Mittwoch, 16.1.2013. Eifel. Es gibt Tage, an denen man nur noch eins kann: seine eigene Bequemlichkeit zu verfluchen, die eigene, ablehnende Haltung zur Todesstrafe nochmal deutlich überlegen, die Sinnhaftigkeit des eigenen Tuns deutlich zu hinterfragen und zu überlegen, ob wir uns nicht wirklich schnellstens der US-Waffenlobby anschließen sollten. Heute ist so ein Tag, der dazu anregt, die Flinte ins Korn zu schmeißen … oder sich mit ihr in die tiefen Wälder zurückzuziehen, um von dort aus den letzten Widerstand der Menschheit zu organisieren … gegen einen monströsen, selbst geschaffenen Feind.
Am 22.3.2011 hatte ich noch gewarnt:
Und heute ist es soweit: Euer Wasser … ist weg. Ein für allemal. Meins auch … dabei haben wir in der Eifel vor allem eins: Wasser.
Doch holen wir lieber mal weiter aus. Schauen wir einfach mal zurück nach … Bolivien. Liegt in Südamerika. Dort geschah im Jahre 2000 nach Christus etwas Ungeheuerliches, was es sogar kurz bis in die deutschen Nachrichten geschafft hat. Es gab Ende 2011 sogar einen Film, der die Ereignisse am Rande streift, siehe Süddeutsche:
Anfang 2000 in Bolivien: Die Wasserversorgung einer ganzen Stadt wird an ein Konsortium multinationaler US-Konzerne verkauft. Brunnen zu graben wird verboten, nicht einmal das Regenwasser darf gesammelt werden.
Was geschah dort? Ein Konzern greift versuchsweise nach einer der letzten Ressourcen, die noch nicht privatisiert sind: dem Wasser. Land und Essen besitzt man schon, Energie auch – aber Wasser und Luft sind noch umsonst. Das geht ja nun mal gar nicht.
Die Strategien sind immer diesselben – und altbekannt. Irgendwo auf der Welt schafft man Fakten, die dann nach und nach mit Methode Gesetz für alle werden – und wie üblich, wenn große Konzerne Politik machen, wird es im Alltag ziemlich absurd – wie zum Beispiel das Verbot, Regenwasser zu sammeln.
In Bolivien ist es gescheitert, siehe Wikipedia:
2000 unterzeichnete Bechtel einen Vertrag mit Hugo Banzer Suárez, dem früheren Diktator von Bolivien, mit dem die Wasserversorgung der drittgrößten Stadt Boliviens, Cochabamba, privatisiert wurde. Der Vertrag wurde offiziell von einer Bechtel Tochtergesellschaft Aguas del Tunari unterzeichnet, die speziell für diesen Zweck gegründet wurde. Kurze Zeit später verdreifachte das Unternehmen die Wassergebühren in der Stadt, woraus viele Proteste und Unruhen unter denen, die sich nicht länger sauberes Wasser leisten konnten, resultierten. Viele Menschen mussten ihre Kinder von der Schule nehmen und ihre Arztbesuche einstellen wegen der anormal hohen Wasserkosten. Bechtel verlangte sogar Zahlungen für Regenwasser und setzte ein Gesetz durch, das Grabungen neuer Brunnen verbot. Angesichts der folgenden Demonstrationen wurde das Kriegsrecht verhängt und die bolivianische Polizei tötete letztlich 6 Menschen und verletzte über 170 Protestierende. Inmitten von Boliviens nationalen wirtschaftlichem Kollaps und wachsender nationaler Unzufriedenheit über den wirtschaftlichen Zustand war die bolivianische Regierung gezwungen, von diesem Wasservertrag zurückzutreten.
Sechs Tote, 170 Verletzte, ein letztlich gestürzter Diktator … aber Bechtel hat trotzdem gewonnen:
2001 verklagte Bechtel die bolivianische Regierung auf 25 Mio. US$ entgangenem Gewinn.
So sind Konzerne eben, sie sind konstruiert, um aus allen Lebenslagen maximale Gewinne zu ziehen – und erledigen diese Aufgabe perfekt … ohne Rücksicht auf Verluste. Das trifft nicht nur auf Bechtel zu – obwohl sich diese Firma schon einen gewissen Namen gemacht hat, siehe Dr. Vinanda Shiva vom 26.3.2003, zitiert bei agp:
Einen Monat nach Beginn des Krieges gegen den Irak taucht der wirkliche Sieger auf. Bechtel hat einen 680 Millionen Dollar Vertrag für den Wiederaufbau des Irak erhalten.
Der von der USA geführte Krieg bombte erst die irakischen Krankenhäuser , Brücken und Wasserwerke aus, und jetzt ernten die US-Konzerne die Profite des „Wiederaufbaus“ einer Gesellschaft, die zuvor absichtlich zerstört wurde. Blut wurde nicht nur für Öl vergossen, sondern auch für die Kontrolle über Wasser und andere lebenswichtige Dienstleistungen. In einer Periode sinkenden Wirtschaftswachstums und einer Verlangsamung des Molochs Globalisierung wurde Krieg zu einer gebräuchlichen Entschuldigung für die Ausweitung der Herrschaft der Konzerne. Wenn die WTO nicht ausreicht führen wir Krieg.
Vor Konzernen gewarnt habe ich schon am 22.2.2009. Viele haben es gelesen, kaum einen hat´s interessiert, keiner hat es verstanden – dabei ging es um den größten Feind, den die menschliche Gesellschaft in diesen Tagen hat: um den Konzern.
Robert Hare, Psychologe und FBI-Berater kam zur Verdeutlichung dieser Tatsache auf eine recht unterhaltsame Idee.
Wenn ein Konzern, so seine Argumentation, als eine juristische Person angesehen werden will, dann ist es legitim, ihn den gleichen psychischen Kriterien zu unterwerfen wie … z.B. einen normalen Menschen.
Grundlage für den Test war:
Personality Diagnostic Checklist
WHO ICD 10
Manual of Mental Disorders DSM IV
Diese Standardkriterien sind auch jedem deutschen Psychiater geläufig.
Ziel war, zu sehen ob und bis zu welchem Grade Konzerne als „psychopathisch“ einzustufen sind. Bewertungskriterium war u.a., wie sie sich zu der Gesellschaft verhalten, in der sie ihre Geschäfte betreiben.
Folgende Kriterien wurden erfüllt:
1. Gleichgültigkeit gegenüber den Gefühlen anderer
2. Unfähigkeit, dauerhafte Beziehungen einzugehen
3. Skrupellose Gefährdung anderer
4. Unfähigkeit, Schuld zu empfinden
5. Hinterlist, Lügen und Täuschen um des eigenen Vorteils willen
6. Verletzung sozialer Normen und gesetzlicher Vorschriften
Mehr Kriterien gibt es nicht. Die herrschende Institution unserer Zeit, eine juristisch handelnde und mit größter Machtfülle ausgestatte Person glicht nicht nur ein bischen einem Psychopaten.
Das psychische Profil dieses Monsters gleicht dem eines Massenmörders. Mit allen Konsequenzen.
(Quelle: „The Corporation, M.Achbar, J.Abbot & J.Bakan, DVD, erhältlich nur bei „Zweitausendeins“)
Solche krebsartigen Konstrukte lassen wir ungehindert in unserer Wirtschaft wachsen. Damit handeln wir als Volkswirtschaft in etwas so schlau wie jemand, der sich eine tödliche Infektion absichtlich selbst zuführt. Dabei geschieht das alles nicht in böser Absicht, sondern schlichtweg nur aus Dummheit. Aus Dummheit haben wir Gesetze durchgehen lassen, die „Personen“ konstruiert haben, die nun dabei sind, die ganze Welt zu verschlingen – Dr. Frankenstein lässt grüßen.
Nun sehen wir Deutschen das auf unseren Bildschirmen, lesen das in Büchern, Blogs, Artikeln und denken immer noch: das ist alles weit draußen. Das ist das Problem mit unsere Wahrnehmung und unserer kulturellen Entwicklung: wir haben uns in den letzten Jahren (auf Wunsch und Betreiben der Konzerne, die uns genau da haben wollten) zu Troglodyten zurückentwickelt … nach dreißigtausend Jahren ist der Mensch in jene Höhle zurückgekrochen, aus der er einst aufbrach, die Welt zu erobern. Dort sitzt er – quasi in Vollendung einer Parodie des platonischen Höhlengleichnisses – vor einem sprechenden Bild (wie es in der Apokalypse des Johannes auftaucht, Kapitel 13, Vers 15) und lässt sich treiben von den Träumereien, die dort präsentiert werden – und merkt kaum, das er sich mit Sendeformaten wie dem „Dschungelcamp“ langsam auf ein Niveau zu bewegt, das schon der römische Bürger in seiner späten Dekadenz ausgelebt hatte, als er sich am Löwenfraß ergötzte.
Was er eben so wenig merkt (vor allem, weil er sich noch nicht vorstellen kann, was es bedeutet): das die Konzerne nach dem gescheiterten Versuch der Privatisierung des Trinkwassers in Bolivien nicht etwa aufgegeben haben, sondern in logisch konsequenter Fortführung ihres gesetzlich vorgeschriebenen Auftrages der Erzielung maximaler Rendite für einige Auserwählte nicht nur die europäische Sozialversicherung zerschlagen, sondern sich – neben Post, Bahn und Telekom – auch das Wasser der Nationen aneignen.
Informiert wurde der Bürger darüber nicht. Herausgefunden haben das die letzten Reste verantwortungsbewussten Journalismus, die inzwischen ein kümmerliches Dasein zwischen Fußball, Tatort und Dschungelcamp führen: die Journalisten von Monitor. Sie fanden Erschreckendes heraus:
Krisenländer wie Portugal und Griechenland brauchen Geld, deshalb zwingt die Troika in Brüssel sie jetzt klammheimlich, ihre Wasserversorger zu verkaufen. Im Anhang der Troika-Verträge, die MONITOR vorliegen, sieht man: In Griechenland sollen die großen Wasserwerke von Athen und Thessaloniki verkauft werden. Zu Portugal heißt es: Die Privatisierung der nationalen Wasserbetriebe „Aguas de Portugal“ soll vorangetrieben werden. In Portugal protestieren mittlerweile immer mehr Menschen gegen diese Wasserprivatisierung, weil sie Angst haben vor hohen Preisen und schlechter Qualität. Aber die Krisenstaaten sind erst der Anfang. Die EU-Kommission holt jetzt zum großen Schlag aus. Der neue Richtlinienvorschlag für Konzessionsvergabe versteckt geschickt die Forderung, dass im Bereich der Wasserversorgung eine Marktöffnung erfolgen müsse. Was heißt das? Heide Rühle, die Wasserexpertin der europäischen Grünen, hat den Vorschlag genau studiert. Sie glaubt, dass die Kommission kurz davor ist, ihr Ziel zu erreichen – Wasserprivatisierung.
Während wir noch im Kino einige Rührstücke genießen, die die Wasserkriege von Bolivien am Rande erwähnen, stehen wir dicht davor, das aus unseren Leitungen … einfach nur noch giftiger Abfall kommt … oder gar nichts.
Übertrieben?
Schauen wir doch einmal bei Tadema, welche Erfahrungen man mit der Privatisierung von Wasser gemacht hat:
Die Wasserindustrie wurde 1989 privatisiert, jedenfalls in England und Wales. In Schottland und Nord- irland blieb sie staatlich. Die neuen Unternehmen machten in den ersten sieben Jahren Riesenprofite, sie griffen den Verbrauchern tief in die Taschen – ohne zu investieren. 1990 – ein Jahr nach der Privatisierung – wurden in England und Wales 2.756 Ruhr-Fälle gezählt, im Jahr darauf waren es schon 9.935. Die Zahl der Haushalte, denen das Wasser abgestellt wurde, hatte sich im gleichen Zeitraum verdreifacht: von 7.273 Fällen im Jahr 1990 auf 21.586 Fälle ein Jahr später.
Die übliche Misswirtschaft, wenn Konzerne Geschäfte übernehmen: die Preise steigen, die Qualität sinkt – bis es Tote gibt. Psychopathen kennen keine Hemmungen bei der Erzielung von Profiten.
Wir Bürger … wir fragen uns: was ist denn eigentlich da los in Brüssel. Dort sitzen doch die von uns bezahlten Politiker, deren Aufgabe es sein soll, gerade uns vor diesen Wasserkriegen zu schützen. Tadema jedoch zitiert da noch etwas mehr:
Der EU Handelskommissar Pascal Lamy stellt in einem Interview klar, daß auch die EU ihren Wasser- sektor liberalisieren will – ganz im Gegensatz zu allen bisherigen Behauptungen! In einem Interview mit der Süddeutschen Zeitung am 10.3.03 äußerte er sich folgendermaßen (Auszug):
SZ: Die Wasser-Versorgung ist für jeden Staat besonders sensibel. Haben Sie Vorschläge gemacht, den Wassermarkt in Europa zu öffnen? Hat es Anfragen aus anderen Ländern gegeben?
Lamy: Wir haben keine Anfragen. Aber ich mache Angebote. Weil ich ein Interesse daran habe, dass die Wasserversorgung geöffnet wird.
Pascal Lamy?
Träger des großen Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland … und vieler anderer Auszeichungen. Seit 2005 … Präsident der WTO (siehe Wikipedia) – eine der vielen überraschenden Karrieren jener Politiker, die sich scheinbar ohne äußeren Anlass für die Belange der Konzerne einsetzen, noch bevor die überhaupt öffentlich in Aktion getreten sind.
WTO? Der zivile Arm der kriegerischen Globalisierung – siehe oben.
In dem Monitorbericht kommt auch der Präsident des deutschen Städtetages zu Wort, der uns ein wenig aufklärt über die Verhältnisse in Brüssel:
Christian Ude, Präsident des Deutschen Städtetages: „Es ist wirklich bedauerlich, dass mancher Wettbewerbskommissar nur noch die Bedürfnisse seiner Gesprächspartner aus den Konzernchefetagen kennt und nicht die Bedürfnisse der Bevölkerung.“
Das gilt nicht nur für Brüssel – sondern auch für Berlin.
2010 veröffentlichte die TAZ bemerkenswertes Material über den Verkauf der Berliner Wasserwerke:
Geheime Verträge zeigen: Berlin hat bei der Privatisierung seiner Wasserbetriebe den Käufern hohe Gewinne garantiert – auf Kosten der Verbraucher.
Die Vorgänge zeigen auch auf, wie Politik und Staat mittlerweile zueinander stehen – es sind Feinde:
Die Gewinne dagegen stiegen in der gleichen Zeit deutlich an – auch weil das Land den Käufern in den Geheimverträgen eine Gewinngarantie für das Monopolgeschäft zugesichert hatte. Die Kosten dafür wurden in die Wassertarife eingerechnet, also von den Berlinern bezahlt. Doch noch im Jahr 1999 erklärte das Landesverfassungsgericht die Grundlage für die Gewinngarantie für verfassungswidrig. In den Geheimverträgen ist festgelegt, dass das Land Berlin in dem Fall die privaten Anteilseigner schadlos stellen muss. Sie durften sich daher zuerst aus den Gewinnen der Wasserbetriebe bedienen – das Land musste nehmen, was übrig blieb.
Das muss man sich mal vorstellen: die Politik reagiert auf die festgestellte Verfassungswidrigkeit mit „Geheimverträgen“, die auf Kosten des Steuerzahlers Konzernen Monopolgewinne garantiert – selbst wenn die völlige Misswirtschaft betreiben. So könnte jeder Penner reicher Leistungsträger werden … und so werden die Penner in diesem Land auch reich. Früher nannte man das Wegelagerei – oder auch Landesverrat.
In Berlin gab es einen Volksentscheid zum Wasser – und Beobachtungen, die zeigen, dass „Linke“ in der Regierung die gleichen Wege einschlagen wie alle anderen Parteien (siehe Wikipedia):
Die meisten Bürger haben sich mit dem Volksentscheid für eine Rekommunalisierung der Wasserbetriebe ausgesprochen. Jedoch hält Wirtschaftssenator Harald Wolf von der Linken das neue Gesetz für verfassungswidrig und betreibt die Rekommunalisierung nur zögernd. Wolf wird ein Interessenkonflikt vorgeworfen, da er als Wirtschaftssenator die Interessen des Landes Berlin vertritt und gleichzeitig als Aufsichtsratschef der BWB für die Gewinne des Unternehmens verantwortlich ist.
Man kann wählen was man will – man wählt immer: den Konzern. Ob man will oder nicht.
Was in Bolivien scheiterte, wird in Europa, Deutschland und Berlin erfolgreich durchgeführt. Mit rechten, linken, sozialistischen oder christlichen Politikern – die Farbe spielt da schon längst keine Rolle mehr. Natürlich nicht nur hier. Der Film „Water makes Money“ informiert in breiter Front über die Offensive, die schon seit Jahrzehnten läuft – und über die hilfreiche Rolle, die „die Politik“ dabei spielt.
Es gibt wohl viele Lamys auf der Welt.
