Armut

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„Westen hat die Ukraine ärmer gemacht“ – Punkt.PRERADOVIC mit Prof. Dr. Heiner Flassbeck

EU-Kommissionspräsidentin von der Leyen bietet der Ukraine eine EU-Mitgliedschaft an. „Das ist eine Drohung für die Ukraine“, sagt der Makro-Ökonom und ehemalige Finanzstaatssekretär Prof. Dr. Heiner Flassbeck. „Die kleinen, armen Länder in der EU haben keine Chance, im Wettbewerb nach vorne zu kommen. Von der EU profitieren nur die reichen Länder.“ Ein Gespräch über Inflation, die Treue zu den USA und die Notwendigkeit, mit einem großen Nachbarn wie Russland gute Beziehungen zu haben

 

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HallMack – Keine Spritpreisbremse

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Hintergrund: Eigenproduktion
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Dinosaurier unterbricht UNO und warnt vor dem AUSSTERBEN durch KLIMAWANDEL – Unbekannte Welt TV

Es gibt ein sehr interessantes Video der Vereinten Nationen, der UN0, über die Selbstzerstörung des Planeten und der Menschheit durch die Erschöpfung der Rohstoffe und fossilen Ressourcen, des Öls, der natürlichen Ressourcen der Erde.
Wie immer benutzen sie Schuldgefühle, damit der Mensch die Strafen und die neuen Maßnahmen, die restriktiveren Gesetze und Steuern akzeptiert, die uns von den Eliten als restriktive Maßnahmen auferlegt werden.

https://youtu.be/dYQf_1HUrZE

ARD-aktuell, die Armut und die Zukunftsangst – Klinkhammer und Bräutigam

Politiker und Journalisten täuschen die Öffentlichkeit / Blick auf Ampel-Leuchten und Pöstchenjäger

Von Friedhelm Klinkhammer und Volker Bräutigam

Langsam, aber stetig geht es abwärts. Jeder, der nicht mit einem goldenen Löffel im Mund geboren wurde (oder aus weniger harmlosen Gründen zur Millionärskaste gehört), spürt es schon: Inflationäre Preisentwicklung für Waren und Dienstleistungen des Alltagsbedarfs lassen unsere materiellen Lebensgrundlagen erodieren. Der Trend zur Altersarmut nimmt zu, das Gefälle zwischen Arm und Reich wird immer krasser. Unser Gemeinwesen passt damit vorzüglich in die „Westliche Wertegemeinschaft“. Dass deren „Werte“ börsennotiert sind, versteht sich von selbst.

Der Problemkreis „Soziales“ steht zwar weit oben auf Platz 3 im Katalog der wichtigsten Informationsbedürfnisse des Bundesbürgers. (1) Die Tagesschau geht trotzdem nur luschig mit dessen Sorgen um, ohne jegliches Engagement. Das lässt sich auf ihrer Internetseite per Suchfunktion mit dem Stichwort „Lebenshaltungskosten“ beispielhaft ablesen. (2) Selbst mäßig anspruchsvolle Kabarettsendungen sind diesbezüglich informativer als die Angebote der ARD-aktuell:

Obst ist 15,1 % teurer geworden. Der Lebensmittel-Tagessatz für Hartz IV-Empfänger beträgt 5,07 Euro. Ab 2022 gibt es 0,76 % mehr Hartz – bei fast 5 % Inflationsrate. Finden Sie den Fehler!“ (3)

Beschlossen sind vom Januar 2022 an monatlich 3 (!) Euro mehr für die Ärmsten unter uns. (4) Die nächste Erhöhung sollte zwei Jahre später kommen. Das Hartz IV-Geld wird aber von der kommenden Regierungsmehrheit vielleicht schon vorher in ein „Bürgergeld“ umgewandelt. Auf dieser Wassersuppe werden letztlich zwar nicht mehr Fettaugen schwimmen. Jedoch lässt sie sich unter dem neuen Namen besser als soziale Wohltat ausgeben. Er klingt fast so schön wie die Behauptung, Kanzler-Anwärter Scholz habe eine schneeweiße Weste, Lindner sei sozial gesinnt und Annalena habe mehr intellektuellen Anspruch, als den Baerbock der Woche zu schießen.

Inflationsrate 5 %“ ist keine satirische Übertreibung. Der Rücktritt des Bundesbankpräsidenten Jens Weidmann wird als böses Vorzeichen einer erheblich größeren Geldentwertung erachtet. (5) Nur hat die Tagesschau das bisher nicht aufgegriffen.

Es stimmt, noch rangiert das Thema „Corona“ im Informationsbedürfnis der Bürger höher als die Sozialdaten. Allerdings wird es von ARD-aktuell nur mit schwerer Schlagseite abgehandelt. Da wird gegen Impfgegner zu Felde gezogen als seien die ernstlich eine gesellschaftliche Gefahr. Entsprechend stark die regierungshörige Wortwahl gegen Kritik am Impfprogramm: „Fake News“, „Verschwörungstheoretiker“, „Angstmacher“, „Rechtsextreme“ usw. Die miese Form der Meinungsmache kommt bei der ARD auch noch im Gewand seriöser Erkenntnissuche daher, als Tagesschau-„Faktenfinder“. (6)

Absurde Schieflage

Andere Themen, die das tatsächliche Interesse der Bevölkerungsmehrheit und ihre Lage betreffen, werden entsprechend vernachlässigt oder nur verkürzt behandelt. Somit systematisch der öffentlichen Aufmerksamkeit und der notwendigen gesellschaftlichen Debatte entzogen – als böten Grafiken über faule Covid-19-Inzidenz-Statistiken einen tauglichen Ersatz für umfassende Informationen über die angegriffenen Standards unseres Sozialstaats. Die Schieflage des Diskurses ist geradezu absurd.

Gebetsmühlenartig wird in den Tagesschau-Börsenberichten behauptet, die gegenwärtige Inflation sei wahrscheinlich nur vorübergehend, im kommenden Jahr werde sich alles wieder aufs gewohnt niedrige Maß einpendeln. Wer‘s glaubt … In Verbindung mit fortschreitender Armut, Mini-Renten, Wohnungsnot, Mietpreisexplosion, statistisch absichtlich ignorierter Arbeitslosigkeit und gravierenden Strukturveränderungen auf dem „Arbeitsmarkt“ (7, 8) erzeugt die Preissteigerung Unsicherheit und Zukunftsängste. (9) Diese Problematik endlich und gemäß mehrheitlichem Zuschauerbedürfnis ins Zentrum informativer Berichterstattung zu stellen hieße für die Tagesschau jedoch, sich mit den politischen und wirtschaftlichen Entscheidungsträgern anzulegen. Mit den „Eliten“ der Politik und den Geld-Mächtigen unserer „freien Marktwirtschaft“.

Die wünschen keine Schlaglichter auf die Trümmerhaufen des einstigen Wohlfahrtsstaates. Es gilt das Bild von den blühenden Landschaften, basta.

Sozialkritische, aufklärerische Informationsarbeit will und schafft die ARD-aktuell nicht (mehr). Die nach wie vor wichtigste deutsche Nachrichtenredaktion ist meilenweit davon entfernt, sich – auftragsgemäß – als Anwalt der Öffentlichkeit gegenüber Politik und Wirtschaft zu verstehen. Vor einem Dreivierteljahrhundert forderte der BBC-Journalist Hugh Carleton Greene von den deutschen Nachkriegs-Journalisten noch Aufklärungsarbeit, Zivilcourage und Respektlosigkeit gegenüber den Regierenden:

Glaubt nie, was sie sagen!“ (10).

Dieses grundsätzliche journalistische Konzept ist dem kollektiven Gedächtnis jedoch längst entwunden. An Greene, den von der britischen Militärregierung eingesetzten ersten Generaldirektor des Nordwestdeutschen Rundfunks, NWDR, erinnert heute nur noch der Straßenname an der Einfahrt zum Gelände des NDR-Fernsehens in Hamburg-Lokstedt. Dort liegen auch die Büros und Studios der Tagesschau.

Postenjäger statt Sachwalter

Dass ARD-aktuell nichts, aber auch gar nichts von Greenes Empfehlungen befolgt, zeigte sich kürzlich wieder in den Nachrichten über die Sondierungsgespräche der „Ampel“-Leuchten, obszön unverhüllt: Die Möchtegern-Koalitionäre hatten sich während ihrer Posten-Pirsch auch über die Rentensicherung ausgetauscht. Auf ihrem antisozialen Propaganda-Niveau rapportierte die ARD-aktuell:

So wie es ist, kann es nicht bleiben – in Anlehnung an einen Wahlkampfslogan der FDP könnte man das über die Rente sagen … Denn die Bevölkerungsentwicklung ist eindeutig: Wegen der steigenden Lebenserwartung wird die Finanzierung der gesetzlichen Rentenversicherung immer schwieriger …“ (11)

Dass über andere Beitragsmodelle zur Finanzierung der gesetzlichen Rente (beispielsweise ohne Beitrags-Bemessungsgrenzen und unter Berücksichtigung aller Einkünfte, nicht bloß der Arbeitseinkommen) offenkundig überhaupt nicht diskutiert worden war, wurde verschwiegen. Die ARD-aktuell-Journalisten bliesen lieber gleich in das Horn derjenigen, denen gleichgültig ist, dass Millionen Mitmenschen kein sozial abgesichertes Leben im Alter führen können.

Unsere Spitzenjournalisten konfrontieren die politischen Rosstäuscher und Trickser nicht mit gegenläufigen Rentenkonzepten, auch nicht mit solchen, die sich im europäischen Ausland als erfolgreich erwiesen haben. Sie plappern nur den einfallslosen Spruch nach, dass künftig immer weniger junge Arbeitnehmer immer mehr und älter werdende Rentner zu finanzieren hätten und die öffentlichen Kassen mit dem Sozialausgleich bald überfordert seien. Damit rechtfertigen sie indirekt die Beutetour, auf der sich die Renten-Privatisierer gerade wieder befinden.

Der Publizist Albrecht Müller, zu Regierungszeiten Willy Brandts und Helmut Schmidts Leiter des Planungsstabes in Bundeskanzleramt und heute Herausgeber der NachDenkSeiten, hat kürzlich zu den fälschlichen und desinformativen Verlautbarungen angemerkt: 

Nichts von den Behauptungen zur demographischen Entwicklung und zur Altersvorsorge ist wahr. Sie haben sich allein deshalb durchgesetzt, weil sie ständig wiederholt werden und aus verschiedenen Ecken auf uns eindringen. Es sind Musterbeispiele für die Möglichkeit totaler Meinungsmache und für die politische und finanzielle Wirksamkeit einer solchen Meinungsmache.“ (12)

ARD-aktuell, Inhaber der Deutungshoheit in der Nachrichtenwelt, ignoriert solche Feststellungen, anstatt sich sachlich damit auseinanderzusetzen, sie mit den Statements der Parteipolitiker und der „Sachverständigen“ abzugleichen, dieser der Versicherungswirtschaft innig verbundenen Gutachter und Lobbyisten.

Geraffelhüscht statt informiert

Ein offener Diskurs über Wege zur gesicherten Altersversorgung findet nicht statt. ARD-aktuell trägt vielmehr dazu dabei, dass Scheinargumente die bewusst verengte Debatte beherrschen. Sie lässt parteiische, voreingenommene Berater wie Bernd Raffelhüschen zu Wort kommen. Dem Herrn Professor beliebt, als unabhängiger Experte aufzutreten, ohne seine sehr geldwerte Verbindung zur Versicherungswirtschaft erkennen zu lassen. Typisch seine demagogische „entweder-oder“-Sichtweise, die keine Alternativen oder Kompromisse wahrzunehmen erlaubt: Wenn das Renteneintrittsalter nicht weiter erhöht werde, müsse die Bundesregierung

entweder die Beitragssätze für die Rentenkasse auf fast 28 Prozent anheben oder den Bundeszuschuss aus Steuermitteln extrem erhöhen“. (13)

Mit Verlaub: Verarschen kann sich Otto Normalverbraucher selbst, auch ohne professorale Handreichung. Die Verpflichtung der Tagesschau zu „sachlicher, vollständiger und umfassender Berichterstattung“ nach „anerkannten journalistischen Grundsätzen“ (14) wird mit solchen demagogischen Exzessen missachtet. Die Tagesschau informiert zudem nicht umfassend und fortlaufend über die besser finanzierten und sozialer ausgestalteten Rentensysteme in anderen Ländern (Schweiz, Österreich). Deshalb können die Abbrucharbeiten an unserem System der umlagefinanzierten gesetzlichen Rente weitgehend ungestört fortgesetzt werden.

Die österreichischen Sozialversicherungsbeiträge sind beispielweise – trotz des etwas höheren Rentenbeitrags – insgesamt niedriger als die deutschen, wegen der günstigen Krankenversicherungskosten und nicht erforderlicher Pflegeversicherungsbeiträge. Im Nachrichtenangebot des mdr kann man es nachlesen, von der Tagesschau erfährt man es nicht, was in unserem südlichen Nachbarland an Sozialstaatlichkeit geschaffen wurde:

Der Beitragssatz liegt seit 1988 unverändert bei 22,8 Prozent, wobei die Arbeitgeber für 12,55 Prozent aufkommen, die Arbeitnehmer für 10,25 Prozent. Die durchschnittliche Bruttorente liegt in Österreich bei 2 214,73 Euro … In Deutschland kommt der Standard-Rentner nach 45 Beitragsjahren nur auf 1 418,80 Euro, rund 800 Euro im Monat weniger. … Das Rentenniveau (nach 45 Beitragsjahren) liegt in Österreich bei 80 Prozent, in Deutschland bei 48,2 Prozent.“ (15)

Bemerkenswert: Die Arbeitgeber haben einen 2,3 Prozent höheren Rentenbeitrag zu zahlen als die Arbeitnehmer. Trotzdem ist die österreichische Wirtschaft nicht untergegangen. Ergänzend sei noch angemerkt, dass in unserem südlichen Nachbarland das Renteneintrittsalter mit 65 Jahren niedriger als bei uns. Von „Rente ab 70“ wagt dort keiner zu reden.

Die schiere Heuchelei

Die letzte für den lehrreichen Vergleich halbwegs brauchbare Information über das österreichische Rentenmodell erschien auf tagesschau.de vor mehr als fünf Jahren. (16) Dabei ist nicht nur der Fachwelt durchaus klar, dass leistungsstarke öffentliche Rentensysteme gut finanzierbar sind, aber die privatwirtschaftliche Rentenfinanzierung letztlich in eine Sackgasse führt und bisher immer im Desaster endete. (17)

Den Bundespolitikern scheint das Wohlergehen der Rentnergeneration trotz aller Heucheleien relativ gleichgültig zu sein. Besonders deutlich manifestiert sich das in der nun schon 30 Jahre dauernden Benachteiligung der ostdeutschen Rentnerinnen und Rentner. Das ungleiche Rentenniveau in Ost und West ist, wenn man die per Treuhand-Enteignungen abgesahnten DDR-Milliardenwerte bedenkt, objektiv nie begründbar gewesen. Besonders drastisch ist die fortwährende Benachteiligung geschiedener Frauen. (18) Aber es zeichnet sich bereits ab, dass auch die Gender-Grünen daran nichts ändern werden.

Unverdrossen heucheln die Bauernfänger der in Aussicht genommenen „Ampel“-Koalition soziales Engagement für die Altersversorgung. Die Tagesschau macht daraus „Nachrichten“, ohne jeden Hinweis auf die Konsequenzen der „neuen“ Finanzierungsidee für die gesetzliche Rente:

Wir werden die gesetzliche Rente stärken und das Mindestrentenniveau von 48 Prozent sichern. Es wird … keine Anhebung des gesetzlichen Renteneintrittsalters geben. Um diese Zusage generationengerecht abzusichern, werden wir … in eine teilweise Kapitaldeckung der gesetzlichen Rentenversicherung einsteigen. … Wir werden der Deutschen Rentenversicherung auch ermöglichen, ihre Reserven am Kapitalmarkt reguliert anzulegen.“ (19)

Rentenrücklage als Spekulationsmasse

Mit anderen Worten: Die Rentenversicherung soll aufgefordert werden, mit Beitragsgeldern aus ihrer Rücklage an der Börse zu zocken. Das ist ein sozialethischer Offenbarungseid. Die aus der neoliberalen Kloake abgefischte Idee hatte der Bochumer Soziologe Martin Werding im Auftrag der FDP in einem ihr gefälligen Gutachten ausgebreitet. Es ist nur noch vergleichbar mit dem von Friedrich Merz (CDU) propagierten Vorschlag, die Bürger sollten nach US-Vorbild ihre Altersversorgung gefälligst selbst regeln, mittels Aktienanlagen.

Dass hier ein rentenpolitisches Vabanquespiel eröffnet wird, verschweigt die Tagesschau sträflich. (20) Die Öffentlichkeit soll sich nicht beunruhigen. Politiker und ihre akademischen Wasserträger genießen unbefristete Schonzeit.

Statt eigenständiger kritischer Analyse möglicher Rentenfinanzierungsmodelle und ganz im Sinne der Merz & Co. macht die Tagesschau Propaganda für die „Aktienrente“. (21) Wenn die Arbeitnehmer zwei Prozent ihres Bruttoeinkommens in einen Aktienfonds investierten, könne das bei langjährig versicherten Durchschnittsverdienern die Renten um bis zu 30 Prozent erhöhen. Dem Publikum wird ein Déjà-vu mit Gerhard Schröders „Agenda 2010“ verpasst, mit Riesters Rentenbeschiss und Rürups „Basisrente“-Einseiferei. Und die Tagesschau spielt dazu die Begleitmusik: 

Mehr als ein Viertel des Bundeshaushalts musste 2019 in die Rentenkasse umgeleitet werden, um diese Lücke zu füllen“ (22),

behauptete ARD-aktuell. Falsch. Der Bund zahlte vor zwei Jahren einen Zuschuss von 72 Milliarden Euro in die Rentenkasse ein, das waren knapp 21 % der Gesamteinnahmen von 343 Milliarden Euro. (23) Dieser Anteil, nur rund ein Fünftel, ist seit 2005 gleichgeblieben, er ist kein Grund zur Aufregung. Der Unterschied zu „mehr als ein Viertel“ muss einen Tagesschau-Redakteur aber nicht stören, Hauptsache, der schwimmt brav im neoliberalen Schmetterlingsstil mit.

Die Panikmache wegen angeblich zu teuer werdender Altersversorgung lenkt davon ab, dass unsere Politiker komplett dabei versagt haben, mit angemessener Steuer- und Abgabenpolitik für den sozialen Ausgleich zu sorgen. Von einer Vergleichbarkeit der Lebensverhältnisse kann in Deutschland seit Jahrzehnten keine Rede mehr sein. (24) Unsere gut 100 Multi-Milliardäre sitzen auf einem Barvermögen von 1,1 Billionen Euro, das ist das Dreifache unseres Staatshaushalts. Neben dem gigantischen Reichtum (25) wohnt bittere Armut. (26)

Trotz gesetzlichen Mindestlohns können mehr als 3,1 Millionen unserer Erwerbstätigen nicht von ihrer Arbeit leben, sie sind armutsgefährdet und auf zusätzliche Sozialhilfe angewiesen. (27) Das ist für die Tagesschau aber nur äußerst selten ein Thema. (28) Wenn überhaupt mal angesprochen, bleibt ein Gesichtspunkt darin zumeist außen vor: Den hauptsächlichen Nutzen in diesem Aufstocker-System haben die Arbeitgeber, der Staat zahlt an ihrer Stelle jährlich rund zehn Milliarden Euro als Lohnzuschuss. (29) Zur Frage der ihnen ersparten Lohnaufwendungen gibt es bei ARD-aktuell jedoch praktisch nichts. Es könnte ja das Image des Unternehmers als „Leistungsträger“ beschädigen. Das riskiert die Redaktion ARD-aktuell natürlich nicht.

