Arbeitsmarktpolitik

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Das verlogene Flüchtlingsdrama

In der ganzen Menschheitsgeschichte waren noch nie so viele Flüchtlinge unterwegs. Tägliche Meldungen in den Zeitungen über Flüchtende erreichen langsam einen Sättigungsgrad, der Mitleid leider in Fremdenhass mutieren lässt. Aufgrund der immer weiter wachsenden Zahl von fliehenden Menschen, wächst die Unsicherheit beim einheimischen Volk und sie wissen nicht, wie sie mit den ganzen Flüchtlingen umgehen sollen. Angeheizt wird die Diskussion mit aufreisserischen Schlagzeilen, welche die Flüchtlinge als Wirtschaftsschmarotzer, Kriminelle, Unruhestifter, Drogendealer, Ebola-Kuriere und Halsabschneider betiteln. Die Masse der Michels verlässt sich immer noch auf die Berichterstattung der Verblödungsblätter und sobald ein Text ihren inneren Frust beschreibt, wird gleichzeitig mit dem Finger auf die Schuldigen gezeigt, egal ob sie wirklich schuldig sind oder nicht. Aber in der Massenmeinung ist das Wort Flüchtling allmählich als Schimpfwort etabliert worden.

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Das haben wir den lieben Journalisten zu verdanken, die mit brauner Tinte ihr Gedankengut unters Volk verteilen, bis jeder nur noch in einem Ausländer einen Feind sieht. Das führt mitunter zu paradoxen Szenerien. Letzte Woche haben Rechtsextreme und Hooligans gegen Salafisten, im Grunde gegen jeden Muslim, demonstriert, wollen alle aus dem Land werfen und in einer Grölpause geht man schnell zur Frittenbude und lässt sich von einem solchen Ausländer den Magen füllen. Möglichst noch mit einem Döner, dem urtypisch deutschen Snack. Man stopft sich den Junk-Food in die Birne und bevor man runtergeschluckt hat wird schon wieder „Ausländer raus“ durch den vorgekauten Döner geschrien. Ist das Toleranz, Dummheit oder einfach nur kollektives Gejohle?

Um hier ein wenig Klarheit zu vermitteln, möchte ich die Geschichte der Flüchtlinge erläutern. Nicht Einzelschicksale, sondern generell dass Flüchtlings-Phänomen erörtern.
Seit es Menschen gibt, gibt es auch Flüchtlinge. Als wir noch mit Lendenschurz und Keule unterwegs waren, flüchteten wir, falls die Wunschhöhle schon von einem wilden Tier bewohnt oder wenn das Wasserloch von einer grösseren Sippe beansprucht wurde. Flucht ist also ein natürliches Verhalten, das einzig dem Lebenserhalt dient. Heute hat sich daran nichts geändert. Die Ursachen sind teils die Gleichen geblieben. Viele Menschen haben nach wie vor keinen Zutritt zu sauberem Wasser und nach drei Tagen ohne Flüssigkeit macht man den Schirm zu. Also flüchtet man zur nächsten Wasserstelle. Dasselbe mit der Nahrung. Millionen von Menschen flüchten von Essensration zu Essensration. Hier haben sie wenigstens drei Wochen Zeit, bis der Körper seinen Dienst versagt. Einzig die wilden Tiere sind verschwunden und machen Bomben und Sprengfallen Platz. Das Resultat ist ebenfalls das Gleiche. Die heimische „Höhle“ wird unbewohnbar was wiederum eine Flucht nach sich zieht.

Dann hören die Flüchtenden vom reichen Europa, wo es immer Geld hat, wo die Geschäfte so voll mit Konsumgütern sind, dass nicht einmal alle verkauft werden können und sogar weggeschmissen werden. Alle sind schön angezogen, die Autos glänzen , jeder ist satt und am Himmel fliegen grosse Vögel, die einen überall hinbringen wohin man will. Jetzt mal ehrlich, wenn ihre Heimat zerbombt wurde, die Familie kurz vor dem Verhungern ist und ihr ganzes Hab und Gut verloren haben, würden Sie nicht auch dorthin gehen, wo das Überleben ihrer Familie eine grössere Chance hätte. Oder würden Sie in ihrem zerstörten Haus bleiben mit der Gefahr, dass ihre Liebsten vergewaltigt, getötet, verschleppt oder gefoltert werden? Ich glaube es ist verständlich, wenn jeder versucht in dieser Situation sein Heil in der Flucht zu finden.

Dabei ist es ja nicht so, dass die Flüchtlinge einen Familienausflug machen mit anschliessender Kreuzfahrt über das Mittelmeer. In der Regel kratzen sie die letzten Groschen zusammen, um sie den mafiösen Schleppern zu geben in der Hoffnung, dass ihre Familie überlebt. Dann beginnt die Reise in einem Schlauchboot, völlig überbelegt und mit ungewissem Ausgang. Mittlerweile arbeiten die Menschschlepper mit den europäischen Politikern zusammen und versenken die Flüchtlingsboote mitten auf dem Meer. Die Schlepper werden von Schnellbooten abgeholt und die Zurückgelassenen lässt man absaufen. Für die Politiker und Militär wäre es ein Einfaches, einen Korridor über das Mittelmeer zu errichten, um den Flüchtlingen eine sichere Überfahrt zu gewähren, aber das machen sie nicht. In ihren Augen ist jedes gesunkene Boot weniger Arbeit. Sonst müssten sie mal zu denken anfangen, wie man die vielen Flüchtlinge unterstützen kann, ohne das eigene Volk zu brüskieren. Aber eben, das mit dem Denken in den Führungsetagen ist so eine Sache.

Dabei sind viele Deutsche selber Flüchtlinge. Sie sind sogar in der Flüchtlingsgruppe vertreten, die am meisten verurteilt wird. Die sogenannten Wirtschafts-Flüchtlinge. Haben selber volle Supermärkte, bekommen vom Staat Gratis-Geld, haben ein Dach über dem Kopf. Sie sind aber immer noch unzufrieden und wollen mehr. Da kein Feind in der Nähe ist, die Wohnung bewohnbar, das Auto mit symbolischen Materialismus vollgestopft und die Kinder nach wie vor auf dem Handy daddeln können, muss man unbedingt seinen sich eigeredeten, mittellosen Standard verbessern und ins angrenzende Ausland flüchten. Ich habe es jetzt extra ein wenig überspitzt ausgedrückt, aber eines müssen wir Europäer uns gefallen lassen. Die grössten Wirtschaftsflüchtlinge sind wir selber. Nicht die, welche ums nackte Überleben kämpfen.