Zuviele.
Und wenn wir nicht weiterhin brav Preiserhöhungen schlucken wollen (oder darauf hoffen, das – wie in Berlin – das Kartellamt eingreift, um den Wasserpreiswucher zu beenden siehe Spiegel), dann sollten wir uns zusammenschließen – und hier unterschreiben:
Wasser ist ein Öffentliches Gut, keine Handelsware – Wir fordern die Europäische Kommission zur Vorlage eines Gesetzesvorschlags auf, der das Menschenrecht auf Wasser und sanitäre Grundversorgung entsprechend der Resolution der Vereinten Nationen durchsetzt und eine funktionierende Wasser- und Abwasserwirtschaft als existenzsichernde öffentliche Dienstleistung für alle Menschen fördert. Diese EU-Rechtsvorschriften sollten die Regierungen dazu verpflichten, für alle Bürger und Bürgerinnen eine ausreichende Versorgung mit sauberem Trinkwasser sowie eine sanitäre Grundversorgung sicherzustellen. Wir stellen nachdrücklich folgende Forderungen:
Warum man unterschreiben sollte, wird auch gleich erläutert:
Weil du mit mindestens einem der Ziele übereinstimmst, die wir in dieser EBI formulieren:
Momentan ist der Kampf um das deutsche Trinkwasser schon verloren. Hinter unserem Rücken plant die EU-Kommission den Ausverkauf der europäischen Wasserreserven.
Zehn Jahre noch, dann werden wir uns nicht mehr über Hartz IV aufregen … sondern über jene, die in ihren Wohnungen verdurstet sind, weil der Konzern das Wasser abgestellt hat.
Wenn wir noch länger darauf beharren, Höhlenbewohner zu werden und ausschließlich den Informationen, Wünschen und Begierden großer Konzerne zu folgen, dann werden wir wohl unausweichlich dem Schicksal jener Toglodyten folgen, die man nur noch in einigen Berichten antiker Autoren findet:
wir werden einfach aussterben.
Sonntag, 23.9.2012. Eifel. Eine ganz besonders liebe Freundin hat mir gestern einen Artikel geschickt. Ich nutze die Gelegenheit jetzt hier mal, um mich für die vielen Male zu entschuldigen, wo ich sie barsch am Telefon unterbrochen habe, weil ich keine Zeit hatte, ihr zuzuhören. Telefonate dauern bei mir oft viele Stunden – weil ich nicht nur erzählen, sondern auch zuhören kann. Samira ist einer der reichsten Menschen, die ich in meinem Leben kennengelernt habe. Sie wohnt in einem umgebauten Schweinestall, zu dem sie sich einen wunderschönen Garten geschaffen hat. Die Samen, die sie selber züchtet, kann sie im Ort gegen Demeterfleisch eintauschen (Kostenpunkt: 10 Euro für 500 g). Sie hat viel Zeit für sich, ihre Hobbys, ihre Mitmenschen und demonstriert tagtäglich, wie wenig Geld man braucht für ein glückliches, selbstbestimmtes und weitgehend unabhängiges Leben. Wäre schön, wenn alle Deutschen so leben könnten, leider gelingt es den Wenigsten, sich gegen die Flut von Vorschriften, Maßstäben, Handlungsanweisungen, freundlichen Empfehlungen und indirekten Richtlinien durchzusetzen, die die Medien in breitester Front tagtäglich als Euronorm für Deutschland durchsetzen: was man isst, wie man wohnt, wie man die Wände streicht, welche Möbel wie hingestellt werden, wie oft man sich wie und womit die Zähne putzt, wieviel man wiegen darf, wie man sich kleiden muß – die Liste der ungeschriebenen Lebensgesetze ist enorm lang und wird tagtäglich mehrfach in allen Medienformaten veröffentlicht … bis es wirklich richtig sitzt.
Nun: 2012 sitzt es enorm richtig und wir Menschen haben noch nicht mal gemerkt, das wir unter dem Banner der „Freiheit“ das reglementierteste Leben leben, das es je auf diesem Planeten gegeben hat. Wir wundern uns gelegentlich, das sich das Leben um uns herum in reine Gülle verwandelt, aber niemand mehr den Mut besitzt, rein rational zu handeln und effektiven Widerstand zu leisten. Würden wir einfach mal eine Liste jener Regeln erstellen, die uns daran hindern, so friedlich, sinnlich und bewusst zu leben, wie wir wollen, dann würden wir sehr schnell sehen: wir haben gar keinen Platz mehr für Widerstand: die Grenzen, die man leise und heimlich unsere Freiheit gesetzt hat, sind inzwischen so eng, das wir kaum noch Luft zum atmen haben.
Dabei gäbe es eigentlich allen Grund zum Widerstand. Wir müssten blitzschnell eine totale Kehrtwendung hinlegen, um die drohende Apokalypse noch zu stoppen. Apokalypse? Ja, sämtliche apokalyptischen Reiter haben momentan Kurs auf Europa gesetzt – und wir wissen das. Hunger zum Beispiel. Er ist in breiter Front auf dem Vormarsch – gezielt von einigen Menschen beschworen. „Hunger“ versteht der neutestamentarische Mensch als Teuerung – und wer heute mal schnell Euro-Preise in DM umrechnet, weiß, das Teuerung uns fest im Griff hat – nicht nur bei Benzin, Strom und Wasser. Das ist im Prinzip ja nichts Schlimmes, so etwas geschieht halt mal im Leben – aber hier wird die Armut künstlich gezüchtet: die Regale sind voll, aber das Geld in den Taschen fehlt. Das horten nämlich Banken im Auftrag von Geldhortern, die ihren Reichtum oft genug mit Drogen- Menschen- und Waffenhandel gemacht haben … aber das gilt ja eigentlich für allen Reichtum in Europa, wenn man nur weit genug in der Geschichte zurückschaut.
Die Ausbreitung von Hunger (bzw. Armut) in Europa hat sogar etwas zutiefst teuflisches und enthält Elemente von purem Sadismus: immerhin steht der Leidende inmitten überquellenden Reichtums, darf sich Tag für Tag die Exzesse der Superreichen auf seinen eigenen Straßen anschauen und muss hilflos zusehen, wie immer mehr Luxusrentner mit ihren SUV´s den Rohstoffreichtum der Erde sinnlos verbrennen. Eigentlich müsste unsere Kultur den Armen und Arbeitslosen Schmerzensgeld zahlen – und schon hätten wir eine weitere Legitimation für ein ordentliches Bürgergeld. Eine kleine Entschuldigung für die höllischen Strafen, die wir unseren Mitbürgern Tag für Tag zumuten, in dem wir sie inmitten eines noch nie dagewesenen Überflusses bitterarm halten, sollte doch wohl möglich sein.
Es ist aber nicht nur Hunger, der sich breit macht: auch die Pest (im weiteren Sinne: die Krankheit) breitet sich in ungeheurer Geschwindigkeit aus – auch weil die Krankenkassen das Geld lieber behalten als für die Kranken ausgeben: nur so macht man ordentliche Gewinne. Wie ich sehe, ist mein Nachbar nicht allein mit dem Problem, das er sein Haus verkaufen musste, um die Medikamente für seinen Sohn bezahlen zu können, siehe Abendblatt:
Die heute acht Jahre alte Enkelin des Täters war mit einem Herzfehler zur Welt gekommen. Sie wurde mehrmals operiert. Die Krankenkasse zahle nicht für Therapien, die die Folgen der Krankheit und der Operationen lindern könnten, hieß es in einer Erklärung des Angeklagten, die sein Anwalt im Prozess verlas. Der Täter selbst habe nach einem Brand in seinem Möbelhandel 150 000 Euro Schulden.
Tja, das war es dann mit unserem Sozialstaat, der Hunger und Pest draußen halten sollte: die Reichen haben die apokalyptischen Reiter zu einem großen Festmal nach Deutschland eingeladen … und wir merken es noch nicht mal. Gut, das die Deutschen immer kranker werden – vor allem durch Depressionen – das merken wir schon. Das Gefühl von Unfreiheit und Hilflosigkeit, während die höllischen Gesellen ungehindert durch die Straßen toben, hat schon seinen Preis: aber so sind halt die Gesetze des neuen apokalyptischen Zeitalters – wir helfen nicht mehr, wir schauen nur noch hilflos zu, weil wir die Welt nur noch durch den Bildschirm wahrnehmen und akzeptiert haben, das die Reichen und ihre Speichellecker die Armen zu bösen Untermenschen deklariert haben, die man ganz skrupellos entsorgen kann – und während wir tatenlos zuschauen, treiben wir uns selbst immer tiefer in die Depression – die menschliche und die wirtschaftliche.
Die Euthanasie läuft leise aber sicher. Die Uniformen der Killerbanden sind nicht mehr deutlich erkennbar (aber liegen finanziell immer im obersten Bereich, Hugo Boss verdient wieder gut an ihnen), ihre Methoden sind subtiler geworden – anstatt Gas droht „Entzug der Regelleistungen“, der nun auch augenscheinlich bei Kranken und nicht nur bei Arbeitslosen durchgezogen wird.
Auch der Tod – ein weiterer apokalyptischer Reiter – reitet wieder ungehindert durch Europa. Er steht nicht nur für das Sterben, sondern auch für Furcht und Niedergang. Ängste haben in dieser Zeit Hochkonjunktur – und auch ganz zurecht. Es ist ja nicht nur der Niedergang des Sozialstaates, den wir widerstandslos hinnehmen – auch die Demokratie spülen wir hemmungslos durchs Klo. Wir hatten ganz vergessen, das der demokratische Bürger auch ein Minimum an wirtschaftlicher Souveränität braucht, um demokratische Prozesse am Leben zu erhalten. Doch nicht nur unsere Ideale befinden sich im Niedergang, das Leben selbst ist in Gefahr. Die Vergiftung aller unserer Lebensgrundlagen schreitet ständig weiter voran: Luft, Wasser, Erde, Nahrung werden zusehends zu gegen den Menschen gerichtete Waffen, Plastik, Antibiotika, Pestizide, Schwermetalle, Benzin und andere schöne Produkte von „Wissenschaft“ und „Wirtschaft“ sorgen in beständig steigendem Maße dafür, das der Mensch elendig dahinvegetieren und sein Leben in Angst und Schrecken verbringen muss, um zitternd auf die todsichere Diagnose „Krebs“ zu warten.
Natürlich darf der letzte der Reiter nicht fehlen, jener Schrecken, den wir schon vor hundert Jahren ausrotten wollten, als die europäischen Völker die längste Friedensperiode ihrer Geschichte durchlebt hatten: der Krieg. Er kommt seit zehn Jahren mit großer Gewalt wieder zurück in den deutschen Alltag – und vielleicht sogar bald mit ähnlich großer Gewalt wie 1914, wenn gewisse Entwicklungen nicht aufgehalten werden.
Das ist das Ergebnis von 100 Jahren Wissenschaft, Wirtschaft und Politik: die apokalyptischen Reiter sind wieder da – wider alle Vernunft, aller Rationalität, aller Menschlichkeit und allen Reichtums, den wie vor allem dem Frieden, der Gerechtigkeit, der Freiheit und der Brüderlichkeit der Menschen zu verdanken haben. Wären wir alle so unethische asoziale Bestien wie die Reichen, wären Räuberbanden die mächtigsten Organisationen im Land und wir hätten ein zivilisatorisches Niveau wie Somalia oder der Kongo, in dem Umverteilung von gehorteten Reichtümern schnell und unbürokratisch erfolgt – mit der Kalaschnikow als wichtigstem Werkzeug der Wirtschaft.
Nun, genau genommen sind es gerade Räuberbanden, die unser Land ausplündern: nichts anderes sind jene Netzwerke von Politik, Show-Business, Wirtschaft und Wissenschaft, die ihre Priviliegien dazu ausnutzen, an der Ausplünderung und Abschaffung des Volkes zu arbeiten … womit wir zu dem Artikel kommen, den mir die glückliche Samira freundlicherweise hat zukommen lassen, einem Artikel, der zeigt, das an dem Ersatz der Menschheit durch Maschinen nun auch in ganz neuen Dimensionen gezielt gearbeitet wird: jetzt ist es auch der Journalist, der durch Roboter verdrängt werden soll, siehe Le Monde diplomatique:
Die Sache entbehrt nicht der Ironie: Automatisierte Plattformen „verfassen“ jetzt Berichte über Firmen, die ihr Geld durch automatisierten Handel verdienen. Diese Berichte fließen wieder ins Finanzsystem ein und helfen den Algorithmen, noch lukrativere Geschäfte zu aufzuspüren. Es handelt sich also im Wesentlichen um Journalismus von Robotern für Roboter. Die Menschen behalten nur noch das Geld für sich.
Narrative Science ist nur eine von mehreren Firmen, die sich der Entwicklung von automatisierter journalistischer Software verschrieben hat. Solche Start-up-Unternehmen arbeiten vor allem in Nischenbereichen des Journalismus wie Sport, Finanzen oder Immobilien, wo Nachrichten meist demselben Grundmuster folgen und sich gewöhnlich um bestimmte Statistiken drehen. Doch seit Neuestem widmen sie sich auch noch politischer Berichterstattung.
Nun – nicht die Menschen behalten das Geld für sich, die Reichen behalten das Geld für sich. Sie entfesseln gezielt die apokalyptischen Reiter, um ihren Reichtum vor dem Volk zu schützen und benutzen ihren Reichtum bewußt dazu, immer mehr Menschen (bzw. ihre Arbeitsplätze) gezielt durch Roboter zu ersetzen. Roboter streiken nicht, widersprechen nicht, werden nicht krank, brauchen keine Mittagspause, müssen nicht aufs Klo und kennen auch keine ethischen Prinzipien.
Mitten vor unseren Augen nimmt eine Hollywood-Horrorphantasie Gestalt an: der Mensch wird durch die Maschine verdrängt – Pardon, nicht durch die Maschine, sondern durch den Reichen, der immer mehr seiner Speichellecker durch Maschinen ersetzt. Der Reiche verseucht und verpestet die ganze Erde mit seinen Giften, raubt ihre Ressourcen, arbeitet gezielt an der Verdrängung der Menschheit (und gleichzeitig an ihrer Ausrottung) … und wir lassen uns das alles gefallen. Bald werden Roboter komplett die vierte Macht übernehmen – und dann ist es nur noch ein kleiner Schritt, bis auch Gesetzgebung, Rechtsprechung und Polizeigewalt von Maschinen ausgeübt werden, weil der Mensch einfach zu teuer geworden ist.
Dabei haben wir gerade eine Riesenchance … direkt vor unserer Nase. Der Spiegel berichtet in seinem Artikel über den Armutsbericht der Bundesregierung darüber:
Gleichzeitig ist die Zustimmung der Deutschen zu staatlichen Maßnahmen, um Einkommensunterschiede zu verringern, deutlich gestiegen: Vor zehn Jahren war nur gut die Hälfte der Deutschen dafür, ein Viertel lehnte dergleichen ab – 2010 befürworteten schon zwei Drittel entsprechende Eingriffe, und nur noch 15 Prozent waren dagegen.
Selbst die Millionäre in Deutschland verlieren an Substanz gegenüber den Supervermögen, die immer mehr Geld ansaugen, das der Menschheit insgesamt dann fehlt. Schauen wir uns doch die Perversionen mal an, die „die Märkte“ (und die Roboter, die in ihnen agieren) zu den Herren des Universums machen. Pimco zum Beispiel (ein Unternehmen der deutschen Allianzgruppe) spielt mit 1400 Milliarden Dollar herum (siehe Welt). Das ist Geld, das die Reichen nicht brauchen, weshalb sie es irgendwo anlegen wollen. Nehme man das Geld der Allianz weg und würde es den europäischen Staaten geben, würden wir die apokalyptischen Reiter schnell wieder dahinjagen können, wo sie hingehören: ins Reich der Mythen und Märchen – weit fort von unserem Alltag.
Und das ist nur einer von vielen „Vermögensverwaltern“.
Wir wissen genau, was mit einem Herzen geschieht, das unregelmäßig durchblutet wird: es erleidet einen Infarkt, der Mensch stirbt oft genug daran. Fragen Sie mal Ihren Kardiologen: viele Bereiche des Herzens sind dabei überversorgt – und diese Überversorgung zieht den schwachen Zellen das letzte Blut ab. Diabetiker kennen das aus ganz anderer Perspektive: ihnen faulen die Füße weg, wenn das Blut nicht mehr unten ankommt. Auch hier stirbt letztlich der ganze Mensch – es sei denn, er lässt sich wie ein Bekannter von mir den Fuß abschneiden (Paralellen zur aktuellen Gesundheits- und Sozialpolitik sind hier vielleicht gar nicht mal zufällig). Er war allerdings Arzt und wusste, das er nicht mehr lange leben würde, wenn er nicht zu einschneidenden Maßnahmen bereit wäre, genauso wußte er aber, das nicht der tote Fuß das Problem war.
