgt hätten, widerlegt Bartels: „In den ersten Jahren unter Hitler stiegen die Spitzeneinkommen rasant an“, stellt sie fest. Der Anteil des reichsten einen Prozents am Volkseinkommen stieg von elf Prozent im Jahr 1933 auf 17 Prozent im Jahr 1938 – „was kaum zur anfänglichen Anti-Kapitalismus-Propaganda der Nationalsozialisten passt“, so Bartels. Große Firmen mit Beziehungen zu den Nazis profitierten demnach nachweislich stark vom Aufschwung durch Autobahnbau und Aufrüstung.“
Die Schlussfolgerungen aus den Datenanalysen sind brisant – und für jeden nachvollziehbar:
„Für Deutschland verlangt Bartels zusätzlich, dass untere Einkommensgruppen an der Unternehmensrendite stärker teilhaben müssten.“
Das macht auch Sinn. Ist schon bekannt seit dem der Nobelpreisträger Joseph Stieglitz sein Werk „Im freien Fall – Vom Versagen der Märkte zur Neuordnung der Weltwirschaft“ schrieb: Geld, dass der Staat an untere Einkommensgruppen vergibt, hat eine wesentlich höhere Wertschöpfung als Geld, dass den oberen Einkommensgruppen zur Verfügung gestellt wird (wir berichteten). Dieser Satz beweist sich auch immer wieder, ganz aktuell bei den Zuwendungen an Flüchtlinge in Deutschland (siehe Handelsblatt):
Angetrieben von zusätzlichen Ausgaben für die Bewältigung des Flüchtlingszustroms und niedrigen Zinsen hat die deutsche Wirtschaft ihr Wachstum im abgelaufenen Jahr nochmals gesteigert. Das Bruttoinlandsprodukt legte 2016 das dritte Jahr in Folge auf inflationsbereinigte 1, 9 Prozent zu. Das meldete das Statistische Bundesamt Destatis am Donnerstag. Zum Vergleich: Im Durchschnitt der letzten zehn Jahre fiel das Wirtschaftswachstum mit 1,4 Prozent einen halben Prozentpunkt geringer aus. 2015 war die Wirtschaft um 1,7 Prozent gewachsen.
Der Grund ist immer und überall der Gleiche: Arme geben das Geld aus, Reiche horten es, lassen es sich „selbst vermehren“ (was es gar nicht kann – es sein denn, man „trickst“) schaffen es ins Ausland, geben es in Riesenfonds, die gewinnträchtig die Realwirtschaft zerschlagen (der die Banken wohl deshalb auch lieber keine Kredite geben: der nächste Hedgefond könnte schon zwei Tage später das Unternehmen kaufen und gewinnbringend zerschlagen). Das Geld, das die Armen ausgeben, ist ein Gewinn für die ganze Wirtschaft – die teueren neuen Mietwohnungen jedoch, die das Preisviveau ganzer Segmente ändern, entziehen Handwerk und Einzelhandel (und den Gemeinden) die dringend benötigten Tauschmittel. Versteht man an der Basis aller Parteien (außer vielleicht der SPD), weil man es da ja Tag für Tag miterlebt.
Dort versteht man auch, warum in Deutschland inzwischen 45 Superreiche soviel besitzen wie die Hälfte der Bevölkerung (siehe Spiegel), der komplett versagende Markt baut sich seine eigenen Pharaonen, ändern wir an dem Prozess nichts, landen wir nicht nur im Kaiserreich des Jahres 2013 – wo wir jetzt schon sind – sondern in Zeiten weit vor Christi Geburt, wo eine ganz andere Ethik den Ton angab – eine Ethik, die wir auch heute schon erkennen (siehe Sibylle Berg im Spiegel):
„Die Qualität einer Gesellschaft zeigt sich in ihrem Umgang mit ihren schwächeren Mitgliedern. Also mit fast allen, die nicht über ein paar Millionen verfügen. Also mit uns, die wir morgen auf der Straße landen können, wegen einer zu langen Krankheit, einer Entlassung oder anderweitigem Elend. Fast überall herrscht heute der seltsame Glaube an den Sieg der Fittesten. Und der Hass auf Gefallene, auf Schwache und Kranke ist bei vielen die Angst vor dem eigenen Zusammenbruch.“
