Atompilz

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Hiroshima – das Grauen jährt sich.

der Morgen, an dem alle Tage endeten

Die wenigsten werden sich selbst erinnern.

Ich selbst auch nicht.

Ein wunderschöner Tag und die Menschen eilten ein bisschen weniger und genossen das Wetter ein bisschen mehr als sonst. Zwei Kinder toben an Gärten vorüber, der ältere Junge hatte ein niegelnagelneues, knallrotes Dreirädchen zu seinem Geburtstag geschenkt bekommen und der kleinere verfolgte und neckte ihn. Sie quietschten vor Vergnügen und wirbelten eine Menge Staub auf. Eine Großmutter schob sich ihren breitkrempigen Hut etwas zurecht; weil sie sich so tief bücken musste, drohte er fortzurutschen. Etwas Gemüse aus dem Garten wollte sie holen und es war ein gutes Jahr für Gemüse.

der Morgen, an dem alle Tage endeten

 

Vom Fahrrad blieb ein kleines bisschen braunes Metall übrig und der Rest war verdampft; von den Jungen fand man noch nicht einmal mehr den sonst in Hiroshima an diesem Tag tausendfach an Steine und Mauern geworfenen Brandschatten. Ebenso wurde die Großmutter mit einem Schlag in alle Winde zerstreut und sie hatten großes Glück damit, diese drei. Sie waren Rauch, bevor sie verstehen konnten, dass da irgendwas plötzlich nicht stimmte.

There´s a shadow of a man at Hiroshima,
where he passed the moon,

in a wonderland at Hiroshima,
´neath the oddestmoon,

and the world remembers his face,
rememberes the place was here

Fly the metal bird to Hiroshima and away your load,

speak the magic word to Hiroshima,
let the sky explode,

and the world remembers his name,
remembers the flame was Hiroshima.

 

Halten wir einfach heute einmal nur kurz – drei, vier Sekunden würden schon reichen – den Mund, schauen in den Himmel und versuchen, das Lachen der Jungs und das leichte, leise und angestrengte Stöhnen der Großmutter beim Bücken zu hören.

Denken wir an sie, nur für wenige Sekunden.

Es reicht, um sie lebendig zu halten, ihnen dort, wo sie sind, vielleicht ein Lächeln zu schenken um sie und die Welt wissen zu lassen, dass wir sie kennen und nicht vergessen haben. Nicht mehr ist nötig, dies reicht schon und der Leser, der bis hierhin gelesen hat und dabei vielleicht ein bisschen stiller geworden ist, der

….. hat bereits an diese drei gedacht und die Welt damit ein klitzekleines Stückchen besser gemacht.

 

© 2010 Echsenwut.

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