Früher prangerten wir die vielen Spanier, Italiener, Türken und sonstige Arbeiter aus dem Süden als Wirtschaftsflüchtlinge an. Dabei sind die wenigsten Einheimischen bereit, die Drecksarbeit zu machen, welche wir den Ausländischen Arbeitern gerne aufgetragen haben. In meiner Zeit auf dem Bau waren 8 von 10 Arbeitern Ausländer und machten sich wirklich schmutzig. Die Einheimischen sah man höchstens mit Krawatte oder im Bauwagen. Selten im Dreck. Mittlerweile geht es dem europäischen Volk so schlecht, aufgrund länderübergreifender, politischer Inkompetenz, dass sie selber zu den verhassten Flüchtlingen werden. Jetzt haben wir wieder die gleiche Situation wie vor tausenden von Jahren am Wasserloch. Die Sippe der einheimischen Flüchtlinge ist grösser als die Dazugekommenen. Also werden die neuen „Mundräuber“ verjagt, respektive durch die Medien denunziert.

Sind wir immer noch solche Barbaren? Da wird in verschiedenen, heilig gemachten Büchern die Nächstenliebe propagiert und in der Realität betrifft die Nächstenliebe nur die eigene Nasenspitze. Wir glauben immer noch, dass die Flüchtlingswelle ein Problem ist, übersehen aber, dass nur die Politiker ein Problem daraus machen. Würden sie nicht Milliarden an Steuergeldern zum Fenster rausschmeissen, alle hätten genug, sogar die neuen Flüchtlinge. Dasselbe mit dem Platz. Da stöhnen Gemeinden und Kommunen über die hohen Flüchtlingszahlen. Kein Wunder, wenn man alle auf kleinem Raum zusammenpfercht, sieht es schnell überbevölkert aus. Auch hier haben die Politiker versagt. Aber das hat System.

Die geschürte Unzufriedenheit des eigenen Volkes ermöglicht den Ausbau des Überwachungsstaates. Man hetzt jeden gegen jeden auf und darf dafür das Verteidigungs-Budget aufstocken. Sie wollen keinen sozialen Frieden. Denn wäre er da, könnten sic h die Leute mit den kriminellen Machenschaften in Berlin und Brüssel auseinandersetzen. Aber so sind sie mit dem gezüchteten Feindbild „Ausländer“ vollends beschäftigt und werden erfolgreich von den politischen Kungeleien abgelenkt. Die HoGeSa-Fetischisten lassen sich so vor den politischen Dreckskarren spannen und merken es nicht.

Es würde mich interessieren, was passiert, wenn jeder Hooligan und Rechtsextreme sich plötzlich für die Flüchtlinge einsetzen würden? In Brüssel, Berlin, Paris und überall dort, wo die politische Elite den Fremdenhass für ihre Zwecke instrumentalisiert, bräche die Panik aus. Schnell organisierten sie verkleidete Geheimdienstler, die sich als Salafisten ausgeben und gezielt gegen das einheimische Volk vorgehen. Nur damit die Fremdenhass-Flamme nicht erlischt. Diese Strategie konnte man in der Ukraine, Türkei, Syrien, Hong Kong und Griechenland sehr gut beobachten. In diversen YouTube-Filmchen sieht man blonde Radikale, die viele Sprachen beherrschen, ausser arabisch.

Es wird Zeit, dass der Michel schnallt, dass die Flüchtlingswellen politisch gewollt sind um im eigenen Land eine Destabilisation zu erreichen. Einzig zum Zweck, die politische Führung zu schützen und von ihren unlauteren Methoden abzulenken. Ein perverses Treiben, dass bereits tausenden Unschuldiger das Leben gekostet hat. Ich gehe sogar soweit zu behaupten, dass zum Beispiel die italienische Regierung einen Deal mit den Schleppern hat, wieviele Boote nach Lampedusa kommen dürfen und wie viele versenkt werden. Sie haben ja bereits beste Verbindungen zur Mafia und helfen ihnen seit Jahrzehnten Industriemüll, radioaktiven Abfall und Gefahrengut im Meer zu versenken. Da liegt es auf der Hand, dass diese guten geschäftlichen Beziehungen gepflegt werden. Was versenkt wird ist schlussendlich egal, Hauptsache man kann seinen Ferienpalast in der Toscana mit vergoldeten WC-Deckeln verzieren oder mit Minderjährigen ausschweifende Partys feiern.

So gesehen sind Flüchtlinge kein Problem, sie werden zu einem gemacht. Solange wir das Gesülze von problematischen Immigranten den Zeitungen und ihren Diktierern abkaufen, solange wird weiter Hass geschürt und auf den Buckeln derer entladen, die eigentlich nur ums nackte Überleben kämpfen. So wie wir mittlerweile auch.

Politik in Deutschland Nichts sehen – Nichts sagen – Nichts kommentieren – Alles ist gut

Zwei Beispiele:

1. In die gezielten Tötungen von Terrorverdächtigen in Afrika durch Drohnen sind US-Standorte in Deutschland maßgeblich eingebunden.

2. Aus heiterem Himmel gefeuert.

Quelle: ARD panorama 30.05.2013

 

 

 

Arbeitnehmer: Von der Politik verkauft – Von Gewerkschaften verraten

Über Löhne für Arbeitnehmer, von den man (nicht) leben kann, war bereits mehrfach ein Thema im Nachrichtenspiegel, bleibt aber ein Dauerbrenner, schon deshalb weil die Arbeitgeber sich immer etwas neues einfallen lassen um ihren Profit gnadenlos zu erhöhen, zu Lasten von Arbeitnehmern. Möglich ist das geworden, weil  die Gewerkschaften  mit der Agenda 2010, gleich mit über den Tisch gezogen worden sind. Es gibt nicht mehr viele Arbeitnehmer, welche sich von den Gewerkschaften im Kampf für anständige Löhne vertreten fühlen. Heute nutzen die Arbeitgeber die Schwäche der Gewerkschaften aus, um ihre eigenen Modelle von Gewerkschaften zu installieren.

