Altenpflege

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Hitler kommt zurück. Auschwitz auch.

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Donnerstag, 21.1.2016. Eifel. Ich weiß: viele mögen Facebook nicht. Es ist halt „was amerikanisches“. Und ein Konzern. Beides Sachen, die bei nachdenklichen Menschen nicht gut ankommen. Amerika macht nun seit Jahren mit Rechtsbrüchen besonderer Art von sich reden, Konzerne sind die Erzfeinde der Menschheit: man sollte beides meiden. Ich meide es nicht. Gut – ich bin überredet worden, dort eine Filiale einzurichten., bin also nicht voller Eigenmotivation da. Mitlerweile habe ich dort auch einige nette Menschen kennen gelernt, mit denen man auf diese Weise locker Kontakt halten kann. Zudem ist das Protestpotential des Internet sehr groß, es stellt insgesamt einen weiteren Schritt zu einer planetaren Zivilgesellschaft da – einer Gesellschaft der Freiheit, Gleichheit und Brüderlichkeit. Und andererseits – kann man da schauen, was so gedacht wird. Dieses fand ich bei einem Betriebsrat, mit dem ich selbst keine Verbindungen habt:

„Traut euch für 5 Minuten vor zu stellen, wir hätten den Krieg gewonnen… gesund essen, kein Landverlust, keine Besetzer, keine Aliierten, keine Lügen, keine Unterdrückung, keine Versklavung, jeder könnte in Frieden leben, keine Massentierhaltung, keine Tierquälerei… vor was haben denn Deutsche Angst? Arbeit? Was machen alle heute über 50 Jahre lang unter Zwang? Mit ca. 15 Jahren kommt man aus der Schule und geht zur Arbeit bis 67. Aktuell… und ich denke, es wird noch höher gesetzt werden… oder haben sie Angst, weil sie homosexuell sind? Ist uns doch egal, wer mit wem ins Bett geht, solange man Kinder in Ruhe lässt… diese sollten sich bitte alleine entwickeln dürfen, was sie mögen… denkt mal wirklich für ein paar Minuten darüber nach! Wäre das wirklich schlimm gewesen? Auch für andere? Hitler sprach nicht nur mit Deutschen, möchte auch Menschen, die sich uns anschlossen… komisch, dass jeder denkt, Deutsche wären Rassisten… die gibt es in jedem Land, Franzosen und Engländer sind bekannt dafür und auch Italiener mögen ihre Rasse… ist das falsch? Wenn man niemandem etwas böses tut, aber sein Land mag und es für sich und sein Volk gut meint? Ich hab gelernt beim Erste-Hilfe-Kurs: zuerst muss ich mich schützen, mit Warnweste und Warndreieck… dann sehe ich erst nach dem Unfallopfer… Sicherung, damit mir nichts passiert und ich dem Hilfsbedürftigen helfen kann… liegt in unserer Natur… was sollen wir gerade lernen? Unseren Instinkt zu überleben, einfach ablegen? Idiotisch diese links Denker… idiotisch…“

Ja – denken wir mal eine Minute drüber nach. Es hätte Millionen Tote unter der slawischen Bevölkerung gegeben: die waren Untermenschen. Wären die tot, hätte man bei den Biodeutschen nachgeschaut, wer da Vorfahren aus Polen hat. Ja – Polenfeindlichkeit ist noch heute groß in Deutschland – und Hitler hätte sie als „niedere Rasse“ einfach aussortiert und vergast. Die höhere Rasse – nun, die wäre selbst gezüchtet worden: Ärzte und Naturwissenschaftler waren begeistert vom Nationalsozialismus, er gab ihnen ungeahnte Möglichkeiten, an Menschen herum zu experimentieren.

Ich möchte nun den Namen dieser Person nicht preisgeben – es geht mir nicht um persönliche Hetzjagden zur Befriedigung der eigenen Menschenjagdlust, mir geht es darum, was inzwischen in Deutschland wieder gedacht wird – und welche Exzesse die Dummheit der Generation Doof gerade feiert. Sie sind ja auch nicht selbst Schuld an diesem Meinungschaos: die Schulen versagen da auf breiter Front. Wir setzen auf MINT: Mathematik, Informatik, Naturwissenschaft, Technik – dort lernt man nichts über die Gräuel des Faschismus, seine sozialen Ursachen und seine wirtschaftlichen Grundlagen aber viel darüber, wie man ihn mit besseren Waffen und tödlichem Gas ausrüstet, wie man Atomsprengköpfe und Interkontinentalraketen baut, Massen von Menschen elektronisch erfasst und kategorisiert, effektive Vernichtungslager in Szene setzt und gegen alles Geistige im Land ein Maximum an Ignoranz hervorbringt. Zu politisch oder philosophisch differenzierteren Gedanken ist man in jenen Fächern gar nicht mehr in der Lage, es gilt, Wirklichkeit zu vereinfachen und zu vergewaltigen, um an der Absolutheit von Macht zu arbeiten, einer Macht, die man im Prinzip vergöttert und er der man gerne teil hätte.

Im Internet findet man ein angebliches Mussolini-Zitat (eine Originalquelle konnte ich dazu noch nie finden, dieses stammt von Radio Utopie):

„Der Faschismus sollte Korporatismus heißen, weil er die perfekte Verschmelzung der Macht von Regierung und Konzernen ist.“

Unabhängig, ob dieses Zitat wirklich von Mussolini stammt, sollte uns der Gedanke interessieren, da die Alliierten die deutschen Konzerne komplett zerschlagen haben: sie wurden als ursächliche Basis des Nationalsozialismus und des faschistischen Staates definiert. Bei den Montagdemos fand ich hierzu Informationen (siehe lokalkompass):

„Im Industrieclub von Düsseldorf wurde Hitler der Weg zur Macht geebnet. Im Januar 1932 trafen sich die NS-Führung und Industrie zu einer Versammlung. Die Industriellen wie z. B. Krupp-Thyssen, Persil deren Chef Jost Henkel lud Hitler und Co. zu diesem Vortrag im Industrie-Club ein. Insgesamt ca. 650 Industrielle und Bankiers kamen zu diesem Treffen, um Hitlers Programm kennen zu lernen. Hitler kam gerne und brachte Hermann Göring und den damaligen Führer der Terrortruppe SA, Ernst Röhm, mit.

Sie wissen ja: Montagsdemos: dass sind die Bösen. Das sagt jedenfalls Jutta D aus F. – und viele folgen ihr bequemerweise da. Stimmt – die sind böse. Dort ist noch bekannt, was Hitler noch so alles anrichtete:

„Die Verfolgung der Juden war ein Alibi, in erster Linie ging es den Nazis um die Vernichtung von Kommunisten oder allen Andersdenkenden gegen deren Terrorpolitik. Das beweist das Verbot sämtlicher Gewerkschaften und Verfolgung aller „nichtarischer“ Gruppen wie der Romas, Sintis, aber auch Antifaschisten, Behinderte und wie schon genannt der Juden“, hieß es in einer Wortmeldung.

