Laut Bundesagentur für Arbeit (bekannt für Statistikfälschung und Betrug) haben über 50 % der Langzeitarbeitslose keine berufliche Qualifikation bzw. Ausbildung – nur mit entsprechender Bildung hat man auch eine Chance aus dem sozialen Arbeitsmarkt auszubrechen und in den zweiten oder gar in den ersten Arbeitsmarkt betreuend integriert zu werden. Die Unterscheidung der verschiedenen Arbeitsmärkte, bleibt mir persönlich ein Rätsel, denn für mich – gibt es nur ein Arbeitsmarkt – aber hoch qualifizierte Mitarbeiter der Bundesagentur für Arbeit, werden schon zu erklären wissen, wo die Unterschiede im Einzelnen liegen. Aber wie dem auch sein mag – die Aussage mit entsprechender Qualifikation, des türöffnenden Effektes – in diese numerischen Arbeitsmärkte – wird am Bildungsniveau der Politikerkaste vom Grundsatz her, ins Reich der Mythen und Legenden überführt
Geschönte Lebensläufe: Haufenweise Politiker ohne Berufsausbildung
Freitag, 31.10.2014 Kaum zu glauben, dass man mal was zur Rettung des deutschen Mannes schreiben muss. Sicher – er ist immer noch omnipräsent – aber ein Auslaufmodell. Die „Finanznachrichten“ haben unlängst drüber berichtet. Es geht um den Lebensberechtigungsschein. Ha – Scherz beiseite. Diesen Schein hatte meine Generation sich in den siebziger Jahren ausgedacht, als kluge Köpfe aus dem Science-Fiction-Bereich einen Blick auf unsere Zukunft warfen. „2022 – die überleben wollen“. Der Film stammt aus dem Jahre 1973, wirft einen Blick in eine völlig verarme Zukunft, in der Demonstranten mit Schaufelbaggern beiseite geräumt werden …. und alte Menschen staatliche Sterbehilfe bekommen, einen schönen Abgang – mit Kino und allem drum und dran. Fad nur: nach ihrem Abgang werden sie zu Keksen verarbeitet, die man an die Bevölkerung verfüttert.
Es gibt bei Wikipedia noch einen alten Kommentar zu dem Film:
„Wer möchte, der kann in diesem Film einen spannenden Krimi sehen. Mittels brutal-nachhallender Szenen verdeutlicht der Regisseur jedoch eine weitaus tiefere Wahrheit […] Soylent-Green muss also als eine Metapher gefasst werden. Es ist das radikale Bild des sich selbst verzehrenden Wahnsinns kapitalistischer Produktionsweise. Die notwendigen Folgen der Verdinglichung von ‚Menschenmaterial‘ bis hin zur Selbst-Vernichtung werden dem Zuschauer eindrücklich vor Augen geführt.“
„Der sich selbst verzehrende Wahnsinn kapitalistischer Produktionsweise“ … das stammt nicht aus dem kommunistischen Manifest, das stammt aus einem normalen Filmlexikon.
Lexikon der britischen und amerikanischen Spielfilme in den Fernsehprogrammen der Bundesrepublik Deutschland 1954–1985. Band 2, Spiess, Berlin, S. 642
Wer nun denkt, dieses Lexikon stehe nun unter dem Einfluss der damaligen Studentenunruhen, der irrt: es kam 1989 heraus, geschrieben von einer Frau Irmela Schneider. Also: ein Jahr vor der deutschen Einheit konnte man noch über den sich selbst verzehrenden Wahnsinn kapitalistischer Produktionsweise schreiben. Heute würde man den Film wohl anders beschreiben (Kubrick´s „Eyes wide shut“ wird – obwohl er hauptsächlich von der Macht einer Geheimgesellschaft in den USA handel – ebenfalls so ungeschrieben): die „Geschichte von dem heldenhaften Kampf des Polizeioffiziers gegen den Niedergang der Kultur im New York des Jahres 2022“ käme mir da in den Sinn.
Warum ich heute morgen auf diesen Film zu sprechen komme?
Nun – ich habe vor einigen Tagen einen Artikel aus den Finanznachrichten zugeschickt bekommen, mit dem ich erstmal nichts anfangen konnte. Er ging mir aber auch nicht mehr aus dem Kopf. Ich zitiere mal eine entscheidene Passage (siehe Finanznachrichten):
Der Hochrechnung zufolge, die der „Welt am Sonntag“ (26. Oktober 2014) vorliegt, ist die Zahl der sozialversicherungspflichtigen Arbeitsplätze im Juli im Vergleich zum Vorjahr auf 30,12 Millionen gestiegen. Das ist ein Plus von 1,8 Prozent oder 528.000 neuen Jobs. Von diesen Jobs gingen mit 234.000 rund 44 Prozent an Ausländer, deutsche Frauen besetzten 203.000 der Arbeitsplätze und damit 38 Prozent.
Deutsche Männer erhalten nur noch 19 % der neuen Stellen.
Wissen Sie, was das ist?
Ein Selektionsprozess. Der „Markt“ greift ein.
Bevor nun besonders vorwitzige Leute (in der Piratenpartei waren mal ein paar dieser „Männerbündler) auf die Idee kommen, hier seien feministische Weltverschwörungen am Werk, die die Spezies „Mann“ ausrotten wollen (kenne allerdings auch wirklich Feministinnen, die das gerne tun würden … und zwar noch aus den siebziger Jahren), sei eingeschoben: das ist ein ganz normaler Prozess des „sich selbst verzehrenden Wahnsinns kapitalistischer Produktionsweise“, den wir heute bequemerweise einfach mal „Markt“ nennen.
Frauen und Ausländer arbeiten halt für jeden Hungerlohn. Die einen flüchten vor ihren doofen schlagenden Ehemännern (ja – häusliche Gewalt nimmt wieder zu, siehe WDR), die anderen vor den Folgen deutscher Spardiktate im Ausland. Bleiben wir kurz bei den Frauen: eine „Heldin der Arbeit“ macht gerade Schlagzeilen (siehe Focus).
Multijobberin Maria Fernandes hatte drei Jobs in verschiedenen Dunkin‘ Donuts-Filialen. Zeit, nach Hause zu fahren, blieb dabei kaum. Sie schlief in ihrem Auto – und wachte eines Tages einfach nicht mehr auf.
Sie war so übermüdet, dass sie vergessen hatte, den Motor abzustellen, Dazu dann noch ein paar Benzindämpfe, ein sehr geschwächter Körper: schon war das Leben zu Ende – mit 32 Jahren.
Ein „Sieg Heil“ Dunkin´ Donats!
Ein „Sieg Heil“ dem Niedriglohnsektor!
Ein „Sieg Heil“ dem „sich selbst verzehrenden Wahnsinn der kapitalistischen Produktionsweise“.
Dabei sollte Maria doch froh sein: immerhin hatte sie Arbeit bis ans Lebensende. Was für ein Segen. Viele wären froh, so etwas von sich sagen zu können.
Wissen Sie, wie man das nennen sollte? Mord. Sozialmord. (Wow – wieder mal einen neuen Begriff gefunden. Bitte verbreiten!).
Die bewusste Tötung einen Menschen mittels gesundheitsschädlichem Umbaus seines sozialen Umfeldes.
Gut, das waren jetzt die USA. Wir sind ja hier in Deutschland. Schauen wir mal, wie es jenen Ausländern geht, die gerade Gewinner am Arbeitsmarkt sind. Die Süddeutsche hat ein paar beim Paella essen gefunden (siehe Süddeutsche):
Die Paella ist Miguels Lösungsansatz für das Problem zweier spanischer Krankenpfleger an einer Klinik in Brandenburg. Sie haben sich über Facebook bei ihm gemeldet. Sie seien am Ende, sagt Miguel. Zwölf-Stunden-Schichten, kaum Pausen. Außerdem haben sie herausgefunden, dass sie fünf Euro pro Stunde weniger bekommen als die deutschen Kollegen. Sie wollen kündigen. Aber ihnen droht mal wieder: „la multa“. Die Strafe. „Wie viel?“, fragt einer schräg gegenüber von Miguel. „Zwölftausend“, sagt Miguel.
Deshalb stellt keiner mehr den deutschen Mann ein. Coole Erfindung deutscher Leistungsträger: „die Strafe“. Wer kündigt, ist sofort bankrott. Fünf Euro pro Stunde weniger – da ist massig Rendite drin. Die kann man sogar in Zahlen ausdrücken: von 2000o Euro, die die Krankenkassen aus dem Topf der Beitragszahler (also: von uns allen!) für einen Pflegefall zahlen, bleiben 14000 Euro für die Rendite übrig. 70 % Rendite durch die Verheizung von Spaniern in 12-Stunden-Schichten – da kann der „Markt“ einfach nicht wiederstehen.
Ich verstehe langsam die Schilder, auf denen die deutsche Bundeskanzlerin Angela Merkel als Adolf Hitler dargestellt wird: der deutsche Geist erhebt sich wieder über Europa, die Massenarbeitslosigkeit in Spanien (55 % bei Jugendlichen, steht in dem Artikel) wird zum „Glücksfall“ für die deutsche Pflegeindustrie.
Ach ja – Arbeitslosigkeit. Wahrscheinlich ist es Ihnen beim Lesen schon selbst aufgefallen? Nein. Schauen sie noch mal nach oben, dass Zitat bei den Finanznachrichten. Ach komm – ich schreib´s nochmal:
Zahl der sozialversicherungspflichtigen Arbeitsplätze im Juli im Vergleich zum Vorjahr auf 30,12 Millionen gestiegen. Das ist ein Plus von 1,8 Prozent oder 528.000 neuen Jobs.