Wir verlassen das christliche Zeitalter nach 2000 Jahren – und sind auf dem Weg in ein neues, ein antichristliches Zeitalter. In fünfhundert Jahren werden dann auch die letzten merken, welcher geistiger Impuls da fehlt – und welche Auswirkungen das hat. Die Auswirkungen sehen wir jetzt schon praktisch (siehe rp-online):
„Das Angebot kam zur richtigen Zeit – nämlich mit dem Einzug der Kälte. Die Düsseldorfer Firma „Gerken Raumsysteme“ hat der Initiative „Grevenbroich packt an – Warm durch die Nacht“ vier komplett ausgestattete Wohncontainer kostenlos angeboten. Dort sollten Obdachlose – vorzugsweise mit Hund – bis zum nächsten Frühjahr eine warme Schlafstätte finden. „Daran waren wir sehr interessiert“, sagt Josy Houben-Arndt, Mitgründerin der ehrenamtlichen Hilfsinitiative, die regelmäßig bis zu 40 Obdachlose betreut. Doch die Stadt spielte nicht mit – kein Einzelfall.“
Das Deutschland, in dem wir gut und gerne leben – und noch viel besser leben könnten, hätte nicht eine gewisse grausame Philosophie Einzug gehalten. Wir merken hier auch, dass die alten Schemata „links“ – und „rechts“ nicht greifen: „rechte“ Unternehmer (in klassischer linker Deutung) helfen „linken“ Aktivisten (den nach Gerechtigkeit dürstenden) … und der Staat zerschlägt die Allianz … obwohl er dabei Menschenleben riskiert. Ist übrigens in Griechenland ähnlich: linke Regierung schützen nicht vor sadistischer Politik.
Darf ich jetzt mal fragen, warum wir bei solchen Allianzen Staat überhaupt noch brauchen? Darf ich auch mal fragen, wieso wir für vielleicht bald 2 Millionen Pensionäre bald 500 Milliarden Euro ausgeben müssen: also 250 000 Euro im Jahr pro Person – während der Normrentner mit 10000 Euro im Jahr auskommen darf?
Nein – diese Fragen darf man nicht stellen – „man macht das Land schlecht“. Vor allem aus dem Kreis der reichen Pensionäre – und jener mit diesem Zukunftsanspruch – darf man mit heftigsten Widerständen rechnen. Wir können aber langsam auch erahnen, wer dieses „wir“ ist, das in diesem Land „gut und gerne lebt“ – und auf ewig SPD und CDU wählen wird. Die zahlen gut.
Wie gesagt: an der Basis vor Ort gibt es keine Probleme, solche revolutionären Informationen mit ganz normalen Menschen aus allen Parteien zu besprechen (nun: in der SPD fand ich vor Ort echt noch keinen).
Die Zustimmung der Basis endet jedoch … wenn es öffentlich wird und wenn man an die Spitze der Parteien geht. Sicher: ein großes, breites Bündnis für mehr Gerechtigkeit im Land, für Planungssicherheit, für rationales, schuldenfreies Wirtschaften ließe sich schnell denken – aber nie etablieren. Und das es so ist, wird auch gezielt gefördert. Ganz öffentlich – wir merken es nur nicht.
Und hier kommen wir in den Bereich der Philosophie … der inzwischen so weit geschwächt ist, das man schon seit hundert Jahren vom Tod der Philosophie spricht (aber auch nur hinter vorgehaltender Hand – und nur unter jenen, die sich noch daran erinnern konnten, dass Philosophie die Kunst war, aus vielen Einzelteilen ein sinnvolles Ganzes zu konstruieren – das nie „wahr“ sein konnte, sich aber beständig der Wahrheit annähern wollte … trotz aller rasanten Veränderungen der Neuzeit).
