Arme

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Deutschland 2016: seine Kinder, seine Alten, seine Kranken.

Deutschland 2016: seine Kinder, seine Alten, seine Kranken.

Lieber Leser: was Sie hier nun sehen, ist ein Bein. Das Bein gehört einem Menschen, der sehr geliebt wird. Er arbeitet hart, körperlich, für wenig Geld. Es sieht nicht gut aus, dieses Bein – oder? Ich meine: gut sieht es schon aus – aber nicht gesund. Ist es auch nicht. Es ist unheilbar angegriffen: das passiert, wenn kranke Menschen arbeiten gehen. Wir haben natürlich eine gigantische Medizinindustrie, da stimme ich Ihnen zu – doch für dieses Bein … so schlimm es auch aussehen mag … gibt es keine Heilung mehr, schlimmer noch: noch nicht mal Linderung. Was geben wir aus pro Jahr für „Gesundheit“? 300 Milliarden Euro. 300 000 Millionen. Macht bei 80 Millionen Bürgern 3750 Euro pro Kopf – im Durchschnitt. Beamte zahlen gar nichts, viele andere haben sich auch schon ausgeklingt – wie bei der Rente. Gutverdiener versichern sich anders, weshalb wir die Zahlen pro Kopf noch ein wenig hochschrauben könnten – aber lassen wir das. Es reicht ja auch so.

Dieses Bein tut weh. Es behindert bei der Arbeit, sein Träger hat jedoch eine enorm hohe Arbeitsmoral – er arbeitet weiter. Wie Trümmerfrauen nach jedem Krieg. Was dem Bein Linderung verschafft, sind Massagen. Massagen sind billig, habe ich mir sagen lassen: 20-25 Euro pro Massage in einer seriösen Praxis. Sechs Stück davon darf der niedergelassene Arzt pro Quartal verordnen  – das hat die Bundesregierung so festgelegt (siehe geldsparen.de), 20 Euro Kosten trägt der Patient selber. Eine Linderung der Schmerzen, die dieses Bein verursacht, würde also pro Jahr 400 Euro kosten – knapp 10 Prozent von dem, was so eine Massage kostet. Würde man sein Budget selbst ausgeben können: es wäre Linderung genug da. Nicht jedoch für den Träger dieses Beines, er hat seine Massagen bekommen und muss jetzt zusehen, wie er noch zwei Monate und zehn Tage ohne Linderung der Schmerzen arbeiten geht – trotz der 300 Milliarden, die wir Jahr für Jahr ausgeben.

Wie muss sich so ein Mensch fühlen? Wertgeschätzt? Ernst genommen? Verantwortungsvoll versorgt?

Machen Sie sich nicht lächerlich. Wie soll man sich anders fühlen wie ein Verdurstender in einem Land, in dem sich die Menschen aus Spaß Wasserkübel über den Kopf schütten – was die ja wirklich machen, wenn auch in anderen Zusammenhängen. Und vergliche man das mit dem Geld, was unser krankes Land für „Gesundheit“ ausgibt: es wird immer ungeheuerlicher.

Ich weiß nicht, wie es Ihnen geht. Ich zahle deutlich mehr als diesen Durchschnitt in die Kassen – und ich verbinde damit auch eine Forderung: ich zahle diese Beiträge nicht für teure Pharmakongresse in Übersee, sondern dafür, dass Menschen mit solchen Beinen nicht mehr arbeiten brauchen und maximale Entlastung bekommen – also Massagen jede Woche – was noch unter dem Durchschnittsbudget liegen würde. Und natürlich zahle ich solche Beiträge für teure Pharmakongresse in Übersee – allein die Barrechnung einer solchen Veranstaltung (also: die Rechnung für Alkoholkonsum an einem einzigen Abend an der Hotelbar) beträgt 15000 Euro: verschlingt also den Gesamtbetrag von vier Menschen, die dafür das ganze Jahr keine Behandlung mehr bekommen.

Einige Milliarden von dem Geld, das Sie für Gesundheit ausgeben, verprassen Pharmakonzerne, die sich damit von Prozessen freikaufen. Ja – es gibt reichlich dieser Prozesse (siehe Süddeutsche). Schlimmer als die Mafia soll dieser Industriezweig sein, der mit einem einzigen, durch getürkte Studien in den Markt gemogelten Medikament bis zu 120000 Menschen getötet hat. Kein Wunder, dass Konzerne bis zu drei Milliarden Dollar zahlen, um Prozessen zu entgehen. Dafür ist Geld da. Jeder einzelne Dollar oder Euro, der in den Händen der Pharmakonzerne ist, ist Beitragsgeld von Ihnen – damit helfen Sie, mehr Menschen zu töten als die Mafia – und das war nur ein einziges Medikament. Gibt ja viele davon. Kein Wunder, dass für so ein Bein keine Behandlungen mehr drin sind.

Es sind nicht nur die Konzerne, die das Geld verbraten. Es sind auch die Ärzte selbst, willige Helfer der Industrie, ohne die nicht ein einziges tödliches Medikament auf den Markt käme. Ja – diese Granaten können sie ja nicht kaufen, die werden Ihnen verordnet. 33 Milliarden Euro Honorar bekamen diese Handlanger der Industrie schon im Jahre 2010 (siehe Tagesspiegel), zwischen 2007 und 2011 stiegen die Arztvergütungen um 17 Prozent (siehe Spiegel), Klinikärzte in Deutschland verdienen mehr als ihre Kollegen in den USA (siehe Thieme) – und kosten damit nur halb soviel wie ein Pharmareferent samt seine noblen Ausstattung. Gut – wir wollen fair sein: Landärzte in der Eifel – also Leute, die richtig harte Arbeit vor Ort machen und täglich solche Beine sehen – gehen mit 275o Euro im Monat nach Hause – als Unternehmer mit eigener Praxis (siehe Aachener Nachrichten): wir wollen ja auch nicht zu Ärzteschelte aufrufen – die können ja auch nur verordnen, wofür sie die Pharmaindustrie bezahlt und was die Regierung und die Kassen erlauben. Offenbar erlaubt die Regierung manchen Ärzten – vor allen den Vertretern der Ärzteschaft – sehr viel … ohne die zu fragen, die die Party bezahlen: also – Sie.

