(Bild: E-Gruppe Berlin)
Ob er Angela Merkel vermisse, frägt die ARD-Journalistin allen Ernstes Olaf Scholz. Nicht durch die Blume, sondern durch die Maske. Obwohl im Saal gar keine Maskenpflicht mehr besteht. Auch alle anderen gespenstisch und wächsern anmutenden Gestalten tragen im Hochsommer in vorauseilendem Gehorsam ob des kommenden Lauterbach-Winters: Entenschnabelmaske. Die Kolleg*$*Innen der Synchronschwimm-Veranstaltung warten mit ähnlich zahnlosen Fragen auf. Fragen zu Cum-Ex wischt der Kaputtanzler lächelnd beiseite. Fragen zu den wirklich anstehenden, abgründigen Problemen werden erst gar nicht gestellt. Schmallippige „Jas“ und „Nös“ sind oft alles, was die untertänig Fragenden als Antwort bekommen. Als „souveränen Auftritt“, bei dem sich Scholz „nicht ins Bockshorn jagen“ ließ, sieht dies der Phoenix-Korrespondent in seinem Resümee.
Als ich dann auch den jungen & naiven Buben devot mit Maulkorb und vermutlich mehrfach mit mRNA-Crack gespritzt in der BPK sitzen sah, pseudokritische Fragen stellend und von Scholz mit einem Augenaufschlag und „an meinem Hemd wird kein Schmutz hängen bleiben, da Sie ja ein seriöser Journalist sind“ in die Schranken verwiesen wurde, hätte ich fast loslachen müssen – wenn das Ganze denn nicht so traurig wäre.
Man möchte einfach nur noch die Augen schließen. Was für ein Elend, diese Chose, was für ein Fremdschäm-Auflauf. Tja, wer hätte gedacht, dass gerade das dichterische und denkerische Deutschland einmal zu einem Zentrum des Nichts und der Niedertracht wird, das alles ins Gegenteil verkehrt hat, was uns Goethe, Hegel & Co. als Ideal vor die Stirn gestellt haben. Wo nicht nur Kultur und Philosophie in den Keller verbannt wurden, Politik und Medien komplett versagen und wo sogar die Wissenschaft zu einem Zirkusbären degradiert wurde, den man am Nasenring durch die Manege ziehen kann.
Dabei hat uns Journalisten-Altvater Pulitzer eindringlich gewarnt: „Eine zynische, käufliche, demagogische Presse wird mit der Zeit ein Volk erzeugen, das genauso niederträchtig ist wie sie selbst.“
Was soll man also noch sagen? Auf so eine abgekasperte Show wie die Bundespressekonferenz näher einzugehen, wäre ja schon eine Entwürdigung an sich bzw. ein Hinsetzen auf die klebrig-giftige Fliegenrolle, die für uns fernsehende Spiegelbildbürger ausgerollt ist. Als Zeitdokument ist untiges Video dennoch wertvoll – um für nachfolgende Generationen die bizarre Stimmung festzuhalten, in der die Lüge und Heuchelei triumphiert hat und jeder, der ihr den Mund lieh, vollen Rückenwind genießen konnte … wo der Kaputtanzler, der es „lächerlich“ findet, dass in der Ukraine in den Jahren vor dem Eingreifen Russlands 14.000 Zivilisten (hauptsächlich russischer Ethnie) von ultranationalistisch-faschistischen Bataillonen der Selenski-Regierung wie „Asow“ abgeschlachtet wurden, mit seinen Leibdienern und Hofnarren grinsend und kackfrech die Lüge zelebrieren konnten und sich alle, die sich dermaßen in den Gulli erniedrigt haben, auch noch besonders schlau vorgekommen sind. Jene Situation des prall aufgeblasenen Luftballons, kurz bevor er geplatzt ist.
Worte sind in einer solchen Phase des Kamikaze-Sturzflugs wohl weitgehend vergeblich. Zu groß gewachsen die Hybris. Zu weit ausgebreitet die Borniertheit. Zu tief gedrungen die Banalität des Bösen. Man ist geneigt zu sagen: Mein Gott Walter, hol uns ab! Wir haben’s vermasselt … und sind auch nicht mehr zu retten. Die marktkonforme Impfrepublik Täuschland hat fertig.
