(Bild: E-Gruppe Berlin / Harlekin Shop)
„Die meisten haben keine Ahnung, wie so etwas passieren kann. Ich auch nicht. Aber die Dinge sind nun klarer geworden.“ In einem schonungslosen Erfahrungsbericht schildert der britische Politiker Simon Marcus den Prozess der schrittweisen Korrumpierung von Menschen, die es ursprünglich einmal ganz gut gemeint haben – vom Dazugehörenwollen, dem Aussprechen erster Halbwahrheiten bis zum Versinken in Lüge und der vollendeten Transformation zum globalistischen, autoritären Technokraten, der praktisch zum Gegenteil von dem geworden ist, was er sich als junger Mensch vorgenommen hat. Wie schlecht sich das alles anfühlte. Und wie er sich dazu drängen ließ, es trotzdem zu tun (siehe How politics can destroy your soul / „Wie Politik die Seele zerstören kann“).
Von der fortwährenden Verwandlung als Grundprinzip wahren Lebens wusste schon Goethe: „Und wer das nicht hat, dieses Stirb und Werde, ist nur trüber Gast auf der dunklen Erde“. Was wir heute erleben, ist allerdings paradox: An sich bietet uns das Leben täglich eine Fülle an grandiosen Möglichkeiten und Inhalten, um daran immerfort zu reifen und Charakter zu entwickeln. Kunst, Musik, Malerei, Philosophie, Poesie … der Tag und auch ein einzelnes Leben sind viel zu kurz, um sich in eine dieser Disziplinen auch nur annähernd zu vertiefen und sie individualisiert und zeitgemäß wieder zum Ausdruck zu bringen.
An sich sollte / kann sich der Menschen, der über grundlegende kulturelle Inhalte verfügt, jeden Tag ein Stückchen verwandeln, Altes überwinden und schrittweise ein ganz neuer Mensch werden. War er zunächst weitgehend egoistisch gestimmt, wird er nun immer altruistischer und empathischer.
Was heute auf breiter Front stattfindet, ist leider die dazu inverse „Verwandlung“: Man lässt sich durch mediale und politische Propaganda (mit mittlerweile ans Schwachsinnige grenzenden Nonsens-Inhalten) zu etwas transformieren, was das regelrechte Gegenbild eines reifen Menschen ist: Zu einem passiven, eitlen, gierigen, rückgratschwachen, angeblich „wissenschaftlich“ orientierten, aber in Wirklichkeit nichtwissenwollenden Konsumlemuren. Man wird also nicht zu einem Homo sapiens, sondern zu einem homo soeder.
Warum so viele den Weg des Homo soeder wählen und so wenige den Weg des Homo sapiens? Weil ersterer Weg keine innere Aktivitätsleistung und kein eigenes Denken erfordert. Man kann sich einfach von der herrschenden Meinung mitspülen lassen. Der Weg zum Homo sapiens ist hingegen unabdingbar mit eigenständigem Denken und Initiative verbunden, man entwickelt Moralkompetenz – Fähigkeiten, die uns im heutigen Schul- und Universitätssystem weitgehend abtrainiert werden.
Bei aller Tragik ist die Entscheidung, die heute vor uns steht und die wir jeden Tag aufs Neue, wenn wir morgens am Waschtisch vorm Spiegel stehen, fällen müssen, aber auch etwas Großartiges, das uns als Menschen erst unsere Würde gibt: Will ich mich zum Homo sapiens (von lat. sapientia – Weisheit) entwickeln oder zum Homo soeder?
Aber nicht nur, dass der Weg zum Homo soeder hundertmal verlockender ist, da er alle niederen Instinkte zu befriedigen verspricht. Der Weg zum Homo sapiens lockt zunächst einmal mit überhaupt nicht viel außer mit Schweiß und Mühsal, die man hinter sich lassen muss, um auf einem gewaltigen Berg zumindest eine erste Anhöhe zu erreichen.
