Aufruhr

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Deutschland! Aufruhr? Nee, aber …. Diktatur – GESTAPO in Vaals und Hausdurchsuchungen beim Eifelphilosophen

Manchmal sitze ich hier und denke: „Du solltest mal was über Guttenberg schreiben.“ Das machen gerade alle. Über Guttenberg schreiben. Da vergeht die Zeit wie im Flug, das macht Spaß, das bringt gute Laune. Mir nicht. Ich hatte schon das Vergnügen – das hat gereicht. Inzwischen schwillt eine riesige Guttenbergwolke durch die Medienwelt und verstopft den Blick für reale Entwicklungen, die man im Dunstkreis dieser Asche leicht übersieht:

Der Aufruhrvirus geht um!

Aus Indien meldet rian Unruhen:

Bis zu 40.000 Menschen sind am Mittwoch in Neu Delhi auf die Straße gegangen, um gegen Korruption und wachsende Lebensmittelpreise zu protestieren. Die Demonstrationen legten den Straßenverkehr in der indischen Hauptstadt weitgehend lahm, wie ein RIA Novosti-Korrespondent berichtet.

Aus den USA berichtet der Hintergrund:

Angefangen hat alles in Wisconsin. „Im Mittleren Westen, wo einst die Wiege der amerikanischen Arbeiterbewegung stand, will der republikanische Gouverneur die Gewerkschaften zerstören – Hunderttausende protestieren“, berichtete der Nachrichtensender n-tv. (1)
Was war geschehen? Gouverneur Scott Walker hatte angekündigt, künftig Tarifverhandlungen zwischen Gewerkschaften und Regierung im öffentlichen Dienst abzuschaffen. Daraufhin gingen am Wochenende aus Protest allein in Wisconsins Hauptstadt Madison bis zu 100.000 Menschen auf die Straße. Nach Medienberichten handelt es sich um die größte Demonstration, die dort seit dem Ende des Vietnamkriegs zu beobachten war. (2)
Zusätzlich angeheizt hatte Walker die gegen ihn gerichtete Stimmung mit der Drohung, „die Nationalgarde ins Spiel zu bringen, um die Demonstranten zu bändigen.“ (3)

Im selben Hintergrund Unruhen in Griechenland:

Zahlreiche Streiks gegen das harte Sparprogramm und die unpopulären Arbeitsmarkt-Reformen der griechischen Regierung haben am Mittwoch den öffentlichen Verkehr des Landes weitgehend lahmgelegt.
Busse in Athen sowie die Eisenbahn standen still, von Piräus liefen keine Fähren zu den Ägäis-Inseln aus. Am Mittag legten auch die Fluglotsen für vier Stunden die Arbeit nieder. Dutzende Flüge fielen aus.
Zudem wurden alle Behörden und Ministerien bestreikt. Auch die Lehrer und die Journalisten traten in den Ausstand, so dass es im Radio und Fernsehen keine Nachrichten gab. Viele kleine Geschäfte blieben geschlossen.

Die Menschen haben auch allen Grund zu klagen: was sie erleben, ist eine Entwicklung, die wir in Deutschland schon kennen: nach einer Phase beispielloser Deregulierung von Arbeits- und Finanzmärkten, die allen Wohlstand und Arbeit verschaffen sollten, haben wir nun eine Phase der Finanznot, die man kaum besser ausdrücken kann als es das statistische Bundesamt für uns macht:

Die öffentlichen Haushalte waren nach ersten vorläufigen Ergebnissen des Statistischen Bundesamtes (Destatis) am 31. Dezember 2010 mit insgesamt 1 998,8 Milliarden Euro verschuldet. Dies entsprach rechnerisch einer Schuldenlast von 24 450 Euro pro Kopf. Gegenüber dem 31. Dezember 2009 hat sich der Schuldenstand um 18,0% beziehungsweise 304,4 Milliarden Euro erhöht. Dies war der höchste absolute Zuwachs des Schuldenstandes in einem Jahr seit Bestehen der Statistik. Die Ergebnisse umfassen die Kreditmarktschulden und Kassenkredite und beziehen sich auf die Kernhaushalte des Bundes, der Länder, der Gemeinden und Gemeindeverbände und ihre jeweiligen Extrahaushalte.