Es wird sich in den nächsten Jahren zeigen, ob das Sprichwort stimmt, dass neu gepflanzte Bäume auf einem Komposthaufen umso schneller wachsen.
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P.S.: In einer lesenswerten Betrachtung zitiert Paul Schreyer den tschechischen Dissidenten und späteren Präsidenten Václav Havel. Man könne von Havel lernen, wie ein Mensch in einem „posttotalitären“ und von Lüge durchsetzten System leben kann, ohne seine Würde zu verlieren. Auszug:
>> Der Text entstand somit in einer Zeit, die von Menschen wie Havel als lähmend und ausweglos empfunden wurde und die geprägt war von einer Übermacht des Staates, der alles und jedes zu reglementieren versuchte. Kritisches Denken stand generell im Verdacht, „antistaatlich“ zu sein. Havel selbst wurde mehrfach verhaftet und zu Gefängnisstrafen verurteilt. Mit „in der Wahrheit leben“ (im Original titelte Havel „Moc bezmocných“ – „Die Macht der Machtlosen“) ist vom Autor das Bemühen gemeint, Lügen der Regierung nicht zu tolerieren und nicht durch eigenes Handeln zu unterstützen. Sein wiederkehrendes Beispiel dafür ist ein Gemüsehändler, der im Schaufenster seines Ladens eine Parteilosung aufhängt, an die er selbst nicht glaubt. Er tut das, weil alle es tun und weil er weiß, dass es von ihm erwartet wird. Indem er die Losung entgegen seiner eigenen Überzeugung aufhängt – und damit allen Passanten und Kunden seine Unterordnung unter das System signalisiert – werde er jedoch selbst zum aktiven Träger des Systems und dessen Ideologie:
„Der Mensch muss nicht an alle diese Mystifikationen glauben. Er muss sich aber so benehmen, als ob er an sie glaubt, muss sie zumindest schweigend tolerieren oder sich wenigstens gut mit denen stellen, die mit den Mystifikationen operieren. Schon deshalb muss er aber in Lüge leben. Er muss die Lüge nicht akzeptieren. Es reicht, dass er das Leben mit ihr und in ihr akzeptiert. Schon damit nämlich bestätigt er das System, erfüllt es, macht es – er ist das System.“
In der Wahrheit zu leben bedeute für den Gemüsehändler daher, die Losung nicht mehr aufzuhängen, und, wenn er darauf angesprochen werde, seine Meinung ehrlich zu äußern.
„[Die Ideologie] ist einer der Pfeiler der äußeren Stabilität dieses Systems. Dieser Pfeiler ist jedoch auf Sand gebaut – nämlich auf der Lüge. Deshalb bewährt er sich nur so lange, solange der Mensch bereit ist, in der Lüge zu leben.“
Havel erklärt die Stabilität eines solchen, von ihm als „posttotalitär“ bezeichneten Systems mit dessen elastischer, alles umfassender Ideologie sowie damit, dass Menschen sich in dieser Ideologie bequem einrichten könnten:
„[Unser System] verfügt [im Unterschied zu anderen modernen Diktaturen] über eine unvergleichbar konzisere, logisch strukturierte, allgemein verständliche und in ihrem Wesen sehr elastische Ideologie, die in ihrer Komplexität und Geschlossenheit den Charakter einer säkularisierten Religion erreicht: Sie bietet dem Menschen eine fertige Antwort auf jede Frage, und es ist nicht gut möglich, sie nur teilweise zu akzeptieren; wird sie akzeptiert, greift sie tief in die menschliche Existenz ein.
In einer Epoche der Krise von metaphysischen und existenziellen Sicherheiten, in einer Epoche der menschlichen Entwurzelung, Entfremdung und der Sinnentleerung der Welt muss diese Ideologie zwangsläufig eine besondere hypnotische Anziehungskraft ausüben: Sie bietet dem irrenden Menschen eine leicht erreichbare ‚Heimat‘. Man braucht sie nur zu akzeptieren, und gleich ist alles wieder klar, das Leben bekommt einen Sinn, und es gibt keine Geheimnisse mehr, keine Fragen, keine Unruhe und keine Einsamkeit.