Miguels Krankenpfleger haben solche Jobs. „Versicherungspflichtige Arbeitsplätze“ – 30 Millionen. Aber beständig meldet die deutsche Bundeskanzlerin samt Wirtschaft, dass wir ein Beschäftigungshoch haben: 42,89 Millionen Menschen sollen angeblich Arbeit haben (siehe Finanznachrichten.de).
Alle jubeln.
Aber nur 30 Millionen haben „versicherungspflichtige Arbeitsplätze“ – da sind aber auch Niedriglöhner drunter (darin sind wir „Europameister“ – siehe Handelsblatt), Leiharbeiter, Teilzeitjobs … wieviel Prozent bleiben da eigentlich übrig, die noch richtig ordentliche Arbeit haben?
Was haben die 12,89 Millionen Menschen momentan für „Arbeit“, die noch nicht mal mehr versicherungspflichtig ist? Wäre es zu vermessen von mir, sie – mangels ordentlichem Einkommen – den Arbeitslosen zuzurechnen, weil ihre gesellschaftliche Teilhabe nicht gesichert ist? Wir hätten dann – inklusive der offiziellen Arbeitslosigkeit – eine reale Arbeitslosigkeit über 30 % (nach anderen Zahlenspielereien kam ich auch schon mal auf über 60% – aber das ist jetzt ein anderes Thema … passt aber zu den 42 Millionen Datensätzen, die „Jobcenter“ schon letztes Jahr von deutschen Bürgern gesammelt hatten).
Und es werden noch mehr Arbeitslose werden … der IWF warnt gerade vor einer neuen Weltwirtschaftskrise (siehe Focus). Wie der Artikel andeutet, könnte sie schlimmer werden als die vorherige: sicherheitshalber gibt es dort auch schon mal Tips, wie man seine eigene Stromversorgung sicherstellen kann – die Redakteure schauen wirklich weit in die Zukunft.
Ja – die Zukunft.
Immer noch Zweifel an der „Soylent-Green“ Variante?
Dann möchte ich Ihnen jetzt mal ein paar Fakten über ihre Zukunft verraten – die wird nämlich heute schon geplant. In einem Dokument der Otto-Brenner-Stiftung über „Union-busting“ (die gezielte Verhinderung oder Vernichtung gewerkschaftliche Aktivitäten durch „die Märkte“ und „die Wirtschaft“ als Geschäftszweig) finden wir spannende Vorschläge für die Zukunft:
Hilmar Schneider – Leiter der Abteilung Arbeitsmarkt im IZA (Institut zur Zukunft der Arbeit, Dirk Niebel und Thilo Sarrazin gehören zu dem Netzwerk des Instituts, Präsident ist der wegen Steuerhinterziehung verurteile Klaus Zumwinkel – ja, der, der sich seine Rente in einer Einmalzahlung von 20 Millionen Euro auszahlen lies und trotz Milliardenverluste des Unternehmens als einziger noch Boni kassierte, Direktor ist Klaus F. Zimmermann, über dessen kreative Arbeitsweise der Spiegel einst berichtete) schlägt für die Zukunft der Arbeit eine „Arbeislosenauktion“ vor, wo Arbeitslose für Dienstleistungen jeder Art von jedermann ersteigert werden können.
Was noch im Rahmen einer Agenda 2020 vorgesehen ist?
Zwangsarbeit für Hilfeempfänger jeder Art, „Reduzierung der Normarbeitsverhältnisse“ (Sie sehen: das ist kein Zufall!), längere Arbeitszeiten für jedermann bei gestiegener „Lohnflexibilität“ (also: Ausbau des Niedriglohnsektors), länger Lebensarbeitszeiten für jedermann (ab siebzig ist momentan im Gespräch – da wird aber sicher noch bald 80 draus: Wolfgang Clement – einer der Exekutoren der Agenda 2010 – war schon mal dafür, siehe Spiegel), mehr Flexibilität für Hochqualifizierte (also: Niedriglohnbereich auch für Akademiker) – so stellen sich die feinen Herren unsere Zukunft vor.
Die Agenda 2020 soll übrigens europaweit durchgesetzt werden – nach dem erfolgreichen Testlauf in Deutschland ist das Modell reif für den Export. Widerstand ist nicht zu erwarten, Frauen und ausländische Arbeitslose arbeiten gerne zu den ständig miserabler werdenden Bedingungen, Widerständler werden aktuell schon mit dem Hungertod bedroht.
Ach ja – Agenda 2010. In der Zeit erschien in diesem Monat ein Gastbeitrag von Arnd Pollmann über die Verfassungswidrigkeit der Hartz IV-Gesetzgebung – es geht gezielt um die „Sanktionen“ (siehe Zeit):
Abgesehen davon, dass diese Sanktionen fast immer kontraproduktiv sind: Durch sie wird hunderttausendfach ein Versprechen gebrochen, das sich die Sozialgesetzgebung selbst auferlegt hat. „Die Grundsicherung für Arbeitsuchende soll es Leistungsberechtigten ermöglichen, ein Leben zu führen, das der Würde des Menschen entspricht“, heißt es im SGB II. Die Sanktionen konterkarieren diesen Grundsatz: Wenn die in voller Höhe gezahlte Leistung ein Leben in Würde ermöglichen soll, dann senkt jede Reduktion des Regelsatzes das Lebensniveau in Richtung „nackten Überlebens“. Und werden die Bezüge auf null gesetzt, so scheint nicht einmal mehr nacktes Überleben möglich. Eine solche Sanktionspraxis verträgt sich nicht mit dem als „absolut“ zu verstehenden Anspruch aus Artikel 1 des Grundgesetzes – die Würde des Menschen ist unantastbar.
Ja – wir haben 2014. Staatliche Arbeitsmarktpolitik gefährdet schon jetzt die Würde des Menschen und treibt ihn zum Kampf ums „nackte Überleben“ – während das Vermögen der Ausbeuter ständig neue Rekorde erreicht. Grundgesetz, Sozialgesetzbuch, Menschenrechte – EGAL.
Wollen Sie wirklich wissen, wie es 2022 aussieht, wenn der sich selbst verzehrende Wahnsinn kapitalistischer Produktionsweisen neue Höhepunkte erreicht?
Nun – ganz genau kann ich es Ihnen selbstverständlich nicht sagen. Aber ich kann Ihnen sagen, wer dann zur Funktionselite gehört. Juristen, zum Beispiel – die jetzt konkrete Vorstellungen von der deutschen Zukunft haben. Martin Kringst hat was dazu geschrieben (siehe Zeit):
Diese Nachricht der vergangenen Tage erschien eher versteckt und wurde öffentlich kaum wahrgenommen. Dabei müsste sie gewaltiges Erschrecken auslösen. Sie rüttelt an unserer freiheitlichen Grundordnung: Jeder dritte Jurastudent, so eine neue Studie, ist für die Wiedereinführung der Todesstrafe. Und jeder zweite meint, die Anwendung von Folter sei unter bestimmten Voraussetzungen durchaus gerechtfertigt, zum Beispiel zur Rettung eines Menschenlebens oder zur Verhinderung eines Terroranschlags. Ausgerechnet jene, die eines nicht allzu fernen Tages unser Recht auslegen, anwenden und verteidigen sollen, stellen derart fundamentale Prinzipien wie das ausnahmslose Verbot von Todesstrafe und Folter in Frage.
Ja – da wächst – gezüchtet von deutschen Steuergeldern – eine grausame, degenerierte, verwahrloste Juristenklasse heran, ideal dafür geeignet, den Geist von Soylent Green und der Agenda 2022 durchzusetzen. Ungeheuerlich – darf ich die Einführung einer Gewissensprüfung für Juristen fordern? Immerhin stellen sie – neben Lehrern – den mit Abstand am meisten vertretenen Beruf im Bundestag dar (siehe Statista), hier wächst ein Mordgesindel heran, das wie geschaffen ist zur Perfektionierung des Sozialmordes.
Gilt das nur für Juristen?
Nein. Natürlich nicht. Der Spiegel berichtet über die Qualitäten der neuen Studentengenerationen – jener Leute, die 2022 politische Verantwortung tragen und die Funktionselite des „sich selbst verzehrenden Wahnsinns kapitalistischer Produktonselite“ darstellen (siehe Spiegel):
Studenten sind politisch engagiert, eher links und tolerant? Nicht unbedingt, wie nach SPIEGEL-Informationen eine neue Regierungsstudie zeigt.
Die neuen Studenten haben auch ein klares Lebensziel: konsumieren bis zum Umfallen.
„Sich schöne Dinge leisten können“ steht für die Studenten zum Beispiel weit oben auf der Agenda. In einer ähnlichen Studie im Jahr 1995 fanden dies nur 31 Prozent wichtig, heute sind es 73 Prozent der Befragten.
Raten Sie mal, wer diese schönen Dinge letztlich bezahlen soll … nachdem er erstmal richtig schön für die Infrastruktur gezahlt hat, die ein Studium überhaupt erst möglich macht?
Ja – genau: Sie. Die asoziale Elite will richtig dicke Gehälter – als Chefs, als Jobcentermitarbeiter, als Ärzte, als Juristen, als Lehrer, als Pfarrer … alle wollen die „schönen Dinge“. Das Land der Dichter und Denker wird zum Land der asozialen Ausbeuter und Niedriglöhner – und bald auch wieder zum Land der Richter und Henker, die zur Rettung des Luxuskonsums via Sozialmord „Minderleister“ entsorgen.
Sollen die sich doch tot arbeiten, Hauptsache, ich kriege den neuen Audi, das I-Pad und meine Penthouse-Wohnung.
Nicht umsonst haben heute deutsche Jobcenterchefs mehr Geld in der Tasche als selbständige Elektromeister mit 30 Jahren Berufserfahrung.
Zurück zum deutschen Mann.
