Ausland

Berlin im Blutrausch: „Wir wollen Buzzaw!“ (den Kettensägenmetzler)

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(Bild: Netzfund)

Covid und Hindukusch waren gestern. Je suis Ukraine, Hermine!

Seit acht Jahren tobt in der Ukraine ein erbarmungsloser Bürgerkrieg, bei dem von ukrainischer Artillerie und Bombern ganze Dörfer russischstämmiger Ethnie dem Erdboden gleichgemacht wurden (siehe die Doku „Der verschwiegene Krieg“, die der Kriegsreporter Mark Bartalmai unter Einsatz seines Lebens an der Frontlinie gedreht hat). Seit acht Jahren wird die Zivilbevölkerung von NATO-trainierten, nationalistischen Milizen wie „Asow“ heimgesucht, die nach Vollbringen ihres Mord- und Folterhandwerks stolz den historisch-faschistischen Schlachtruf „Heil Ukraine!“ in die Kameras brüllen – von unseren Medien stets beschönigend mit „Ruhm der Ukraine!“ übersetzt. Acht Jahre haben unsere Politiker und Medien indes das Gesetz der Omerta praktiziert: Nichts hören, nichts sehen, nichts sagen.

Nun wie auf Knopfdruck das Gegenteil: „Hirnlose, hassgetränkte Hysterie“ (C.J. Hopkins). Wer sich mäßigend gegen die Idee ausspricht, einen dritten Weltkrieg auszulösen, erntet umgehend einen Shitstorm. Sogar die wenigen noch im Bundestag verbliebenen denkenden Individuen wie Sarah Wagenknecht können nicht anders, als die ihnen von Reportern suggestiv in den Mund gelegte Phrase zu bestätigen, dass Putin „ein Verbrecher“ sei. Dass wir es mit dem gegenwärtigen Ukraine-Konflikt in der Tat mit dem wohl größten Verbrechen der jüngeren Zeit zu tun haben, dieses – im Übrigen leicht verhinderbare – Verbrechen samt der konsequent sabotierten Minsker Friedensvereinbarungen jedoch von US-/NATO-Seite nach Blaupause von Zbigniew Brzezinskis „Einziger Weltmacht“ planmäßig herbeigeführt wurde – dies offen zu sagen, würde jedoch jede Karriere in marktkonformer Demokratie umgehend beenden.

Alle fallen nun also aus ihren guten & gernen Wolken über den Einmarsch Russlands in der Ukraine. Dabei hat der russische Präsident Wladimir Putin bereits im April 2021 vor der Föderalen Versammlung unmissverständlich erklärt: Wenn in der Ukraine „eine rote Linie überschritten wird, die wir selbst festlegen, wird die Antwort asymmetrisch, schnell und hart sein“.

Es waren allerdings nur wir fernsehenden Oktoberfestbürger, die diese Worte überhört haben. Die US-/NATO-Architekten des Ukraine-Putsches haben sie sehr genau registriert – und konnten deshalb auch zielsicher die gewünschte Eskalation herbeiführen, indem sie besagte rote Linie überschritten. Während die Ukraine mit Hitech-Waffenlieferungen aus dem Westen vollgepumpt wurde, EU- und NATO-Mitgliedschaft in Aussicht gestellt wurden (für ein bürgerkriegsführendes Land, das die „Rückeroberung“ der Krim sowie der überwiegend russischstämmigen Donbass-Region als offizielle Politdoktrin festgeschrieben hat), der in der EU gefeierte Selenski jüngst sogar die Anschaffung von Atomwaffen proklamierte, wurde Russlands Wunsch nach Sicherheitsgarantien einfach kühl lächelnd mit „Nö!“ ausgeschlagen. Diejenigen Spindoctoren, die laut eigenem Bekunden bisher 6 Milliarden Dollar in den antirussischen Umbau der Ukraine investiert haben, möchten diese Summe schließlich nicht abschreiben, sondern wollen Return of Investment.

Nun also, wie Prof. Kreiß es formuliert, „der erlösende Schuss“. Wer sich nach Beginn der russischen Militärintervention die Pressekonferenz des US Präsidenten und sein sattsam delektiertes Gesicht angesichts des „Verbrechens“  ansah, über das sich die westliche Welt nun im Gleichschritt empört zeigen muss, der wusste, was es  geschlagen hat. Demgegenüber die Bilder eines zutiefst von Sorgenfurchen durchzogenen Wladimir Putin beim Unterzeichnen der Beistandsdekrete für die ukrainischen Ostbezirke und ebenso verdattert in die Kameras blickende russische Außenminister und Diplomaten. – Von schlichten Gemütern wie dem österreichischen Bundeskanzler Nehammer triumphierend mit „Jetzt lacht Putin nicht mehr!“ kommentiert, dem gleichen nicht-gewählten Bundeskanzler, der in der allgemeinen Bärenjagdeuphorie auch gleich umgehend die Neutralität Österreichs zur Disposition stellte. War schließlich lange genug Frieden im wohlstandsverwöhnten Mitteleuropa. Höchste Zeit, um den Wohlstand, dessen wir ja bereits überdrüssig geworden sind und der uns in vollkommener Dekadenz und Sinnlosigkeit versinken lassen droht, wieder abzuräumen.