Hätte Hitler den Krieg gewonnen, wären heute die Brillenträger dran … ach was, die wären schon längst vergast, sind halt auch minderwertig. Wir merken aber, warum die Montagsdemos böse (also: „NAZI“) sein müssen: hier wird noch Wissen tradiert, dass in der breiten Bevölkerung gar nicht mehr vorhanden ist. Ach ja: auch zum Thema Flüchtlinge hatten diese Montagsdemonstranten eine einstimmige Meinung:

„Alle Montagsdemonstranten waren sich einig, dass nicht zwischen politischen und wirtschaftlichen Flüchtlingen unterschieden werden darf. „Diese Menschen verlassen nicht aus Lust und Laune ihre Heimat, sondern weil ein Überleben in ihrem Staate durch Krieg, Verfolgung oder Unbewohnbarkeit des Landes nicht mehr möglich ist“, argumentierte einer der Moderatoren.“

Nun – diese Andersdenkenden wurden von einer breiten Front politischer Aktivisten in Deutschland verfolgt, die Person, die so laut nach Hitler rief, wurde völlig ignoriert. Keine Massentierhaltung, keine Tierquälerei: für dieses Paradies kann man schon mal ein paar Millionen Andersdenkender vergasen, die mir ihren wirren Ansichten sowieso nur zu politischen Diskussionen aufrufen, was wertvolle Arbeitszeit kostet.

Nun – gegen die Andersdenkenden wird ja jetzt vorgegangen, damit endlich wieder Ruhe im Land ist. Nachdem ein Professor für Kommunikationswissenschaften die Bundesregierung vor der Unberechenbarkeit der demokratischen Mehrheitsbildung im Internet gewarnt hatte, war es ja nur eine Frage der Zeit, bis die „Etablierten“ eine Polizei auf den Plan riefen. Zwar wird das solche Kommentare wie den obigen nicht stören (der ist ja nicht voller Hass, sondern nur voller Liebe für den guten Hitler, der uns das Paradies bringen wird), aber man hat ein effektives Werkzeug, mit dem man missliebige Meinungen breitflächig vergasen – quatsch – auslöschen kann. (Entschuldigung – ich bin da gerade sehr im Thema).

Verantwortlich für diese Arbeit ist nicht etwa die Polizei – die schon jetzt politisch bedenkliche Hasskommentare jederzeit ahnden kann – sondern eine Konzerntochter von Bertelsmann: jenem Konzern, der hinter den Kulissen (zum Beispiel durch Bertelsmannpartys, in denen man sich gezielt Netzwerke zur gesellschaftlichen Einflussnahme aufbaut) viele Fäden zieht und massiv Einfluss auf die gesellschaftliche Wirklichkeit nimmt (siehe z.B. Handelsblatt) – unter anderem haben wir diesem Konzern Hartz IV zu verdanken. Hartz IV? Hören wir mal eine erfahrende Schauspielerin, diese Berufsgruppe hat regelmäßig mit Hartz IV zu tun (siehe Süddeutsche):

„In gewisser Weise ist Hartz IV schlimmer als offener Strafvollzug: Kein Krimineller darf vor seiner Verurteilung bestraft werden, und die Lebensgrundlage (ein Bürger- und Menschenrecht!) wird nicht einmal einem Mörder genommen, „Hartzern“ dagegen schon, denn der „Entzug des Lebensminimums“ wird unter dem Schönsprechtitel „Sanktion“ gern und oft auch grundlos verhängt. „Widerspruch“ oder Klage haben keine aufschiebende Wirkung; doch wer nach dem (oft mehrjährigen) Prozess noch Obdach hat und lebt, hat gute Chancen, ihn zu gewinnen.“

Und das geschieht unter dem Banner der Demokratie, unter dem Siegel von Freiheit, Gleichheit, Brüderlichkeit? Nein, natürlich nicht. Das Banner ist ein anderes, wie schon vor 84 Jahren, als die deutsche Lumpenelite einen „Führer“ an die Macht brachte, der zu dem Zeitpunkt politisch wegen verlorener Wahlen schon längst erledigt war.

Hartz IV scheint das Äquivalent zu den ersten Konzentrationslagern (nicht zu den Vernichtungslagern – da bestehen noch Unterschiede), allerdings hat man gelernt: man setzt auf kostengünstige und renditefreundliche Freilandhaltung. „Arbeit macht frei“ ist allerdings schon wieder Leitspruch für die Opfer.

Nun löscht eine private Firma „Hasspostings“. Die Behauptung von „Mimikama.at“ – einer Plattform, die von sich behauptet, über Internetmythen aufzuklären, dass Bertelsmann und Facebook überhaupt nichts miteinander zu tun haben, ist schlichtweg falsch (siehe Mimikama.at):

„Zwischen dem Springer Konzern und Facebook besteht keinerlei Zusammenhang“

Den Zusammenhang stellen die Leute von „Mimikama“ zwei Sätze später selber her:

„Jene Task-Force wird von „avarto“ organisiert, ein Tochterunternehmen von Bertelsmann, welches sich weltweit als Outsourcing-Dienstleister anbietet.“

Zurück zur Realität: hier unternimmt nun ein privater Konzern hoheitliche Aufgaben. Welche politische Ausbildung haben diese Leute eigentlich, um unterscheiden zu können, was ein „hetzender Hasskommentar“ ist – und was regierungskritische Meinung? Ich denke schon, dass man hierfür ein hohes Maß an Differenzierungsfähigkeit braucht – oder einfach ein Blatt Papier, auf dem der Supervisor notiert hat, welche Wortkombinationen gelöscht werden – ohne dass sich je irgendeiner mit Ziel, Absicht und Inhalt der Botschaft auseinandergesetzt hat. Was wann wie und wo gelöscht wird: das wird man nur mühsam rekonstruieren können.

Nun: obiger Post ist – wie gesagt – kein Hasskommentar, sondern eine ganz einfach Meinung. Sie steht auch nicht allein im Raum. Die Zeitschrift „Die Gießkanne“ hatte 2014 eine Umfrage veröffentlicht, bei der deutsche Schüler sich zu Adolf Hitler äußern konnten – hier ein Beispiel aus einem Gymnasium (siehe jan causa.de):

„er hat arbeit für deutsche vaterland geleistet, bruder, und hat nie Drogen genommen oder Tiere verletzt bruder deshalb war guter mann eh“

60,6 Prozent der befragten 2000 Schüler zeigten mangelhaftes Wissen über diese Zeit – und kommen deshalb auf lustige, aber in letzter Konsequenz gruselige Gedanken. „War ja nicht alles schlecht unter Hitler“ ist wieder absolut gesellschaftsfähig, aber Montagsdemos für den Frieden sind faschistisch … soweit sind wir schon. Der Schritt wieder einen Hitler zu bauen, ist nur noch winzig klein. Andere faschistische Aktionen laufen schon seit Jahren parallel, wieder einmal getragen vom Kapital und seinen MINT-Bütteln, zu denen wir auch die deutsche Ärzteschaft zählen dürfen.