Geld – ist das Blut unseres Wirtschaftskreislaufes. Verteilen wir es ungleichmässig, stirbt die Volkswirtschaft – mit tödlicher Sicherheit. Man muss kein Kommunist sein, um dies zu merken – eine medizinische Grundausbildung reicht schon.
Zwei Drittel der Bürger sind für die notwendigen Eingriffe zur Rettung der Volkswirtschaft, für dringend notwendige Operationen zur Verhinderung der Apokalypse – doch seltsamerweise kommt ihre Meinung in der Demokratie nicht oben an. Das ist kein Wunder, wenn man sich unsere Volksvertreter anschaut, siehe Welt:
Was fährt er denn auch Porsche? „Kollegen raten mir schon länger, das Auto in der Garage stehen zu lassen“, sagt der EU-Abgeordnete Miroslav Ouzky. Er sah nie einen Grund dafür, seinen Cayenne zu verstecken, ebenso wenig wie die Taucheruhr italienischen Fabrikats am Handgelenk.
Der Reiche hat schon längst dafür gesorgt, das sämtliche demokratischen Organisationen von ihm durchdrungen werden: wie eine Seuche, eine Pest hat er alle Ebenen der Macht infiziert – und infiziert beständig weiter. Sein Denken, seine Macht, sein Lebensstil gleicht auch eher einer Religion als einer wirtschaftlichen Kaste: es sind Gläubige, die er sich heranzüchtet, sobald sie Ämter bekleiden. Man erkennt sie am Auto, an den Uhren und – der Kenner weiß das – vor allem an den Schuhen und den Knopflöchern im Anzug.
Wir sehen ihren Einfluss Tag für Tag – und wundern uns auch gar nicht mehr, das der „Sozialist“ Hollande so schnell und unkompliziert im Geheimen mit seiner „Angela“ kungelt (siehe Handelsblatt) und so gezielt an einem Europa der Porschfahrer arbeitet – obwohl seine Wähler etwas anderes wollten.
Was können wir nun konkret tun? Erste Schritte zur Lösung sind einfach, wenn man das Problem kennt – leider kennen viele das Problem nicht. Man braucht also zuerst die Herrschaft über die Medien: Radio, Zeitung, Fernsehen. Jeder Revolutionär besetzt zuerst die Rundfunkstationen – die Reichen haben das bei ihrem Putsch ebenso gehandhabt. Dabei wären sogar marktwirtschaftliche Prinzipien nutzbar: einfach ein Medium (oder besser: viele) schaffen, das nicht die Meinung der Reichen vervielfältigt, sondern die Meinung jener, die die Apokalypse aufhalten wollen. Lesen die zwei Drittel, die sich gegen den tobenden Wahnsinn stemmen wollen, nicht mehr in den Propagandablättchen der Reichen, bekommt man (neben einem Leben mit plötzlich überraschend wenigen Regeln) auch schnell durch Parteigründung die notwendigen zwei-Drittel-Mehrheiten im Parlament – und kann die Marktwirtschaft wieder auf einen gesunden Weg zurückführen, der nicht zwangsläufig in einer Apokalypse endet. Man muss jedoch sorgfältigst darauf achten, das es keinerlei Berührungen der neuen Mandatsträger mit den alten Reichen gibt – keine gemeinsamen Essen, keine gemeinsamen Besuche von Kunstaustellungen, keine Wanderungen, keine Gespräche, keine Kungeleien und vor allem keine „Freundschaften“.
Der Reiche als Funktion muss zu jenem geächteten Feind werden, der er auch letztendlich für die ganze wunderbare Welt ist. Zu jenen Schmarotzern und Parasiten, die tagtäglich an unsere Vergiftung, Verarmung und Auslöschung arbeiten, darf es keinen Kontakt geben … wir werden uns dazu durchringen müssen, ihnen notfalls die Bürgerrechte zu entziehen, wenn sie mit ihrem Krieg gegen die Armen (der in der Zeit oder der Süddeutschen schon öffentlich diskutiert wird) nicht aufhören wollen.
Und das ist das, was uns allen klar werden muss: der Reiche will nicht nur unser Geld, er will unsere Vernichtung und nimmt dafür billigend die Zerstörung der ganzen Welt in Kauf … einer Welt, die er dann für sich aus Samentresoren ganz neu erschaffen kann – und anhand der Existenz dieser Tresore sieht man, wie ernst ihm das mit der Auslöschung ist.
Wir müssen jedoch aufpassen, das wir den Reichen als Menschen nicht genau so behandeln wie er uns: schnell würden wir uns eine neue Kaste von unmenschlichen asozialen Ungeheuern züchten, wenn wir ihre Unethik ebenfalls übernehmen.
Was hindert uns eigentlich daran, damit sofort morgen anzufangen?
Auch hier ist die Antwort leicht: wir haben kein Geld, keine Zeit – und zu viele Depressionen.
Aber auch hier ist die Lösung schon in der Beschreibung des Problems enthalten…. und zur Not kann man einfach mal Samira fragen.
(Geschrieben von Eifelphilosoph am 23.9.2012 unter mehrstündiger Belagerung durch ein gelangweiltes fünfjähriges Kindes, das Eisenbahnvideos gucken will).
Samstag, 15.9.2012. Eifel. Seltsame Gefühle treiben mich derzeit um. Das erste mal in meinem 52-jährigen Leben trauere ich um den scheidenden Sommer – so als ob es der letzte Sommer der Menschheit gewesen wäre. Und vor allem: was war das für ein Sommer! Keine einzige Kirsche war zu ernten – und kein Mückenstich zu verzeichnen. Nun, das mit den Mücken war vorherzusehen, die Welt hatte dies schon im Januar angekündigt: der laue Winter sollte dafür verantwortlich sein. Aber was war mit den anderen lästigen Insekten, die uns hier auf dem Land (mit Schafen, Ziegen, Pferden und Kühen in direkter Nachbarschaft) Jahr für Jahr plagen? Keine Bremsen, keine Marienkäfer, eine einzige Zecke – und trotz 5000 Kilometer Fahrstrecke mit dem PKW kaum Insektenreste auf dem Auto. Gut, das erspart die gründliche Wäsche – aber lässt einen etwas nachdenklich zurück. Schon als Kind dachte ich: was würde eigentlich die arrogante, eingebildete und von der eigenen grenzenlosen Überlegenheit völlig überzeugte Menschheit machen, wenn die Natur … mal einen Tag durchschläft, wenn im Frühjahr einfach mal nichts blüht? Genau genommen … wissen wir gar nicht, was Pflanzen eigentlich dazu bringt, jedes Jahr wieder aus dem Winterschlaf zu erwachen und für das Überleben der gesamten Tierwelt zu sorgen – uns eingeschlossen. Wir können einige Prozesse mit Begriffen aus unseren Theorien über Chemie beschreiben – was aber genau genommen nur den Beweischarakter von Verschwörungstheorien hat. In den neunziger Jahren gab es eine Fernsehserie, die erstaunliche Dinge über das geheime Leben der Pflanzen zutage förderte: Erkenntnisse über ihre Wahrnehmungen, Empfindungen und über viele unerklärliche Wunder des Pflanzenreiches. Es mag sein, das es in hundert Jahren einmal ein so mutiges Werk über das Prekariat der Menschheit gibt, in dem man auch hier – zur Überraschung aller – feststellt, das die unnützen Esser in der Tat Gefühle hatten, bewusst kommunizieren und erstaunliche Intelligenz aufweisen konnten. Nehme ich aktuelle Verschwörungstheorien ernst, dann wird es dann aber kein Prekariat mehr geben – die Bosse haben beschlossen, uns auszurotten (siehe Politaia.org).
Diesen Theorien stehen wir Menschen in aller Regel sehr ungläubig gegenüber – und doch gibt es eine unbekannte (aber einflussreiche) Gruppe von Menschen, die offensichtlich schon eine Obergrenze für menschenwürdiges Leben auf diesem Planeten festgesetzt hat: die Georgia Guidestones nennen hier 500 Millionen als das absolute Maximum. Was mit den anderen 6,5 Milliarden geschehen soll, überlassen sie allerdings der Phantasie der Bewunderer dieses Ökomanifests.
Natürlich ist der Massenmord an 6,5 Milliarden Menschen für uns undenkbar, er würde jeder den Deutschen in den letzten Jahrzehnten mühsam anerzogenen Menschenfreundlichkeit diametral widersprechen – und wenn ich mich auf meinen Wanderungen durch die Medienwelt so umschaue, so scheinen mir die Exzesse des Dritten Reiches in Deutschland mehr und mehr in den Bereich der Phantasie zu wandern denn in den Bereich konkret ausgelebter Weltanschauung: so unglaublich sind die Vorfälle der Zeit von 1933-1945, das allein Hollywood ihnen eine angemessene Heimat geben kann – mit deutschen und österreischischen Schauspielern in den Hauptrollen.
Was war dort geschehen?
Eine Gruppe von Menschen hatte Theorien gebildet, die dem Verhältnis der Menschheit zur Pflanzenwelt entsprachen. „Mensch“ war der blonde, blauäugige Arier mit einer überlegenen genetischen Ausstattung, „Pflanze“ war der Jude, der Kommunist, der Zigeuner, der Christ, der „Andere“, der auch gerne mal der Nachbar sein konnte, dessen Frau/Auto/Haus/Grundstück/Vermögen der Parteibonze/Goldfasan (wie der Volksmund die damaligen „Leistungsträger“ nannte) gerne haben wollte.
Das System funktionierte toll, Berge von Goldzähnen machten aus armen Ariern reiche Stützen der Gesellschaft, wer nicht Arier war, konnte sich leicht in das Seelenleben einer Pflanze hineindenken: in jenen Zustand, wo man nur noch als materielle Substanz nützlich ist aber nicht mehr als Lebewesen gewürdigt wird.
Auch heute bildet eine Gruppe von Menschen Theorien über ihre eigenen Überlegenheit: ein „leadership-Gen“ teilt die neoliberal traktierte Menschheit in „gut“ und „böse“, in „wertvoll“ und „Ramsch“, in „Wolf“ und „Schaf“, in „oben“ und „unten“.
Ihre Argumente sind durchaus plausibel, denn wie es aussieht, arbeiten wir Normalschafe sowieso nur an unserer eigenen Vernichtung. Es ist ja nicht mehr die Frage, „ob“ die Welt untergeht, sondern nur noch „wie“. Werden wir an Plastik ersticken – oder ausgerottet, weil irgendwann eine zufällig in die menschliche Gensequenz eingeschleuste Plastikinformation unsere Fähigkeit Kinder zu bekommen eliminiert? Oder werden wir ausgerottet, weil die Klimakatastrophe den Planeten in einen für Säugetiere unbewohnbaren Staubklotz verwandelt? Schaffen wir es vielleicht doch noch, die große atomare Konfrontation zwischen China/Russland und den USA zu arrangieren? Immerhin arbeitet man gerade gezielt an Krisenherden (siehe z.B. Stern), die letztlich – wenn sie nicht gelöscht werden – den Einsatz deutscher Soldaten im Pazifik möglich machen, wenn wir im Rahmen der Nato-Verpflichtungen den USA zur Hilfe kommen müssen, die angegriffen wurden, als sie den Japanern beistanden.
Undenkbar? Wir sind schon wegen weniger in andere Länder einmarschiert.
Und der Rest? Wird uns doch Tag für Tag gepredigt. Das der „american way of life“ mit Einfamilienhaus, Zweitwagen, Swimming-Pool und jährlich wechselnden Komplettmöblierungen den Planeten in eine Mülldeponie verwandelt, ist doch heute jedem Deutschen klar: darum haben wir doch die gelben Tonnen vor jeder Haustür und verzichten mannhaft auf den Gebrauch von Bierdosen. Was wir dabei nur übersehen: jener „way of life“ ist der Hauptmotor der „Konjunkturlokomotive“ Amerika, siehe FTD:
Knapp zwei Drittel der US-Wirtschaftsleistung entfallen auf den Konsum. Ein ungewöhnlich hoher Wert. Mit der Ausgabenfreude der Verbraucher steht und fällt damit die Wachstumsdynamik in den USA.
Nur wenn der US-Konsument weiter fleissig an der Zumüllung des Planeten arbeitet, können wir die Weltwirtschaft retten.
Wenn der US-Konsument aber weiter fleißig an der Zumüllung des Planeten arbeitet (und Inder, Brasilianer und Chinesen ihm gleich tun), dann brauchen wir mehrere neue Planeten, die die Ressourcen für den „american-way-of-life“ liefern – und eine neue Heimat. Laut Stern sind wir Deutschen (Stand: 2011) immerhin noch auf Platz 6 der schlimmsten Klimasünder der Welt, in Deutschland selbst ganz vorne mit dabei: NRW-Innenminister Ralf Jäger (SPD), dessen 450-PS-Audi satte 20 Liter Sprit auf 100 Kilometer verbraucht (siehe Der Westen). So etwas kann man sich nur gönnen, wenn man bereit ist, hemmungslos auf die Lebensarbeitsleistung seiner Mitmenschen zuzugreifen und die Zukunft der Kinder gerne für einen steuerfinanzierten Geschwindigkeitsrausch auf der Autobahn verheizt.
Aktuell verbrauchen wir die Ressourcen von 1,5 Planeten – ab 2050 brauchen wir einen kompletten zweiten Planeten dazu (siehe Foodprintnetwork), der uns hilft, Ressourcen in Müll zu verwandeln. Der Wirtschaft geht es dann allerdings gut, wir werden eine ganze Reihe von theoretischen Werten auf den Konten haben – nur Güter wie Luft, Wasser und Nahrung werden etwas knapper werden – aber wer braucht das schon, wenn man Geld hat?
Frecherweise würde ich behaupten, das ein Großteil der Wissenschaftler, die den aktuellen Umweltdaten folgen, logischerweise einen rabiaten Abbau der Weltbevölkerung begrüßen werden … und ich denke auch, ein Großteil der moralinsauren Bundesbürger werden betreten wegschauen, wenn eine Bevölkerungsreduktion außerhalb Europas den eigenen überdimensionierten Lebensstil sichert: als Reichsbürger haben sie es schon mal getan und seit Hartz IV gibt es kaum einen Grund anzunehmen, das sich hier an der Grundeinstellung etwas geändert hat – oder ist es etwa übertrieben, zu behaupten, das die Menschen in Deutschland zum überwiegenden Teil weggeschaut haben, als Millionen ihrer Mitbürger zu menschlichem Unkraut degradiert wurden, zu nutzlosen Essern und „Parasiten“ (so SPD-Minister Clement, Parteigenosse der steuerfinanzierten „Umweltsau“ Jäger) und als Millionen von Kindern die Zukunft genommen wurde, als sie per Gesetz zu sozialem Abschaum deklariert wurden, der in Deutschland nie wieder eine Zukunft haben wird (siehe OECD-Bericht im Spiegel)? Nebenbei bemerkt – diese Entwicklung setzt sich aktuell in Spanien fort, siehe FAZ.
Das war – jedenfalls für pingelige Philosophen, die eher nach Prinzipien messen denn nach Parteipropaganda – ein großer Schritt … ein Schritt, der jetzt aktuell in größerem Maßstab nachgemacht wird, siehe Welt: 13-Stunden Tage, sechsmal in der Woche bis zum 67. Lebensjahr (natürlich bei sinkenden Stundenlöhnen) sollen Griechenland in ein Arbeitgeberparadies verwandeln, in das die deutsche Wirtschaft dann hemmungslos ihre Produktion verlegen wird … wenn der Deutsche nicht mitzieht. Wir kennen das Prinzip schon: die Agenda 2010 hat den deutschen Sozialstaat in ein Leiharbeitsparadies verwandelt, in dem jeder, der nur skrupellos genug ist, an der Arbeitskraft der Arbeitslosen super verdienen kann und dabei noch die Rendite der Superreichen fördert und jeder, der sich nicht verleihen möchte, mit der kompletten Streichung des Regelsatzes rechnen muss – was derweil schon zu ersten Hungertoten im eigentlich sehr reichen Deutschland geführt hat.
So gingen wir früher nur mit Nutzpflanzen auf dem Feld um – aber wir gewöhnen uns von Jahr zu Jahr mehr daran, das das auch mit Menschen (den „Kosten auf zwei Beinen“, die „nicht essen sollen, wenn sie nicht arbeiten“) geht, was zur Zunahme solcher hirnloser Eskapaden führt, die der Schraubenfabrikant Würth aktuell aufführt (siehe z.B. Spiegel): völlig abgehoben von jeglicher Normalität des bundesdeutschen Berufsalltages will er seine Aussendienstler nun ab 7.30 beim Kunden sehen – sonst droht Kündigung -, freuen wir uns also in Zukunft auf Würth-Mitarbeiter, die stundenlang auf Parkplätzen lagern, während ihre Kundern erst ab 9.00 ihre Geschäfte öffnen. Man fragt sich, was droht, wenn dieser Rüffel keine Erfolg hat – sollen die dann in Zukunft vielleicht schon ab 6 Uhr vor verschlossenen Türen stehen anstatt erst ab 8 Uhr?
