Politik

Lang lebe die Pandemie!

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Mittwoch, 16.12.2020. Eifel. Was für ein Jahr! Wer hätte das gedacht? Mit einem Schlag wurde unsere ganze Gesellschaft aus den üblichen Bahnen geschossen, mit einem Schlag hat die Groko wieder eine stabile Mehrheit, mit einem Schlag geht es der Umwelt deutlich besser. Das, was immer undenkbar war, ist eingetreten: ein ganzes Volk hält zusammen um die CO2-Ausstöße zu ändern – mit großem Erfolg, wie Statista belegt (siehe Statista). Allerdings sagt uns die Wissenschaft, dass der Erfolg eigentlich kaum einer war: viel zu kurz war die Phase des Verzichts, um die Welt zu retten, bräuchte es mehr – viel mehr (siehe Tagesschau). Aber was soll das Genörgel: erstmal ist die Pandemie ein großer Erfolg für Fridays for Future, die ja schon lange mehr Maßnahmen im Kampf gegen den Klimawandel fordern. 2020 hat uns auch gezeigt, welche Auswirkungen der Klimawandel auf Deutschland hat: wir bekommen ein Problem mit Hitzetoten – ein Problem, das die Todeszahlen von Corona noch in den Schatten stellt: 20000 waren 2018 an den Folgen der hohen Temperaturen gestorben, 2014-2018 lag der Schnitt noch bei 12000 (siehe Spiegel). Ist übrigens faszinierend, dass 20000 Hitzetote keinerlei Maßnahmen seitens der Regierung hervorriefen, man bei Corona aber dann doch drastisch reagierte.

Nun – an der Hitze sterben hauptsächlich die Alten – und die Alten werden ja mehr und mehr zu einem Problem. Nachdem man lange Zeit die Arbeitslosen tyrannisiert hat – mit so großem Erfolg, dass Paketdienstleister inzwischen für erbärmlichen Niedriglohn arbeiten und ihren Chefs damit satte Gewinne erwirtschaften – kommt nun eine andere Klasse von Minderleistern in den Blick der neoliberalen Menschenfeinde: die Rentner. Ja – so langsam wird den Entscheidern in der Politik bewusst, dass Rentner ja im Prinzip so schlimm sind wie Arbeitslose, ja, sogar noch schlimmer, weil: viele von denen leben ein Leben in Saus und Braus über den durch Hartz IV gedeckelten Maximalkonsum für Minderleister hinaus: das muss beendet werden. Da ist man sich natürlich der Hilfe der jüngeren Generation bewusst, denn diese Alten blockieren durch ihr langes Leben Wohnungen und Erbschaften, die die Jungen gerne für sich hätten – und zwar flott, nicht erst, wenn der biologische Tod eintritt. In der Pandemie haben wir ja gelernt, dass die Alten jene Menschen sind, „die sowieso bald sterben“, das ist vielen aufgefallen, nicht nur dem Tübinger Oberbürgermeister (siehe Tagesspiegel) oder der Frau von Sascha Lobo, die das Sterben von alten Menschen als einen der „gesündesten Vorgänge in der Welt“ beschrieb (siehe Welt). Erstaunlich, oder? Auf einmal konnte man wieder locker über „unwertes Leben“ schwadronieren wie einst Heinrich Himmler (Chef der SS) … jeder sah sich gemüßigt, dass Ableben von älteren Menschen genüßlich zu kommentieren: ein Opfer, dass diese doch für die Freiheit gerne zu geben hätten.

Sybille Berg – einer der wenigen kritischen Stimmen in der Pandemie, die weiter blickten als bis zur nächsten Woche – zitiert am 11.4. diesen Jahres Professor Wilhelm Heitmeyer mit denkwürdigen Worten (siehe Spiegel):

„Die Entwicklung gebiert nur eine weitere Form eines neuen Sozialdarwinismus; das überrascht mich nicht. Das kapitalistische Denken ist doch immer von den Kriterien wie Nützlichkeit, Verwertbarkeit und Effizienz bestimmt. Wir sind eben nicht mehr nützlich. So einfach ist das. Der landnehmende Kapitalismus muss immer tiefer zerstörend in die Gesellschaft eindringen, um sich selbst zu erhalten. Ein lange bekanntes Beispiel ist das Gesundheitswesen. Es ging doch schon lange nicht mehr um Gesundheit als Menschenrecht, sondern um die Rechte auf Rendite der Kapitaleigner, mithilfe willfähriger Politikerinnen und Politiker. Jetzt sind wir Älteren eben dran. Wir sind nur finanzielle Kollateralschäden.“

Ja – wir sind nicht mehr nützlich, wenn wir alt sind. Hätte man doch damals – vor der Einführung von Hartz IV – diese Geschichte von dem Unternehmer ernster genommen, der meinte: Menschen seien nur Kosten auf zwei Beinen. Solange man die noch irgendwie ausbeuten kann, ist das ok, wenn die sich aber der Ausbeutungseffizienz durch Nichtstun entziehen, dann droht – per Sanktion durch das Jobcenter – die Todesstrafe … nicht unmittelbar durch Erschießen sondern mittelbar durch Abschneiden von allen Versorgungslinien. Einfach mal die sechste Armee in Stalingrad fragen, was das Abschneiden von allen Versorgungslinien sogar für einen der kampfkräftigsten Verbände der Wehrmacht bedeutete – einzelnen Menschen im superreichen Deutschland geht es da nicht besser.