ZWEITAUSEND MILLIARDEN EURO SCHULDEN: das kann man doch selbst mit Mathe-Leistungskurs gedanklich nicht mehr erfassen. Das sind zwei Millionen Millionen. Von dem Geld könnte man allen Hartz-Abhängigen ein Haus kaufen … jedem eins, damit wir uns richtig verstehen und nicht versehentlich der Regierung neue Flausen in den Kopf setzen.

Wir wissen, was uns letztlich die Bankenrettung kosten wird – veröffentlicht in Wall Street Online:

Erstmals liegt eine Schätzung über die zu erwartende Gesamtbelastung nach Abzug möglicher Erlöse durch die Bankenrettung in Deutschland vor. Im Ergebnis wird die Rettung derBanken infolge der Finanzkrise für die Steuerzahler teuer. „Alles in allem werden wir – Bund und Länder zusammengenommen – bei einem Verlust in Höhe einer mittleren zweistelligen Milliardensumme enden“, so Daniel Zimmer, Vorsitzender des von der Bundesregierung eingesetzten Expertengremiums zum Ausstieg des Staates aus den Bankenbeteiligungen gegenüber der Wochenzeitschrift „Die Zeit“.

Und das ist ja noch nicht alles. Es kommt ja noch dicker. Das kommt davon, wenn man sich von Leuten regieren läßt, die sich den Doktortitel erschleichen. So findet man  heute unter anderem bei wiwo neue Kostenrisiken:

Die anhaltende Diskussion um die milliardenschweren Forderungen, die die Bundesbank seit Beginn der Finanzkrise gegenüber dem Euro-System aufgebaut hat, reißt nicht ab. Die Frankfurter Währungshüter sahen sich daher gestern zu einer Stellungnahme veranlasst, in der sie betonten, dass die Forderungen von 325,5 Milliarden Euro „kein eigenständiges Risiko“ darstellten.

Nachdem man uns die Rechnung für 2010 präsentiert hat, weiß ich nicht, ob wir diesen Dementis noch glauben dürfen. An Hartz IV hat die Rekordverschuldung jedenfalls nicht gelegen, die Arbeitslosen waren ja fast alle fort und ihre fünf Euro kriegen die erst dieses Jahr. Dabei wäre es für alle besser, die würden mehr bekommen, denn laut DIW bei shortnews sind es gerade die Arbeitslosen, die uns einen Superaufschwung jenseits allen Vorstellungsvermögens bescheren könnten, wenn ihnen die Reichen nicht immer das Geld wegnehmen würden:

Nach einer Studie des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung könnte die deutsche Wirtschaft noch stärker wachsen, wenn die Unterschiede zwischen Arm und Reich nicht immer größer werden würden. Diese Kluft bremse die deutsche Wirtschaft.
Reiche Haushalte legen ihr Geld lieber an, statt zu Konsumieren oder im Inland zu investieren. Haushalte mit geringem Einkommen brauchen fast ihr gesamtes Geld zur Finanzierung ihres Lebensunterhaltes.

Wir kennen also das Problem. Wir kennen auch die Täter. Junge Welt weist heute mal wieder drauf hin:

Teile und herrsche: Die Handelspolitik der Europäischen Union steht im Dienste von Konzerninteressen

Die Europäische Union interessiert nämlich nur eines: »Neue Instrumente suchen, um ökonomisch zu wachsen«, wie es Marianne Gumaelius von der Generaldirektion Handel ausdrückte. Und dafür macht sie in ihrer Handelspolitik BAYER & Co. den Weg frei, nicht nur in Kolumbien und Peru, sondern auch in Zentral­amerika, Indien, Südkorea und auf dem afrikanischen Kontinent – koste es, was es wolle.

Sollte eigentlich langsam bekannt sein, wer die Macht im Staate in Händen hält. Direkt vor Ort in Deutschland ist es mitlerweile in der Berliner Republik so schlimm, das manche offen von einem Demokratiedefizit sprechen und zur Revolution in Deutschland aufrufen – hier allerdings aus der Schweiz in zeit-fragen:

Europa war und ist der Arroganz und Autorität der deutschen Machthaber hilflos ausgeliefert.
Was bei dieser Machtpolitik auffällt, ist die Tatsache, dass diese nur durch eine kleine Elite in Berlin betrieben wird. Das deutsche Volk ist dabei von jeder Mitwirkung oder Mitsprache ausgeschaltet. Ein Beispiel dieses Demokratiedefizits ist die Beteiligung Deutschlands am Krieg in Afghanistan. Während die deutsche Bevölkerung immer wieder den Abzug der deutschen Truppen aus dem unseligen Krieg fordert, stockt die Merkel-Regierung den Bestand ihrer Truppen schrittweise auf. Die Existenz einer deutschen Demokratie ist deshalb mit einem Fragezeichen zu versehen. Eine echte Demokratie könnte nur entstehen, wenn auch in Deutschland Verhältnisse, wie sie gegenwärtig in Ägypten herrschen, ausbrechen würden. Das deutsche Volk müsste sich geeint gegen seine Machthaber in Berlin erheben. Nach einem Jahrhundert von Kriegen und Diktaturen könnte in Deutschland endlich eine echte Demokratie eingeführt werden. Dies wäre auch die Voraussetzung für einen echten Frieden in Europa.

„Das deutsche Volk müßte sich geeint gegen seine Machthaber in Berlin erheben“ – so einen Satz 2011 wieder lesen zu müssen, ist eine Schande. Eine Schande für dieses Land, dieses Volk und für die Bonner Republik, aus der das Berliner Monstrum hervorgekrochen ist.

Wer nun meint „Ach, komm´, mir geht´s gut, mir kann nichts geschehen“ der sollte mal flugs seinen Blick nach Holland lenken, denn dort erprobt man gerade neue soziale Umgangsformen, für die sich der Aachener Bürgermeister laut NrhZ auch sehr interessiert:

Der Bürgermeister von Vaals, Reg van Loo, lässt unangemeldete Hausbesuche anordnen. Denunziantentum und staatlicher Willkür wurden im niederländischen Aachener Nachbarort Vaals Tür und Tor geöffnet. Kritische Stimmen werden strukturell und methodisch unterdrückt. Will Aachens Oberbürgermeister Marcel Philipp (CDU) diesem „Vorbild“ nun folgen?

Die (in Vaals bis zu 22 Personen starken)
„Flex-Teams“ werden zusammengestellt aus Angehörigen von Institutionen wie Polizei, Feuerwehr, Spezial Agenten (Innere Sicherheit), städtischen Beamten und sozialen Diensten.

Grundrechtlich verankert können offizielle Hausdurchsuchungen auch in den Niederlanden nur durchgeführt werden, wenn ein Verdacht auf kriminelle Machenschaften vorliegt und darauf ein Durchsuchungsbefehl ausgestellt wurde. Die Hausdurchsuchungen durch die „Flex-Teams“ finden laut der niederländischen Regierung auf freiwilliger Basis statt – ein unschuldiger Bürger habe ja nichts zu befürchten, und es mache ihm  sicherlich nichts aus, dass seine Wohnung oder sein Haus durchsucht werde.

Das übliche Argument: wer nichts zu verbergen hat, der hat auch nichts dagegen, wenn mal eben 22 Mann sein Haus auf den Kopf stellen, weil ein anonymer Anrufer irgendetwas „Verdächtiges“ dort gesehen zu haben meint:

Trotz Beschwerden von Bürgern und Bürgerbeauftragten in Den Haag und Rotterdam standen vor zwei Wochen erneut mehrere Miethäuser, einmal ein ganzer Straßenabschnitt, in Vaals „unter Verdacht“. Man habe angeblich den Brandschutz prüfen wollen, berichtete ein
erschrockener Anwohner. Es sei nicht erkennbar gewesen, inwiefern der offensichtlich vorhandene Brandschutz von Interesse war. Alle Wohnungen in diesen Häusern wurden von oben bis unten durchsucht. Darf Derartiges in einem demokratischen Rechtsstaat möglich sein?

In einem demokratischen Rechtsstaat natürlich nicht. Aber wir leben hier in Deutschland. Da orientiert man sich gerne an niederländischem Vorbild, nicht nur – wie schon erwähnt – in der Arbeitsmarktpolitik:

Nach zuverlässigen Informationen führte der Aachener Oberbürgermeister in der vergangenen Woche ein Gespräch mit dem Vaalser Bürgermeister zu den Erfahrungen mit den „Quasi-Überfall-Kommandos“.