Zu der Party gehören übrigens auch noch 70000 Tote im Jahr durch Ärztepfusch. Quellen dazu finden sie bei Volker Pispers, der das regelmäßig in seinen Programmen bringt. 70000 Tote im Jahr – zusätzlich zu den Toten durch Medikamente. Wie „ethisch“ ist eigentlich ein System, das Traumhonorare für Spitzenpositionen möglich macht, aber Millionen Tote in den letzten Jahren billigend in Kauf nimmt? Was denkt dieses System über den Besitzer des Beines, das wir oben sehen? Wollen Sie das wirklich wissen? In Brasilien – einem der übelsten Länder der Welt, was „Mord“ angeht, gibt es nur 5600o Tote im Jahr – nur, um mal eine Zahl zu nennen (siehe Taz)

Gut – Sie haben es so gewollt. Kommen wir zu Ärzten, Pharmaindustrie, der Regierung und … den Kindern, den schützenswertesten Wesen einer jeden Gesellschaft. Schauen Sie mal, was wir mit denen machen (siehe WDR):

Mehr als 50 Medikamentenversuche an Kindern wurden in deutschen Heimen in den 1950er bis 1970er Jahren durchgeführt. Dafür hat die Krefelder Pharmazeutin Sylvia Wagner Belege gefunden. Auch in Heimen in NRW hat es Testreihen gegeben – teils auf Anordnung der Politik.

Auf Anordnung der Politik? Das kann doch nicht sein? Doch – lauschen Sie weiter dem WDR

„In einem weiteren Heim – vermutlich ein Waisenheim in Düsseldorf – sind laut eines Fachartikels von 1954 mehr als 50 Kinder unter zwei Jahren mit einem Pockenimpfstoff behandelt worden. Im Anschluss führten Ärzte bei einigen der Kinder mehrfach schmerzhafte Knochenmarksuntersuchungen durch, um dabei festzustellen, dass das Knochenmark durch die Impfung geschädigt worden war.
Der Blick auf die Initiatoren dieses Versuches schockiert: Auftraggeber war das Bundesgesundheitsamt. „Materielle Unterstützung“ kam darüber hinaus vom Ministerium für Arbeit, Soziales und Wiederaufbau des Landes NRW.“

Gut – das ist lange her. Aber es ist das gleiche politische System. Gab keine Revolution seitdem, keine Säuberungen – aber Ärzte und Juristengenerationen, die von den Tätern ausgebildet worden sind. Und war ja auch nicht nur in NRW so – auch der NDR hat da was herausgefunden (siehe NDR):

„Insgesamt hat sie bundesweit Belege für etwa 50 Versuchsreihen gefunden, die bis in die 70er-Jahre in deutschen Heimen durchgeführt wurden. Auf Grundlage dieser Ergebnisse hofft sie, Zugang zu weiteren Archiven zu bekommen.“

Ich hoffe, sie wissen, dass hochbezahlte Ärzte dort teure Medikamente der Pharmaindustrie ausprobiert haben – an völlig Hilflosen:

„Du bist festgehalten worden, Nase zugehalten, Tablette rein“, sagt Wagle. Die Wirkung der Tabletten? Er sei „nicht mehr Herr seiner Sinne“ gewesen und habe nicht gewusst, welcher Tag gerade war.

Dann kamen die viel gehassten ´68, ein neuer Wind wehte durch das Land und die Verbrecher zogen sich eine Weile zurück: man konnte ja nicht wissen, wie viel Sympathien diese Hippies noch im Lande bekamen, nachher hätte sich die politische Landschaft noch geändert und Staatsanwälte wären auf Jagd gegangen: nein, das wollte man nicht noch einmal erleben. Auch heute noch deckt man in Kinderheimen regelmäßig – entgegen dem Wunschdenken und der Heile-Welt-Propaganda der Regierungen – immer noch Ungeheuerlichkeiten auf, wie jüngst in Bayern (siehe Br). Umgang mit „Minderleistern“ hat bei uns eine gewissen Tradition.

Und Nachschub wird ja auch geliefert. 2014 wurden 40000 Kinder „in Obhut“ genommen – also: mit Staatsgewalt via Jugendamt den Eltern geklaut (siehe HAZ). 2015 – jetzt halten Sie sich fest – waren es 77645 (siehe statista): eine wahre Orgie des Kinderklaus. Eine Steigerung von fast 100 Prozent. Sicher – da waren auch unbegleitete Asylkinder dabei – aber nur 22255 (siehe https://de.statista.com/statistik/daten/studie/581541/umfrage/unbegleitete-minderjaehrige-asylbewerber-in-deutschland-nach-herkunftslaendern/), der Rest ist Futter für die milliardenschwere „Pflegeindustrie“, die aus Kindesentzug ein Bombengeschäft macht – und dafür sorgt, dass die alten Heime niemals leer werden.

Wie sind wir jetzt auf Kinder gekommen? Ach ja – Ärzte und Pharmaindustrie. Die Inobhutnahme von Kindern kostet Sie als Steuerzahler auch Milliarden im Jahr, und einige dieser Kinder  – darüber sprachen wir erst letztens – kommen ja direkt durch staatliche Kürzungen ins Heim. Ja – wenn die alleinerziehende Mutter (oder beide Elternteile) nicht richtig „spuren“ und ihnen als Arbeitslose das Existenzminimum entzogen wird, dann droht den Kindern – weil ja finanzielle Not herrscht – die Heimunterbringung. Ist ja sowieso ein riesiges Sozialexperiment, dieses Hartz IV: wie viel kann man eigentlich kürzen, ohne dass die verhungern – auch die Kinder. Weniger als 3 Euro am Tag müssen für ihre komplette Ernährung herhalten, die natürlich noch so gesund wie möglich sein soll. Es gibt vielleicht Eltern, die das schaffen. Genauso gut gibt es Eltern, die mit dieser Form von Notstandswirtschaft überfordert sind, weil sie in ihrem Erwerbsleben gelernt haben, wo sie sich überall anpassen müssen, um offiziell „dazu zu gehören“: Reitunterricht, Geige und Karate für die Kinder inklusive. Gut: an allen drei Ausbildungen beteiligt sich der Staat mit zehn Euro im Monat – diese unermessliche Gnade blendet heute noch alle Kritiker. Äh – nein, zusammen mit zehn Euro, an jeder Reitstunde also mit 3,30 Euro.

Ach – ich merke: ich schweife schon wieder ab: obwohl das ja mit Ihrem Geld zu tun hat: die Mangelernährung der Hartz-IV-Opfer wird sich früh in chronischen Krankheiten zeigen, die dann richtig teuer werden – das werden Sie an Ihren Beiträgen schon merken. Und jetzt tun Sie nicht so, als wären die Eltern in Schuld: es sind die Entscheidungen von Regierenden, die diese Verhältnisse künstlich produzieren, damit genug Geld für Arzthonorare und Bundestagsdiäten in Traumgrößen vorhanden ist.

