Politik

2022 – Deutschland im Krieg

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Dienstag, 17.5.2022. Eifel. Denkwürdige Zeiten: Deutschland ist im Krieg. Sind wir schon länger, merkt aber nur keiner – bzw. die wenigsten. Wann fing er eigentlich an, dieser Krieg? Da wären viele Zeitangaben möglich – aber das hängt ja auch davon ab, wie wir Krieg definieren. Hollywood stellt uns den Krieg nur als spannendes Ereignis da: gute, wirklich gute Kämpfer, ritterliche Helden gar stehen da meist den Horden des Böse gegenüber und ringen sie im Kampf Mann gegen Mann nieder, jeder einzelne Gute tötet gut hundert Böse – so lieben wir das. Nie wird die Realität gezeigt: wie überlegene Kampfverbände unterlegene Feinde durchs Gelände jagen – wie in Syrien, Afghanistan, Irak, Libyen, Jemen … sowas sehen wir nicht gern.

Es gibt aber auch andere Formen der Kriegsführung, auf die wir unser Augenmerk richten dürfen: die Belagerung. Wird seit Jahrtausenden praktiziert und hat unschlagbare Vorteile: man zieht mit einer ausreichend großen Streitmacht vor die Tore der feindliche Festung oder Stadt und schneidet deren komplette Versorgung ab. Die Streitmacht muss so groß sein, dass sie durch Ausfälle der belagerten nicht besiegt werden kann, hinreichend Feldbefestigungen können solche Ausfälle aber auch nahezu unmöglich machen. Und dann – wenn die Festung belagert ist – muss man nur noch warten. Selbst die Nazis im zweiten Weltkrieg haben so noch Leningrad belagert – jahrelang, mit katastrophalen Folgen für die russische Zivilbevölkerung. Leningrad jedoch konnte durchhalten – unter schrecklichen Verlusten – weil es noch gelegentlich über das zugefrorene Meer versorgt werden konnte – sonst hätte niemand diese Belagerung überlebt. Oft genug wurden so Kriege gewonnen, ohne das ein einziger eigener Soldat sterben musste. Das Prinzip Belagerung wurde sogar noch perfektioniert im Rahmen des Blitzkrieges: hier belagerte man keine Festungen mehr, sondern gigantische Heeresverbände: sie von der Versorgung abzuschneiden war Ziel der schnellen Panzerverbände. Wenn dann der Hunger kam, mussten ganze Armeen aufgeben – sie die deutsche 6. Armee in Stalingrad.

Natürlich ist ein Krieg gegen Länder etwas anderes als ein Krieg gegen Burgen, Städte und Armeen. Länder sind schwerer abzuriegeln, können ihre Versorgung selbst regeln und brauchen in aller Regel wenig Produkte aus dem Ausland – außer Bananen, die in heimischen Wäldern nicht wachsen. Dank der Globalisierung jedoch hat die Kriegsform der Belagerung auch für Länder Konsequenzen: da alle Länder mit allen Handeln, sich Produktionsschwerpunkte im Ausland gebildet haben, kann man durch gezielte Belagerungen – wir nennen das neudeutsch „Sanktionen“ – erste Angriffe auf das Wirtschaftssystem des Feindeslandes fahren, seine Versorung mit Öl, Gas, Computerteilen oder Motoren erschweren: Globalisierung hat halt jenen, die Warenströme lenken oder stören können, eine unglaubliche Macht gegeben: selbst Großmächte sind da auf einmal angreifbar geworden.