Auf der Schleimspur

Statt kritischer Distanz zum Staat und seinen Institutionen dienert sich der öffentlich-rechtliche Rundfunk als humanitärer Ersatzdienstleister bei der Erfüllung sozialstaatlicher Pflichten an. Mit Aktionen wie „Hand in Hand in Norddeutschland“ tut er Gutes und beölt sich zugleich selbst. NDR-Intendant Knuth plant auf dieser Schleimspur gerade wieder eine Sammelaktion für arme Kinder. Das lässt seinen Scheinheiligenschein erstrahlen und mindert zugleich den Druck auf unsere lieben Gesetzgeber, die gemäß unserer Verfassung dazu verpflichtet sind, die Kinderarmut zu beseitigen. (30)

Grundgesetz-Artikel 14 (2): „Eigentum verpflichtet. Sein Gebrauch soll zugleich dem Wohle der Allgemeinheit dienen.“ (31) Es „soll“. Dieser GG-Artikel verpflichtet zu nichts. Seine Nichtbefolgung ist üblich, selbst Zuwiderhandlung bleibt straffrei. Die Tagesschau-Nachrichten entsprechen diesem Ungeist.

Dass das Thema „Armut in Deutschland“ in der ARD-aktuell-Berichterstattung übergangen und unterbelichtet bleibt, lässt sich problemlos auf der Internetseite tagesschau.de feststellen. Das Suchwort „Armut“ ergibt, dass dieses Phänomen fast ausschließlich im Ausland vorkommt: hauptsächlich in der Volksrepublik China und in Russland, wen wundert’s. (32, 33)

In Bertolt Brechts „Alfabet“ steht dieser schöne Vers:

Reicher Mann und armer Mann standen da und sah´n sich an. Und der Arme sagte bleich: Wär ich nicht arm, wärst du nicht reich.“ (34)

 Quellen und Anmerkungen:

  1. https://de.statista.com/statistik/daten/studie/1062780/umfrage/umfrage-zu-den-wichtigsten-problemen-in-deutschland/
  2. https://www.tagesschau.de/suche2.html?query=Lebenshaltungskosten&sort_by=date
  3. https://www.zdf.de/comedy/heute-show/heute-show-vom-15-oktober-2021-100.html
  4. https://www.hartziv.org/news/20200702-hartz-iv-erhoehung-2021-so-steigen-die-saetze.html
  5. https://www.heise.de/tp/features/Ein-gescheiterter-Weidmann-tritt-zurueck-6224791.html
  6. https://www.tagesschau.de/faktenfinder/
  7. https://www.berliner-zeitung.de/news/bericht-vw-chef-denkt-offenbar-ueber-massiven-stellenabbau-nach-li.188510
  8. https://efahrer.chip.de/news/massenentlassung-wegen-umstellung-auf-e-auto-deutsche-auto-bosse-sehen-loesung_105588
  9. https://www.rnd.de/politik/umfrage-zukunftsangst-und-politikversagen-verlieren-wir-das-vertrauen-in-den-staat-MWSPNWHQ42WG35JDEM77XVRM4U.html
  10. https://www.sueddeutsche.de/kultur/oeffentlich-rechtliches-fernsehen-in-der-kritik-aber-gebuehren-verlangen-1.414611
  11. https://www.tagesschau.de/inland/innenpolitik/ampel-rente-101.html
  12. https://www.nachdenkseiten.de/?p=76734
  13. https://www.tagesschau.de/inland/rente-selbststaendige-101.html
  14. https://www.daserste.de/ard/die-ard/Medienstaatsvertrag-100.pdf
  15. https://www.mdr.de/nachrichten/deutschland/politik/rente-rentensystem-niederlande-oesterreich-schweden-100.html
  16. https://www.tagesschau.de/inland/interview-florian-blank-renteabsiebzig-101.html
  17. https://www.youtube.com/watch?v=8xMuTKuCAhk (Precht ab Min. 44)
  18. https://www1.wdr.de/nachrichten/sondierungspapier-100.pdf
  19. https://www.fdpbt.de/sites/default/files/2021-02/RUB-Studie_Aktienrente.pdf
  20. https://www.tagesschau.de/multimedia/podcasts/malangenommen-aktienrente-101.html
  21. https://www.tagesschau.de/wirtschaft/verbraucher/rente-krise-reform-101.html
  22. https://de.statista.com/statistik/daten/studie/7031/umfrage/bundeszuschuesse-an-die-rentenversicherung-seit-1950/
  23. https://de.wikipedia.org/wiki/Vermögensverteilung_in_Deutschland#Erhebung_aus_2019_zu_Personen
  24. https://die-wirtschaftsnews.de/rekord-vermoegen-deutsche-haben-ueber-sieben-billionen-euro-angehaeuft/
  25. https://www.der-paritaetische.de/alle-meldungen/paritaetischer-armutsbericht-2020-armut-in-deutschland-auf-rekordhoch/
  26. https://www.armuts-und-reichtumsbericht.de/DE/Startseite/start.html
  27. https://www.destatis.de/DE/Presse/Pressemitteilungen/2021/01/PD21_N008_634.html
  28. https://www.tagesschau.de/wirtschaft/hg-arbeitslosenzahlen-101.html
  29. https://www.o-ton-arbeitsmarkt.de/o-ton-news/hartz-iv-aufstocker-staat-subventioniert-niedrigeinkommen-jaehrlich-mit-milliarden-euro#gallery-1
  30. https://fra.europa.eu/de/news/2017/ein-leben-armut-verletzt-das-grundrecht-auf-wurde
  31. https://www.gesetze-im-internet.de/gg/art_14.html
  32. https://www.tagesschau.de/ausland/asien/china-armut-101.html
  33. https://www.tagesschau.de/ausland/asien/russland-armut-107.html
  34. https://gutezitate.com/zitat/117916

Das Autoren-Team: 

Friedhelm Klinkhammer, Jahrgang 1944, Jurist. 1975 bis 2008 Mitarbeiter des NDR, zeitweise Vorsitzender des NDR-Gesamtpersonalrats und des ver.di-Betriebsverbandes sowie Referent einer Funkhausdirektorin.

Volker Bräutigam, Jahrgang 1941, Redakteur. 1975 bis 1996 Mitarbeiter des NDR, zunächst in der Tagesschau, von 1992 an in der Kulturredaktion für N3. Danach Lehrauftrag an der Fu-Jen-Universität in Taipeh.

Anmerkung der Autoren:

Unsere Beiträge stehen zur freien Verfügung, nichtkommerzielle Zwecke der Veröffentlichung vorausgesetzt. Wir schreiben nicht für Honorar, sondern gegen die „mediale Massenverblödung“ (in memoriam Peter Scholl-Latour). Die Texte werden vom Verein „Ständige Publikumskonferenz öffentlich-rechtlicher Medien e.V.“ dokumentiert: https://publikumskonferenz.de/blog

 

Verschiedenes

Podcast: Lockdown nur für Ungeimpfte?

Die Globalismus-Erfinder

Den vollständigen Standpunkte-Text (inkl. ggf. Quellenhinweisen und Links) findet ihr hier: https://kenfm.de/die-globalismus-erfinder/

Die von George Orwell entworfene Dystopie einer weltumspannenden, von Ideologie getriebenen Organisation ist längst Wirklichkeit geworden.

Ein Standpunkt von Richard Poe.

Die meisten Patrioten stimmen darin überein, dass wir etwas bekämpfen, was Globalismus genannt wird. Aber was ist das? Zuerst und vor allem ist es eine britische Erfindung. Der moderne Globalismus wurde im viktorianischen England geboren und später durch Großbritanniens Fabian-Sozialisten — nach der Fabian Society, einer einflussreichen reformistischen sozialistischen Strömung — gefördert. Inzwischen ist es zum in der heutigen Welt dominanten Glaubenssystem avanciert. George Orwell nannte es Ingsoc. In seinem Roman „1984“ prophezeite Orwell eine Zukunft, in der das britische Empire mit den Vereinigten Staaten zu Oceania verschmilzt, einem Superstaat unter der Herrschaft einer bösen Ideologie namens Ingsoc — einer Kurzform von English Socialism. Orwells Dystopie basierte auf seiner Kenntnis tatsächlicher globalistischer Pläne.

Wir sind Deutschland

Den vollständigen Tagesdosis-Text (inkl. ggf. Quellenhinweisen und Links) findet ihr hier: https://kenfm.de/wir-sind-deutschland-von-anselm-lenz

Die Demokratiebewegung seit 28. März 2020 ist die größte Erhebung in der deutschen Geschichte. Am 24. Juli in Kassel und am 1. August 2021 in Berlin wird der Durchbruch erwartet. Fast täglich Demonstrationen im ganzen Land.

Ein Kommentar von Anselm Lenz, Herausgeber der Wochenzeitung Demokratischer Widerstand.

Seit 28. März 2020 demonstriert die Demokratiebewegung für ein Ende der Corona-Lügen, die Beendigung des verfassungswidrigen Ausnahmezustandes und eine ergebnisoffene Aushandlung unserer geteilten Zukunft. Dazu zählt eine Verfassungserneuerung von unten auf Basis des Grundgesetzes und eine Eindämmung der Parteien, die im Verbund mit Konzerninteressen und den Imperativen der US-Besatzer den Staat zu ihrer Beute gemacht haben. Und selbstverständlich die vollständige körperliche Selbstbestimmung jedes einzelnen Menschen.

Arbeits-Armut, Renten-Armut: Bisheriger Höchststand in Deutschland

Eine Bilanz der Ära Merkel: Die Verschärfung des Arbeits-Unrechts nach der Agenda 2010, die Schützenhilfe für US-Investoren, die ungleiche Behandlung der Ostdeutschen und die Spaltung Deutschlands. Dies ist Teil eins von zwei. Von Werner Rügemer.

Dr. Daniele Ganser: Corona and Fear (Vienna 29. October 2020 – Engl. Untertitel)

On October 29th 2020, the renowned Swiss Historian and Peace Researcher Dr. Daniele Ganser came to Vienna as part of a popular series of lectures. Just a few days before the 2nd Corona Lockdown was imposed in Austria, Dr. Ganser chose to focus his lecture on 2020’s topic of the year: “Corona and Fear”

In his lecture, Dr. Ganser highlights the 3 central fears that people all over the world suffered from in 2020:

– The fear of the Coronavirus
– The fear of Poverty
– The fear of Dictatorship

Dr. Ganser emphasizes the importance of taking each of these fears seriously and that it cannot and should not be about balancing them against each other, trivializing them or belittling them. The historian further explains that all three fears trigger the primal human fear; the fear of death.
He recommends observing these three fears within oneself and in friends, and then to rate the strength of each respective fear on a scale from 0 (no fear at all) to 10 (extremely strong fear). The Swiss scientist reminds us of the miracle that our brain is, weighing just over a Kilogram and consisting of over 100 Billion nerve cells, which are connected to each other via synapses.
Therefore, the peace researcher Dr. Daniele Ganser recommends to practice listing positive points of one’s life, especially during these more difficult times, as this re-links the nerve cells, facilitates the discovery of inner peace and helps us to overcome fear.

Genozid unter dem Deckmantel der Krankheitsbekämpfung

Ein Kommentar von Christian Kreiß.

Einleitung

In einem seiner letzten Werke, „Der Antichrist – Fluch auf das Christentum“, schreibt Friedrich Nietzsche 1888 auf den ersten Seiten:

„Was ist gut? – Alles, was das Gefühl der Macht, den Willen zur Macht, die Macht selbst im Menschen erhöht. […] Was ist Glück? – Das Gefühl davon, dass die Macht wächst. […] Die Schwachen und Missratenen sollen zugrunde gehen: erster Satz unserer Menschenliebe. Und man soll ihnen noch dazu helfen. Was ist schädlicher als irgendein Laster? – Das Mitleiden der Tat mit allen Missratenen und Schwachen, das Christentum…“

Ich habe den Eindruck, dass diese Zeilen von Nietzsche seit 2020 eine ungeahnte Aktualität gewonnen haben.

Lockdownpolitik in Entwicklungsländern

In einer Ende Januar erschienenen Studie mit dem Titel „The Inequality Virus“ (1) geht oxfam auf die gravierenden negativen Auswirkungen der staatlichen Zwangs-Lockdownmaßnahmen in den Entwicklungsländern ein. Weltweit seien etwa 1,7 Milliarden Kinder von den Schulen ausgesperrt worden, in den Entwicklungsländern beinahe vier Monate, in den Industrieländern etwa sechs Wochen. In den Entwicklungsländern traf es also die Kinder sehr viel schlimmer als in den Industrieländern. Da die Internet- und Technik-Ausstattung in den armen Ländern und insbesondere in den Unterschichten oft sehr schlecht ist, hieß das für ein Millionenheer von unterprivilegierten Kindern das Ende der Bildung, das Ende der Hoffnung auf ein besseres Leben. Oxfam weist ausdrücklich vielfach darauf hin, dass die Lockdown-Politk im Wesentlichen die Unterprivilegierten dieser Erde trifft.

Butterwegge über Corona-Hilfen: „Die Armen werden bewusst nicht bedacht“

Marcus Klöckner

Noch im Mai forderte der Armutsforscher Christoph Butterwegge im NachDenkSeiten-Interview einen „Corona-Soli“ für die Armen. Sein Ruf blieb von politischer Seite ungehört. In einem aktuellen Interview mit den NachDenkSeiten spricht Butterwegge im Hinblick auf die Corona-Hilfen von einem „weißen Fleck in der Förderlandschaft“. Während die Politik Konzerne wie BMW mit sehr viel Geld unterstütze, blieben die Armen nach wie vor auf der Strecke. Er kommt zu dem Fazit: „Nicht das Coronavirus ist unsozial, sondern eine reiche, unter dem Einfluss des Neoliberalismus stehende Gesellschaft, die ihre armen Mitglieder zu wenig vor den Infektionsrisiken und den wirtschaftlichen Verwerfungen der Pandemie schützt.“ Von Marcus Klöckner.
[…]
Prof. Dr. Christoph Butterwegge hat von 1998 bis 2016 Politikwissenschaft an der Universität zu Köln gelehrt.

Die Corona-Eindämmung droht mehr Leid zu verursachen, als sie verhindert

Risiken und Nebenwirkungen, aber keine Packungsbeilage.

Ralf Wurzbacher

Vorbemerkung der NachDenkSeiten-Redaktion: Weil die Folgen der Corona-Maßnahmen offensichtlich nicht im Blick der politisch entscheidenden Personen sind, haben wir auf den NachDenkSeiten am 22. Oktober unter der Überschrift „Die im Dunkeln sieht man nicht“ um Erfahrungsberichte unserer Leserinnen und Leser gebeten. Diese haben wir dann am 26. Oktober und am 10. November dokumentiert. Die Erfahrungsberichte und einschlägige NachDenkSeiten-Artikel zu den Risiken und Nebenwirkungen vom April und Juni werden demnächst in einer gedruckten Dokumentation erscheinen. – Ralf Wurzbacher hat zum Thema der Folgen eine sehr informative Ergänzung geschrieben, die wir hiermit veröffentlichen.

Armut: „Kein Politiker kann sagen, er habe von nichts gewusst“

Interview mit Gerhard Trabert

Obdachlose, Hartz-IV-Empfänger, Geflüchtete: Die Corona-Krise hat auch diese Menschen vor besondere Herausforderungen gestellt. Der Mainzer Mediziner Gerhard Trabert, der seit vielen Jahren durch seine Arbeit den Armen vor Ort hilft und sie medizinisch betreut, zeigt im NachDenkSeiten-Interview auf, wie es den Armen in der Pandemie ergeht. Trabert kommt zu dem Fazit, dass auch in der Corona-Krise die Trennlinien zwischen Armen und Bessergestellten in unserer Gesellschaft deutlich sichtbar werden. Der Professor für Sozialmedizin kritisiert im Interview auch die Politik: „Gegenüber den Armen verhält Politik sich oft mit großer Distanz. Politiker kümmern sich mehr um die Lobbyisten dieser kapitalistischen Demokratie.“

Armut: „Die gesellschaftliche Kluft wird von Medien verfestigt“

Interview mit Bernd Gäbler

Wenn Medien über Armut und die Angehörigen der unteren Schichten berichten, liegt oft vieles im Argen. Das ist der Befund von Bernd Gäbler, der sich für die Otto-Brenner-Stiftung unter dem Titel „Armutszeugnis – Wie das Fernsehen die Unterschichten vorführt“ des Themas angenommen hat. „Armut ist ein zentrales gesellschaftliches Problem, wird aber an den Rand der Aufmerksamkeit gedrängt“, sagt Gäbler im NachDenkSeiten-Interview. Zudem stellt Gäbler fest, dass Medien „mit zu geringer Neugier und zu wenig Respekt berichten.“ Der Professor für Journalistik an der FHM Bielefeld wirft bestimmten TV-Formaten vor, dass sie unter dem Deckmantel der Dokumentation Menschen vorführen.

Der unaufhaltsame Tod von Madame Che – ein Livebericht zu Armut, Reichtum und den schaurigen Folgen

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Dienstag, 12.6.2018. Eifel. Ja – ist immer schön über die Gräuel der Weltgeschichte zu schreiben. Hat etwas von dem Gefühl an sich, wenn man bei strömenden Regen im Ohrensessel am Kamin sitzt: draußen ist Heulen und Zähneknirschen, drinnen behaglich und gemütlich. Mit dem SUV vom eigenen Einfamilienhaus ins vollklimatisierte Büro fahren, wo die Sekretärin schon mit einem frischen Kaffee auf einen wartet, dann schnell die von den Kontrollinstanzen der Wirtschaft genehmigten Nachrichten der großen Presseagenturen nach dem durchforsten und nach den Sichtweisen Ausschau halten, mit denen man sich als Schreiberling bei den Mächten und Gewalten dieser Welt noch beliebter machen kann – was für ein pralles Leben im fein gestylten Anzug, von dessen Anschaffungskosten eine Hartz IV-Familie ein halbes Jahr leben muss …. bzw. die Unmöglichkeit schaffen, die Ansprüche der Vermieter, Energieversorger, Nahrungsmittelkonzernen zu befriedigen um dem frühen Tod zu entgehen.

Das schaffen nicht immer alle: „Schmitti“ ist jetzt gerade gestorben. Er war Protagonist einer dieser unsäglichen TV-Shows, in denen Armut vorgeführt wird (siehe Huffingtonpost), wo man live erleben kann, die das Leben in einem „sozialen Brennpunkt“ ist … dabei ist der Begriff schon eine Schande an sich: da brennt es nicht sozial, da wird eine Situation erlebt, in denen die Ansprüche der Rechnungsschreiber größer ist als die Einnahmen der Leistungsbezieher, oder, anders formuliert: wo die Gier der Verkäufer größer ist als das Konto des Konsumenten.

Madame Che wird bald sterben, sie hat gestern ihren Freitod angekündigt. Wird Hartz IV gar nicht mehr erleben. Vielleicht ein Glück: der dauernde Belagerungszustand durch Ämter und Verkäufer ist kaum auszuhalten, er kostet 11 Jahre des Lebens (siehe Huffingtonpost). Wahnsinn, oder? Rechnen Sie das mal um – aber nicht nur mit den 4,2 Millionen Leistungsbeziehern, die derzeit durch die Behörden verfolgt werden, sondern mit allen, die so rund um die Maschine Hartz IV angesiedelt sind (siehe Zeit):

„In den vergangenen zehn Jahren haben insgesamt 18,2 Millionen Menschen Hartz IV bezogen, davon waren 5,47 Millionen unter 15 Jahre alt. Das geht aus der Antwort der Bundesregierung auf eine kleine Anfrage der Linken-Bundestagsabgeordneten Sabine Zimmermann hervor. Die Statistik umfasst alle Menschen, die in den vergangenen zehn Jahren mindestens einmal Hartz IV bezogen haben.“

18 Millionen Menschen – jedem 11 Lebensjahre geklaut. Ein Siebtel ihres durchschnittlichen Lebens. Würde sich – rein rechnerisch – auf 2,5 Millionen ausgelöschte Menschenleben umlegen lassen. Kein Wunder, dass „die Wirtschaft“ über Fachkräftemangel klagt – bei diesen Verlusten. Ach ja – „die Wirtschaft“. Sollten wir auch mal vorher drüber reden. Ich habe da mal einen Facebookeintrag von Peter May gefunden – ja, Sie wissen ja: Facebook, diese Hassschleuder, gegen die unsere Regierung so mutig ankämpft. Lesen Sie selbst mal, was man da findet (siehe Facebook/Peter May)

Der Arbeitnehmer bezahlt durch Arbeitsleistung: Seinen Lohn Seine Sozialversicherungsbeiträge Seine Steuer Mehrwertsteuer für jeden ausgegebenen Euro aus seinem Nettolohn Den Arbeitgeberanteil Sozialversicherungsbeiträge Maschinen und Gebäude des Arbeitgebers Schuldzins des Arbeitgebers für Firmen-bedingte Kredite/Darlehen Gewinnabsicht des Arbeitgebers Steuer des Arbeitgeber Lasst euch nicht erzählen ihr würdet etwas “geschenkt” bekommen! Das es Arbeitnehmer und Arbeitgeberanteil für Sozialversicherungen gibt ist nur um die Arbeitnehmer nicht auf die Barrikaden gehen zu lassen. Zahlen muss er sie letztlich durch seine Arbeitsleistung alleine!