Man schüttelt nur den Kopf über die Irrationalität solcher Provinzfürsten … und doch ist dies nur ein aktuelles Beispiel dafür, wie weltfremd aber siegessicher sich unsere „Elite“ gebärdet.
Und von diesen Menschen erwarten wir ernsthaft die Rettung der Welt – für alle?
Auch für Arbeitslose, Frührentner, Zigeuner, Schwule, Juden, faule Säcke und nutzlose Esser?
Undenkbar – erst recht in Zeiten, wo der Moslem an sich ebenfalls in die Kategorie „Unkraut“ fällt – mit zu erwartenden Folgen auch für deutsche Botschaften (siehe Welt).
Eher kann man erwarten, das die Elite (mit besten ökologischen Argumenten ausgestattet) mit einem mutigen Schnitt, einer beispiellosen Amputation dafür sorgen wird, das das Unkraut vom Feld verschwindet. So denkt die Elite – und der deutschte Schraubenkönig demonstriert dies ungeniert in aller Öffentlichkeit. Sie werden sich sogar als Helden fühlen, als Menschen, die mit einer schier übermenschlichen Kraftanstrengung schmerzliche aber notwendige Einschnitte vornehmen mussten, um das Überleben der ganzen Menschheit zu sichern: Statuen, Gedenktage und Orden werden den „Rettern der Menschheit“ sicher sein, die sprachlichen Muster, die dann angewandt werden, sind im Faschismus ausprobiert worden, finden aktuell bei jeder Sozialkürzung Verwendung und gehören zum Standardvokabular der Euroretter, wenn sie von ihren „alternativlosen Einschnitten“ fabulieren.
Es ist somit nach der betriebswirtschaftlichen Logik des Marktes nicht die Frage, ob es eine Bevölkerungsreduktion gibt, sondern nur, wann sie in die heiße Phase eintritt und wen es zuerst trifft.
Zu ungeheuerlich?
Illustrieren wir die aktuellen Ungeheuerlichkeiten anhand eines weiteren Beispiels, das fast für eine Unzahl von Kältetoten in Deutschland gesorgt hätte – oder noch sorgen wird: laut Handelsblatt wollen führende Stromversorger ihre Kraftwerke abschalten – mit möglichen katastrophalen Folgen für die Stromversorgung Deutschlands im kommenden Winter. Ohne Strom werden viele Ölheizungen nicht laufen, viele Arme werden sich keine Alternativen erlauben können und bei entsprechenden Temperaturen einfach eingehen. So etwas nimmt die deutsche Wirtschaft im Jahre 2012 ernsthaft in Kauf – weil sie zu wenig Gewinne macht.
„Ausdrücklich: Ich denke nicht daran, den Außendienst abzuschaffen, appelliere aber an Sie alle, die Geduld der Zentrale nicht zu überfordern.“
So wird der Schraubenkönig im oben genannten Spiegelartikel zitiert.
„Ausdrücklich: Wir denken nicht daran, den Sozialstaat abzuschaffen, appellieren aber an Sie alle, die Geduld der Regierung nicht zu überfordern“ – das ist die politische Botschaft der Agenda 2010, die sich nun europaweit durchsetzt.
„Ausdrücklich: Wir denke nicht daran, den Menschen abzuschaffen, appellieren aber an alle, die Geduld der Elite der Entscheidungsträger nicht zu überfordern“ – so mag die Botschaft der Zukunft aussehen – und mehrheitlich würden wir uns der betriebswirtschaftlichen Logik dieses Denkens Widerspruchslos anschließen.
So gesehen … ist es nicht unglaublich, das die Elite die Menschheit ausrotten will, sondern eher, das sie es noch nicht getan haben.
Gründe dafür gäbe es genug.
Was hätten wir aber für eine Menschheit werden können, wenn wir die Botschaft über das „geheime Leben der Pflanzen“ in den neunziger Jahren verinnerlicht und ein partnerschaftliches Verhältnis zum Gemüse aufgebaut hätten: wir wären fern von jeder Sozialreform und überrascht, wieviel empfindungsfähiges Leben es wirklich auf diesem Planeten gibt …
Dienstag, 24.7.2012. Eifel. Das Leben ist schön, oder? Wie toll ist es doch, in einer Welt zu leben, die einfach perfekt ist. Jedenfalls … wenn man die Gelegenheit hat, einfach leicht bekleidet in freier Natur in der Sonne liegen zu können, fern vom Lärm und Getobe der Zivilisation. Nun ist der Eindruck der Perfektion natürlich relativ: als biologische Einheiten müssen wir perfekt angepasst sein, um überleben zu können – das gilt für uns Menschen wie für alle Lebewesen … und diese Fähigkeit zur Anpassung zeichnet uns aus … im ganz groben gesehen. Wir als Menschen können aber noch mehr – viel mehr. Als soziale Wesen konnten wir unsere Kräfte vereinen und den Spieß einfach mal umdrehen: wir passten uns unsere Umwelt an. Im Prinzip ein guter Schritt, ein mutiger Schritt – und vielleicht sogar der Schritt, den die Natur (also: das perfekte harmonische System, in dem die Menschheit eingebettet ist) mit dem Experiment Mensch einmal ausprobieren wollte. Schnell wäre man geneigt, religiös zu werden und den Menschen als schöpferischen Sohn Gottes zu betrachten, würde dieser Sohnemann nicht Sätze voller vollendeter Idiotie von sie geben wie den Satz: SOZIAL IST, WAS ARBEIT SCHAFFT.
Sicher haben Sie den Satz schon mal gehört? Seit Jahrzehnten gärt er im Deutschen Volk und gilt als Entschuldigung dafür, das man jetzt mal richtig die Sau ´rauslassen kann, so richtig asozial werden kann, Kinder, Arme, Alte und Kranke hungern lassen kann weil sie selbst dann am Sozialen nicht teilhaben können, wenn irgendwer Arbeit geschaffen hat. Insofern wäre Kinderarbeit in diesem System sogar begrüßenswert … und es arbeiten ja auch immer mehr Kinder, gerade aus „verhartzten“ Familien. Auch die Arbeit von Alten wird wieder geschätzt, die Phantasien der Machthaber bei der Verlegung des Renteneintrittsalters finden keine Grenzen mehr. Sieht man den Krankenstand der Deutschen, so weiß man, das die auch krank arbeiten gehen: Grundprinzipien des sozialen Miteinanders, die bei den „Wilden“ in Amerika, Afrika und Australien noch selbstverständlich waren, werden hier handstreichartig ausser Kraft gesetzt.
So verstehen wir schon, das wir uns als „zivilisierte Menschen“ unverhofft in einer historischen Phase unglaublicher Degeneration befinden, die alle Träume von „Fortschritt“ im Handstreich zunichte macht. Deutschland hatte 1933 – 1945 die unglaubliche Ehre, die Vorpremiere der Aufführung eines ganz neuen Stückes vollendeter menschlicher Degeneration zu erleben und man ging mit diesem Zeitabschnitt lange so um, als wäre sie nur ein Ausrutscher gewesen, eine historische Peinlichkeit, über die man gerne den Mantel des betroffenen Schweigens deckt, damit niemand mehr erkennen konnte, wie aus dem Volk der Dichter und Denker das Volk der Richter und Henker gemacht wurde – und woher das Geld dafür kam.
Nachher würde man sehen, das man des Experiment gerade global wiederholen möchte. Gut – mit diesem „man“ bin ich nun bekennender Verschwörungstheoretiker und werde auch nichts anderes sein können, weil ich davon ausgehe, das politische Entscheidungen nicht mit Orakelkugeln, I-Ging und Tarotkarten gefällt werden sondern Ergebnis von gründlicher Überlegung, Berechnung und Kalkül sind. Ebenso gehe ich davon aus, das Kampagnen wie die „Sozial-ist-was-Arbeit-schafft“-Kampagne nicht vom gelangweilten Praktikanten auf dem Klo entdeckt wurden sondern das Ergebnis ausgeklügelter Strategie und Überlegung sind, hinter der Menschen mit Intelligenz und Bildung stecken … und den fiesen Absichten der hemmungslosen Selbstbereicherung, an denen die Demokratie und die Wirtschaft letztlich zugrunde geht, weil wir noch wesentlich mehr nutzlose Luxusesser mit durchziehen müssen als noch zu Zeiten des Feudalismus – und wenn wir nicht endlich anfangen, auch über ein demokratieverträgliches Höchsteinkommen zu reden, dann kriegen wir den Feudalismus komplett wieder – nur mit noch mehr Prinzen.
Doch bleiben wir erstmal bei unserem Satz „Sozial ist, was Arbeit schafft“, bevor ich wieder zu weit aushole. Betrachten wir einfach diesen Satz mal nüchtern und unvoreingenommen – und holen uns bei seiner Betrachtung Hilfe von den Medien, dem Spiegel zum Beispiel.
Um Präsident Baschar al-Assad in Syrien zu stürzen, bekommen die Aufständischen offenbar massive Hilfe aus dem Ausland. Frühere Mitglieder der britischen Spezialeinheit SAS bildeten die Rebellen aus, berichten die „Daily Mail“ und der „Daily Express“. Die beiden Zeitungen berufen sich dabei auf ein ungenanntes britisches Armeemitglied.
Ich weiß, diese Nachricht ist nebenbei die Bestätigung für die Theorie, das die Unruhen in Nordafrika extern gesteuert werden, ich weiß aber auch, das solche Wahrheiten mit dem Bannspruch „Verschwörungstheorie“ als tabu gebrandmarkt worden sind wie ehedem das Wissen darum, das die Erde keine Scheibe ist. Mir geht es auch nur darum, diese Nachricht in Verbindung mit unserem neoliberalen Leitsatz zu bringen und festzustellen: Ja, Krieg ist enorm sozial – einfach mal darüber nachdenken, wieviel da kaputt geht und nachher von deutschen Firmen wieder aufgebaut werden kann. Da wird eine Menge Arbeit geschaffen – also ist es sozial.
Was müssen sich Lybier, Tunesier, Ägypter und Syrier gerade freuen, von den Afghanen, Irakern und (bald) Iranern ganz zu schweigen. Der von Nostradamus prophezeite Krieg gegen den Islam (bei diesem Gedanken lachten politische Gebildete in den siebziger Jahren noch laut los: Krieg von demokratischen Staaten gegen soziale Religionen ist ja auch ein ziemlicher irrer Gedanke) ist in vollem Gang und produzierte Arbeitsplätze ohne Grenzen – auch bei der heimischen Waffenindustrie.
Doch fort vom sozialen Krieg, hin zu einem ganz anderen Thema, gefunden bei der Welt:
Im europäischen Vergleich hat die Qualität des deutschen Gesundheitssystems stark nachgelassen. Krankenhäuser stehen im Verdacht, mit Behandlungen verdienen zu wollen, die auch zu Hause möglich wären.
Deutschland war vor wenigen Wochen beim Euro Health Consumer Index (EHCI) von Rang 6 auf Rang 14 abgerutscht. Die Bundesrepublik liege im Ranking von 34 Gesundheitssystemen nun auf dem gleichen Niveau wie Irland und Tschechien
Für unsere Gesundheit zahlen wir den Preis eines noblen Sportwagens. bekommen dafür einen Trabant und sollen auch noch super dankbar dafür sein.
Wenn alljährlich die Nutzviehmedien aufschreien, das „jeder dritte Euro für Soziales“ draufgeht (was nebenbei fälschlicherweise ganz schnell den Arbeitslosen angehängt wird), so trägt dies der Tatsache Rechnung, das wir uns dieses System ohne Nutzen extrem viel Kosten lassen, siehe Wikipedia:
Im Vergleich der Gesundheitsausgaben in den OECD-Ländern lag Deutschland 2006 mit einem Anteil von 10,6 % des BIP an vierter Stelle. Das deutsche Gesundheitssystem ist damit eines der teuersten der Welt. Die öffentliche Hand trug 77 % dieser Kosten (OECD-Durchschnitt: 73 %). Auch die Personaldichte ist in Deutschland überdurchschnittlich hoch. 2006 kamen auf 1000 Einwohner 3,5 niedergelassene Ärzte und 9,8 Krankenpfleger, verglichen mit 3,1 Ärzten und 9,7 Krankenpflegern im OECD-Durchschnitt.
Im Jahr 2007 arbeiteten 4,4 Millionen Menschen in der Gesundheitswirtschaft. Das waren etwa 10 % aller Beschäftigten in Deutschland. Im Jahr 2008 waren es 76.000 Beschäftigte mehr als im Vorjahr.
Krankheit ist – wie man sieht – sehr sozial, weil sie enorm viel Arbeit schafft. Gesundheit nicht so, weshalb ja auch 10% der deutschen Beschäftigten auf Staatskosten „behandeln“ anstatt heilen. „Heilen“ … ist auch ein aussterbender Begriff. Er gefährdet direkt die Interessen der Krankheitsindustrie, die man bei uns ironischerweise „Gesundheitswesen“ nennt – und zu dem die Süddeutsche letztes Jahr einen passenden Artikel verfasst hat:
Was darf’s sein: Alzheimer, weibliche Unlust, Depression, Prä-Diabetes oder doch nur Cellulite? Diagnosen sind für alle da. Die Medizinwirtschaft ist darauf angewiesen, ständig neue Krankheiten zu erfinden oder bestehende Leiden auszuweiten. Gesund ist das ganz sicher nicht.
Aber erfundene Krankheiten, künstlich verlängerte Krankheiten oder auch beruflich gezüchtete Krankheiten sind bei uns als sehr sozial definiert: sie schaffen Arbeit, weshalb Kritik am deutschen Krankheitsförderwesen ebenso tabu ist wie die Unterstellung, die gesellschaftlichen Machthaber würden mit Intelligenz und Überlegung Entscheidungen treffen.
Sicher würfeln die nur – nun, manchmal wirkt das in der Tat so.
Kommen wir zum letzten Punkt der Betrachtung unseres neoliberalen Leitsatzes, fort von Krieg und Krankheit, hin zur Wirtschaft. Vielleicht macht der Satz wenigstens dort Sinn, das wäre zu hoffen, denn laut Handelsblatt kommen schlimme Zeiten auf Deutschland zu: ein neuer Paukenschlag der ökonomischen Sterndeuter der aktuellen Machthaber weckt Deutschland aus seinem Dornröschenschlaf auf:
Die US-Ratingagentur hat den Ausblick auf die Kreditwürdigkeit Deutschlands am Montagabend nach US-Börsenschluss von „stabil“ auf „negativ“ gesenkt. Grund: die wachsenden Belastungen des Landes in der Euro-Krise und die Unsicherheit über den weiteren Verlauf.
Für Kanzlerin Angela Merkel und Finanzminister Wolfgang Schäuble sind düstere Prognosen der drei großen Ratingagenturen nichts Ungewöhnliches. Doch das Moody’s-Urteil stellt eine neue Dimension dar. Es ist eine Warnung, dass auf mittlere Sicht eine Herabstufung der Bonität Deutschlands droht, sollte sich die Lage weiter verschlechtern. Dies könnte dann höhere Zinsen bei der Refinanzierung und einen erheblichen Imageschaden bedeuten.
Das heißt für uns: griechische Verhältnisse. Massenarbeitslosigkeit, Hunger, steigende Kindersterblichkeit – all das, was sich hinter der freundlichen Formulierung „drastische Sparmaßnahmen“ verbirgt. Ist das nun sozial, fragen wir uns?
Na klar.
Dank der Krise gibt es viele neue zusätzliche Prinzenjobs im finanziellen Halbgottbereich: ESM macht es möglich. Keine Frage, das kollabierende Kinder in Griechenland, Massenarbeitslosigkeit und Obdachlosigkeit im Sinne unseres Leitsatzes als sehr sozial angesehen werden, wenn nur … neue Prinzenjobs damit geschaffen werden. So gibt es immer mehr Armut, immer mehr Krieg, Hunger und Krankheit dank eines einzigen Leitsatzes, der ungefähr so sinnig ist wie der Leitsatz „Gelb ist, was dick macht“ … ein Satz, der wie der neoliberale Leitsatz nur dann wirklich Sinn macht, wenn man ihn in einen ganz eng begrenzten Zusammenhang stellt und mit einer gelben McDonalds-Reklametafel verbindet.
Außerhalb dieses engen Zusammenhanges ist der Satz ein ebensolcher Blödsinn wie die Behauptung das die Erde eine Scheibe ist.
Was aber beiden Sätzen auf jeden Fall innewohnt, ist ein Ausblick auf den geistigen Horizont der Verfasser solcher absurden „Wahrheiten“: sie sind entweder grenzenlos dämlich – oder grenzenlos verschlagen.