Da sind Gewerkschaften tätig, die „Tariflöhne“ abschließen, die dem Arbeitgeber gefallen, tolle Sache, solch ein Gewerkschaftsmodell. Und den Arbeitgeber gefällt das so gut, dass sie die „Mitgliederwerbung für solche Gewerkschaften“ gleich mit übernommen haben sollen, was natürlich durch die Arbeitgeber, beharrlich bestritten wird.

Gunter Smits von der Tarifgemeinschaft Christlicher Gewerkschaften Zeitarbeit, sagt zur Mitgliederwerbung durch Arbeitgeber: “ Es findet nicht statt“. Und zum Vorwurf  „ob es bei den Tarifgemeinschaft Christlicher Gewerkschaften Zeitarbeit „Zwangsmitgliedschaften“ gäbe“, antwortete der Herr Smits mit „Nein“. Was soll er auch anderes sagen. Leiharbeiter, welche über solche Praktiken berichten, dass ihnen der „Mitgliedsbeitrag direkt vom Lohn, den sie erzielt haben abgezogen wird“, wird durch den Herrn Smits bestritten. Von den ARD Mitarbeitern, Thomas Dauser und Beate Klein darauf angesprochen, äußerte Smits vielsagend: „Ich kann Ihnen zu dieser Praxis hier keine Auskunft geben“. Überhaupt muss man feststellen, dass auf konkrete Fragen, wie „Bruttostundenlöhne von 4,80 – 4,88 Euro“, oder „Niedrigtarifverträge“, „Haustarifverträge“ , „Anzahl der Mitglieder solcher Gewerkschaften“, ist die Antwort auch klar und eindeutig: „Dazu gebe ich…. keine Auskunft“. Muss man auch nicht, jeder weiß doch, was abläuft bei den (u.a.) Christlicher Gewerkschaften. Zur Wahrheit gehört aber auch, dass die Gewerkschaften allgemein dazu beigetragen haben, dass Exzesse auf den Arbeitsmarkt stattfinden können.

Prof. Peter Schüren, von der Universität Münster sagt deutlich was da abläuft: „Unter dem Deckmantel eines Tarifvertrages wird der Billigstlohn realisiert. Mehr nicht. Eine solche Vergütung kann eigentlich nur dann entstehen, wenn Arbeitgeberträume auf der Stelle erfüllt werden.“

Arbeitsklaven mit Billiglöhne, „Wir machen den Weg frei-Ihre Gewerkschaft“, ist doch toll, hat aber nichts mit gerechten Löhnen, Arbeitnehmerrechten zu tun und christlich kann man das wahrlich nicht nennen.

Es fällt ja heute schon nicht leicht, alle die Möglichkeiten aufzuzählen, wie Arbeitnehmer beschissen und ausgebeutet werden, möglich gemacht durch Schröder und Genossen. Jeder hat schon irgendwann mal was von Niedrigtarifverträge – Haustarifverträge – Werksverträgen gehört, vielleicht war der Eine, oder die Andere, davon betroffen und könnte darüber berichten. Und viele Arbeitnehmer müssen von Zeitarbeit und Leiharbeit mit Billiglohn leben. Ja sogar Tagelöhner gibt es in Deutschland mehr  als man glauben mag, was für eine „schöne neue Arbeitswelt“ in Deutschland.

Aber wie ich bereits erwähnte lassen sich Arbeitgeber immer was neues einfallen. Neben Zeitarbeit, Leiharbeit und Tagelöhner, gibt es noch das Modell von Arbeitsverträgen, die KRANKHEITSVERTRETUNGSANSTELLUNG, von den Arbeitgeber als befristet begründet ausgewiesen, ich konnte es gar nicht glauben, wenn ich einen solchen Arbeitsvertrag nicht selbst gesehen hätte. Dieses Arbeitsvertrag Modell wird von Arbeitgeber immer mehr genutzt, denn der „Arbeitsmarkt“ ist voll von Rechtlosen Arbeitnehmern, welche in solche Arbeitsverhältnisse, mit  „freundlicher Unterstützung durch die Behörden für Armut“, gezwungen werden, weil gut für die Arbeitslosenstatistik.

Und für Arbeitgeber bringen solche Arbeitsvertrags Modelle nur Vorteile, getreu nach dem Motto, heute angeheuert und morgen wieder gefeuert, ohne den Widerstand durch die Arbeitsklaven und Gewerkschaften zu befürchten. Und das dies so bleibt, dafür sorgen Beraterfirmen, welche die „Lohndrücker“ beraten und kümmern sich gerne um die „rechtssicheren Formulierungen“ von solchen Arbeitsvertrags Modellen, um den Rest kümmert sich die Politik, welche die „Rahmenbedingungen“ für solche Ausbeutungmodelle sicherstellt.

Denn die Politik meint ja bekanntlich, „SOZIAL IST WAS ARBEIT SCHAFFT“, billig, billiger, arbeiten für Lau. Für den Betroffenen Arbeitnehmer ist diese Entwicklung eine Katastrophe, ohne Hoffnung auf Änderung,  je wieder eine Arbeit zu finden, von der sie und ihre Familien leben können. Hinzu kommt die Angst von den Betroffenen welche ihren Alltag bestimmt. Hinzu kommt der Frust über die „Behörden für Armut“ die durch bürokratischen Auffand, bei der Bearbeitung von Anträgen auf Aufstockung der „Sklavenlöhne“, vielen den Rest an Lebensfreude nehmen.

Die Zukunft läßt wenig Hoffnung  und dürfte nicht all zu groß sein, dass diese Willkür auf dem Arbeitsmarkt beseitigt wird. Die Verrohung der Gesellschaft, die Missachtung der Würde des Menschen, scheint gesellschaftsfähig geworden zu sein. Der Mensch wird heute immer mehr an seiner Leistungsfähigkeit beurteilt, Schwache, Kranke und Alte sind Störfaktoren und sind in der globalen Welt allenfalls ein Kostenfaktor, der nach Möglichkeit so gering wie möglich gehalten werden muss. Es herrscht „Klassenkampf von oben“, mit dem Ziel, einer weiteren fortwährenden Machterweiterung des Kapitals, der Wirtschaft und weiteren Einschränkung der Rechte von Arbeitnehmern. Und das dieser Krieg  durch das Kapitals, der Gier und Wirtschaft gewonnen wird ist so unwahrscheinlich nicht, denn es gibt so gut wie keine Gegner mehr auf der anderen Seite. Schwache Gewerkschaften, Ausgebeutete und entrechtete Arbeitnehmer haben, so scheint mir, ihren Widerstand bereits aufgegeben, bzw. besitzen nicht mehr die Kraft, die Massen dazu zu bringen, sich zur Wehr zu setzen.