Überrascht? Die träumten schon lange vor Hitler von der reinrassigen Gesellschaft und fanden in ihm den idealen Erfüllungsgehilfen für ihre lang gehegten Horrorphantasien – und in den Konzentrationslagern ideale Forschungsbedingungen, die sie weidlich ausnutzen. Heute träumt man in diesen Kreisen wieder den Traum vom „reinen Herrenmenschen“, der rein genetisch definiert wird, aber nicht mehr wie bei Hitler durch Zuchtauslese geschaffen, sondern gleich von vornherein als Herrenmensch konstruiert wird – mit politisch gravierenden Folgen:

„James D. Watson, einer der Initiatoren und für kurze Zeit Direktor des Humangenomprojektes“ hält „Menschenrechte“ für „leeres Gewäsch“, das „völlig daneben“ sei“. (aus: Stefan Rehder, Gott spielen, Pattloch 2007, Seite 23).

Eine typische MINT-Meinung: bildungsfern, menschenfern, ohne das geringste geistige Reflexionsvermögen – fehlt nur noch die SS-Uniform, um das Drama zu vervollständigen.

Unsere guten Ärzte machen da nicht mit? Schön wäre es. Hören wir dazu den Bonner Strafrechtler Günther Jakobs, der sich über die unaufhaltsam kommende Euthanasie äußerte:

„Die Ärzte machen das schon. Eine Profession, die keine Probleme damit hat, jährlich 200000 Embryos zu töten, wird auch mit der Tötung auf Verlangen keine unüberwindbaren Probleme haben – vorausgesetzt, die Gebührenordnung stimmt“. (Gott spielen, a.a.O., Seite 33).

Was dieser Jurist fordert, ist nicht weniger als die Lösung des Problems der Gesundheitskosten, die vor allem in den letzten Lebensjahren des Patienten explodieren: wie schön wäre es, wenn man sich dies ersparen könnte. Die christliche Ethik, die dem im Wege steht, ist von gestern – nicht umsonst sind MINT-Büttel streng materialistisch geprägte Atheisten:

„Meine Generation wird sich jedenfalls nicht gefallen lassen, dass eine religiöse Minderheit der Gesellschaft vorschreiben will, was sie tun und lassen darf“ (Gott spielen, ebd.)

Naturwissenschaft ohne Geist findet im Faschismus ihre ideale Grundlage. Dort, wo der Mensch nur ein Zellhaufen ist, kann er bei mangelndem Nutzen jederzeit kostengünstig entsorgt werden: wir stoßen hier in Abgründe menschlichen Denkens vor, die allen anderen Menschengenerationen völlig fremd waren und die selbst den größten Barbaren abartig vorgekommen wären, von den MINT-Nazis aber mit Wollust in die Tat umgesetzt werden – aber nicht nur von denen.

Die rot-grüne Bundesregierung – der wir Hartz-IV zu verdanken haben, ein Gesetz, dass die Nutzbarkeit von Menschenmaterial per Staatsgewalt optimieren soll – hat durch die Deregulierung des Finanzsektors den Menschenausschlachtern der Finanzbranche Tür und Tor geöffnet, niemand findet den Mut, sich den „Märkten“ entgegen zu stemmen. Das führt zu Erscheinungen seltsamster Art, die jeden Bürger direkt betreffen – wenn er mal nicht mehr leistungsoptimiert werden kann. So ist es möglich, dass „Investoren“ Altenheimketten aufkaufen können und mit ihren Mathematikern deren Rentabilität optimieren. Was geschieht dann vor Ort?

„Ich habe kaum Zeit für die Bewohner, vor allem Nachts nicht, weil ich da allein für über 30 Senioren zuständig bin. Außerdem wird an Reinigungskräften gespart. Ich muss nachts die Bäder putzen, Wäsche austeilen, Rollstühle abwaschen und die Dokumentationen machen“,“Nach außen wird betrogen: auf den Dienstplänen stehen Mitarbeiter, die gar nicht mehr da arbeiten“ es wird berichet „dass Wäsche und Windeln gespart würden und die Heimbewohner oft im Nassen lägen. Andere Senioren würden – ohne ärztliche Versorgung – mit Tabletten ruhiggestellt“. (Aus: Jürgen Roth, Gangsterwirtschaft, Heyne, aktualisierte Taschenbuchausgabe 10/2012, Seite 293-294)

Wenn die im Nassen liegen, verfaulen die bei lebendigem Leib, kommt noch Kot dazu, werden sie bei lebendigem Leib verdaut – ein Grauen, dass Konzentrationslagern nahe kommt und das für die meisten von uns Zukunft sein wird, weil der Faschismus halt regelmäßig jene Probleme löst, die der Kapitalismus allein nicht lösen kann: zum Beispiel die Vernichtung der wachsenden Armut durch Massenvernichtung der Armen, gerne auch durch Arbeit.

Und hier kommt die Masse ins Spiel, die – wie der oben zitierte Hitler-Fan – vor allem strikt gegen „links“ ist. Ja – links ist böse, dass haben wir gelernt. Rechts ist auch böse – das hören wir gerade überall. Aber da ist ja noch der goldene Mittelweg offen, jener Weg, der früher – ausgeklügelt und perfekt berechnet – als „Nationalsozialismus“ verkauft wurde, demnächst aber sicher einen anderen Namen hat … „die Mitte“ klingt da ganz gut. Was war das doch für eine wunderbare Zeit damals: der Gutmensch hatte absolute Regierungsgewalt, die Arbeitslosen wurden von der Straße gejagt, der Führer wer tierlieb, kinderlieb, war Vegetarier und nahm keine Drogen, außerdem fuhr er immer in einem offenen Auto durch die Menge, die ihm zujubelte – ganz anders als der Merkel. Und seine Hetzreden gegen die vom Kapital unterwanderte und degenerierte Demokratie werden heute wieder gern gehört.

Ich habe übrigens auch noch andere hetzende Hasssätze im Internet gefunden.

„Aber es hat sich – eher unabhängig von politischen Überzeugungen – insgesamt eine Netzöffentlichkeit erhoben, die in irritierend großen Teilen eine Fratze ist.“

„Denn intensiv diskutierte Ereignisse sind für viele Millionen Menschen in diesem Land eine fantastische Gelegenheit zum Schnauzehalten, die sie sämtlich verpassen. Es ist ein Segen, dass sich alle öffentlich äußern können, und eine Ernüchterung, auf welche Weise dieses Recht wahrgenommen wird.“

„Und meine Güte, was für ausgedehnte Ödsümpfe der Stumpfheit, die in der Kommentarlandschaft sichtbar werden.“

„“Es regnet, weil die Straße nass ist“, in den digitalen Fußgängerzonen fände man Aberhunderttausende, die diesen Satz nicht nur unterschreiben, sondern gleich zur Bundestagspetition ausformulieren würden, inklusive der Forderung, Regen zu verbieten und die Straße abzuschieben.“

„Besonders absonderlich ist dabei die fragmentierte Partialdumpfheit, bei der jemand zu Kultur oder Unterhaltung Kluges oder wenigstens Unterhaltsames äußert, nur um anschließend maximal hanebüchene Gedanken zum Weltgeschehen herauszututen.“