Wer nach diesen Randdaten noch Fragen hat, warum Guttenberg schnell Ausländer in die Bundeswehr holen will, dem sei ein Blick nach Lybien gegönnt, den die Welt heute wagt. Dort kann man sehen, wie nützlich Ausländer in gewissen Situationen sein können:

Seit Tagen häufen sich Berichte, wonach das libysche Regime ausländische Söldner zur Niederschlagung des anhaltenden Volksaufstandes einsetzt. Libyens Machthaber Gaddafi, der geschworen hat „bis zum letzten Tropfen Blut“ gegen die Proteste kämpfen zu wollen, ersetzt die immer häufiger zu den Demonstranten überlaufenden Soldaten seiner Streitkräfte offenbar durch bezahlte Milizionäre aus anderen afrikanischen Staaten.

Da stellt auch keiner mehr unangenehme Fragen nach Plagiaten.

Jetzt habe ich doch noch über Guttenberg geschrieben und das gemacht, was man Blogs gemeinhin vorwirft: Angst gemacht.

Die kriege ich aber auch, wenn ich einfach mal nur einen schnellen Streifzug durch die Informationswelt mache und die Lotsenfunktion des Soldjournalismus missachte.

Vaals und Aachen sind nicht weit entfernt von hier. Eine unangekündigte Hausdurchsuchung durch einen Mitarbeiter des Jugendamtes Aachen aufgrund einer (bislang) anonymen Anzeige hatte ich letzte Woche. Seine Suche nach blutrünstigen Zombiefilmen, die ich mit meinen kleinen Kindern regelmäßig Sonntag abends schaue, blieb vergeblich. Schade – ich hätte mir gerne mal einen angeschaut. Ich finde moderne Mythen spannend, wie man weiß.

Schon ein anonymer Telefonanruf bei der niederländischen „Sichtstrippe” reicht aus. Die „Sichtstrippe” ist ein Bürgertelefon, bei dem man den Verdacht auf angebliche Straftaten melden kann. So genügt ein anonymer Anruf, um einen Verdacht auf Personen zu lenken und eine Hausdurchsuchung einzuleiten.

Die „Hausdurchsuchung“ war nicht so drastisch, wie das Wort sich anhört, die Wirkung auf meinen Sohn schon. Für mich war sie völlig unverständlich, völlig überrumpelt („weil ich ja nichts zu verbergen habe“) ließ ich sie auch zu … das Ganze ließ mich aber schon überlegen, ob ich vielleicht doch zu wenig anonym gewesen bin:

Die Frage lautet: Wer bekommt als Nächster ungebetenen Besuch? Kritische Bürger, die Missstände in der Kommunalpolitik beklagen? Demonstranten für eine bessere Politik? Missliebige investigative Journalisten?

Sollte ich also in den nächsten Wochen ganz still werden oder für immer verschwinden … dann kann man davon ausgehen, das ich in den letzten Jahren zu sehr an Dinge gerührt habe, die man lieber im Rahmen der Lotsenfunktion des Journalismus unterbinden möchte.

„Even the worsest case“ … immer den schlimmsten Fall annehmen, sollte man halt nicht nur für andere predigen.

Meine letzten Worte für den Fall? Ein kleines politisches Testament eines Menschen, der zwar unbequem aber nicht unangreifbar ist?

Es ist nur eine kleine Elite in Berlin. Eine kleine Plagiatselite.

Mehr nicht.


Aufruhr in Deutschland?

Es ist ja gerade überall Aufruhr – in Ägypten, in Tunesien, in der FAZ. In der FAZ? Ja, dort malt ein Autor ein fürchterliches Schreckgespenst an die Wand:

Ein Aufstand der Massen gegen die Eliten, die diese Länder bisher zu unser aller Wohl stabilisiert haben. Nachdem in Tunesien bislang auch keine Synagogen angezündet wurden, muss die reiche, von den bisherigen Regierungen bevorzugte Oberschicht nun einsehen: Noch nicht mal die üblichen Sündenböcke der Region, sondern sie selbst sind mit der Empörung von Leuten, die ihre Töchter nicht in Paris einkleiden lassen, wohl gemeint.

Kann der tunesische Hass auf die Leistungseliten und ihre zu unser aller Wohle gefestigte Stellung auch nach Europa hinüberschwappen?

Schaue ich mir manche Kommentare – viele Kommentare – auf den Internetseiten großer Zeitungen an, dann muß ich feststellen: der Hass ist schon längst da und wird ganz offen und unverblümt geäußert. Die schrumpfende Zustimmung zur Demokratie kommt ja nicht von ungefähr. Nun gut – wir haben Aufschwung. Sagen ja alle. Ein Blick in die Sonntagszeitung reicht, um zu sehen: es gab noch nie so viele 400-Euro-Jobs wie bisher, immer mehr zahlen sogar nur 325 Euro, was wahrscheinlich wieder mit irgendwelchen arbeitsmarktpolitischen Entscheidungen zusammenhängt, die man als Normalmensch schon gar nicht mehr versteht.

