Arno Gruen

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Widerstand2020: das große Drama zum Schluß – und die dunkle Zukunft Deutschlands

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Sonntag, 7.6.2020. Eifel. Ja, immer wildere Zeiten, oder? Corona ist vorbei, aber wir müssen uns vermummen, haben keine Gesichter mehr, der Staat dirigiert uns nun bis ins letzte Detail. Noch ist nicht klar ob überhaupt jemals wieder die alte Normalität des letzten Jahres eintreten wird, die Medien bereiten uns auf jeden Fall auf eine „neue Normalität“ vor, die ab sofort ewig andauern wird (siehe dw). Ob diese neue Normalität notwendig ist, ist fraglich, wir brauchen sie aber gar nicht zu hinterfragen, sie ist da und wird mit großer Staatsgewalt durchgedrückt. Das Virus scheint unseren Alltag verlassen zu haben, die Debatten darüber, ob es gefährlich ist oder nicht laufen immer noch – völlig unwissenschaftlich und deshalb eigentlich völlig zu irgnorieren – in der Öffentlichkeit über youtube ab anstatt mit Studien belegt über seriöse Wissenschaftsmagazine: aber egal, derzeit drehen halt alle durch. Die Menschen fangen an, den Virus wie eine Fussballmannschaft zu verstehen – vielleicht war er auch für viele der Ersatz für die Fussballspiele: man wählte eine Seite und hielt möglichst laut dafür, „Team Wodarg“ trat gegen „Team Drosten“ an, wobei Team Wodarg die Meinung der Bundesregierung von Anfang März wiedergab („alles völlig ungefährlich“), während Team Drosten die Meinung der Bundesregierung von Mitte März anbetet. Eine schöne Zusammenfassung der Entwicklung der Meinungen des Herrn Spahn findet man in der Tagesschau (siehe Tagesschau), da kann man live dabei sein, wie absolute Unfähigkeit sich als große weise Eule verkauft.

Reden wir mal kurz über die Sieger des Spiels Wodarg gegen Drosten. Eindeutiger Gewinner: die CDU/CSU, die gestern bei Forsa auf ÜBERRAGENDE VIERZIG PROZENT kam. In Zahlen: 40%. Das sind 7,1 Prozent mehr als bei der Wahl 2017. Juniorpartner SPD kam gestern auf 16 Prozent – immerhin noch im Bundestag vertreten. Linke. FDP und AFD verlieren gewaltig, letztere liegt noch bei 8 Prozent, Tendenz: stetig fallend. Kein Wunder, nach dem Hartz IV-Debakel im Bundestag, aus dem sich die FDP klugerweise einfach mal herausgehalten hat: geschlossen stimmte die AfD (jedenfalls, die, die gerade da waren) GEGEN eine Erhöhung von Hartz IV für die Ärmsten der Armen und verriet damit breite Wählerschichten wie zuvor die SPD, was insgesamt einen bitteren Beigeschmack hat, weil nun klar ist: die Verlierer der Globalisierung haben niemanden mehr, der sich für sie einsetzt (Zahlen aus: Wahlrecht.de). Der große Aufstand gegen Angela Merkel ist krachend gescheitert, Dank gebührt den Virenteams, die die Regierungsmeinung in breiter Front getragen haben und so ein massives Versagen der Regierung vertuscht haben, ein Versagen, das tausende von Menschenleben gekostet hat. Ja – hätte Jens Spahn, der alte „Virenleugner“, nicht Corona noch für eine Grippe gehalten, hätte man Menschenleben retten können. Aber: wer hätte das schon gewollt, waren doch eh´ nur die Alten und Kranken, die unnütz Wohnraum, Vermögen und Arbeitsplätze besetzen.

Ja – das ist eine weitere Lehre aus der Corona-Epedimie: der faschistische Bodensatz in diesem Land ist größer, weitaus größer als man je vermutet hätte – und er liegt weit jenseits der üblichen Verdächtigen. Die alten Eugeniker, die durch Massenmord ein reines, sauberes, super gesundes Erbgut für die Deutschen schaffen wollten (zu der Zeit war Hitler noch gar nicht geboren), sind wieder da: von der Frau eines Spiegel-Schreiberlings bis zum grünen Bürgermeister (also: eigentlich da, wo man was „linkes“ vermutet hätte) hat keiner ein Problem damit, wenn das Virus die Schwachen und Alten aussondert, weil die ja sowieso gestorben wären. Mit der Begrüdung kann man übrigens auch bedenkenlos Brandbomben auf Demonstranten werfen: auch die wären sowieso gestorben – irgendwann. Wissen Sie übrigens, wie viel Lebensjahre Armut kostet? Acht Jahre. Acht Lebensjahre verliert ein Mensch durch Armut (siehe MDR), ein Jahr weniger als durch Corona (siehe Tagesschau): da kommt aber niemand auf die Idee, dass wir schnell die ganze Wirtschaft stilllegen müssen, um Menschenleben zu retten. Im Gegenteil: der Hartz-Horror wird seit 15 Jahren brutal durchgezogen. Unglaublich, oder? Und das lassen wir Bürger, wir Staatsbürger, wir Steuerzahler alles widerstandslos über uns ergehen und zahlen auch noch dafür: 50 Prozent von dem, was wir erwirtschaften, geht in diesen Irrsinn.