Wir kommen hier in Bereiche, die uns alle Entwicklungen der Gegenwart erklären – die aber kaum einer zur Kenntnis nehmen will. In der deutschen Nachrichtenwelt (die zudem von vielen Häßlichkeiten geprägt ist – siehe die Analyse meines geschätzten Kollegen Parkwächters im Nachrichtenspiegel) finden wir so gut wie gar nichts dazu – die Russen dürfen hier mehr Ehrlichkeit wagen (siehe rt-deutsch):
„Ein mittlerweile öffentlich zugänglicher Bericht der CIA aus dem Jahr 1985 belegt das große Interesse der CIA an so genannten poststrukturalistischen Denkern wie Michel Foucault, Jacque Lacan und Rolandes Barthes. Das Missionsziel: die Spaltung der Linken.“
Für Philosophen – eine wertvolle Erkenntnis, jedoch nicht ohne dass wir sie zu den Fouccaultschen Wurzeln zurückverfolgen: den irren Lehren des Marquis de Sade:
„“Alle Menschen“ sagt er, „werden vereinzelt, neidisch, grausam und despotisch geboren; sie wollen alles haben und nichts anderen überlassen“. Die Natur, unterstreicht de Sade, will uns als Interessierte, vor allem als Egoisten, die Macht ausüben, sei es körperliche Kraft von gestern oder finanzielle Stärke von heute, die Starken werden die Reichen, die Schwachen die Armen, Selbstsucht, so erklärt er, ist das erste Gesetz der Natur. Der Wolf frisst das Lamm, ohne dass die Natur protestiert, warum also sollten wir es tun? „Gewöhnen wir uns also an das Böse“ rät er uns.“ (aus: Guido Giacomo Preparata, die Ideologie der Tyrannei, Duncker und Humblott 2015, Seite 55)
Ja – der Wolf – ganz real wieder in Deutschland … und hat vielleicht schon mehr Menschen gefressen, als den Wolfslovern lieb ist (siehe Wölfe in Deutschland):
Im Rahmen der Debatte über den Wolf habe ich ein Zitat gefunden, dass besser als alles beschreibt, welche Verheerungen die neue, antichristliche Philosophie mitlerweile produziert (siehe Leserbrief bei BR):
„Ich denke, wir brauchen noch wesentlich mehr Wölfe in Deutschland. Nur so können wir das ökologische Gleichgewicht wieder herstellen. Die Wildschweine und die Rehe sollten ruhig mal wieder lernen wegzulaufen und ihren natürlichen Fluchttrieb auszuleben. Das ist dann auch ganz natürlich, dass von denen auch mal ein paar zerfleischt werden.
Mit Wölfen im Wald macht das Wandern auch wieder mehr Spaß. Es ist ja ein Nervenkitzel wenn man weiß, dass um einen herum auch mal ein paar Wölfen schleichen könnten. Die tun den Menschen sowieso nichts. Und wenn doch mal ein Mensch gefressen wird: Es gibt ja dann trotzdem noch mehr Menschen als Wölfe. Und der Mensch ist dem Menschen der schlimmste Wolf, oder?“
Deutschland – ein Land in dem Bürger Menschen Wölfen zum Fraß vorwerfen wollen – aus Spaß … also wegen „Nervenkitzel“. Das alte Rom ist wieder da. Christus starb umsonst am Kreuz – eine neue Welt erwacht.
Und die „Linke“? Was ist sie eigentlich? Vom Ursprung her?
Die, die Gerechtigkeit für ein höhers Gut halten als die Rendite der Starken. Die, die wissen, dass der Spruch „Liebe Deinen Nächsten wie Dich selbst“ Leitfaden für alle Gerechtigkeit jenseits des Marquis de Sade ist – und das uns kooperative Arbeitsteilung zu dem gemacht hat, was wir sind – und nicht hemmungsloser Egoismus des Einzelnen … der für die Jugend noch verführerisch sein mag – aber nur, bis das Alter auch sie bricht.
Doch heute: sind all´ diese – unter ganz konkretem Einfluss der Philosophie der amerikanischen Poststrukturalisten (von denen die wenigsten Linken auch überhaupt nur wissen dürften) – heillos aufgespalten.
Was würde denn geschehen, wenn heute jemand aufstehen und seine Fahne in den Boden rammen würde für einen weltweiten Kreuzzug für Gerechtigkeit und Frieden? „Querfront“ – würde es aus den selbstgerechten Inselchen linker Kultur ertönen, wenn auch nur eine ungeliebte Person seinen Reden lauschen würde; er würde ins Kreuzfeuer genommen werden: wie sieht es denn mit seiner Ernährung aus, ist er denn auch Veganer? Wie steht er zur Flüchtlingspolitik der Angela Merkel – wagt er zu widersprechen? Hat er auch Marx gelesen und verachtet jeden Unternehmer? Bezog er jemals selbst Hartz IV – oder hat er genug eigenes Geld … beides ein Grund zur Verachtung. Wie sieht es aus mit seiner Position zu Palästina, wie zur Adoption von Kindern durch homosexuelle Ehepaare, wie steht er zu der Theorie vom menschengemachten Klimawandel? Wagt er es, die offizielle Version der US-Regierung von nine-eleven in Frage zu stellen? Glaubt er etwa daran, dass gesellschaftliche Prozesse von reichen Individuen und Geheimdiensten gesteuert werden können? Teilt der die Mär von der Plutonomie – jener Wirtschaft der Reichen für Reiche? Was sagt er zu Diesel in Innenstädten? Hält er auch die Überbevölkerung für die Wurzel allen Übels – und ist gleichzeitig für eine gezielte Einwanderungspolitik in eins der am dichtesten bevölkerten Länder der Erde? Kennt er auch alle 162 Geschlechter bei Facebook auswendig? Wie steht er zum Vogelsteben bei Windkraftanlage – und zur Rückkehr des Wolfes in deutsche Siedlungen? Befleissigt er sich auch allen Formen des feministischen Sprachcodes? Bekennt er sich auch öffentlich zur absoluten Boshaftigkeit des russischen Staatspräsidenten – und zur absoluten Boshaftigkeit des US-Präsidenten? Steht nur zu hoffen, dass er strikt gegen Religion und Kirche ist, für Abtreibung und Prostitution.