Ich denke, so langsam merken Sie, dass wir diesmal etwas von dem Krieg merken, der in diesem Land tobt, oder? Benzin wird knapp – also teurer. Sonnenblumenöl, Milchprodukte, Wurst, Fleisch, Nudeln. Toilettenpapier – jeder merkt, dass wir uns in einer Mangelsitutation befinden – mitten im Frieden. Aber was ist das für ein Frieden, der solch einen Mangel erzeugt? Nun – der Mangel ist nicht neu – nur merken ihn jetzt alle. Im Prinzip kann man die Agenda 2010 als Beginn des Krieges oben gegen unten verstehen, jenen „Putsch von oben“, den Arno Luik seinerzeit im Stern so treffend genial (und absolut folgenlos) beschrieb: die Mächtigen erklärten den „Niedrigleistern“, den „Ballastexistenzen“, den „bildungsfernen Schichten“ den Krieg, in dem sie ihnen die Versorgung abschnitten. Nicht komplett – das erlaubt derzeit die strategische Situation noch nicht – aber schon mal partiell. Die ersten Sanktionen im Krieg in Deutschland betrafen die Langszeitarbeitslosen, deren Versorgung massiv zusammengestrichen wurde – begleitet von einem diskriminierenden Hassorchester fast der gesamten deutschen Presse, die sich verschworen hatten, die Hängemattenschmarotzer mit Stumpf und Stil auszurotten. Lagerhaltung, öffentliche Kennzeichnung und Zwangsarbeit inklusive – das ganze nationalsozialistische Terrorprogramm war auf einmal wieder gesellschaftsfähig. Das war der erste breite Angriff auf die demokratische Grundgesinnung im Land  – und er war sehr erfolgreich. Zwar wurde die SPD durch diesen Schlag als Volkspartei vernichtet – aber wer interessiert sich im Reich der Reichen und Schönen schon für die SPD?

Das Straßenbild in Deutschland wandelte sich seitdem: Gewerkschaften – unverzichtbarer Bestandteil einer Notwehr gegen politischen Terror aus Wirtschaftskreisen – verlieren die Hälfte ihre Mitglieder (siehe Wirtschaftsdienst) und werden schwach, Einkommenszuwächse breiter Bevölkerungsschichten bleiben aus – wie aktuell bei der unteren Mittelschicht (siehe FAZ). Die Gesellschaft wird konformer, die Angst regiert – wie in jedem Krieg. Aber noch waren nur ein Drittel betroffen, den anderen ging es noch einigermaßen – und die Presse jubelten beständig über die Leistungsfähigkeit des Wirtschaftsstandortes Deutschland … das seine Exportrekorde hauptsächlich dem schwachen Euro zu verdanken hatte … und eines Krieges, den wir jetzt nicht noch so berücksichtigen können: auch der Ärmste in Deutschland profitiert von der Ausbeutung des afrikanischen Kontinents durch unsere Konzerne (siehe z.B. Deutschlandfunk) – aber das ist ein Dauerkrieg gegen diesen reichen aber dank uns superarmen Kontinent, um den wir uns später mal kümmern müssen. Wichtig ist nur zu sehen, dass wir z.B. in Mail direkt dabei sind: offiziell nur als Ausbildungsmission angedacht (siehe Bundeswehr) wundert es kaum jemanden, dass da auch Kampfhubschrauber im Einsatz sein … die auch schon mal abstürzen (siehe Süddeutsche). Aktuell helfen wir da Leuten, die durch einen Militärputsch an die Macht gekommen sind – nur mal am Rande bemerkt. Ist aber wichtig für die moralische Dimension, in der unsere „Entscheider“ unterwegs sind.

Der nächste Schritt im Krieg? Der Krieg gegen ein Virus. Was für ein Drama, in dessen Krisenkommunikation die besten PR-Agenturen der Republik zum Einsatz kamen, um es den Bürgern im Land erfolgreich verkaufen zu können. Nun ja: ein Virus, das im Alltag kaum bemerkbar ist, braucht schon einen enormen medialen Druck, der  – wie schon zu der Agenda 2010 – von der vereinten Millionärspresse – der Koks-und-Nutten-Journaillie – geschlossen ausgeübt wurde. Es wurde auch nicht mehr diskutiert, sondern nur noch abgeurteilt: sämtliche demokratischen Spielregeln wurden außer Kraft gesetzt, weil ein grippeähnlicher Virus die Existenz eines ganzen Kontinents bedrohte. Das das kleine, moderne Deutschland im Vergleich zum großen China vierhundertmal mehr Coronatote zu verzeichnen hatte (wir berichteten) fiel deshalb nicht groß ins Auge, dafür gab es eine Diskriminierungskampagne der Extraklasse gegen jeden Kritiker, der noch Mut genug hatte, sich der vereinten Schmutzschleuderfront entgegen zu stellen. Gleichschaltung der Medien war angesagt, eine Medienpolizei etablierte sich („Faktenfinder“ – angeblich unabhängige kleine Idealisten, aber vereint in einer us-geführten Allianz – wir berichteten – deren Aufgabe es ist, als Meinungspolizei den öffentlichen Raum von Fremdkörpern zu säubern).