„Mit den sozialen Medien ist dabei eine nationale Größenordnung erreicht: Hättet ihr geschwiegen, wäret ihr weiter für potenziell zurechnungsfähig gehalten worden.“

Solche Sätze werden wohl nicht gelöscht, obwohl sie vor Verachtung triefen – einer Verachtung, die geradezu nach Vernichtung der unzurechnungsfähigen Fratzen schreit. Sie stammt von … Sascha Lobo, einem der hauptamtlichen Kommentatoren im Spiegel (siehe Spiegel-online).  Und diese Sätze sind noch mit einer Drohung versehen:

„Um so bitterer, weil man im Hintergrund bereits hämisch antidemokratische Elitisten lachen hört, die noch nie Vertrauen in die Zurechnungsfähigkeit der Vielen haben wollten.“

Der arme Herr Lobo: wir können nur bedauern, dass er gezwungen ist, sich den antidemokratischen Elitisten zuzuwenden, weil wir Bürger halt einfach viel zu „stumpf“ sind – im Vergleich zu ihm.

Und was sagen die Bürger?

Nun: Hitler kommt zurück – als Ikone des veganen antikapitalistischen Widerstandes … und als Exekutor der Rassenhygiene der genetisch optimierten Maximalleister. Auschwitz kommt auch zurück: als mathematisch zwingend logische Lösung finanzieller Probleme, die sich aus dem Gebot der Renditemaximierung ergeben (ist also nicht persönlich gemeint, wie es so schön heist).

Wenn ich nun daran erinnere, dass der NS-Staat auch eine SS-Division aus muslimischen Freiwilligen schuf, die mit „exzessiver Grausamkeit“ gegen „Kommunisten“ und „Partisanen“ vorging (siehe Wikipedia): sind dann endlich alle durcheinander … und verstehen, welchen Nutzen die „Elitisten“ spontan aus vielen jungen Männern schöpfen könnten, die hier keinerlei Wurzeln haben und völlig in der Hand des Staates sind, der ihre Versorgung jederzeit – per Sanktion – einstellen kann?

Ich denke: wäre ich ein „Elitist“ – von deren Existenz wir ja dank Herrn Lobo jetzt wissen – ich würde diese Gelegenheit erkennen … und im Notfall auch nutzen, gerade jetzt, wo der Kommunismus zeigt, wie leicht man allen Menschen zu großen Eigenheimen für 15 Euro im Monat verhelfen kann, welche Lebensqualität ein Leben unter der Parole „Gleichheit, Freiheit und Brüderlichkeit“ erreichen kann: ganz fernab jeglicher Ausbeutung und Leistungsoptimierung (siehe die Erfahrungen im Dorf Marinaleda, einer demokratischen und antikapitalistischen, genossenschaftlich organisierten Gemeinde in Spanien, z.B. bei erhöhtesbewusstsein).

Wenn „die Vielen“ merken, dass es eine Alternative gibt, von der 99 Prozent der Menschen profitieren können, was dann? Dann hat jenes Prozent der Besserverdiener ein Problem, das man mit Hilfe kampferprobter und kriegserfahrener Söldner in den Griff kriegen kann.

Aber so schlimm denken die Elitisten ja nicht, oder?

 

Widerstand ist zwecklos, oder? Über tote Freunde, die Berechenbarkeit der Zukunft und böse Uhren

Donnerstag, 11.10.2012. Eifel. Ich habe einen recht heterogenen Lebensweg, einen Lebensweg, der kaum Freunde zulässt. Ich war in verschiedensten Rollen und sozialen Schichten unterwegs, Schichten, die sich gegenseitig ausschlossen.  Ich wollte das so, das gehörte zu den Zielen, die ich mir mit 14 gesetzt hatte. Der Zeuge für diese Ziele ist jetzt tot, er begleitete meinen Weg seit 38 Jahren. Wir hatten uns gemeinsam auf den Weg der Philosophie gemacht - unsere Wege trennten sich, als er nach dem Studium in die Altenpflege ging, um den Menschen nahe zu sein und ich in die Wirtschaft, um zu verstehen, wie Alltagswelt geformt wird.  Durch ihn habe ich Jahr für Jahr vom Niedergang der Altenpflege erfahren - von der Tatsache, das heute 2 Leute die Arbeit von  10 machen ... und das der Beruf wg. unvermeidbarer Rückenschäden direkt in den Abgrund Hartz IV führt. Unsere Wege trennten sich - aber nicht der Austausch unserer Erfahrungen ... jedenfalls bis vorgestern. Sein Tod macht gestaltet den Austausch etwas schwieriger. Ein weiterer Freund (Ingenieur) hat mir dann während des Studiums beigebracht, Machtstrukturen in Konzernen zu verstehen und Fallen der "Kollegen" aus dem Weg zu gehen. Er starb mit 51 Jahren, nachdem er zehn Jahre lang von der Arbeit anderer gelebt hatte. Er starb allein, weil seine Freundin geistig seltsam wurde (wähnte sich durch Wasserhähne beobachtet und stahl anderer Leute Babys, um sie selber groß zu ziehen - ich war dabei, so was gibt es wirklich) - davon hat sich sein rationaler Geist nie erholt. Sein Weg war nicht Hartz IV, sondern der Konzernweg: zehn Jahre arbeiten, Geld gut anlegen ... und dann ins Privatleben zurückziehen. Ohne Arbeit - das heißt, er ging täglich angeln. Aber das gilt ja nicht als Arbeit.  "Privatisieren" nennt man das in der Konzernwelt, ich habe dutzende erlebt, die diesen Weg gingen - eigentlich lebten alle so, die keine Kinder hatten. Mein Freund wusste, das er der wahre Schmarotzer war und sah (als Mensch, der während des Studiums überzeugter und engagierter "Linker" war), das die Politik auf Leute wie ihn bald mit schärferen Gesetzen im Sozialbereich reagieren würde: Hartz IV war vorhersehbar ... schon 1990. Es hat nur die Falschen erwischt - Menschen wie er sind (wenn auch in ganz anderen Dimensionen) die eigentlichen Parasiten und Schmarotzer, aber da die politische Kaste nahezu komplett zum Club der "Privatisierer" gehört, wurden die Alten, die Kranken, die Behinderten, die Desillusionierten ins Ziel genommen - von dort her war wenig Widerstand zu erwarten.

