Alltagsterror

Neutralisierung eines Störenfrieds – Nachruf auf Marigny de Grilleau

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„Die Impflinge kommen!“ – Das war eines der letzten Postings unseres geschätzten Marigny de Grilleau, untermalt mit einem Foto, das mehr sagt als tausend Worte : Ein feist lächender Schäfer treibt seine von einem bellenden Hund flankierte Herde durch urbanes Gebiet. Die Verkehrsampel steht auf Grün (aus Copyrightgründen nur auf FB zu sehen).
Nach Twitter hat nun auch Facebook sein Konto komplett gelöscht. Marigny war einer der wenigen, die sich bis zuletzt standhaft weigerten, den süßen Schierlingsbecher, der heute jedem von uns gereicht wird, zu trinken und damit ins gute, gerne & alternativlose Leben einzumünden. Auf Political Correctness hat er immer einen feuchten Kehricht gegeben und stattdessen seinem Hausverstand vertraut. Sogar als unter unseren Influenzern und Intellektuellen das große Dominopurzeln eingesetzt hat und der Corona-Tsunami fast alle guten & gernen Strandgäste verschlungen hat, hat Marigny es irgendwie geschafft, sich an einem Palmenzipfel festzuhalten und nicht von den dunklen Fluten mitgespült zu werden. Von diesem Palmenzipfel aus hat er weiter gegen den zur Normalität erklärten Wahnsinn angeschrieben. Bis nun der Räumtrupp angerückt ist und seine Palme mit der Motorsäge einfach umgeschnitten hat.
Seine Palme war wie eine kleine Oase. Immer wenn man dachte, dass der Wahnsinn endemisch wird und wir jetzt womöglich von allen guten Geistern verlassen sind, konnte man zu dieser Oase gehen und eine kleine Frischluftinhalation machen. In einer Zeit der kollektiven Umnachtung, in der sogar Köpfe mit veritablem Horizont wie Oliver Stone offen bekunden, dass sie für Joe Biden gestimmt haben – und das natürlich mit guten & gernen Gründen unterfüttern können -, war Marignys Seite einer der raren Orte im Netz, an denen es weiterhin koschere, pestizidfreie Kost gab.
Als ich letzte Woche nach Marignys Oase suchte, aber in den unter Hochwasser stehenden Landstrichen der marktkonformen Demokratie nirgends seine Palme aufragen sah, schwante mir bereits Übles. Als dann auf meine Suchanfrage genau – NICHTS kam, so als ob es seine seit 10 Jahren regelmäßig mit geistreichen Inhalten gefüllte Seite nie gegeben hätte, wusste ich, dass Orwells Alptraum jetzt womöglich nicht mehr fern ist (aus 1984 / Web-Rezension):
>> Alle Bücher, alle Zeitungen werden umgeschrieben. Immer wieder. Tatsachen existieren nicht. Es gibt einen Staatsfeind … und ab und zu werden Schauprozesse gegen seine angeblichen Anhänger veranstaltet. Die meisten Verdächtigen aber verschwinden einfach. Das „Ministerium der Liebe“, von der Polizei kontrolliert, „verdampft“ sie. Aus Akten und Druckwerken werden alle Erwähnungen dieser Personen gestrichen. Sie haben nie gelebt. Sie werden, auf Neusprech, zur „Unperson“.<<
Das Löschen unerwünschter Worte ist aber nur die erste Stufe. Orwell hat auch beschrieben, worauf es hinausläuft (natürlich nur, falls wir den Wahnsinn nicht stoppen):
>>Es wird auch eine neue Sprache ausgearbeitet durch Ausmerzung „überflüssiger“ Worte. Im „Neusprech“ ist es unmöglich, Ketzereien auch nur zu denken. Die Worte dafür fehlen.<<
Orwells „Hasstage“ haben begonnen. Ab jetzt gilt:
Krieg ist Frieden,
Freiheit ist Sklaverei,
Unwissenheit ist Stärke,
Impfen ist Liebe.
Und Rezo ist Rudi Dutschke (© Spiegel).

P.S.: Ganz zum Schweigen ist Marigny de Grilleau nicht gebracht. Aus seinem Exil zirpt er weiter: http://grilleau.blogspot.com/
Foto: pixabay/CC0


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