Für diese billige ‚Heimat‘ muss der Mensch freilich teuer bezahlen: Mit der Absage an seinen eigenen Verstand, sein Gewissen und seine Verantwortung: ein integraler Bestandteil der übernommenen Ideologie ist das Delegieren des Verstands und des Gewissens an die Vorgesetzten, das heißt das Prinzip der Identifizierung des Machtzentrums mit dem Zentrum der Wahrheit.“ (…)
Weiterlesen bei Multipolar: Paul Schreyer – „In der Wahrheit leben“
Rosenmontag, 28.2.2022. Eifel. Klaus schlägt Susi. Ins Gesicht. Zweimal. Sauerei, oder? Dieses Arschloch. Man sollte ihn mal ordentlich vermöbeln. Mädchen schlagen geht ja gar nicht. Dann noch ins Gesicht – wo kommen wir da hin? Ist doch auch ein eindeutiger Fall, gab auch genug Zeugen dafür: also – ab ins Loch mit Klaus. Oder die anderen Jungs aus der Klasse nehmen ihn sich mal in der Pause vor.
Wie geht es Ihnen mit dieser Geschichte? Nun – wenn Sie über ein geringes Reflexionsvermögen verfügen, wahrscheinlich gut.
Ich erzählen Ihnen jetzt mal was über Susi. Susi hat üblen Rufmord an Klaus begangen, sie hat Hakenkreuze auf den Schulhof gemalt und behauptet, Klaus hätte das getan. Er wurde dafür verurteilt und musste zehn Sozialstunden ableisten. In der Klasse hat sie überall erzählt, dass er ihr nachstellt, aber keinen hochkriegt. Seiner kleinen Schwester hat sie regelmäßig das Essensgeld geklaut, der Mathelehrerin erzählt, Klaus würde Nacktbilder herumzeigen, auf denen angeblich genau diese Lehrerin zu sehen war – würde jedenfalls Klaus behaupten. Außerdem hat sie einen Jungen in der Klasse angestiftet, in Klaus Fanta zu urinieren – die ganze Klasse war am Brüllen, als Klaus die Flasche ausgetrunken hatte. Sie hat auch mehrere Klassenkameraden bestohlen – aber mit ihrem Charme, ihrem Ausschnitt und ihrem Lächeln dafür gesorgt, dass man Klaus verdächtigte, weil seine Eltern ja geschieden seien (was gelogen war), die Mutter eine Prostituiterte (auch gelogen) und sein Vater ein stadtbekannter Alkoholiker (gelogen – was sonst).
Merken Sie gerade, wie ihre Gefühle für Susi schwinden? Es ist immer noch so, dass Klaus Susi zweimal ins Gesicht geschlagen hat. Es hat ihm einfach gereicht. Die letzte Sicherung ist durchgebrannt.
Wir sind ein kulturell hochstehendes Land, weshalb wir bei Urteilen nicht nur fragen: was ist passiert (Putin ist in die Ukraine einmarschiert), sondern auch: warum hat der Täter das gemacht. Jeder Richter lernt, Umstände zu beurteilen. Umso erstaunlicher die Reaktionen mancher Menschen in Deutschland auf den aktuellen Krieg in der Ukraine: wir fallen wieder zurück in tiefste Primitivität des Urteilens – jeder Richter, der im Rahmen unseres Rechtssystems arbeitet und urteilt, gerät in den Verdacht, ein „Verbrecherversteher“ zu sein. Bei uns regiert der Mob mit seiner Weisheit, seiner Ausgewogenheit, seiner Besonnenheit (Scherz!) und seinem Lynchsystem. Nun ja – noch sind wir ein kulturell hochstehendes Land, aber dank der Verblödung auch weiter Teile der akademischen Bevölkerung ist unser ethisches Niveau und die Differenziertheit unseres Urteils bald wieder auf dem Stand einer mongolischen Räuberbande.
Ja, Putin hat die Ukraine angegriffen. Und sich die Krim einverleibt. Aber sind wir so viel besser? Wir, der „Wertewesten“ mit seinen Edelbürgern? Die Führungsmacht des Wertewestens gibt jedes Jahr mehr als zwölfmal soviel Geld für Rüstung aus wie Russland, ja sogar mehr als die vierzehn anderen Nationen in der Liste der höchsten Rüstungsausgaben zusammen(siehe Statista), ist in der Lage, jederzeit überall erstmal 188 000 Marines hinzuschicken, die die Lage sondieren und kann per Flugzeugträger jedes Land der Erde bombadieren – so fern es auch sein mag. Und die machen das auch: Liberia, Grenada, Panama, Libyen, Irak, Afghanistan, Syrien, Somalia, Jemen, Jugoslawien, Haiti, Sudan, Uganda … die Liste der amerikanischen Interventionen ist lang: und das sind nur die Aktionen, von denen wir wissen (siehe Wikipedia) – welche geheimen Sauereien die noch aushecken, werden wir wohl erst viel später erfahren.