Donnerstag, 11.10.2012. Eifel. Ich habe einen recht heterogenen Lebensweg, einen Lebensweg, der kaum Freunde zulässt. Ich war in verschiedensten Rollen und sozialen Schichten unterwegs, Schichten, die sich gegenseitig ausschlossen.  Ich wollte das so, das gehörte zu den Zielen, die ich mir mit 14 gesetzt hatte. Der Zeuge für diese Ziele ist jetzt tot, er begleitete meinen Weg seit 38 Jahren. Wir hatten uns gemeinsam auf den Weg der Philosophie gemacht – unsere Wege trennten sich, als er nach dem Studium in die Altenpflege ging, um den Menschen nahe zu sein und ich in die Wirtschaft, um zu verstehen, wie Alltagswelt geformt wird.  Durch ihn habe ich Jahr für Jahr vom Niedergang der Altenpflege erfahren – von der Tatsache, das heute 2 Leute die Arbeit von  10 machen … und das der Beruf wg. unvermeidbarer Rückenschäden direkt in den Abgrund Hartz IV führt. Unsere Wege trennten sich – aber nicht der Austausch unserer Erfahrungen … jedenfalls bis vorgestern. Sein Tod macht gestaltet den Austausch etwas schwieriger. Ein weiterer Freund (Ingenieur) hat mir dann während des Studiums beigebracht, Machtstrukturen in Konzernen zu verstehen und Fallen der „Kollegen“ aus dem Weg zu gehen. Er starb mit 51 Jahren, nachdem er zehn Jahre lang von der Arbeit anderer gelebt hatte. Er starb allein, weil seine Freundin geistig seltsam wurde (wähnte sich durch Wasserhähne beobachtet und stahl anderer Leute Babys, um sie selber groß zu ziehen – ich war dabei, so was gibt es wirklich) – davon hat sich sein rationaler Geist nie erholt. Sein Weg war nicht Hartz IV, sondern der Konzernweg: zehn Jahre arbeiten, Geld gut anlegen … und dann ins Privatleben zurückziehen. Ohne Arbeit – das heißt, er ging täglich angeln. Aber das gilt ja nicht als Arbeit.  „Privatisieren“ nennt man das in der Konzernwelt, ich habe dutzende erlebt, die diesen Weg gingen – eigentlich lebten alle so, die keine Kinder hatten. Mein Freund wusste, das er der wahre Schmarotzer war und sah (als Mensch, der während des Studiums überzeugter und engagierter „Linker“ war), das die Politik auf Leute wie ihn bald mit schärferen Gesetzen im Sozialbereich reagieren würde: Hartz IV war vorhersehbar … schon 1990. Es hat nur die Falschen erwischt – Menschen wie er sind (wenn auch in ganz anderen Dimensionen) die eigentlichen Parasiten und Schmarotzer, aber da die politische Kaste nahezu komplett zum Club der „Privatisierer“ gehört, wurden die Alten, die Kranken, die Behinderten, die Desillusionierten ins Ziel genommen – von dort her war wenig Widerstand zu erwarten.

Vorhersehbar war auch der Wirtschaftscrash. Ein weiterer Freund (Arzt) redete Mitte der neunziger Jahre auf mich ein, das Land zu verlassen. Er warnte vor einer deutlichen Verschärfung der sozialen Lage und einer gigantischen Wirtschaftskrise, die von den USA ausgehend die ganze Welt erfassen würde. Seltsam, das er das wusste, die deutschen Medien und Politiker aber ruhig blieben. Dieser Freund ist seit Jahren im Ausland verschollen, niemand hat je wieder von ihm gehört.

In der Zeit, als ich mich daranmachte, die Wirtschaftswelt zu verlassen (es wurde immer krimineller – und dazu war ich nicht bereit, auch nicht mit Haus und Familie) und Vorträge für Psychiater zu organisieren, in denen Menschen mit alternativen Weltbildern dem „Mainstream“ der Psychiater ihre Welt vorstellen sollten, lernte ich André kennen, Betriebsrat in einem großen Konzern, Radiomoderator, Ladenbesitzer, Boxer und … Druide. Echtes Mitglied des alten britischen Ordens der Barden und Druiden, jener Religion, dessen Veranstaltungen Ex-Kanzler Schmidt so oft besuchte, das der die im Bohemian Grove stattfindenden Aufführungen als „die besten druidischen Rituale“ bewerten konnte. André wollte die machtbesessene Gegenwelt der „anderen Druiden“ durch Zauber und Gesang angehen – und lernte schnell die Gegenmacht kenne.  In kürzester Zeit wurde er entlassen (ja, als Betriebsrat mit über zwanzig Jahren Betriebszugehörigkeit. Die Realität da draußen liegt halt manchmal jenseits dessen, was in Gewerkschaftsschulen gelehrt wird), erhielt einen Schlaganfall, bekam Krebs und war tot. Ich habe den Prozess detaliert verfolgen dürfen. Das hinterließ bei mir einen gewissen Respekt vor den Mächten, an deren Strippen die Konzernbosse und Parteibonzen hängen. Möglicherweise erklärt man uns in der Schule nicht alle Wege der Machtausübung, manches ist und bleibt halt „Herrschaftswissen“.  In Druidenkreisen sprach man damals schon von der gigantischen Wirtschaftskrise, die angedacht war – leider kenne ich keine anderen Druiden.

Alle drei wären jetzt in Hartz IV – wenn sie nicht zuvor gestorben wären. Ein Idealist, der in seinem Leben nur Gutes tun wollte, ein Ingenieur, die niemals darüber hinweg kam, das seine zukünftige Frau geisteskrank geworden ist (und der durch die Lehmannpleite viel verloren hätte), ein Radiomoderator, Unternehmer und Betriebsrat.

Eigentlich nicht das „Klientel“, das man uns so im Fernsehen vorstellt.

Was geschieht eigentlich mit einem selbständigem Unternehmer, mit einer Person also, die zur Spitze der Gesellschaft zählt, zu den vielgelobten Leistungsträgern, die sich jetzt auf unser aller Kosten neue Solarplatten aufs Dach nageln dürfen (siehe Welt)?

Nun … er wandert direkt von heute auf morgen in Hartz IV.  Ist man dann über fünfzig, hat zudem keinen Führerschein und kein Auto (was ja der Umwelt sehr nützt), sind die Vermittlungschancen auch für Ärzte gering (das durfte ich in einem anderen Fall erleben) – allerdings redet man darüber nicht gern, ebenso wenig redet man gern darüber, das Hartz IV immer mehr zuvor wohlhabende Menschen erreicht, die nur einen Makel haben: über fünfzig zu sein. Wir bräuchten heute ein Renteneintrittsalter von fünfzig Jahren – besser noch fünfundvierzig – um jener von der Wirtschaft gesteuerten Entwicklung entgegentreten zu können.

Stattdessen bekommen wir eine Erhöhung des Renteneintrittsalters, weil das Geld für die Altenpflege in „Privatisierungen“ geflossen ist, „Privatisierungen“, die zum Ziel aller geworden sind, die es sich leisten können, weil nur genug Kapital vor der Hartz-Hölle schützen kann.

Jene, die nun mit fünfzig schon aus dem Karussell fallen, werden brutal aussortiert – unabhängig davon, wieviel Steuern sie zuvor gezahlt haben.  Man kommt in die gleiche Schlange wie jene Leute, die ihre Rücken in der Altenpflege ruiniert haben, sich durch politische Arbeit unmöglich gemacht haben oder einfach schon immer Alkoholiker waren … und dann sitzt man Menschen mit zum Teil äußerst geringer Bildung und Lebenserfahrung gegenüber, die aber die Macht haben, einen verhungern zu lassen, zu schikanieren, zu entwürdigen oder bloß zu stellen. Wie man hört, machen manche das auch – allein aus dem Grund heraus, das sie selber Angst vor dem künstlichen Abgrund haben oder einfach nur aus purer Lust heraus, andere zu quälen.