Man könnte diese Themen noch endlos fortführen – jeder Linke kennt sie zur genüge. „Spiel den Mann, nicht den Ball“ ist das Motto unserer Vorkämpfer für Gerechtigkeit, die – genau genommen – nur die begeistertsten Fans der CIA-Doktrin der Spaltung sind (ohne sie zu kennen – dafür braucht man Bildung – und nicht nur Meinung) und diese bis ins letzte Detail perfekt durchführen. Einige bekommen nach erfolgreicher Spaltung größerer Gruppen sogar eine Firma geschenkt – oder ein Schloss (hierzu – mal später mehr, die Recherchen laufen noch und wir wollen niemanden verscheuchen, der gerade öffentlich damit angibt). Und Pöstchen gibt es reichlich.
Nun – das alles betrifft nicht nur Deutschland. Es schwappt einfach vom Großen Bruder herüber – weltweit. Nur: Sie und ich wohnen halt gerade hier – da kann man es am deutlichsten demonstrieren … erkennen, dass wir in einem gebrochenen Land leben, ohne Utopien, ohne Visionen, ohne Kampfgeist und Erneuerungsplänen … aber mit Riesenrechnungen, die wir nie mehr bezahlen können. Und jenes gesellschaftliche Element, das wir einst zur Aufrechterhaltung des Gleichgewichts zwischen den beharrenden und den verändernden Kräften dringend brauchten … ist tot wie die Philosophie. Die krähen noch laut – nur bewirken sie nichts … jedenfalls nichts, was der Menschheit Zukunft geben könnte. Aber … sie streben in Massen nach Pöstchen, die sie selbst vor dem real gelebten Elend retten können – ganz nach Anweisung des Weltbildes des Marquis de Sade, dass uns täglich in hunderten von Krimis nahe gebracht wird: allein die öffentlich rechtlichen Medien hauen uns pro Woche 40 Morde um die Ohren (siehe Deutschlandfunk) – macht 2000 im Jahr. Reale Morde 2017: 373 (siehe Statista). In den USA – ist es noch übler (siehe Arbeitsblätter/stangel-taller.at):
„Ein Durchschnittsschüler in den USA hat nach Abschluss der Highschool (das heißt nach zwölf Schuljahren) etwa 13 000 Stunden in der Schule verbracht – und 25 000 Stunden vor dem Fernsehapparat. Er hat 32 000 Morde und 40 000 versuchte Morde gesehen sowie 200 000 Gewalttaten. Der Täter kommt in 73 Prozent der Fälle ungestraft davon, in mehr als der Hälfte (58 Prozent) der Fälle tut die Gewalt nicht weh, und in nur vier Prozent aller Gewaltakte werden gewaltlose Alternativen der Problemlösung aufgezeigt.“
Und so werden wir Tag für Tag für das Weltbild des Marquis de Sade bereit gemacht und erzogen – dem immer mehr Menschen folgen. Sadismus kontra Nächstenliebe – das große Thema dieser Zeit, der wahre große Kampf der Kulturen. Vom Grundzug: eher eine Philosophie für Reiche, Superreiche und ihre Funktionselite, die ihre Taten so endlich durch Naturrecht legitimiert sehen. Vielleicht muss man seine Zugehörigkeit zu diesen Kreisen ja wirklich durch besonders widerliche Taten an Kindern glaubhaft machen, bevor man in sie aufgenommen wird und die nötigen Kredite bekommt, um Aktienmärkte manipulieren und Staaten ausnehmen zu können – da bin ich mir noch nicht ganz sicher, aber es wäre plausibel.
Wer immer eine neue Bewegung ins Leben rufen will, sollte sich mit diesen geisteswissenschaftlichen Strömungen auseinandersetzen und sich vergegenwärtigen, wie tief der Bruch in diesem Land ist, einem Land, in dem man sich in seiner Wohnung verschanzt, weil draußen der böse Mensch lauert – von dem die Medien zwischen den Werbepausen kontinuierlich erzählen, während sie Dinge präsentieren, die uns trotz (halbwegs) freiwilliger Isolationshaft glücklich machen sollen: Weichspüler, Zahnpasta oder feuchtes Toilettenpapier.