Zurück nun zu meinem beschaulichen Liegestuhl in meinem kleinen Eifelparadies, das – noch – meine Heimat ist. Hier erlebe ich Harmonie, Perfektion, Frieden und Ruhe, wo sich – fern von allem politischem Alltagschrecken und kleingeistigem Tabuterror ein weiterer Gedanke bildet:
wo Krieg sozial ist, Krankheit sozial ist, Hunger sozial ist, da erhebt eine greuliche Kultur ihr grässlich degeneriertes Haupt, die wirklich gar nichts Soziales mehr an sich hat, die aber durch Verherrlichung von Krieg, Hunger und Krankheit als Arbeitsplatzbeschaffer eine neue Religion zelebriert, die ganz alte Wurzeln hat: die Zelebrierung des Kultes der Apokalyptischen Reiter der „Offenbarung des Johannes“.
Und auf einmal ist man wirklich wieder bei den Zeiten angelangt, bei denen die Erde wieder nichts weiter als eine Scheibe sein durfte: im finstersten Mittelalter. Man denke nur, das heute jemand kurz entschlossen die Kugelhaftigkeit der Erde auf den Index setzen würde (das geht leicht, wenn man diese Tatsache mit der Brandmarke „Verschwörungstheorie“ versieht, die jedes nüchterne Nachdenken über Alternativen zur Regierungsmeinung verbietet): schon morgen würde man sich unwohl fühlen, weil im Kinderzimmer noch ein Globus steht.
Und so – aus dem Paradies zwischen grüner Umwelt, blauem Himmel und strahlender Sonne (einem Paradies, das nahezu weltweit kostenfrei zur Verfügung steht, aber zunehmend von der Bauindustrie zubetoniert und von der Urlaubsindustrie zugelärmt wird) betrachtet, wird die „zivilisierte“ Menschheit zu einem kopflosen Haufen Ameisen, die fleissig dran arbeiten, altertümliche Prophezeiungen von apokalyptischen Reitern der Endzeit Wirklichkeit werden zu lassen.
Nicht mehr lange, und die Erde wird wieder zur Scheibe.
Der gebetsartig rituell vorgebrachte idiotische Satz „Sozial ist, was Arbeit schafft“ deutet auf jeden Fall schon darauf hin, das wir hinreichend geistigen Verfall vorzuweisen haben (oder gemeinste Bosheit, wenn man sich den Gedanken an Verschwörungen zum Zwecke der Bonusmehrung nicht verbieten lassen möchte), das solche mittelalterliche Wahrheiten bald wieder per Dekret erlassen werden können.
Wem das noch zu wenig ist, der wende doch einfach den Satz mal auf andere Themengebiete an: Prostitution, Drogenhandel, Menschenhandel, Raub, Mord, Vergewaltigung – er passt immer.
Nur die Welt, die er mit aufbaut, ist das konkrete Gegenteil jenes Paradieses, das der Mensch sich hätte schaffen können – und mein Garten zeigt, das solche Paradiese möglich sind.
Sie wachsen sogar ganz umsonst.
Noch.
„Das Ende ist nah“ … das merkt bald jeder. Wohin man auch kommt, mit wem man auch spricht: allen sitzt es in den Knochen. Wer Hartz IV bezieht, bemerkt die Erschütterungen am Schnellsten, zuvor jedoch bemerkt es der Sachbearbeiter. Wer jedoch noch viel früher dran ist, das Ende unserer zivilisierten Gesellschaft klar vor Augen zu sehen, das sind die, die sie in den Abgrund gesteuert haben um für einen kurze Zeit ihre Mietfrauen von der Steuer absetzen zu können … und welche asozialen Degenerationserscheinungen es da sonst noch so gibt. Darum ist es interessant, zu sehen, welche Strategien die Investmentbanker und Wirtschaftsprofis momentan fahren, siehe Zeit:
Und natürlich hält auch Max Otte die Schuldenquote des Westens für besorgniserregend hoch. Deshalb investiere er selbst außer in Aktien seit Jahren in Wald, Ackerland, Gold.
Es macht schon den Eindruck einer sehr breiten Bewegung, die da in „Expertenkreisen“ abläuft, so berichtet ein Hersteller von Notrationen:
Aber so etwas wie in den letzten drei Jahren hat er noch nie erlebt: dass plötzlich Männer in Nadelstreifen bei ihm bestellen, Zahlenmenschen, wohlhabende Finanzleute. Es habe etwa zehn Monate vor Lehman begonnen (die Reichen wissen ja immer schon vorher Bescheid), Orders aus London, teilweise sechsstellig, allem Anschein nach aus Finanzkreisen. Inzwischen, behauptet Kögel, kämen 60 Prozent seiner Kundschaft aus der Finanzbranche, und selbst zweieinhalb Jahre nach dem Urknall lasse die Nachfrage nicht nach. Investmentbanker, Ehefrauen von Investmentbankern, Direktoren kleiner österreichischer Banken. Von denen habe sich in den letzten Jahren ein gutes Dutzend mit Vorräten bei ihm eingedeckt, oft für die Mitarbeiter noch mit dazu.
Der Autor des Artikels zitiert auch aus einer E-Mail:
»Um es gleich vorwegzunehmen«, stand da, »die meisten Leute in meinem direkten Umfeld haben den Glauben an Deutschland/Europa/eine bessere Zukunft verloren. Sie können sich nicht vorstellen, wie viele Banker in London sich Ackerland, Gold und Hard Assetszulegen und gleichzeitig hoffen, dass die jetzige Form der Geldvermehrung noch lange anhält. Doch jeder ist sich bewusst, dass wir in einer gekauften Zeit leben.«
Verschuldete Menschen leben immer in einer gekauften Zeit. Wir sind als Staat hochverschuldet – und doch übertreffen unsere Schulden noch nicht unser Gesamtvermögen, siehe FAZ:
Die privaten Haushalte in Deutschland haben im vergangenen Jahr ihr Geldvermögen um 4,7 Prozent oder 220 Milliarden auf 4,88 Billionen Euro gesteigert. Zu diesem Ergebnis kommen die Volkswirte der Fondsgesellschaft Allianz Global Investors (AGI) in einer am Donnerstag veröffentlichten Studie.
Wir sehen also: da ist noch viel Luft drin. Vielleicht mal die Gelegenheit, die Idee des „Notopfers Deutschland“ weiter zu verbreiten, bevor wir als Gesellschaft in unruhigere Fahrwasser gelangen. Oder mal drauf hinzuweisen, wie wir im Vergleich zu Griechenland dastehen:
Indes bringen tausende Griechen ihre Ersparnisse im Ausland in Sicherheit. Die privaten Geldeinlagen sind laut Angaben der Athener Nationalbank von Januar 2010 bis April 2011 um mehr als 31Mrd. Euro auf 165,5 Mrd. Euro zurückgegangen.
Wir haben mehr Zuwachs als die Gesamtvermögen.
Es ist sehr verwunderlich, einen solchen Artikel in der Zeit zu finden. Die Zeit, unser intellektuelles Flagschiff, kann sich das auch leisten. Wer die liest, sitzt fest im Sattel und kann sich einen Blick auf die Welt jenseits der Aufschwungpropaganda gönnen, um im Anschluss den Diener einkaufen zu schicken. Seit Fukushima wissen wir, wie gefährlich unsere „Just-in-Time“-Produktion ist. Geschieht etwas unvorhersehbares – was im System „Leben“ oft geschieht – bricht das System zusammen. Vielleicht auch ein Grund, warum wir unseren Alltag immer lebloser, mechanischer gestalten.
Die groben Skizzen der Endzeitstimmung unter den Verantwortlichen, den Experten und Fachleuten, den Wirtschaftslenkern und Politikern sind nicht fein genug, um wirklich zu beunruhigen, aber deutlich genug, um jeden Menschen mit etwas Sachverstand klar zu machen, das sich die Leistungselite auf ein Ende vorbereitet, ein Ende, von dem man mit Sicherheit ausgeht, das es kommt: man weiß nur noch nicht, wann es soweit ist.
Bis 2012 werden wir wahrscheinlich nicht warten müssen. Geht nur ein wenig fehl, dann haben wir nächste Woche schon einen heißen Krieg gegen China. Wie das geht? Drohnen schießen weiter auf Pakistan, Chinesen eilen zur Hilfe, schiessen Drohnen ab, die USA rufen den Bündnisfall aus und unsere Bundeswehr darf von Afghanistan aus Richtung Tibet marschieren.
Ein bequemer Krieg für die USA, wenn alle ihre Massenvernichtungswaffen im Schrank lassen – was im Zweiten Weltkrieg auch geklappt hat. Selbst Hitler ließ sein Giftgas im Schrank (oder im KZ). Ein Krieg, wie ihn die USA lieben: die Europäer führen ihn und sie produzieren die Waffen dafür. Ging ja auch schon zweimal gut.
Gleich morgen früh, wenn die Börse öffnet, könnte die nächste Nachricht dafür sorgen, das der Dax zum Sturzflug einsetzt: die unabwendbare Pleite der USA (die im Übrigen ihre Fähigkeit Krieg zu führen nicht beeinträchtigt – ganz im Gegenteil, man hätte einen Grund, landesweit das Kriegsrecht einzuführen). Vielleicht reicht ja schon die Nachricht, das erneut 22 Krankenkassen vor der Pleite stehen, weil sie die Ansprüche der Ärzteschaft und der Pharmaindustrie nicht mehr finanzieren können.
Oder die EHEC-Infektionen erreichen die Millionengrenze und entpuppt sich als neue unaufhaltsame Katastrophe.
Vielleicht spielt ja auch die Natur verrückt, liefert uns neue Rekorddürren, Tornados, die Städte eleminieren oder neue Superbeben, die unsere Infrastruktur endgültig zerrütten.
Laut junge Welt bereiten sich auch die politischen Kreise auf eine ganz neue Art des Miteinanders vor:
So könnten Eltern Schulräume selbst streichen, statt zunächst darüber zu streiten, »wer es bezahlt, wenn einer von der Leiter fällt«. Wenn das gelinge, hätte Berlin auch wieder genug Geld, geben sich Hassemer und seine Mitstreiter überzeugt. Das hört sich im ersten Moment nach hohlem Geschwätz an. Dahinter steckt jedoch eine Lobby, die sich die weitgehende Entstaatlichung wesentlicher Bereiche der Stadtentwicklung auf die Fahnen geschrieben hat. Und bei allen im Berliner Abgeordnetenhaus vertretenen Parteien rennt sie damit offene Türen ein.
Die Entstaatlichung der Bereich der Stadtentwicklung? Es ist der unverhohlene Aufruf zur Zwangsarbeit auch für jene, die gerade mal nicht arbeitslos sind – die Mobilisierung des Volkes für den Endkampf, eine Mobilisierung, an der die LINKEN ebenso mitarbeiten wie GRÜNE, FDP, CDU und SPD. So sendet auch die Politik neben den Aufschwungtheorien auch ganz praktische Endzeitsignale, während spanienleben uns schon mal Bilder von dem zukünftigen Miteinander von Bürger und Staat im vereinten Europa schickt.
Man sieht also – Gründe für Endzeitstimmug gibt es genug.
Die veröffentlichten Gegenstrategien jedoch … sind erstaunlich dämlich. Sie passen aber zu dem Denkmuster asozialer Charaktere, die wirklich glauben, sie könnten im Falle des Zusammenbruches der Zivilgesellschaft weiterhin auf die staatlichen Eigentumsgarantien bauen.
Wo kein Staat ist, da gibt es auch kein Eigentum mehr – es sei denn, man kann es verteidigen.
Erlischt das Staatsrecht, gilt wieder Naturrecht – das ist in der Regel das Recht des Stärkeren. Der Stärkere ist dann jedoch nicht mehr derjenige mit den besten advokatischen Winkelzügen, den schlauesten Anlagetipps oder den besten Beziehungen in Börsenkreisen, sondern derjenige, er es schafft, Gemeinschaften um sich zu bilden. Der Brionianzug wird dann seine Macht verloren haben.
In der postapokalyptischen Gesellschaft ist das Gemüsebeet auf der Alm ja sehr lustig … bis die Zahnschmerzen kommen, die Nierenkolik die Schmerzen unerträglich werden lässt oder einfach das ganz normal Alter zuschlägt und man den Dosenöffner nicht mehr bedienen kann.
Was Menschen überlebensfähig macht, ist Gemeinschaft. Jenseits der von der Konsumindustrie propagierten Einzelkämpfermentalität ist die Bildung von arbeitsteiligen Gemeinschaften die sicherste Zukunftsvorsorge.
Das läuft schon seit Jahrtausenden so.
Ebenso gibt es schon seit Jahrtausenden die Industrie, die an Weltuntergangsängsten prächtig verdient: mit Bücher, Notrationen und dem Wunsch: „Gebt mir all euer Geld, das Ende ist nah!“.
Viel erquickender als als einsamer Kräuterkauer in den Wäldern dahin zu vegetieren ist das Leben in Gemeinschaften und der Neuaufbau der Gesellschaft auf den Trümmern der Alten.
Was wir da jedoch überhaupt nicht brauchen werden, sind die alten Egomanen mit ihrem „Master of the Universe“-Trip. Die sollten wir schnellstens entsorgen, sobald sie in die Nähe kommen, sonst werden sie auch neue Staaten wieder mit ihren Ängsten, Zwängen und Anlagestrategien an die Wand fahren.
„Zukunft“ heißt immer „Gemeinschaft“, der einsame Wolf erfriert nur im Wald – früher oder später, falls er nicht an Einsamkeit, Vergiftung oder einer Infektion stirbt.
Wenn wir aber verstanden haben, das „Zukunft“ „Gemeinschaft“ ist, dann … könnten wir jetzt schon damit anfangen. Noch ist die soziale Infrastruktur aktiv, obwohl Armeen von „Beratern“ an ihrem Abbau arbeiten. Noch können wir das Schlimmste verhindern. Allerdings … läuft die Zeit gegen uns. Viel haben wir nicht mehr davon, in der Tat leben wir von gekaufter Zeit … auf Pump gekaufter Zeit.
Und wer meint, das er mit seiner Garage voller Dosen gut durch die schlimmen Zeiten kommt, der sollte sich mal an einen alten Slogan erinnern:
„Eat the rich!“
Nicht auszuschliessen, das diese Devise in Zukunft Leitspruch einer Gemeinschaft wird, die Teile ihrer Menschlichkeit dem Verdauungsapparat geopfert hat. Ein Grund auf für Reiche, mal darüber nachzudenken, ob man sich nicht mal auf des gute alte MITEINANDER besinnen sollte, anstatt beständig und immer intensiver an einer Welt des GEGENEINANDERS zu arbeiten.
„Lieber arm als Schaschlik“ möchte ich da mal zur Besinnung mitgeben.
24.4.2011. Immer noch Ostern. Heute: Auferstehung. Ein ganz wichtiger Faktor im christlichen Leben. Einfach mal heute in die Kirche gehen – da wird man es erfahren. Zuvor jedoch – ein Blick zurück. Was weiß man eigentlich heute über den Gründer der christlichen Kirche, diesen Jesus. Es gibt genug Menschen, die schreiben tagtäglich so viel über ihn, als würden sie ihn persönlich kennen. Einigen von ihnen erscheint er ja auch regelmäßig, sagen sie jedenfalls. Die anderen, die keinen persönliche Termin erhalten und auch nicht während der Schriftlektüre vom Heiligen Geist durchflutet werden, haben nur … Papier. Fünf bis sechs Evangelien, wobei Matthäus und Lukas von Markus und einer unbekannten Quelle, genannt Logienquelle Q, abgeschrieben haben, dann noch Johannes, der etwas schräg im Raum steht – und Thomas, der allerdings nur noch zerfetzt vorhanden ist und ansonsten auch nicht von der Kirche anerkannt wird.
Möglicherweise gibt es ein Nazarenerevangelium, das völlig verschollen ist, von dem aber die anderen alle abgeschrieben haben – doch das ist bislang bloße Theorie.
Ursprünglich gab es viele mündliche Überlieferungen, die irgendwann – lange nach Jesu Tod, wann genau ist auch umstritten – gesammelt wurden. Manche gefielen der Kirche, manche nicht. So entstand die Bibel. Viele Worte Jesu sind unrettbar verloren – davon kann man inzwischen ausgehen. Ein Wunder, das man überhaupt noch über ihn spricht. Mehr noch scheint es ein Wunder, das man zur damaligen Zeit überhaupt über ihn gesprochen hat: Wanderprediger gab es zu Hauf, man kam kaum über die Straße, ohne mit ihnen zusammenzustoßen.
Andererseits – nimmt man ernst, was die in den Evangelien gesammelten Bruchstücke aussagen, so hatte er eine kleine Besonderheit, die ihm viel Aufmerksamkeit beschert hat: er heilte Kranke in Massen. Ich weiß – das stört den Theologen, weil der Sohn Gottes ja seine Göttlichkeit nicht beweisen brauchen muss – aber es beruhigt den fragenden Geist. Man stelle sich vor: da zieht jemand durch die Hamburger Innenstadt und heilt alle Kranken, wandert durch die Uniklinik Eppendorf, die daraufhin die Tore schließen kann, macht Blinde sehend, Lahme gehend und weckt nebenbei noch ein paar Tote auf – das würde doch sogar heute für eine Einladung bei Maischberger reichen. Wenn der dann noch die Geschäftemacher aus der Kirche vertreibt, wäre ihm ein Spiegelinterview sicher – genau so sicher wie sein wahrscheinliches Ende … immerhin ruft er zur Umkehr auf. Ständig, immer und überall, hin zu einer ganz anderen Art von Leben. Das wäre fatal. Das hören wir nicht gern. Dann redet er noch gerne vom nahen Ende … und das passt uns so kurz vor der Rente gar nicht. Wir hören da lieber Legenden vom Aufschwung.