Ausgangssperren, Firmenschließungen, Berufsverbote für Ungeimpfte: das Land nahm Züge an wie Nordkorea. Hinrichtungen jedoch – gab es nicht bzw. nur in Form von Rufmord, also: sozialen Hinrichtungen. Aber wir sind da sicher noch entwicklungsfähig. Große soziale Portale wie Facebook und You-Tube unterdrückten massiv die Diskussion über Regierungsmaßnahmen, als die ersten Konzerne ihre wirkungslosen Impfungen auf den Markt brachten, verschlimmerte sich alles noch bis hin zur Debatte über eine Impfpflicht. Gewaltsam … bzw. mit Hilfe von Belagerungen (also: finanziellen Sanktionen in Form von Bußgeldern) … in die Menschenkörper eingebrachte Genexperimente waren im Klima der Angst auf einmal der letzte Schrei: das nach jeder Impfwelle eine nochmal potentierte Infektionswelle folgte, wurde mit stetig weiteren Impfungen bekämpft, ohne das auch nur einmal kritisch nachgefragt werden durfte, ob das Zeug überhaupt irgendeine Wirkung hat. Inzwischen trauen sich erste kleine Blätter auch mal Impfgeschädigte  zu Wort kommen zu lassen (siehe Berliner Zeitung), erste Studien deuten darauf hin, dass wir den größten Medizinskandal der bekannten Geschichte mit Millionen von Opfern erleben (siehe Berliner Zeitung): aber das sind im großen Krieg halt nur alternativlose Kollateralschäden.

Wir werden über die Impfschäden wohl noch lange nicht die Wahrheit erfahren – aber medial kam … passenderweise … das nächste Thema: der Krieg mit Russland. Während andere Kriege uns völlig kalt ließen – zum Beispiel die mindestens 500 000 Toten Zivilsten im US-geführten Irakkrieg (siehe Süddeutsche), die Massaker an der jemenitischen Bevölkerung durch unsere großen Brüder aus Saudi-Arabien oder die 500 000 Toten in Äthiopien (siehe Zeit) oder erst Recht die türkischen Kriegsverbrechen (inklusive Bombadierungen von Zivilisten, siehe Zeit) an den Kurden – sind wir auf einmal per Order der Medien alle zu Ukrainern geworden, aufgerufen zum heiligen Krieg gegen alles Russische. Ja, wir haben kein Problem mit massenhaft verbreitetem Russenhass, der ja nicht Putin trifft, sondern nur alle, die zufällig einen russischen Pass haben (siehe Freitag). Rassismus in Deutschland geht immer. Da hat der Radfahrer endlich wieder jemanden, nachdem er treten kann. Darf ich mal Fakten zur Ukraine nennen – Fakten, die nicht von der russischen Botschaft stammen sondern von unabhängigen Experten? Bitte schön (siehe Rüstungsexportinfo):

„Die Ukraine ist kein unmittelbares Ziel transnationaler Terrorgruppen. Organisierte Kriminalität, insbesondere Menschenhandel, stellt jedoch ein großes Problem dar. Auch gilt die Ukraine als Ursprungs- und Transitland vieler illegaler Waffentransfers, darunter an bewaffnete Akteure in unterschiedlichen Konflikten in Afrika, Osteuropa, Mexiko und dem Nahen Osten.Der andauernde Gewaltkonflikt im Osten der Ukraine hat zu einer deutlichen Steigerung der Militarisierung des Landes geführt, so dass das Land heute zu den am höchsten militarisierten Staaten weltweit zählt. Die Militärausgaben, gemessen als Anteil des Bruttoinlandproduktes, stieg beispielsweise seit dem Jahr 2010 von 1,9 auf zuletzt 4 Prozent (oder in absoluten Zahlen: von etwa 2,2 Mrd. auf rund 6 Milliarden US-Dollar).Die Anzahl des militärischen und paramilitärischen Personals wurde deutlich vergrößert; die bestehenden Großwaffensysteme umfassend modernisiert. Im Ranking des Globalen Militarisierungsindex des BICC belegt das Land für das Jahr 2020 daher Platz16 von 151 Staaten – 2012 belegte das Land noch den 47. Platz.“