Blieben da noch die Schwachen, Kranke, Alte, die von der Politik, der Wirtschaft, Teilen der Gesellschaft und einen Teil der Medien umgangssprachlich als „Sozialschmarotzer“ genannt werden, welche keine Lobby haben. Sie dienen den Mächtigen als „propagantisches Kanonenfutter“, mit dem Ziel , dass die Gräben der Gesellschaft noch breiter und tiefer werden und um ihr handeln und tun zu rechtfertigen. Es ist ein Irrglaube anzunehmen, dass die Mächtigen und die Wirtschaft ernsthaft Interesse daran hat, die Arbeitslosigkeit zu beseitigen. Nein das ist nicht so, denn die benachteiligte der Gesellschaft sind der Garant für die Durchsetzung von Interessen der Wirtschaft, denn der „natürliche Feind des Kapitalismus“ ist eine starke und solidarische Gesellschaft.

Auch müssen die Mächtigen aus Politik und Wirtschaft die durchaus existierende Sozialbewegung, in all ihren Formen nicht fürchten, weil diese in der derzeitigen Gesamtheit von der Gesellschaft kaum wahrgenommen wird, aber vor allem ist die Sozialbewegung, zerstritten und führen zum Teil „Krieg, schüren Missgunst“ gegen einander selbst. Es ist sehr wahrscheinlich, dass ich für diese Einschätzung heftiger Kritik ausgesetzt werde, aber ich komme zu keinen anderen Ergebnis. Und ich bin ehrlich, wenn es darum geht die Frage zu beantworten, wie man das ändern könnte, ich weiß es nicht. Vielleicht bei den anstehenden Wahlen der Partei die Stimme zu geben, welche eine gerechte Gesellschaft wichtiger ist als die Gier und Macht einzelner, aber welche Partei soll das sein, welche Partei steht für eine solche Gesellschaft? Wer hat die Kraft, die Möglichkeiten und den Mut den Kampf gegen Finanzmärkte und Wirtschaftbosse aufzunehmen? Zur Zeit reden uns alle Parteien ein, dass nur sie das könnten, wahrlich ein schlechter Witz.

Natürlich kann man zur Auffasung gelangen, dass es uns, gesehen an der wirtschaftlichen Situation von Menschen in anderen Staaten, noch gut geht. Mag so sein, aber es kann nicht das Ziel einer Gesellschaft sein, sich an der Armut und der Lebenssituation in anderen Staaten zu orientieren. Was mich nachdenklich stimmt ist die Aussage des chinesische Ministerpräsident Li Keqiang  in der Zusammenarbeit mit Deutschland von einem “ Traumpaar“ spricht. „Chinesische Verhältnisse“ für Arbeitnehmer in Deutschland, da wären die heutigen bestehenden Niedrigtarifverträge – Haustarifverträge – Werksverträgen- KRANKHEITSVERTRETUNGSANSTELLUNG – Arbeitsklaven mit Billiglöhne „das kleinere Übel“, ODER?

PS: Ich würde Euch noch kurz den Herrn Gunter Smits vorstellen:

 

 

 

 

 

 

 

Schrödingers Katze

Ein Gastbeitrag von Rayuell

„Wenn kein Sinn darin ist, so er­spart uns eine Menge Ar­beit, denn dann brau­chen wir auch keinen zu su­chen.“ – Lewis Car­roll „ Alice im Wun­der­land“

In einem be­rühmten Ge­dan­ken­ex­pe­ri­ment wird eine Katze in eine fest ge­schlos­sene Kiste ein­ge­sperrt. „Auf sie ist ein Ge­wehr ge­richtet, dass einen Schuss ab­feuert, wenn ein ra­dio­ak­tiver Kern zer­fällt, was mit einer fünfzig pro­zen­tigen Wahr­schein­lich­keit ge­schieht. (…) Wenn man die Kiste öffnet, ist die Katze ent­weder tot oder le­bendig, aber bevor die Kiste ge­öffnet wird, ist der Quan­ten­zu­stand der Katze eine Mi­schung aus dem Zu­stand „tote Katze“ und dem Zu­stand „le­ben­dige Katze“. (Ste­phen W. Hawking „Ein­steins Traum – Ex­pe­di­tionen an die Grenzen der Raum­zeit“)

Wäh­rend viele Phi­lo­so­phen der Na­tur­wis­sen­schaft sich damit schwer ab­finden können, dass beide Mög­lich­keiten neben ein­ander exis­tieren, ent­warf Hartz IV die per­fekte Per­so­ni­fi­zie­rung von Schrö­din­gers Katze – einen Auf­stocker.

Würde man die Kiste mit art­ge­rechtem Hams­terrad aus­statten, hätte man der Katze die Mög­lich­keit ge­geben, bevor der Schuss fällt, vor Er­schöp­fung zu sterben; das Drehrad könnte dann die Ei­gen­be­mü­hungen dar­stellen, die Sank­ti­ons­dro­hung – der An­trieb. Dieses Ge­schöpf, das gleich­zeitig ar­beitet und ar­beitslos ist, sollte viel­leicht die „Olaf-Scholz-Katze“ heißen.

Die WAZ vom 17.02.2009 be­richtet, dass mehr Ar­beits­losen das Geld ge­sperrt wird. Ob in der Sta­tistik die Auf­stocker be­rück­sich­tigt werden, er­wähnt sie nicht. Dar­über hinaus müssen rund 59 000 Men­schen auf ihr Geld ver­zichten, weil sie nicht wussten, dass sie sich schon drei Mo­nate vor der Ent­las­sung ar­beitslos melden müssten. Das be­deutet also, dass man nach Hartz 4 be­straft wird, bevor man über­haupt Hartz4-Emp­fänger wird. – Will­kommen im Club!