Widerstandslos?

Nun – eigentlich: nein. Denn mitten in der Corona-Krise geschah ein kleines Wunder. Victoria Hamm, eine junge Frau aus Weimar, hatte eine spontane Idee – eine Partei zu gründen, die den Widerstand gleich im Namen hatte: Widerstand2020. Der Name schon war genial, denn Widerstand gegen aktuellen Wahnsinn – nun, der wäre auf breiter Front zu leisten, es brennt an allen Ecken. Käme ja auch niemand auf die Idee, dass „Feuerwehr“ sich zu negativ anhört, weil da ja „wehren“ drin steckt. Schnell gab es eine Internetseite – und ein paar Ideen. Womit niemand gerechnet hatte: binnen kurzer Zeit hatten sich 106 000 Mitglieder angemeldet. Die politische Welt war empört! Mal ein Vergleich der Mitgliederzahlen politischer Parteien? SPD 430 000, CDU 414000, CSU 138000, Grüne 75000, FDP 63000, Linke 62000 und AfD 33000 (siehe Statista), die Daten sind aus 2018, also leicht veraltet, die Grünen sollen derzeit über 100 000 liegen. Man darf sich die Zahlen auch generell mal anschauen: eine Million Parteimitglieder entscheiden über 82 Millionen Bürger. Ja. die eine Million entscheiden, welche zwei Dutzend Köpfe wir dann wählen dürfen: eine sonderbar enge Form von Demokratie. Ob es Studien dazu gibt, in wie weit die knapp  1,4 Millionen Millionäre (siehe Welt) in diesem Land auch in diesen Parteien zu finden sind, weiß ich nicht – wäre aber mal interessant. Im Bundestag kann man – bei längerer Verweildauer – dem Millionärssein ja auch gar nicht entkommen, die Diätenfürsten sind schon vorbildlich versorgt.

Zurück zu Frau Hamm. Ihre Idee war die einer Mitmachpartei. Wir kennen das schon von der Piratenpartei (auch ein Supername, der dem 21. Jahrundert völlig angemessen war), nur: die Technik war angeblich dazu gar nicht marktreif. Aber noch viel brisanter war … das Empathie ein zentraler Wert dieser neuen Partei seien sollte. Was ist das eigentlich, diese Empathie? Nun – zitieren wir einfach mal Wikipedia dazu:

„Empathie bezeichnet die Fähigkeit und Bereitschaft, Empfindungen, Emotionen, Gedanken, Motive und Persönlichkeitsmerkmale einer anderen Person zu erkennen, zu verstehen und nachzuempfinden“ (siehe Wikipedia). Man steht also nicht nur auf der Straße und schreit „NAZI“ mit ausgestrecktem Finger auf irgendjemanden, man brüllt nicht nur „links-grün-versiffte Kommunistensau“ … sondern geht hin, redet, fragt nach und versteht, warum jemand ist, wie er ist. Erstaunlicheweise würde man ganz viele Paralellen erkennen, die Nazi und Kommunistensau vereinen würden, oft sind es sowieso im Kanon der Meinungen nur wenige Äußerungen, die nicht miteinander vereinbar sind. Der Psychoanalytiker Arno Gruen hält die Fähigkeit zur Empathie sogar für absolut zentral für des ganze menschliche Sein, für die gesamte kulturelle Entwicklung und für das Überleben der menschlichen Rasse generell (siehe z.B. literaturtips), ohne Empathie gibt es keine Demokratie … und das Fortschreiten der eugenischen Pest in diesem Land zeigt, wohin das führen kann. Frau Hamm – die sich innerhalb der Partei als „einfach nur Mensch“ vorgestellt hatte (zitiere ich aus der Erinnerung, ist alles leider gelöscht) – hat den wichtigsten Wert der Gegenwart vorangestellt … und am Presseecho konnte man sehen, sie brisant das für die breite Masse der Medien und Parteien war: das war geballt negativ.