Ja – ohne Arbeit ist alles nichts. Versuchen Sie es mal: legen Sie hundert Millionen Euro in einen Tresor und warten hundert Jahre. Raten Sie mal, wie sich das Geld dann entwickelt hat. Nun – vielleicht ist es zu Staub zerfallen – aber vermehrt hat sich da nichts. Um Geld zu vermehren, wenden Banken Tricks an – legale Buchführungstricks – mit denen sie so tun, als hätten sie viel mehr Geld als sie haben. Die Schweizer wollten das jetzt verhindern (Stichwort: Vollgeld), sind aber in der Abstimmung gescheitert: drei Viertel der Schweizer wollen lieber Schundgeld als Vollgeld (siehe Spiegel).

Wen wunderts? Millionen verdienen daran – sofern sie gute Kontakte zu den Banken und ihren Vollstreckern haben. „Wer in Deutschland kein Millionär wird, ist selbst schuld“ – durfte ich noch kürzlich einen unbekannten Spinner zittieren. Wir haben in Deutschland 1 280 300 Millionäre – Vermögensmillionäre – und davon kriegen wir jedes Jahr 7 Prozent mehr (siehe Hamburger Morgenpost). Wir liegen damit gut im internationalen Vergleich. Völlig irre, oder? Millionärszüchtung – das Ziel der deutschen Wirtschaft. Und das es immer mehr Menschen gibt, die immer mehr Geld haben, klappt in einem geschlossenen Kreislauf nur dann, wenn noch mehr Menschen immer weniger haben – oder sehr viele sehr viel arbeiten, aber den finanziellen Gegenwert dafür nicht oder nur sehr gekürzt erhalten. Sowas hören Sie aber nie in der Tagesschau oder lesen es so im Spiegel, denn das wäre ja „klassenkämpferisch“ – und aus Gründen, die nie näher erläutert werden, ist es nicht ok wenn die Klasse der Armen mal erwähnt, dass ihr Geld sich bei den Lumpen in den Villen sammelt.

Ja – und das ist das Geheimnis des Reichtums – allen Reichtums seit Anbeginn der Zeiten. Gibt da schöne Arbeiten drüber – aus dem alten Griechenland oder dem alten Rom: Reichtum ohne irgend eine Form von Sklaverei ist nicht möglich. Funktioniert einfach nicht.  Irgendwer muss für die Millionärszucht bezahlen – und das waren schon immer Sie … und werden es auch immer bleiben.

Von 61 Bürgern ist einer Millionär – heißt für so ein kleines Städtchen wie meinen Heimatort: unter den 1200 Bürgern sind 20 Millionäre. Merkt man nicht, wenn man so durch die Gassen schlendert. Anders gerechnet, hat sich jeder Bürger mit mindestens 17000 Euro am Reichtum der Wenigen beteiligt – eine kleine Spende für die, die ihre Bedürfnisse überhaupt nicht im Zaum halten können. Machen wir ja gerne, sowas. Zu den Millionären gehören auch zahlreiche Bundestagsabgeordnete … addiert man ihre Pensionsansprüche, so würden es noch mehr werden. Zahlen wir auch. Und da „Sozialneid“ ebenfalls tabu ist, reden wir auch nicht darüber.

Was das im Vorbildland der USA anrichtet, kann man auch in Zahlen fassen: 40 Prozent der Erwachsenen in den USA sind nicht mehr in der Lage, eine spontane Rechnung von 344 Euro zu begleichen, 25 Prozent der Erwachsenen verzichteten aus finanziellen Gründen vollständig auf medizinische Versorgung (siehe: Yahoo).  Das Land mit den meisten Milliardären hat auch die höchste Kinderarmut unter den „zivilisierten“ Staaten (siehe Netzfrauen) – da können wir heute schon sehen, wo wir in zwanzig Jahren stehen. „American way of live“ ist halt das oberste Gebot – und wehe, jemand rührt daran: er wird den vollen Zorn der transatlantischen Netzwerke zu spüren bekommen, deren Krakenarme in Deutschland in jedem Zentrum der Macht – Politik, Medien, Wirtschaft – mächtigen Einfluss aufgebaut haben.

Und wie macht man nun die dicke Kohle? Da habe ich ein schönes Beispiel aus „der Wirtschaft“: zwei Milliarden Euro sind einfach weg, weil Unmengen an Containern verkauft wurde, die es nie gab (siehe Süddeutsche). Nun ist das Geld ja nicht weg … es ist nur bei jemand anders. Auch gut ist, wenn Sie in einem Moloch arbeiten, einem Großbetrieb: Krankenkassen, Versicherungen, Banken, Konzern, Staat – mit nur ein wenig Geschick, Intriganz, Hinterhältigkeit und reichlich Ellbogen können Sie dort tolle Pöstchen für leistungsloses Einkommen auf Großfürstenniveau bekommen. 850000 jedes Jahr … für einen Sparkassenvorstand (siehe FAZ). 2,9 – 3,3 Millionen für einen AOK-Vorsitzenden, 9 Millionen für die Techniker Krankenkasse (siehe Handelsblatt). Ein Jahr arbeiten: schon sind Sie Millionär. Versuchen Sie das mal als Feuerwehrmann, als Klempner, als Arzt, Hebamme, Polizist, Erzieher oder Straßenbauer. Kommt Ihnen vor wie Lumperei? Ist es auch. Vergessen Sie diese ganzen Geschichten von „harter Arbeit“, die zu Reichtum führt: was die Lumpenelite Arbeit nennt, ist nicht anstrengender als die Vorstandssitzung ihres Kaninchenzüchtervereins – das kriegt man alles locker in seiner Freizeit nebenbei hin, unbezahlt und freiwillig.

Nun – genug über die Lumpen aufgeklärt.

Kommen wir zum Tod von Madame Che.

Sie gehört zu den 70 Millionen Loosern, die es nicht geschafft haben, Millionär zu werden. Ja – zehn Millionen Gewinner haben wir im Land: jeder Millionär hat einen Hofstaat aus Anlageberatern, Starfriseuren, Handwerkern, Künstlern, Architekten, Gärtnern, Ärzten  und was es sonst noch so an Dienstleistern gibt, alles Menschen, die bei jeder Wahl für stabile Verhältnisse sorgen. Und 70 Millionen gehören zu denen, die ausgepresst werden wie eine Zitrone, deren Leben für die unsittliche Anhäufung von Mammon geopfert werden.  Gebühren, Beiträge, Steuern bei gleichzeitigen Leistungskürzungen in allen Bereichen – die Herren der Welt sind sehr erfinderisch, wenn es darum geht, ihre Fleischtöpfe zu sichern. Was man dazu braucht, ist lediglich … die Abwesenheit von jeder Art von Moral, Ehrgefühl und Verantwortungsbewusstsein, eine völlige Rücksichtslosigkeit gegen das eigene Lebensumfeld … egal, ob Baum, Feld, Tier oder Kinder … und ein von allen anderen Millionären propagiertes Weltbild, das täglich auf allen Kanälen die Heiligkeit des Reichtums preist. „Gewinne privatisieren, Verluste sozialisieren“ – oder auch „kassieren, aber nicht liefern“: das wären die einfachen Schlagworte, unter denen „die“ sich versammeln.

Sie heißt natürlich nicht Madame Che.

Ich nenne sie mal so … weil sie große Sympathien für einen politischen Aktivisten mit ähnlichem Namen hat, der sich erfolgreich gegen die kubanische Lumpenelite zur Wehr setzte. Ein wirklich netter Mensch. Mit Leidenschaft für Fotografie, Texte und Tiere. Kenne sie seit ein paar Jahren – auch über Facebook, der bösen Sammelstelle für kontaktfreudige Mitmenschen. Sie half bei vielen Hilfsaktionen, die wir hier gestartet hatten, unterstützte durch ihre Begabung für Recherchen so manchen Artikel – unentgeldlich – und war immer dabei, wenn wir mal um Hilfe gebeten haben … auch mit Geld. Sie bereicherte meinen Horizont durch Einblicke hinter die Kulissen der „Linken“ und verstärkte meinen Eindruck, dass sich dort viele Lumpen sammeln, die vor allem nur ein Ziel haben: das Geld der Lumpenelite einzig für sich zu beanspruchen. Kann mich noch heute daran erinnern, wie mal ein französischer Philosoph mein Weltbild zum Wanken brachte, als er im TV kundtat (so Anfang der achtziger Jahre), dass „Linke“ aus dem gleichen Holz geschnitzt seien wie „Rechte“ – mit dem einen Unterschied, dass die Rechten die Millionen haben, die die Linken dann für sich wollen … für sich allein und ganz persönlich. Kein Wunder, dass die Arbeiterschaft solchen Typen die Gefolgschaft verweigerte … wirkt wie das Gleiche in grün. Und die Geschichte der „Grünen“ zeigt, dass er nicht ganz so falsch lag mit der These: die haben ganz vorzügliche Lumpen hervorgebracht, die nun fleißig mitkassieren.

Madame Che hat viel Arbeitserfahrung, konnte auf ein erfolgreiches Leben zurückblicken, das Höhen und Tiefen hatte – also ein rundum vollständiges Leben, das geeignet ist, Charakter zu bilden. Und dann kam – in einer Notsituation aufgrund ausbleibender Spendengelder für den damaligen Arbeitgeber (Umweltschutz) – ein rettender Engel, ein Millionär mit einem Superangebot: ansprechender Job, Wohnung in feinster Wohnlage, viel Hilfe und Unterstützung … man hätte meinen können, es gäbe noch Gutes in der Welt. Ein willkommenes Angebot auch: immerhin verpflichtet die deutsche Sozialgesetzgebung uns inzwischen ja auch, jeden Arbeitsmist begeistert und himmerhochjauchzend anzunehmen – sonst drohen potentiell todbringende Sanktionen. Nach kurzer Zeit jedoch … verfinsterte sich das Paradies. Die fortlaufenden sexuellen Belästigungen, die Demütigungen, Beleidigungen, die entwürdigende Behandlung durch den „Retter“ waren nicht im Vertrag erwähnt worden. Manches davon habe ich persönlich am Telefon miterleben dürfen – das war schon weit jenseits jeglichem normalen Sozialverhaltens. Der Arbeitgeber war nicht nur Vermieter, sondern auch Nachbar, so dass der Terror kein Ende nahm. Eine von vielen Geschichten, wo „Arbeitgeber“ (schon das Wort ist ein Hohn, denn wer da Arbeit gibt, ist die andere Seite, korrekterweise müsste man von Geldgebern sprechen – und Ausbeutern, denn: ohne Ausbeutung keine Rendite) schamlos ihre Macht missbrauchen, um ihre psychischen Absonderlichkeiten straflos an anderen ausleben zu können.

Hat man nicht nur Mitgefühl für Menschen, sondern ist auch noch des Mitleides fähig (d.h. man spürt das Leid so, als würde es einem selbst zuteil werden), lassen einen solche Geschichten nicht ruhig schlafen. Erst recht nicht, wo ich in anderen Fällen (über die hier auch schon geschrieben wurde) schon mehrfach erfahren durfte, dass die Lumpenqoute im Land auch unter den Armen zunimmt – sexuelle Dienstleistungen der Hilfebedürftigen werden wohl inzwischen als absolute Selbstverständlichkeit angesehen – eine Folge der Liberalisierung von Prostitution, die halt dazu führt, dass Mann Frauen generell eher als Ware begreift, an der man sich – gegen Kost und Logis – ungebremst bedienen darf.

Es dauerte einige Zeit, bis eine mögliche Lösung gefunden wurde (und weitere Angebote Job gegen Sex eintrudelten, sogar eine Abteilungsleitung in einem Weltkonzern wurde da in Aussicht gestellt): vor Ort gab es eine Existenzmöglichkeit. War mir selbst mal angeboten worden … nur kann ich halt nicht mehr lange Auto fahren. Aber – geht ja auch anders. Einfach mal die Leute miteinander bekannt gemacht – sah gut aus.

Dann kamen auch wieder rettende Engel, wichtige Menschen von einem kleinen Lokalradio, die sich ganz begeistert zeigten und sogar eine begrenzte Festanstellung anboten, Firmenwagen und ein super Betriebsklima … und das, während die Situation im fernen Brandenburg täglich eskalierte: täglich Sexvideos vom Chef auf dem Handy, begleitet von Kommentaren „du bist doch nur zum F(x)cken gut“, Besuche vom Millionär im Bademantel (und sonst nichts), die nebenbei belegten, dass auch Deutschlands alternde Elite unangenehm riecht, wenn sie eine Woche lang Dusche und Bad meidet, steigende Agressionen und Beleidigungen gegen die nicht willfährige alleinstehende Frau … nun, es kam zu einer regelrechten Flucht ins noch üblere Elend, nur mit Haustieren und Handgepäck. Noch übleres Elend? Nun – die feschen Leute vom Radio (grausigste Musik, umgebende von stümerhaftesten Programm) wurden schlagartig anders, als die zukünftige Mitarbeiterin vor Ort war. Natürlich gab es keinen Arbeitsvertrag. Keinen Firmenwagen. Ein Angebot für freiberufliche Mitarbeit (unter unmöglichen Bedingungen) wurde schnell wieder zurückgenommen (wir prüfen gerade, ob wir die Geschichte nicht mal separat veröffentlichen). Vor Ort ließ sich zwar schnell eine Notunterkunft bei einem hilfreichen Mitmenschen organisieren … doch das würde auch nicht von Dauer sein.

Nach vier Wochen war klar: da wollten kleine Leute mal ganz wichtig spielen …. und vernichteten nebenbei eine Existenz.

Die Ereignisse … hatten üble Folgen. Nennt man glaube ich … Depressionen. Übelster Art. Möchte ich nicht im Detail beschreiben.

Die finanziellen Mittel, die wir vor Ort leihweise organisieren konnten, sind völlig erschöpft, an Arbeit ist momentan nicht zu denken – was den Aufbau einer neuen Existenz in weite Ferne rücken läßt. Äußerst unangenehm für einen Menschen für Madame Che, die zu den Menschen gehört, die sich über Arbeit definieren – und von Vorstandssekretärin bis zur Klofrau schon alles mal gemacht hat … und auch wieder machen würde. Wird nun auch eng für die Tiere – die langjährigen Begleiter und treuen Weggefährten, die über die vielfältigen Enttäuschungen mit der Gattung Mensch hinweg trösteten.

Gestern nun – nach drei Monaten Überlebenskampf in der Eifel – kündigte Madame Che nun an, dass sie sich das Leben nehmen wird … wenn sie nun auch noch ihre Tiere verliert. Ernst. Nüchtern. Unaufgeregt. Eine kalte, rationale Bilanz gezogen, Ergebnis präsentiert. Nicht hysterisch, nicht verzweifelt, sondern das Ergebnis völliger Verzweiflung. Gibt keine Kinder oder Menschen, auf die man noch Rücksicht nehmen müsste. Der ganze Hausstand ist noch im Osten, die Wohnung dort gekündigt – aber in Folge der Depression und des völligen Kontaktabruchs zum sozialen Umfeld hier kaum noch zu retten.

Was wir vor Ort leisten können, haben wir getan, nur: der eigentliche Job, der hier möglich wäre, wird erst spät Geld einbringen – wenn man die Arbeit leisten kann. Sieht kaum so aus, als wäre das möglich.

Ein schmales Licht der Hoffnung?

Das unter den Menschen, die dies lesen, vielleicht noch Menschen sind, die der allgegenwärtigen Lumperei entsagen.

Was gebraucht wird?

Menschen, die in Trebbin/Brandenburg einen LKW voll laden. Ach ja – einen LKW brauchen wir auch. Fahrerin hat sich bei uns schon gemeldet – nur kann die nichts tragen. Und hat keinen eigenen Laster mehr. Ausladen kriegen wir hier hin. Ach ja: Geld … wäre auch gut. Auch wenn es mir sehr schwer fällt, dies zu schreiben. Ich kann momentan nicht garantieren, dass es zurückgezahlt werden kann. Eine Führung zum Friedhof jedoch – kann ich zusagen. Würde es allerdings gern vermeiden.

Es fehlt Geld zum Essen für die inzwischen extrem abgemagerte Frau. Und Geld für Tierfutter. Dies per Post zu verschicken … ist betriebswirtschaftlich wegen Porto unsinnig. Was aber am meisten fehlt ist … der Glauben an die Mitmenschen. Ihre eigenen Worte. Nach drei Jahren Psychoterror war dies hier die Erfahrung, die den Rest gegeben hat. Bitter, so etwas bei einem Menschen zu lesen, der … immer für andere da war.

Gerne würde ich jetzt einfach eine Kontonummer angeben …. mit dem Hinweis: eilt riesig. Nur hat man mich davor gewarnt: scheint ziemlich gefährlich zu sein, Kontonummern öffentlich zu stellen, wusste bislang nicht, dass dann jeder Lump der Bank Einzugsermächtigungen schicken kann, die die nicht überprüfen … aber bedienen. Lumpenelite im Räuberstaat unter sich, halt.

Wer sich davon angesprochen fühlt, kann sich mit mir selbst in Verbindung setzen:

Eifelphilosoph@Nachrichtenspiegel-online.de

Werde nicht jede Mail sofort beantworten können – kriege jetzt schon 50 Stück am Tag. Vielleicht … schaffen wie es zusammen, ein Leben zu retten. Diesmal jedoch … ist es sehr eilig. Sehr sehr eilig.

Und bitte keine Ratschläge … Schläge … sind gerade äußerst kontraproduktiv. Taten sind nun gefragt, nicht Worte. Mitfühlende Worte jedoch … können ausgedruckt und überreicht werden. Weiß nicht, wann ich das zeitlich noch hinkriegen soll … aber das ist ja dann mein Problem.

Aber Stellenangebote – ja, die wären auch sehr willkommen. Wenn man berücksichtigt, dass hier jemand ein Weilchen brauchen wird, um wieder auf die Beine zu kommen.

Und vielleicht … schaffen wir es, in diesen wahnsinnigen Zeiten wenigstens einen Menschen zu retten. Kenne Madame Che ja jetzt auch persönlich … ist schon ein ganz feiner Mensch davon. Mehr von ihr, weniger von den Lumpen: dies wäre ein Land, in dem jeder gut und gerne leben kann.

Jeder – und alle.

 

 

Der Kapitalismus und seine Roll-Back-Offensive: Geld gegen Leben

Montag, 6.3.2017. Eifel. Ich würde heute gerne mal über die Gegenwart reden. Eine Gegenwart, von der ich meine, dass sie nicht vollständig begriffen wurde, beziehungsweise nur unvollständig beschrieben wird. Diese Unvollständigkeit hat natürlich einen Sinn: sie nimmt uns die Kraft zum Handeln, weil unsere Weltbilder mangelhaft – oder eben völlig falsch sind. Es hat alles auch mit Mus zu tun – also mit Brei, aber nicht aus Obst. Sozialismus, Faschismus, Feudalismus, Katholiszimus, Protestantismus, Demokratismus …. nein, den letzteren gibt es gar nicht. Das heißt: es gab ihn lange nicht, weil er keinen Sinn machte. Im Laufe des Niedergangs des demokratischen Gedankens kam auch dieser Begriff auf: abwertend wie die anderen (siehe Duden) als formalistische Übertreibung demokratischer Verfahrensweisen. Macht im ersten Moment wenig Sinn – und scheint somit nur ein Kampfbegriff zu sein, um den demokratischen Begriff zu entwerten, denn: Bürokratismus würde ja die Fehlerstellen demokratischer Systeme schon hinreichend genug beschreiben.

Warum geht es bei dem Mus? Um Herrschaft.