Im Gegensatz dazu ist der Weg zum Homo soeder wie eine gut eingeseifte Rutsche in ein Kinderplanschbecken: Man braucht sich nur draufsetzen und der Schwerkraft überlassen. Rundherum spielt es fetzige Musik, die anderen Kindsköpfe feuern einen an, es auch zu tun und bei der lustigen Rutschpartie mit dabei zu sein. Selbst wer es zunächst verschmäht, in das lauwarm versiffte Becken einzulaufen, kann schwer entkommen. Ist er erst einmal die Treppe hochgestiegen, dauert es nicht lange, bis er von einigen neckischen Kameraden die Rutsche hinuntergeschubst wird.
Dass der scheinbar leichtere Weg in Wirklichkeit der unendlich elendere ist und die scheinbar lustige Rutschpartie sich schon bald als ziemlich unlustig herausstellt, hat einem natürlich niemand gesagt. Woher hätte man es also wissen sollen?
Als besondere Perfidität kommt hinzu, dass einem die Hariri-Harakiristen neuerdings glauben machen wollen, dass wir gar keinen freien Willen und daher keine Entscheidungsfreiheit hätten (Hariri: „The time of free will is over!“). Wer diesen Haken schluckt, der ist dann in der Tat nur noch ein „hackable animal“, also ein beliebig manipulierbares Tier.
Jedem steht es natürlich frei, sich mit diesem Menschenbild abzufinden. So wie vieles, was uns heute angeboten wird, zweifellos bequem ist, ist es dieses Menschenbild zunächst auch. Man ist damit vorläufig von der Last des Bewusstseins und des Entscheidens entbunden. Experten oder eine künstliche Intelligenz stehen bereit, um das für einen zu erledigen. Man sollte nur wissen, dass sich geradewegs an diesem Menschenbild die Geister scheiden werden. Und dass diejenigen, die zu Beginn lachen, nicht unbedingt die sind, die am Ende auch noch lachen. Aber wer denkt heute schon an ein Morgen?
Wer das Harakiri-Menschenbild akzeptiert, der ist qua Geburt also bereits vorprogrammiert, zum homo soeder zu werden. Das Gewissen, das einem bei jedem Schritt zum homo soeder bzw. bei jeder Lüge und niederträchtigen Tat sagt: „Tue es nicht, bedenke die Folgen!“, ist laut Hariri nur Einbildung. Schließlich gibt es in seinem Biocomputer-Weltbild weder Geist noch Seele – „Zeug, mit dem man Schluss machen sollte“. Mit dem dann eintretenden Vakuum kann sich Hariri dann aber doch nicht abfinden. Die KI könne uns ja eine „neue Bibel“ schreiben, stellt uns der unter Transhumanisten und Babelturmbauern gefeierte Autor in Aussicht.
Was den entgeisterten Kindern der Harakiristen bleibt, ist also nur noch das nackte Leben. Frei nach dem Lied „Geboren“ der seit Corona eigentlich unzitierbar gewordenen Fantastischen Vier:
„Und du wirst geboren, Arschgesicht
Vater sagt, war ich nicht
Mutter sagt, Pech gehabt
Fechtet’s an und rechnet ab.
Und du wirst geboren,
… schick gelebt
dick geworden und nichts bewegt.“
P.S.: Um nicht mit diesem Bild des Vakuums ins Bett zu gehen: Wie kann man also seine Moralkompetenz entwickeln bzw. die Verwandlung zum homo soeder vermeiden?
Nun, es geht nicht über Nacht, aber der elementare Schritt dazu ist jedesmal: Auf schnelle Assoziationen und Schuldzuweisungen verzichten und die Dinge und Menschen um einen herum zunächst einmal sachlich und wertschätzend wahrnehmen. Also nicht im Böhmermann-Stil mit locker sitzendem Projektions-Colt im Gürtel durch den virtuellen Saloon stolzieren und nervös in jede Richtung ballern, in der man Menschen verortet, die die eigene Weltsicht in Frage stellen könnten. Sondern freudig, interessiert und unvoreingenommen auch denjenigen begegnen, die die Welt aus einer anderen Perspektive sehen.