Ja – das ist die harte Wahrheit: sein Lebensberechtigungsschein wird in Zukunft nur noch selten ausgestellt. Gehört er nicht zur Funktionselite, die notwendig ist, den sich selbst verzehrenden Wahnsinn kapitalistischer Produktionsweisen weiter zielgerichtet am Laufen zu halten, so hat er keinen Platz mehr in diesem Land, das sich gerade auf die Ausbeutung von Frauen und Ausländern spezialisiert. Er hat nur noch die Chance, ins Ausland zu gehen – in der Hoffnung, dort eine andere Lumpenelite zu finden, die bereit ist, ihn auszubeuten – weil er eben dort Ausländer ist.
Revolution – na, die bleibt dann aus. Manche haben eben aus der Geschichte gelernt.
Und die anderen?
Denen droht eine Zukunft als Grundnahrungsmittel. Jedenfalls im Film. Vielleicht geht auch Dünger oder Viehfutter.
Wie die real entsorgt werden – ja, das werden wir in acht Jahren sehen, wenn die Konsumzombies aus den Universitäten über uns herfallen werden, um ihre Luxusbegierden zu befriedigen.
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PS 1. Bin mir aber sicher, Dieter Nuhr wird die laufende Prozesse mit einer gehörigen Portion Lustigkeit kommentierend begleiten – zur humorigen Befriedigung der Henkerkaste. Trainer wie Robert Betz werden uns beibringen, unser Schickals zu lieben, damit wir schön ruhig bleiben.
PS 2: Wirklich noch jemand da, der den Islam für die größte aktuelle Gefahr der momentan noch gültigen freiheitlich-demokratischen Grundordnung hält? Ist er nicht doch eher der Buhmann, der von den wirlichen Feinden ablenken soll, bis diese noch fester im Sattel sitzen? Wieviele deutsche Kinder tötet der Salafist in Deutschland jedes Jahr? Das Jugendamt – die deutsche, auf Hitler zurückgehende Kinderklaubehörde – kommt auf 150, siehe Archeviva:
“Schier unfassbare Zustände wurden jetzt in Deutschlands Jugendämter aufgedeckt. Mehr als 150 Kinder werden jedes Jahr erschlagen, oder zu Tode gequält – unter Aufsicht und Verantwortung der Jugendämter.
Demonstrationen: Null
Empörung: Null.
Nachrichtenwert: Null.
3.4.2012. Eifel. Es gibt ja ein todsicheres Mittel gegen gute Laune. Falls einem einmal wirklich Sonne, Wärme und frische Frühlingsbrise einen euphorischen „Das-Leben-ist-schön“-Taumel ausgelöst haben, reicht zumeist ein einfacher oberflächlicher Blick in die Nachrichten, um die Laune deutlich zu dämpfen wenn nicht sogar ins Gegenteil umzukehren. Zum Beispiel das TV-Duell der Spitzenkandidaten in Frankreich: da weist der „Spiegel“ darauf hin, das noch nie eine TV-Debatte eine Präsidentenwahl „gedreht“ hätte, weshalb man denkt, der Wähler ist so souverän, das er das Spektakel gar nicht beachtet – jedenfalls denkt man das so lange, bis man das Handelsblatt gelesen hat: dort „verpatzt Sarkozy das entscheidende TV-Duell“. Der Leser nimmt beide Botschaften auf – und bleibt im Regen stehen. Sind nun TV-Duelle in Frankreich wahlentscheidend oder nicht? Oder nehmen wir die Arbeitslosigkeit in Deutschland – Riesenschlagzeilen weisen darauf hin, das sie in Europa beständig neue Rekorde erklimmt während sie in Deutschland unter drei Millionen gesunken ist. Unter drei Millionen war sie schon vor ein paar Monaten – keine Schlagzeile erwähnte, das sie wieder gestiegen ist. Ausserdem ist das sprachlich nicht korrekt, korrekt wäre: „Der deutschen Bundesregierung gelang es im Jahre 2011, die Arbeitslosenzahlen auf unter fünf Millionen herunter zu definieren. Der Trend setzt sich fort„. Unsere Arbeitslosigkeit ist der Erfolg von Statistikern und ähnlichen Sterndeutern, nicht der Erfolg der Wirtschaft. Dort sieht es nämlich fürchterlich aus – wenn man zwischen den Zeilen liest.
Wir – also der gesamte europäische Wirtschaftsraum – sind auf dem Weg zum Selbstmord – so liest man jedenfalls im Handelsblatt. Selbstmord durch stringente Sparstrategie. Wo gespart wird? Nicht etwa an Diäten, Rüstungsausgaben oder Straßenbauvorhaben – nein, das wäre undenkbar. Immerhin hat man ein Haus abzubezahlen, muss dem Rüstungslobbyisten für die Lehrstelle des eigenen Sohnes danken und die Baufirma des Schwagers vor dem Konkurs retten. Man spart einfach beim Bürger: vorbei die Zeiten, wo Gewerkschaften nach hartem Kampf fünf Prozent mehr Lohn erkämpften – in der neuen Welt ist es dem Bankenclan ein leichtes, das Einkommen um 25% zu reduzieren. So würde Marktwirtschaft auch dem Bürger gefallen, wenn man von heute auf morgen einfach mal die Preise um 25% senken könnte – auf Befehl der Regierung, die den Wunsch „des Marktes“ ausführt, eines Marktes, der an sich schon lange gestorben ist.
Was für ein Traum war das früher: der Traum von der Marktwirtschaft. Alle Marktteilnehmer treffen sich Montag morgens auf dem Marktplatz, verhandeln dort fair und gleichberechtigt die Preise ihrer Waren um am Ende des Tages glücklich und zufrieden mit Gewinn auseinanderzugehen – so erzählt man uns doch das Märchen vom „guten Markt“.
Was man uns nicht erzählt: auf dem Markt landet nur der Überschuss. Kein vernünftiges Wesen käme auf die Idee, seine eigenen, lebenswichtigen Ressourcen zu Markte zu tragen: erst wird einbehalten, was die Familie zum Leben braucht, der Rest wird verkauft. Das kann auch funktionieren – wenn die Reisekosten und Marktgebühren nicht zu hoch sind. Wird aus dem Warenmarkt dann der perverse „Arbeitsmarkt“, haben wir vollends die Rückkehr zu alten Sklavengesellschaften. Hier wird schon längst kein Lebensüberschuss mehr verkauft, sondern die Substanz, das ganze Leben. Übrig bleiben ein paar Tage Urlaub – und etwas Rente, wenn man Glück hat.
Das ist nicht das Leben eines freien Bürgers, das ist das Leben einer Ware: der Ware Mensch.
Kann deren Preis beliebig von außen reduziert werden wie akutell in Griechenland, dann hat die Ware an sich schon keinen Wert mehr – und der Markt ist tot, jedenfalls der echte, wahre Arbeitsmarkt, der sich dadurch auszeichnet, das ich meinen Arbeitskraftüberschuss an zwei Tagen die Woche nachmittags der Gemeinde verkaufe, weil die einen Staudamm bauen will. So gesehen würde das bedingungslose Grundeinkommen erstmal wieder den Sklavenmarkt zu einem freien Markt machen, weil der Anbieter bei zu niedrigen Preisen sein Angebot vom Markt nehmen kann, ohne zu verhungern.
Wie würde denn „die Wirtschaft“ darauf reagieren, wenn wir ihr vorschreiben würden, das sie täglich zehntausend Autos zum Preis von fünftausend Euro verkaufen muss – und notfalls sogar am Abend die übriggebliebenen für 20 Euro losschlägt, weil der Staat eine Absatzquote vorgegeben hat – analog zur Vorschrift des Arbeitskraftverkaufes, der 40 Stunden die Woche nicht unterschreiten darf? „Die Wirtschaft“ würde sich an den Kopf fassen und die Welt nicht mehr verstehen – jene Marktwelt, die sie doch selber jederzeit im Munde führt.
Wie würde „die Wirtschaft“ reagieren, wenn der Staat ab morgen die Vorschriften für den Arbeitsmarkt auf andere Märkte übertragen würde und eine Verkaufspflicht einführt – egal zu welchem Preis. Wer nicht genug ans Volk verkauft, muss Strafe zahlen, so wie der leiden muss, der nicht genug arbeitet. Da würde dann nur noch die verkaufte Masse zählen – der Preis wäre egal, wie bei Millionen von deutschen Tagelöhnern auch, die als Mini-Leiharbeiter zur Verschönerung der Regierungsstatistik ihre Lebenszeit unwiederbringlich für lächerliche Löhne verschleudern.
Zudem wird schnell übersehen, das der Arbeitskraftverkäufer ganz schlechte Marktbedingungen vorfindet: sein Leben ist geprägt von Schulden. Bevor er überhaupt nur den Mund aufmachen und sich selbst anpreisen kann, laufen schon Kosten auf: Miete, Essen, Heizung, Steuern und Abgaben bürden ihm enorme Lasten auf, die ihn letztlich dazu zwingen, sich zu Dumpingpreisen zu verschleudern … was nicht unbedingt gut fürs Selbstbewußtsein ist und erst recht nicht zu einem freien, selbstbestimmten Leben führt.
Das zusätzliche „Effizienzorgien“ durch völlige Maschinisierung der Arbeitskraft und beständige Erhöhung der Zielvorgaben für überlebende Arbeitsplatzbesitzer den Markt für „Arbeit“ großflächig zerstört haben, wird von der politischen Kaste gar nicht erst zur Kenntnis genommen – Subventionen für Kohle und Bauern ringt man sich gerne ab, aber Subventionen für den Arbeitsmarkt kürzt man rigogoros, droht sogar mit Hungertod … es sind ja nur Menschen, die man dort aus der Gemeinschaft herauskickt so wie die griechischen Rentner, die man aktuell durch den Schuldenschnitt zu Zehntausenden in die Altersarmut zwingt.
Wären die eine Bank: sie kämen unter den Rettungsschirm.