Das verwundert nicht, hier spielen Erkenntnisse eine Rolle, die Arno Gruen in einem Buch zitiert hatte: er erwähnt eine Studie, die mit normalen Menschen, Psychopathen aus einem Hochsicherheitsgefängnis in Deutschland und Bankern durchgeführt wurde. Sie stammt aus seinem Buch „Dem Leben entfremdet“ (Klett-Kotta, 2013, Seite 136): „Das Ergebnis war aufschlussreich: Die Bankergruppe verhielt sich in der Testsimulation rücksichtsloser, egoistischer und unkooperativer als die der Psychopathen„. Schlimmer noch: sie verzichteten sogar auf eigenen Gewinn, wenn sie dadurch anderen den Gewinn vermiesen konnten. Banker – sind schlimmere Psychopathen als unsere Schwerstkriminellen.
Und ja: Jens Spahn ist Banker. Und unser ganzes Leben hängt von Bankern ab, ebenso jede Geschäftsidee, jede Inovation, jede Firma. Hätten wir Mörder als Regenten: es würden weisere, sozialere, konstruktivere Entscheidungen gefällt werden. Denken wir jetzt noch noch mal über Organspenden, Patientendaten, Heilpraktikerverbot und Krankenhausschließungen sowie Corona-Pandemie nach, wird´s mulmig im Gemüt. Mir jedenfalls, denn: das sind schon Entscheidungen, die einen erstaunlichen Mangel an Empathie erkennen lassen.

Zurück zu Widerstand2020.

Es begab sich zu der Zeit, dass ein Arzt aus einer Schwindelambulanz eine Partei suchte, die seine Ideen vertrat. Name – ist egal, weil bedeutungslos, erwähnt sei: er behandelt nur Privatpatienten und Selbstzahler: also ein Arzt der oberen Zehntausend, sozusagen. Was der in einer basisdemokratischen Mitmachpartei wollte, bleibt ein Rätsel – ist mir aber auch viel zu spät aufgefallen. Kaum war er da, gab es Probleme. Sicher, es gab auch Gemeinsamkeiten: er war eher ein Anhänger des „frühen Spahn“ (Corona ist weniger gefährlich als gedacht) und ein Gegner des späten Spahn (Corona rafft uns alle dahin), aber sonst … nun, hat er in seinem Abschiedsvideo ja erzählt, wie er sich die Mitmachpartei vorstellte: da sollte natürlich nicht jeder überall mitreden dürfen. Wo kämen wir da auch hin?

Das hatte man aber schon vorher gemerkt. Kaum war er da, konnte sich niemand mehr anmelden. Wenig später trat die Gründerin der Partei, Victoria Hamm, aus dem Vorstand zurück – was viele verdutzte und ziemliche Verwirrung hervorrief, zumal die öffentlichen Statements nur recht rudimentär waren. Dann wurde es immer wilder: alle 106 000 Daten wurden gelöscht, dafür aber in einer besonders peinlichen Bundespressekonferenz verkündet, dass man nun 33 auserlesene Mitglieder dazu berufen hätte, den Arzt in den Vorstand zu wählen – was noch mehr verdutzte. Und kaum eine Woche später traten er und die gewählte Vorstandsfrau samt dem Schwarmbeauftragten wieder zurück, er verließ sogar die Partei und will jetzt eine eigene bauen – die Partei des frühen Spahn, sozusagen. Das es auch Landesverbände ohne Mitglieder, ja, sogar Kreisverbände gab, ohne dass die 106000 Interessenten auch nur das kleinste Detail erfuhren, erstaunte viele: dass „Transparenz“ eigentlich anders aussieht – nun ja. Wozu das noch erwähnen?

Gestern trat wieder einer zurück, diesmal der Schatzmeister, im Forum wird diskutiert, eine Strafanzeige zu stellen: immerhin sind da noch 60000 Euro Spendengelder – währenddessen ist die Gründerin noch nicht mal mehr Mitglied – sorgte aber für Transparenz (siehe Facebook): wer das liest, kann verstehen, was in den letzten vier Wochen dort geschehen ist – bzw. warum dort eigentlich nichts geschehen ist.