Dem Be­richt zu­folge ist der An­stieg der Sperr­zeiten durch fle­xiblere Strafen mög­lich ge­worden. Im Klar­text, die Ver­schär­fung der Sank­tionen fängt schon, als Bei­spiel, bei der In­ter­pre­ta­tion der Zu­mut­bar­keit an. Es wird zwar manchmal be­rück­sich­tigt, dass die Kin­der­be­treuung, ge­sund­heit­liche Ein­schrän­kung oder eine zu große Ent­fer­nung vom Ar­beit­sort im kon­kreten Fall eine Ab­leh­nung recht­fer­tigen, es gibt aber keine klaren Vor­gaben. Selten wird zu Gunsten der Ar­beits­losen ent­schieden. Die Sank­tionen werden schon bei Ein­glie­de­rungs­ver­ein­ba­rungen ver­hängt. Ein sol­cher Ver­trag sollte der In­te­gra­tion in den 1. Ar­beits­markt dienen, doch er bein­haltet keine kon­kreten An­wei­sungen und ist pein­lich ein­seitig. Weder die Fahrt­zeiten noch die Kin­der­be­treuung oder ge­sund­heit­liche Ein­schrän­kungen werden er­wähnt. Zur Hälfte be­steht die EGV aus Be­schrei­bung der Sank­tionen; unter an­derem geht es um das Nach­weisen der Ei­gen­be­mü­hungen. In einem Atemzug werden die Kosten pro nach­ge­wie­sene schrift­liche Be­wer­bung ab Ja­nuar 2009 auf 3,00 Euro re­du­ziert. Al­lein die Ver­wei­ge­rung der Un­ter­schrift wird mit Kür­zung der Leis­tungen be­straft. Nach einer oft zu kurzen Be­denk­zeit soll das Do­ku­ment un­ter­schrieben in den Post­kasten ein­ge­worfen werden, ob­wohl das bei Ver­trägen nicht rechts­kon­form ist.

Ein Auf­stocker un­ter­liegt dem Hartz4 Straf­re­gister und muss ge­wis­sen­haft allen Ver­bind­lich­keiten nach­kommen. Neben den Ein­la­dungen von ARGE und halb­jäh­riger An­trag­stel­lung muss er jeden Monat seine Lohn­ab­rech­nung vor­zeigen. Es be­deutet oft lange War­te­zeit bei dem ALGII-Schalter, denn es gibt keine Ab­ga­be­stelle extra für Auf­stocker. Eine Ver­spä­tung wird mit Sank­tionen be­legt und als „Ver­let­zung der Mel­de­pflicht“ ab­getan.

Stellt sich nicht die Frage, ob die Mit­ar­beiter neben der Voll­stre­ckung der Sank­tionen über­haupt noch Zeit haben könnten, sich um die Ar­beits­ver­mitt­lung zu küm­mern? Wann sollen sie die in­di­vi­du­elle Stra­te­gien für die Rück­kehr in den Ar­beits­markt ent­wi­ckeln, wenn sie als reines Kon­trol­l­in­stru­ment und Stra­f­organ fun­gieren, deren ersten Ziel das Rea­li­sie­rung und Voll­stre­ckung der Sank­tionen zu sein scheint? Die per­sön­li­chen An­sprech­partner sollten bei den in­di­vi­du­ellen an­ge­passten Wei­ter­qua­li­fi­zie­rungs­maß­nahmen auch die fa­mi­liäre Si­tua­tion be­rück­sich­tigen, doch die kennen oft nicht einmal die Akten, nicht ein Blick wird auf die mehr­mals ver­langten Do­ku­mente ge­worfen.

Eine Sank­tion be­deutet, von we­niger als dem Exis­tenz­mi­nimum zu leben. Auch ohne eine Kür­zung sind die Hartz4 Emp­fänger ohne „Tafel“ nicht über­le­bens­fähig. Das sind die Läden, vor denen stun­den­lang die Be­dürf­tigen aus­harren, um dank der Spenden und eh­ren­amt­li­chen Mit­ar­bei­tern ein biss­chen welkes Obst und ein Brot von Ges­tern für das kleine Geld zu kaufen. Das war­tende Volk erin­nert an die groß­ar­tigen Bilder von Hie­ro­nimus Bosch, von den mit­tel­al­ter­li­chen Ge­wän­dern ab­ge­sehen.

Die ge­kürzte Leis­tung reicht nicht, um die lau­fenden Zah­lungen zu de­cken. Vom nicht ge­deckten Konto werden die Dau­er­auf­träge stor­niert, na­tür­lich auf Kosten der Kon­to­in­haber. Hinter jedem ein­zelnen Fall steht eine furcht­bare Tra­gödie. Ein Gipfel des Zy­nismus, zu be­haupten, von den Sank­tionen wird der Haus­halts­vor­stand al­lein be­troffen. Es trifft immer eine ganze Fa­milie, eine so­ge­nannte Be­darfs­ge­mein­schaft.

Was ein Hartz4 Emp­fänger mit einer Katze in einer fest ge­schlos­senen Kiste ge­meinsam hat, ist die Iso­lie­rung. Ein zur Hei­ser­keit schrei­endes Ge­schöpf kann nie­manden auf sein Leid auf­merksam ma­chen. Ein Hartz4 Emp­fänger wird sogar sprach­lich von dem Rest der Ge­sell­schaft ab­ge­son­dert. Er spricht von Zu­mut­bar­keits­grenzen, Ein­glie­de­rungs­ver­ein­ba­rungen, Ei­gen­be­mü­hungen, ver­scho­bener Un­ter­de­ckung, – kein Mensch ver­steht etwas.

Heiner Geißler schrieb: „Wir sind arm am Wissen über die Armut. Es hilft aber nichts, vor diesem Pro­blem ein­fach die Augen zu ver­schließen. Die ei­gene Sprach­lo­sig­keit der Armen darf nicht dazu führen, dass sie der öf­fent­li­chen Auf­merk­sam­keit ent­zogen werden“. Sein Par­tei­kol­lege, Phillip Miß­felder, meint über 30 Jahre später, dass die An­he­bung der Re­gel­sätze der Hartz 4 Emp­fänger so etwas wie eine Kon­junk­tur­spritze für die Tabak- und Spi­ri­tuo­sen­in­dus­trie wäre. Er hat aber nur das wie­der­holt, was schon Herr Witzel, FDP, vor Mo­naten öf­fent­lich ge­sagt hat. (Und beide wissen Be­scheid, dass die Hartz4 Emp­fänger sich nicht wehren können. Ein Pro­zess wegen Ver­leum­dung kann schon al­leine wegen der Strei­chung der Pro­zess­bei­hilfe nicht statt finden. Der Rechts­staat ist für die Armen ge­storben.)