Dann aber – kann das neue, dunkle Zeitalter noch abgewendet werden. Menschen – sind in Wirklichkeit keine Wölfe, sondern herzensgute, hilfsbereite, hochintelligente soziale Wesen. Noch viel sozialer als der Wolf … den die Wolfslover seltsamerweise wegen seines Sozialverhaltens der eigenen Art gegenüber schätzen und ganz vergessen, dass dieser Maßstab aus ihren eigenen Vorstellungen entspringt … denen des „bösen“ Menschen also.
PS. ist wieder etwas lang geworden, dieser kleine Aufsatz, die wieder viel zu unvollständig ist. Jedoch hat er ein anderes Ziel als nur hier gelesen zu werden: er soll einer Politikerin helfen, Argumente für eine neue soziale Bewegung jenseits der „Linken“ zu diskutieren und ihr bei dem ersten Treffen der Arbeitsgruppe helfen. Da – braucht man schon ein paar Fakten. Ein Fakt fehlt jedoch – er passte nicht in den fließenden Text: das Versagen unserer Wirtschaftstheorien bezüglich der Inflation – die kommen müsste aber ausbleibt (siehe FAZ). Doch keine Sorge: unter dem Artikel folgt gleich ein weiterer, der belegt, dass die Inflation ganz fürchterlich da ist (siehe FAZ): unsere täglichen Schnipsel halt … die uns ruhig halten sollen … und irre machen, damit wir nicht zueinander finde.
Samstag, 3.12.2011. Eifel. Autor: „ganz dicke Virusgrippe“ – laut Arzt. Die erste seit … vielen vielen Jahren. War schon stolz auf meinen Lebenswandel. Vielleicht – haben aber auch ein paar Naturwissenschaftler wieder nur ein total neues, geiles Grippemodell entwickelt, das sie gerade ausprobieren. Wie jede Grippe bringt auch diese einen gestandenen Mann an den Rand des Todes, den man mit offenen Armen begrüßen würde, wenn er nur den Matsch aus dem Kopf entfernt. An schreiben – war nicht zu denken … jedenfalls solange nicht, bis der Parteitag der Piraten in Offenbach ins Visier rückte. Es ist kein Geheimnis, das ich die Piratenpartei vor zwei Jahren als braunes U-Boot angesehen habe – der Fall schlägt bis heute Wellen:
Ein anderes Ausschlussverfahren endete bereits mit einer Schlappe für den Bundesvorstand: Der Pirat Bodo Thiesen soll wiederholt auf Mailing-Listen der Partei Holocaust-Leugner zitiert haben – sein Landesverband verteidigte ihn im Namen der Meinungsfreiheit. Am Donnerstag entschied das Schiedsgericht in Rheinland-Pfalz, dass Thiesen Pirat bleiben darf. Seine Äußerungen würden der Partei keinen Schaden zufügen, hieß es. Der Bundesvorstand will Berufung einlegen.
Bodo Thiesen soll – so wurde mir versichert – persönlich ein netter Mensch sein, der sich – für Nerds nicht selten – in rechtsradikalen Netzen verfangen hat, ohne es zu merken. Nun – andere braune Flecken der Partei haben gezeigt, das dies kein Einzelfall war, sondern Methode. Heute, nachdem die Morde des „Nationalsozialistischen Untergrunds“ öffentlich geworden sind (und nicht nur dem Verfassungsschutz und anderen Nachrichtendiensten bekannt), darf man wohl vorsichtig den Verdacht äußern, das hier Strategie hintersteckt: die Unterwanderung liberaler Parteien durch NS-Kräfte war schon früher mal Thema, weil sie „weder rechts noch links“ sein wollen, eignen sie sich sehr gut dafür, rechte und linke Extreme lange Zeit im Sinne der Meinungsfreiheit zu decken.
Man ist ja „gut“ (oder „piratig“), das sollte reichen.
Wie „gut“ man ist, möchte die Piratenpartei nun in Offenbach beweisen – mit interessanten Themen … nochmal Spiegel:
An der Spitze des Top-40-Rankings steht ein Antrag für die Legalisierung von Drogen, gefolgt von einem Antrag über die Trennung von Staat und Religion. Andere wollen die Facebook-Seite der Partei löschen, Firmenspenden verbieten, Nahverkehr gratis anbieten oder die Zeitumstellung abschaffen.