Schauen wir uns Großbritannien an: Edelnato von Anfang an. Wann geben die eigentlich Nordirland an die Iren zurück? Oder Gibraltar an die Spanier? Ach – Gibraltar … da gab es doch vor kurzem im Rahmen der Brexitverhandlungen doch in der Tat eine Kriegsdrohung Richtung Spanien: die Wertewestennatoedlen hätten sich fast gegenseitig erschossen (siehe Deutschlandfunk). Oder die Edeltürken der Nato: besetzen einfach so mal den Nordirak und erschießen dort Kurden – weil man als Türke eben einfach keine Kurden mag (siehe DerStandard). Oder die USA: greifen die einfach den Irak an, weil Saudi-Arabische Bürger aus Afghanistan New York angegriffen haben. Ja – und da dachte der Putin wohl: wenn ich ein aufrechter Demokrat werden möchte, muss ich auch mal meinen Landsleuten im Nachbarland helfen! Und mir ein Stück anderes Land einfach mal so nehmen! Damit die mich anerkennen … und aufhören, mich mit ihren Militärbasen einzukreisen.
Ja, schon mal eine Karte von US-Militärbasen um Russland gesehen? Die USA haben 1000 Basen weltweit – die Russen nur 25 (siehe Nachdenkseiten). Das Russland angesichts dieser US-Übermacht langsam Angst und Bange wird, könnte man verstehen – wenn man drei Hirnzellen mehr als ein Huhn hätte. Oder man liest einfach deutsche Mainstreampresse: dort wird detalliert beschrieben, welche Ängste Russland vor einem US-amerikanischen Zangenangriff hat, wie sehr die USA immer näher an Russland kommen – das mit seinen 140 Millionen Einwohnern weit entfernt davon ist, auch nur seine eigenen Grenzen schützen zu können (siehe Wiwo). Und: haben uns die Ängste Russlands – dass so oft vom Westen angegriffen wurde, dass man gar nicht weiß, wann man anfangen soll, zu zählen – irgendwann mal interessiert? Haben wir uns mal hingesetzt und gesagt: prima, haben wir verstanden, wir bauen ein paar Basen wieder ab, wir wollen ja nicht, dass sich irgendjemand bedroht fühlt?
Nein. Wir haben mehr und mehr Basen errichtet, wir guten Natoedelmenschen … weil wir ja wissen, dass Putin böse ist. Jedenfalls: inzwischen wissen wir das. Weil wir das so beschlossen haben. Vergessen die Zeit unter Jelzin, als Verbrecher das Land ausplünderten, was unserer Wirtschaft sehr gefallen hat: mit Zwangsprostitution, Drogenhandel, Schutzgelderpressung, Menschenhandel, Waffenhandel und anderen Geschäften hatten manche Russen endlich genug Geld, sich Porsche und Maserati und fette Jeeps zu kaufen … uns ist ja egal, wo das Geld herkommt, Hauptsache: Umsatz. Das Land drohte mit einem versoffenen Präsidenten ins absolute Chaos zu stürzen … dann kam Putin, über den man auch heute noch sagen kann (siehe t-online):
„Nach den chaotischen Neunzigerjahren hat Putin den Russen Stabilität beschert, er hat ihnen den Großmachtstolz zurückgegeben und die Gier der Oligarchen eingehegt.“
Ja, wird gerne vergessen: Russland versank und Jelzin in Chaos und Anarchie – jetzt kann man in Moskau nachts wieder auf die Straße gehen. Und natürlich bereichert sich Putin samt seinem Unterstützungsapparat an dem Reichtum: muss der unbedingt ein Heiliger sein, um Frieden zu bekommen? Muss der besser sein als unsere Bundestagsabgeordnete, die sich an Maskendeals in Zeiten tödlicher Pandemie (deren Lesart, nicht meine) bereichern, die schmierige Cum-Ex-Banker decken und sie vor Verfolgung schützen (siehe Welt) oder sich ihren SPD-Parteitag von Pfizer sponsern lassen, die an der nachfolgend angedachten SPD-Impfpflicht super verdienen? Der bemüht sich doch nur, ein aufrechter westlicher Edelbürger zu werden, der dann natürlich auch mal Syrien bombadieren will!