Genau wie un­zäh­lige Me­dien es täg­lich tun, z.B. Fi­nan­cial Times Deutsch­land brachte es auf Punkt: Hartz4 sollte der not­wen­dige „Tritt in ***** der Ar­beits­losen“ werden (ge­nauer Wort­laut). Nach den Freien De­mo­kraten sollen das un­tere Zehntel der Ge­sell­schaft nur „le­dige Mütter und Al­kohol- und Dro­gen­süch­tige“ sein, die für die Folgen ihres Han­delns selbst ein­stehen müssten. Die be­gehrte Wähler­k­li­entel in der „Mitte“ hört das immer gern. „Gut ver­die­nende Po­li­tiker plau­dern gerne mal so vor sich hin, wenn es um das fremde Thema Armut geht“ – verrät Ga­briele Gillen in „Hartz 4 – Eine Ab­rech­nung“. „In der Welt am Sonntag“ vom 19.09.2004 gab Fa­mi­li­en­mi­nis­terin Re­nate Schmidt ihre Er­fah­rung zu Pro­to­koll, dass die Armut un­ter­schied­liche Ge­sichter habe. Manche Men­schen, so wusste die uns zu be­richten, fühlten sich mit einem Ein­kommen auf So­zial­ni­veau gar nicht arm. (Und manche Po­li­tiker fühlen sich auf nied­rigstem in­tel­lek­tu­ellen Ni­veau auch nicht dumm.)

Die Po­li­tiker können sich auf die Mit­hilfe der Mehr­heit von Jour­na­listen ver­lassen, die den Abbau des So­zi­al­staates of­fenbar re­gel­recht er­zwingen wollen, sagte sie an an­derer Stelle, und zi­tiert J. Kaube in FAZ „Den Dau­er­ar­beits­losen gehe es um die ver­meint­liche Pflicht zur Sub­ven­tio­nie­rung eines An­scheins von bür­ger­li­chem Leben“. Das kann man kaum eine sub­tile Be­ein­flus­sung mehr nennen. Immer, wenn ich solche Sätze wie oben lese, muss ich zwangs­läufig an einen der un­ge­kämmten Ge­danken J. Lec’s denken: „Er hat ein reines Ge­wissen. Er hat es auch noch nie be­nutzt.“

Im Joa­chim Is­rael Buch „Der Be­griff Ent­frem­dung – Zur Ver­ding­li­chung des Men­schen in der bü­ro­kra­ti­schen Ge­sell­schaft“ geht es um Ver­wand­lung des Men­schen von einem ak­tiven Sub­jekt in ein pas­sives, ge­steu­ertes Ob­jekt; in einem (dia­lek­ti­schen) Pro­zess wird ein Mensch pha­sen­weise vom Ar­beiter zur Ar­beits­kraft ver­wan­delt. Wo Ver­brauch nicht mehr nur zur Re­pro­duk­tion der Ar­beits­kraft be­nö­tigt wird, son­dern auch Vor­aus­set­zung zur Mas­sen­pro­duk­tion wird, ge­schieht die Ver­wand­lung des Ver­brau­chers in Kauf­kraft, und dieser Aspekt wird so um­ge­wan­delt, dass der Mensch als Ar­beits­kraft und Kauf­kraft Aus­drücke der ver­ding­lichten Ob­jek­ti­vie­rung sind; die dritte Phase tritt ein, wenn die Bü­ro­kra­ti­sie­rung der Ge­sell­schaft zu einer neuen Auf­he­bung führt und ver­wan­delt den Men­schen in ein wil­len­loses Ob­jekt mäch­tiger Bü­ro­kra­tien. Ob­wohl das(Un)Wort „Bü­ro­kra­tie­ab­bau­ge­setz“ all­ge­gen­wärtig zu sein scheint, lebt ein Hartz 4 Emp­fänger wie Do­sto­jew­skis Fürst Myschkin und Franz Kafkas K. in einer Welt, in der die Ge­set­zes­ta­feln um­ge­dreht werden können und zeigen, dass auf ihrer Rück­seite das Ge­gen­teil ge­schrieben steht. Als die Me­dien von der Schlie­ßung der Be­ra­tungs­stellen für die Ar­beits­losen und Strei­chung der Pro­zess­bei­hilfe be­rich­teten, blieb die Öf­fent­lich­keit fast stumm. Keine Stimmen der Em­pö­rung, dabei bei der noch lange nicht be­wäl­tigten Kla­ge­flut bei So­zi­al­ge­richten ging es über­wie­gend um feh­ler­hafte Be­scheide über Leis­tungen für die Hartz4-Emp­fänger. Netter Ver­such, Mil­lionen von be­dürf­tigen Men­schen das Recht auf einen An­walt zu ent­ziehen, um den schon zum Alltag ge­wor­denen Rechts­bruch zu recht­fer­tigen, in dem man ihnen einen Status des Ge­setz­losen zu­schiebt.

Bei Franz Kafkas „Pro­zess“ dringt auch K. nie­mals bis zu seinen Rich­tern vor; er trifft nur ihre Boten, Be­amten und Henker. „Die Au­to­rität selbst ent­hüllt sich ihm nie, und den­noch – oder ge­rade des­wegen – ist K’s Leben, jeder Tag und jede seiner Hand­lungen, von ihrer un­sicht­baren All­ge­gen­wart durch­drungen“ (Paul Watz­la­wick, „Wie wirk­lich ist die Wirk­lich­keit?“).