Der muss aktuell größer den je werden: Spaniens Banken glänzen durch Ineffizienz, weshalb das Land erstmal drastisch herabgestuft wurde: das da marktfremde Kräfte die Preise auf Märkten bestimmen, stört die Apostel der freien Marktwirtschaft nicht, das Millionen von Menschen in eine staatliche verordnete Armut rutschen und gar keinen Markt mehr vorfinden, auf dem sie selbst frei und gewinnmaximierend operieren können, wird nicht zur Kenntnis genommen – zu schön ist das Märchen von der Marktwirtschaft, die schon lange gestorben ist.
Warum ist sie tot?
Ein Großgrundbesitzer ist aufgetreten, hat die Marktstände gekauft, ihre Versorgung mit Strom, Wasser und Lebensmitteln in die eigene Hand genommen, seine Schläger regeln den Zugang zum Markt, diktieren die Preise und Absatzmengen, stellen durch die enormen Gewinne eine Vielzahl von Gauklern ein (Unternehmensberater, Investmentbanker, Showstars, Lobbyisten, Wirtschaftsexperten, Journalisten), die den Markt atmosphärisch zersetzen und wirklich jedem einzelnen Marktteilnehmer fein ausgeklügelte Botschaften ins Ohr flüstern um ihn von der Wahrnehmung der Wirklichkeit abzuhalten: der Wirklichkeit, das der Marktplatz von Gangstern übernommen worden ist, Gangstern, die nicht Wohlstand durch freien Handel vermehren sondern persönlichen Reichtum durch Manipulation maximieren wollen.
Deshalb sind „Wohlstand“ und „Fortschritt“ so selten gebrauchte politische Vokabeln geworden, stattdessen haben wir „Beschäftigung“ und „Sparsamkeit“ als politische Maximen kennengelernt: als ob irgendeine Gesellschaft je durch unproduktive Beschäftigung und hirnlose Raffgier der Staatsverwalter zu Größe gelangt wäre: man vergleiche unsere Utopien mal mit jenen der sechziger Jahre, als Hippies, Mondlandung und schier grenzenloses Wirtschaftswachstum das Paradies wieder in greifbare Nähe gerückt haben – alles schien möglich zu sein.
Und was haben wir heute, an welcher Utopie haben Politik und Wirtschaft in den letzten dreissig Jahren gearbeitet?
Am ultimativen Zahlungsausfall, siehe Welt:
Die Diagnose an sich ist nicht neu: Die Vereinigten Staaten leben über ihre Verhältnisse – und dies auf zahlreichen Feldern. Josef Braml nennt die Schwächen. Die USA stecken in der schlimmsten Rezession seit den Dreißigerjahren. Der Staat ist beängstigend verschuldet, die Arbeitslosigkeit dramatisch gestiegen. Soziale Ungleichheit und Armut wachsen. Automobilindustrie und Immobilienbranche haben einen rasanten Verfall erlebt. Die Gefahr weiterer Spekulationsblasen ist nicht gebannt, die Abhängigkeit von Energieimporten weiterhin hoch.
Wenn alle merken, das der reiche Großgrundbesitzer, der reiche Rancher, den Markt und die Geschäfte der Stadt nur mit leeren Versprechungen gekauft hat (leeren Versprechungen und den Colts seiner Cowboys, die seit zwanzig Jahren wieder munter durch die Gegend morden), dann kommt auf uns eine ganz neue Aufgabe zu: wir dürfen der „Koalition der Zahlungswilligen“ beitreten, wie Josef Braml ausführt.
Der reiche Rancher jedoch zahlt nichts. Er hat einen Zugriff auf den Marktplatz, den andere nicht haben: jederzeit kann er seine Günstlinge mit frisch gedruckten Dollars überhäufen, für die andere bitter schuften müssen, nochmal Stieglitz im Handelsblatt:
Auch in den USA würden immer wieder Fehler in der Wirtschaftspolitik gemacht. Aber das europäische Modell sei derzeit eindeutig der schlechtere ökonomische Ansatz und führe zu schwerwiegenden Konsequenzen. Strenge Sparsamkeit führe nur bei kleineren Ländern zu Erfolg, die von starken Volkswirtschaften umgeben seien. In der Euro-Zone würden derzeit aber fast alle Staaten in die Rezession getrieben. Zudem besäßen die USA den Vorteil, nie Bankrott gehen zu können, weil die amerikanische Regierung im Zweifel immer Zugriff auf die Notenpresse habe. Mit der Trennung zwischen Geld- und Fiskalpolitik gehe das in der Euro-Zone gerade nicht.
Und da sie ihren Dollar mit militärischer Gewalt stützen (siehe Irak – dessen Schicksal weniger mit den nie gefundenen „Massenvernichtungswaffen“ verbunden war, aber dafür sehr mit dem Willen seines Diktators, das Ölgeschäft mal alternativ mit Euros zu händeln), können sie grenzenlos auf Pump leben … bzw. auf Kosten anderer.
Gegen diese Gelddruckmaschine muss nun der Arbeitnehmer auf dem deutschen Markt mit seiner im Alter stetig schwindenden Leistungskraft antreten … eine perverse Herausforderung. Das ist kein Markt, das ist eine Sklavenauktion, die nur durch Androhung des Hungertodes funktioniert – keine wirtschaftlich denkendes Wesen würde an einem solchen Treiben teilhaben wollen, wenn es nicht durch staatliche Gewalt dazu gezwungen würde.
Aber immerhin wissen wir, in welche Richtung wir uns entwickeln müssten, um den Markt überhaupt erstmal wieder zu retten. Erahnt man jetzt, welche politischen und wirtschaftlichen Dimensionen das „bedingungslose Grundeinkommen“ wirklich hat? Es würde die bislang existierenden Marktverzerrungen aufheben, aus Arbeitssklaven würden souveräne Marktteilnehmer werden, die mit Spaß und Freude ihre Arbeitskraft mit Gewinn verkaufen könnten, anstatt sie zugunsten des Dollars billigst verschleudern zu müssen.
Was mir nun beim französischenTV-Duell und der Berichterstattung gefehlt hat, ist die Frage: wo bleibt der Sheriff, bzw. hat einer von beiden vor, Sheriff zu werden und das Dorf und seinen Marktplatz vor den Gangstern des Großgrundbesitzers zu schützen, oder wollen sie nur die Tributzahlungen anders regeln? Müssen wir wirklich beten, das ein einsamer Revolverheld vorbeikommt, der dem Spuk ein Ende bereitet – oder gar glorreiche sieben Revolverhelden?
Aber solche Helden gibt es nur im Märchen …. wie auch die freie Marktwirtschaft.
Für uns andere gilt: wir kaufen zu überhöhten Preisen in den Läden jener Menschen, die uns immer weniger Geld für unsere Lebenszeit geben (und den „Wert“ dieses Geldes durch Orgien in der Druckerei immer weiter nach unten treiben) … und die Politik unterstützt sie nach Kräften dabei.
Und am Ende – im Alter, bei Krankheit oder sonstigen Krisen – sitzen wir hungernd auf der Straße … oder im Lager, wenn es – wieder mal – noch perverser wird.
Dienstag, 6.3.2012. Eifel. Wir wissen ja alle, das es keine Verschwörungen gibt, oder? In demokratischen Staaten ist so etwas undenkbar. Es gibt ja auch keine Wirtschaftskrise oder etwas Arbeitslosigkeit – jedenfalls nicht in Deutschland. In Europa hat die europäische Wirtschaftspolitik schon eine Rekordarbeitslosigkeit bei Jugendlichen verursacht – wir waren da cleverer. Bei uns steckt man die Jugendlichen in “ Massnahmen“ oder zu einem privaten Arbeitsvermittler – schon sind sie ´raus aus der Statistik. Toll, oder? Kommen sie ´raus aus allen Scheinbeschäftigungen, sieht es selbst für die Besten der Besten düster aus – auch im deutschen Wirtschaftswundersuperland, siehe Spiegel:
Und plötzlich stehen sie vor dem Nichts: Deutsche Nachwuchswissenschaftler haben schlechte Aussichten auf einen langfristigen Job in der Forschung. Ihre Karriere können sie kaum planen, Familie und Privatleben kommen unter die Räder. Wer kann, flüchtet ins Ausland oder in die Wirtschaft.
In intelligenteren Gesellschaften würde man diese Praxis der Statistikbereinigung eine Verschwörung nennen – ganz einfach, weil hier die Wahrheit absichtlich von herrschender Seite überlegt und gezielt unterdrückt wird, damit sie nicht das Volk erreicht. Welche Wahrheit? Ganz einfach die hier:
Die Spaltung der Union in wohlhabende Jobbesitzer und abgehängte Verlierer könnte schon bald zur Zerreißprobe für das krisengeplagte Europa werden. „Die Jugendarbeitslosigkeit wird für die EU langfristig zu einer noch größeren Gefahr als die Schuldenkrise“, warnt der Ökonom.
Das wäre die Herausforderung für „linke“ Politik im 21. Jahrhundert. Im 19. Jahrhundert war es das Elend der Arbeiter, der Feind war der Fabrikbesitzer. Heute wäre nicht die Fabrik zu stürmen, sondern der Job. Vor Ort ist der Kampf Kapital gegen Mensch der Kampf der reichen Jobbesitzer gegen die armen Jugendlichen, die Kranken, die Alten und die Frauen. Da „Linke“ und überhaupt alle Politiker einen Job haben (oder ganz schnell einen bekommen, wenn sie zu laut werden), wird diese Entwicklung auch nicht aufzuhalten sein – der „Corpsgeist“ der halbadeligen Vollzeitjobbesitzer wird schon dafür sorgen.
Das ist ja auch der Sinn von Verschwörungen: Widerstand zu minimieren bzw. durch Verschleierung der Wahrheit in seiner Entstehung zu verhindern.