Nun, vom nahen Ende reden viele Menschen, seit zweitausend Jahren schon. Aktuell liegt der Koppverlag mit Gerard Celente ganz vorne:
Seit etwa 20 Monaten prognostizierte Celente den Crash der Vereinigten Staaten und Europas – allerdings bislang für die zweite Hälfte des Jahres 2012. Nun korrigiert er sich und warnt vor dem Ausbruch von Krieg überall vor unseren Haustüren schon 2011. Und zwar in den Vereinigten Staaten wie auch in Europa. Der Grund: Die Rückkehr der Wirtschaftskrise, die unabwendbare Schuldenlast und Migrationsströme von Menschen, die aus ärmeren Staaten zu uns kommen und nach einem besseren Leben suchen.
Celente nennt die Verlautbarungen westlicher Regierungen, die derzeit einen wirtschaftlichen »Aufschwung« prognostizieren, »reine Propaganda«.
In der Europäischen Union werde es wohl am schlimmsten werden. Sehr bald schon werden die EU-Bürger nach Auffassung von Gerald Celente merken, wie sie von der EU belogen und betrogen worden seien. Ihr Geld, ihre Ersparnisse, ihre Zukunftsvorsorge – alles weg.
Apokalypse schon 2011 – verursacht von einer verschwörerischen Finanzelite. Und das von einem Trendforscher. Irrt der sich, hat seine Firma bald noch Ramschstatus. Das ist doch wirklich undenkbar – und das gerade am Feiertag.
Ganz undenkbar? Ein großer Teil der Versorgung mit Nahrungsmittel im europäischen Raum liegt nur noch in den Händen einiger weniger Konzerne, weltweit werden es bald nur noch vier sein, die die Saatgutversorgung in Händen halten. Da könnte doch mal was schiefgehen … wie bei den Banken.
Wie werden wir uns verhalten, wenn es wirtschaftlich enger wird? Nun – wie verhalten wir uns heute? Wir sortieren Menschen aus, mehr und mehr, jeden Tag. Wir übergeben sie den Jobcentern (ehedem ARGE), dort wird die weitere Verwertbarkeit kritisch geprüft oder man reicht sie durch zur Rentenanstalt oder zur Psychiatrie – so kriegt man schöne Statistiken. Die Kinder der Menschen – völlig egal. Ausschußware. Schon heute, wo alles reichlich vorhanden ist und kaum noch Käufer findet.
Bei der aktuellen Moral … kann es schnell eng werden. Es wird ja jetzt schon eng – ohne Not. Und die Not rückt täglich näher, siehe Welt:
Ernsthafte Zweifel an der Solidität der USA nähren die Angst vor einer Schuldenkrise. Nun fällt Europa als letzter Verbündeter noch weg.
Schneller als man denkt, kann wieder ein Kartenhaus zusammenstürzen. Gerade dieses Jahr zeigt, wie rasant sich Rahmenbedingungen ändern können – siehe Nordafrika oder Japan. Genauso kann auch einfach mal nichts geschehen. Hört man allerdings jenem Verein zu, dem unser Bundespräsident angehört, so merkt man, das es dort Parallelen zu Celente gibt, siehe Pro Christ:
Hat das alles etwas mit Gott zu tun? Jesus wurde von seinen Schülern gefragt: „Was wird das Zeichen sein für dein Kommen und für das Ende der Welt?“ (Matthäus 24). Er nannte die Signale: Religiöse Verführung, Kriege, Revolutionen, Hungersnöte, Erbeben, Christenverfolgungen, eine extreme Zunahme der Verachtung von Recht und Gerechtigkeit. Wie aktuell! „Seht zu und erschreckt nicht … es ist noch nicht das Ende da“, sagt Jesus. Diese Schrecken seien der Anfang der Geburtswehen der neuen Welt, die Gott schaffen wird. Jesus nennt noch ein Indiz, dass wir auf der Zielgeraden der Geschichte sind: Das Evangelium wird allen Völkern verkündet. Ja, auch das geschieht heute.
Jesus war realistisch: „Sie aßen und tranken, sie heirateten und ließen sich heiraten … Und sie beachteten es nicht, bis die Sintflut kam und raffte sie alle dahin – , so wird es auch sein beim Kommen des Menschensohnes.“
Die Furcht Gottes ist der Weisheit Anfang. Wir brauchen jetzt Weisheit – bitter nötig.“
Kurz vor dem Ende der Zeit geben die nochmal richtig Gas, siehe Handelsblatt:
Rentrop engagiert sich im Kuratorium der Bewegung Pro Christ, in dem sich auch andere Unternehmer finden, etwa Heinz-Horst Deichmann, Alexander Graf zu Castell-Castell und Friedhhelm Loh, der Präsident des Elektronikverbands ZVEI. Pro Christ veranstaltet Mega-Events im Stil der amerikanischen Evangelikalen mit Tausenden von Teilnehmern und Satellitenübertragung.
In den Leitlinien heißt es: „Wir beten kontinuierlich, damit wir erkennen, welche Wege und Methoden wir wählen sollen.“ Dazu gehört ein Gebetsnewsletter. Auch hier gibt es keine Berührungsangst gegenüber Geld: „Pro Christ for business“ wirbt dafür, Geschäftsfreunde mit Jesus bekannt zu machen, und schlägt dazu Veranstaltungen in edler Atmosphäre vor, als Beispiele werden genannt: „Bentley-Salon, Ferrari-Halle, Edel-Werkstatt, Oldtimer-Ausstellung.“
Nun – nicht jeder kommt ins Himmelreich … zumindest nicht über den Bentley-Salon und die Ferrariwerkstatt. Schon spannend, welchem Glauben unser Bundespräsident anhängt … und erst recht erstaunlich, welche Wendungen die Legenden über jene wundertätige und zaubermächtige Gestalt vor zweitausend Jahren inzwischen nehmen.
Wie oft denken unsere politischen und wirtschaftlichen Führer wohl an diese „Zielgerade“? Oder an den Weltuntergang – was für uns kleine Würstchen vor Ort eigentlich dasselbe ist?
Das wir heute immer noch über jene Gestalt in den Legenden reden, über die nur ein paar Papierfetzen Zeugnis ablegen, hat nicht nur damit zu tun, das sie die Medizin revolutionierte, in dem sie durch Dämonenaustreibung Krankheiten heilte. Sie hat auch damit zu tun, das sie selbst aus eigener Kraft den Tod überwand – obwohl die Theorien der Theologen zu diesem Thema weit auseinander liegen wie auch die Deutungen der einzelnen Konfessionen.
Fakt scheint zu sein – sofern man das aus der Ferne überhaupt beurteilen kann – das hunderte von Menschen Jesus nach seinem Tode gesehen haben, viele haben mit ihm gesprochen. Sowas hinterlässt bleibende Eindrücke, das erzählt man sich noch Jahre später.
Kein Wunder also, das auch heute noch manche Leute von dieser Geschichte beeindruckt sind, obwohl sie Elemente enthält, die beim Osterspaziergang stören könnten, siehe Bibel-online:
3 Und als er auf dem Ölberge saß, traten zu ihm seine Jünger besonders und sprachen: Sage uns, wann wird das alles geschehen? Und welches wird das Zeichen sein deiner Zukunft und des Endes der Welt? (Apostelgeschichte 1.6-8) 4 Jesus aber antwortete und sprach zu ihnen: Sehet zu, daß euch nicht jemand verführe. 5 Denn es werden viele kommen unter meinem Namen, und sagen: „Ich bin Christus“ und werden viele verführen. (Johannes 5.43) (1. Johannes 2.18) 6 Ihr werdet hören Kriege und Geschrei von Kriegen; sehet zu und erschreckt euch nicht. Das muß zum ersten alles geschehen; aber es ist noch nicht das Ende da. 7 Denn es wird sich empören ein Volk wider das andere und ein Königreich gegen das andere, und werden sein Pestilenz und teure Zeit und Erdbeben hin und wieder. 8 Da wird sich allererst die Not anheben.
9 Alsdann werden sie euch überantworten in Trübsal und werden euch töten. Und ihr müßt gehaßt werden um meines Namens willen von allen Völkern. (Johannes 16.2) (Matthäus 10.17-22) 10 Dann werden sich viele ärgern und werden untereinander verraten und werden sich untereinander hassen. 11 Und es werden sich viel falsche Propheten erheben und werden viele verführen. (2. Petrus 2.1) (1. Johannes 4.1) 12 und dieweil die Ungerechtigkeit wird überhandnehmen, wird die Liebe in vielen erkalten. (2. Timotheus 3.1-5) 13 Wer aber beharret bis ans Ende, der wird selig. (Offenbarung 13.10) 14 Und es wird gepredigt werden das Evangelium vom Reich in der ganzen Welt zu einem Zeugnis über alle Völker, und dann wird das Ende kommen. (Matthäus 28.19)
Das hört sich … fast wie Gerald Celente an. Es fragt sich nur … wieviel Kraft man eigentlich in sich hat, den Weltuntergang aufzuhalten, wenn man ihn als Voraussetzung für seine eigene Auferstehung braucht. Gäbe es da nicht den kleinen Hauch einer Verführung dazu, ihn ein kleines bischen zu …. beschleunigen? Immerhin geht es um die eigene Auferstehung.
Und so kommen wir von kleinen Textfragementen über einen Wanderprediger unter tausenden direkt in eine unheimliche politische Wirklichkeit.
Und fast scheint es, als ob man die Hoffnung teilen müßte, um noch Utopien leben zu können: die Hoffnung, das es keine Legende ist, das am Ende der Drangsal ein neues Zeitalter ersteht. Und noch mehr Hoffnung gibt es, wenn sich herumspricht, das Nächstenliebe unbedingte Voraussetzung für das Himmelreich ist. Dann könnten wir uns den Weltuntergang vielleicht doch noch ersparen. Wenn allerdings wirklich die Liebe in vielen erkaltet und die Ungerechtigkeiten überhand nehmen, werden wir vielleicht wirklich noch im Laufe des Jahres Verteilungskämpfe auf dem Aldi-Parkplatz erleben, nachdem die letzten Dosen verkauft worden sind.
Deshalb hier noch einmal, solange es noch geht: Frohe Ostern!
23.12.2011. Es ist immer noch Osterzeit – eine gute Gelegenheit, den Blick mal von dem Alltagsterror von Politik und Wirtschaft zu nehmen, sich mal nicht darum zu kümmern, das ein Land mit Massenarbeitslosigkeit bald mit Millionen von neuen, frischen, jungen Arbeitskräften aus dem Osten überschwemmt wird, die die Alten, Kranken, Behinderten und Alleinerziehenden endgültig in die Warteschlangen der Jobcenter drängen, zu ignorieren, das die SPD sich mit Thilo Sarrazin einen Trumpf im Ärmel behält, um künftig auch mit der NPD ins Gespräch kommen zu können oder das die Nato lustig weiterhin die Renditeinteressen der Anleger in Libyen mit Waffengewalt durchsetzt. Zeit, sich darum zu kümmern, was die Menschen um einen herum eigentlich feiern. Um das zu verstehen, muss man allerdings zuerst mal schauen, was das denn eigentlich für ein Millieu ist, in dem die sich bewegen.
Offiziell heißt die Religionsgemeinschaft um uns herum Christentum. Es beruht auf einer dramatischen Legende, der Legende von einem intelligenten, liebevollen, fürsorglichen, bewußten Universum, altsprachlich „Gott“ genannt. Jener Gott lieferte die Ideenmatrix für die Schöpfung und schuf letztendlich sogar Wesen mit hoher Intelligenzballung und der Fähigkeit, den Heiligen Geist, der in der Schöpfung steckt, direkt wahrzunehmen, Wesen, die man auf der Erde „Mensch“ nennt. Warum er zwischendurch mit Dinosauriern experimentierte, weiß ich nicht, erklärt mir auch keiner.
Nun lief was schief. Neben den Menschen hatte er auch mal Engel erschaffen, sozusagen Verwaltungsangestellte der Schöpfung. Und einer der Sachbearbeiter – Leiter des Jobcenters Erde, Luzifer, Beelzebub, Satan genannt – hatte überhaupt keine Sympathie für diese „Menschen“, die er als schrecklich fehlerhaft empfand. Die rennen nackt durchs Paradies, denken an nichts und klauen dann noch verbotene Äpfel – jedenfalls, wenn man sie dazu motiviert. „Saudummes Pack“, dachte er sich und war zukünftig fleissig bemüht, es seinem Gott auch zu beweisen. Andere Engel kamen auf die Erde und zeugten Kinder mit den schönen Menschenfrauen, was Gott dazu bewegte, die Sindflut einzuschalten, da sich die Bosheit auf Erden immer weiter ausbreitete, siehe Bibel, Genesis 6:
Als aber die Menschen sich zu mehren begannen auf Erden und ihnen Töchter geboren wurden, da sahen die Gottessöhne*, wie schön die Töchter der Menschen waren, und nahmen sich zu Frauen, welche sie wollten. Da sprach der HERR: Mein Geist soll nicht immerdar im Menschen walten, denn auch der Mensch ist Fleisch. Ich will ihm als Lebenszeit geben hundertundzwanzig Jahre. Zu der Zeit und auch später noch, als die Gottessöhne zu den Töchtern der Menschen eingingen und sie ihnen Kinder gebaren, wurden daraus die Riesen auf Erden. Das sind die Helden der Vorzeit, die hochberühmten. Als aber der HERR sah, daß der Menschen Bosheit groß war auf Erden und alles Dichten und Trachten ihres Herzens nur böse war immerdar, da reute es ihn, daß er die Menschen gemacht hatte auf Erden, und es bekümmerte ihn in seinem Herzen,
Nach der Sindflut waren die Ungeheuer der Engel fort, die Menschenfrauen konnten wieder ruhig schlafen, aber kaum kehrte man ihnen den Rücken zu erschlug der Kain den Abel. Kain war der Vegetarier, Abel der Tierzüchter – nur um keine falschen Legenden aufkommen zu lassen. Gott schaute sich dieses Treiben eine Zeit lang an, aber als die Kinderopfer auf Feuerrutschen wieder zunahmen, wurde es ihm zuviel. Aber: was tun. Sintflut ging nicht mehr, hatte er versprochen und als Zeichen dafür den Regenbogen an den Himmel gesetzt (weshalb wir uns heute noch freuen können, wenn wir einen sehen). Da kam ihm eine Idee – einfach mal ein Sklavenvolk auswählen, dabei mal richtig mit göttlichem Zorn auf den Tisch hauen, denen dann einige vernünftige Gebote an die Hand geben, damit die beispielhaft vorleben, wie man friedlich und glücklich miteinander auskommen kann.
Ging auch schief – trotz dem intensiven Einsatz von Propheten.
Also griff er zum letzten Mittel … und kam selbst in menschlichem Gefährt herab. Seine Botschaft war so einfach, das sie selbst Kinder verstehen konnten, siehe kindernetz:
Das wichtigste Gebot des Neuen Testaments ist: Liebe deinen Nächsten so, wie du dich selbst liebst. Jede/r soll sich selbst mögen und fröhlich sein. Und genau das sollen ChristInnen auch allen Menschen zugestehen und helfen, dass es anderen so gut geht wie ihnen selbst. Deshalb kämpfen viele Christen gegen Ungerechtigkeit, Hunger und Krieg.
Wie gut diese Botschaft angekommen ist, kann jeder selbst beobachten. Einfach mal morgens ab 6.00 Uhr an einer der Hauptstraßen Platz nehmen und in die Blechbüchsen schauen, die dort vorbeirollen – die Gesichter sagen alles über den Erfolg des Evangeliums, der „frohen Botschaft“ aus. Frohe Botschaft? Ja. Gott selbst hat den Menschen nicht nur erzählt, wie er sich so das Zusammenleben gedacht hat, er hat auch versprochen, wiederzukommen und dann zu bleiben. So richtig mit einer eigenen – natürlich goldenen – Riesenstadt im Herzen der Menschenreiche. Ungerechtigkeit, Hunger und Krieg wären dann für immer fort … wie auch der lästige angsteinflössende Tod.
Wäre doch toll, oder?
Kam leider nicht so gut an, denn kaum war Jesus fort, kam Paulus, schrieb viele Briefe und baute so aus dem Gegenteil des Christentums die katholische Kirche. Jetzt verstehen wir auch die Gesichter in den Blechbüchsen, die übrigens auch nicht besser aussehen, wenn sie abends von der Arbeit wieder nach Hause kommen.