Herrmann Scheer hatte uns schon 2008 davor gewarnt – aber was nützen die Warnungen Einzelner schon. Im Film „Let´s make Money“ sagt er, was uns die Zukunft bringen wird (zitiert nach: Wikipedia)

„Wenn wir so weiter machen, dann kommen neue Selektionsmechanismen zwischen Staaten, zwischen Rassen, zwischen Religionen, zwischen berechtigten Menschen und unberechtigten, zwischen wertvollen und nicht wertvollen Menschen, dann wird der monetäre Wert des Menschen irgendwann in den Vordergrund geschoben und dann beginnt ein neues Zeitalter der Barbarei. Das ist unausweichlich.“

Wer hätte gedacht, dass es schon 2020 soweit sein wird mit der Barbarei – dank eines kleinen Virus, der – so steht ja augenblicklich zu hoffen – für die meisten Menschen völlig ungefährlich ist? Ja – das erste, was man zur Rettung der Finanzen angekündigt hatte, war: die Rentenerhöhung 2021 zu streichen. Ungeachtet der Tatsache, dass wir Millionen Armutsrentner haben (siehe Tagesschau vom 9. Januar 2020), die die Erhöhung dringend brauchen, um mit den Preissteigerungen mitzuhalten, ungeachtet der Tatsache, dass die Besteuerung der Rente wahrscheinlich verfassungswidrig ist (siehe jura-online), ungeachtet der vielen versicherungsfremden Leistungen, die man der Rentenkasse aufbürdet (siehe Hans-Böckler-Stiftung) greift man wieder in die Taschen jener Menschen, die sich kaum noch wehren können: die Pandemie machts möglich, sind ja eh´ nur Menschen, die bald sterben werden, was wir gerne als gesündesten Vorgang der Welt feiern … jedenfalls, wenn wir noch deutlich unter sechzig sind und uns vor lauter Verblödung gar nicht vorstellen können, jemals zu alt zu werden.

Nun – ich möchte nicht zu jenen gehören, die das Virus benutzen, um sich wichtig zu tun, größte Verschwörungen an die Wand malen, um ihre Klickzahlen bei you-tube zu steigern, alles in Frage stellen, was man nur in Frage stellen kann: ich bin selbst recht froh, in so einer Situation nicht in der Regierungsverantwortung zu sein, denn: die Gefahr, dass man was riesig falsch macht, ist recht groß – und das vor einem Wahljahr. Andererseits – dass weiß man seit Helmut Schmidt – ist so eine Pandemie immer auch eine Chance, sich als Macher zu profilieren, Kompetenz zu beweisen – und das war drigend notwendig. Am 15.6. lag die CDU bei Forsa in den Umfrage bei 24 Prozent, die SPD bei 11 (siehe wahlrecht), da musste dringend was geschehen – wie schön, dass da passend eine Pandemie kam.

Die Pandemie war aber auch aus anderen Gründen dringend notwendig: in der Ärztezeitung vom 18.9.2019 wurde eine deutliche Warnung von WHO und Weltbank veröffentlicht, die die globalen Vorsichtsmaßnahmen gegen Pandemien für völlig unzureichend hielten, unterstützt wurden sie damals in dieser Forderung in Deutschland von einem Herrn Drosten (siehe Ärztezeitung). Unter dem Artikel ist auch eine interessanter Leserbrief einer Marketingexpertin:

„Aber man muss dabei gar nicht verwundert sein, denn für Mediziner ist strategisches Marketing ( der WHO) nicht transparent. Für mich als medizininteressierte MarketingInsiderin, aber wie ein offenes Buch zur Theateraufführung. Zu allerletzt müssen wir uns immer fragen: Wem nutzt es! Und kann es eine Pharma oder Medizinindustrie geben, die auf Profit generiert sein muss und die trotzdem Heilung und nachhaltige Gesundheit anstrebt? Sicher nicht. Das ist ein Widerspruch in sich selbst. Genauso, wie in Produkten absichtlich Sollbruchstellen eingebaut werden (dafür werden extra Ingenieure beschäftigt!!), damit diese nicht ewig halten und zu weiterem Konsum zwingen, weil Reparatur teurer als Neuanschaffung ist.“

Alle scheinen nur auf so eine Tragödie gewartet zu haben, damit die Marketingmaschine anspringen kann.

Für die Politik bedeutete sie dass Ende der Groko-Müdigkeit, für die WHO und die Weltbank den „Ha- wir hatten doch Recht“- Moment und für die Allianz der neoliberalen Menschenschlächter den idealen Moment, eine weitere millionenschwere Bevölkerungsgruppe zur finanziellen Schlachtbank zu führen, ohne dass große gesellschaftliche Verwerfungen zu befürchten gewesen wären: die Rentner.