Wenn wir nach Amerika schauen, erfahren wir ein wenig von der Realität, die uns die Medien hierzulande gerne verschweigen – siehe Welt:
Keinen Streit kann es wohl darüber geben, dass viele – vielleicht sogar die meisten – der von Murray aufgespießten Probleme echt sind. Ja, die Klassen driften in Amerika (nicht nur dort!) immer weiter auseinander. Ja, die soziale Mobilität ist in Amerika, so unglaublich das klingen mag, mittlerweile unterhalb des europäischen Niveaus eingefroren. Ja, die amerikanische Mittelklasse hat schon seit einem Jahrzehnt nichts mehr dazuverdient.
Wenn das so weitergeht, könnte sie irgendwann vielleicht so arm sein wie die europäische Mittelschicht.
Dabei geht es unserer Mittelschicht doch gut – hört man jedenfalls immer.
Nebenbei bemerkt: das war mal das wirtschaftlich dynamische Amerika – unser Vorbild. Wegen denen haben wir hier Hartz IV – die Unternehmensberater und der IWF hatten geklagt, das die soziale Absicherung in Europa im Allgemeinen und Deutschland im Besonderen zu groß ist – sollte angeblich schädlich für die Motivation, den Aufschwung und die Rendite sein. Jetzt liegen die USA mit ihrem Neoliberalismus am Boden – Betriebswirte können halt niemals über ihren kleinen Tellerand hinausschauen und machen grundsätzlich egoistische Politik für das jeweils eigene Unternehmen. Wenn das aber alles Geld hat … kommen wir zu einer weiteren Verschwörung – siehe Welt:
Die wahren Stars im amerikanischen Wahlkampf tragen Namen wie Kindergebete und werden verflucht wie Satan selbst: Hinter „Gib uns die Zukunft zurück“ („Restore Our Future“) und „Mach uns wieder groß“ („Make us Great Again“) verbergen sich Gruppen, die für Kandidaten Spenden eintreiben und Wahlspots schalten, ohne offiziell in ihrem Namen zu handeln.
Super-„Political Action Committees“ (Pacs) nennen sich diese Kampfverbände
Hinter den Super-Pacs stehen zwei Dutzend Milliardäre und Multimillionäre, die, Puppenspielern gleich, die Kandidaten tanzen lassen. Amerikas Demokratie, die immer schon im Geld schwamm, droht zu ertrinken.
Mir fehlen etwas die Schlagzeilen in Deutschland: WIE SCHLIMM, WIR SIND GANZ ARM! oder REICHTUM KILLT GEMEINWESEN! oder SUPERREICHENPÖBEL KAUFT POLITIK!
Dabei sind wir arm, waren es schon immer und sollen es auch bleiben. Nur wissen und begreifen sollen wir es nicht. Unsere „Führungsmacht“ ist schon längst jenseits jeglicher demokratischer Formen angelangt – wir sollen das aber nicht wissen. Wenn wir nämlich wissen würden, wie mit Geld Politik gemacht wird, würden wir erfahren, wie man mit Verschwörungen innerhalb einer Demokratie die Puppen tanzen lassen kann.
Schließen sich in den USA zwei Dutzend Milliardäre zusammen, haben die mehr Geld als die führende europäische Wirtschaftsnation – Deutschland. Die würden aber mit ihrem Geld niemals Griechenland retten – aber durch Wetten gegen die Rettung Griechenlands können sie die Zinsen für Griechenland ganz schön nach oben treiben. Intelligente Demokratien würden das als Verschwörungen bezeichnen – als was sonst?
Den oben zitierten Artikel aus der Welt sollte man gleich zweimal lesen – weil er einen deutlichen Einblick in das Weltbild der US-Elite gibt: von White Trash ist da die Rede. Heißt übersetzt: Weißer Abfall.
Das sind – in deren Augen – wir alle. Das sagt der Artikel nicht ausdrücklich, aber da das Einkommen der Maßstab und unsere Mittelschicht arm ist bleibt nur ein Schluß übrig: in den Augen der US-Oberklasse ist Europa ein Kontinent voller Abfallmenschen.
Oben gibt es eine Elite, die nicht raucht, sich körperlich fit hält, ihre Kinder rund um die Uhr fördert und verhätschelt, viel arbeitet und mit dieser Arbeit Unsummen verdient.
Unten gibt es eine breite Schicht von Armen, die körperliche Arbeit verrichten, 35 Stunden pro Woche vor dem Fernseher verbringen, zur Fettleibigkeit neigen und ihre Kinder vernachlässigen.
Wäre nicht gut für die Nato, wenn die europäischen Bürger erfahren würden, wie man jenseits des Teiches über sie denkt. Man würde sich keinerlei Hoffnungen mehr über die Skrupel haben, die jenseits des Teiches im Umgang mit uns herrschen.
Da gibt es eine nicht arbeitende nichtrauchende Herrenmenschenelite, die Zeit für Fitness hat und vor allem: stinkreich ist. Ihre „harte Arbeit“ besteht hauptsächlich darin, das sie unser Geld für sich arbeiten lassen.
Das geht leicht – wo die Notenbanken die „Märkte“ gerade mit einer Billion Euro versorgt haben:
Doch von der Geldschwemme, die sie erzeugen, gerät wenig in den Kreditkreislauf. Dafür einiges in die Spekulation mit Energie, was derzeit die Öl- und Benzinpreise auf neue Hochs treiben hilft und einen Teil des Effekts, den die Notenbanken mit der lockeren Geldpolitik erzeugen, wieder aufhebt.
Die Wirtschaft erstickt unter Cash-Bergen – so der Titel des oben zitierten Artikels im Manager Magazin. Und mit diesen Cashbergen lässt sie politisch die Puppen tanzen und steigert die Benzinpreise ins unermessliche: ein Paradies für die „Upperclass“. Intelligente Demokratien würden das Verschwörungen nennen – Verschwörungen zu lasten des Gemeinwohls.
Europäische Politiker, die dagegen halten wollen, machen erstaunliche Erfahrungen: gegen alle gute Sitten begegnen sie Verschwörungen, die von Kanzlerin Merkel ganz offen initiiert werden und dank des allgemeinen Tabus, sich über Verschwörungen Gedanken zu machen inzwischen ganz offen ablaufen können, siehe Spiegel:
Die wichtigsten EU-Länder greifen in den französischen Präsidentschaftswahlkampf ein. Nach SPIEGEL-Informationen haben Deutschland, Italien, Spanien und Großbritannien vereinbart: Der sozialistische Sarkozy-Herausforderer François Hollande wird während des Wahlkampfs nicht empfangen.
Der Mann will immerhin eine Reichensteuer von 75%: da lassen die Milliardäre alle Puppen tanzen – auch gegen übliche diplomatische Gepflogenheiten:
Das Vorgehen ist äußerst ungewöhnlich: Das Eingreifen einer ausländischen Regierung in den Wahlkampf eines souveränen Staats gilt international als verpönt.
Und wenn mehrere Regierungen sich zu einem solchen Schritt zusammentun, das ist das: eine Verschwörung. Ja, so nennt man das nun mal. Und es gibt auch einen handfesten Grund dafür, den das Manager Magazin nebenbei erwähnt – gesprochen von einem Hirnforscher:
„Jeder in Politik und Wirtschaft weiß, dass wir am Rande eines Transformationsprozesses stehen, dass etwas ganz anders werden muss. Aber keiner weiß, wie das gehen soll.“
Es lohnt sich immer, das Manager Magazin zu lesen: Manager müssen die Wahrheit kennen, um Kapital erfolgreich vermehren zu können. Deshalb rutscht denen dort manchmal was raus, was in den Medien für Abfallmenschen einfach hinten runterfällt. Gut, in dem Artikel geht es ansonsten um die Wehwehchen von Millionären – aber es ist mal interessant zu sehen, wo die Wehwehchen ihre Ursache haben.
Letztendlich spricht Olaf Henkel im Handelsblatt ganz offen von einer weiteren Verschwörung:
Politiker, Manager und Journalisten haben viel zu lange am Euro festgehalten. Inzwischen haben sie längst eingesehen, dass die Gemeinschaftswährung nicht funktioniert. Nur öffentlich zugeben will das niemand.
Alle wissen Bescheid – aber keiner sagt was. Bei Ärztepfusch in Deutschland wirkt der Corpsgeist der überversorgten Elite ähnlich – was, genau genommen, auch eine Verschwörung einer breiten Schicht verantwortungsloser Mediziner gegen ihre Patienten gleichkommt.
Man sieht: die Realität des Jahres 2012 in Deutschland ist bestimmt von Verschwörungen. Wir nennen sie nicht so. Ganz Deutschland wird unter Mithilfe der deutschen „Elite“ zu einem Puppentheater – zu einem „Potemkinschen Dorf“.
Was das ist?
Nun – die Wurzeln deutscher Politik im Jahre 2012 finden wir im fernen Russland des 18. Jahrhunderts, siehe Wikipedia
Für den Namen stand Feldmarschall Reichsfürst Grigori Alexandrowitsch Potjomkin Pate. Potjomkin war ein Gouverneur und Militärreformer, der sich um die Entwicklung der Krimhalbinsel bemühte.
Einer modernen Sage zufolge ließ der Günstling (und Geliebte) der russischen Zarin Katharina II. 1787 vor dem Besuch seiner Herrscherin im neu eroberten Krimgebiet entlang der Wegstrecke Dörfer aus bemalten Kulissen zum Schein errichten, um das wahre Gesicht der Gegend zu verbergen. Diese Legende wurde von Gegnern Potjomkins am Hofe lanciert, die ihm seine gute Beziehung zu Katharina der Großen neideten. Ihr Urheber war der Diplomat Georg von Helbig, der sie zunächst in seinen Depeschen in Umlauf setzte und nach Potjomkins Tod in seiner Biographie „Potemkin der Taurier“ (1809) verewigte. Helbig hatte selbst an der Inspektionsreise nicht teilgenommen.