Im Sozialismus herrscht die Arbeiter- und Bauernklasse, unschön für das Lumpenproletariat: jene Sozialschmarotzer gelten als Feind des Sozialismus, Marx beschrieb sie wie folgt (siehe Wikipedia):

„zerrütteten Lebeherren mit zweideutigen Subsistenzmitteln und von zweideutiger Herkunft, verkommene und abenteuerliche Ableger der Bourgeoisie, Vagabunden, entlassene Soldaten, entlassene Zuchthaussträflinge, entlaufene Galeerensklaven, Gauner, Gaukler, Tagediebe, Taschendiebe, Taschenspieler, Spieler, Zuhälter, Bordellhalter, Lastträger, Literaten, Orgeldreher, Lumpensammler, Scherenschleifer, Kesselflicker, Bettler, kurz, die ganze unbestimmte, aufgelöste, hin- und hergeworfene Masse, die die Franzosen ‚la bohème‘ nennen“

Heute wären das: Hartz IV-Empfänger und Niedriglöhner. Menschen, aus denen wahrlich kein Cent mehr herauszupressen ist. Manche … waren nur von den Galeeren geflohen, wurden aber vom Sozialismus gleich als Staatsfeinde angesehen und der Arbeitspflicht unterworfen, um Kapitalerträge zu sichern und zu mehren.

Im Faschismus herrscht die Anbetung der nackten Gewalt, das ungebrochene Recht des Stärkeren über die Schwächeren, die es mit allen Mitteln auszumerzen gilt: wie zum Beispiel die Slawen. Gut – die sind nicht ausgerottet worden wie die Juden, aber auch nur, weil die Faschisten den Krieg haushoch verloren hatten. Sonst wären sie – allein aufgrund ihrer Schwäche, hinreichend Rendite für die Zinserwartungen des Kapitals zu erwirtschaften – auch ausgerottet worden … jedenfalls die Minderleister unter ihnen.

Im Feudalismus herrscht eine auserlesene, von Gott berufene Elite über die Untermenschen, die Kaste der Besitzenden hat sich soweit organisiert, dass sie alle Staatsgewalt im Griff hat und sich ihren Reichtum direkt von den Feldern ihrer Bauern holen kann. Im Katholiszismus – mit dem Feudalismus damals personell eng verbunden – herrscht Gottes Sohn als Papst persönlich. Der Feind sind all´ jene, die keine Kirchensteuer entrichten: die Ungläubigen. Sie werden gerne von den Höfen gejagt.

Und der Kapitalismus? Nun … wie wir jetzt bemerkt haben könnten, steht er als treibende Kraft hinter allem, ist eine eigenständige Regierungsform, die nur als solche nicht ausdrücklich behandelt wird. Ja: gruselig, oder? Die ganzen Mus-Bewegungen der letzten Jahrhunderte hatten alle einen gemeinsamen Meister, einen einzigen Herren, der erst sehr spät – nach der französischen Revolution – offen zu Tage getreten ist und heute die ganze Welt beherrscht – wobei ihm egal ist, welche Religion oder welchen politischen Glauben seine ausführende Dienstklasse hat. Schlimm am Kapitalismus: hier unterwirft sich die Menschheit dem Unmenschlichen, dem Geld (bzw. dem größten Geldhaufen), Geldwerte übertrumpfen Menschenrechte, ein künstlich geschaffenes Ding (Geld) übernimmt die Herrschaft über die Menschheit – und die Menschheit beugt sich. Ein Skandal für die „Aufklärung“ seit den Zeiten der griechischen Philosophie: die Götter, die wir abgeschafft haben, sind wieder zurück: die dunklen, bösen, nutzlosen Idiotengötter, die den finstersten Abgründen des menschlichen Geistes entsprangen.

Hört sich schaurig an, oder?

Ist aber wahr. Ich wage auch die Vermutung – wobei ich ein durchaus positives Menschenbild offenbare – dass Auschwitz ohne Kapitalismus gar nicht denkbar wäre: es braucht schon eine unmenschliche Kraft, die als Herrscher anerkannt wird, um solche kalten Orgien der Massenvernichtung durchzuziehen. Und wer sich in den Werken des Historikers Götz Aly mit der Genese der Massenvernichtung im Nationalsozialismus beschäftigt, wird merken, das Kapitalrendite das zentrale, alternativlose Argument für die Massenvernichtung unwerten Lebens war, die natürlich nicht nur die Juden betraf (treue Diener eines Gottes, der – auf dieser Interpretationsebene – der natürliche Feind des Moloch „Geld“ war, weil er Menschen seiner Herrschaft entriss – und zudem offen forderte, dass es keine anderen Götter neben ihm gab; erst recht kein Goldenes Kalb, um das man den ganzen Tag orgiastisch tanzte), sondern alle, deren Arbeit nicht genug Rendite abwarf – mögen sie auch noch so blond, blauäugig und superarisch gewesen sein: wer nicht schuftet bis zum Untergang, ist wertlos. Kennen Sie vielleicht aktuell aus Ihrer Firma.

Merken Sie langsam, wie es Ihnen kalt den Rücken herunterläuft? Nun – zurecht. Wir hatten Revolutionen, Umstürze, Staatsneugründungen, doch eins blieb über 600 Jahre stabil: die reichen Familien Hierzu gibt es eine Studie aus Florenz (siehe Welt), die Rückschlüsse auf die Verhältnisse in anderen Ländern zuläßt. Mammon hat alle geschichtlichen Turbulenzen unbeschadet überstanden, auch wenn der Reichsgraf mancherorts Politikkommissar oder Gauleiter hieß. Und diese Familien planen langfristig, über Generationen hinweg, wobei Heirat eines der zentralen Mittel der Machtvernetzung ist. Gut: 1789 gab es einen kleinen Rückschlag, 1917 auch, ebenso 1949. Aber Rückschläge spornen die Hohepriester des Mammon ja nur an – und das ist, was wir gerade erleben: die Operation Rollback der Kapitalfürsten, die all die vielen Erfolge wieder zurückdrängen will zugunsten eines Systems, in denen ihre Gefolgsleute die politische Macht ausüben … eine Macht, die sie selber gar nicht haben wollen, weil ihnen jede Form von Arbeit, die nicht auf Partys, Bällen und Empfängen erledigt werden kann zuwieder ist.

Ich weiß: schon wieder viele Worte gemacht. Doch bleiben Sie am Ball, denn jetzt: geht es um Sie. Es geht um die flächendeckende Vernichtung von „Familie“ als solche – ein erster Vorbote der kommenden Vernichtungsorgien, ohne die der Kapitalismus letztlich nicht seine Wachstumsraten erzielen kann. Nein – das sind jetzt keine Geheimnisse von Verschwörungstheoretikern, das sind Fakten, die man bei der Bundeszentrale für politische Bildung findet:

„Die Familienpolitik will die Vereinbarkeit von Beruf und Familie fördern. Klingt gut. Doch der Politik geht es nicht um die Familien, sondern um die Wirtschaft, findet der Journalist Rainer Stadler. Die Politik versuche die Familien den Bedingungen des Arbeitsmarktes anzupassen – mit der Folge ganztagsbetreuter Kinder. Das gilt vielen als alternativlos – Kritik daran, gilt rasch als reaktionär.“

Die Familie … das war mal die Keimzelle der Gesellschaft. Noch nicht mal die kann unser Staat noch schützen. Die Familie wird „wirtschaftskompatibel“ gemacht – im Sinne der Rendite:

„Diese Denkweise hat sich bei den Familienpolitikern aller im Bundestag vertretenen Parteien durchgesetzt. Niemand kommt mehr auf die Idee zu fragen: Ist es wirklich familienfreundlich, eine Infrastruktur zu schaffen, deren Zweck vor allem darin besteht, die Familie den ganzen Tag voneinander zu trennen? Ist es wirklich sozial, Betreuungseinrichtungen 24 Stunden am Tag zu öffnen, damit alleinerziehende Mütter spätabends an der Supermarktkasse sitzen oder ihre Nachtschicht als Krankenschwester ableisten können?“

Diese Kinder haben keine Eltern mehr, sie haben Ernährer. Gemeinsames Leben, gemeinsames Lernen, Lachen, Spiel, Spaß, Liebe, Verbundenheit, Verantwortung, füreinander da sein – alles unnütze Beschäftigungen des Lumpenproletariats, der Bohéme, die mit dem Todfeind des Kapitalismus kokettiert: dem Anarchokommunismus, der sich urchristlicher Lehren bedient, um dem Leben jenseits von Macht, Herrschaft und Ausbeutung wieder ein Maximum an Lebensqualität zu verleihen.

Wir marschieren während der Rollbackoffensive des Kapitalismus wieder direkt in die ältesten aller Herrschaftsformen: wo acht Menschen mehr besitzen als die Hälfte der Weltbevölkerung (siehe Spiegel), da sind die alten Gottkönige Ägyptens, die Pharaonen, nicht mehr weit entfernt. Würde mich nicht wundern, wenn es bald Schreine für diese acht Leute gibt, wo man zu ihnen beten kann, um auch ein Stück von ihrem Segen zu erhalten. Die hochachtungsvolle Verehrung von „Promis“ wird ja in unseren Medien schon ausufernd praktiziert – das muss man nur noch weiterdenken.

Es ist wichtig, dass Sie sich das klar machen, denn: ihre Laune hängt direkt davon ab, ihre Resillienz, ihre Widerstandsfähgikeit gegen Propaganda – da liegt der erste Schritt zum Widerstand begründet dass man „Nein“ sagt zum Weltbild des Kapitalimus, „Nein“ zur Vernichtung von Mensch und Umwelt, „Nein“ zu allen Götzen, die sich zum Herrscher über die Menschheit aufschwingen wollen. Ihr persönliches Weltbild hängt direkt mit der Bewertung Ihres Lebens zusammen. Darüber wird wenig gesprochen – weil der Kapitalismus uns ein düsteres Weltbild aufgezwungen hat, das wir kritiklos hinnehmen, ohne zu bemerken, wie sehr uns das den Wind aus den Segeln nimmt.

Nehmen wir ein Beispiel aus dem Christentum (nicht dem Katholizismus – wohlgemerkt). Der Christ – also: Jesus persönlich – lebt in einer „gefallenen Welt“. Passiert da ein Unglück – ist das normal, liegt nicht am Individuum, sondern an der Grundstruktur einer unperfekten Welt, in der es halt Erdbeben, Raubtiere und Schnupfenviren gibt, die nicht nach der Pfeife des Menschen tanzen. Sie regen sich in einem solchen Weltbild nicht sonderlich über Misserfolge auf: die sind die normale Basis einer gefallenen Welt, in der alles schiefgeht, was nur irgendwie schief gehen kann. Was predigt hingegen des Kapitalismus (in verschiedenen, durchaus auch als „Esoterik“ getarnten Philosophien): geht etwas schief in Deinem Leben, dann … bist Du persönlich falsch, denkst falsch, fühlst falsch, lebst falsch, bis minderwertig – ein Minderleister. Die Welt des Kapitalismus ist durchweg superheil. Machen Sie einfach mal ihren TV-Empfänger an: die Botschaft verfolgt sie täglich mehrfach auf allen Kanälen, vor allem in der Werbung. Klar: wenn die Welt superheil ist, dann … nun, dann können bei Misserfolgen ja nur SIE schuld sein. Anstatt also mal über die Umstände nachzudenken, beschäftigen Sie sich nur mit sich selbst und der Kernfrage ihres Lebens: wie absolut ungenügend ihre ganze Existenz doch nur sein kann, weil Sie noch kein Milliardär sind.

Wie der Katholizismus braucht auch der Kapitalismus ein besonderes, beängstigendes Weltbild. Drohte der Katholizismus mit der Hölle, in die die Seele nach dem Leben fallen kann, droht der Kapitalismus mit etwas noch viel schlimmerem: der endgültigen, absoluten Vernichtung am Ende ihres Lebens. „Leben“ … wird dogmatisch begrenzt auf die Zeit zwischen Geburt und Tod – und Sieger ist, wer am Ende des Lebens am meisten Geld zusammengerafft hat. Da der Geldkreislauf ein geschlossenes System ist, kann man es nur von anderen raffen. Das ist jetzt kein Kommunismus, das ist reine Physik. Dieser dogmatische Lehrsatz -„Sinn des Lebens ist, als Milliardär zu sterben“ – ist der Kern des Kapitalismus, die Basis seines Glaubenssystems. Wer es schafft, am Ende seines Lebens Privatjets, einen Park mit Luxussportwagen, große Yachten und private Schlösser vorzuweisen, der … hat es geschafft. Der ist der Gewinner. „Wer wird Millionär“ – ist der zentrale Antriebssatz dieses Systems … „wer wird glücklich“ ist eine Frage, die nur am Rande gestellt wird, „wessen Leben ist sinnvoll“ wird gar nicht mehr gestellt – bzw. im Sinne des Kapitalismus alternativlos beantwortet: sinnvolles Leben ist jenes, dass dem Chef Gewinne in die Kassen spült.

Wie der Katholizismus hat der Kapitalismus auch seine Inqusitoren aufgestellt, deren Hauptaufgabe es ist, Hexen zu verbrennen bzw. das Volk dazu aufzustacheln, dies zu tun. Unsere modernen Inquisitoren nennen sich u.a. GWUP und Psiram, ihre Aufgabe ist klar definiert: alle Abweichler von der Lehre des Kapitalismus (bzw. seiner wissenschaftlichen Basis des dogmatischen Materialismus des 19. Jahrhunderts unter Ausklammerung aller Fortschritte der Physik in den letzten zweihundert Jahren) zu verbrennen – oder zumindest verbal so übel anzugehen, dass niemand mehr mit ihnen zu tun haben möchte, der nicht selbst in den Fokus des Hasses und des vernichtenden Spotts gegen Andersdenkende kommen möchte.

Die Rollbackoffensive des Kapitalismus läuft auf breitester Front, reicht tief in ihr Privatleben hinein – und wird auch in den nächsten Jahren Konsequenzen für Ihre materielle Versorgung haben – sofern Sie nicht das Wunder verbringen, jedes Jahr noch schneller zu rennen, um ihre vom Chef gesetzten Ziele zu erreichen. Schauen wir hierzu mal nach Griechenland, jenem Land, das wir ja unter fürchterlichen Opfern so großzügig gerettet haben. Ganz offen berichtet die Süddeutsche Zeitung von der drohenden völligen Vernichtung Griechenlands, die jedermann kalt läßt, weil es sich nach dem kapitalistischen Weltbild um wertlose Existenzen handelt, die kein Lebensrecht haben – womöglich, weil sie sich auch der völligen ökonomischen Verwertung ihrer Familien entzogen haben. Es findet eine unglaubliche Hatz nach den letzten Resten Bargeld im Lande statt (bzw. eine komplette Entwertung noch versteckter Bargeldreservern, die das Überleben sichern sollten): wer nicht bargeldlos zahlt, wird bestraft (siehe Focus). Sie können sich gerne bei Reuters über die konkreten Auswirkungen der Armut informieren: zwei Packungen Nudeln im Monat müssen reichen. Das ist momentan der Standard in einem EU-Land, das zudem die Wiege der europäischen Kultur war. Und wir reden den ganzen Tag über Trump und Putin, während EU-Bürger nur noch dahinvegetieren.

Wir können in Deutschland noch nicht mal über Armut reden – über unser eigene Armut. Kaum gibt es einen Armutsbericht, der zeigt, wie die griechische Armut nach Deutschland kommt, schon stehen jene auf, die im Schulterschluss die Vernichtung der Familie im Dienste des Kapitals beschlossen haben und stellen den Bericht in Frage (siehe FAZ), dabei ist schon der Tagesschau zu entnehmen, dass die Armen in Deutschland für das zehn Jahre längere Leben der Reichen bezahlen … ja es sogar – wie bei den alten Pharaonen – mit ihrem eigenen Leben bezahlen. Unsere Wirtschaftsform – die, genau genommen, eine Herrschaftsform ist, tötet Menschen – sagt sogar der Papst (siehe Süddeutsche), die große Offensive des Kapitalismus drängt sogar ihre alten Dienstleister an den Rand. Und hören Sie bitte auf, vom „Neoliberalismus“ zu reden – dieser Begriff täuscht nur vor, es gäbe eine schlechte Form von Kapitalismus … und adäquat dazu irgendwo eine gute Form. Neoliberalismus ist nur das Codewort für Kapitalismus in der Offensive, eine Offensive, die ihm wieder – nach 200 Jahren Schmach und Heimlichkeit – die absolute Oberherrschaft über die Menschheit zurückgeben soll.

Ich möchte Ihnen einen Artikel ans Herz legen, der aufzeigt, dass „die Reichen die wahren Sozialschmarotzer“ sind, ein Artikel, der aufzeigt, in welcher Realität wir gerade leben (siehe Heise):

„Die sozialversicherte Arbeit ist zerstört worden und je weniger man für Arbeit bezahlen muss, umso mehr Profit wird gemacht. Das alles wird nebenbei von den Steuerzahlern finanziert – etwa für Subventionen, Steuererleichterungen und die Zahlung von Hartz IV-Regelsätzen für Berufstätige, die nicht von ihrem Lohn leben können. So bezahlen die Arbeitnehmer für den Abbau ihrer eigenen Rechte, damit die Shareholder dann alles, was die anderen geleistet und erarbeitet haben unter sich aufteilen können.“

Das ist unsere Gegenwart: die Vertreibung von unseren Höfen. So herrschte Feudalismus, Sozialismus, Faschismus im Dienste des Kapitalismus, der mit seiner Geldmacht gerade die schwachen Demokratien zerdrückt oder gleich ganz aufkauft: wir werden von unserer Lebensgrundlage abgeschnitten – vom freien Zugang zum Warenfluss mittels Geld, besser gesagt: von der Ernte unserer Höfe. Da ist historisch das finstere Mittelalter nicht weit hinter uns – wir sind mitten drin, als Flüchtlinge, die täglich ängstlich auf den Briefkasten schauen, ob dort nicht jene Rechnung kommt, jene Kündigung, jene finanzielle Forderung, die uns endgültig auf die Straße treibt. Ganz ungünstige Voraussetzungen für eine Revolution, momentan können wir nur flüchten vor jenen „Mächten und Gewalten“, die sich gerade zurückholen, was sie dereinst verloren hatte. Deren Macht ist inzwischen so groß, dass sie – um nur ein Beispiel zu nennen – ihre ehedem profitablen Ölbohrplattformen vom Steuerzahler abreißen lassen (siehe Tagesschau) anstatt ihren Müll selbst zu entsorgen.

Und eigentlich … können Sie sogar froh sein, wenn Sie ihre drei-Zimmer-Wohlstandsblase in der Innenstadt verlieren, denn genau betrachtet, sind diese Zellen die Motoren der Umweltvernichtung … achten Sie einfach mal drauf, wie viel Müll sie monatlich produzieren. Aktuell hat diese Erkenntnis eine Umweltschützerin zur Aufgabe gebracht, sie hat einen lesenswerten Abschiedsbrief geschrieben, der uns zum Kern unserer persönlichen Existenz im Kapitalismus führt (siehe Umwelt-Watchblog):

„Das, was ich als Ausweg sehe, ist nicht populär. Unser Lebensstil, der nur auf exzessiven Verbrauch aller erreichbaren Güter ausgerichtet ist, muss sich ändern. Wir haben nicht so viel Energie zur Verfügung, wie wir brauchen, um weiterhin alles so zu tun wie wir es derzeit tun. Ein Anfang wäre die umfassende, ehrliche Aufklärung und Information über das, was derzeit geschieht und nicht zukunftsfähig ist.“

Und was gerade geschieht, ist: wir sind alle Teil eines Molochs, der unsere Lebensgrundlage vernichtet. Der Moloch heißt Kapitalismus – und er ist in der Offensive. Also bitte nicht groß wundern, wo die großen Demonstrationen für Frieden und Gerechtigkeit bleiben: wo feindliche Offensiven ihre Opfer durchs Land jagen, ihnen die Höfe nehmen, die Würde, die Freude, die Freiheit (auch die, zwischen konkurrierenden Weltbildern das für sich selbst zu wählen, in dem man sich am wohlsten fühlt), sind erstmal zu wenig Ressourcen für effektiven Widerstand vorhanden. Wir müssen erstmal mit der Erkenntnis leben, dass wir selbst Teil der Offensive des Geldes gegen das Leben sind – etwas, was ich immer merke, wenn ich meinen Plastikmüll herausbringe … und mir bewusst werde, dass ich gerade meinen Teil an der Vernichtung der Lebenswelt meiner Kinder und Urenkel beitrage. Ja – schauen Sie sich mal die Studie über PCB-Belastungen in ihren Wohnungen an: da leben Sie vegan, rauchen nicht, treiben regelmäßig Sport … und kehren jeden Abend in eine krebserregende Gifthölle zurück, der sie gar nicht entkommen können (siehe Stuttgarter Zeitung) – an der aber viele andere gut Geld verdienen.