Nun – stimmt: es ging um diese Arzneimitteltests. An Kindern. Geht ja nicht nur um Kinder: die Regierung plant da wieder was neues, ist ganz aktuell … und nicht aus der Urgeschichte der Bundesrepublik. Nun: die Zöglinge der alten Garde haben ja jetzt ihre Pöstchen geerbt, was sollte man da anderes erwarten, als dass die Forderung nach Experimenten an Hilflosen wieder auflebt – jetzt als Gesetzt über Arzneimitteltests an Demenzkranken (siehe http://www.sueddeutsche.de/gesundheit/demenz-demenzkranke-duerfen-nicht-als-medizinische-versuchsobjekte-missbraucht-werden-1.3018372 ).

Ich kenne da so eine Demenzkranke.

Sie war in der Buchhaltung bei (xxx) in Hamburg, der alte Chef hat ihr sogar noch 12 Jahre nach ihrer Beschäftigung jedes Jahr zu Weihnachten einen ganzen Lachs geschenkt sowie feinste Lebkuchen usw…. nun hat sie Pflegstufe 3, sie haben damals in Veddel leben müssen neben der Raffinerie. Sie war nicht einen Tag krank …

das Heim ist ein sehr christliches, bis vor einem Jahr war es noch sehr gut , jetzt haben sie die Pflege ausgesourct und in eine Leiharbeitsfirma gegen, es arbeiten da nur noch Tschechen und Bulgaren die kaum ein Wort Deutsch sprechen, sind alle sehr lieb aber wenn man mal ne Anmerkung hat, nur Schulterzucken… tja so ist das in anderen Heimen auch langsam. Pflegekräfte beschweren sich, wegen zu wenig Geld u. zuviel Arbeit, so werden sie halt in Deutschland ausgetauscht gegen Menschen die auch unter dem Mindestlohn Arbeiten…

das Heim kostet jetzt bei Pflegstufe 3 340 Euro im Monat, Rente bekommt sie mit Witwenrente 1690 , ich wollte damals vor drei Jahren sie nach Thailand bringen, was meine Frau aber nicht wollte, dort würde eine 24 Stunden Betreung ca. 2000 Euro kosten, es wäre aber die Betreuenden Person 7 Tage 24 stunden anwesend u. schlafen entweder mit oder neben an mit im Zimmer..verstanden hat sie zur Zeit der schlimmen Demenz nichts mehr

Können Sie mir erklären, wieso Pflege für 12 Personen, die insgesamt 40008 Euro im Monat ausgeben und von EINER Mindestlohnkraft gepflegt werden (1360 Euro brutto im Monat), in Massenaltenhaltung enden muss? Nur zum Vergleich habe ich Ihnen mal große Luxusferienhäuser herausgesucht – auf Gran Canaria, wo es warm und trocken ist: dort zahlen Sie knapp 10000 Euro im Monat (siehe bellevue-Ferienhaus) – mit Pool. Wäre noch Geld für 11 weitere Pflegekräfte übrig – einen Koch und ein paar alternde Popstars plus Unterhaltung.

12 Leute in einem großen Raum  kann ich für weniger im Monat unterbringen –  keine 1000 Euro warm. Was kostet da eigentlich so viel?

Dabei geht es denen noch ganz gut: stundenlang im eigenen Kot liegen ist Alltag in deutschen Heimen (siehe http://www.huffingtonpost.de/2015/12/12/pflegenotstand-altenheime_n_8788804.html), die Menschen dort sehen sich den Tod herbei. Die so schlecht betreuten Menschen sterben dann auch gerne mal an Mangelpflege: Dekubitus kann Todesursache sein (siehe http://news.doccheck.com/de/19153/dekubitus-keinmal-pudern-und-fohnen-bitte/). Ja – das sieht unser Bein noch gut dagegen aus – gegen dem, was man in Altenheimen an kostengünstigem Siechtum so erleben kann.

Deutschland 2016.

Wissen Sie eigentlich, wann die geistige Grundlage für dieses Denken gelegt wurde, dass Betriebsgewinn vor Menschlichkeit setzte? Ich zitiere da mal was:

„So schwülstig und anachronisch die NS-Ideologie schien, so wenig war sie doch ein Hindernis für die Modernisierung von Wirtschaft und Gesellschaft. Im Gegenteil. Die Bevölkerungspolitik, die an den Kriterien rationeller, ökonomischer und sozialer Umstrukturierung ausgerichtet war, stand nicht im Widerspruch zu dem üblichen Reden von der „Bereinigung der Volkstumsgrenzen im Osten“. Erst duch die Verbindung der Ideologie mit der Rationalität der modernen Wissenschaft wurdn aus vagen Programmpunkten realisierbare, konkrete Projekte. Kategieren wie „Rasse“, „Blut“ und „Boden“ füllten Sozialwissenschaftler, Ökonomen und Agrarfachleute allmählich mit neuem Inhalt. Vollwertige Deutsche zeichneten sich demnach nicht mehr primär durch bestimmte Äußerlichkeiten aus, sondern durch Leistungsfähigkeit und Anpassungsbereitschaft. Dahinter stand das Ideal der Zwei-Drittel-Gesellschaft mit hoher sozialer Mobilität. Die Leistungsfähigen sollten duch die alten Klassengrenzen nicht länger am Aufstieg gehindert werden, das „unbrauchbare Drittel“ dagegen ausgegrenzt werden. Diese Politik erweiterte den sozialpolitischen Spielraum durch Umverteilung – Diskriminierung und Enteignung von Minderheiten gereichten der Mehrheit zum Vorteil.“ (siehe Aly/Heim, Vordenker der Vernichtung, Fischer Taschenbuchverlag, 5. Auflage 2004, Seite 289). 

Ja – lesen Sie das ruhig nochmal. Leistungsfähigkeit und Anpassungsbereitschaft zeichneten den neuen Deutschen aus – selbst wenn er gar kein Deutscher war. Die NS-Ideologie war nur eine leere Hülle – die voller Begeisterung von der jungen „Elite“ mit Inhalt gefüllt wurde … und mit konkreten Vorschlägen zur Behandlung von Minderleistern. Und diese Elite – überlebte die Entnazifizierung, bekam bald wieder hohe Posten und Bundesverdienstkreutze.

