Politik

Deutschland 2022 – als die geistlosen Netzwerke der Macht die Gesellschaft vernichteten

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Dienstag. 20.9.2022. Eifel. Immer wieder wird heute die Frage gestellt: wie konnte es so weit kommen? Wie konnte in so kurzer Zeit die gesamte, mühsam erarbeitete Nachkriegsordnung zerschlagen werden? Wie konnte es passieren, dass die demokratische Zivilgesellschaft in so kurzer Zeit zu vielen Haufen sich gegenseitig aus verschiedenen Gründen hassenden Grüppchen wurde, zwischen denen es keine Kommunikation mehr gibt? Wie konnte es passieren, dass die Menschen völlig vergessen haben, dass das REDEN mit dem Anderen und das VERSTEHEN des Anderen die Grundfeste jeglichen demokratischen Miteinanders waren? Selbst die „primitiven“ Völker – seien es nun die alten Germanen, die manche für unser Vorväter halten, die Stämme der „wilden“ Sioux und Navajo oder die Bantu im fernen Afrika kennen dieses Gesetz: Reden rettet Leben, reden verhindert Kriege, ja: reden kann aus Feinden Freunde machen. Und wir so? Klimawandelleugner gegen Klimafanatiker, Veganer gegen Fleischesser, Asylbefürworter gegen Einwanderungskritiker, Coronaleugner gegen Zeugen Coronas, Impfbefürworter gegen Impfskeptiker – wobei sie diese Fronten auch noch innerhalb aufspalten: Klimawandel ja, aber nicht wegen CO2, Impfen ja, aber nicht gegen Grippe, vegan ja, aber Fisch dann doch – oder Eier, Corona ja – aber dann doch nicht so gefährlich. Erklärt wurde mir das mal mit dem „narzistischen Zeitalter“ – jeder sucht halt mit Gewalt politische oder gesellschaftliche Positionen, die ihn einzigartig machen, damit man in der Masse noch als Individuum wahrgenommen wird – und viele lügen was das Zeug hält, um für drei Sekunden Aufmerksamkeit bei Telegramm, Twitter und Facebook zu bekommen – was ein Zeichen für eine gravierende Einsamkeit des Menschen sein soll. Wäre verständlich: wer nicht mit anderen redet, den Sinn des Redens vergessen hat, der wird ganz schnell ganz einsam – selbst mitten unter Menschen, was die schlimmste Form der Einsamkeit sein soll.

Nun aber macht man es sich einfach, wenn man alles nur auf plötzlich aufblühenden Narzissmus schließt, vergisst, verdrängt, ignoriert die politische Wucht und Gewalt, mit der diese Entwicklung seit 1945 eingeleitet wurde: Frank Schirrmacher beschreibt das wunderbar in seinem Buch „Ego“ – ein Werk, das bedauerlicherweise völlig folgenlos blieb, weil niemand mehr die Macht hatte, notwendige Gegenmaßnahmen zu ergreifen: man kann ruhig überall bekannt machen, dass das Haus brennt – wenn niemand zum Löschen kommt, die Feuerwehr privatisiert wurde, brennt das Haus eben weiter … bis Krieg kommt und Auschwitz wieder eröffnet wird. Krieg haben wir schon – und der Ruf nach einer Wiederinbetriebnahme einer Menschenmassenvernichtungsindustrie wird langsam auch immer lauter. Unglaublich? Geschehen im bayrischen Landtag: in einer Rede forderte dort die grüne Politikerin Katharina Schulze „das der Handel endlich für Ungeimpfte geschlossen wird“ – was auf deutsch heißt: die sollen wegen Ungehorsam ausgehungert werden. Als zitierfähigen Text habe ich das nicht gefunden, aber halt eine Erkärung der grünen Fraktion in Bayern von eben dieser Frau Schulze (siehe Grüne).

„Einige Maßnahmen, vor allem für bisher Ungeimpfte, können und müssen jetzt noch verschärft werden: Umfangreichere und flächendeckendere Kontaktbeschränkungen für alle ungeimpften volljährigen Bürgerinnen und Bürger Bayerns: möglich sollen nur noch Treffen zwischen Mitgliedern eines Haushalts mit maximal einer weiteren erwachsenen Person sein“

Ja – die können dann nicht mehr einkaufen. Wer nicht gerade viel Geld für Lieferdienste hat, darf hungern. Auswüchse wie im Dritten Reich – aber das atomisierte und verblödete Volk merkt es nicht mehr. Jeder weiß, wie Bayern gespielt hat und wer im Dschungelcamp wen geküsst hat, aber niemand kennt mehr Kennzeichen für offen faschistische Entwicklungen in der Gesellschaft.