Das wäre so – ganz kurz in moderner Sprache – die Hintergrundgeschichte des Christentums, das um uns herum angeblich die führende Religion sein soll. Es ist nur eine Geschichte – aber Geschichten sind ausserordentlich wichtige Waffen, wie auch das Pentagon weiß, siehe Zeit:
Das Pentagon untersucht die Struktur von Erzählungen und Mythen der al-Qaida. Das Militär will „Counter-Narratives“ bauen, Gegenerzählungen als Waffe gegen den Terror.
Taliban und al-Qaida, so hat es die Darpa analysiert, beziehen ihre Gründungsgeschichte und Kampflegitimation auf uralte, religiös grundierte Krieger- und Freiheitsmythen der Region. Ihre Story vom „kosmischen Kampf“ verfängt und wird weitererzählt, weil sie geschickt an afghanische Erzählmotive anknüpft. Die Amerikaner, mit westlichem Denken und weltlicher Sprache gleich doppelt kulturfremd, sind gegen diese Story machtlos. Sie sind der Antagonist, den es zu besiegen gilt – wie zuvor die Sowjets, und davor die Briten.
Mit STORyNET will die Darpa nun Mittel finden, das erzählerische Bollwerk der Taliban und den „Gründungsmythos al-Qaidas“ inhaltlich anzugreifen. Die strategischen Ziele hat der Leiter des Programms, Lt. William Casebeer, bereits 2005 in einem umfangreichen Papier dargelegt: Mit Counter-Narratives, mit Gegen-Erzählungen, will die Darpa kulturell und erzählerisch passende Inhalte entwickeln, um dem terroristischen Gegner Legitimation und Rekrutierungsmöglichkeiten zu entziehen.
So nimmt also das Pentagon Einfluss auf die Geschichten, die wir erzählen … und plötzlich, spontan und unerwartet sind wir mitten in der Hölle angelangt, sogar am tiefsten Punkt, siehe Wikipedia:
Den endgültigen Standort fand man 1,2 Kilometer flussabwärts am Potomac River. Hier befanden sich zuvor der alte Hoover-Airport, eine ehemalige Ziegelei, ein Rennplatz sowie eine ärmlichere Siedlung, genannt Hell’s Bottom.
Ein satanische Fünfeck, gebaut am Arsch der Hölle von dem späteren Leiter des US-Atombombenprogramms – klar, wer dahintersteckt. Man hatte die Rechnung ohne den Teufel gemacht – aber davor hatten die Apostel schon gewarnt. Unabhängig von den Theologen der späteren Amtskirche und noch vor Paulus dunklen Glaubensgeschwüren hatte Johannes davor gewarnt, das es zur Endzeit nochmal richtig krachen würde: die Apokalypse des Johannes beschreibt im Detail, woran man erkennen kann, das es Zeit ist, die Bibel wieder vom Dachboden zu holen um nochmal nachzulesen, wo man eigentlich gerade steht:
Wenn man den globalen, ungehemmten Kapitalismus, der alle Nationen beherrscht, als neu aufsteigenden Drachen sieht, den die Menschen anbeten, weil das Kapital ihr Gott ist, so ist es schwer, sich aus dem Bannkreis dieses Drachen zu lösen, weil man hineinverflochten wird in das Wirtschaftsgeschehen. Der Kapitalismus hat Wunderwerke geschaffen, vor denen die Menschen staunend stehen, er hat die Welt verändert, viele Staaten und Menschen reich gemacht, aber auch andere arm gemacht und abhängig werden lassen, und wenn seine Macht nicht beschnitten würde, so würde er als Moloch und Raubtierkapitalismus die ganze Erde verschlingen. Der Wunsch, sich über andere zu erheben, die unersättliche Gier und die Maßlosigkeit schlagen sich auch in unserer Zeit nieder im strukturellen Gefüge der Weltwirtschaft.
Man braucht gar nicht so tief in den alten Schriften graben, ein Blick in die aktuelle Zeit reicht schon, um zu sehen, das wir vorbildliche Christen oder Atheisten schon längst einen neuen Gott haben:
Der Zölibat erntet Hohn und Spott, aber die Idee, sich einer großen Sache so ausschließlich zu verschreiben, dass daneben kein Raum für Privates mehr bleibt, hat in anderen Sphären Anhänger gefunden. Politiker, die kein Familienleben mehr kennen, Wirtschaftsbosse, die rund um die Uhr im Einsatz sind, leben eine moderne Variante der Enthaltsamkeit. Der Gott des Geldes und des Erfolgs verlangt von seinen Dienern zuweilen mehr als der Gott der Christen.
Wir sündigen noch, können aber Verzeihung nur von uns selber erbitten. Wir haben die Sünde noch, aber keinen Gott mehr. Ob das ein Gewinn ist?
Den neuen Gott kennen wir alle – und leiden unter ihm. Denen er Geld schenkt, stiehlt er Leben in Form von Zeit, den Armen stiehlt er es in Form von Not auf vielen Ebenen. Auf einmal merken wir – eventuell sind wir schon mitten drin in der Apokalypse. Das wäre ja … beunruhigend. Vögel fallen tot vom Himmel, Fische sterben in Massen, die Erde bebt ohne Unterlass, Rekordtornados verwüsten die USA, Rekordosterwetter folgt Rekordwinterwetter – als Christ wäre ich jetzt schon etwas nervös. Gut, das es von dieser Art nur noch sehr wenige gibt – jedenfalls an 364 Tagen im Jahr, am 24. Dezember sieht das etwas anders aus.
Jenseits dieses Tages jedoch haben sich die uns umgebenden Christen entschieden:
„Niemand kann zwei Herren dienen: Entweder er wird den einen hassen und den andern lieben, oder er wird an dem einen hängen und den andern verachten. Ihr könnt nicht Gott dienen und dem Mammon.“ (Wikipedia)
Möglicherweise haben sie ihre Wahl sogar in deutschen Personalausweis amtlich bestätigen lassen, siehe DerEulenspiegel:
Die CDU/ CSU ist die Partei des Vatikans, und somit wurde dieses Satanszeichen mit Billigung des Vatikans auf unseren Personalausweis geschickt getarnt angebracht.
Damit sind wie an einem harmlosen Karsamstag kurz vor der Ostereiersuche auf eine erschreckende Möglichkeit gestoßen: was ist, wenn unsere kleine, harmlose Geschichte des Christentums versehentlich und unabsichtlich ganz schrecklich wahr ist, wir es nur normalerweise nicht sehen können, weil die Darpa und ihre Schwester- Paralell- und Vorläuferorganisationen uns seit Jahrzehnten mit ihren Wahrheiten eindecken?
Es wäre allerdings schon schön, wenn man denn einfach mal ein paar philosophische Überlegungen zum Christentum anstellen könnte, ohne gleich an jeder Ecke auf Verschwörungsanzeichen zu stoßen.
Bleiben wir lieber bei den einfachen Dingen, jene Christen, die gegen Ungerechtigkeit, Hunger und Krieg kämpfen. So jedenfalls bringt man es ja unseren Kindern in der Schule bei. Das wäre ihr Job. Sie kämpfen gegen die Ungerechtigkeit, das Menschen dreissig Jahre Beiträge in die Arbeitslosenversicherung einzahlen, um dann infolge der Marktöffnung von Billigarbeitskräften aus dem Ausland in Hartz IV abgedrängt und dem Hunger ausgeliefert zu werden, während draußen unter den jungen Leuten der verzweifelte Krieg um die letzten verbliebenen Arbeitsplätze begonnen hat, von deren Lohn man aber ebenfalls nur knapp überleben kann.
Wenn ich mich so umschaue … scheint es wirklich nur noch sehr wenige Christen geben. Drei bis vier pro Bundesland, schätze ich mal.
Wenn die ihre Apokalypse noch erleben sollen, dann muss man sich beeilen, nachher sind keine mehr übrig, die noch was davon haben, weil die Gegenseite einfach alle bestochen hat. Aber vielleicht dauert ja das auch nicht mehr ganz so lange. Wirtschaftlich basteln wir gerade an unserer eigenen Apokalypse, technisch zeigt uns die Atomindustrie schnelle Formen eines baldigen Endes auf, politisch steuern wir auf neue Kriege apokalyptischen Ausmasses zu, kulturell werden wir im Namen der Quote bald Kinder vor laufender Kamera schlachten müssen, um noch Erfolg zu haben, gesellschaftlich bewegen wir uns konsequent auf die Massenvernichtung unwerten Lebens (den „Parasiten“ des Wolfgang Clement) zu und die Umwelt ist bald so verseucht und zugrundegerichtet, das unsere modernen Propheten nur noch die Raumfahrt als tragfähige Utopie anbieten können.
Für die Handvoll Christen läuft – so scheints – alles nach Plan. Die können sich innerlich beruhigt zurücklehnen und äußerlich vielleicht noch etwas intensiver gegen die Verfallserscheinungen der Moderne angehen. Für sie kommt nach der Apokalypse das Paradies zurück, sie haben gerade den letzten Arbeitstag vor der Rente.
Für die anderen jedoch … sieht es düster aus. Sie dürfen die Herrschaft eines Götzen namens Mammon leibhaftig im Detail erleben mit Folgen, die selbst für Atheisten teuflisch wirken.
Irgendwie – so scheint es mir – wäre der Welt mehr gedient, wenn Christen weniger ihre Religion feiern und sie stattdessen mehr leben würden. Aber … die Religion um unser herum heißt halt nur offiziell Christentum. Wahrscheinlich auch Pentagonpropaganda.
Und was die da draußen jetzt wirklich feiern in diesen Tagen?
Ihren Reichtum, Mammon genannt.
Was sonst?
„Lauft herbei, schaut euch diese grausigen Ruinen an,
All die Trümmer, Bruchstücke, die unseligen Aschenreste,
All die Frauen, die Kinder, alles aufeinander gehäuft,
Die zerstreuten Glieder unter zerbrochenem Marmor;
Hunderttausend Unglückliche, die die Erde verschlingt,
Die blutend, zerrissen und noch atmend
Unter ihren Dächern begraben, rettungslos
Im Grauen der Qualen ihre jammervollen Tage vollenden!
Wollt ihr auf die kraftlosen Schreie ihrer sterbenden Stimmen,
Angesichts der Schrecken ihrer rauchenden Aschen,
Noch sagen: »Es ist die Wirkung ewiger Gesetze,
Die ein freier und wohlwollender Gott erwählen muss?«
Sagt er noch, wenn ihr diese aufgehäuften Opfer seht :
»Gott hat sich gerächt, ihr Tod ist der Preis ihrer Untaten?«
Welche Untat, welchen Fehler haben die Kinder begangen
Die am mütterlichen Busen zerquetscht verbluten?“
– Voltaire in „Poème sur le désastre de Lisbonne“
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In seinem Gedicht, über das Lissabon-Desaster, nach dem verheerenden Erdbeben von 1755, welches Europa schockiert hatte, räumt Voltaire seine Unwissenheit über die Folgen von solchen schrecklichen Ereignissen. Zu seiner Zeit gab es kaum eine Frage über praktische Hilfe; zu langsam verbreitete sich die Nachricht von der Katastrophe. Und so konnte er angesichts der seinerzeit geschätzt über 30.000 Toten, nur über die „törichten Philosophen“ reflektieren – auf diejenigen, die ihr Vertrauen auf die göttliche Gnade und gleichermaßen auf den Fortschritt der Menschheit legten. – Das Beben von Lissabon platzte mitten in ein Jahrhundert hinein, in dem man sich in Sicherheit wiegte, so wie sich auch vor der Katastrophe von Japan niemand Gedanken machte, dass auch dort von einer Stunde auf die nächste nichts mehr so sein wird, wie zuvor.
–
Horst Chomyn
louemol
Man könnte manchmal verzweifeln. Ich glaube ja, Journalisten schreiben mitlerweile was sie wollen und gehen davon aus, das das eh´ keiner mehr liest. Man muß halt die Zeitung vollkriegen – egal wie. Das am anderen Ende ein verzweifelter Leser sitzt, der mühsam versucht, die Puzzle zu einem halbwegs sinnvollen Bild zusammenzufügen, spielt wohl für niemanden noch irgendeine Rolle. Ich fing gerade an, mich damit anzufreunden, das alle Befürchtungen hinsichtlich der Finanzkrise, alle Analysen zum Ende des Kapitalismus und alle Unkenrufe zum herrschenden Wirtschaftssystem nur heiße Luft sind – da hauen mich die Experten einfach wieder um, diesmal in der Welt:
Nun ist die Rede von einem so allumfassenden, fundamentalen Wandel der Welt, für den es offenbar nur noch einen einzigen Vergleichsmaßstab gibt: „Ist die Phase, die wir gerade erleben, so historisch wie die Geburt Jesu Christi?“, fragten „Spiegel“-Journalisten den Allianz-Finanzvorstand Paul Achleitner. Und der antwortet: „Es wird eine neue Zeitrechnung geben – wenn auch nicht kalendarisch. Aber enorme Kräfte wirken auf die Welt ein, deren Bedeutung wir gar nicht genug überschätzen können.“
Ich weiß nicht, wie es anderen Mitbürgern geht – ich bin verwirrt … und hätte nicht weiterlesen sollen, denn die Verwirrung wuchs:
Vorbei soll es sein mit dem schönen Leben in Saus und Braus. Vorbei die Zeit des leichten Geldes, wo nicht das Einkommen, sondern die Anzahl der Kreditkarten über die Bonität der Käufer entscheidet. Wo Banker auf die Schulden anderer wetten und damit reich werden und Staaten die Notenpressen heißlaufen lassen, damit die Global Player die Einsätze erhöhen können. All das soll ein Ende haben. „Wir müssen uns endlich entschulden“, sagt Achleitner.
„Wir“? Wieso „Wir“? Seit vierzig Jahren läuft dieses Geschäft schon – ich war damals 11 Jahre alt. Wahrscheinlich hätte ich aber damals schon dazu geraten, den kleinen Münzen, die ich so gern gesammelt habe, einen realen Gegenwert entgegen zu stellen – und erst recht den großen bunten Scheinen. Auch heute würde ich sagen: wenn man durch Wetten auf die Schulden anderer Leute reich werden kann, ist das ein unsittliches Geschäft und der Gewinn gehört eingezogen. Ebenso würde ich heißlaufende Notenpressen für ein Verbrechen halten, weil dadurch real ersparte Werte vernichtet werden. Aber ich komme auch aus der Eifel – wir sind traditionell sehr arm und wollen bei reichen Leuten nicht mitreden.
Ich frage mich aber schon, was Politiker und Manager die letzten vierzig Jahre angestellt haben. Waren die nun nur dumm oder einfach kriminell verantwortungslos? Und … haben die heute dazu gelernt? Immerhin gibt es Stimmen, die vor weitreichenden Folgen warnen, zum Beispiel zitiert die Welt Stéphane Hessel:
Werte wie Freiheit, Gerechtigkeit und Solidarität seien durch „die Macht des Geldes“ unter die Räder gekommen, sagt er im „Spiegel“-Interview. Er spricht aus, was viele Menschen insgeheim beklagen oder doch befürchten, nämlich „die Ausbeutung der natürlichen Lebensgrundlagen, die Unterdrückung des Selbstbestimmungsrechts, die Macht des Stärkeren“. Hier seien „Kräfte der Zerstörung“ am Werk.
Da werde ich doch sehr stutzig. Ein Finanzvorstand spricht von neuer Zeitrechnung, ein ehemaliger Widerstandskämpfer aus Frankreich von den „Kräften der Zerstörung“ und dem Ende der Zivilisation … wo bleibt denn da der Optimismus und vor allem: die Botschaft vom wundersamen deutschen Aufschwung?
Gut das man gerade Weltwirtschaftsforum hat. Dort treffen sich doch die Kapitäne jener Kräfte, die die westliche Welt an den Abgrund geführt haben, wahrscheinlich wird von dort aus jetzt die Rettung kommen. Immerhin lassen sich die Damen und Herren dort für ihre Arbeit fürstlich entlohnen, da wird man doch wohl auch qualitativ hochwertige Arbeit erwarten dürfen. Doch was schreibt die Welt? Neue Katastrophen drohen:
Die steigende Inflation verschärft die Krise in der Eurozone. Denn für die Schuldensünder in der EU wäre eine Erhöhung der Zinsen reines Gift.
