Dienstag, 26.7.2022. Eifel. Ich hatte ja mal gelernt, dass Überschriften wichtig seien: sie sollen neugierig machen, zum Lesen auffordern, Interesse wecken – dafür müssen sie wie ein Schlag ins Gesicht sein. Problematisch wird es, wenn diese Überschriften dann Angst erzeugen, denn Angst ist ein schlechter Ratgeber in Krisenzeiten – und Krisen haben wir ja genug: Flüchtlingskrise, Klimakrise, Pandemie, Impfwahn und jetzt auch – nun ja: Krieg. Krieg in Europa. Eine über siebzig Jahre alte Sicherheitsarchitektur, die uns eine unglaublich schöne und lange Zeit des Friedens bescherte, hat auf voller Front versagt. So erfährt man das natürlich nicht in dem Medien, dort wird die aktuelle Situation so dargestellt, als gäbe es kein gestern uns als sei ein böser Putin plötzlich vom Himmel herabgestiegen und habe ein friedliches Land überfallen – mit unmenschlichen Horden, die willkürlich morden, vergewaltigen, foltern und sogar Kühlschränke stehlen: so jedenfalls die einfache Geschichte, die uns auf breiter Front vom Koks- und Nuttenjournalismus verkauft wird. Der Krieg – oder – in russischer Sichtweise – die militärische Sonderoperation – läuft seit fünf Monaten. In diesen fünf Monaten starben in der Ukraine 4764 Zivilisten (siehe Statista). Schlimm, wirklich schlimm – Zivilisten sollten nun mal wirklich aus dem Kriegsgeschehen herausgehalten werden. Andererseits: verglichen mit den eine Million toten Zivilisten im zweiten Irakkrieg ziemlich wenig … und üblich, wenn Krieg ist. Tausende von Zivilisten wurden durch die Luftangriffe der USA auf verschiedene Länder getötet, die USA nahmen – neusten Erkenntnissen zufolge – zivile Opfer in Kauf, sogar „systematisch“ (siehe Spiegel). Dabei ist das auch noch nicht mal ein Krieg gewesen, sondern nur willkürlicher Massenmord im Drohnenkrieg.
Manche der Toten Zivilisten in der Ukraine sind auch durch die ukrainische Armee selbst zu verantworten: sie suchen laut UN gezielt Stellungen in Alten- und Pflegeheimen, von denen sie aus angreifen (siehe ZDF), lassen sich die Russen dann nicht einfach so beschießen und erwiedern das Feuer, sterben auch Zivilisten – und dann ist das Geschrei des Westens groß, so groß wie etwa das Schweigen zu den Drohnenmorden der USA. Diese Geschichte mit den Stellungen in zivilen Gebieten, in denen so ukrainische Einheiten gezielt das Feuer auf sich ziehen, wird auch von Amnesty International berichtet (siehe Amnesty). Das macht langsam doch den Eindruck, als würden die russischen Streitkräfte deshalb so langsam vorrücken, um nicht unnötig Zivilisten zu gefährden – aber dieser Eindruck ist sicher falsch, so falsch wie die Berichte der ukrainischen Menschenrechtsbeauftragten über die Gräueltaten der russischen Armee (siehe Tagesschau):
„Die Menschenrechtsbeauftragte soll bei ihren Schilderungen zu mutmaßlichen Kriegsverbrechen zumindest übertrieben, wenn nicht gar gelogen haben“
Nun – das erste Opfer im Krieg ist immer die Wahrheit, wie Senator Hiram Johnson einst trefflich bemerkte: muss man erinnern, dass das für beide Seiten gilt? Deshalb sind alle Informationen der kriegsführenden Parteien mit Vorsicht zu genießen, sicherheitshalber sollte man alles erstmal sofort als Lüge einsortieren, als Teil des Kampfes um die öffentliche Meinung: und so darf man auch Auslassungen von „Experten“ verstehen, die fordern, dass Russland diesen Krieg unbedingt verlieren muss (siehe ntv). Wie eine europäische Friedensordnung nach der Niederlage Russlands aussehen soll, wird nicht erörtert – aber halt: einer hat sich doch geäußert. Lech Walesa, einstiger polnischer Regierungschef mit guten Kontakten zum damaligen kommunistischen Geheimdienst (ja, der Held der Revolution war als „Bolek“ offenbar Spitzel des Geheimdienstes – siehe Deutschlandfunk), hat da einige zündende Ideen im Umgang mit Russland: er fordert die Zerschlagung des Landes und den Rückbau der Bevölkerung auf 50 Millionen (siehe Voltaire oder lefigaro im Original). Die Vernichtung eines Staates, die Auslöschung seiner Bevölkerung zu fordern scheint in diesen Kreisen wirklich kein Problem mehr zu sein, mit welchen Maßnahmen 90 Millionen Russen ausgelöscht werden soll, behält Herr Walesa für sich – ob es noch einen Geheimdienst gibt, für den er arbeitet, darf wohl noch nicht mal vermutet werden – aber seine Forderungen passen halt prima zu der Aussage des gerade zitierten Experten.
Nun ist es hart zu sagen, die Nato würde einen Krieg gegen Russland führen. Wir führen nie Kriege. Jedenfalls nennen wir die nicht so. Der Historiker Daniel Ganser hält die Nato für ein Angriffsbündnis (siehe Heise) – und hat dafür einige ernstzunehmende Hinweise gesammelt – allen voran der völkerrechtlich illegale Angriffskrieg gegen das ehemalige Jugoslawien, an dem auch deutsche Bomber (das erste Mal seit 1945) wieder am Himmel über Feindesland zu sehen waren. Aber die Sprache in den Medien wird immer eindeutiger: inzwischen ist sogar klar, dass wir eine Kriegswirtschaft bekommen werden (siehe Spiegel). Es war ein langer Weg von der einst friedliebenden Allianz der westlichen Staaten, deren pazifistische Grundbestrebungen weltweit Vorbild für Konfliktlösungen waren bis hin zu der hemmungslos agressiven US-Supermacht mir ihren Vasallen, die weltweit Bomben regnen lassen um ihre Interessen durchzusetzen: ein Weg, der oft leise, still und heimlich in den Hinterzimmern der Großpolitik geebnet wurde – dort, wo normalerweise die Diplomatie für Frieden gesorgt hat. Ja: anders läßt sich doch der völlige Zusammenbruch der europäischen Friedensordnung gar nicht mehr erklären – oder? Sogar der Papst lehnt sich inzwischen weit aus dem Fenster – und wird dafür schon fast als Agent Russlands gebranntmarkt – indem er darauf hinweist, dass auch der Westen einen Teil der Kriegsschuld trägt (siehe Handelsblatt):
„Andererseits kritisierte Franziskus das Militärbündnis Nato, dessen Präsenz in Nachbarländern Russlands die russische Invasion „vielleicht erleichtert“ habe. Womöglich habe „das Bellen der Nato an Russlands Tür“ für eine Eskalation des Konflikts gesorgt.“
Zumindest wäre die Beweisführung für eine Deeskalation des Kriegs durch die Nato schwer zu führen, Waffenlieferungen und militärische Berater schürten eher den Konflikt, als ihn einzudämmen (siehe Reservistenverband):