Wir sehen: früher gab es noch Verschwörungen, die erfolgreich Potemkinsche Dörfer errichteten.
Heute gibt es Potemkinsche Dörfer, die erfolgreich Verschwörungen vertuschen – in Wirtschaft, Politik, Sozialwesen oder bei den Arbeitsmarktdaten.
Aber wehe einer kratzt an der frischen Farbe der bemalten Kulissen: da schreit das Corps gleich einhellig im Chor: VERSCHWÖRUNGSTHEORETIKER!
Und so können die Puppen in Ruhe weitertanzen.
Schön, oder?
Schön bunt.
Leider – alles aus Pappe.
Der private Konsum ist und bleibt das Sorgenkind der deutschen Wirtschaft. Der Handelsverband Deutschland interpretiert die jüngsten Daten so:
Mit Blick auf das Gesamtjahr sagte Genth, dass es angesichts der Entwicklung des privaten Konsums und der weitgehend intakten Stimmung bei Unternehmen und Verbrauchern bescheidene Spielräume für den Einzelhandel geben könne. Allerdings gebe es wegen der Euro-Krise, steigender Energiepreise und Krankenkassenbeiträge auch Risiken für Verbraucherstimmung und Konsum. Daher halte der HDE an seiner Umsatzprognose von nominal plus 1,5 Prozent für das Gesamtjahr fest. Bei der momentanen Preissteigerung würde dies real ein leichtes Minus bedeuten. „Für das Herbst- und Weihnachtsgeschäft werden die Verbraucherstimmung aber auch die Entwicklung der Energiepreise entscheidend für den Konsum sein, der im bisherigen Jahresverlauf von der starken Entwicklung am Arbeitsmarkt profitiert hat“, so HDE-Hauptgeschäftsführer Stefan Genth.
Quelle: HDE
Bescheidene Spielräume für den Einzelhandel ergeben sich also aus der Tatsache eines zu erwartenden realen Umsatzrückgangs in diesem Jahr. Diese Logik ist beeindruckend, aber durchaus stringent. Denn das statistische Bundesamt hat letzte Woche nicht nur die Zahlen zu den Umsätzen im Einzelhandel veröffentlicht, sondern auch zu der Entwicklung der Tarifeinkommen folgende “neutrale” Stellungnahme abgegeben:
Die tariflichen Monatsverdienste der Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer in Deutschland sind von April 2010 bis April 2011 insgesamt um 1,5 % gestiegen. Damit zeichnet sich nach Mitteilung des Statistischen Bundesamtes (Destatis) eine Trendwende bei den Tarifverdiensten ab. Seit Oktober 2009 (+ 3,0 %) war die Steigerungsrate beständig zurückgegangen und hatte im Januar 2011 nur noch + 0,9 % betragen.
Quelle: destatis
Das statistische Bundesamt spricht von einer Trendwende und ignoriert die Verbraucherpreisentwicklung. Die nominale Steigerungsrate bei den Tarifeinkommen von 1,5 Prozent wird als solche nicht gekennzeichnet. Der Hinweis auf die reale Veränderung der Tarifeinkommen, d.h. in der Fachsprache “preisbereinigt”, wird gar nicht erst angeführt. Aber das können sie sich selbst ausrechnen.
Quelle: destatis
Im Schnitt gab es im Jahr 2011 einen Anstieg der Verbraucherpreise von über zwei Prozent. D.h., dass Arbeitnehmer mit Tarifeinkommen erneut reale Einkommensverluste hinnehmen mussten. Dazu kommt, dass die Tarifbindung in Deutschland weiter rückläufig ist.
Das deutsche System der Flächentarifverträge erlebt seit Mitte der 1990er Jahre einen sichtlichen Erosionsprozess, der in einem anhaltenden Rückgang der Tarifbindung zum Ausdruck kommt. In Zahlen: Im Jahr 2010 wurden in ganz Deutschland gerade noch 33 Prozent der Betriebe und 60 Prozent der Beschäftigten durch einen Tarifvertrag erfasst. Im Kernbereich der Flächentarifverträge ist die Tarifbindung noch ein paar Prozentpunkte niedriger: Die bundesweiten oder regionalen Branchentarifverträge gelten noch für die Hälfte der Beschäftigten (52 Prozent) und für weniger als ein Drittel der Betriebe (30 Prozent).
Quelle: Magazin Mitbestimmung (Hans-Böckler-Stiftung)
Die Zunahme bei den Tariflöhnen ist daher im wesentlichen von der Entwicklung der übrigen Bruttoeinkommen abgeschnitten. Die Ausbreitung von atypischer Beschäftigung wie Leiharbeit oder Minijobs sowie der politisch betriebene Ausbau des Niedriglohnsektors haben in Wirklichkeit zu einem dramatischen Verfall der Arbeitnehmereinkommen geführt. Zuletzt wurde das durch eine Studie des DIW untermauert.
Die Löhne von Geringverdienern sind seit der Jahrtausendwende rapide gesunken. Beschäftigte in den unteren Einkommensgruppen hatten im vorigen Jahr 16 bis 22 Prozent weniger in der Tasche als im Jahr 2000. Auch Menschen mit mittlerem Gehalt mussten deutliche Einbußen hinnehmen. Bei Besserverdienenden sind die realen Nettoeinkommen dagegen minimal gestiegen. Das zeigen bisher unveröffentlichte Daten des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW).
Quelle: Berliner Zeitung
Es stellt sich also noch immer die Frage, woher die “binnenwirtschaftlichen Auftriebskräfte” kommen sollen, die der Bundeswirtschaftsminister Rösler als Stütze des deutschen Aufschwungs erkannt haben will.
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Wenn selbst die fingierte Statistik einen Anstieg der Arbeitslosigkeit ausspuckt, sind natürlich immer jahreszeitliche Effekte verantwortlich. Im Winter ist es das schlechte Wetter und im Sommer die Urlaubszeit. Inzwischen muss man aber davon ausgehen, dass nicht nur das Sinken der offiziellen Arbeitslosenzahl, sondern auch ihr Steigen etwas mit der amtlichen Definition von Arbeitslosigkeit zu tun hat.
Denn wie sie inzwischen wissen dürften, werden längst nicht alle Bezieher von Arbeitslosengeld I und II auch als arbeitslos gezählt.
Von den Arbeitslosengeld-Empfängern waren im Juli 688.000 oder 88 Prozent arbeitslos gemeldet. 90.000 Arbeitslosengeld-Empfänger wurden nicht als arbeitslos geführt, z.B. weil sie vorruhestandsähnliche Regelung in Anspruch nahmen, arbeitsunfähig erkrankt waren, sich in einer Trainingsmaßnahme befanden oder an Maß-nahmen zur Aktivierung und beruflichen Eingliederung teilnahmen.
Quelle: Monatsbericht Juli 2011
Im letzten Monatsbericht hieß es hingegen noch:
Von den Arbeitslosengeld-Empfängern waren im Juni 640.000 oder 87 Prozent arbeitslos gemeldet. 98.000 Arbeitslosengeld-Empfänger wurden nicht als arbeitslos geführt, z.B. weil sie vorruhestandsähnliche Regelung in Anspruch nahmen, arbeitsunfähig erkrankt waren, sich in einer Trainingsmaßnahme befanden oder an Maßnahmen zur Aktivierung und beruflichen Eingliederung teilnahmen.
Quelle: Monatsbericht Juni 2011
Das heißt, der Anstieg der Arbeitslosigkeit im Juli ist auch auf den besseren Gesundheitszustand der Erwerbslosen zurückzuführen, die im Juni zwar auch schon arbeitslos waren, aber nicht gezählt wurden, weil sie arbeitsunfähig erkrankt waren.
Das soll nur ein Beispiel unter vielen sein, für die absurden Zählmethoden der Bundesagentur, die auch nicht wirklich zählt, sondern immer mehr schätzt.
Fakt ist, dass sich der Anteil der Langzeitarbeitslosen wieder erhöht hat (um 1 auf 34 Prozent) und die Zahl der Unterbeschäftigung bei über 4 Millionen (4.091.291) verharrt. Das entspricht einer Quote von 9,6 %.
Die Beschäftigungssituation wird nach wie vor unter einem quantitativen Gesichtspunkt betrachtet. Egal welche Arbeit zu welchen Konditionen auch angeboten und verteilt wird, sie fließt ungefiltert als positive Erscheinung in die Statistik ein. Das größte Plus mit über 20 Prozent Zuwachs verzeichnet immer noch die Leiharbeitsbranche. Insgesamt gebe es knapp 41 Millionen Beschäftigte, davon aber nur rund 28 Millionen in einem sozialversicherungspflichtigen Beschäftigungsverhältnis. Wie hoch der Anteil der Vollzeitbeschäftigten ist, erfährt man aber nicht.
Die Verkündung der Einzelhandelszahlen ist diesmal etwas lustiger ausgefallen. Das statistische Bundesamt traut nämlich der eigenen Statistik nicht mehr so recht über den Weg.
Methodische Hinweise:
Methodische Änderung ab Berichtsmonat Juni 2011
Die Ergebnisse basieren ab dem Berichtsmonat Juni 2011 auf einem neuen Berichtskreis, da ein Teil der Unternehmen in der Erhebung ausgetauscht wurde. Der Berichtskreis ist damit aktueller und repräsentativer, wodurch die Konjunkturbeobachtung am aktuellen Rand verbessert wird.[…]
Erfahrungsgemäß stellt ein Teil der neuen Stichprobenunternehmen seine Angaben zunächst nicht zeitgerecht zur Verfügung. Die Umsätze für den Juni weisen darum etwas größere Schätzanteile (27,2 %) auf als im Durchschnitt der ersten Monate diesen Jahres (26,0 %).