Und am Horizont erscheinen diffus neue unheimliche Schrecken:
Frankreichs Präsident Nicolas Sarkozy, der in diesem Jahr auch Gastgeber der G-20-Runde der größten Industrie- und Schwellenländer ist, sprach zwar auch über den Euro. Lieber warb er jedoch für sein Großprojekt, den Aufbau eines neuen internationalen Währungssystems. Die Währungs- und Finanzungleichgewichte seien eine der Hauptgefahren für die Weltwirtschaft, sagte er. „Eines Tages wird etwas Schlimmes eintreten, wenn wir nicht sehr entschieden handeln.“
„Etwas Schlimmes“ wird eintreten … schlimmer noch als die apokalyptische Herrschaft der Kräfte der Zerstörung in einem neuen Zeitalter der Ungerechtigkeit, Ausbeutung und Unterdrückung? Man vergisst in solchen Momenten ganz, das man eigentlich in einer christlichen Wertegemeinschaft lebt, die jetzt aber laut aufschreien müßte: was sich dort abzeichnet im gemeinsamen Chor von Wirtschaftlern und Revolutionären ist die Herrschaft des Antichristen – also was ganz Übles und in der Apokalypse des Johannes lange vorausgesagt. Aber selbst wenn man nicht die christlichen Grundwerte verteidigen möchte (deren Bedrohung durch den Islam ja inzwischen so immens ist, das wir sogar das Tragen von Kopftüchern verbieten), so wäre doch die Herrschaft der Kräfte der Zerstörung auch für Atheisten keine Beglückung. Zerstörung nützt niemandem … aber trotzdem schreitet sie unaufhaltsam weiter fort, wie die Welt berichtet:
Die Staatsverschuldung Japans und der USA wird zunehmend zum Thema an den Märkten. Der IWF rät die beiden Länder nun dringend zur Haushaltssanierung.
In den USA hatte am Mittwoch der parteiunabhängige Rechnungshof des Kongresses erklärt, die Vereinigten Staaten steuerten im laufenden Haushaltsjahr auf ein neues Rekorddefizit zu. Erwartet wird ein Fehlbetrag von knapp 1,5 Billionen Dollar. Das wären knapp 40 Prozent mehr als in der Schätzung vom August. „Die USA stehen vor erschreckenden wirtschaftlichen und haushaltspolitischen Herausforderungen“, hatte der Rechnungshof erklärt. Das Haushaltsloch entsteht nach Einschätzung der Experten vor allem durch die kürzlich beschlossenen milliardenschweren Steuererleichterungen.
Steuererleichterungen? Ja – mitten in der Krise verzichtet der Staat auf Steuern – laut Wirtschaftsblatt.at vor allem von denen, die reich sind:
Das Gesetz sieht unter anderem eine Verlängerung der vom früheren Präsidenten George W. Bush eingeführten Steuererleichterungen für Reiche vor. Ursprünglich wollten die Demokraten die Steuervergünstigungen für reiche Bürger zum 31. Dezember auslaufen lassen und nur für Familien mit einem Einkommen unter 250.000 Dollar verlängern.
Aha. Diejenigen, die als Politiker und Wirtschaftsräuber ihre Schäflein ins Trockene gebracht haben, sorgen dafür, das die Beute im Tresor bleibt und sich nach den Regeln des Systems noch hemmungslos vermehrt.
Was für uns unreichen Abschaum übrigbleibt, erfahren wir aktuell im Managermagazin:
Millionen von Haus- und Grundstückseigner werden aller Voraussicht nach im kommenden Jahr mit einer reformierten Grundsteuer zur Kasse gebeten. Wie sie aber aussehen wird und in welchem Rahmen dadurch zusätzliche Lasten drohen, ist noch nicht absehbar.
Das trifft dann jene armen Menschen, die auf die „Häuslebauerfalle“ hereingefallen sind und sich fürs Alter was zurückgelegt haben. Das … möchte die Finanz – und Politikelite jetzt auch noch schnell einsammeln. Das man mit herkömmlichen Methoden gegen dieses System kaum noch ankommt, erfährt man unter anderem im Handelsblatt, wo der Philosoph Precht zum Gespräch geladen war:
Wir haben doch im korporatistischen Deutschland erlebt, wie mächtige Interessengruppen den Staat für sich einspannen.
Das stimmt. Ich finde es ein Unding, wie der Lobbyismus seine Schamlosigkeit darstellt. Es gibt eine gewisse Parallele zwischen dem Explodieren der Managergehälter und der Schamlosigkeit von Politikern, die nach ihrem Ausscheiden ihre Kontakte zu barer Münze machen. Da aber alle Parteien davon betroffen sind, begehrt niemand dagegen auf.
Das bleibt uns noch. Die Stimme der Empörung am Beginn einer neuen Zeitrechnung. So machtlos ist der Mensch des 21. Jahrhunderts geworden. Nachdem er sich von den Zwängen der feudalen Raubritterei, der klerikalen Ausbeutung, den Widrigkeiten von Natur und Umwelt befreit hat, marschiert er hilflos in eine menschengemachte Apokalypse.
Das wäre ein sehr … unrühmliches „Ende der Geschichte“, oder?
Der „freie Wille“ ist eine religiöse Erfindung, die aus vorwissenschaftlicher Zeit stammt. Es gibt Krankheiten, die zu bestimmten Handlungen zwingen, z.B. der Tollwuterreger zwingt den Wirt, Wasser und Licht zu meiden und zu beißen. Nix mit „Freier Wille“.
So schreibt der Leser Henkersknecht im Stern. Das ist die … „naturwissenschaftliche“ Meinung zur Grundlage unserer westlichen demokratischen Wertegemeinschaft. Seit 150 Jahren versucht die Naturwissenschaft zu beweisen, das wir in einer großen Dampfmaschine leben. Einige Physiker und Biologen sind zwar schon ausgeschert, aber der Mainstream marschiert streng weiter.
Naturwissenschaftler als Menschen durfte ich als Wirt in meiner Studentenkneipe beobachten – danach hatte ich keine weiteren Fragen mehr. Wer mit dem Menschen nichts anfangen kann, der wendet sich dem Atom oder der Kröte zu und verbringt seine Freizeit gerne mit Bier und Kartenspielen, falls er nicht gezwungen ist, infolge eines eingefleischten Hangs zur Unauffälligkeit unbemerkt in einer Ecke zu sitzen. Ich weiß, das ist jetzt ein Vorurteil – mein Vorurteil – gebildet aus einer ganz kleinen Beobachtungsgruppe. Aber mal ehrlich … würde man sich zehn Naturwissenschaftler einladen wenn man einen aufregenden, unterhaltsamen Abend voller Geist, Witz und Humor erleben möchte … oder würde das eher dröge?
Die naturwissenschaftliche Art zu Denken hat Vor- und Nachteile, wie alle Sichtweisen. Sie ist nicht uneingeschränkt falsch – noch uneingeschränkt wahr. Es ist eine Definitionswirklichkeit, der allerdings langsam aber sicher die Materie ausgeht, von der die Physiker immer weniger finden … noch ein bischen weiterforschen, dann ist alles Geist und wir müssen komplett umdenken.
Immer weniger fällt uns bei der Betrachtung der Welt auf, das es da auf jeden Fall außerhalb der Materie noch etwas anderes gibt, etwas, das uns selbst aber viel mehr ausmacht als unsere Zellen. Wir Menschen sind nicht nur Hardware, wir sind auch Software … und ohne diese Software gäbe es keine Menschen. Jeder Mensch weiß das und merkt es in dem Moment, wo er diese Zeilen liest, ist sich aber wohl nicht der Bedeutung dessen bewußt, was da gerade geschieht – weil es so schrecklich selbstverständlich ist.
Trotz der Bedeutung der Software, für die wir die „Geisteswissenschaften“ überhaupt erst ins Leben gerufen haben, werden Geisteswissenschaften bei der Beurteilung der gesellschaftlichen Prozesse immer weniger berücksichtigt. Der Bundestag ist voller spitzfindiger Juristen und halbgebildeter Lehrer, während Psychologen, Philosophen und Soziologen mehrheitlich draußen bleiben müssen. Fachkompetenz in menschlichen Fragen würde augenscheinlich beim Regieren sehr stören. Das entspricht dann auch in vollem Umfang dem Ergebnis, das wir tagtäglich präsentiert bekommen.
Konfliktbereiche zwischen Software und Hardware sind tabu … und fast alle ausgeräumt, entsorgt, in Lager gesperrt. Ein Grund, warum auch die „Selbstverwirklichung in sozialer Verantwortung“ sowie die politische Bildung in den Schulen zugunsten einer Verstärkung der technisch-naturwissenschaftlichen Fächer vernachlässigt wurden. So werden wir uns in Zukunft an Amokläufe und Konzentrationslager gewöhnen müssen – sie korrespondieren völlig mit betriebswirtschaftlichem und naturwissenschaftlichem Denken, in dem die freie politische Willensbildung keine Rolle spielen braucht – wir sind ja sowieso alle nur irgendwelche Affen, die man für Tierversuche im Namen der Wissenschaft hemmungslos verbrauchen darf.
Diesen Zusammenhang zwischen einer Denkmode, einem Wirklichkeitsmodell und dem konkreten politischen Alltag würde ich mir täglich an jeder Schule vorgestellt wünschen. Dann könnte ich wieder daran glauben, das westliche Welt eine Zukunft jenseits von Umweltkatastrophen, Wirtschaftskrisen und Weltkriegen hat.
Stattdessen finde ich folgende Sätze bei Yahoo:
Kartenlegen darf kostenpflichtig sein. Mit dem Urteil gab der Bundesgerichtshof (BGH) am Mittwoch in Karlsruhe einer selbstständigen Lebensberaterin teilweise recht, die ihre Ratschläge anhand von Kartenlesen gewann, wie das Gericht mitteilte.
Der BGH räumte in seinem Urteil zwar ein, dass die von der Klägerin versprochene Leistung objektiv unmöglich sei. Das bedeutet, dass die Leistung nach den Naturgesetzen oder nach dem Stand wissenschaftlicher Erkenntnis und Technik nicht erbracht werden kann. Dies sei laut Gericht der Fall, wenn der Einsatz übernatürlicher, „magischer“ oder parapsychologischer Kräfte und Fähigkeiten versprochen werde.
Selten hat ein Gericht so daneben gegriffen – und selten wird es so deutlich, wie sehr Geisteswissenschaften schon aus der Wirklichkeitsbeschreibung verdrängt wurden.
Wenn Beethoven sich faule Äpfel in den Schreibtisch legt, weil der Geruch ihn zu genialen Kompositionen stimuliert, dann berührt der Prozess in keiner Weise das Aufgabengebiet von Naturwissenschaften. Wenn eine psychologische Beraterin Tarotkarten (die in ihrer psychischen Bilderdimension sämtliche Kernthemen des menschlichen Lebens kritisch berühren) zur Stimulation braucht, berüht das auch nicht den Aufgabenbereich der Naturwissenschaften. Wenn aber Naturwissenschaften über diesen Bereich urteilen (also ihr Aufgabengebiet verlassen) verhalten sie sich wie Militärdiktaturen oder die Inquisition: sie benutzen Macht, um Wahrheit zu schaffen. Ein sehr unwissenschaftliches Prinzip, das infolge fortschreitender Reduzierung der Wirklichkeit und fortschreitender Dogmatik ganz schnell ein ganz enger Denkkäfig wird, in dem der Mensch nur noch Platz als lästiger Kostenfaktor hat. Aber das ist ja vielleicht auch der Grund, warum wir anstelle von Beethoven „Modern Talking“ haben.
Dabei ist es die Naturwissenschaft selbst, die immer wieder an beunruhigende Grenzen stößt … wie an die Grenze, das der Tollwutvirus es schafft, seinem Träger Angst vor Wasser zu vermitteln, woraus sich die Frage ergibt: wie viele unsere Entscheidungen sind eigentlich noch von den drei Kilo Bakterien- und Virenmasse beeinflußt, die jeder Mensch in sich trägt? Da begegnete mir schon mal die Meinung, das der Mensch nur als Transportvehikel für Genmaterial entworfen wurde … alles kleine Bausteine, die seine Vernichtung (im Einzelnen oder in der Masse) als ethisch und moralisch bedeutungslos erscheinen lassen, wie sowieso Ethik und Moral in einer strikt naturwissenschaftlich ausgerichteten Welt keinen Platz haben. Ethik und Moral sind nach dem Stand von Wissenschaft und Technik unrelevant … nur für die Menschheit als solche spielen sie eine Rolle, weil sie nicht beliebig vergast werden möchte. Noch darf sie sich diesen freien Willen erlauben, bevor der alternativlose Sachzwang (eine Sichtweise, die direkt aus den Naturwissenschaften und aus dem Versuch, sie auf das Leben selbst zu übertragen stammt) die Massenvernichtung unwerten Lebens unausweichlich werden lässt – natürlich alles im Namen der Wissenschaft.
Wenn wir allerdings davon ausgehen (und hier stoßen wir auch gleich an das nächste Tabu), das der Mensch möglicherweise nur durch seine kleinen Gen-Gäste gesteuert wird … müßten wir dann nicht davon ausgehen, das so etwas vielleicht auch in größerem Umfang der Fall ist? Wir hätten dann überhaupt keine Probleme, die Merkwürdigkeiten zum Jahresbeginn zu deuten, hier bei Yahoo:
Seit Tagen sorgen Berichte über ein plötzlich auftretendes, weltweites Massensterben bei verschiedenen Tierarten für Schlagzeilen. Zunächst verendeten in den US-Bundesstaaten Arkansas und Louisiana zahlreiche Vögel und Fische. Auch in Schweden entdeckte man mehrere Vogelkadaver auf der Straße. Jetzt wurden an der Südostküste in Großbritannien Zehntausende Krebse und andere Meerestiere leblos an Land gespült. Experten nennen nun erste mögliche Ursachen für das weltweite Massensterben.
Experten nennen nicht Ursachen, sie formulieren Theorien. Das wird sprachlich in den letzten Jahren gerne mal unterschlagen, vor allem seit Theorienbildung selbst ebenfalls zum politischen Tabu geworden ist – siehe „Verschwörungstheorien“.
Wenn schon dem Menschen untergeordnete Biosysteme solche Macht über ihn bekommen können, wäre es dann nicht einfach konsequent, die gleiche Macht auch den übergeordneten Biosystemen zuzugestehen, was folgerichtig zur „Gaia-Hypothese“ führt? Von da aus ist es nur ein kleiner Schritt bis zu der „Erkenntnis der Ursache“, das uns die Gesamtheit der aussterbenden Biosysteme (früher gerne auch mal „Gott“ genannt, insofern eigentlich nichts Neues, könnte man sagen) einen Schuß vor den Bug schickt, bevor sie sich anschickt, unsere Art und Weise zu leben mit Gewalt zu korrigieren.
Darum kriegen Propheten auch Träume von sterbenden Vögeln und Fischen, der Allgegenwart der „unheiligen Zahl“ 666 (die seltsamerweise wirklich auf jedem Apothekenrezept steht … was mir immer noch keiner plausibel erklärt hat) und drohender Apokalypsen.
Die Softwarekünstler der Menschheit hätten kein Problem damit. Sie wissen, das sie Geist haben, der lachen und leinen, glücklich und traurig sein kann, der geniale Ideen und zukunftsweisende Visionen entwickeln oder einfach nur ästhetische Kompositionen von atemberaubender Schönheit schaffen kann, während die kulturelle Leistung einer rein naturwissenschaftlich ausgerichteten Zivilisation sich in der Konstruktion von Plattenbauten erschöpft, die auch warm und trocken halten. Die naturwissenschaftlichen Hardwareschrauber jedoch … verstehen das nicht, weil trotz aller „Aufgeklärtheit“ ein weiteres Tabu wirkt: der Mensch, so minderwertig er auch ist, bleibt weiterhin die unantastbare Krone der Schöpfung – oder weil Naturwissenschaftler einfach wirklich keinen Geist haben und sich deshalb am Rest der Welt rächen wollen.
Und so … haben wir doch noch eine Chance auf einen Weltuntergang 2012, der ganz einfach beginnen kann: stirbt die Biene aus, hat die Menschheit noch vier Jahre zum Überleben. Und der Biene geht es nicht gut, siehe Wirtschaftsblatt.at:
So hat sich beispielsweise in den USA der Bestand von vier weit verbreiteten Bienenarten in den vergangenen Jahrzehnten um rund 96 Prozent reduziert. Ähnlich alarmierend seien die Zahlen für Großbritannien. Einige Arten sind in den vergangenen 40 Jahren um 70 Prozent zurückgegangen, so die Zeitung „The Guardian“ in einem Artikel vergangene Woche.
So einfach könnte der von den Maya ausgerechnete Weltuntergang kommen: am 22.12.1012 stirbt die letzte Biene. Und dann werden uns unsere Techniker auch nicht mehr helfen können, trotz aller Heilsversprechen, die sie seit hundertfünzig Jahren jährlich ausgeben, haben sie uns nur in erster Linie eins gebracht: aus unserem Garten ist ein Parkplatz für einen Supermarkt geworden, wo uns minderwertige Waren neue Gifte für neue Krankheiten liefern.
Vielleicht sollten wir es einfach mal versuchen, doch noch den guten alten freien Willen wiederzubeleben, jenes eigentliche Produkt der Aufklärung und formulieren: wir wissen, das es keine Alternative gibt – aber wir sind in der Lage, etwas Anderes zu wollen … und wo ein Wille ist, ist auch ein Weg. Besser als alternativlos auf dem Supermarktparkplatz zu verhungern (was einem bald schon aus einfachem Mangel an Tauschmitteln für Waren – sprich Geld – gelingen kann) ist es auf jeden Fall.