Und wie konnte es soweit kommen?

Nun ja – ich könnte es mir bequem machen, persönlich sagen: ich schreibe seit dem 19.2.2009 öffentlich meine Meinung, seitdem beobachte ich den politischen und gesellschaftlichen Raum immer intensiver – und wer all die tausende Kommentare und Artikel gelesen hat, weiß, dass es hinreichend Gründe für Beunruhigung gab. Es sind jedoch vor allem drei Momente, die mich sehr aufmerksam gemacht haben: zwei davon waren kleine Beobachtungen am Rande der Informationswelt.

Der erste war ein Artikel im Manager-Magazin aus dem Jahre 2011 mit dem Titel: Die geheimen Machtzirkel der Manager – ein Blick in die Hinterzimmer der neuen Deutschland AG (siehe Manager Magazin). Es geht um ein Treffen am 20.11.2010 in der Bertelsmann-Repräsentanz unter den Linden, an denen folgende Menschen teilnahmen (ich zitiere):

„Johannes Teyssen (51,), Frank Appel (49, Post), Martin Blessing (47,), Kasper Rorsted (48,). So sind folgende Großkaliber dabei: Hartmut Ostrowski (52, Bertelsmann-Chef), Oliver Bäte (45, Vorstand), Günther Jauch (54, TV-Eminenz), Oliver Bierhoff (42, Fußballmanager). So rundet das Gremium folgender Unternehmsberater ab: der Kölner McKinsey-Direktor Klaus Behrenbeck (43).“

Ich war verdutzt: das sich Manger von Konzernen treffen, war mir klar. Es sind ja nur – nach Günter Oggers Buch „Nieten in Nadelstreifen“ 400 Menschen – meist Männer – die die Wirtschaft dieses Landes kommandieren: da hilft es, wenn man sich kennt und weiß, wann welcher Posten frei wird. Probleme lösen war ja gestern, meist bleibt man ein paar Jahre Topmanager, bevor das Versagen nicht mehr zu verschleiern ist, dann wechselt man eben die Branche und schadet einem anderen Unternehmen. Was aber macht ein Günther Jauch da? Oder ein Fußballmanager? Nun – beide können helfen, die Massen so zu manipulieren, dass sie die krummen Geschäfte der Mächtigen nicht mehr wahrnehmen, es für wichtiger halten, wer bei Jauch welche Frage nicht beantworten kann oder wie Schalke spielt als zu reflektieren, welchen krummen und brandgefährlichen Kurs unsere Gesellschaft gerade nimmt. Dass Bertelsmann dabei eine große Rolle spielt, verwundert nicht – ist aber ein anderes Thema. Wer sich näher dafür interessiert, warum Deutschland zu einem sozialen Experiment der Bertelsmannstiftung verkommen ist, mag bei Lobbypedia nachlesen (siehe Lobbypedia), ältere Artikel vom Tagesspiegel über diese unheimliche „Macht ohne Mandat“ von 2006 sind leider … nicht mehr auffindbar … aber zu den Bertelsmannpartys hatte ich ja auch schon was geschrieben (siehe Nachrichtenspiegel: Die Bertelsmannparty als Motor der Refeudalisierung. Auch für mich immer spannend, so alte Sachen zu lesen: „Motor der Refeudalisierung“ ensprang der Analyse eines Mediensoziologen – und nebenbei konnte ich lesen, dass die Schweizer Armee sich schon 2015 im Rahem der Übung Conex 15 auf  ein zerfallendes Europa vorbereitet hat – auf den Schutz schweizer Vorräte vor deutschen Flüchtlingswellen.

Doch was war nur die eine Seite. Die Andere? Ein Artikel in der Neuen Züricher Zeitung: Das Gastmahl der Geistlosen (siehe NZZ). Es beantwortet uns hinreichend die Frage, was denn eigentlich innerhalb dieser Kreise passiert, worüber die reden, wenn die als Freunde unter sich sind – und das, was Milosz Matuschek dort berichtete, hatte mich damals zutiefst erschüttert:

„In solchen Runden wird nicht mehr deklamiert, propagiert, agitiert, musiziert, rezitiert und aus zu grossen Flaschen zu schlechter Rotwein getrunken. Die grossen Themen sind ohnehin auserzählt, tot und zu riskant. Man ist schliesslich nicht anwesend, um Irritationen, Widerstände oder Zurückweisung zu erleben, geschweige denn, etwas Neues zu erfahren. Stattdessen ergeht man sich in der Kommentierung der unmittelbaren Gegenwart: grosse Pfeffermühlen, der perfekte Garzeitpunkt des Fleisches, Herkunft und ideale Röstung von Kaffee, der Preis der Weinflasche, die neueste Sorte Himalajasalz. Wer zu diesem Stichpunktekarussell so gar nichts beizusteuern hat, verfügt vielleicht noch über eine exotische Nahrungsmittelunverträglichkeit, um sich interessant zu machen.“

„Wohlstandsverwahrlosung“ nennt es der Autor, der inzwischen wegen einem kritischen Artikel verbannt wurde (siehe NZZ: „Kollabierte Kommunikation: Was, wenn am Ende die „Covidioten“ Recht haben“?). Was lernen wir daraus? Dass ein „akademisch zertifiziertes, aber intellektuell desinteressiertes Diplom-Proletariat aus Ärzten, Juristen, Lehrern, Bankern und Ingenieuren “ sich geistig aus der politischen Gestaltung der Gegenwart verabschiedet hat, die Geschenke der Plutokratie („Herrschaft des großen Geldes“) dankend in Kauf nimmt und ab da vorauseilenden Gehorsam praktiziert, wenn es um Themen geht, die die Ballastexistenzen angeht. Was ist denn der kleinste, gemeinsamen Nenner zwischen den Machtzirkeln der Manager und dem Gastmahl der Geistlosen?

Die leise, stille, auf breiter Front erfolgte Organisation der Absahner, der „Besserverdienenden“, der Kriegsgewinnler. Man rottet sich zusammen … gegen die Niedermenschen, die Ballastexistenz, die „viel zu vielen, die „Kosten auf zwei Beinen“. Man hat Geld – die anderen nicht. Das vereint. Und man trifft sich zwanglos, um Themen zu besprechen, die geheim sind – aber wohl eins zum Ziel haben: das man selbst weiterhin bis in alle Ewigkeit „oben“ bleibt und auf denen „unten“ weiter herumtreten kann.

Aber dies geschieht ja auch noch in viel größerem Rahmen.

Am 22.4.2008 lud Angela Merkel die reichen und mächtigen Menschen zu einer Geburtstagsparty von Josef Ackermann ein, die Gästeliste war lange geheim, das Kanzleramt wehrte sich – trotz verlorener Prozesse – lange gegen die Veröffentlichung der Dokumente (siehe taz). Das Gerichtsurteil kann leider nicht mehr zitiert werden – die gemeinsame Datenbank des Gerichtes ist zum 31.12.202 eingestellt worden (siehe Gericht Berlin-Brandenburg). Ein Portal hatte sich gegen den Wunsch der Bundesregierung gestellt und die Liste veröffentlicht (siehe Netzpolitik).

Wer ist eigentlich dieser Ackermann? Nun – jemand, der wegen der Mannesmannaffäre einige Millionen bezahlt hat, um einem Urteil zu entgehen (siehe FAZ). Auch beim Cum-Ex-Skandal wird gegen ihn ermittelt (siehe Süddeutsche Zeitung). Und Frank Elstner? Nun – es ist wenig über den Skandal zu finden, der am 11. Dezember 1982 geschah: im Rahmen einer Wette wurden für 24 Heimkinder Pflegeeltern gesucht … und gefunden. Menschenhandel im ZDF – natürlich „gut gemeint“. Roland Berger war auch da – dessen „nutzlose Gutachten“ Essener Bürger auf die Straße brachten (siehe lokalkompass). Gerhard Cromme – 2013 von allen Ämtern zurückgetreten, nachdem die Kripo die Konzernzentrale durchsucht hat (siehe Wiwo). Verdacht: „Massive Kartellabsprachen“. Jürgen Hambrecht – auch bei Roland Berger stellvertretender Vorsitzender des Kuratoriums (siehe Roland Berger), Mitglied im Aufsichtsrat von Trumpf (dessen Eigentümer ebenfalls beim Dinner war) und Daimler hat noch Glück gehabt: als in Südafrika 2012 40 Arbeiter einer Platinmine nach einem Streik für ihre Rechte erschossen wurden, war er gerade mal nicht für die Geschäfte von BASF verantwortlich – das Platin landete aber auch nach dem Massaker weiterhin in deutschen Autos (siehe brot für die Welt).