Nun – Scherz beiseite: langsam zeigt sich ja auch, dass es dann doch die Versprechen gab, die Nato nicht weiter nach Osten auszudehnen – aktuell sind dazu neue Dokumente aufgetaucht, die die russische Sichtweise bestätigen (siehe Spiegel). Führt das zu einem Umdenken? Zu etwas Verständnis für unseren Klaus?
Nein: unsere politische Debatte gleicht einem Hexenprozess – und hätte Putin nicht eine letzte, vernichtende Möglichkeit sich zu wehren, wären schon Natobomber über seinem Land wie damals über Jugoslawien, wo auch wir Deutsche unser politisches Erbe aus dem Dritten Reich einfach mal vergessen hatten und das erste Mal wieder Jugoslawien bombadierten: ein Angriff, der mit einer großen Lüge begann (siehe Wikipedia)… nach dem Zusammenbruch der Sowjetunion begann die Nato erstmal einen illegalen Angriffskrieg, begleitet von der üblichen Lügenpropaganda („irakische Massenvernichtungswaffen“ oder die „Brutkastenlüge“ – um nur einige zu nennen). Wären wir ein Dorf im Mittelalter: bei unserem ethischen Niveau würde Putin schon brennen.
Und wir Deutschen?
Darf ich daran erinnern, dass 20 Millionen russische Bürger ihr Leben ließen, als die Wehrmacht vier Jahre lang Russland terrorisierte und die Zivilbevölkerung in Massen umbrachte? Nahezu jeder russische Bürger – auch in der Ukraine – hat Verwandte dort verloren: das vergisst man nicht so leicht. Das war ein Vernichtungskrieg – an dem sich faschistische Milizen in der Ukraine begeistert beteiligten. Kein Wunder: sie hatten schon 1919 50000 jüdische Mitbürger ermordet, 1941 kamen noch mal bis zu 35000 dazu, zwischen 1943 – 1945 nochmal 90000 Polen (siehe WSWS) … das vergisst mal als russischsprachiger Bürger nicht so leicht. Wenigstens der US-Kongress konnte sich an das Wirken dieser Banden und ihr aktuelles Wiedererstehen noch erinnern, weshalb er die Hilfen für die „Neonazi-Miliz Asow“ unterbunden hatte (siehe DerStandard).
Und wir? Wir Deutschen?
In unserem epischen Kampf gegen Rechts – der aktuell eher gehen friedliche Spaziergänger geführt wird – ignorieren wir echten Faschismus vollkommen: echte Neonazis werben offen dafür, dass sie für Nazikämpfer aus der Ukraine Fronturlaub in Deutschland organisieren (siehe Zeit), echte deutsche Neonazis führen Hitlers Vernichtungskrieg gegen den slawischen Untermenschen als Freiwillige in der Ukraine weiter fort (siehe Spiegel vom 11.11.2017 oder WAZ vom 16.2.2022, dort kann man auch erfahren, dass die Neonazibattalione auch schon mal ausrangierte Bundeswehruniformen tragen, finanziert von Spendenaufrufen deutscher Neonazis).
Aber nicht nur das: wir zündeln von Anfang an auch gerne mit … nur wird das von unseren „Besserbürgern“ gerne ignoriert. 2014 kam es zum großen Skandal: Bundeswehrsoldaten waren in der Ostukraine aufgegriffen worden, behaupteten erst (Lüge), dass sie harmlose OSZE-Beobachter waren, dann berief man sich auf das Wiener Dokument 2011 … das aber auch nicht die Tatsache deckte, dass die Mission von Oberst Schneider in der Ostukraine Karten mit Stellungen der „Rebellen“ anfertigte (siehe AG-Friedensforschung).
Wie sowas wohl in Russland ankommt? Machen wir uns keine Gedanken drüber, wir sind die Herrenmenschen, die sind nur Russen, angeführt von einem größenwahnsinnigen Diktator, dessen Leistung zur Stabilisierung des Landes niemand mehr wahrnimmt.
So dachte Hitler auch schon.