Auch die akademische Welt – unsere große Hoffnung im Kampf gegen den „Fachkräftemangel“ – wird zu diesen Preisen verheizt, wie die Allgemeine Zeitung schreibt:

Für viele junge Wissenschaftler ist der Traumjob an einer deutschen Universität zum Albtraum geworden. Grund: Ihnen werden oft nur Zeitverträge angeboten, die ihnen keine längerfristige Lebensplanung ermöglichen.

Da geht es unserer Leistungselite doch wie allen anderen.  Man wird zum Tagelöhner und die Politik findet das gut, so jedenfalls steht es im Handelsblatt:

Der Vorstandsvorsitzende der Bundesagentur für Arbeit (BA), Frank-Jürgen Weise, hat die Zeitarbeit gegen Kritik verteidigt. Zugleich kündigte er eine Überprüfung aller Arbeitsmarktprogramme an. Dass sich bei der Zahl der Leiharbeiter 2011 ein neuer Höchststand abzeichne, finde er grundsätzlich gut.

Nun – um sein Gehalt, die Gehälter und Mieten seiner Behörde und seine Arbeitsmarktprogramme zu bezahlen, verschuldet sich der deutsche Staat ja täglich mehr, weil die Leistungselite in der Wirtschaft und Politik halt mal wieder völlig bei dem Aufgabengebiet „Vollbeschäftigung“ versagt hat. Da kann er gut Sprüche klopfen, er muß sich nicht auf dem kargen Markt zu Dumpingpreisen verdingen, in der Hoffnung, dadurch den eigenen „Maßnahmen“ zu entkommen. Vielleicht spendet es ein wenig Trost, das es den neu nach Deutschland flutenden Fachkräften auch nicht besser geht, so Presseurop:

Die Auswanderung junger spanischer Hochschulabsolventen nach Deutschland ist bereits eine Realität: Tausende von ihnen arbeiten in Berlin, oftmals in prekären Teilzeitstellen. Und wenn der stellvertretende Fraktionsvorsitzende der CDU, Michael Fuchs, erklärt: „Zahlreiche junge Menschen in Süd- und Osteuropa sind ohne Arbeit“, dann rennt er nur offene Türen ein.

Warum macht man so etwas? Wieso öffnet man die Zugänge zu einem Arbeitsmarkt so weit, der sowieso schon Überkapazitäten hat, die keiner mehr bezahlen will?

Nun – ich denke, man schaut wirklich nach Tunesien, nach Ägypten, nimmt die Rufe nach Revolte ernster als man denkt. Es wird nicht mehr lange dauern, da werden die Bürger merken, das das Dschungelcamp großflächig das neue Modell Deutschland darstellt und man sich den Kammerjäger zwecks Insektenvertilgung sparen kann: man wird die kleinen Eiweißlieferanten für die Ergänzung des deutschen Speiseplans brauchen, da normales Essen laut Welt immer unbezahlbarer wird:

Tomaten kosteten im Dezember rund die Hälfte mehr als noch ein Jahr zuvor, bei Paprika und Blumenkohl betrug das Plus rund 40 Prozent, Gurken, Nüsse, Wirsing, Kartoffeln, Zwiebeln – überall legte der Preis 25 bis 30 Prozent zu. Gemüse insgesamt wurde um 17,5 Prozent teurer, Obst knapp acht Prozent – innerhalb von gerade mal zwölf Monaten. Ist das keine Inflation?

Wenn das Essen unbezahlbar wird, dann … werden wohl auch die Deutschen zunehmend bargeldlos einkaufen – aber nach dem Modell Tunesien. Folgt man dem Plädoyer der Befürworter einer Kindergrundsicherung – hier zitiert bei scharf-links – ist die Armut bei uns schon längst viel weiter bei uns verbreitet als uns lieb ist:

Die hohe Dunkelziffer bei der heutigen sozialen Sicherung wird beseitigt bzw. unbekämpft bleibende Armut vermieden. Denn viele Menschen nehmen ihnen zustehende Geldleistungen im Rahmen von Hartz IV oder Kinderzuschlag aus Unwissenheit oder aus Scham nicht in Anspruch, selbst wenn diese als suboptimale Lösung erhöht werden sollten.“

Damit fallen die auch aus allen Statistiken heraus, die selbst schon bedrohlich genug wirken – trotz aller kosmetischen Schrumpfkuren der letzten Jahre.