Wenn man weiß, dass mehr als 90% dessen, wovon wir derzeit auch als kritische Bürger noch überzeugt sind, auf Desinformation und Schrott basiert, mit dem wir in Schule, Uni und über die Medien indoktriniert wurden, dann begrüßt man sogar jede Chance, bei der die eigene Meinung ins Wanken gebracht wird und morsche Elemente im eigenen Inneren vielleicht durch bessere Bausteine ersetzt werden.
Jeder, der sich die Muße einräumt, ein gewähltes Thema oder Objekt der Betrachtung zu vertiefen, wird moralisch wachsen. Man darf dabei allerdings nicht dasjenige zum Maßstab nehmen, was für Generation Rezo leider zum Maß der Dinge gemacht wurde: Die Emotion. Die vielbegehrte Emotionen konnte im Verein mit Alkohol und diversen anderen Substanzen zwar lange dazu dienen, um zu kompensieren und sich trotz erschreckender Defizite irgendwie durchs Leben zu hanteln. Aber das ist neuerdings der von Vielen noch nicht realisierte kleine aber gewaltige Unterschied zur Zeit noch vor Corona: Durch die Abartigkeit und Hirnrissigkeit der „Pandemie“-Zeit hat eine Art Dissoziation eingesetzt. Wer glaubt, dass er jetzt wie gewohnt mit Urlaub, Bullshitjob und Unterhaltung weiter machen kann, täuscht sich gewaltig. Die Möglichkeit der Kompensation ist nämlich weggefallen. Wer es trotzdem auf die alte Tour versucht, wird merken, dass er die Dosis steigern kann wie er will – die vertraute Emotionslimo, mit der sich wie mit halbstündlich gekippten Energydrinks und Espressos durch den Tag gehantelt hat, schmeckt jetzt nicht nur schal und leer, sondern regelrecht kacke. Sogar bekannte Wellness-Coaches – ich will hier keine Namen nennen –, die bisher Bestseller zum Thema „Glücklichsein“ geschrieben und dabei ganz auf Emotionsschwelgen gesetzt haben, berichten in Youtube-Videos neuerdings verdattert von eingesetzter Depression und Burnout. Was soeben noch bunt war und in allen Farben geschillert hat, erscheint ihnen nun grau und trostlos.
Ebenso wie diese Glücksgurus wird auch die Hunderttausendschaft ihrer Follower die Erfahrung machen: Wer weiterhin den Emotionen bzw. seinen aus dem Bauch aufsteigenden Stimmungen folgt, wird erleben, wie ihn diese zielsicher auf einen Abweg führen und unglücklich machen.
Wer hingegen die Kraft aufbringt, nüchtern und vom Standpunkt der Bescheidenheit aus einen sinnvollen Gedanken aus einem guten Buch zu ergründen – in wiederholten Schritten und über mehrere Tage – wird erleben, wie ihn dies stabilisiert und auf authentische Weise kräftigt. Die ersten Schritte bei den beiden Wegen täuschen jedoch: Die Emotion ist billig zu mobilisieren. Man braucht nur auf bekannte Knöpfe drücken, und schon ist sie da und sprudelt. Insbesondere wenn man mit gewissen Substanzen nachhilft. Ist man ehrlich zu sich selbst, dann kann man am Tag danach allerdings feststellen, dass man ein Stück weit abgebaut hat und leerer geworden ist.
Umgekehrt ist es beim Weg uphill: Wer sich denkend einem neuen Thema nähert, der spürt vorerst genausoviel Erfolg wie beim Üben eines neuen Musikinstruments oder eines Kampfsports: Man übt sich zunächst einmal die Finger wund und geht vielleicht sogar frustriert schlafen. Übung ist aber niemals umsonst, sondern trägt immer Früchte. Und in der Kognitionsforschung weiß man heute, dass die wichtigsten neuronalen Neuverknüpfungen in der Nacht während des Schlafs stattfinden. Was da neu verknüpft und aufgebaut wird, hängt aber davon ab, was man tagsüber an Mühe aufgewendet hat. Hat man sich tagsüber nicht angestrengt oder nur mit Unsinn volllaufen lassen, dann fischt das Nervensystem nachts im Trüben und kann nur Spinnweben ziehen.