Organisierte Kriminalität, Menschenhandel, illegaler Waffenhandel zwecks Verbreitung von Morden weltweit: das sind die, die wir gerade bejubeln. Bejubeln müssen, um nicht aufzufallen und verfolgt zu werden. Unterstützt werden sie von den USA … bzw. deren Nachrichtendiensten, ohne deren Informationen sie deutlich schlechter dastehen würden (siehe NZZ). Ist das eigentlich schon Kriegsteilnahme genug? Offenbar nicht: ein Gutachten des wissenschaftlichen Dienstes des Bundestages warnt davor, ukrainische Soldaten an deutschen Waffen in Deutschland auszubilden – das könnte als Kriegseintritt gelten (siehe Tagesschau). Aber egal: die Bundesregierung läßt in Idar-Oberstein ukrainische Soldaten an Panzerhaubitzen ausbilden, die nachher in der Ukraine zum Einsatz kommen: Nimm dies, Russe! Und wie dankt uns die Ukraine das? Durch Sanktionen: sie stellen uns das russische Gas ab (siehe Zeit).

Deutschland ist im Krieg – auch wenn wir nicht darüber reden dürfen, merken wir es an allen Ecken: wie im Krieg wird die Versorgung enger, die Meinungsfreiheit knapper, die Parolen wilder. Wir werden auch belagert: von unseren „Freunden“ in der Ukraine – und von deren Journalistenfreunden, die ihnen helfen sollen, „den Krieg zu gewinnen“ (siehe Neues Deutschland): als Dank für Panzerhaubitzen stellen die uns erstmal das Gas ab: ich hoffe, jeder hat verstanden, was es bedeutet, mit „organisierter Kriminalität“ Geschäfte zu machen.

Und die Alternative? Zum Krieg? Die selbstverwalteten Betriebe, die Platz für alle Arbeitslosen haben, weil sie nicht mehr zusätzlich Traumrenditen für Anleger erwirtschaften müssen? Das gestärkte Immunsystem, das ohne Impfung locker mit dem Virus klar kommt? Der Frieden?

Alternativen gibt es nicht mehr. Kapitalistische Ausbeutungsprinzipien sind nicht mehr hinterfragbar, das Corona-Narrativ der Industrie wird mit Gewalt verbreitet … und Russland vernichtet wie das Russische in der Ukraine vernichtet werden sollte (ja, ich hoffe, das hat jemand mitbekommen: der Konflikt hat eine lange Vorgeschichte). Hass tobt durch das Land: gegen Arbeitslose, Ungeimpfte und Russen. Dass der Hass selbst Frieden unmöglich macht … dass wissen nur noch „Sozialromantiker“, die den Schuss nicht gehört haben. Womöglich den Schuss eines kanadischen Scharfschützen, der – nach Afghanistan und IS-Einsatz – nun Russen in der Ukraine erschießt (siehe Stern). Ist es womöglich jener Scharfschütze, der nach Berichten des italienischen Reporters Vittorio Nicola Rangeloni vom Asow-Battalion besetzten Asow-Stahlwerk in Mariupol auf ukrainische Zivilisten geschossen hat – oft und erfolgreich? Wir werden sehen.

Das Krieg aber inzwischen Abenteuerurlaub einer degenerierten Spaßgesellschaft geworden ist, darf man wohl man feststellen. Aber darum ist es ja auch mal wichtig, zu sehen, wo Krieg überall durchbricht – und wie lange schon. Denn genau so ist er lange Zeit lang wieder … gesellschaftsfähig gemacht geworden.

Oder?



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