Gibt es sie eigentlich, diese 106000 Mitglieder? Nun – es gibt drei Gruppen bei Facebook, die an die Partei angebunden sind: eine Gruppe für die Organisation der Parteigründung mit 7300 Mitgliedern (waren schon mal mehr), eine offizielle Parteiseite mit 31000 „Likes“ und eine parteiunabhängige Diskussionsgruppe mit 45 000 Mitgliedern: die Vermutung von Anonymus, das wären nur 3000 Menschen, läßt sich also nicht so genau belegen – eher haben wir hier Interessenten auf AfD-Niveau: was schon viel ist … für eine kleine Aktion einer einzelnen Person. Warum es so viele Menschen sind? Nun – einfach mal an Arno Gruen denken: die Folgen einer empathielosen Gesellschaft sind für jeden erkennbar, in den letzten Monaten umso mehr.

Die offizielle Presse jedenfalls erkannte die Gefährlichkeit der neuen Partei ein: noch nie wurde so schnell aus allen Rohren gegen eine noch gar nicht exisierende Partei geschossen – von allen Seiten, allen voran die AfD – die wohl vorsorglich auch Mitglieder in die Foren schickte, bei einer Umfrage bei Telegram zeigte sich, dass 20 Prozent der „Widerständler“ nicht „Widerstand2020“ sondern die AfD bei der nächsten Wahl wählen würde (das aber bitte bei Interesse mal selber suchen).

Man könnte sogar sagen: die Psychopathen aller Stände vereinigten sich (wie auch bei der geschlossenen Front gegen eine Hartz IV-Erhöhung, die ja nur die gestiegenen Lebensmittelpreise und die geschlossenen Tafeln ersetzen sollte: man hat also im Prinzip für Hunger der Armen gestimmt – und nein: da diskutiere ich auch nicht drüber, um mal Volker Pispers zu zitieren) im Kampf gegen eine empathische Gegenbewegung einer Bevölkerung, die als Rekordsteuerzahler der Welt (siehe Welt) nach Corona mit dem Rücken zur Wand stehen. Wir dürfen uns auch gerne daran erinnern, dass diese Psychopathen, deren Ego größer ist als der ganze Kontinent, gezielt nach dem Krieg gezüchtet wurden: das ist nun keine Verschwörungstheorie, sondern einfach nur die Analyse des konservativen Autors Frank Schirrmacher, die er in seinem Buch „Ego“ vorstellt.

Was nun aus Widerstand2020 wird? Nun – wenn nicht ein Wunder geschieht, ist er schneller tot, als ich vor zwei Wochen noch annahm.

Und was aus unserem Land wird?

Das ist leicht gesagt – sogar in wenigen Worten. Die nächsten fünfzig Jahre erwartet uns das, was alle hoch verschuldeten Länder erwartetet hat: die offensive Strategie der globalisierten Konzerne und Banken, dirigiert durch die WTO – PRIVATISIERUNG und SOZIALABBAU. Wir alle werden Griechenland – und das zeigt sich schon in diesen Tagen: Rentenkürzungen werden gefordert, Senkung des Mindestlohnes, Zurückhaltung bei Lohnsteigerungen – ja, sogar die Senkung der Mehrwertsteuer, die allen zugute kommen sollte, wird erstmal vom Handel abgegriffen. Noch aber gibt man mit vollen Händen (außer den Armen, die damit die Realwirtschaft stärken würden), weil nächstes Jahr wieder Wahl ist; außerdem sitzt der Schock tief, den Widerstand2020 für einen Moment ausgelöst hat: da wollte der Staatsbürger doch in der Tat selbst das Ruder in die Hand nehmen: das ging ja gar nicht. CDU/CSU haben mit der AfD und der SPD zusammen eine gewaltige Mehrheit im Parlament, was die de-facto-Koalition für die weitere Verteilung von fleißig nach reich angeht – mal abgesehen von dem künstlichen Theaterdonner gegen die AfD und deren Heuchelei als „Anti-Merkel-Partei“.

Ich jedenfalls erwarte, dass nach der Wahl 2021  – so lange werden die Herren des Geldes warten – das Rating unseres Landes herabgesetzt wird, was die Megakredite enorm verteuern wird, damit werden wir vom Haushalt des Bundes immer mehr Geld für Kapitaldienst opfern müssen – und das werden wir weder bei Diäten noch bei Rüstung einsparen werden, sondern: bei Rentnern, Frauen, Kranken und Arbeitslosen – den Schwachen also.

Wäre schön gewesen, wenn wir bis dahin eine Partei gehabt hätten, die … dagegen Widerstand leistet. Eine echte Opposition, die den Menschen wieder in den Mittelpunkt des Handelns stellt.

Nach wie vor fände ich es schön, wenn wir … für die Lufthansa klatschen würden, wenn die mal wieder vorbei fliegt – und die neun Milliarden den Alten- und Krankenpflegern geben würden.

Aber das wird wohl ein Traum bleiben.

Oder?

 

 

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