Keiner der Sach­be­ar­beiter der ARGE will je die Ver­ant­wor­tung tragen. Alle tun nur ihre Ar­beit. Auch der ehe­ma­lige Leiter der Ves­ti­schen Ar­beit, der Haupt­dar­steller der Af­färe um die 1-Euro-Jobs in dem Se­nio­ren­heim Grullbad in Reck­ling­hausen. Das Ganze klingt schon fast wie eine Vor­lage für einen Hol­ly­wood­thriller, und zwar unter dem Titel „Das Schweigen des Lam­mers“, – hätte der Ul­rich zum Schluss bloß doch nicht ge­spro­chen. Er meint, immer kor­rekt ge­ar­beitet zu haben und ist sich seiner Schuld nicht be­wusst.
Was ist ei­gent­lich aus den Mit­ar­bei­tern des Se­nio­ren­heims ge­worden? Haben sie ihre Ar­beit wieder? Was sagen die 1-Euro-Job Kräfte dazu, dass Lam­mers & Co.’s selt­same Ma­chen­schaften zum ir­ri­tie­renden Fi­nale kommen, indem er zum Schluss mit einer Strafe von 5.000,- Euro davon kommt? In wel­chem Ver­hältnis steht das zur Kür­zung der Leis­tung eines Hartz-4-Emp­fän­gers, der zur Ein­la­dung der ARGE zu spät kam, weil ein Zug­an­schluss ver­passt hatte? Wel­cher Sank­tion würde die Geld­strafe des Lam­mers ent­spre­chen – 10%, 30%, 60% Kür­zung oder dem Weg­fall des Zu­schlags, in dem auch keine Bei­träge zur Kranken-und Pfle­ge­ver­si­che­rungen ab­ge­führt werden? Im Fi­nale des Films, hätte die Story John Grisham ge­schrieben, könnte man den Herr Lam­mers in einer oran­ge­far­benen Weste auf der Jo­sefa La­buga Straße in Marl, mit an­deren 1-Euro-Jobber den Besen schwingen sehen. So wäre er aus jeder Sta­tistik raus­ge­fallen, auf Dauer der 5000 Stunden (Sonder)Maß­nahme.

Die Katze will raus

Aus Hartz4, genau wie in Erwin Schrö­din­gers Ex­pe­ri­ment, gibt es keinen Ausweg. Die Kat­zen­klappe für Frei­gänger gibt es nicht. Je­den­falls für le­ben­dige Katzen nicht.

Ich habe eine Be­kannte, eine qua­li­fi­zierte Al­ten­pfle­gerin, 53 Jahre alt. Sie ist ein un­wahr­schein­li­ches Ener­gie­bündel, hoch mo­ti­viert, eine Person, die es immer we­niger gibt – die ihren Beruf als Be­ru­fung ver­steht. Sie ist eine ge­pflegte sehr nette Dame mit einem großen Herzen, in dem es jede Menge Platz für Se­nioren, Kinder, Katzen und Hunde gibt. Sie hat ein Strahlen in sich, wie Men­schen, die eine Hoff­nung haben. Bei jedem Termin bei der Ves­ti­schen Ar­beit ist sie über­pünkt­lich, macht jede Maß­nahme mit, und der Um­fang ihrer Be­wer­bungen kann von der Pa­pier­menge her mit dicksten En­zy­klo­pä­dien kon­kur­rieren. Sie ist ein le­bendes Bei­spiel für das von Bun­des­re­gie­rung und Wirt­schaft or­ga­ni­sierte Ein­spar­pro­gramm, das mit Hilfe von s.g. ge­mein­nüt­ziger Ar­beit bei mi­ni­malem Geld­ein­satz über die Aus­steue­rung von Mil­lionen Men­schen aus an­ge­mes­senen Leis­tungen funk­tio­niert. Ein Ar­beits­loser soll durch die ver­trags­freien und nicht so­zi­al­ver­si­che­rungs­pflich­tigen Ar­beits­ge­le­gen­heiten be­weisen, dass er ar­beits­willig ist und be­reit wäre, auch einen re­gu­lären Ar­beits­platz an­zu­treten. (G.Gillen, ibidem) Meine Be­kannte hat schon von 1-Euro-Jobs bis hin zur Bus­be­glei­tung bei der Ves­ti­schen und di­verse Qua­li­fi­zie­rungs­maß­nahmen mit­ge­macht. Sie kennt die Se­nio­ren­heime im ganzen Kreis, weil sie immer im Rahmen einer Art Prak­tika die Pro­be­zeit durch­läuft; ver­zich­tete oft frei­willig auf Wo­chen­enden, weil sie immer wieder am An­fang die Ver­spre­chung hört, dass sie even­tuell an­ge­stellt wird. Und wenn das wieder mal nicht ge­klappt hat, dann nicht des­wegen, weil sie un­ge­eignet oder nicht fleißig genug ist – es sind ein­fach so viele, die schon auf diesen Platz un­ge­duldig warten…

Neben den vielen Maß­nahmen durch Ein­glie­de­rungs­ver­ein­ba­rungen ver­pflichtet, muss sie re­gel­mäßig die „Ei­gen­be­mü­hungen“, „Mo­bi­lität“, „Fle­xi­bi­lität“ und was weiß ich alles nach­weisen. Sie sucht also nach einer Ar­beit und be­wirbt sich dann auch aus Ei­genini­tia­tive und geht jedem Vor­schlag ihrer „Fall­ma­na­gerin“ nach. Sie kann das Wort „Ei­gen­ver­ant­wor­tung“ nicht mehr hören. Nach der Ana­lyse ihres Le­bens­laufs bekam sie einen Ver­mitt­lungs­schein für „Ju­gend in Ar­beit“, und wegen dem Mangel an qua­li­fi­zierten Stellen eine „Über­wei­sung“ für eine Piz­zeria, als Kü­chen­aus­hilfe. Bis sie eines Tages nicht mehr konnte. „Ich habe für meine Katze einen grö­ßeren Vorrat an Tro­cken­futter ge­kauft, die Rollos runter ge­macht und ging zwei Wo­chen lang nicht aus dem Haus.“ er­zählte sie. Sie litt unter Angst­zu­ständen und einer tiefen De­pres­sion, mit der ganzen Sym­pto­matik wie Men­schen, die chro­nisch Mob­bing aus­ge­setzt werden, und fühlte sich „weder le­bendig noch tot“. Die Zu­mut­bar­keits­grenzen kann man nicht klar zeichnen – die liegen bei jedem Men­schen wo an­ders. „Ich muss doch fest­stellen, wie weit ich bei ihnen gehen kann“ – sagte ihre per­sön­liche An­sprech­part­nerin, und legte noch ein Termin, noch eine Be­wer­bung drauf.