Ackermanns Geburtstagsfeier im Kanzleramt war sozusagen der Startschuss für ein ganz neues Deutschland, ein Deutschland, in dem sich ein „oben“ geschlossen organisiert, seine eigene Pfeffermühlenwebergrillluxusblase schafft, um ja – angesichts des Grauens in der Welt – nicht in Anteilnahme zu versinken. Diese Netzwerke – da mag man gerne selbst weiter recherchieren – wuchern seitdem weiter. Die Themen, die sie besprechen, sind geheim – im Großen wie im Kleinen. Nicht gekommen zu der Feier ist Dr. Henning Kagermann, seit 3.5.2010 Leiter der „Nationalen Plattform Elektromobilität“ (siehe FAZ – ein Artikel, der auch sonst lesenswert ist, weil man etwas über Rangeleien im Hintergrund erfährt) – man kann erahnen, dass die Offensive für Elektroautos dort schon vorbereitet wurde – ohne Prüfung, ob unsere Stromnetze das überhaupt aushalten.

2022 sehen wir nun das Ende unseres Landes. Aktuell liegen mir zwei Gasrechnungen vor: eine für einen Proberaum (anstieg von 38o auf 3000 Euro – pro Monat), eine für eine Mietwohnung (Anstieg von 59, 33 Euro im Monat auf 474,65 Euro, für 2023 werden MONATLICH VIERTAUSEND EURO – 4000 – angekündigt, womöglich kann man das hier über Facebook sehen).

Wer seit 2008 an die Netzwerke der Macht angebunden war, zahlt das aus der Portokasse – oder läßt sich das per Gasumlage vom Verbraucher bezahlen. Wer zu den 1,63 Millionen Millionären gehört, die perfekt vernetzt sind, kommt damit auch gut klar. Aber wer nur Bürger und Mensch ist … nun ja: der verliert. Großflächig. Total. Das ist die komplette Vernichtung der Nichtmillionäre in Deutschland, eine Säuberungsaktion, die die Gesellschaft von den Armen befreien soll. So geplant? Kann man nicht beurteilen – aber viele haben sich schon zuvor in Sicherheit gebracht, haben Netzwerke der Macht gebildet – mit strengem Sprachkodex im privaten Bereich – die auf einen solchen Moment optimal vorbereiten. Jahrelang wurde hier gezielt am Machterhalt gearbeitet, an der Disziplinierung der technischen Elite … was sogar soweit geht, dass Ehen weniger aus Liebe sondern aus Nutzengründen eingegangen werden, wobei die gegenseitigen Vermögen die Hauptrolle spielen (ein Sternartikel – leider nicht mehr auffindbar). Und nebenbei wurden die Bürger dieses Landes gegeneinander ausgespielt … oder irre ich da?

Ackermann sollte übrigens auch seinerzeit sehr dafür plädiert haben, die Diäten der Abgeordneten drastisch zu erhöhen – damit die mit den Managern auf Augenhöhe verhandeln können: so hatte man den ganzen Bundestag im Boot der Reichen. Sicher nur Zufall.

Oder man wusste wie die Schweizer Armee schon vorher, dass Europa zerfallen wird. Das ein Wirtschaftskrieg mit Russland vom Zaun gebrochen wird, den vor allem Deutschland total verlieren wird – was den totalen Zusammenbruch nach sich zieht. 4000 Euro im Monat Heizkosten für eine kleine Mietwohnung im Block von Zwickau … das ist ein Exekutionsbefehl. Oder sehe ich das jetzt wieder zu düster? Was übrigens gleichzeitig mit der Macht der Netzwerke wuchs, war die Ablehnung von Verschwörungstheorien. Sicher nur ein Zufall, dass das Aufdecken von Verschwörungen verpönt wird, als sie langsam entlarvt wurden.

Und ja: Medienleute von Bild und Faz waren auch bei Ackermanns Geburtstag.

Sogar die Friede Springer selbst, die „mächtigste Medienfrau in Deutschland“ (siehe FAZ). Aber was die besprochen haben – nun ja. Bleibt immer noch geheim. So weit geht deren Macht schon.

Und jetzt müssten wir eigentlich noch über die älteren Netzwerke reden: die Atlantikbrücke, die Bilderbergertreffen, die Mont-Pelerin-Society und – eines meiner Lieblingsthemen wegen der „druidischen Riten“ (ohne Frauen) – den Bohemian Grove. Aber das machen wir lieber ein andermal. Netzwerke aufzuschlüsseln … dafür braucht man dicke Bücher, die keiner mehr lesen mag.



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