Merken Sie nun, wieso dieses Bein da oben nicht behandelt, aber weiterhin maximal belastet wird – für wenig Geld im Monat? Wenn ich jetzt „Vernichtung durch Arbeit“ sage, wird es wieder Kritik geben, weil solche Begriffe für die Vergangenheit reserviert sind. Dumm nur, dass sie nicht dort bleiben, sondern wiederkehren, dumm nur, dass hinter den Worten der Geschichte Taten im Alltag stecken.

Vielleicht sollten wir mal einen jungen Syrer zu Wort kommen lassen – die werden ja aktuell als besonders wertvoll angesehen (siehe https://www.berlinjournal.biz/syrer-fragt-warum-werden-fluechtlinge-besser-behandelt-als-obdachlose/)

„Al Dumani: „Eine der täglichen Szenen in Berlin, die ich oft sehe: Obdachlose schlafen überall unter harten Bedingungen, draußen, in der Kälte. Als Flüchtling tut mir dies in der Seele weh. Denn Berlin bietet mir ein stabiles Leben – aber für diese Menschen, die doch angestammte Berliner sind, bedeutet Obdachlosigkeit nichts als Instabilität.

Ich habe mich immer gefragt, warum Flüchtlingen offenbar eine bessere Versorgung zukommt als Obdachlosen: Essen, Kleidung, Betten – warum bekommen das diese Leute nicht? Es gibt zwar viele Obdachlosenheime in Berlin mit viel Personal. Auf mich wirkt es trotzdem so, als lasse Berlin die Leute auf der Straße im Stich. Ist denn die Zahl dieser Menschen größer als die Zahl der Geflüchteten? Oder liegt ihr Problem woanders? Warum finden Flüchtlinge Wärme, und diese Menschen schlafen in der Kälte?““

Die Antwort liegt in den Plänen zur Bevölkerungsreform in den dreißiger Jahren – nicht entwickelt von fanatischen Nazis, sondern von rationalen Experten der Wissenschaft. Mir fällt da eine Definition ein, die mir sehr gefiel, weil sie der Wahrheit wohl sehr nahe kommt: „Faschismus ist die Dominanz von Betriebswirtschaft über Menschlichkeit“. Ich denke: so kurz kann man die Wurzel des Horrors beschreiben.

Und nun wissen Sie auch, was Sie dem jungen Syrer antworten können, der sich verwundert umschaut in einem Land, in dem Hunde besser als Menschen behandelt werden: ER … ist wieder da. Und das ist gar nicht lustig. So wenig lustig, wie mit so einem unbehandelten Bein herumlaufen zu müssen, weil man Menschen gerne zeigt, dass sie Ballastexistenzen sind, auf die man im Prinzip gut verzichten kann.

Was man daran ändern kann? Nun – wie wäre es, wenn die Versicherten selber entscheiden, wie ihr Geld verteilt wird? Soviel gebe ich für Arzthonorare, soviel für Schmerztherapie, soviel für Röngten – und das kann dann verteilt werden. Wir hätten ein ganz anderes Land – aber: wer will das schon. Nachher wollen die Deutschen auch noch über ihre Steuergelder selbst bestimmen – und über die Höhe der fetten Diäten.

Aber wieso auch über Änderungen nachdenken? Deutschland geht es gut – und wer anderer Meinung ist, ist rechtsoffen, Verschwörungstheoretiker, Spinner … und sonstwie unerwünscht.

(PS: der ansonsten kostenlose Service der Redaktion, „Links“ bequem einzurichten, war diesmal aus technischen Gründen nicht möglich – sie wurden alle automatisch gelöscht. Deshalb diesmal … einiges etwas unkomfortabel – aber dafür halt immer noch kostenlos).

Deutschland-Analyse des Auswärtigen Amtes: „Deutschland ist in fast jeder Hinsicht ein autoritäres Land“.

eifelphilosoph_200

eifelphilosoph_200Sonntag, 21.9.2014. Eifel. Manchmal geschehen Dinge von großer Tragweite, die schnell bearbeitet werden müssen – wie heute. Da gibt es doch in der Tat eine Analyse des Auswärtigen Amtes über die Zustände in Deutschland. Ist ja auch sinnvoll, dass sich das Auswärtige Amt mal darüber Gedanken macht: immerhin müssen die wissen, was genau die im Ausland verkaufen wollen, sollen und müssen – nicht vergessen ist die große Schmach jener Zeiten, wo man versucht hat, Inder in die deutsche Wirtschaft zu locken – und keiner kam. Ebenso kommen die Polen und Rumänen nicht in dem Ausmaß über die Grenze, wie man es einst befürchtet hatte: der deutsche Ruf eilt halt den Werbeschreiben der Industrie voraus.

Was stellte das Auswärtige Amt fest?

„Deutschland ist in fast jeder Hinsicht ein autoritäres Land“ (siehe Spiegel).

Die Begründung ist erstaunlich, innerhalb weniger Jahre hat sich einiges geändert in diesem Land – so jedenfalls der Bericht.

Das Land habe sich „unter Bundeskanzlerin Angela Merkel zu einem fast in jeder Hinsicht autoritären Staat entwickelt“, schreiben die Beamten in einer internen Analyse.

Wer sich daran erinnert, wie Angela Merkel im Oktober 2008 in Sachen Finanzkrise die deutsche Presse auf Kurs gebracht hat (und die Presse brav folgte), der wird sich über diese Aussage nicht wundern. Doch die Analysten gingen ja noch weiter, beschrieben die grauenvollen Zustände in Deutschland bis ins Detail:

Große Teile der Mittelschicht und der Eliten trügen die Zustände mit, weil sie „wirtschaftlich vom existierenden System profitieren bzw. abhängig sind“. Korruption sei „Teil des Systems und wird nur selektiv bekämpft“, heißt es in dem Papier.

Grausige Zeilen, die hier zu lesen sind.

„Der Bundestag tanzt nach Merkels Pfeife, und die Justiz produziert für Berlin genehme Urteile“

Unglaublich, was es da zu lesen gibt. Warum wissen wir nichts davon?

Nun- es sind unsere Lebensumstände, die uns davon abhalten, hier klar zu sehen. Sybille Berg hatte das schon vor Wochen im Spiegel beschrieben:

Wir können nichts ändern. Wir sind zu müde. Zu gestresst, um nachzudenken. Es wäre verwegener Unfug zu behaupten, der real existierende Verblödungskapitalismus hielte die Menschen von Bildung und Kultur fern, aber durch die Eigendynamik der Lebensumstände ist es für den Einzelnen sehr aufwendig, sich Zeit zu nehmen, um sein Gehirn mit etwas anderem als TV-Serien und Games zu fordern.