Schlimm, wenn man über Kapitalismus redet und merkt, dass man auch selbst Teil seiner Offensive „Geld gegen Leben“ ist. Aber – um das nochmal zu erwähnen:

Ein Anfang wäre die umfassende, ehrliche Aufklärung und Information über das, was derzeit geschieht und nicht zukunftsfähig ist.

Und wenigstens daran könnten Sie teilhaben.

 

 

 

Der stille Tod des deutschen Bürgertums – eine Antwort an Jakob Augstein

Montag, 19.12.2016. Eifel. Ja, du meine Güte: da ist ja was los in dem Land! Endlich mal Aktion, endlich kommt mal die große Gefahr vor der alle gewarnt haben, endlich – nach jahrzehntelanger vergeblicher Warnung – ist der Feind da, das Böse, das Ungeheuer. Nein – ausnahmsweise ist es mal nicht Putin. Der steht immer noch Synonym für den „Gottseibeiuns“ (neudeutsch und respektlos: Satan, Teufel, Beelzebub), ist aber momentan nicht „in“. In den feinen, gebildeten, sich selber aus unergründlicher Anschauung als „irgendwie links“ verortenden Schichten der gutbürgerlichen Kreise, die alle Moralforderungen der Obrigkeit punktgenau erfüllen, wird ein neuer Teufel diskutiert – ein Teufel, der das Ende des Bürgertums signalisiert.

Bürgertum? Nun – kaum jemand weiß noch, was das ist. Kurz erklärt: es gab mal eine Zeit, da gab es Herren und Sklaven – den Adel und den Rest. Von dem Rest kamen einige auf die Idee, Städte zu bauen, Städte, die mächtiger waren als Burgen. Von „burga“ (Schutz) leitete sich auch das Wort ab: die Stadtbewohner waren so mächtig, dass sie sich gegenseitig Schutz vor den Kriegsknechten des Adels geben konnten, ja, sie konnten sogar Armeen aufstellen, die den Adel im Feld schlugen. Diese Ideen fanden viele so toll, dass das Bürgertum dann auf den Staat ausgedehnt wurde. Es war natürlich ein beschränktes, elitäres Bürgertum. Damals wie heute – und wie auch schon in Griechenland und im alten Rom – war Reichtum ohne Sklaven oder Tagelöhner (heute:  Niedriglöhner mit kurzer Kündiungsfrist) nicht denkbar.

Ja – nun schauen Sie nicht so: Ihr Eigenheim, Ihr SUV, Ihre Jahresurlaube, Ihre Flut an teuren Weihnachtsgeschenken, Ihre energieintensive Weihnachtsbeleuchtung, Ihre Maßanzüge wären nicht denkbar ohne eine breite Sklavenkaste, die für wenig Geld viel Arbeit leistet. Über ein paar von ihnen hat der WDR berichtet (siehe „Wir Sklavenhalter“, ARD), Millionen anderer, die nur Dank rot-grünen Niedriglohnsektors in bitterer Armut leben, sind da noch nicht mal erwähnt. Nicht in absoluter Armut, da haben Sie Recht, aber in „bitterer“ – weil sie politisch gewollt und verordnet ist, weil unsere feine Gesellschaft ein Drittel der arbeitenden Menschen in finsterer Knechtschaft hält, um sich ihre luxuriösen bürgerlichen Privilegien weiter gönnen zu können – vor allem das oberste Privileg: auf andere herabschauen zu können, um nicht zu merken, wie bescheiden es ihnen selber geht. Dabei machen auch die neofeudalen Kreise in Politik, Konzern und Verwaltung gerne mit: so spaltet sich ein Volk selbst.

Doch kommen wir erstmal zum nächsten Teufel – dem Trump, der Teufel aus dem Westen, der schon signalisiert hat, dass er mit dem Teufel aus dem Osten gut klar kommt. Die Stimme des deutschen seichtlinken Gewissens hat sich hier zu Wort gemeldet: Jakob Augstein, Mitbesitzer des Hassblattes „Spiegel“, klärt uns über die Gefahren auf (siehe Spiegel):

„Donald Trumps Kabinett könnte aus einer linken Parodie stammen – Militärs und Milliardäre übernehmen die Macht. Karl Marx hatte doch recht: Dem bürgerlichen Zeitalter droht das Ende.“

Schön ist auch die Begründung:

„Donald Trump ist noch gar nicht Präsident – und schon straft er alle Kritiker Lügen: Dieser Mann ist nicht so schlimm wie befürchtet, er ist schlimmer. Sein Kabinett, so weit es bislang feststeht, sieht aus wie der wahr gewordene Albtraum eines linken Sozialkundelehrers: Jedes linke Vorurteil über „Staatsmonopolkapitalismus“ und „militärisch-industriellen Komplex“ wird wahr. Militärs und Milliardäre übernehmen im Herzen der westlichen Welt die Macht.“

Jetzt haben wir endlich den Verantwortlichen gefunden: der Trump wars. Der Trump hat deutsche Soldaten weiter geschickt, als sich Hitler je erträumt hätte, der Trump hat die gigantischen Hedgefonds auf die kerngesunde Wirtschaft losgelassen, der Trump hat den Niedriglohnsektor befohlen. Das Ergebnis:

„Das bürgerliche Zeitalter kommt an sein Ende.“

Wegen Trump, der noch gar nicht im Amt ist – und – für einen deutschen Linken kaum verständlich – auf sein Präsidentengehalt verzichtet. Warum auch nicht: er ist zum Aufräumen angetreten, nicht zum Abkassieren.

Manche sind da weiter im Verständnis der Zusammenhänge (siehe Heise):

„Weder in den USA noch in Großbritannien hat ausschließlich die weiße Unterschicht – von den „Oberen“ verächtlich „white trash“ genannt – entgegen den Erwartungen abgestimmt. Insbesondere in den USA hat sich auch die US-Mittelschicht nicht für Trump sondern oftmals gegen Clinton und das damit verbundene sogenannte „Establishment“ entschieden. Trump wurde nicht zum Präsidenten gewählt, weil er so ein toller Hecht ist, sondern weil die Menschen es satt haben, dass sich das oberste Prozent der Bevölkerung ausschließlich um sich kümmert und sich gnadenlos bereichert, während der Rest auf der Strecke bleibt und obendrein für dumm verkauft wird.“

Es sind die Autoren eines Spiegel-Bestsellers, Matthias Weik und Marc Friedrich, die uns über die Widergeburt des trumpelnden Teufels aufklären – und auch darüber, warum unsere feine „Elite“ davon überhaupt nichts mehr mitbekommt.

„Wer jedoch jeden Andersdenkenden als dumm oder als etwas noch schlimmeres und jeden sozial schlechter Gestellten als faul bezeichnet und sich parallel völlig realitätsfern zumeist auf dem Parkett schicker Hotels und Wohngegenden, exklusiver Events und Businessclubs, hipper Bars und Nobelrestaurants oder auf Golf- beziehungsweise Tennisplätzen bewegt (und vorzugsweise in der Business oder First Class eincheckt) wird auch zukünftig von den kommenden demokratischen Wahlen in der westlichen Welt „überrascht“ werden.“

Ein einziger Satz – und jedem kann klar werden, dass unsere Funktionärselite in einer Paralellgesellschaft lebt, die weit entfernt von der politischen Realität der ehemaligen „Bürgers“ ist. Man versteht die politischen Bewegungen auf einmal … und wer noch Geschichte in der Schule gelernt hat, der weiß: der „starke Mann“ kommt immer dann, wenn die „Eliten“ völlig pervertierten, ihren Reichtum protzend zur Schau trugen – und für die Normalvernunft nicht mehr nachvollziehbare politische Entscheidungen trafen.

Darf ich dem Herrn Augstein mal etwas über die gesellschaftlichen Realitäten erzählen – die auch von rot-grün in Szene gesetzt wurden?

Gern.

Dank feudaldeutscher Sozialgesetzgebung gibt es in Deutschland inzwischen „Bürger“, die – per Anordnung der Staatsgewalt – von 90 Euro im Monat leben müssen; NEUNZIG – in Worten. Reicht noch nicht mal für ein Essen in jenen Etablissements, in denen unsere Funktionärselite so gerne speisen geht. Strom und Telefon sind da nicht mehr möglich, Heizkosten und Wasserkosten werden da zum tödlichen Risiko (siehe Huffingtonpost). Diese Risiken sind auch hauptverantwortlich für den 35-prozentigen Anstieg von Obdachlosigkeit in Deuschland (siehe Deutschlandfunk), Szenen wie aus einer großen Wirtschaftskrise … nur haben wie die Krise nicht. Die habe nur einige Millionen, aber zwei Drittel haben sie noch nicht – jedenfalls so lange nicht, bis die Konzepte für die Industrie 4.0 weitere 18 Millionen Arbeitsplätze vernichten. Ja – in Deutschland, nicht in Bangladesh, wo wir von Kindern unsere Hemden nähen lassen, die uns so überaus fein stehen.

Wir sind in Deutschland wieder so weit, dass wir inzwischen unschuldige Bürger stundenlang einkesseln dürfen (siehe N-tv), die Botschaft ist klar: meidet das demonstrierende Pack – sonst seid ihr selbst dran. Ja: stellen Sie sich ruhig selbst mal vor, wie das ist, stundenlang eingekesselt zu sein – und nicht auf die Toilette zu dürfen. Das sind Schmerzen – die sind unerträglich. Ebenso wie die Schmach, wenn man die Schmerzen nicht mehr aushält. Ihr Staat findet was ok – man muss ja auch nicht demonstrieren, man kann ja auch gehorsam sein. Dafür werden 11-jährige Kinder vor Gericht gestellt (siehe mittelbayrische)  … weil sie beim Fussballspielen am Tor vorbeischossen. Merke: auch Fussball wird gefährlich. Todesfälle durch Pfefferspray? Kein Problem, wird weiter eingesetzt (siehe neues-deutschland). Gut – es ist nur in Kombination mit Kokain schädlich … und das erkärt vielleicht auch, warum wir so wenig Politiker auf Demos haben.

Reicht das schon? Sind nur Meldungen der letzten Tage, die bei mir hängen geblieben sind.

Ja – reicht?

Mir nicht.

Stuttgart 21 – da haben Demonstranten zwar nicht ihr Leben aber ihr Augenlicht verloren – wird … wie Elbphilharmonie und Berliner Flughafen … zu einer Dauerkostenstelle (siehe SWR), was nur nicht berichtet wird – nie – an solchen Baustellen verdienen wieder viele „Funktionäre“ in Konzern und Amt eine goldene Nase. Kann sich ein Herr Augstein vorstellen, wie einen das ankotzt? Genauso wie der angebliche Kampf gegen Rechts, der äußerst lukrativ ist: aus der Amadeo-Antonio-Stiftung ist dank Staatsmitteln inzwischen eine Bank geworden (siehe jüdischerundschau), eine Bank, die mit primitiven Methoden von Stasi und SA gegen Andersdenkende hetzt, die zuvor – einfach mal so frei heraus – für „rechts“ erklärt wurden … so, als seien Kauder, Seehofer und Merkel linke Spinner.

Oder der Emissionshandel? Sollte das Klima verbessern, führte aber – dank großzügiger Schenkungen der Regierung an die Konzerne – zu Konzengewinnen von 25 Milliarden Euro (siehe Spiegel), mehr als der Bund für 6 Millionen Hartz-IV-Verurteilte ausgibt.

Noch eins? Diesel. Die preiswerte Art, Auto zu fahren. Heute … weiß ja jeder: die sind giftig. Gesund geht nur teuer. Man will sogar die Innenstädte für Diesel sperren, um die Apokalypse zu verhindern. Hat ja jeder geschluckt, diese Nachricht. Nur … liest man mehr, erfährt man andere Wahrheiten (siehe Spiegel):

„Viele Kunden sind nach dem VW-Skandal verunsichert, der Marktanteil von Dieselautos geht zurück. Für die Hersteller ist das ein Problem: Ohne die Selbstzünder sind die CO2-Vorgaben zum Klimaschutz kaum zu schaffen.“

Ja – Diesel verbraucht halt weniger. Macht weniger CO2. Wäre also eigentlich gesund – aber was wäre das für ein Gewinn für die Autoindustrie – die gerade zehntausend Arbeitsplätze abbaut – wenn man alle Dieselautos verbieten würde und Neuanschaffungen nötig wären? Cool kalkuliert, oder?

Doch was sagt die Elite dazu? Hören wie sie mal, in einem – auch aus anderen Gründen – äußerst peinlichen und unwissenschaftlichen Artikel über „Verschwörungstheorien“ (siehe Zeit):

„Aber wir müssen versuchen, schon bei Schülern ein Verständnis dafür zu wecken, wie Gesellschaft funktioniert, warum das Blog eines Privatmannes nicht dieselbe Glaubwürdigkeit besitzt wie eine Tageszeitung.“

Ja – die Tageszeitung kann Wirklichkeit eben besser erklären, wie im Falle des Passes von Mohammed Atta:

„Dass der Pass offensichtlich aus dem komplett zerstörten Flugzeug herausgefallen sein muss, ist ja auch schwer vorstellbar. Aber manchmal ist die Wirklichkeit eben unstimmig und widerborstig.“

Ja – manchmal ist die Erde eben eine Scheibe, auch wenn Empirie und Ratio eine Kugel vermuten. Und Anordnungen dieser Art ist eben Folge zu leisten, dafür stehen sie ja in der Tageszeitung. Man versteht, warum die Herren Friedrichs und Weik vom „Elitenversagen“ reden. Eine „unstimmige“ Wirklichkeit kann auch durch einen anderen Begriff abgebildet werden: falsch; und wenn sie „widerborstig“ erscheint, mag auch einfach die Theorie falsch sein, mit der man versucht, sie abzubilden. Das ist dem Professor für Amerikanistik vielleicht nicht klar, aber anderen Geisteswissenschaftlern mit Ausbildung in Wahrheitstheorien schon – auch wenn die in einem privaten Blog schreiben … der genauso öffentlich ist wie die Tageszeitung, nur halt unabhängig von den Interessen der reichen Zeitungsbesitzer – und selbstkritischer als die Elite.

Reicht es jetzt?

Mir nicht.

Blicken wir nach Düsseldorf, jener Landeshauptstadt, in der Lobbyismus inzwischen ungeahnte Dimensionen und ganz neue Qualitäten erreicht: 80 Prozent der Bürgeranfragen werden inzwischen von der Bertelsmanntochter Arvato abschließend beantwortet und erreichen die Regierung gar nicht mehr: diese Information ist wohl ein Abschiedsgeschenk der Piratenpartei an die Bürger (siehe Heise), dass es nicht Trump ist, der das Bürgertum vernichtet, sondern ein völlig aus dem Ruder laufender Ultrakapitalismus, kann man schon in der Tagesschau hören, dort erfährt man auch, wieso das Bürgertum einen leisen Tod stirbt (siehe Tagesschau):

„Warum aber ist die soziale Frage in der politischen Debatte derzeit nahezu tabu? Warum haben selbst Sozialdemokraten und Linke kaum mehr Ideen für eine gerechtere Gesellschaft? Weil auch sie nicht zu den Verlierern gehören wollen, sagt Nachtwey: „Personen, die in der Mittelklasse angekommen sind, die lang genug in den politischen Eliten sind, die bewundern die Reichen. Und verachten häufig die Armen. Und dann orientiert man sich häufig eher an den Gruppen, die man bewundert, mit denen man eher die Gemeinsamkeiten sieht.““

Ja – man bewundert die Reichen. Außer den einen, der nicht dazu gehört: den Trump. Der sich jetzt für robuste Arbeit eine robuste Mannschaft zusammenstellt? Wie es üblich ist, wenn der Filz der Reichen das Bürgertum erstickt hat, das nur noch von ihren Gnaden lebt … abhängig von niedrigen Zinsen und Arbeitsplätzen … und beständig Angst hat, in das von der Politik disziplinierte Konzentrationslager des Prekariat geschickt zu werden, wo man der Willkür schlecht ausgebildeter und manchmal mies gelaunter Aufseher im Jobcenter ausgeliefert ist?

Wenn „burga“ Schutz bedeutet: wo ist der Schutz für jene, deren Arbeitskraft nicht mehr den nötigen Profit für die Verwertungsindustrien der Moderne bringt? Wo der für die Niedriglöhner, Niedrigrentner … oder jene 22000 Kinder, die bei uns auf der Straße leben und höchsten noch als Verwertungsobjekt für eine ebenfalls aus dem Ruder gelaufene Betreuungsindustrie tauglich sind?

Darf ich noch mal die Tageszeitung zitieren? Den Spiegel (siehe dort):

„Donald Trump wettert gegen die Globalisierung – und hat in einem wichtigen Punkt recht: Freihandel bringt nicht nur Vorteile. Besonders drastisch zeigt das die Suizidrate in manchen Regionen der USA.“

Jene „relative“ Armut, die Hauptsächlich durch Armut an Würde und Achtung gekennzeichnet ist und nicht durch eine Versorgungsniveau, das an den Kongo heranreicht, sondern durch Massen von Toten, die die Entwürdigung nicht mehr ertragen haben. Nicht umsonst steht in unserem Grundgesetz die Achtung der Würde ganz vor im Text. Moment – Kongo? Zumindest in Ghana, Kenia und der Elfenbeinküste ist das Monatseinkommen höher als 90 Euro (siehe länderdaten) …. die Horrorarmut der Dritten Welt hat also auch schon uns erreicht.

Und der Trump?

Ist nicht das Ende des Bürgertums. Das stirbt seit der Agenda 2010, stirbt seit der von Frank Schirrmacher in seinem Werk Ego so fein geschilderten Umerziehung der Bürger zum selbstsüchtigen Egomanen: ist doch schon alles längst bekannt. Das Bürgertum – jener Bund der Bundesrepublik, der alle (ja: ALLE) Bürger vor Leid und Ungemach schützen soll, stirbt, seitdem die Lumpen unter den Bürgern ihre Vermögen steuerschonend ins Ausland verschieben und dadurch die Gemeinschaft aller Bundesbürger in die Staatsverschuldung treiben.

Trump und seine Genossen … könnten dem Filz ein Ende bereiten. Es wird mit Sicherheit kein schönes Ende sein, aber eins, das Klarheit schafft. Wahrscheinlich … werden aber auch die gegen den Filz der Lumpenelite nicht ankommen. Noch nicht.

Oder … es endet wie bei Kennedy.

Ändert nur nichts: irgendwann werden sich die Bürger – aus reiner Not, Ohnmacht und Verzweiflung – unter einem starken Mann versammeln, einem Kriegshäuptling (und der wird kein sozialliberaler Sozialpädagoge sein), der verspricht, den elenden Saustall aufzuräumen.

Und dann … werden wir, erschrocken vor zig-millionen Leichen stehend … wieder erinnern, warum wir einst das Grundgesetz schufen, warum wir einen Bund bildeten – und warum Würde so wichtig war.

Mir wäre es lieber … es würde anders gehen, ohne Tote. Jeder Einzelne ist zu viel.

Doch die Lumpenelite hat eine Macht, eine Durchdringung der Machtzentren errreicht, die man wohl kaum noch mit der Yogadecke unterm Arm beseitigen kann. Oder was meinen Sie, warum die Bundeswehr so unbedingt im Inland eingesetzt werden soll? Die Lumpen lesen halt wenigstens noch Geschichtsbücher und träumen wieder von den Freikorps, die dereinst die echten Linken abschlachteten: die demokratischen Arbeiter- und Soldatenräte.

Wir werden wieder durch Blut waten müssen, aber nicht wegen Trump … sondern eher wegen Menschen, die Ihnen morgens im Bad im Spiegel begegnen – dem echten Spiegel, nicht der Zeitschrift.