Quelle: destatis
Im Ergebnis für Juni heißt es dann:
Die deutschen Einzelhandelsunternehmen setzten im Juni 2011 nach vorläufigen Ergebnissen des Statistischen Bundesamtes (Destatis) nominal 0,5 % mehr und real 1,0 % weniger um als im Juni 2010. Der Juni 2011 hatte mit 24 Verkaufstagen zwei Verkaufstage weniger als der Juni 2010, da Christi Himmelfahrt und Pfingstmontag in diesem Jahr in den Juni fielen. Im Vorjahr lagen diese Feiertage im Mai. Im Vergleich zum Mai 2011 ist der Umsatz im Juni 2011 unter Berücksichtigung von Saison- und Kalendereffekten (Verfahren Census X-12-ARIMA) nominal um 6,1 % und real um 6,3 % gestiegen.
Das verstehe bitte wer will. Der Juni 2011 hatte zwei Verkaufstage weniger als der Juni 2010, dafür aber Feiertage und trotzdem wurde im aktuellen Zeitraum real 1,0 Prozent weniger umgesetzt. In diesem Jahr fielen die Feiertage in den Juni, deshalb ein schlechteres Geschäft, so die Statistiker. Was heißt das nun? Ich dachte immer, Feiertage sorgen gerade für verstärkte Umsätze oder spielt die Tatsache, dass man sich an Himmelfahrt und Pfingsten nichts schenkt so eine große Rolle? Traditionell sind der Mai und der Juni aber sehr umsatzstarke Monate. Das weiß jeder, der im Einzelhandel tätig ist oder war.
In diesem Jahr gab es im Mai aber überhaupt nix zu feiern, selbst der Tag der Arbeit fiel auf einen Sonntag. Die deutliche Zunahme der Umsätze im Juni gemessen an den Ergebnissen vom Mai scheinen daher diesem Umstand Rechnung zu tragen. Aus Sicht der Statistiker wäre es nun aber blöd gewesen, die Zunahme der Umsätze im Juni nun auch noch mit den Feiertagen zu erklären, nachdem diese schon für einen Rückgang der Umsätze im Jahresvergleich herhalten mussten.
Focus Online schreibt übrigens unter der Jubelüberschrift: „Stärkstes Umsatzplus seit 1994“
„Die Daten könnten allerdings statistisch verzerrt sein, hieß es in der Behörde. Denn der Mai habe drei Verkaufstage mehr gehabt als vor einem Jahr, der Juni hingegen zwei Tage weniger. „Diese Konstellation hat es noch nie gegeben“, sagte ein Statistiker zu Reuters. Das sogenannte Saisonbereinigungsverfahren, das jahreszeitliche Schwankungen ausgleichen soll, habe dies möglicherweise nicht völlig widerspiegeln können.“
Jedenfalls ist der Bierabsatz im ersten Halbjahr 2011 um 1,0 Prozent gestiegen. Das nun wiederum ist keine Statistikstolperei, sondern sehr wohl nachvollziehbar.
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Die Arbeitslosigkeit sinkt, die Kauflaune steigt, die Konjunktur brummt. So lauten regelmäßig die Schlagzeilen zum Monatsende. Nacheinander verkünden Gesellschaft für Konsumforschung, das statistische Bundesamt und die Bundesagentur für Arbeit ihre nach eigener Sicht positiven Zahlen. Die GfK machte am Dienstag den Anfang und gab an, herausgefunden zu haben, dass die Anschaffungsneigung der Deutschen wieder deutlich zugenommen habe.
Die ungebrochene Dynamik der deutschen Wirtschaft sowie die weitere Belebung auf dem Arbeitsmarkt haben die Konjunkturaussichten moderat und die Einkommenserwartungen der Bundesbürger stark ansteigen lassen. Auch die Anschaffungsneigung hat ihre Verluste aus dem Vormonat mehr als kompensiert. Damit gewinnen die guten Rahmendaten wie die positive Entwicklung auf dem Arbeitsmarkt und das gute Wirtschaftswachstum wieder die Oberhand über die "Störfaktoren" Fukushima sowie die Situation im Nahen Osten und Griechenland.
Quelle: GfK
Nun ist klar, dass eine Neigung, die von Aussichten bestimmt wird, nicht wirklich einen substanziellen Kern aufweist. Eine Neigung hat grundsätzlich einen fiktiven Charakter. Und zwar solange, bis sie selbst in die Tat umgesetzt wird. Dann spricht man logischerweise auch von einer Tatsache. Wenn die Deutschen also der GfK gegenüber angeben, demnächst häufiger einkaufen gehen zu wollen, dann heißt das eben nicht, dass sie es auch tun, sondern höchstens, dass sie es gerne tun würden. Demzufolge ist die Feststellung, dass jene Anschaffungsneigung ihre Verluste aus dem Vormonat kompensiert habe einfach nur statistischer Unsinn, weil durch mehr oder weniger Anschaffungsneigung überhaupt keine Gewinne oder Verluste entstehen können. Oder fließt die Anschaffungsneigung etwa in die volkswirtschaftliche Gesamtrechnung mit ein?
Nein. Dort findet nur der tatsächliche private Konsum Beachtung und natürlich bilden die Umsätze im Einzelhandel einen wesentlichen Teil davon. Nun hat heute das statistische Bundesamt Zahlen veröffentlicht, die alles andere, aber nicht das bestätigen, was die GfK mit ihrer Kauflaune gemessen haben und die Menschen glauben machen will. Zwar führen die amtlichen Statistiker mit der Überschrift “Einzelhandelsumsatz im Mai 2011 real um 2,2% höher als im Mai 2010” die Öffentlichkeit einmal mehr in die Irre, doch im Text liest man dann die tatsächlichen Zahlen zu den Umsätzen.
Allerdings hatte der Mai 2011 mit 26 Verkaufstagen auch drei Verkaufstage mehr als der Mai 2010. Im Vergleich zum April 2011 ist der Umsatz im Mai 2011 unter Berücksichtigung von Saison- und Kalendereffekten (Verfahren Census X-12-ARIMA) nominal um 3,0% und real um 2,8% gesunken.
Quelle: destatis
In der Langzeitprojektion gleicht das Minus von fast drei Prozent zum Vormonat einem weiteren Absturz. Nachdem es im Mai noch so aussah, als ginge es wieder aufwärts, bestätigt sich nach Korrekturen bei den zurückliegenden Werten und den aktuellen Daten zum Mai 2011 die anhaltende Kaufzurückhaltung der Deutschen, die doch angeblich so gut kaufgelaunt sein sollen wie selten.
Den zuständigen Minister Rösler schenke ich mir an dieser Stelle, da seine Einschätzung der Lage wie immer dem Bereich der Fiktion zuzuordnen ist und nichts mit der Realität zu tun hat.
Fehlt eigentlich nur noch der Arbeitsmarkt, der vom Oberbefehlshaber der Nürnberger Arbeitslosenzählbehörde wie immer als sehr robust beschrieben wurde.
Der Arbeitsmarkt profitiert weiter vom stabilen Aufschwung der deutschen Wirtschaft. Die Arbeitslosigkeit ist im Juni im Zuge der auslaufenden Frühjahrsbelebung um 67.000 auf 2.893.000 gesunken. Das Saisonbereinigungsverfahren errechnet für den Juni ein Minus von 8.000.
Quelle: Arbeitsagentur
Wenn ich mich an den letzten Bericht zurückerinnere, dann scheint der Arbeitsmarkt doch vor allem dadurch zu profitieren, dass die Zählbehörde nicht wirklich zählt, sondern immer mehr schätzt und dazu einen sehr eigenen Begriff von Arbeitslosigkeit definiert. Wie sie inzwischen wissen, gilt nicht jeder Erwerbslose auch als arbeitslos. Durch die Klassifizierung der Betroffenen nach der Art ihres Leistungsbezugs ergeben sich Unterschiede zwischen der offiziellen Arbeitslosenzahl und der Zahl aller Leistungsbezieher, deren Gemeinsamkeit doch nach wie vor die Arbeitslosigkeit ist. Selbst auf Personen die ihre niedrigen Löhne aufstocken müssen oder sich in Arbeitsgelegenheiten befinden trifft das zu.
Insgesamt sollen laut Statistik 2.893.341 Personen im Juni erwerbslos gewesen sein. Gleichzeitig sollen laut Statistik 1.262.470 Personen im Sinne arbeitsmarktpolitischer Maßnahmen beschäftigt gewesen sein. Im Bericht werden diese “ausgewählten Maßnahmen aktiver Arbeitsmarktpolitik”, die man auch unter dem Begriff “stille Reserve” kennt wie folgt unterteilt:
Das ist natürlich keine Beschäftigung im Sinne einer Beschäftigung wie man sich das so vorstellt, aber es ist durchaus Absicht, dass die Öffentlichkeit das so missverstehen soll. Rechnet man diese Scheinbeschäftigten, aber im Grunde arbeitslosen Menschen, zur offiziellen Zahl hinzu, landet man bei 4.155.811. Das Amt selber weist eine Unterbeschäftigung ohne Kurzarbeit in Höhe von 4.079.599 (Quote: 9,6%) Personen aus.
D.h, dass Behörde und Bundesregierung allein durch das Weglassen der “stillen Reserve” zu einer Arbeitslosenzahl kommen, die im internationalen Vergleich zu einem der vorderen Plätze reicht. Würde man aber die ausgeklammerte Gruppe von defacto Erwerbslosen hinzuzählen, sähe es schon nicht mehr so rosig aus. Von einem Jobwunder einerseits oder einer Wirtschaftslokomotive andererseits würde dann wahrscheinlich niemand ernsthaft sprechen können.