Was sagte eigentlich der Gründer unserer ach so überlegenen christlichen Zivilisation: „Wer ohne Schuld ist, werfe den ersten Stein“ (Johannes 8, 1-11). Da hier gerade viele – auch angeblich engagierte linke Gutbürger – gar nicht genug Steine aufsammeln können, um sie gegen „Putinversteher“ zu schmeißen (dabei ist ja Verstehen der erste Schritt zum Frieden): können wir dann sagen, wir sind endgültig ein antichristlicher Staat geworden?
Das unser BND-Chef – der eigentlich hier hinter den Schreibtisch gehört – nur mit Mühen durch eine Spezialeinheit aus der Ukraine gerettet werden konnte (siehe Focus – also waren schon wieder deutsche Kampfeinheiten in einem fremden Land aktiv – ohne Bundestags- oder UN-Mandat), darf jetzt natürlich auch nicht die Frage aufwerfen, was der da eigentlich gemacht hat … an geheimen Sachen. Und erst Recht nicht, wie das wohl in Russland ankommt.
Darf man mal erwähnen, dass der russische BIP 2000 bei 209 Milliarden Dollar lag – und in der Putin-Ära auf das Zehnfache anwuchs? Ja, es gibt immer noch Arme in Russland: 13, 5 Prozent (siehe bpb). Wir haben in Deutschland eine Armutsquote von 16,1 Prozent – nur mal so als Vergleich (siehe derparitätische). In der Rankingliste der Staatsverschuldungen nimmt Russland von 190 Ländern den Platz 181 ein – kaum Schulden. Der Wertewesten sieht da ganz anders aus (siehe Wikipedia).
Soviel zu Klaus und Susi … und der Verrohung der Sitten in Deutschland.
Fände es gut, wenn wir edlen Wertewestenbessermenschen uns erstmal in die eigene Nase fassen würden, bevor wir wieder den Herrenmenschen und Lehrmeister der Welt spielen. Wenn wir uns daran erinnern würden, dass wir entweder den Krieg besiegen … oder der Krieg uns als Menschheit besiegt. Dass wir endlich lernen, dass nicht der Feind der Feind ist, sondern der Krieg. Und das es unter uns Menschen gibt – und zwar nicht wenige – die in finanzielles Interesse an Krieg haben: nach aktuellen Plänen wird jeder Mensch in Deutschland – auch jedes Kind – erstmal 1250 Euro für die Aufrüstng ausgeben (siehe Tagesschau): Geld, das überall dringend gebraucht würde, um die massiv gestiegenen Kosten für Heizung, Benzin und Strom aufzufangen.
Aber wer interessiert sich schon im besten Deutschland, in dem wir je gelebt haben, für die finanzielle Leistungsfähigkeit der Armen. Wir haben kein Programm, dass die Armut der Ärmsten erstmal lindern soll, ja, bis 2024 sogar halbieren (siehe BPB)
Lieber … werfen wir den ersten Stein.
Ist Putin deshalb ein Heiliger? Der Einmarsch in die Ukraine völlig ok?
Kein Krieg ist ok. Und kein Politiker ein Heiliger. Leider. Aber wenn wir 100 Milliarden in Friedens- und Konfliktforschung investieren würden anstatt in Waffen – dann hätten wir die Chance, solche Kriege zu verhindern lange bevor sie überhaupt denkbar werden. Lawinen hält man am besten auf, wenn sie noch gar nicht rollen. Aber an der Aufrüstung der neuen Natomitglieder haben sich viele unserer Mitbürger – vor allem in den USA – eine goldene Nase verdient. Und wenn der Krieg zwischen Griechenland und der Türkei wieder aufflammt (aktuell sind da türkische Kampfjets wieder aktiv – ohne dass jemand groß über Sanktionen spricht – siehe RND), dann kämpfen Panzer aus deutscher Produktion auf beiden Seiten!
Wir kassieren richtig ab.
Wahrlich das beste Deutschland, das wir je hatten.
Und wenn alle noch ein wenig weiterzündeln … nun ja: dann bekommen wir vielleicht auch unseren großen thermonuklearen Krieg. Was soll auch schon passieren: Hiroshima und Nagasaki sind ja heute auch wieder blühende Städte … und die Kriegsgewinnler haben schon längst supersicher Bunker, in denen mal lange sehr luxuriös leben kann (siehe u.a. Handelszeitung.ch).