Wir sind beschäftigt – rund um die Uhr, Tag für Tag. Wehmütig erinnert sich Frau Berg an frühere Zeiten – an Zeiten, als es noch andere Werte im Land gab … Zeiten, als das Land noch nicht autoritär war:

Damals, als wir noch dachten, Denker seien wichtig, Intellektuelle, PhilosophInnen. Sie wissen schon. Als wir noch glaubten, klug zu sein wäre wichtiger als Plastikmöpse, Sixpacks und abgeleistete Mountainbike-Kilometer. Als viele Menschen lieber etwas Sinnvolles tun wollten als etwas, das viel Geld einbringt.

Für heutige Generationen unglaubliche Zustände. Heutige Generationen erleben einen autoritären Staat, doch leider ist die Presse komplett in den Händen der Elite und bedient die Interessen jener Teile der Mittelschicht, die real vom existierenden System profitieren oder von ihm abhängig sind. Die Veränderungen der Staatstruktur werden  nicht mehr offen diskutiert, sie werden leidend hingenommen. Man bemüht sich um seinen Plastikbusen und seine Sixpacks (die einen in Form der Bauchmuskulatur, die anderen in Form von Getränken auf der Couch), ist aber weit jenseits der Fähigkeiten der älteren Generationen, Problemkomplexe zusammenhängend begreifen zu können. Selbst wenn die Medien den erfolgreichen Umbau der Gesellschaft kritisch begleiten würden: es gäbe kaum noch jemanden, der Zeit und Fähigkeiten genug aufbringen kann, die Informationen zu verarbeiten.

Dabei gibt es schon  hinreichend Informationen, wenn man nur genau hinschaut. Hören Sie zum Beispiel Norbeit Blüm, einen der profiliertesten Politiker Deutschlands, wenn er sich über die real existierende Justiz in Deutschland ausspricht (siehe Tagesspiegel):

Dabei habe ich festgestellt, dass meine Vorstellung von Recht und Gerichten ein Kinderglaube war. Ich war ja selbst als Politiker noch vor dem Bundesverfassungsgericht und habe es betreten, als gelange man in eine höhere Welt. Aber die Gerichte sind keine Tempel von Recht und Gerechtigkeit.

Erst unlängst haben die Gerichte den Einsatz der Bundeswehr im Inneren erlaubt. Gab ein wenig Gemaule, auch von älteren, noch romantischen Systemjournalisten – aber dann war wieder Ruhe. Kein Wunder: wer in Deutschland noch was zu sagen hat, profitiert von dem System. Achtet man darauf, wie das Urteil umgesetzt wird, muss man schon auf rare „linke“ Blätter ausweichen (siehe Taz):

Die Sicherheitsbehörden können in prekären Situationen künftig auf militärische Unterstützung zurückgreifen, wenn polizeiliche Mittel nicht ausreichend erscheinen. Aktuell stellt die Bundeswehr neue Einheiten im Rahmen des sogenannten Heimatschutzes auf. Die Regionalen Sicherungs- und Unterstützungskräfte (RSUKr) bestehen ausschließlich aus Reservisten der Bundeswehr.

„Soldaten für das aufsässige Volk“ – so betitelte Kai von Appen diesen Artikel, der ansonsten kaum Resonanz in der öffentlichen Debatte fand – dabei werden hier die Grundfesten der Demokratie erschüttert. Doch wen interessiert das schon noch: Plastikbusen und Sixpacks samt TV gibt es auch in Diktaturen … gerade dort wird die Lebensweise des häuslichen „Cocooning“ exzessiv gefördert: bloß kein realer Kontakt der Bürger untereinander ohne Kontrolle der zuständigen Behörden und staatstragenden Partien – so die interne Devise.

Der Bundestag tanzt nach Merkels Pfeife? Ich denke, man braucht hier nichts zu zitieren. Ich erinnere an das Debakel um den gigantischen europäischen Rettungsschirm – kaum ein Parlamentarier konnte bei konkreten Nachfragen korrekte Antworten geben. Wie sah es aus mit den Waffenlieferungen ins Ausland? Ging auch fast ohne Parlament. Geheimabkommen mit dem kapitalistischen Ausland (CISA, TTIP, CETA) – alles möglich ohne großartige Debatten ohne „Fraktionszwang“ – ein Zwang, der selbst schon Anlaß genug gibt, über die Freiheit der Abgeordneten kritisch nachzudenken.

Beim Thema Bundestag kommen wir natürlich auch gleich zu dem Thema Korruption. Wieder einmal müssen wir erstmal außerhalb der systemtragenden Medien nach relevanten Informationen suchen (siehe Taz)

Aber ungerechtfertigte Einflussnahme gibt es auch hierzulande. Die beginnt unter den schätzungsweise 5.000 Lobbyisten allein in Berlin, von denen manche die Politiker abseits offener, demokratischer Verfahren für ihre Interessen einspannen wollen. Und sie endet in nicht wenigen Fällen dort, wo öffentliche Aufträge und Informationen ver- und gekauft werden.

Da reden acht Lobbyisten auf einen Abgeordneten ein – zusätzlich zu den Parteikollegen, die den Einzelnen als Stimmvieh auf Kurs halten sollen, damit die Autokratie nicht gefährdet wird: für unabhängige, kritisch und frei denkende Politiker ist hier kein Raum mehr – mal ganz abgesehen davon, dass sie schon allein durch fürstliche Diäten in den Kreis der Systemelite aufgenommen worden sind – und wer hat noch nicht gemerkt, dass Geld das Bewusstsein prägt?

Kosten der Korruption in Deutschland? Absolut gewaltig: 250 Milliarden Euro Schaden richten diese Praktiken außerhalb des Bundestages an (siehe Welt), damit erreicht man fast die Dimensionen es Bundeshaushaltes, in dem auch die Kosten für Rente, Gesundheit und Arbeitslosigkeit enthalten sind.