Das sind Forderungen, die einen natürlich völlig umhauen. Zu Zeiten, in der es wieder eine reale Kriegsgefahr mit Russland gibt (ja, das ist eine Überraschung, oder? Russland hat Syrien zugesichert, sie militärisch vor Natointerventionen zu schützen, um ein zweites Libyen zu verhindern. Hält sich die Nato nicht dran, rollt der Russenpanzer bald wieder durch Polen und Berlin), haben wir natürlich keine anderen Probleme als uns hemmungslos zukoksen zu dürfen. Immerhin – der Kokainersatzstoff Ritalin wird regelmässig in viele Kinderhirne gepumpt, warum sollten da die Erwachsenen immer noch krumme Wege gehen müssen, um an ihr Speed zu kommen?
Trennung von Staat und Religion ist natürlich besonders wichtig, erst recht, nachdem der Papst die Deutschen mit Moral ängstigt und aus Abscheu vor der Welt sogar auf die Kirchensteuer verzichten will. Man will ja die Geschäfte nicht durch Anstand und Ethik gefährden.
Ob die Partei eine Facebookseite braucht, interessiert wohl wirklich niemanden … aber mit dem Verbot von Firmenspenden trifft man den Kern des Systems. Wovon sollen denn die Parteien ihre Funktionäre fürs Nichts- und Wichtigtun bezahlen, wenn nicht die Firmen – anstatt den Überschuss des Wirtschaftens als Preisminderung an die Kunden weiterzugeben, damit alle was davon haben – die Gelder großzügig herüberwachsen lassen … für eine kleine Gegenleistung, einen kleinen, unbedeutenden Gefallen, wohlgemerkt – wie zum Beispiel die Deregulierung der Arbeits- und Finanzmärkte.
Gegen dieses System, das nicht nur Deutschland sondern ganz Europa und die USA fest im Griff hat (mit katastrophalen Folgen für die Wirtschaft selbst, für die Bürger des Landes und die Zivilisation selbst) hilft nur noch die Notbremse, sonst rast es mit Schmackes vor die Wand.
In solchen wirtschaftlich kranken Zeiten den Nahverkehr gratis anzubieten, ist schon fast demokratische Pflicht – und könnte bei uns zu libyschen Verhältnissen führen. Und hier wird es interessant – denn entgegen der Forderungen der Parteispitze und des neoliberalen Blocks in der Piratenpartei (das scheint ja fast schon Tradition zu werden in Deutschland: neoliberal ist man, sobald man im Vorstand ist – egal ob rechts, links oder orange) offenbart uns das Handelsblatt unter dem Titel „Skurriles Programm“ weitere Programmanträge, die sehr nachdenklich machen können – und eigentlich überhaupt nicht skurril sind:
Nacktheit im öffentlichen Raum als Grundrecht für Menschen klingt sicherlich ungeheuerlich – und wäre mit Sicherheit nicht mein Top-Thema – aber es ist als rechtsphilosophischer Aspekt nicht von der Hand zu weisen. Skurril ist da nichts – die Werbung lebt immerhin täglich davon. Ist ja auch Basisoutfit fürs Paradies.
Die Besteuerung von Kapitalerträgen in Höhe von 65% ist sicher ein weiterer Antrag, der im Rahmen der volkswirtschaftlichen Notbremse einfach alternativlos ist. Das hat mit „rechts“ und „links“ im Jahre 2011 nichts mehr zu tun: eher mit Notwehr. Wenn der Fürst das Dorf ansteckt, werden wir doch wohl auch nicht das löschen verbieten wollen, weil man es als „links“ deuten könnte derweil es gegen die Taten des Fürsten gerichtet ist?
Die große Staatsverschuldung der Bundesrepublik hat ein Antragssteller als Problem erkannt und liefert gleich eine Lösung dafür mit, wie man den Schuldenberg wieder loswerden kann. Die Vermögenden sollen bezahlen. Mit einer einmaligen Vermögensabgabe von 20 Prozent sollte sich die Staatsverschuldung laut Antrag erledigt haben.
Das kann man so sehen – und ist ja auch nicht skurriler als die Solidaritätsabgabe Ost. Nur geben diesmal diejenigen, die viel zu viel haben und nicht die, die ohnehin jedes Jahr weniger haben. Mit Klassenkampf hat dies nichts zu tun – aber mit volkswirtschaftlicher Notbremse und praktischer Vernunft viel.