Aufruhr in Deutschland?

Ohne Weiteres denkbar. Wir hatten ihn schon mal. Ich denke … wenn es wieder Uniformen für die Aufrührer gibt, zusätzlich eine warme Mahlzeit und ein warmes Nachtlager, dann wird es schon wieder einen Sturm geben können. Wie üblich würden zornige arme Menschen in den Uniformen stecken, Menschen, die schon jetzt wenig Verständnis für Stuttgart 21, Betrügerboni oder Maßnahmen der Arbeitsagentur haben. Lustig würde das trotzdem nicht werden, wahrscheinlich wird man wieder die Arbeitslosenquote durch physische Ausrottung der Arbeitslosen senken – aber vielleicht kommen ja mangels Mitbürgern jüdischen Glaubens diesmal auch Funktionsträger des Lobbyistensumpfes unter die Räder.

Auf jeden Fall ist die Stimmungslage der Lumpenelite gedämpfter – auch außerhalb Ägyptens. Wie es aussieht, befürchten die noch Schlimmeres, wenn man dem Manager-Magazin Glauben schenken darf:

Dies ließ sich am Sonntag bereits an den Handelsplätzen der Region beobachten, wo die Kurse auf breiter Front ins Rutschen kamen. An der Spitze der Talfahrt der arabischen Börsen lag der Index in Dubai mit einem Fall von 4,3 Prozent. Er erreichte damit den tiefsten Stand des vergangenen halben Jahres. Auch in Katar gab der Leitindex um 3 Prozent nach. In Oman und Abu Dhabi verloren die Kurse bis zum Handelsschluss 3,0 beziehungsweise 3,7 Prozent.

Ein bischen viel Panik angesichts solcher kleinen nationalen Revolten, oder? Aber … die haben ja auch Herrschaftswissen, während ich nur rätselnd und staunend vor der Historie stehe.

Könnten wir normalen Bürger, die wir noch eher soziale Gemeinschaftswesen als asoziale Räuber sind, nicht ganz schnell noch die Notbremse ziehen? Führen erstmal den Taler wieder ein, als regionale Währung für regionale Produkte, erklären unsere Regionen zu unabhängigen Kleinstaaten, lassen die Berliner Republik auf ihren Schulden sitzen und bauen unsere Wirtschaft erstmal wieder ganz von vorne auf. Müßte ja auch ohne Krieg gehen. Wir hätten sofort Vollbeschäftigung, volle Kassen und supergute Laune, unsere Kinder hätten eine ökologisch gesicherte Lebensperspektive auf höchstem Bildungsniveau und alle zusammen wieder mehr Sinn, Spaß und vor allem: Zukunft im Leben.

Wäre doch irgendwie spannender als den Rest seines Lebens damit zu verbringen, sich Programme anzuschauen, die so flach wie die neuesten Bildschirme sind. Vielleicht wäre es schöner, mit den Nachbarn zusammen die Autobahnen der Lumpenelite (und des österreichischen Führers) zurückzubauen, um Ackerland für Biokartoffeln zu gewinnen.  Das wäre mal echtes Leben anstelle der virtuellen Lebenskrücken.

Das ginge auch alles ganz friedlich, ohne großes Blutvergießen. Und ich glaube – das ist viel eher die deutsche Art der Revolution. War ja 1989 auch so. Damals gegen die Gemeinschaftslumpen, diesmal … gegen die Hochleistungslumpen.

Also … wie wär´s? Morgen früh mit Spitzhacken um 6.oo Uhr auf der A1? Wäre doch schon mal ein Anfang. Aber … vielleicht ist das auch verboten. Ich sollte erstmal nachschauen …

Mal im Ernst – was sollte uns Deutsche daran hindern, uns auf friedlichem Wege die Bonner Republik zurückzuerobern, eine Republik, die mehr Demokratie wagen wollte und auf dem besten Wege war, die dunklen Schatten der Deutschen Geschichte weit hinter sich zu lassen um in die Ruhmeshalle der Vorbildstaaten aufgenommen zu werden. Was … sollte uns wirklich daran hindern, das einfach Morgen zu beginnen?

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