Wer die Folgen des autoritären Staates zu tragen hat? Jene, die zugunsten der „Elite“ ihr Leben auf einem absolut kostenminimierten Existenzenniveau bewältigen müssen: die Arbeitslosen, zumeist kranke, alte und behinderte Menschen, die in Folge eines gnadenlosen Selektionsprozess der deutschen Wirtschaft (also: der Profiteure des Systems) aussortiert wurden. Eine Rückkehr zur Politik der Armenhäuser wird an ihnen vollzogen (siehe Heise), sie erhalten Reiseverbot und Hausarrest,  werden zu Zangsarbeit herangezogen oder durch staatliche Anordnung („Sanktionen“) dem Hunger- und Kältetod preisgegeben (wobei ohne Rücksicht auf Verluste auch Vermieter trotz laufender vertraglicher Verpflichtungen mit sanktioniert werden – siehe Weserkurier, eine Praxis, die die so ausselektierten Bürger zu Aussätzigen macht, denen man besser keinen Wohnraum zur Verfügung stellt) oder willkürlichen, entwürdigenden Drogentests unterzogen (siehe Huffingtonpost): rein autokratische staatliche Willkür schafft so einen künstlichen sozialen Abfallraum (das sogenannte „Prekariat“), der ein enormes Drohpotential für die jungen, gesunden Schichten der Bevölkerung enthält.

Die so drangsalierten Menschen verlieren durch die staatliche Versorgungspraxis fünf Jahre ihres Lebens (siehe Heilpraxis.net), weshalb es gerechtfertigt scheint, von einem schleichenden Genozid an Armen zu reden, der jederzeit in offenem Genozid übergehen kann.

Nebenbei bemerkt: das deutsche Modell wird langsam zum Beispiel für den ganzen europäischen Wirtschaftsraum, wieder einmal soll am deutschen Wesen, die Welt genesen – sogar in Frankreich (siehe Heise):

In der Vergangenheit hätten Krisenzeiten das Mitgefühl der Franzosen mit den Ärmeren verstärkt, seit 2008 beobachte man aber das Gegenteil: Die Solidarität lasse bedenklich nach, der Blick auf die Ärmeren verhärte sich, meldet das französische Forschungszentrum für die Beobachtung der Lebensverhältnisse.

„Große Teile der Mittelschicht und der Elite tragen diese Entwicklung mit“, was sich auch im Bildungs- und Gesundheitsbereich zeigt (siehe Frankfurter Rundschau)

Deutschland kommt trotz einiger Fortschritte beim europäischen Vergleich zur „Bildungsgerechtigkeit“ nicht über einen 14. Rang hinaus. Der Zusammenhang zwischen sozialem Hintergrund und Bildungserfolg – schon in den Pisa-Vergleichsstudien immer wieder kritisiert – sei noch immer viel zu groß.

Im Bereich Gesundheit (Rang 10) kann Deutschland zwar eine hochwertige medizinische Versorgung vorweisen, stellt die Studie fest. Dennoch sei die Zahl der hier zu erwartenden „gesunden Lebensjahre“ im EU-Vergleich unterdurchschnittlich (Rang 23).

Mittelschicht und Elite schotten sich bildungsmäßig ab: das Elternhaus bestimmt wieder Karriere und Bildungsmöglichkeiten (siehe Zeit), Deutschland entwickelt sich  zurück zu einem feudalen Klassenstaat – und zwei Drittel der Bevölkerung folgen der Kanzlerin auf diesem Weg – einem Weg, in dem der Bundespräsident Gauck als „König“ bezeichnet werden kann, der das Volk erzieht (siehe Zeit): aktuell erzieht er es zum Hass auf Russland (siehe Süddeutsche) und beteiligt sich gezielt an der Eskalation des Konfliktes in der Ukraine (siehe Süddeutsche): das autokratische Regime Merkel hat einen passenden Präsidenten, der die Zukunft der Deutschen auf den Schlachtfeldern der Moderne sieht.

Lediglich ein paar Linke im Bundestag fällt noch auf, welch´ sonderbarer Kurs von Deutschland und der ganzen Nato gefahren wird – wie beim aktuellen Manöver in der Ukraine (siehe Fraktion Die Linke):

Das NATO-Manöver hat sich den Namen ‚Schneller Dreizack‘ gegeben. Der Dreizack war und ist ein Symbol des militanten Flügels der Stepan-Bandera-Organisation. Diese Organisation war Teil der Nazi-Armee in der Ukraine und ist besonders durch die aggressive Vernichtungspolitik gegen Jüdinnen und Juden in der Westukraine bekannt geworden.

Wir sehen: das Auswärtige Amt liegt mit seiner Analyse völlig richtig … die deutsche Autokratie wird zum Problem für Europa und die Welt.

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Und nun: eine Entschuldigung. Wer dem oben genannten Link nachgegangen ist, wird gemerkt haben, dass es sich bei der Analyse des Auswärtigen Amtes NICHT um Deutschland gehandelten hat. Die kursiv gesetzten Zitate wurden von MIR verändert, im Original bezogen sie sich auf Russland: ein Propagandastück der aktuell sehr modernen Russenhatz in den deutschen Medien. Ich hoffe sehr, dass der kleine Kunstgriff dazu motiviert, ein wenig über Zustände in Deutschland nachzudenken – und darüber, dass man Zurückhaltung beim Steinwurf üben sollte, wenn man sich in einem Glashaus befindet.

In Wahrheit beschreibt der Spiegelartikel nicht nur Russland, sondern die bedenkliche Entwicklung der demokratischen Zivilgesellschaft auf der gesamen nördlichen Halbkugel des Planeten: zwei Drittel der Bevölkerung opfern des restliche Drittel zum Wohle der eigenen Bequemlichkeit, bauen die demokratischen Systeme zu Autokratien um, vor denen sich die Bürger in ihren Wohnungen verstecken – deshalb fehlen uns auch die großen Massendemonstrationen. Was ich hier schrieb, ist schon längst Bestandteil des Lebensgefühls der Bundesbürger.

Deutschland 2012: die Unmenschen sind zurück. Und sie sind mit Unfug und Betrug sehr, sehr reich geworden.

Deutschland 2012: die Unmenschen sind zurück. Und sie sind mit Unfug und Betrug sehr, sehr reich geworden.

Mittwoch, 18.7.2012. Eifel. Urlaubszeit. Eigentlich die Zeit, in der man einmal Abstand von allem nehmen sollte – vor allem vom Alltag. Nun – aus ganz privaten Gründen habe ich im Urlaub aktuell überhaupt keine Zeit, was dazu führt, das ich viel zu wenig zum Lesen komme und noch weniger zum Schreiben – was mich persönlich ärgert, zeigt es sich doch, das es zwar kein Einkommen beschert aber überhaupt nicht umsonst ist … weder das Schreiben, noch das Lesen. Ich habe da etwas gefunden, das ich gerne teilen möchte … mitteilen.  Es ist eigentlich hoch brisant, sollte in allen viel gelesenen Zeitungen erscheinen … aber, wie ich fürchte, wird dieser Ort der einzige in der neuen Medienwelt des 21. Jahrhunderts sein, der ihn abbildet. Doch kommen wir zu den Worten, die ich mitbrachte, Worte, die zeigen, welcher Horror sich schon längst hinter dem Alltag versteckt, dem wir so elegant auf Malle oder in Bulgarien entkommen wollen:

Das Problem, vieler Dichter, die aus dem Exil nach Deutschland zurückgekehrt sind, war die Verfälschung der Sprache. Sie haben deutlicher als die daheim gebliebenen gespürt, dass das Dritte Reich die Sprache verroht hat. Es war nicht mehr die Sprache der Dichter und Denker, sondern die Sprache von Unmenschen. Der Politikwissenschaftler Dolf Sternberg hat diese Sprache des Unmenschen untersucht.