So etwas soll es auch geben.

Und ich? Ich bemerke seit gestern, seit der letzte Mensch, mit dem ich mich vorbehaltlos seit Jahrzehnten über alle Facetten meines Lebens unterhalten konnte, gestorben ist, eine gewissen Einsamkeit. Solche Freunde kann man nicht nachzüchten – es fehlen Jahrzehnte gemeinsamer Erfahrungen. Und solche toleranten Menschen sind enorm selten geworden – der Konformismus des Geistigen breitet sich ebenso aus wie der Konformismus der Kleidung … außer bei der Superklasse natürlich. Sie wähnt sich jenseits der Werte … vor allem der Werte der Gleichheit, der Freiheit und Brüderlichkeit, jenseits der Gerechtigkeit und Rechtschaffenheit. Wer will denn wirklich schon dort Freunde haben?

Und ich frage mich wohl, wie die vielen Hinterbliebenen, Angehörigen, Freunde, Vereinskameraden, Arbeitskollegen von Hartz-Opfern sich jetzt fühlen. Über sie wird selten berichtet, lediglich in der Tageszeitung las ich mal einen Artikel von einer mutigen Frau, die berichtete, was Hartz IV wirklich bedeutet:

das das Fernsehen der einzige soziale Kontakt ist, den man sich in unserer Hochpreiswelt finanziell noch leisten kann – und das man dafür auch noch alle zwei Minuten abgestraft wird, weil man zu den Hartzi´s gehört, die „nur vor der Glotze hocken“. Das Geld reicht nicht für gesunde Ernährung, für bildungsträchtige Bücher, für perspektiverweiternde Reisen oder qualifizierungssteigernde Forbildungen – noch nicht mal Weihnachtsgeschenke für den Neffen sind drin oder ein Besuch im Café mit der besten Freundin: soziale Isolation ist Hartz-IV-Hauptprogramm: auch darüber wird ungern geredet.

Man kann nur zu Hause sitzen, den Verblödungsfunk über sich ergehen lassen oder hirnlos die Tapete anstarren – jedenfalls wenn man in der Stadt wohnt. Geld für Vereine, Ausgehen, Leute kennenlernen (das von führenden Unternehmensberatern so oft gelobte „Networking“)… ist nicht vorhanden. Immerhin muss was für die neue Rekorderhöhung der Strompreise zurückgelegt werden, die uns im nächsten Jahr erwartet und mit der wir die Solarplatten der „Privatisierten“ bezahlen, die dadurch Geld für noch mehr Kapitalbildung erhalten.

Wahnsinn, oder?

Unmenschlicher, ungerechter, irrationaler Wahnsinn jenseits jeglicher menschlicher Vernunft, jeglichen Anstandes oder jeglichen Mitleids.

Ein persönlicher Blick zurück zeigt: die Entwicklung konnte man schon früh erkennen. Wie Politik und Wirtschaft „überrascht“ davon sein können? Völlig unerklärlich – es sei denn, sie wussten es, haben es aber wegen „Privatisierungsgewinnmitnahme“ unterlassen, den Prozess zu bremsen. Viele sind davon reich geworden (siehe z.B. den US-Kongress, Artikel im Spiegel).  Auch in Deutschland gibt es sicher ein paar Mitläufer … ein paar Millionen.

Wir wissen auch, das der Prozess gesteuert wird (siehe z.B. Artikel über die Steuerungsmacht von McKinsey im Spiegel)- der einzige Grund, warum „Verschwörungstheorien“ bei uns verpönt sind, ist die Tatsache, das die Verschwörungsgewinnler gerne weiter unentdeckt bleiben wollen: nur so läßt sich seelenruhig weiter abkassieren.

Verständlich.

Und deshalb ist es klar, das das Spiel weiterläuft, Tag für Tag.

An einem solchen Punkt angekommen, werde ich immer öfter gefragt: ja, wo sind denn die Alternativen? Wie sollen wir das denn noch aufhalten?

Impulse zu Aktivitäten habe ich gelegentlich aufgezeigt: einen virtuellen Menschenschutzbund gegründet, zum nationalen Kaufnixtag aufgerufen, mit OP 100 ein Konzept vorgestellt, mit dem ich persönlich (und zwar ziemlich sicher) per Lobbyismus für Regelsatzerhöhungen gesorgt hätte, zu Island ´rübergeschaut, die ein Bürgerparlament ausserhalb des korruptionsverseuchten politischen Parlamentes aufgestellt haben: es gäbe viele Möglichkeiten, den Prozess aufzuhalten.

Wir könnten einfach – anstelle eines in Deutschland angeblich verbotenen Generalstreiks – alle Autobahnen besetzen: Stahlwerker waren damit noch sehr erfolgreich.

Ich selbst wundere mich sogar, das das noch nicht passiert ist – bei dem Gejammer rundherum.

Allein jedoch – werde ich da nicht viel tun können, erst recht nicht, wo mir die Freunde wegsterben. Ich glaube, auch hundert oder tausend Freunde werden da nicht helfen können. Auch nicht hunderttausend oder eine Million.

Viel zu wenig betrachtet man die Gegenmacht: 150 Konzerne beherrschen heute die Welt, lenken Staaten, Politik und Konsum, die Politiker bemühen sich (aktuell der Herr Oettinger aus Brüssel, siehe Spiegel) ihnen das Leben so angenehm wie möglich zu machen, der Betrug am Verbraucher (siehe Welt) wird mit Milliardeneinsatz an Werbegeldern durchgeführt, während die Politik gleichzeitig dafür sorgt, das alle möglichst gut „beschäftigt“ sind: hier wurde einer möglichen gesellschaftlichen Gegenmacht ganz gezielt und strategisch gut durchgeplant der Boden unter den Füssen weggezogen – mal ganz davon abgesehen, das wir als Bürger ohne Aldi, Lidl, Norma, Netto, Aral und VW gar nicht mehr existenzfähig wären. Die Konzerne haben uns voll in der Hand – einfach mal im eigenen Haushalt umschauen, was denn da nicht von einem jener 150 Megariesen (oder seinen Töchtern) produziert wurde.

Man sieht: regelmäßige zweiwöchige Treffen im Bohemian Grove zahlen sich aus, selbst wenn der druidische Mumpitz nur Dekoration ist.

Wir Menschen vor Ort – sind im Eimer. Das wissen immer mehr – wenn sie allein nur darauf schauen, was sie im Alter erwartet (siehe Welt), einsam und pflegebedürftig werden wir dahinvegetieren, das Kapitel „Altensterben von 2030-2040“ können wir schon jetzt in unsere Geschichtsbücher aufnehmen. Und weil das so viele wissen, nehmen sie den Weg, den diese Gesellschaft für sie als Ausweg vorsieht: den Suff (wieder: Welt).