Also ich für meinen Teil habe keine Angst vor Putin. Niemand, der ganz bei Trost ist, kann ihm ernsthaft unterstellen, dass er eines der europäischen und NATO-assoziierten Länder erobern will. Ich habe viel mehr Angst vor der von C.J. Hopkins konstatierten „hirnlosen, hassgetränkten Hysterie“, von der sich hierzulande breite Teile der Bevölkerung erfassen lassen und allen Ernstes ein Eingreifen der NATO, also Game Over für uns alle fordern.

So wie das Publikum der Menschenjagdshow im dystopischen Film „Running Man“ nur noch besinnungslos schreit: „Wir wollen Buzzaw!“ (den Kettensägenmetzler).

Nein, natürlich nicht so einen Barbaren, der mit seiner Kettensäge eigenhändig ein paar Opfer tranchiert und Blut spritzen lässt. Wir sind doch die Guten und haben es gerne keimfrei und smart. Uns mundet viel mehr der trockene Humor eines Comedians wie Selenski, der bereits alle knapp 30 NATO-Staatschefs durchtelefoniert hat, um sie zum Beginn des Dritten Weltkriegs zu überreden. Bisher haben zwar alle Staatschefs dankend abgelehnt, obwohl ihr Wählerpublikum mit Schaum vorm Mund eine „Bestrafung“ und hartes Vorgehen gegen Russland fordert (laut jüngster Umfrage in Deutschland lt. Focus angeblich 80%). Doch der ukrainische Oligarchen-Held, für den wir demnächst gemäß Altbundespräsident Gauck „frieren“ sollen, lässt nicht locker, tingelt mit seiner virtuellen Armageddon-Tour durch die europäischen Parlamente und erhält dort stehende Ovationen. Wenn wir weiter applaudieren und gelbblaue Fähnchen schwingen, haben wir unsere Führer bald umgestimmt.

Doch in Wirklichkeit ist das gar nicht notwendig. Der Krieg gegen Russland läuft bereits. Dass er zunächst „nur“ auf wirtschaftlicher Ebene erfolgt, macht ihn nicht weniger destruktiv. Die tödliche Potenz von „Sanktionen“, nach denen allseits geschrien wird, ist wohl den wenigsten Followern des Guten & Gernen bewusst. Wirtschaftliche Sanktionen töten. Stets. Im großen Umfang. Und zwar Zivilisten, nicht die Staatschefs, die man weghaben will. Vor allem Kinder, Alte und Kranke. Womöglich werden durch die sanktionsbedingten wirtschaftlichen Verwerfungen und Nahrungsmittelnöte weltweit hunderte Millionen Menschen sterben oder in Elend fallen. Dagegen werden die tausenden zusätzlich getöteten Menschen in Folge der Waffenlieferungen an die Ukraine, nach denen auf „Friedensdemos“ in Berlin geschrien wird, noch verblassen.

Mit den Worten des Pulitzer-Preisträgers Chris Hedges:

„Die Entscheidung, die russische Wirtschaft zu zerstören, den Ukraine-Krieg zur Falle für Russland zu machen und die Herrschaft von Wladimir Putin zu stürzen, wird die Büchse der Pandora öffnen. Die Manipulation der Bevölkerung in einem gigantischen Ausmaß – man denke an Afghanistan, Irak, Syrien, Libyen oder Vietnam – hat seine eigene Zentrifugalkraft. Sie wird jene, die Gott spielen, zerstören.

Der Ukraine-Krieg bringt die letzten Reste der Linken zum Schweigen. Fast jeder schließt sich taumelnd dem großen Kreuzzug gegen die jüngste Verkörperung des Bösen, Wladimir Putin, an, der – wie all unsere Feinde – der neue Hitler geworden ist. (…)  Das ist ein Rezept für einen globalen Krieg. Die Geschichte sowie alle Konflikte, über die ich als Kriegsberichterstatter berichtet habe, haben gezeigt, dass es oft wenig braucht, um den Scheiterhaufen anzuzünden, wenn Militärgehabe beginnt.

(…)
Die Dr. Strangeloves, die sich wie Zombies aus den Massengräbern erheben, die sie rund um den Globus geschaffen haben, sind wieder einmal dabei, neue Kampagnen der industriellen Massenschlachtung in Gang zu setzen. Keine Diplomatie. Kein Versuch, die legitimen Beschwerden unserer Gegner anzusprechen. Keine Eindämmung des grassierenden Militarismus. Keine Fähigkeit, die Welt aus einer anderen Perspektive zu sehen. Keine Fähigkeit, die Realität außerhalb der Grenzen des binären Schemas von Gut und Böse zu verstehen. Kein Verständnis für die Katastrophen, die sie jahrzehntelang orchestriert haben. Keine Fähigkeit dazu, Mitleid oder Reue zu empfinden.

(…)
Jeder Widerspruch wird Verrat sein. Die Jungen werden für die ausgelutschte Rhetorik von Ruhm, Ehre und Vaterland geopfert. Die Schwachen werden leiden und sterben. Die einzig wahren Patrioten werden Generäle, Kriegsgewinnler, Opportunisten, Höflinge in den Medien und Demagogen sein, die nach immer mehr Blut brüllen. Die Todeshändler herrschen wie Olympische Götter. Und wir, eingeschüchtert von der Angst, trunken durch den Krieg, erfasst von einer kollektiven Hysterie, schreien nach unserer eigenen Vernichtung.“



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