Die Sprache des Unmenschen zeichne sich aus durch eine Anhäufung von Zugriffsworten, wie sie in den Worten mit dem Präfix „be“ aufscheinen: „befehlen, beaufsichtigen, bekämpfen, beherrschen, bestimmen, behandeln, befolgen“. Das Präfix „be“ meine die Einwirkung auf eine Person bis hin zur vollen Bewältigung und Bemächtigung dieser Person oder Sache.

(Zitiert bei Anselm Grün, Wo ich zu Hause bin, Kreuzverlag 2011, S 49-50).

So einfach lässt sich der Unmensch also diagnostizieren. Einfach auf die Häufung von Präfix „be“ achten – und schon weiß man, wann wieder die Gestapo vor der Tür steht, um den Lebensberechtigungsschein einzuziehen. Aber: ist das wirklich so?  Ist diese Häufung zu beobachten?

Nun – ans „behandeln“ haben wir uns gewöhnt, in Griechenland wird bestimmt, beaufsichtigt und es soll befolgt werden, was befohlen wird. Ja – Krankheiten werden nicht mehr beheilt, sie werden be-handelt. Daran kann man viel mehr verdienen, weil es (so das stille Geheimnis der Mediziner) ÜBERHAUPT NICHTS BRINGT und deshalb beliebig oft abgerechnet werden kann.

An beherrschen haben wir uns auch gewöhnt. Beherrschen ist der Tenor des neoliberalen Menschenbildes, es gibt in dem Zusammenhang einen (auch aus anderen Gründen äußerst lesenswerten) Artikel in der FAZ, aus dem ich nur kurz zitieren möchte:

Die Regierung Schröder hat in Kooperation mit der gesetzesverschärfend agierenden CDU seinerzeit einen Paradigmenwechsel eingeläutet. Das grundsätzlich negative Menschenbild des Neoliberalismus wurde als Grundannahme in die Sozialpolitik eingeführt. 

Ja, da haben wir uns wirklich erschrocken, oder? Da waren die Unmenschen auf einmal wieder offen im staatlichen Machtapparat zugange, der Mensch brauchte wieder Druck, um zu funktionieren, er bekam dadurch zwar keine Arbeit, aber „BE-SCHÄFTIGUNG“.

Da war unser kleines Präfix wieder, es begleitete den historischen Paradigmenwechsel, der aus einem Sozialstaat ein Arbeitslager machte. Doch damit nicht genug von den Präfixen, den zeitgleich zu der Beschäftigung gab es noch ein neues, das ausserordentlich fremd klang, weil es ein Kunstwort ist, das ich zuerst (bezeichnenderweise) bei Sozialarbeitern vernahm. Anstelle von Erziehung und Bildung trat – die BE-SCHULUNG. Heute ein Fachbegriff, der sehr dem Wort Beschallung gleicht in in etwa auch das Gleiche meint: das sinn- und ziellose Ausgießen von Lernstoff über Schüler.  Das Lernstoffbeschallung bei Pisa keine guten Ergebnisse zeigte, wunderte ernsthafte Pädagogen nicht: in Wirklichkeit hatte man die Erfolge von einhundertfünfzig Jahren Pädagogik einfach ausgelöscht zugunsten einer Massenveranstaltung, die nur die Blödesten gesund überstehen: Generation Doof wurde gezielt gezüchtet.

Aber nicht nur hier wurde ein neues Kunstwort erfunden, damit das Unmenschentum auch über die angemessene Begrifflichkeit verfügt, auch der Kindergarten- bzw. Unterhaltungsbereich wurde neu definiert: was früher Erziehung und erbauliche Unterhaltung war, wurde zu: BE-SPAßUNG.

So nennt man Theater, Oper und Ballet gerne: Reichenbespaßung. Oder Unmenschenbespaßung.

Natürlich dürfen wir bei der einfachen Wortanalyse nicht stehenbleiben, es ist schon die Zeit gekommen, mal in den Benachrichtigungen nachzuschauen, ob sich unser Anfangsverdacht auch in der alltäglichen Realität bestätigen lässt. Begeben wir uns also erstmal zum Handelsblatt, wo man Erstaunliches bekannt gibt:

Schäffler schreibt dazu in seinem Brief an Lammert: „In den offiziellen und dem Bundestag vorgelegten Dokumenten ist nirgends die Rede davon, dass Banken aus dem ESM direkt rekapitalisiert werden sollen, obwohl das bereits geplant wird.“

Da wurde jemand belogen und der Steuerzahler beschissen – so etwas können nur Unmenschen tun.

Gehen wir hinüber zum Spiegel, wo Jakob Augstein sich zu dem Vorschlag äußert, das die Reichen die Republik retten sollen. Er hat in dem Zusammenhang eine interessante Rechnung aufgemacht, die man trotz Beschulung und Bespaßung noch einigermaßen leicht nachvollziehen kann:

Kurzer Überblick über die Zahlen: Ein Vermögen von mehr als 250.000 Euro gesellt seinen Besitzer in Deutschland zu den reichsten acht Prozent der Bevölkerung. Das sind immerhin 4,4 Millionen Menschen. Nach dem Vorschlag des DIW würden diese Bürger zum Kauf von Anleihen in Höhe von zehn Prozent ihres Vermögens verpflichtet. Das ergibt 230 Milliarden Euro.

Das wäre was, oder? Nur zehn Prozent, dann auch noch nur geliehen und wir könnten unser Probleme im Land vergessen. Vergessen können wir stattdessen, das die Reichen ihre Beute der letzten Jahre auch nur leihen würden. Sie wollen das Land bluten sehen … und vergessen dabei ganz, das ohne die Pest der Neoliberalisierung die Zahl der Reichen in Deutschland deutlich geringer wäre, die Zahl der Armen aber auch. Der Chefredakteur der Welt wendet sich gleich voller Panik persönlich an die Leser:

„Der Charme einer Zwangsanleihe liegt darin“, freut sich der schleswig-holsteinische SPD-Chef Stegner, und er spricht hier wirklich von „Charme“, „dass sie nur Leute betrifft, die es sich leisten können.“ Oder die Leute, möchte man entgegnen, die gespart und vorgesorgt haben, so wie es die Politik immer predigt.