Darüber hinaus ist der Anteil der Langzeitarbeitslosen wieder um einen Punkt auf 34 Prozent gestiegen. Damit dürfte Deutschland immer noch Spitzenreiter in Europa sein. Daneben entfiel rund ein Viertel der Beschäftigungszunahme einmal mehr auf die Arbeitnehmerüberlassung (+146.000 oder +23,3 Prozent), also einem Wirtschaftszweig, in dem prekäre Beschäftigungsverhältnisse und moderner Menschenhandel zum Geschäftsmodell geworden sind.
All das beschreiben die Aufschwungsge- und verblendeten natürlich nicht. Denn dann müssten sie sich eingestehen, was einige Wirtschaftsexperten und der Bundesfinanzminister bereits ahnen und zum Teil warnend vorwegnehmen. Demnach werde sich der Aufschwung im zweiten Quartal merklich eintrüben. Das DIW spricht sogar von einer Wachstumsdelle. Und das mitten im Aufschwung.
Gegenüber dem starken ersten Quartal dürfte die deutsche Wirtschaft zwischen April und Juni allenfalls um 0,4 Prozent zugelegt haben. Denn auch wenn die Stimmung in den Unternehmen weiter positiv bleibt: Die letzten „harten“ Zahlen zur wirtschaftlichen Entwicklung in Deutschland deuten auf eine spürbare Abschwächung des Wachstums hin.
Quelle: DIW
Allerdings wagen auch die Forscher wieder einen Schuss ins Blaue und hoffen, dass sich durch Zuwächse bei Beschäftigung und Einkommen auch der Konsumbeitrag bessern werde.
„Die anziehende Beschäftigung und steigende Löhne werden den Konsum in den nächsten Quartalen voraussichtlich mehr und mehr anschieben.“
Da wären wir dann wieder bei den Neigungen und Launen, die bei der Kaffeesatzleserei der GfK herausgekommen sind. Denn es gibt schon einen qualitativen Unterschied zwischen Beschäftigungszuwächsen und der Art der Beschäftigung. Ein weiterhin von der Politik geförderter Niedriglohnbereich wird kaum zu einer Steigerung des Konsums beitragen und nominell unterhalb der Teuerungsrate steigende Löhne auch nicht. Denn das bedeutet noch immer reale Lohnkürzung.
Der Aufschwung geht weiter, tönt es aus dem Nürnberger Bunker unter dem Befehl des Reserveoberst Frank-Jürgen Weise, der im Nebenjob helfen darf, die Bundeswehr umzustrukturieren. Der Aufschwung geht weiter, tönt es auch aus der gemütlichen Weinstube des Bundeswirtschaftsministers Rainer Brüderle.
„Der Aufwärtstrend am Arbeitsmarkt ist nicht zu stoppen. Der Frühlingsaufschwung treibt den Arbeitsmarkt zu neuen Bestmarken. Die gute Konjunktur, verstärkt durch die Frühjahrsbelebung, sorgt dafür, dass die Zahlen für die Erwerbstätigkeit weiter in die Höhe gehen; die Arbeitslosigkeit nimmt erneut spürbar ab. Besonders erfreulich ist, dass die sozialversicherungspflichtige Beschäftigung so stark steigt. 700.000 sozialversicherungspflichtige Beschäftigte mehr als vor einem Jahr sind ein stolzes Zeugnis unseres anhaltenden Beschäftigungsaufschwungs.“
Quelle: BMWi
Und auch die Bundesarbeitsministerin sieht die Zahlen der Bundesagentur für Arbeit als Beleg für eine solide Entwicklung. Der Arbeitsmarkt sei so aufnahmefähig wie ein Schwamm. Beim Auswringen scheinen aber immer noch drei Millionen Menschen hinaus zu tröpfeln. Doch was ist dran an der Einschätzung der offiziellen Verlautbarungsorgane? Im Prinzip nichts, denn seit längerem ist bekannt, dass die Arbeitslosenstatistik durch und durch manipuliert ist.
Neben der offiziellen Zahl der Erwerbslosen, die im Monat April einen Stand von 3.078.000 erreicht haben soll, gibt es die Zahl der sog. Unterbeschäftigten, eine Kategorie, in der Arbeitslose gezählt werden, die zum Zeitpunkt der Zählung entweder erkrankt waren oder unter 25 bzw. über 58 oder als Arbeitslose von privat organisierten Menschenhändlern mittels Vermittlungsgutschein betreut werden. Herausgerechnet werden auch Erwerbslose, die eine arbeitsmarktpolitische Maßnahme absolvieren und zum Beispiel als ausgebildete Ingenieure lernen, wie man Landschaften und Räume pflegt, um anschließend in einer Arbeitsgelegenheit für einen symbolischen Euro die Stunde der Allgemeinheit zu dienen.
Insgesamt haben im April laut Monatsbericht der BA (Seite 51) 7.346.165 Menschen entweder ALG I, II oder Sozialgeld bezogen.
Auffallend ist, dass die Bundesagentur die meisten Zahlen als Hochrechnungen und Schätzungen verkauft. Insofern trägt auch die Methode kaum zur Klarheit bei. Wie viele Menschen nun tatsächlich erwerbslos sind und ob sich die Beschäftigungsentwicklung auf neue Rekordstände zubewegt, kann weder durch verlässliche Daten untermauert, noch als solide Entwicklung bezeichnet werden.
Was aber einmal mehr deutlich wird, ist die Diskrepanz zwischen der offiziellen Arbeitslosenzahl (3.078.000) und aller erwerbsfähigen Leistungsbezieher (5.582.662). Das heißt, es werden nur etwa 55 Prozent aller Leistungsbezieher auch als arbeitslos gezählt oder geschätzt. Warum?
Wie man an der Entwicklung der ALGII-Bezieher sieht, ändert sich kaum etwas an der Langzeitarbeitslosigkeit. Zwar vermeldet die Bundesagentur stolz, dass die Gruppe der Langzeitarbeitslosen auf 897.000 geschrumpft sei, aus der Statistik wird aber deutlich, dass aus dem Rechtskreis SGB II (also Hartz-IV) sehr viel weniger Betroffene in den ersten Arbeitsmarkt einschl. Selbstständigkeit zurückfinden (3,8 Prozent) als Arbeitslose, die weniger als 12 Monate erwerbslos waren (15,8 Prozent). Und noch etwas:
Weil der Rückgang der Gesamtarbeitslosenzahl größer war, hat sich der Anteil der Langzeitarbeitslosen an allen Arbeitslosen um 1 Prozentpunkt auf 32 Prozent erhöht.
(siehe Seite 13)
Was sagt uns das? Es kommt auf die Betrachtungsweise an. Was spielt es schon für eine Rolle, dass Deutschland mit einem Langzeitarbeitslosenanteil von 32 Prozent wahrscheinlich immer noch den fünf höchsten Wert aller 15 Alt-EU-Länder aufweist? Angeblich sei Deutschland Wachstums- und Beschäftigungslokomotive innerhalb der EU. Für die Langzeitarbeitslosen gilt das jedenfalls nicht. Beim Abbau der Langzeitarbeitslosigkeit bleibt Deutschland mehr oder weniger Schlusslicht, obwohl man sich durch die Arbeitsmarktreformen etwas anderes versprochen hatte.
Deshalb werden diese aber nicht als gescheitert angesehen, sondern behauptet, sie seien Grundlage für den Beschäftigungserfolg. In der Tat gibt es eine Zunahme der Beschäftigung. Im Monatsbericht steht auch detailliert, in welchen Bereichen es eine besondere Zunahme gegeben hat.
Besonders die Leiharbeit steht mit einem Plus von 31,9 Prozent an erster Stelle. Interessant ist auch, dass es im Bereich Erziehung und Unterricht einen Rückgang gab. Und das in Zeiten, in denen Politikern die Bildung immer noch besonders am Herzen liegt.
Zudem arbeiten immer mehr Menschen in diesem Land als Mini-Jobber. Laut einem Bericht der Süddeutschen Zeitung soll Ende September 2010 erstmals die Marke von sieben Millionen überschritten worden sein. Spiegel Online berichtete kürzlich darüber. In der Statistik wird die Zahl der Mini-Jobber im Februar nun mit 4,84 Mio. ausgewiesen. Dazu kommen 2,41 Mio., die neben ihrem Hauptjob einer geringfügig entlohnten Tätigkeit nachgehen (Seite 8). Seit der Lockerung der 400-Euro-Job Regeln im Jahr 2003 haben besonders die Nebentätigkeiten zugenommen. Jedes vierte Beschäftigungsverhältnis ist damit ein Mini-Job.
Wenn man also von einer soliden Entwicklung reden will, dann doch bitteschön von der soliden Entwicklung eines prekären Beschäftigungssektors, dessen Schaffung erklärtes Ziel der Arbeitsmarktreformer immer gewesen ist.
Der Februar ist kurz, dennoch wird das Wunschdenken der harten Realität weiterhin vorgezogen werden. Beim privaten Verbrauch konnte man das gestern schon sehen. Trotz niederschmetternder Umsatzzahlen im Einzelhandel wird weiterhin die frohe Botschaft verkündet, dass die Kauflaune der Deutschen ungebrochen hoch sei und dass der Auschwung XXL bei allen ankäme. Dass die im Vorfeld geäußerten Erwartungen an eine stattfindende Konsumparty bitter enttäuscht wurden, verschwiegen nahezu alle Medien.
Das ist nur allzu verständlich, da man sich vor Weihnachten extensiv an der Verbreitung des GfK-Kaffeesatzindex beteiligt hatte, wonach die Verbraucherstimmung auf einem Höhepunkt sei. Hier noch einmal Tom Buhrows Kaufrausch-Propaganda in den Tagesthemen vom 18.12.2010. Ein ebenfalls trauriger Höhepunkt journalistischen Totalversagens.
[Chill Space Mix Series 122] The Psychedelic Muse – Joyful Seasons Mix