Angesichts solcher Ausformungen der Gegenwart können wir uns den Luxus von Atheismus gar nicht mehr leisten: vielleicht hilft ja beten oder lautes Rufen in den Himmel, um UFO´s anzulocken. Oder alle fangen an, Investmentbanker zu entführen (siehe Welt): fordert nicht gerade die Hartz IV-Gesetzgebung uns auf, alles zu unternehmen, um unsere Hilfebedürftigkeit zu beenden?

Früher wäre Widerstand noch leichter gewesen, hätten wir in den achtziger Jahren (als Konzerne mit Erfolg anfingen, uns unseren Musikgeschmack zu diktieren) die Zeichen der Zeit erkannt, hätten wir noch eine Chance auf politische Alternativen gehabt. Hätten wir dem Lobbyismus nicht Tür und Tor geöffnet, könnten sogar Wahlen noch was anderes ändern als nur die Kontodaten, auf denen das „Bakschisch“ fließt.

Vielleicht müssen wir uns einfach mal damit abfinden, das es das jetzt war. Knapp 223 Jahre nach der französischen Revolution haben wir es gründlich vergeigt, ein neuer Adel bricht sich Bahn, versklavt uns schlimmer als alle Strukturen zuvor, weil wir ein kleines Detail vergessen hatten: die Revolutionäre von Paris haben nicht nur den Adel verjagt, sie haben auch die Uhren zerschlagen, weil die Diktatur der Uhren schlimmer werden sollte als die des Adels.

Hatten nicht so unrecht, diese Leute, oder?

Vielleicht wäre das dann aber auch mal ein  zündender neuer Vorschlag: wir schaffen einfach mal alle Uhren ab. Wetten, dass sich keine Handvoll Menschen finden läßt, die überhaupt nur bereit wären, die Konsequenzen zu durchdenken?

Wäre ja auch schrecklich: die gesamte Menschheit wäre nicht mehr steuerbar.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Bürgerarbeit

Ich wollte die Frau ja als Bundespräsidentin. Ehrlich … von allem, was im Angebot war, wäre die für mich die erste Wahl gewesen. Aber: der Bürger hat ja anders entschieden. Anders? Der Bürger hat gar nicht entschieden, Entschuldigung. Die Vertreter der Bürgervertreter haben andes entschieden. Ein Land voller Vertreter … eine Vertreterrepublik. Eine Bürgerrepublik wollten wir sein, eine Vertreterrepublik sind wir geworden.

Wäre nun Frau von der Leyen Bundespräsidentin geworden, wäre uns wohl das hier erspart geblieben:

http://www.n-tv.de/politik/Von-der-Leyen-stellt-neues-Jobwunder-vor-article1025836.html

Mit dem Programm „Bürgerarbeit“ will die Bundesregierung Langzeitarbeitslose in Zukunft intensiver fördern. Die Arbeitslosen sollen Arbeiten ausführen, die dem öffentlichen Interesse dienen. Das Problem der Verdrängung regulärer Arbeitsplätze sollen die Kommunen lösen.

Am Schönsten finde ich den letzten Satz. Schauen wir uns doch mal an, was die so machen sollen:

http://www.spiegel.de/politik/deutschland/0,1518,705679,00.html

Die „Bürgerarbeiter“ könnten beispielsweise ältere und behinderte Menschen betreuen, Sportangebote für Jugendliche leiten oder Laub aufsammeln, schlug die Ministerin vor.

Stimmt. Daran krankt das Land. Die Jugendlichen schreien nach Leitern für Sportangebote, die Parks sind schon lange unter einer Laubschicht begraben und die älteren und behinderten Menschen – meist selbst Hartz IV-abhängig – werden sich sicher freuen, wenn ihnen zwangsweise eine wildfremde Person in die Wohnung hineingenötigt wird, di eihre Betreuungspflichtstunden ableisten muß.

Und ich dachte, wir müßten jetzt sparen? So hieß es doch? War da nicht mal irgendetwas in den Medien gewesen, das wir zuwenig Geld hätten? Nun, die Kommunen haben ganz sicher wenig Geld – und das Problem werden sie bald lösen können. Einfach dem Mann, der bisher das Laub entsorgt hat, die Kündigung geben … und ihn fünf Minuten später für die Hälfte des Geldes auf Kosten der Bundesanstalt für Arbeit Laub fegen lassen.  Gemeinden können da … sehr kreativ werden.

Vielleicht bedeutet das mit der Betreuung für ältere und behinderte Menschen auch, das die in Zukunft als Sonderfallmanager für die ARGEn arbeiten. Auch das kann Personalkosten sparen.

Kostenpunkt der ganzen Sache laut NTV: 1,3 Milliarden Euro, 50% zahle Deutschland direkt, 50% zahlen für über den europäischen Sozialfond.

Am Anfang stehe eine mindestens sechsmonatige „Aktivierungsphase“, an der rund 160.000 Hilfebedürftige teilnähmen. Bei jedem Betroffenen soll individuell getestet werden, für welche Aufgabe er in Frage komme. Erfahrungsgemäß könnten vier von fünf Arbeitslosen auf diese Weise vermittelt werden oder verzichteten freiwillig auf Regelleistungen, sagte von der Leyen. – so Spiegel-Online.

Sechs Monate werden also wieder „externe Qualifikationen“ hinzugekauft. Eine richtige Geldschwemme für die Arbeitslosenindustrie. Da müssen aber einige Parteikollegen mit ihren „Unternehmensberatungen“ gerade mal wieder ordentlich Not haben.  Macht ja auch Sinn … man braucht ja auch wirklich hochkarätiges Sachwissen, um beurteilen zu können, ob einer Laub fegen kann oder nicht. Ich hoffe, das sechs Monate überhaupt ausreichen um diese diffiziele Fragestellung beantworten zu können.

Ein wenig übel wird mir bei diesem „freiwilligen Verzicht auf Regelleistungen“.  Das … erinnert so ein wenig an die vielen „Freiwilligkeiten“ in der DDR. „Bürger Schulze entschloß sich freiwillig und ohne Zwang zu einem sozialverträglichen Frühableben in Form von freiwilligem Nahrungsentzug und erhielt dafür den Orden HELD DER ARBEIT!“  Na ja …. an Orden wird hierzulande wohl solange gespart werden, bis der Schwager von Frau von der Leyen eine Firma aufmacht, die Orden herstellt – oder bis die EU Subventionen dafür bereitstellt

Kritik an diesem Konzept gibt es natürlich. Ich glaube nicht, das Wirtschaft oder Gemeinde sich beschweren werden. Mein Freund Hannes arbeitet als Altenpfleger. Er ist ein wenig älter als ich und sein Rücken ist noch desolater. Er hatte schon immer so eine altruistische Ader und wollte die bei alten Menschen austoben. Zu Beginn waren noch zehn Menschen auf der Station. Jetzt machen zwei die Arbeit….aber immer öfter kommen Ein-Euro-Kräfte hinzu. Die Kosten für die Abteilung konnten enorm gesenkt werden, eine Verbindung zur steigenden Suizidrate unter Heimbewohnern, ihre zunehmende geistige Verwirrung infolge der Vereinsamung oder zunehmende Todesraten infolge von Pflegemängeln werden bis heute nicht untersucht….aber gelegentlich kommt ja was in den Nachrichten.