Und Andrea Seibel, unsere stellvertretende Chefredakteurin, hat kommentiert. Sie ist „mit diesem nehmenden Staat“ nicht mehr einverstanden und wehrt sich im Leitartikel auf Seite 11 dagegen, „dass Erfolg und Wohlstand in Deutschland unter Generalverdacht stehen, so als sei Vermögen nur auf kriminellem Wege zu erlangen und unterliege daher der Enteignungspflicht“.

Das sind harte Worte, die nachdenklich stimmen

Betrachten wir doch mal so einen Reichen aus der Nähe.

Boris Becker, zum Beispiel. Dessen Haus wird – siehe Welt – gerade zwangsversteigert:

Um 11 Uhr in Saal Nummer 6 des Gerichts in Palma wird dann wohl das Haupthaus von „Son Coll“ angepriesen werden: 800 Quadratmeter ist es groß, verfügt über fünf Bäder, drei Schlafzimmer, Küche, Bibliothek und ein Spielzimmer – luxuriös eingerichtet von Beckers Ex-Frau Barbara.

Hinzu kommen weitere Häuser für Gäste und Personal, ein Poolhaus, ein Weinkeller, Pferdeställe, ein Hubschrauberlande – und natürlich ein Tennisplatz. Umgeben ist das Gelände von einer nicht zu knapp geratenen Gartenanlage, in der sich Becker auch ein Amphitheater einrichten ließ. Rockbands wollte er darin auftreten lassen.

Ein wahrhaft fürstliches Anwesen. Was hat Herr Becker dafür geleistet? Die Pest besiegt? Die Welt vor einem Krieg gerettet? Ein Zwergkaninchen von der Autobahn geholt?

Nein.

Er hat den Tennisplatz BE-SPIELT.

Reiche bespaßt.

Und andere – Reiche – haben dann dafür viel Geld gegeben, das er auch reich wird. Er hat dann das gemacht, was alle Reichen machen (und was leider in der Tat zu dem von Frau Seibel befürchteten Generalverdacht führt): Steuern hinterzogen, siehe Wikipedia:

Das Landgericht München I verurteilte ihn am 24. Oktober 2002 zu einer Haftstrafe von zwei Jahren, die Strafe wurde zur Bewährung ausgesetzt. Zudem wurde er dazu verpflichtet, 300.000 Euro (500 Tagessätze zu je 600 Euro) Geldstrafe zu zahlen und 200.000 Euro Geldbuße an verschiedene karitative Einrichtungen zu überweisen.

Becker habe bewusst falsche Angaben in seinen Steuererklärungen gemacht, um 3,3 Millionen Mark zu sparen. Der ehemalige Sportler hatte zu Beginn des Prozesses zugegeben, zwischen 1991 und 1993 in München gewohnt zu haben, obwohl er offiziell in Monaco gemeldet war. Becker sagte: „Ich wusste und kannte die Gefahren und habe das in Kauf genommen“. Er betonte aber, man könne ihm nicht vorwerfen, Einnahmen verschwiegen oder kriminelle Machenschaften betrieben zu haben.

Nein, Herr Becker, Steuerhinterziehung ist natürlich nicht kriminell. Sie zahlen halt nur den Eintritt nicht, wollen aber die ganze Show genießen – und zwar ganz vorne, dann gerne noch auf erhöhten Plätzen, damit die anderen nicht auch noch was sehen. Der Stern berichtet, woher Beckers Geld herkommt:

Auf zirka 340 Millionen Mark wurde im Juli 2001 das Vermögen geschätzt, das Becker durch Preisgelder und Werbeverträge verdient hatte. 

Das zahlen wir alle – durch Preise – und die Sponsoren und Firmen setzen es von der Steuer ab. Nicht ein einziger, durch ehrliche harte Arbeit verdienter Euro ist da drunter – alles nur ein Umverteilen von unten nach oben.

Das sieht gut aus und macht viele reich … aber in einem geschlossenen System wie dem Geldkreislauf führt das immer dazu, es es unten ganz vielen immer be-schissener geht. Physiker wussten das früher, bis bekannt wurde, das die EZB das geschlossene System einfach öffnen kann, so dass immer mehr Billionen verbeckert werden können.

Auf einmal merkt man: die Unmenschen sind in der Tat wieder zurück, sind sehr sehr reich geworden – und bedrohen uns lächerlicherweise auch noch mit Auswanderung (siehe Welt), als hätte es irgendeinen finanziellen Effekt, wenn sie keine Steuern mehr in Deutschland hinterziehen.

Man sollte es begrüßen. Was wäre gewesen, wenn Hitler 1933 gesagt hätte: „Wenn ihr uns nicht wählt, dann marschieren wir eben nach Bolivien!“.  Die Nazis wären zwölf Jahre früher dort angekommen – und wir hätten die Macht des Präfix „be“ nie kennengelernt.

Wären das schöne Zeiten geworden.

Vielleicht sollten wir es begrüßen, wenn sie gehen. Endlich könnte man wieder Bildung und Erziehung betreiben, gehobene Unterhaltung (bei der man vielleicht sogar noch was lernt) wäre wieder hoch im Kurs, man könnte es sogar als gebildeter Mensch wieder wagen, den Fernsehapparat einzuschalten und Arbeit … wäre wieder mit Einkommen verbunden. Man bräuchte nur noch nach abgeschlossener Aussiedlung der finanziellen Triebtäter eine neue Währung einführen – und schon wären wir alle Sorgen und Schulden los und könnten – ganz ohne Krieg diesmal – gleich wieder völlig von vorne  anfangen.

Wäre doch schön oder?

Und würde uns viel ersparen.

PS:

Das Herr Becker ein Unmensch ist, möchte ich nicht behaupten, auch wenn er Steuern hinterzieht, gerade keine Rechnungen bezahlt und Schulden macht. Aber man sollte mal genau der Spur des Geldes folgen, das in seinen Taschen gelandet ist – ich bin mir sicher, das man dann zur Präfix-Quelle stößt – und zum Hort der neuen Unmenschen, die uns schon jetzt ihre Unmenschensprache aufdrücken.

 

 

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