Arbeits- und Unterrichtszeiten müssten generell so gestaltet werden, dass die Menschen nicht gezwungen seien, gegen ihre „innere Uhr“ zu leben.
Das würde natürlich für Staat und Unternehmen viel Arbeit bedeuten … aber welches Recht gibt es eigentlich, Menschen absichtlich krank zu machen, in dem man sie mit Gewalt (oder der Androhung des Hungertodes bei Weigerung via Hartz IV) in Lebensrythmen zwängt, die ihrer Gesundheit nachhaltig schaden? Gut, in einer Welt, in der Menschen nur noch „Kosten auf zwei Beinen“ sind, mag man die Massenvernichtung von Lebenskraft gern billigend in Kauf nehmen … aber das muss einem als Wähler dann doch nicht gefallen.
Wahlrecht schon für Kinder – würde Eltern etwas für ihre Arbeit entlohnen und ihnen die politische Macht geben, die sie dank ihrer Arbeit schon lange verdient haben.
Letztendlich ist es aber ein ganz zentraler Programmpunkt, der zur Debatte steht siehe Welt:
Das bedingungslose Grundeinkommen wird wahrscheinlich auch in Offenbach eine große Rolle spielen. Es gibt einen Antrag, wonach die Forderung ins Wahlprogramm für die Bundestagswahl aufgenommen werden soll. Zwar werden erst die Mitglieder vor Ort entscheiden, worüber letztlich debattiert und abgestimmt wird. Doch das sozial- und wirtschaftspolitische Reizthema umtreibt viele Piraten.
Der Bundesvorsitzende ist dagegen – das eint ihn mit den Bundesvorsitzenden aller anderen Parteien in Deutschland. Wo kämen wir denn auch hin, wenn man den Vorsitzenden die Peitsche aus der Hand nehmen würde, mit der sie seit Jahrzehnten den Bürger so schön knechten: die ständig steigende Abhängigkeit von Geld.
Das diese Abhängigkeit inzwischen einen Grad erreicht hat, in der die Gleichung GELD = LEBEN herrscht und so bei sinkendem Geldlevel direkt die Allgemeinen Menschenrechte angreift, wird von den gut versorgten Parteioberen gerne übersehen. Da sie von der Industrie aber fleissig umworben werden und ihre politischen Aktivitäten größtenteils nur noch als gelebte Bewerbungsunterlage verstehen, sollte man Verständnis für diese Blindheit haben. Auch hier findet man auf einmal … Weisheit bei den Piraten:
Zudem hört man aus Berliner Piratenkreisen, dass die Partei nur deshalb einen Bundesvorstand habe, weil man ihn laut Parteiengesetz haben müsse.
Das es Weise wäre, auf einen Vorstand zu verzichten, merkt gerade auch die SPD, die sich mit Forderungen nach höheren Steuern für Reiche und mehr Rente für Arme bei der Führung unbeliebt macht: die Spitzenverdiener der Partei sind nicht einverstanden mit höheren Steuern für Spitzenverdiener.
Verständlich.
Umso unerhörter ist das, was bei den Piraten gedacht wird, siehe Welt:
Nur mit dem Unterschied, dass die Piraten ein „Programm“ gar nicht so ernst nehmen, weil sie nicht in Themen, sondern in Verfahren denken. Basisdemokratisch digital soll es zugehen. Der Rest steht zur permanenten Debatte.
Das klingt so liberal, dass die hierzulande sogenannten Liberalen den Schreck schon längst in den Gliedern spüren. Und es klingt so basisdemokratisch, dass der gleiche Schreck, wenn auch auf höherem Niveau, ebenso ins grüne Parteigebein gefahren ist. Nicht ohne Grund.
Denn das Magnetische an der Piratenbewegung ist die Einladung zum freigeistigen Aufbruch ohne allen Ballast. Und ohne die Verpflichtung, für die Ideen anderer etwas zu zahlen.
Manchen gefällt das sehr – wie dem Altkommunarden Rainer Langhans:
Alt-68er Rainer Langhans gibt einen Teil seiner Dschungelcamp-Gage an die Piratenpartei weiter. Er habe große Sympathie für die chaotischen Elemente in der Partei.
Ob man das Geld angenommen hat, weiß ich nicht. Möglicherweise ist es ja von „links“?
Es ist kaum zu glauben – aber im Jahre 2011 hängt das Schicksal des ganzen Landes von einer einzigen kleinen chaotischen Partei ab.