Dabei geht es keineswegs nur um Glück. Über Glück kann man sich ja vielerlei Illusionen machen und viele Menschen, die innerlich zutiefst unglücklich sind und eigentlich einmal zwei Wochen am Stück heulen müssten, suggerieren sich durch Medienkonsum und Dauerbeschallung, dass es ihnen noch einigermaßen gut geht. Wie schon gesagt, wird diese Illusion nun zusammenbrechen, da sich die menschliche Konstitution durch anaerobe Zustände wie Social Distancing, Maulkörbe und sonstige Maßnahmen grundlegend geändert hat, katalysiert bei denjenigen, die sich in dieser Zeit möglichst viele experimentelle Spritzen verabreichen haben lassen, aber eben nicht nur bei diesen, sondern grundsätzlich bei allen. Nein, es geht heute nicht bloß um „Glück“, vom dem Bundespräsident Steinmeier anerkennend festgestellt hat, dass die jungen Leute heute eben süchtig danach seien und dass dies auch gut so sei.
Es geht nun um viel mehr als Glück. Es geht mit der Entscheidung zum Homo sapiens oder zum Homo soeder, d.h. mit dem Denken oder dem Nichtdenkenwollen bzw. dem Verhaftetbleiben in bloßer Emotion wirklich um Gesundbleibenkönnen oder Krankheit. Neben Uranmunitionsstaub und 1,3 Millionen Tonnen verstrahltem Wasser, mit dem in Fukushima der Super-GAU gekühlt wurde und das demnächst ins Meer verklappt werden soll (Quelle: mdr), gibt es hunderte weitere Schadfaktoren, über die im Fernsehen nicht gesprochen wird, die aber eine schwere Hypothek für unsere Gesundheit bedeuten. Ihnen auszuweichen ist fast nicht möglich, sie sind mittlerweile ubiquitär vorhanden. Das Einzige, was man tun kann ist: Das Immunsystem so stärken, dass man in der Nacht gut genug regeneriert, um den Belastungen gewachsen zu sein.
Und nun der Schlüssel: Der größte Booster und stärkste Faktor zur Mobilisierung des Immunsystems ist eben die eingangs erwähnte Moralkompetenz. Wer sich die Mühe macht, sie fortschreitend zu entwickeln – durch sachliches, empathisches Wahrnehmen und Vertiefen in sinnvolle Inhalte, Künste, Philosophie, Menschen, Natur etc. – der erschließt sich mächtige Quellen, aus denen er sich auch in solch irrwitzigen Zeiten wie diesen immer wieder erneuern und motivieren kann.
Er wird nicht vor allem gefeit sein, schließlich muss er dieselbe durch Lüge und Propaganda vergiftete Luft atmen, die uns heute alle umgibt, aber er wird ungleich bessere Voraussetzungen haben, physische ebenso wie psychische Toxine wieder auszuscheiden und wirklich gesunde neue Substanz heranzubilden, die ihm kein noch so vielbeworbenes Medikament und keine Spritze wird geben können. Vor allem werden die massenmedialen Keime, die ihn zum homo soeder machen wollen, in ihm keinen fruchtbaren Boden vorfinden, um zu Stinkmorcheln und Disteln aufzuwachsen so wie bei denjenigen, die sich der Vermassung hingeben.
Man soll dabei aber nicht den Fehler machen, sich selbst retten zu wollen. Dieses Motiv, wenn direkt angestrebt, würde wiederum toxisch wirken und ist eine Fallschlinge. Man wird sehen: Retten wird sich können, wer sich bei besagter Entwicklung selbst nicht allzu wichtig nimmt, sondern das Gemeinwohl im Auge hat. Wem das Wohl des Anderen wichtiger ist als das eigene. Die eigene Rettung ist bei solcher Motivlage quasi ein Nebeneffekt. Und so nebenbei bemerkt ist diese altruistische Motivlage auch das bestgehütete Geheimnis, um wirklich glücklich zu sein.
In diesem Sinne: Good night. And good luck!