Altenpflege ist ein Ausbildungsberuf. ALTE sind auch Menschen. Und während Arbeitslosigkeit manche nicht betrifft, betrifft ALTENPFLEGE uns alle – auch wenn wir noch so schön privat versichert sind. Kostendruck haben alle Altenheime – auch die noblen. Und die Versuchung, mal eben den Arbeitslosen Volkswirt für einen Euro an die Oma zu lassen … sind überall recht groß. Immerhin wird bei Erfolg schon am Monatsende eine gute Rendite herausspringen.

Auch Sportunterricht ist eine hochqualifizierte Aufgabe. Das muß man normalerweise studieren. Sportlehrer verdienen sich mit diesen Aufgaben nebenbei schon mal einen Euro dazu. Andere machen es ehrenamtlich.

Was also macht Frau von der Leyen – die kleine Prinzessin aus dem Lande von ganz weit weg? Nichts anderes, als mit Steuergeldern Arbeitsplätze abzubauen. Da kommt Freude auf.

http://www.freiepresse.de/NACHRICHTEN/DEUTSCHLAND/7384992.php

Die Linke kritisierte das Vorhaben daher als „eine Mogelpackung“. Ihre Arbeitsmarktexpertin Sabine Zimmermann sprach von „Zwangsarbeit zu Niedriglöhnen“. Unklar sei auch, ob durch die „Bürgerarbeit“ bestehende Beschäftigungsverhältnisse verdrängt würden.

Was den Linken noch nicht klar ist, wissen Arbeitsmarktexperten schon lange:

http://www.n-tv.de/politik/Von-der-Leyen-stellt-neues-Jobwunder-vor-article1025836.html

Kritiker indes verweisen darauf, dass vergleichbare Modellprojekte bisher kaum zur Arbeitsmarktintegration von Arbeitslosen beigetragen haben. Bisweilen ist sogar das Gegenteil der Fall: Weil die Arbeitslosen in einem Förderprogramm eingebunden sind, können sie keine andere Beschäftigung annehmen. Zudem gilt es als heikel sicherzustellen, dass der staatliche soziale Arbeitsmarkt keine regulären Jobs verdrängt.

Es ist Unsinn, kostet Geld, vernichtet sozialversicherungspflichtige Jobs aber macht ´nen schönen Fuß – und darauf kommt es an. Auf den schönen Fuß der Ministerin. Wieso bezahlen wir eigentlich für solche Qualitätsarbeit noch Geld? Könnte die das nicht wenigstens ehrenamtlich machen?

Sinn macht das Dingen nur … wenn man bedenkt, das 50% der Kosten aus Brüssel kommen, man also 34000 Arbeitslose bequem für drei Jahre auf den Bierdeckel von Brüssel parkt … den wir als Steuerzahler aber auch bezahlen.  Für die Statistik aber … der reine Hit. Schon heute liegen die Artikel fertig geschrieben im Keller, die diese Maßnahme in drei Jahren als großen Befreiungsschlag loben.

Ich würde das anders lösen.

Ich weiß nicht, ob den deutschen Arbeitgebern schon diese Adresse bekannt ist:

http://www.arbeitsagentur.de/nn_27328/Navigation/zentral/Unternehmen/Arbeitskraeftebedarf/Arbeitskraeftebedarf-Nav.html

Hier findet man als Unternehmen ganz tolle Sachen:

Sie suchen qualifizierte Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter?

Dann nutzen Sie den unentgeltlichen Service der JOBBÖRSE.
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Arbeitsmarkt, zur Vermittlung von Fach- und Führungskräften oder zu Akademikern, die eine Anstellung suchen.
Der Arbeitgeberservice der Arbeitsagentur berät Sie gerne persönlich bei allen Fragen der Personalrekrutierung.
Detaillierte Informationen über Ausbildung und Beruf erhalten Sie in der Datenbank
BERUFENET.

Toll, oder? Habe ich ganz alleine gefunden – ohne Staatssekretär im Hintergrund oder teure Arbeitsgruppen. Hier können ganz einfach und kostenlos Unternehmen Mitarbeiter für ihre vielen Millionen offenen Stellen finden – ganz paßgenau auf des Unternehmen zugeschnitten. Unglaublich, oder? Was es nicht alles gibt… Und wer da nicht angefordert wird … der kriegt nichts, weil ihn keiner braucht. Da kann man noch so lange „Aktivierungsphasen“ machen – es ändert sich nichts an der Tatsache, das man nicht mehr gebraucht wird – aus Gründen, die bekannt sind und die kein Arbeitnehmer zu verantworten hat.

Wenn aber jetzt mal wirklich einer gebraucht werden sollte … hat er Pech gehabt. Er ist in einer Maßnahmen und steht dem Arbeitsmarkt nicht zur Verfügung.

Und was den Staat angeht … auch da wüßte ich was. Einfach mal die Leute wieder einstellen, deren Stellen man zuvor abgebaut hat.

http://www.bpb.de/wissen/68ET1Y,0,0,Besch%E4ftigte_des_%F6ffentlichen_Dienstes.html

Waren 1991 noch 6,74 Millionen Personen im öffentlichen Dienst beschäftigt, so waren es 2006 nur noch 4,58 Millionen – davon 1,59 Millionen Beamte, 22.000 Richter, 184.000 Berufs- oder Zeitsoldaten, 192.000 Auszubildende und 2,59 Millionen Arbeitnehmer.

Das ist ein Abbau von 2,16 Millionen Stellen. Das konnte die Privatwirtschaft so schnell nicht auffangen. Da hat der Staat angefangen, sich von den Bürgern zu verabschieden, aus der Dienstfunktion wurde Herrschaftsfunktion. Nun gut, wenn Not ist, dann müssen wir halt alle den Gürtel enger schnallen. Aber es ist keine Not … oder haben wir auch nur einen Euro Schulden seit 1991 abgebaut? Hat es irgendwas gebracht, Millionen von „Bürgerarbeitern“ auf die Straße zu setzen?

Als die angefangen haben, Bürger auf die Straße zu setzen, hatten wie 600 Milliarden Euro Schulden. Aber es war ja kein Geld mehr da, Stellenabbau wurde von jedem Unternehmensberater gepredigt, „Lean Managemant“ war gerade „in“. Jetzt sind die Jobs weg und wir haben 1700 Milliarden Euro Schulden.

Und bei wem ist das Geld jetzt angekommen und liegt nutzlos herum?

Der Wahnsinn hat doch mitlerweile Formen angenommen, die selbst Laien erkennen können … aber von der Leyen wohl nicht.

Die Vertreter haben Geschmack an Macht und Geld gefunden. Aus Volksvertretern sind Volksbeherrscher geworden, die immer unverblümter als Gegenpart zur Gesellschaft auftreten und den Souverän mit Füßen treten in der Hoffnung, das da noch ein Euro ´rauskommt.  Wollen wir hoffen, das sie nicht auch Volksverräter geworden sind.

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