 

 

 

 

 

Der soziale Tod – Triumph der Elite, Wille der Regierung, Ende der Gerechtigkeit

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Montag, 23.5.2016. Eifel. „Es geht uns gut“ – sagen die, die auf Positionen sitzen, die fürstlich mit Steuergeldern honoriert werden – wie z.B. Frau Nahles, die unsern Blick auf Äthiopien lenkt, um uns zu zeigen, was für uns „Norm“ zu seien hat (siehe Morgenmagazin.com), jene Frau Nahles, die gerade dabei ist, Arbeitslose noch rechtloser zu machen (siehe Focus) und Kinder noch weiter in die absolute Armut zu treiben (siehe Tagesspiegel). „Uns“ – wird da nie näher definiert, aber mit „uns“ sind sicher nicht alle gemeint. Zum Beispiel Jonny Beyer, selbst Blogger, war auch schon mal zwischendurch obdachlos. Er beschrieb kürzlich sein Leben – mit dem Wunsch, dass man es breiter diskutiere:

„Als Rentner bei 612 €uronen Rente von 30/31 Tagen im Durchschnitt 25 Tage nicht die Wohnung verlassen können (weil die Kohle für ein oder 2 Tassen Kaffee einfach nicht drin ist) und seine sozialen Kontakte nur noch per Facebook oder ähnliches aufrecht erhalten können … und wenn Du jetzt meinst, dass ich ja einen Hund habe (stimmt), aber der ist nun mal als Gespächspartner wirklich nur bedingt geeignet … ebenso, wie die meisten anderen Hundebesitzer …“

Auf seinem Blog hat er die Dankesgaben auch schon aufgeschlüsselt, die er – als erfahrener Kameramann, den man früher auch schon mal im Fernsehen sehen konnte (der Chefredakteuer der Zeit und Mitherausgeber des Tagesspiegel Giovanni di Lorenzo konnte sich an Jonnys Auftritt noch Jahrzehnte später erinnern – es ging um eine Auseinandersetzung mit Rechtsradikalen, in die Jonny beherzt eingriff), von uns als Gemeinschaft der Steuer- und Beitragszahler erhält: nach Abzug aller festen Kosten bleiben im pro Monat noch 220 Euro übrig: für Kleidung, Essen, Kino, Theater, Oper, Fussballspiele und ähnlichem mehr, was wir uns als „Kulturvolk“ gerne gönnen, um uns von den „Primitiven“ abzuheben.

Theater, Kino, Oper, Fussball?

War nur ein Scherz.

Jonny hat pro Tag 7 Euro – für alles. Fussball kostet minimal 15, 14 Euro (manchmal auch 65 Euro – siehe statista), Oper (zum Beispiel in Köln) 12 Euro (bis 125 Euro – wenn man auch was sehen will), Theater (zum Beispiel in Dortmund – also keinem Hochpreisgebiet) Wochentags 10 Euro (bis 65 Euro – wenn man auch die Bühne sehen möchte, siehe Theater Dortmund). Kino kostet in Aachen Montags 5,50 Euro (siehe Cineplex Aachen) – wenn der Film nicht zu lang ist, Cola und Popkorn dazu: schon ist man 8 Euro mehr los. Für Jonny eine Investition, die sein Budget sehr herausfordert – falls er sich in seinen alten Klamotten überhaupt gerne in einer hochgestylte Öffentlichkeit als Außenseiter präsentieren möchte.

7 Euro am Tag – ein Eis mit drei Kugeln (kostet hier auf dem Land 3 Euro)? Völlig unerschwinglich, das wäre ja der Tagessatz für Kinder, die nebenbei noch Kleidung, Verkehr, Gesundheitspflege, Bildung, Nahrungsmittel, Getränke, Möbel, Schuhe und Strom bezahlen müssen – von 270 Euro (Regelsatz für Kinder von 7 – 14 Jahren, siehe cecu). Ein Nachrichtenmagazin wie der „Spiegel“ für 4,60 Euro das Stück? Nur erschwinglich, wenn man an dem Tag ansonsten nur von Billigtoast mit Marmelade lebt. Würde Jonny bio und vegan leben wollen, müsste er eine Woche im Monat ganz aufs Essen verzichten: 261 Euro kostet dieser Luxus (siehe Claudis Blog).

Der Spiegel widmet sich ja gerade mal wieder der „Relativität“ von Armut, die in Deutschland gerne beschworen wird (siehe Spiegel). Wir lernen dort den Herrn Huber kennen, der von seinen Erfahrungen im öffentlichen Leben erzählt:

„Eigentlich sind Biergärten Orte, an denen sich arme und reiche Münchner mischen, in denen der Bankdirektor neben dem Hilfsarbeiter sitzt. Traditionell darf jeder seine Brotzeit mitbringen, nur das Bier muss man kaufen, das spart Geld. „Aber was nützt mir das, wenn die Halbe vier Euro oder mehr kostet“, sagt Huber. So viel kann ein Hartz-IV-Empfänger rechnerisch pro Tag für Ernährung und alkoholfreie Getränke ausgeben.“

Herr Huber? Einst ein wohl situierter Unternehmer:

„Vor 44 Jahren kommt er zum Studium nach München, wird Diplom-Elektroingenieur, geht zu Siemens. 1979 macht er sich als EDV-Unternehmer selbstständig, Systemintegration, eine lukrative Zukunftsbranche. Zieht in ein großes Haus, liebt seine Arbeit, sein Motorrad, seinen Biergarten. Sein Bekanntenkreis ist groß. Fürs Alter hat er eine Lebensversicherung, dazu das Elternhaus mit großem Grund am begehrten Chiemsee.“

Der hat wohl gut eingezahlt in die Solidarkassen der Republik. Verständlich, dass er blöd dreinschaut, wenn der Staat dafür „liefern“ soll:

„Wenn es um Hartz IV geht, wird der freundliche Huber zornig. Er hat Fotos mitgebracht von seiner maroden Schrankwand, Baujahr 1972, vom zerschlissenen Sofa. „11 Euro im Monat für Möbel, 1,23 Euro für einen Kühlschrank. Wie soll des gehen?““

Der Grund für die Pleite? Der Hauptkunde hat nicht bezahlt. Ende der Vorstellung, Absturz inklusive.

Wir lernen in diesem Artikel auch noch andere Arme kennen: eine kinderreiche Familie, die durch alle sozialen Netze fällt, arm ist, obwohl beide arbeiten gehen. Eine Frau aus Aachen, die sich – mit einem globalen Blick ausgestattet – gar nicht für arm hält, weil sie jeden Tag sauberes Wasser hat. Eine Sichtweise, die beneidenswert ist. Was wir aber auch erfahren: die Namen der Armen sind falsch – aus gutem Grund:

„Noch ist Armut in Deutschland ein Stigma. Auch deswegen wollen Frau Kramer, Herr Huber und Familie Ehlers ihre echten Namen nicht veröffentlicht sehen.“

Stigma? Ein Makel. Ein Schandfleck.

Hören wir dazu einen anderen Menschen – Ingrid. Auch hier: ein Kommentar bei Facebook. Ingrid hat einen festen Arbeitsplatz – um hier gleich alle Verdächtigungen auszuschließen.

„Kommt jedoch vor dem physischem Tod, der soziale. Und der ist weitaus schlimmer. Tod ist, wenn ich nicht mehr da bin, bin ich da, so ist der Tod nicht. Vorher aber geschieht das langsame grausame soziale Absterben. Dies kann Jahre dauern, und ist viel schlimmer. Nahles und ihresgleichen, sind einfach dumme Menschen, ohne Bildung und Verantwortungsgefühl. Bald werden die Flüchlinge erkennen, in welche Vorhölle sie sich aufgemacht haben.
Ich sagte ja bereits, 12 Jahre in Westafrika verbracht zu haben. Zurück in diese soziale Armut, war ein unverzeihlicher Fehler. Hier gibt es keinen wahren Genuss des Lebens im Austausch mit Nachbarn und Freunden. Es ist eine dekadente Pseudowelt, basierend auf Lügen und Kampf.
Nur weil ich das Glück hatte, eine Alternative zu lernen, kann ich mit Brot und Wasser lange auskommen, mit leisem Lächeln, über die ach so wichtigen Wichtigtuer, die so geil drauf sind. Ich bin gespannt, wie sie, gerade diese, auf die kommenden Entwicklungen reagieren werden.
Wie war es denn Ende der 20er? Wieviele hatten keine andere Lösung als einen Fenstersturz, um einen Fettfleck zu hinterlassen. Man kann gespannt sein. Aber Danke für den wunderbaren Artikel. Dem Durchschnittsamerikaner ergeht es bereits schlechter… Der Rest kommt über Nacht!“

Ingrid kennt den sozialen Tod. Sie arbeitet in einem Krankenhaus. Der soziale Tod? Sicher schon mal gehört – aber in einem anderen Zusammenhang. Der Begriff wurde früher auf sterbende Menschen bezogen – Menschen, die noch leben, aber von ihrer Umwelt so behandelt werden, als wären sie schon tot. Betraf früher vor allem alte Menschen, die – geschlagen von diversen Krankheiten – nicht mehr dem Normstandard der Spaßgesellschaft entsprachen. Heute fassen wir den sozialen Tod weiter – ohne dass er in dieser Form groß diskutiert wird (siehe uni-oldenburg):

„Unter sozialem Tod verstehen wir, dass jemand völlig vereinsamt, sich so zurückzieht, dass er praktisch keine Beziehungen zu seiner Umwelt, zu Nachbarn, Arbeitskollegen und u.a. unterhält.
Bei älteren Leuten oder Menschen mit Behinderungen oder auch nach schweren, persönlichen Erlebnissen kommt so etwas vor. Der Rückzug erfolgt oft in mehreren Stufen und kann durch Ausgrenzungen (Mobbing) oder Verlust des Partners, der Arbeit veranlasst sein.“

Der soziale Tod – durch Ausgrenzung (Stigma …) oder Arbeitslosigkeit. Eine Erscheinung die – wenn wir Ingrid folgen wollen – eine Erscheinung spezifisch unserer Kultur ist. Er trifft die, die auf eine völlig feindliche, realitätsfremde Umwelt treffen, eine „dekadente Pseudowelt, basierend auf Lügen und Kampf“, eine Welt, in der es keinen wahren Austausch mit Nachbarn und Freunden gibt – anders als in jenem Land in Westafrika (mit einem durchschnittlichen Monatseinkommen von 173 Euro – siehe länderdaten.info). Was ich in diesem Zusammenhang gerne zitiere: das Gastmahl der Geistlosen, die „Wohlstandsverwahrlosung“ des „akademischen Proletariats“ (siehe NZZ), die – mangels echtem Kontakt der nur selbstdarstellerisch agierenden Akteure – ebenfalls eine Form von sozialem Tod darstellt, die man nur mühevoll durch sinn- und zwecklosen, umweltvernichtenden Konsum und … Drogen ertragen kann. Alkohol, um es genau zu sagen.

Gerade aus diesen Kreisen kommen nun auch andere Philosophien, die den Vernichtungsprozess der Persönlichkeit nur noch verstärken – wie aktuell in der Totholzausgabe der Zeit (siehe Zeit), die einen weiteren Zug neoliberalistischer (oder besser gesagt: neofaschistischer) Strategie darstellt:

„Erfolg und Gesundheit, ja sogar Herzschlag und Gewicht hängen vom Selbstverständnis ab. Was Menschen zu sein glauben, das werden sie auch – im Guten wie im Schlechten. Wie Gedanken unser Leben verändern können.“

Wer trägt die Verantwortung für alles Elend dieser Welt? Sie – mit Ihren dämlichen, unsortierten, minderwertigen und unqualifizierten Gedanken. Würden Sie besser denken: sie wären sofort reich wie Bill Gates. Wichtiger Teil einer breiten Offensive von „reich“ gegen „arm“: die Umkehrung der Verantwortung. Nicht mehr der Mörder hat Schuld an der Tat, sondern die Leiche – die falsch gedacht hat (oder eine falsche „Resonanz“ erzeugt) und nun kräftig an sich arbeiten muss: eine Philosophie, die ein tödliches, selbstzerstörisches Gift enthält, geeignet, das Opfer völlig in den sozialen Tod zu treiben, denn: wer arm ist, behindert, krank, unglücklich, einsam oder sonstwie mit Makeln behaftet, belästigt mit seiner Minderwertigkeit das höherwertige „Außen“, das selbst perfekt denkt (aber bei der eigenen Bereicherung gerne auf ein Herr von Anwälten und diversen Beratern sowie ertragsoptimierten Netzwerken zurückgreift – und seine Kinder nicht im „richtigen Denken“ schult, sondern auf teuerste Privatschulen und Privatuniversitäten schickt).

Ein weiterer Schachzug: der „Veganismus“, der selbst den „Karnismus“ als Wurzel allen Übels ansieht – wer es hier wagt, sich den Ansprüchen der Luxusklasse zu entziehen, wird als unempathischer, grausamer Täter schnell völlig entmenschlicht, dabei beruht die Philosophie auf undurchdachten Momentaufnahmen und hahnebüchenen Theorien (von der hoch zu achtenden Entscheidung, das Leid in der Welt vermindern zu wollen, einmal abgesehen). Ein Beispiel? Nun besuchen wir kurz „Peta“ und schauen uns ihre Berechnungen an: es wird in der Tat viel Wasser verbraucht, um ein Kilo Rindfleisch zu erstellen – wenn die Kuh drei Jahre lebt (weshalb wir sie vielleicht lieber früher essen sollten?). Aber was passiert mit der Kuh, wenn wir kein Fleisch mehr essen? Trinkt die dann nicht mehr? (wieso die 30 Liter Wasser für eine Tasse Tee brauchen, habe ich allerdings noch nicht verstanden – die müssen da große Tassen haben. Sehr große Tassen.). Die Frage ist: was sollen diese fehlerhaften Theorien bewirken? Die Antwort gibt uns die „Süddeutsche“ in einem Artikel über das „Kükenschreddern“ (siehe Süddeutsche):

„Denn wer ist letztendlich verantwortlich für die Produktion von billigsten Eiern und billigstem Hühnerfleisch? Die Gerichte, die Politik, die Hühnerindustrie? Als das Bundesverfassungsgericht 1999 zu den Legebatterien urteilte, stellte der damalige bayerische Landwirtschaftsminister Josef Miller lapidar fest: „80 Prozent der Verbraucher sind gegen die Käfighaltung, aber 80 Prozent der Verbraucher kaufen Eier aus Käfighaltung.“ Leicht abgewandelt gilt diese Einschätzung noch heute.“

Ja – nicht die Gerichte, die das Schreddern von 50 Millionen Küken im Jahr erlauben, nicht die Politik, die den Rahmen dafür gibt, nicht die Hühnerindustrie, die die Morde begeht, sondern: der Arme ist Schuld. Seltsam nur: beim Thema Energieverbrauch erlaubte sich die EU, massiv in das Leben der Bürger einzugreifen. Niemand fand sich für eine Kampagne „Leben ohne Strom“. Als würde die Hühnerindustrie Probleme damit haben, wenn alle Deutschen Veganer werden: dann verkauft man eben ins Ausland. Afrika hat Hunger. Asien auch. Ebenso Südamerika. Würde man aber die Hühnerindustrie verbieten – der Verbraucher müsste schnell Ersatz suchen (wie für die Glühbirne) wenn die Kühltruhe im Supermarkt leer wäre. Vielleicht sollte man alle Tierschützer auffordern, sich der jährlich 50 Millionen Küken als Haustiere anzunehmen? Oder mal drauf hinweisen, dass wir uns nebenbei in Deutschland 20 Millionen fleischfressende Haustiere halten, die ebenfalls von der Fleischindustrie leben? Nun – die sind Peta heilig, hier diskutiert man über das perfekte Hundegeschirr (siehe Peta) … was schon allein 40 Euro kostet. Schlimm für die, die sich als einzige lebendige Gesellschaft einen Hund leisten, weil die Menschen sich abgewendet haben (was übrigens Leben retten kann – diese Hundehaltung).

Wer sich das nicht leisten kann … darf den sozialen Tod erfahren, wie jene, die sich „vegan-bio“ überhaupt nicht erlauben können – jene Lebensweise, mit der man sich als Produzent von veganer Bolognese im Glas schon mal einen Porsche leisten kann, – die der „Vegan-Papst“ Attila Hildmann in der Society-Broschüre „Gala“ (siehe Gala), der vor dem Methangas der Kühe warnt … als würden die weniger pupen, wenn sie frei durch die Getreidefelder flanieren dürften. Ach ja: Kosten der veganen Bolognese: 4,95 Euro für 290 ml plus 1,50 Euro „Mindermengenzuschlag“ – wenn man sich nur ein Glas leisten kann (siehe Attila Hildmann). Da könnte Herr Huber nur jeden zweiten Tag ein dürftiges Gläschen kaufen.

Wie man sieht, wird an diversen Formen des sozialen Todes gezielt gearbeitet, eine streng hierarchische, lieblose Gesellschaft aufgebaut, die man wohl besser wahrnehmen kann, wenn man mal 12 Jahre in einem weniger dekadenten Umfeld gelebt hat – wie zum Beispiel in Afrika.

Doch wo kommt das her? Wo ist der Ursprung für diese Dekadenz, die Ungerechtigkeit, die Vernichtungssystematik?

Die Antwort darauf finden wir an seltsamen Orten, in einem Sachbuch über den islamischen Fundamentalismus in Deutschland – und deren Sichtweise auf die Machtstrukturen in dem Umfeld, in dem sie sich etablieren wollen (siehe Ian Johnson, Die Vierte Moschee, Klett-Kota 2011, Seite 271):

„Der fließend Deutsch und Englisch sprechende Diplomvolkswirt kennt sich mit den politischen Entscheidungswegen in Deutschland aus, mit den komplexen Interaktionen von Gremien, kirchlichen und politischen Stiftungen, wo „Meinungsmacher“ zusammentreffen, miteinander diskutieren und Ideen formulieren, die in den politischen Parteien aufgenommen werden. Hierbei handelt es sich nicht um basisdemokratische Strukturen, sondern um ein System, das die Macht der Eliten vergibt“.

Ein System, das den sozialen Tod für viele eingeleitet hat – wobei wir über die Normen von Mode, Körperpflege oder Wohnungseinrichtung noch gar nicht gesprochen haben – oder über den Friseur, der bei uns in der Eifel für Jugendliche schon 18 Euro pro Schnitt nimmt – also: viereinhalb Tage Essen.

Ein System, das täglich perfider wird, auf breiter Basis den Kampf gegen die Armut durch Vernichtung der Armen führt – jedenfalls: durch ihre soziale Vernichtung.

Die Botschaft ist immer dieselbe – egal, ob im Rahmen des Tierschutzes, der Ernährung oder der Lebensführung vorgetragen: gebt gefälligst viel mehr Geld aus – und sorgt verdammt noch mal selbst dafür, dass ihr es habt, denn sonst … seid ihr nicht mehr menschlich.

Wissen Sie, wie konservative Wirtschaftsmagazine unsere Realität beschreiben? Gnadenlos (siehe Wiwo):

„Bei Hartz-IVlern dagegen drohen sofort brutale Sanktionen. Besitzen darf man sowieso nichts mehr. Man muss komplett nackt am Boden liegen, ehe der Sozialstaat sich gnädig erweist.“

„Das ist das Bermuda-Dreieck menschenverachtender, repräsentativer Demokratie. Barbarei. Animal Farm ist nichts dagegen.“

Und in diesem Bermudadreieck können schon mal 500 Millionen Euro spurlos verschwinden (siehe Yahoo), die Gemeinden Gebühren für die Annahme von Bargeld ab 10 Euro verlangen (siehe Düsseldorf bei Facebook) oder Medikamente an unwertem Leben getestet werden (siehe Tagesspiegel) – wobei die Formulierung mit dem „unwerten Leben“ von mir stammt. Die Barbarei schreitet täglich weiter voran – die Musik zu dem Marsch spielt die Elite. Nichts davon ist geheim.