Viele Ar­beits­lose werden schon krank, wenn sie sich in einer Schlange in der Agentur an­stellen müssen; dort, wo die Se­cu­rity-Be­amten dar­über wa­chen, dass nie­mand vor Ver­zweif­lung schreit; es könnte an­ste­ckend sein. Es wäre Zeit, dass in den Job­zen­tren Au­to­maten mit An­ti­de­pres­siva auf­ge­stellt werden. Die Hartz-4 Emp­fänger werden dau­er­haft trau­ma­ti­siert. Sie ver­lieren dau­er­haft ihr Selbst­wert­ge­fühl. Sie haben schon des­halb ge­rin­gere Chancen bei Vor­stel­lungs­ge­sprä­chen, weil Selbst­si­cher­heit ihnen fremd ge­worden ist. Sie und ihre Kinder werden öfter krank. Sie tragen bil­lige, ge­brauchte Klei­dung und können sich keinen Fri­seur leisten. Sie fallen ein­fach durch, nicht weil sie dumm oder un­ge­bildet, oder un­qua­li­fi­ziert sind, son­dern weil sie von den Ar­beit­s­agen­turen ar­beits- und ver­mitt­lungs­un­fähig ge­macht worden sind. Für die 1-Euro-Jobs ist auch nie­mand über­qua­li­fi­ziert.

„Es ist fas­zi­nie­rend, was see­li­sche Schmerzen bei einem Men­schen an­richten können, der in keiner Weise schwach oder hin­fällig ist. See­li­sche Schmerzen sind heim­tücki­scher als kör­per­liche, denn sie können nicht durch Mor­phi­u­min­fu­sionen, Spi­nal­an­äs­thesie oder eine Ope­ra­tion ge­lin­dert werden. Wenn sie einen einmal in ihrem Griff haben, ist es, als könnte einen erst der Tod von ihnen er­lösen. Es ist harter, grau­samer Rea­lismus, wie man ihn sonst nir­gends findet.“ (Philip Roth, „Der mensch­liche Makel“)

Kurz vor Weih­nachten brachte die WAZ eine Ge­schichte in der ein Hartz4 Emp­fänger selbst er­zählt, über seine an Dia­betes er­krankte Katze, Jule. Die Leser waren sehr be­rührt und scho­ckiert, dass man nicht einmal seinem Tier me­di­zi­ni­sche Hilfe geben kann, wenn man arm ist. Die WAZ, rea­gie­rend auf die Welle der Re­ak­tionen ihrer Leser, die von warm­her­zigen Briefen bis hin zu Geld­s­penden reichte, be­dankte sich mit den Worten „Wir sind stolz auf un­sere Leser“. Der Autor des er­schüt­ternden Be­richts hat seine Katze zwei Wo­chen sterben sehen müssen.

Ein Schicksal hat vor­über­ge­hend ein (Katzen) Ge­sicht be­kommen, bevor die viel­stel­ligen Zahlen wieder Ober­hand ge­wonnen haben.

Ich bin selber alleinstehende Mutter 3-er Kinder, auch Aufstockerin übrigens. Als Absolventin der Uni Breslau und Pädagogischer Hochschule in Grünberg, Polen (Bibliothekswissenschaften und wissenschaftliche Information) – bin ich von der Arbeitsamt gezwungen worden, wärend meine Tochter noch in KiGa war, eine geringfügige Arbeit (10St./Woche) als Aushilfe aufzunehmen.

Ich habe nach 3 Monaten eine unbefristete Stelle bekommen. D.h. ich kann nicht kündigen. Inzwischen arbeite ich dort 5 Jahre. Meine Beschäftigung hat weder mit meinem Beruf (Schulbibliotkheken und Leseförderung & Bibliotherapie) noch mit Weiterqualifikation als technische Redakteurin zu tun.

Das nur am Rande.

"Im Dschungel der Maßnahmen"…

Im Dschungel der Maßnahmen

…ist ein Buch aus der Praxis für die Praxis, ein Aufklärungsbuch über Sinn & Unsinn aktueller Arbeitsmarktpolitik seit Hartz IV.

Im Dschungel der Maßnahmen

Die Autorin Isabel Horstmann (Dr. phil., Jahrgang 1958, geb. in London, in Niedersachsen aufgewachsen, studierte nach einer anthroposophischen Ausbildung zur Gymnastiklehrerin und Tätigkeit an einer heilpädagogischen Schule an der Philipps Universität in Marburg die Fächer “Neuere deutsche Literatur und Medien” sowie “Kunstgeschichte”; 1996 promovierte sie und arbeitete im redaktionellen Bereich für Fachzeitschriften, als Lektorin für Ratgeber, Dokumentationen und Fachbücher.) war jahrelang freiberuflich an Bildungsinstituten in Mittel- und Nordhessen tätig. Der Schwerpunkt Ihrer Arbeit lag dabei auf sog. “Bewerbungstrainings”, zum Teil eingebunden in “Feststellungs- und Qualifizierungsmaßnahmen”.

Dabei hat sie umfangreiche und tiefe Einblicke in jenen Bereich erhalten, in dem Arbeitsverwaltung und Bildungsinstitute versuchen, den Gedanken des “Fordern und Fördern” (Davon lebt mittlerweile eine ganze Branche) in die Tat umzusetzen. Um zu verstehen, was da geschieht, muss man wissen: Zahlreiche arbeitsmarktpoltitische Maßnahmen reduzieren die Zahl der Arbeitslosen, weil die Teilnehmer während ihrer Teilnahme nicht mehr als Arbeitslose gezählt werden. :crazy:

Bspw. waren im April 2008 offiziell 1.531.940 Personen in solchen Maßnahmen untergebracht und erschienen während dieser Zeit nicht mehr in der offiziellen Arbeitslosenstatistik, senkten also die so wichtige Arbeitslosenquote.

Wer “Maßnahmen” nur vom Hörensagen kennt, wird bei der Lektüre dieses Sachbuches aus dem entsetzten Staunen nicht mehr herauskommen – und wer selbst schon an Maßnahmen teilgenommen hat, wird feststellen, dass sich auch das, was er selbst erlebt hat, noch übertreffen lässt…

Ohrfunk.de gab die Autorin, die selbst als Teilnehmerin nachdem Sie als Bewerbungstrainerin entlassen wurde von der ARGE in eine solche Maßnahme verwiesen wurde, ein zweiteiliges Interview, das hier & hier mit staunen & entsetzen gehört werden kann.

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