„Bedingungsloses Grundeinkommen“ ist nichts weiter als die allerletzte Notbremse, die – zumindestens übergangsweise – ein ganzes Land vor der kompletten Ausplünderung und wirtschaftlichen Vernichtung bewahren kann. Da diese Notbremse aber die automatische Bereicherung der „Entscheider“ in Politik und Konzernwirtschaft ebenfalls ausbremst, wird sie aus dieser Ecke niemals gezogen werden – einer Kaste der „Elite“, die dem Volk Finanzkrise, Wirtschaftskrise, Vertauenskrise, Energiekrise, Sozialkrise und ein paar kleine häßliche Kriege (an denen man aber auch gut verdienen konnte) gebracht hat, steht wohl aber auch nicht der Sinn nach einer gut laufenden Volkswirtschaft.
Die Piratenpartei Berlin – zusammen mit dem Grundeinkommensaktivisten Ralph Boes, der die Partei in Berlin unterstützt – hat sich hier deutlich positioniert:
Auf Landesebene gibt es in Berlin einen Beschluss vom Oktober 2010, der in Form eines Positionspapiers ein bedingungsloses Grundeinkommen fordert und dies aus den im Grundgesetz verankerten Menschenrechten ableitet.
Zu einem Bedingungslosen Grundeinkommen gibt es angesichts der momentanen politischen und wirtschaftlichen Katastrophen keine Alternative, wenn diese Gesellschaft noch eine Zukunft haben soll. Von gigantischen Kapitalerträgen in China, den USA und den Konzernkassen kann ich in Bottrop keine Schulwände streichen, in Köln keinen Straße pflastern und in Wismar keine Arbeitsplätze schaffen, noch wüßte ich, wie die steigende Gier nach leistungslosem Einkommen auf Halbgottniveau auf der einen Seite ohne Hungertote in den Dörfern Sachsen-Anhalts und den Straßen Gelsenkirchens befriedigt werden sollte.
Der Geldkreislauf ist ein geschlossenes System – für die Millionenhaufen müssen Millionen leiden.
Will man dieses Leiden nicht, sondern lieber ein Leben in einer lebendigen, offenen, freien Gesellschaft, die dem Individuum größtmöglichen Schutz (!) und damit auch größtmöglichste Entfaltungsmöglichkeiten (inklusive einer gestiegenen Risikobereitschaft) gibt, dann muß man die Prioritäten anders setzen: erst Geld für die Menschen, dann für den Haufen.
Wenn da einer auf zwanzig Haufen Kartoffeln sitzt, die bald verfaulen, und zwanzig andere hungernd in der Ecke sitzen und nichts anpflanzen können, dann ist es nicht „links“ zu sagen: „Gib´ mal was ab, damit Du auch in Zukunft wieder Haufen anhäufen kannst“.
Das ist dann nur vernünftig. Das können auch Rechte.
Wie das finanziert werden soll?
Das zu berechnen, darf man getrost den Experten überlassen. Niemand macht sich ja auch Gedanken darüber, wie wir in Zukunft die jährlich fälligen 100 Milliarden Euro für die Beamtenpensionen aufbringen sollen … oder die Billionen für die Eurorettung.
Das System ist am Ende. „Nehmt bloß nichts eurem Schröder weg!“ – kann in Zukunft kein Ansatz mehr sein – und je länger wir das alte System laufen lassen, um so schneller wird es unsere Volkswirtschaft ausbluten.
Insofern kann es wirklich sein, das der Parteitag einer kleinen, chaotischen, rechtstoleranten Partei die letzte Chance der freien, offenen Bürgergesellschaft im 21. Jahrhundert ist, während sich die SPD darum streitet, wie die Vermögen ihrer Chefs zu sichern sind.
Immerhin, eins muss man den Piraten zugute halten: sie singen auch mal in der U-Bahn. Scheinen bei Rentern aber – siehe Link – nicht gut anzukommen. Rentner mögen keinen Lärm.
Den Gegnern sei nur eins gesagt: unseren „Fortschritt“ haben wir der Tatsache zu verdanken, das wir dem Adel den Besitz weggenommen und ihm dem Mittelstand gegeben haben: die hatten einfach mehr Ideen, mehr Tatkraft und Erfindungsgeist als der dekadente Blaublutmob.
Wieviel „Fortschritt“ brachte uns eigentlich die Superklasse der Superreichen in den letzten zwanzig Jahren?
Die letzte bemannte Mondlandung ist ein halbes Jahrhundert her – wirkt schon wie die übliche zivilisatorische Stagnation aristokratischer Gesellschaftsformen, oder?
Und Dieter Bohlen werdet ihr doch jetzt wirklich nicht als Fortschritt ansehen wollen, oder?