Das Arbeitslose zur Minderung ihrer Notlage ihre Organe verkaufen sollen, ist schon mal vorgeschlagen worden – von einem inzwischen verstorbenen „Vordenker“ der Afd (siehe AfdwatchAfd):

Der Wille zum sozialen Tod schreitet weiter voran, getragen von einer überversorgten gesellschaftlichen Elite, die ihr Luxusleben auf Kosten der Ärmsten leben – hier in Deutschland und in der ganzen Welt. Und „Gerechtigkeit“ wurde aus dem Bewusstsein gestrichen – wem es  hier nicht passt, der kann ja nach Syrien, dem Irak, Afghanistan, Äthiopien oder den Jemen ziehen: wir sind ja eine freie Welt.

So – wird die Armut Afrikas zum Normstandard für ausselektierte Deutsche … und alle sollten ihre Herren auf Knien danken, dass sie noch sauberes Wasser haben. Man könnte auch noch ungnädiger sein.

Und währenddessen – rafft der rot-grüne soziale Tod (unter fleißigem Beifall der übrigen Parteien) immer mehr Menschen dahin.

Aber „uns“ – geht´s gut.

Noch etwas Torte gefällig?

 

 

Armut in Deutschland – Menschenopfer der Mächtigen

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Mittwoch, 6.4.2016. Eifel. Ziemlich unbemerkt hat die Sozialdemokratie wieder zugeschlagen. Eine kleine Meldung nur – doch die Marktromantiker dürften damit endgültig ihre Träumereien aufgegeben haben. Es war Ludwig Erhard (CDU), der gegen den Widerstand der deutschen Industrie eine – wenn auch ziemlich verwässerte – Kartellgesetzgebung durchgedrückt hatte, die viel für das Wirtschaftswunder bewirkte – und es war Vizekanzler Gabriel (SPD), der per Ministerweisung den Geist der freien Marktwirtschaft untergrub und torpedierte. Was bedeutet „Kartell“? Das ein Wirtschaftsteilnehmer sich bewusst und absichtlich in eine Marktmacht hineinmanövriert, die es ihm erlaubt, Preise zu diktieren – sowohl die Preise für die Kunden als auch die Preise für die Zulieferer. Das ist dann kein „freier“ Markt mehr – sondern ein diktierter Markt.

Was tat nun Minister Gabriel (SPD)? Er erlaubte die Fusion von Edeka und Tengelmann, gegen die das Kartellamt massive Bedenken hatte – immerhin haben wir schon einen Markt, der oligopolistisch ist (also nur eine Hand voll starker Teilnehmer hat, siehe Spiegel):

„Die Wettbewerbshüter fürchteten, dass die Marktmacht weniger Handelskonzerne durch die Fusion noch größer wird – zu Lasten der Verbraucher. Edeka, Rewe, die Schwarz-Gruppe (Lidl, Kaufland) und Aldi beherrschen zusammen schon 85 Prozent des Marktes.“

Das ist kein Markt mehr, das ist eine zentralistische Staatsversorgungsorganisation, die im Falle des Zusammenbruchs ein unvorstellbares Elend nach sich ziehen wird: unsere Versorgung steht auf nur 4 Beinen. Natürlich gibt es harte Auflagen zum Schutz der schlecht bezahlten Arbeitsplätze – für ein paar Jahre. Arbeitsplätze, die man normalerweise gar nicht fördern sollte. Es geht aber nicht nur um das Lohndiktat, dass solche Megakonzerne ausüben können, sondern auch um das Preisdiktat – einerseits gegenüber den Kunden, andererseits auch gegenüber den Zulieferern. Der gesamte Markt bekommt eine enorme Schieflage – zugunsten von „Anlegern“ und „Funktionären“ … den „Brüdern im Geiste“ unserer Parteifunktionäre. Das trifft zum Beispiel Bauern, die von der Konzernallianz Preise für ihre Waren diktiert bekommen – aber wer interessiert sich schon für Bauern, wenn wir das Gemüse aus Spanien noch billiger importieren können – auch zu diktierten Preisen, die dort Arbeitsbedingungen schaffen, die nur mit Sklavenarbeit illegaler Einwanderer zu bewerkstelligen sind.

Wer sich freuen darf, sind die Erben der Eigentümer der vier Megariesen: die große Koalition hat „Erben großer Unternehmen massiv bevorzugt“ (siehe Kontraste, RBB). So werden diese Konzerne – praktisch Megaumverteilungsmaschinen, die das Volksvermögen von „unten“ nach „oben“ saugen – mit immer größerem Erfolg: die Armut schreitet immer weiter voran, dafür freuen sich die Parteien über Konzernspenden (siehe Handelsblatt):

„Erst verhindert die Bundesregierung strengere Abgasnormen für Autos, dann wird bekannt, dass BMW-Großaktionäre kurz zuvor der CDU fast 700.000 Euro gespendet haben. Entsprechend laut ist die Empörung jetzt.“

Welche Folgen solche Entscheidungen für die Pöstchenvergabe innerhalb der deutschen Funktionärselite haben werden, wird man in Zukunft sehen – wir haben da schon manches Wunder erlebt.

Wir wollen ja heute auch nicht über die Vermögenskonzentration reden, sondern über ihr Gegenteil: die Armut. Sie wird überall wahrgenommen – zum Beispiel in Berlin, wo der Anblick verarmter Rentner, die im Müll nach Ressourcen zum Überleben suchen, Alltag geworden ist (siehe Berliner Zeitung). Die Behörden reagieren auf diese unhaltbaren Zustände … in dem sie das Betteln verbieten, vor allem das Betteln von Kinder (siehe rbb-online): der Anblick von Armut auf den Straßen von Berlin ist den reichen Abgeordneten des Deutschen Bundestages zu ersparen , es könnte ihnen übel dabei werden und sie an die oft vernachlässigten Pflichten gegenüber den Bürgern dieses Landes erinnern, Pflichten, die weit über die üblichen Vier-Jahres-Rythmen hinausgehen.

Ja – es hilft, sich kurz daran zu erinnern: der Staat hatte vor zweihundert Jahren Pflichten übernommen. Sogar mit König und Kaiser. Wir – als Staat – hatten uns zu einer großen Kraftanstrengung entschlossen und die vielen unergiebigen Kleinparzellen zu großen Anbauflächen vereint, die eine deutliche Steigerung der Erträge einbrachten. Mehr noch: wir hatten die Menschen von den kleinen Höfen geholt, damit sie in den Fabriken arbeiteten. Die so verlorene Selbständigkeit wog der Staat mit dem Versprechen auf, Sozialstaat zu werden, da man die systematische Schieflage im Land deutlich erkannte: noch bevor der Bürger Souverän wurde anstelle des Kaisers wurde die Grundlage seiner Souveränität – die wirtschaftliche Unabhängigkeit – vernichtet. Ein Überleben der Demokratie war also direkt abhängig geworden von der Verpflichtung des Staates, diesen von ihm selbst geschaffenen Mangel auszugleichen, in dem er die Versorgung der Bürger für alle Zeiten garantierte. Das ist die Grundlage unseres großen „Deals“, für die der Staat jetzt liefern muss – und aufgrund dessen die „Industrie“ Riesengewinne einfahren kann.

Was der Staat jedoch liefert, erfahren wir täglich (siehe Berlin Kurier):

„Ein Drama spielt sich in der Kleingarten-Kolonie „Saatwinkler Damm“ ab. Als die Datsche von Familie Behrens gestern zwangsgeräumt wird, bewegt sich Ehefrau Karin Behrens (77) nicht mehr. Sie muss mit dem Notarzt ins Krankenhaus gebracht werden, war kollabiert.“

Der demenzkranke Ehemann und der Sohn stehen jetzt vor der Obdachlosigkeit, jener Obdachlosigkeit, die die 38-jährige Eleonore E. schon kennt: sie wurde jetzt zu sieben Monaten Gefängnis verurteilt – für vier Diebstähle im Wert von 93,76 Euro (siehe Süddeutsche). Sie besitzt noch nicht mal einen Personalausweis. Hätte sie nur Kinderpornografie konsumiert wie manche Abgeordnete (Tauss, Edathy, beide: SPD): sie wäre mit einer Bewährungsstrafe davongekommen.

Gesichter von Armut in Deutschland, einer Armut, die immer weiter um sich greift (siehe Bundeszentrale für politische Bildung):

„Im Jahr 2013 galt jede sechste Person in Deutschland als armutsgefährdet: 16,7 Prozent der Bevölkerung bezogen ein Einkommen, das weniger als 60 Prozent des mittleren Einkommens entsprach. Ohne die umverteilende Wirkung von Sozialleistungen wäre sogar jede vierte Person in Deutschland armutsgefährdet. Überdurchschnittlich häufig sind Arbeitslose betroffen – gut zwei Drittel von ihnen waren armutsgefährdet. Ebenso besteht bei Alleinlebenden und Alleinerziehenden ein erhöhtes Armutsrisiko – jeweils etwa ein Drittel der Personen galten 2013 als armutsgefährdet“

Und das im Reich der europäischen Wirtschaftslokomotive, die vor allem so gut brummt, weil sich die starken Schultern nur noch selbst bereichern, anstatt die schwachen mit zu tragen: aus dem kaiserlichen Sozialstaat ist der sozialdemokratische Asozialstaat geworden – an dem die Abgeordneten des Deutschen Bundestages exzellent verdienen: nach der nächsten automatischen Erhöhung werden es 9336 Euro im Monat sein (siehe Focus), bald soviel, wie Armutsgefährdete im Jahr verdienen. Ein genialer Trick der Reichen: einfach alle Abgeordenten reich machen – schon hat man etwas gemeinsam.

In dem Sinne funktionieren die Abgeordneten dann auch – nicht nur beim Thema Abgas oder Kartell. Andrea Nahles ist jetzt mit einem kühnen Vorstoß beschäftigt: sie will Armut in Deutschland einfach umdefinieren (siehe FAZ):

„In Deutschland gibt es immer mehr Armut – so schrieb es der Paritätische Wohlfahrtsverband im Februar. Seine Rechnung: Arm ist, wer weniger als 60 Prozent des mittleren Nettoeinkommens zur Verfügung hat, für eine vierköpfige Familie wären das derzeit 1873 Euro im Monat. Das ist ein „relativer Armutsbegriff“.“

Wo wirklich Armut herrscht, weiß die Ministerin genau:

„Mit solchen Berechnungen laufe die Politik und die Gesellschaft Gefahr, den Blick für die wirklich Bedürftigen zu verlieren. „Es gibt zum Beispiel mehr illegale Einwanderer und sehr viele jüngere Erwerbsgeminderte, da haben wir es mit wirklicher Armut zu tun.““

Nun – für illegale Einwanderer ist der Staat im Prinzip im Geiste des oben skizzierten Gesellschaftsvertrages überhaupt nicht verantwortlich (jedoch im Geiste der Erklärung der allgemeinen Menschenrechte), die haben in diesem Vergleich gar nichts zu suchen – und die „jüngeren Erwerbsgeminderten“ bekommen Hartz IV (oder – wenn sie nicht ganz so jung sind – eine Bonsai-Rente auf Hartz IV-Niveau … wenn sie Glück haben) wie alle anderen Armen auch – von denen viele noch Reste von Arbeit haben. Sie als die „wirklich Bedürftigen“ zu beschreiben und demgegenüber alle anderen als umverschämte Gierlappen darzustellen, instrumentalisiert Flüchtlinge zur Vertuschung der deutschen Armutsproblematik.

Bleiben wir bei 1873 Euro netto im Monat – für vier Personen. Das sind 468,25 Euro pro Person. Hört sich gut an. Davon bezahlt man Heizkosten, Strom, Miete, Versicherungen, private Rentenvorsorge. Mieten eine vier-Zimmer-Wohnung? Da fängt das Problem an. Will man nicht gerade für seine Kinder das Szenario „sozialer Brennpunkt“ verwirklichen (was in Aachen warm 890,50 Euro kostet – außerhalb der Stadt in einer Betonwüste mit kriminellem Umfeld) so muss man mit 1275 Euro Miete rechnen (Vorstadt von Aachen), dazu 100 Euro Strom, 20 Versicherungen (Haftpflicht und Hausrat), 100 Euro Auto (Achtung: Sie haben Kinder, die im Krankheitsfalle sofort von der Schule abgeholt werden müssen!), so bleiben unsere „reichen“ Familie 191,20 Euro pro Person im Monat im sozialen Brennpunkt – oder 94,20 in menschenwürdiger Umgebung. Bedenken Sie dabei auch, dass Sie zum ordnungsgemäßen Funktionieren in unserer Gesellschaft überdurchschnittlich viel für Körperpflege und intakte Kleidung ausgeben müssen, um „einstellbar“ zu bleiben – also den Erwartungen von Unternehmern in einer Dienstleistungsgesellschaft gerecht zu werden (was minimal bei uns auf dem Land 60 Euro Friseur/Monat für diese Familie bedeutet – und damit sieht man am Ende des Monats schon etwas ungepflegt aus).

Sicher: mit 94,20 Euro im Monat wären Sie im Sudan reich, auch in Syrien und Marokko, denn die müssen kein hohes soziokulturelles Niveau erfüllen, nicht täglich mehrfach die Hemden wechseln und die Kinder zum Mobbingschutz mit Markenkleidung versehen, die können noch Weizen im eigenen Garten anbauen und Ziegen hüten … ich denke, wenn man Lebensqualität als Maßstab nimmt, sieht es im Vergleich erst recht schlecht aus. Dazu gab es mal einen Film in NRW, gedreht mit Fördermitteln von einer afrikanischen Studentin, der seinerzeit viel Trubel verursacht hat – sie fand unser tolles, reiches Leben nicht lebenswert im Vergleich zu ihrer „armen“ Heimat, in der es weniger Gift, weniger Lärm, weniger Aggression im Alltag und weniger Kinderfeindlichkeit gab – und besseres Wetter.

Aber Frau Nahles (SPD) macht halt, wofür sie bezahlt wird (siehe SWR):

„Und je weiter diese Gesellschaft in Deutschland zwischen Arm und Reich gespaltet wird, umso mehr mauern sich Reiche ein und versuchen, all die in die Ecke zu stellen, die Armut anprangern, indem sie sagen: „Ihr bauscht auf, ihr skandalisiert“, um ihren Reichtum zu schützen.“

Monatsgehalt Andrea Nahles: 14668 Euro (siehe Statista).

Keine weiteren Fragen … zur „Verharmlosung der Armut in Deutschland“ (siehe Christoph Butterwege in Deutschlandradio).

Die Armen werden immer ärmer – so der Bericht der Bundesbank (siehe Süddeutsche) – Zeit also, Armut neu zu definieren. Vergleichszahlen habe ich schon: ein Polizeihund bekommt vom Staat 94,50 Euro (also: das zahlt man dem Hundehalter – siehe fragdenstaat) … das ist mehr als Hartz IV für ein fünfjähriges Kind. Nun – Hunde sind ja auch wichtig.

Armut in Deutschland bedeutet nun nicht nur, dass man weniger in den Urlaub fahren kann (also: GAR NICHT) oder weniger Geschenke zu Ostern kaufen kann (in Zahlen: GAR KEINE) oder nicht so oft ins Kino, ins Theater oder zum Fußball kann (besser gesagt: ÜBERHAUPT NICHT) oder dass man sich gesellschaftliche Verpflichtungen jeglicher Art (wie zum Beispiel Geburtstagsgeschenke für die weitere Familie, Vereinsmitgliedschaft oder Parteiarbeit) schlichtweg nicht leisten kann, ohne am Essen zu sparen – was die Meisten machen.

Armut in Deutschland bedeutet schlichtweg: FRÜHER TOD (siehe armut&gesundheit):

„Die Mortalität (Sterberate) von Armut betroffener Menschen in unserer Gesellschaft ist deutlich erhöht. Es besteht ein Lebenserwartungsunterschied von 11 Jahren bei Männern und von 8 Jahren bei Frauen zwischen dem reichsten und dem ärmsten Viertel der deutschen Bevölkerung (Lampert & Kroll 2010). 31% der von Armut betroffenen Männer erreicht nicht das 65. Lebensjahr. Armut bedeutet demnach nicht „nur“ geringere gesellschaftliche Partizipationsmöglichkeiten, Armut bedeutet in einem der reichsten Länder der Erde früher sterben zu müssen. In diesem Kontext spielen strukturelle Gesundheitsversorgungsausschlüsse, -hindernisse und -defizite eine entscheidende Rolle, die von Entscheidungsträgern in unserer Gesellschaft leider viel zu häufig negiert und/oder bewusst ignoriert wird.“

Armut ist … eine besondere Form von Menschenopfer. Armut …. BRINGT MENSCHEN UM. Das ist ein Maßstab, der sich auch nicht durch noch so viele Rechenkünste relativieren läßt. Die Zahl der Opfer geht im Laufe der Jahre in die Millionen … Millionen die zu früh sterben und keinen „ruhigen Lebensabend“ vor sich haben, weil sie in Mülltonnen herumwühlen müssen. Wir sollten also lieber von Massenmord reden – anstatt von „relativer Armut“ … die auch als solche tödlich bleibt.

Da werden die Reichen und Mächtigen natürlich erst Recht „mauern“ und aufheulen, aber … das war schon immer so (siehe Spiegel):

„In vielen Gesellschaften gehörten Menschenopfer zum festen Brauchtum. Eine Analyse zeigt: Die perversen Riten nützen Herrschenden, um die Gemeinschaft zu spalten.“

Lesen Sie den Satz ruhig mehrmals. Sie können ihn auch gerne auswendig lernen.

Gut – wir töten anders als die früheren Herrschenden … ich will ihnen aber gerne die Dimensionen unserer Menschenopfer aufzeigen.

Wir haben über sechs Millionen Arme. Nehmen wir an: die Hälfte davon sind Männer. Das wären drei Millionen, von denen eine Million mindestens 13 Jahre früher sterben. Macht: 13 Millionen Lebensjahre. Ein Leben hat bei uns eine durchschnittliche Lebenserwartung von 78 Jahren bei Männern … also vernichtet Armut das Äquivalent von 166 666 Menschenleben, wenn wir die geraubten Jahre in Menschenleben umrechnen. Ganz grob überschlagen. Mitten in einem der reichsten Länder der Erde. Pro Jahr sterben in Deutschland 868 000 Menschen (siehe statista) – die Zahl der geraubten Lebenszeit für Arme (bzw. der Menschenopfer der Mächtigen) enspricht also 20 Prozent der Bevölkerung – Tendenz steigend.

Die sterben für … das Überleben des monopolistischen Kapitalismus.

Oder: sind die Menschenopfer der Lumpenelite.

Ich weiß: eine wilde Rechnung, die man auf vielfältige Art und Weise angreifen kann – sie dient aber nur der plakativen Darstellung, die Feinrechnung überlasse ich Menschen, die dafür bezahlt werden. Sie soll ja auch nur eins aufzeigen: Armut – ist nicht relativ, sie ist tödlich.

Auch in Deutschland.

 

 

Wie Deutschland regiert wird – und von wem.

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Montag, 21.3.2016. Eifel. Was schlagen gerade die Wellen hoch: die AfD ist in der Wählergunst gewaltig nach vorn gerückt – und das ganz ohne Programm. Na ja – ein wenig war schon da, beschlossen wird aber erst im April. Ich habe da einen Vorabdruck zugeschickt bekommen – allerdings anonym und ohne Garantie auf Echtheit … also nutzlos. Ich habe nur mal schnell drübergeschaut, vor allem interessierte mich der Passus Hartz IV. Wenn das stimmt, was dort steht, dann können sich die Etablierten warm anziehen: dann gibt es Pöstchenwechsel in Deutschland.In der Tat fand ich im schnellen drüberlesen einige Positionen, die auch ich selbst vertrete, manches wird die Demokratie weiterentwickeln – Grund für die Sorge der Elite. Aber vielleicht ist´s ja nur ein Fake.

Nun – gerade deshalb ist diese Elite ja auch so durcheinander. Vergessen Sie den Quatsch mit „Das – sind – alles – Nazis“. Nach der Wahl wird man sehen, wie schnell diese Pseudonazis entnazifiziert und zu guten Freunden werden, dann wird es Koalitionen geben, in „denen man sich annähert“ – und schon ist das Geschrei vergessen … und das nächste Thema wird durchs Dorf gejagt.

Aber bleiben wir doch bei den Fakten: schon Helmut Schmidt wurde in seiner Kanzlerzeit offen gesagt, dass nun die Diktatur der Märkte beginnt und die Zeit der Politik vorbei ist: niemand hat sich seitdem um die konkreten Folgen der Auswirkung der Diktatur der Märkte gekümmert, noch darum welche konkreten Menschen eigentlich hier noch Macht ausüben: die „Reichtumsforschung“ steckt in Deutschland noch in den Kinderschuhen. Was wir aber merken ist: die Zeit der Politik ist vorbei, die Zeit der Alternativlosigkeit ist gekommen. Die Nichtwähler ziehen daraus ihre Konsequenzen und gehen nicht mehr hin: man wählt ja eh´ nur noch die Büttel des Kapitals. Ist in etwa so brisant, als würde man entscheiden dürfen, welcher Partei der Finanzbeamte angehört, der die Horrorsteuern eintreibt – natürlich nur bei den Armen, nicht bei den Reichen.

Ja – das ist das Geheimnis unserer Zeit, dass alle „Entscheider“ kennen. Ein Wirtschaftsblog aus Österreich beschreibt mit einem Satz des Kernproblem unserer Gesellschaft (siehe blog.arbeit.wirtschaft):

„Die Ungleichheit bei Einkommen und Vermögen nimmt seit den 1970ern in den meisten wohlhabenderen Staaten zu. Einer der Gründe liegt in der Senkung der einkommens- und vermögensbezogenen Steuern. Während diese beiden Beobachtungen mittlerweile weitestgehend anerkannt werden, so sind die gesellschaftlichen Prozesse, die zu dieser Steuerpolitik geführt haben, bisher unterbeleuchtet. Studien und Umfragen sprechen dafür, dass ein Teufelskreis aus Elitenbildung, Einkommens- und Vermögenskonzentration und unterschiedlichen politischen Einflussmöglichkeiten hinter dieser Entwicklung steckt, den es zu durchbrechen gilt.“

Ich möchte das mal mit einem Bild skizzieren: wir alle kennen die Legenden vom Markt. Die lernen wir in der Schule. In der Mitte ein Dorf, das sich um einen Marktplatz gebildet hat. Drumherum: ein Dutzend freier Bauern, die sich spezialisiert haben, um die Ernteerträge zu effektivieren – der eine macht in Huhn, einer in Weizen, einer in Obst, einer in Fisch, einer in Karotten, einer in Kohl und so fort. Alle treffen sich einmal im Monat im Dorf, wo sich ebenfalls Menschen spezialisiert haben: einer macht in Schuhen, einer in Stoffen, einer in Werkzeugen und vieles mehr. Dort werden die jeweils überflüssigen Waren zum Wohle aller ausgetauscht – und der Wohlstand kommt.

Das war Deutschland früher.

Heute sieht es anders aus. Ein Konzern hat alle Ländereien gekauft, die freien Bauern sind Angestellte. Dem Konzern gehört der Marktplatz, die Geschäfte und die Wohnhäuser im Dorf, wo er durch Mieten schon allein für ein gutes arbeitsloses Einkommen sorgt – von den Patenten (die auch für Saatgut geben soll, der Basis der ganzen Wirtschaft) mal ganz abgesehen. Er allein bestimmt auch die Preise – sein Gewinn (der Gewinn von Wenigen) steht vor dem Prinzip „Wohlstand für Alle“, die freie soziale Marktwirtschaft des Ludwig Ehrhard ist zu einem kaum durchschaubaren Konstrukt von Beteiligungen geworden, gehalten und gelenkt durch die Bank im Ort, die diese Konzentration überhaupt erst möglich gemacht hat, in dem sie einem Lumpen das Geld der Dorfbewohner lieh, damit dieser soziale Notlagen umliegender Höfe ausnutzen konnte, die durch Krankheit, Alter oder mangelnde Erben entstanden. Der Konzernverwalter lädt Bürgermeister, Pfarrer und Lehrer des Dorfes beständig zum Essen ein und beschenkt sie gelegentlich großzügig – natürlich nur, um der Würde ihres Amtes gerecht zu werden. Nebenbei sorgen diese Eliten – deren Kinder priviligierte Lebensläufe geschenkt bekommen – für den Erhalt des Status Quo.

Das ist Deutschland heute.

Natürlich ein verkürztes Bild – aber nur so verkürzt wie das alte Bild vom Markt, dass nie berücksichtigte, dass es immer Großgrundbesitzer gab, die das ganze Markttreiben in der Hand hatten.

Natürlich gibt es in der Realität auch mehrere Konzerne, die in der Öffentlichkeit alle emsig gegeneinander streiten – aber hinten herum geschieht etwas ganz anders: eine Verbrüderung zum Machterhalt, eine Bewegung hin zum absoluten Staat (den wir als Parteienstaat – faschistisch und kommunistisch geprägt – schon kennen gelernt haben, wobei letzterer für den Bürger weniger Angriffskriege zu verbuchen hat und mehr Lebensqualität bereit hält). Hinter den Kulissen bildet sich eine Allianz der Priviligierten, die ihre Milliönchen unangefochten ins Trockene bringen und das System auf tausend Jahre verfestigen wollen: die Wiedergeburt der alten Aristokratie, die sich in zweihundert Jahren wieder vererbare Titel geben wird, die ihren Besitz heiligen sollen.

Eine lange Vorrede, um Sie auf einen entscheidenden Artikel des Manager-Magazins aus dem Jahre 2011 zu verweisen, der auf ein sonderbares Treffen im Jahre 2010 verwies (siehe Manager Magazin):

Ob Karriereturbo, Kungelrunde oder lockerer Plausch: Geheime Machtzirkel der Wirtschaftselite erleben eine wundersame Renaissance. Ein Blick in die Hinterzimmer der neuen Deutschland AG.

Geheime Machtzirkel der Wirtschaftselite: klingt wie eine Verschwörung. Wer macht denn da mit?

„Johannes Teyssen (51, Eon), Frank Appel (49, Post), Martin Blessing (47, Commerzbank ), Kasper Rorsted (48, Henkel). So sind folgende Großkaliber dabei: Hartmut Ostrowski (52, Bertelsmann-Chef), Oliver Bäte (45, Vorstand Allianz), Günther Jauch (54, TV-Eminenz), Oliver Bierhoff (42, Fußballmanager). So rundet das Gremium folgender Unternehmsberater ab: der Kölner McKinsey-Direktor Klaus Behrenbeck (43).“

Sie werden sehr überrascht sein, wenn sie lesen, warum die im Hause Bertelsmann zusammen kommen:

„Die Herrschaften sind gern unter sich und einander genug. Nur so können sie interdisziplinär und diszipliniert besprechen, was die Öffentlichkeit nichts angeht, aber gleichwohl bewegt. Schließlich repräsentieren sie rund 280 Milliarden Euro Umsatz sowie zig Millionen Fernsehzuschauer und Fußballfans.“

Ist Ihnen klar, was sie da gerade gelesen haben? Sie werden öffentlich über die Existenz von Geheimgesellschaften informiert, die hinter ihrem Rücken – dem Rücken des Souveräns und Steuerzahlers – Dinge besprechen, von denen das Managermagazin meint, es würde Sie nichts angehen. Wirtschaft, Medien und Sport bilden eine Allianz hinter ihrem Rücken und wollen sich – wie man weiter lesen kann – auch bald einen Minister einladen.

Frank Appel ist übrigens auch ein McKinsey. Ebenso wie Martin Blessing, Chef der durch Staatsmittel geretteten Commerzbank, die besonders dadurch auffiel, dass er mutig gegen die Entscheidung eines Ministers die Begrenzung der Spitzenbezüge um 160 Prozent überschritt – es waren seine eigenen Bezüge, obwohl die Bank noch massiv Schulden beim Staat hatte (siehe Handelsblatt). Auch bei McKinsey: Oliver Bäte. Ostrowski, Teyssen und Bierhoff gehörten zu den 40 „Prominenten“ (also: Adeligen), die den „Energiepolitischen Appel“ unterschrieben hatten, den Aufruf zur Umkehr vom Atomausstieg.  Dort trafen sie auf Carsten Maschmeyer (der dem Ex-Kanzler Gerhard Schröder viel Geld für dessen Biografie zahlte), auf Otto Schily, der neben dem Altkanzler Schröder, dem CSU-Mann Peter Gauweiler, dem ehemaligen Bundespräsidenten Horst Köhler zu einer „Kasachstan-Connection“ zu rechnen sind, die mit und für einen Diktator arbeiten (siehe Spiegel). Otto Schily – ach ja: sein Vater war der reiche Hüttendirektor Franz Schily. Er – der Waldorf-Schüler – verteidigte RAF-Bomber und nahm unlängst den Holocaustleugner Horst Mahler in Schutz – Holocaustleugnung als Straftatbestand sollte man überdenken (siehe Zeit).

Das ist jetzt etwas viel Information, oder? Die Sie gar nicht mehr verarbeiten können, weil Ihre Aufmerksamkeitsspanne unter Goldfischniveau gefahren wurde – ein Triumph moderner Technik (siehe engadged), die mit viel Geld unters Volk geworfen wird – ohne irgendeinen Nutzen zu haben. Eine Nebenwirkung ist fortschreitende Bequemlichkeitsverblödung (siehe Focus), die es nicht mehr erlaubt, komplexe vernetzte Informationen aufzunehmen: auch, wenn die lebenswichtig sind.

Wir schweifen ab.

Bleiben wir bei dem Treffen der deutschen Managerelite, zu der ein Ballspieler und ein Komödiant eingeladen wurden. Oder wie nennt man so einen Herrn Jauch? Herr Jauch soll privat sehr nett mit seiner Familie umgehen, hat mir ein Augenzeuge berichtet. Was macht da eigentlich ein Herr Jauch in diesem Kreis – außer, dass er Schwiegermutters Liebling ist. Weiß er nicht, in welchen Netzwerken er dort aktiv wird? Und was wollen die Funktionäre des Geldes von ihm? Nun – ein gemeinsamer Nenner eint sie: dort treffen sich Millionäre. Die Show, die Jauch in Deutschland präsentiert, ist – wie viele andere auch – ein Klon der anglo-amerikanischen Gameshow-Strategen, die heutzutage weltweit für die Förderung der Bequemlichkeitsverblödung sorgen, mitlerweile gehört sie dem Sony-Konzern in Japan (siehe Bundeszentrale für politische Bildung).

Lesen Sie diesen Artikel im Manager Magazin bitte selbst ganz durch (ähnliches finden Sie auch in der Welt, wo man sich über „Deutschlands mächtigste Strippenzieher“ informieren kann – siehe Welt): sie bekommen zwar keinen Eindruck von den Mächten, die heute die Märkte kontrollieren, aber von ihren Angestellten, die die Arbeit der „Märkte“ vor Ort verrichten: Agenten der informellen Geldmacht, sozusagen. Viele – wie Herr Jauch, der sich jetzt von Werbegeldern der Unternehmen ein Weingut gekauft hat, das schon 1805 seiner Familie gehörte – stammen aus Familien, die schon früher „das Sagen“ hatten.

Was Herr Jauch den Millionärsfunktionären der Milliardärskaste berichtet, wird erwähnt:

„Der Millionärstester erklärt dann, wie Medien und Politiker funktionieren. Der Ex-Fußballprofi berichtet vom Umgang mit Drucksituationen und darüber, wie man Teamgeist und Loyalitäten schafft.Bis Viertel vor zwölf quatschte sich die Runde neulich bei Bertelsmann fest. Man fuhr auseinander mit dem Vorsatz, demnächst mal einen Minister einzuladen.“

Der Mann mit dem abgebrochenen Jurastudium erklärt McKinsey und seinen Ehemaligen die Welt der Politik und Medien. Der Mann, der mit dem Ball spielt, sorgt für Teamgeist und Loyalität – was viel Sinn macht, wenn man hier vor Ort – flankiert von McKinsey und Bertelsmann – Kommandogruppen schaffen will, die innerhalb der verblödeten Gesellschaft für Stimmung sorgen, weil sie Schwiegermutters Lieblingsmillionär sind und von McKinsey erfahren haben, wohin die Reise geht.

Das ist übrigens auch bekannt. Technik wird jeden zweiten Arbeitsplatz in Deutschland ersetzen (siehe Welt). Wir haben dann knapp 30 Millionen Arbeitlose, das wird ohne Zugriff auf die Millionärskonten gar nicht zu bewältigen sein. Wäre dann schwierig, die Villa am See für sich allein lange zu  halten. Sie wäre ja auch als Erholungsheim für alleinerziehende Mütter besser geeignet gewesen.

Wie viele dieser geheimen Netzwerke gibt es?

Das ist unbekannt.

Wie viele Führungskräfte sind schon so untereinander verwoben?

Das ist unbekannt.

Welche gemeinsamen Werte und Ziele einen sie – außer Atomkraft zu fördern und perverse Mengen an Geld aufhäufen, das woanders an allen Enden und Ecken fehlt?

Wir wissen es nicht.

Aber wir wissen, dass wir ein Problem haben. Ein Soziologe erklärt uns das (siehe 3Sat)

„Wenn Produkte hergestellt werden, entsteht Abfall, und wenn die Produkte nicht mehr gebraucht werden, entsteht noch mehr Abfall. Doch was passiert in dieser Gesellschaft mit den Menschen? Mit dieser Frage beschäftigt sich der polnisch-britische Soziologe Zygmunt Bauman. Seine These: Die Moderne produziert überflüssige Menschen. Diese werden zu Abfall. Sie sind Verlierer des radikal-ökonomischen Fortschritts.“

30 Millionen Abfallmenschen. Wenn die wählen gingen, würde es nicht mehr steuerbare Veränderungen geben. Womöglich würde man Fragen stellen – und mal genau nachschauen, wieso ein Mann, der mit einem Ball spielt, Millionär wird. Ebenso wie ein abgebrochener Jurastudent – während das Gros deutscher Schauspieler von Hartz IV lebt – wie auch viele Juristen und Geisteswissenschaftler, die man zum Kampf gegen die Wohlstandsverblödung gut brauchen könnte. Man würde der Spur des Geldes nachgehen, den Hintergründen für die weltweite Flut an „Game-Shows“, die man leicht durch Informationsprogramme ersetzen könnte, um wieder Staatsbürger zu bilden – anstatt wohlstandsverblödete Standardwähler, die zu keiner politischen Entscheidung mehr fähig sind und nur noch machen, was Bierhoff, Jauch und ähnliche Agenten empfehlen.

Was sehen wir da im Entstehen? Womöglich eine Kaste, die sich informell als Wirk- und Kampfgemeinschaft formiert, um an der unvermeidlichen Endlösung der Abfallmenschenfrage zu arbeiten. Oder Millionäre, die eine Interessensgemeinschaft zur Sicherung und Manifestierung ihrer Wohlstandsspähre bilden.

Der Teufelskreis aus Elitenbildung, Einkommens- und Vermögenskonzentration und unterschiedlichen politischen Einflussmöglichkeiten organisiert sich, verfestigt sich, greift professionell nach noch mehr Macht.

Und das eine Partei aus diesen Eliten eine echte Alternative für Deutschland (oder Europa und die Welt) bedeutet, wage ich zu bezweifeln. Aber die Kellner, die uns die Steuern servieren und die Leistungen zum Wohle der Villenwelt kürzen, werden andere sein.

 

 

„SPD – WIR HABEN ENTSCHIEDEN – DAS WICHTIGE TUN“

„SPD – WIR HABEN ENTSCHIEDEN – DAS WICHTIGE TUN“

Uns geht’s gut im Schlamerkelland + Gratis-Tip aus Leistungsträgermund für Hartzer: Wie auch Sie es zu Wohlschand bringen können

Zwischen 16 und 20 Prozent der Bevölkerung Deutschlands leben unterhalb der Armutsgrenze (siehe N-TV). In dem Moment, wo Sie diese Zeilen hier jetzt gerade lesen, leidet rund eine Milliarde Menschen an Hunger (siehe wfp), alle fünf Sekunden stirbt ein Kind qualvoll an Unterernährung (siehe We feed the world). Migrationsforscher  erwarten demnächst hundert Millionen Menschen aus Afrika und dem Nahen Osten, die sich auf den Weg nach Mitteleuropa, vorzugsweise ins gelobte Schlamerkelland machen, um nach Jahrzehnten im ausgebeuteten und vergifteten Elend nun auch mal ein Eck von der Wohlschandstorte abzubeißen.

Daheim hält sie nichts mehr – sie verdienen unter sklavenähnlichen Arbeitsbedingungen und kaum Schlaf weniger als 1 Dollar pro Tag – zuwenig zum Leben und zuviel zum Sterben, während hier im Schlamerkelland sich die Tische mit fünfgängigen Menüs, Champagner und Unterhaltungselektronik biegen.

Tja, wie kommt das nur? Reichtumsforscherin Birte Schneider geht dem Rätsel im Auftrag des ZDF auf die Spur und interviewt den Selfmademan Robert Geiss, der seinerzeit mit einer Modekette für Bodybuilder Millionen gescheffelt hat und sich nun die Zeit damit vertreibt, zwischen Saint Tropez und Jamaica hin- und herzujetten.

Und der leistungsträge Herr Geiss ist keineswegs schnöde, er plaudert lachend aus der Schule und gibt freimütig das Geheimnis seines Erfolgs preis. Am Ende des Interviews spendiert er sogar den Harzern und den „Bimbos“ ein paar Tips, wie auch sie zu mehr Wohlschand kommen können:

Ach ja, falls jemand noch Puste hat: Hier auch noch ein paar ernst gemeinte Statements des obigen Herrn Geiss aus seinem echten Alltagsleben. Das RTL-Video hat mir persönlich einige Rätsel gelöst: Ich bin selbst Unternehmer und fragte mich schon länger, warum junge Mitarbeiter keine wirkliche Motivation mehr entwickeln können, sondern den Tag am Schreibtisch bzw. am Flachbildschirm eher lustlos absolvieren. Nun ja, nun kann ich als nicht-fernsehender Mensch dem Ganzen wieder besser nachfühlen: Wenn junge Menschen daheim vor der Glotze auf RTL täglich solche Bilder zu sehen bekommen, wo clevere Kerlchen sich zur Unterbrechung ihrer Montagslangeweile in Saint Tropez als Beilage zu ihrem Hummer zur Abwechslung mal einen Mercedes SL um schlappe 170.000 Kröten genehmigen und voll Schpaß dabei haben, einen „Doughnut“ zu drehen (was das ist, erfährt man im Video) – warum soll man sich dann in seinem Bullshitjob, von dem man sich nach Abzug von Miete und Essen gerade mal das Matschphone und einen Energydrink aus dem Budget-Regal leisten kann,  „einen Haxen ausreißen“?

Nachsatz:

Da wir hier im Nachrichtenspiegel natürlich nicht bloß Trash bringen wollen, sondern schon auch einen gewissen philosophischen Anspruch haben, zum Schluss also auch einige philosophische Gewürzstreusel. Dank dieser Gewürzstreusel kann Ihr Magen die aufgebrühte Pizzapuddingmelange aus den obigen Videos gut verdauen und Ihre Leber erhält die notwendigen Vitamine, um die aufgenommenen Toxine und freien Radikale wieder auszuscheiden.

Besagte Gewürzstreusel wurden in uralt-ehrwürdigen Zeiten von unbekannten Autoren im Industal verfasst, besitzen jedoch eine zeitlose Wahrheit und bringen in kurzer Versform genau das Verhängnis zum Ausdruck, das uns heute allerdings als erstrebenswerter state-of-the-art-lifestyle beigebracht wird:

Wenn ein Mensch materielle Dinge betrachtet, entsteht Bindung an diese.

aus Bindung entsteht Begehren,

aus Begehren entsteht Zorn,

aus Zorn entsteht Verblendung,

aus Verblendung erfolgt Verlust der Erinnerung (an den Sinn des Lebens),

aus dem Verlust der Erinnerung erfolgt Zerstörung des Verstandes/ der Unterscheidungsfähigkeit;

ist der Verstand/ die Unterscheidungsfähigkeit zerstört, dann geht der Mensch zugrunde.

Wie wäre es, diesen Vers als Beipackzettel  allen Käufern des oben vorgestellten Mercedes SL 63 AMG mit auf ihre Spritztour zu geben? Oder zeitgemäßer: als NAVI-Insert, das jedesmal gemeinsam mit dem Gurtwarn-Piepser aufleuchtet, wenn sich der Lenker ans Steuer setzt.  -Wo doch heute jedes Lebensrisiko des Menschen versicherungstechnisch deklariert werden muss …

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