Nun – über den „Great Reset“ habe ich schon geschrieben (siehe Nachrichtenspiegel), es ist dazu nur eins noch zu ergänzen: was ich damals nicht wusste, war, dass die Gruppe der „Global Shaper“ nicht etwa jetzt erst angesprochen wird, sondern schon seit 2011 an gesellschaftlichen Veränderungen arbeitet (siehe Wikipedia):

„2011 gründete das Forum das weltweite Netzwerk Global Shapers für Menschen zwischen 20 und 30 Jahren, die grosses Potenzial für zukünftige Führungsrollen in der Gesellschaft besitzen. Die Global Shapers Community besteht aus selbstorganisierten lokalen Hubs in Grossstädten. Die Zielsetzung der Aktivitäten und Veranstaltungen der Global Shapers ist, einen positiven Einfluss auf die jeweilige lokale Community zu erzielen. Am 24. Oktober 2020 zählte Global Shapers 437 Hubs und 9646 Shapers in 150 Ländern. In Deutschland ist Global Shapers in Stuttgart, Berlin, Hamburg, München, Köln, Frankfurt, Düsseldorf und Dresden aktiv. In Österreich gibt es einen Hub in Wien, und in der Schweiz existieren Hubs in Zürich, Genf und Bern. Zudem gibt es einen Hub in der Stadt Luxemburg“

Ohne Pandemie würde diese Division des Weltwirtschaftsforums nutzlos in den Städten herumhängen, mit Pandemie jedoch … wird sie voll zum Einsatz kommen, wie es wohl schon seit 2011 angedacht worden war (siehe wef):

„Zu diesem Zweck wird das Weltwirtschaftsforum Tausende junger Menschen in mehr als 400 Städten auf der ganzen Welt (die „Global Shapers Community“) zusammenbringen, die über ein leistungsfähiges virtuelles Hub-Netzwerk mit den führenden Persönlichkeiten in Davos interagieren werden.“

Der Umbau unseres gesellschaftlichen Lebens wird in ganz großem Stil vorgenommen. Wir dürfen da vielleicht ein wenig mitreden – geführt von 11000 jungen Leuten (anfang 2019 waren es übrigens erst 6000 – sie dw, die haben also noch mal richtig aufgestockt), die sich seit 2011 auf diesen Moment vorbereiten. Nur gut, dass Pandemie ist – und wir als Gesellschaft jetzt so zerstritten sind (auch Dank Debatten, die nie zu gewinnen gewesen wären – wie die über die Existenz des Virus an sich oder die Wirksamkeit der Test oder der Masken … die wirklich unwirksam sind, aber das spielt eigentlich keine Rolle).

Genial geplant, umfassend vorbereitet, mit erstklassigem Menschenmaterial besetzt: die Reichen machen sich auf, „ihren“ Planeten vor „uns“ zu retten. Das war schon lange der Plan – und da kam die Pandemie gerade recht. Taktisch wurden viele falsche Fährten gelegt, um die Menschen zu spalten und zu verwirren – wie die permanente Warnung vor der kommenden „Neuen Weltordnung“ – die niemals kommen wird, weil sie schon längst da ist. Was anderes als eine neue Weltregierung stellen die Konferenzen der Reichen und Schönen da, die 2019 in Form des „Google Camp“ abgeschottet auf Sizilien stattfanden? Die Namen der neuen Herren der Welt sind bekannt (siehe FAZ):

Tom Cruise, Bradley Cooper und Johnny Depp, Leonardo DiCaprio und Orlando Bloom. Dazu die Sängerin Katy Perry, die Modedesignerinnen Stella McCartney und Diane Von Fürstenberg, der einstige Fußballprofi Thierry Henry sowie Amazon-Chef Jeff Bezos, Facebook-Chef Mark Zuckerberg und Fiat-Chef John Elkann. Auch Prinz William und seine Frau Kate waren dabei, nicht zu vergessen die künftige Chefin der Europäischen Zentralbank Christine Lagarde. Für das leibliche Wohl sorgte der italienische Starkoch Massimo Bottura. Barack Obama war als Redner für eine Abendveranstaltung fest vorgesehen, musste aber kurzfristig absagen“

Mit Tom Cruise ist auch Scientology ganz oben mit dabei: eine mächtige Sekte, für die der Zusammenbruch der planetaren Zivilgesellschaft gar nicht schnell genug geschehen kann. Und wer würde schon wirklich gegen Kate Perry oder Orlando Bloom Opposition machen wollen – und vor allem: wie sollte man das machen? Und wie Mehrheiten gegen den sympathischen Jonny Depp organisieren? Die Reichen und Schönen regieren schon längst bis in die hintersten Winkel unseres Verstandes hinein – und wer daran Zweifel hat, darf sich ruhig mal mit dem Einfluss von Werbung auf unser ganz persönlichesWertesystem beschäftigen – und wer ist schon so standhaft, sich dem Werbeeinfluss der Medienwelt komplett zu entziehen?

Kurzum: wir haben verloren. Leider. Dem „Wir zahlen nicht für eure Krise“ aus 2010 setzt die Lumpenelite 2020 ein mit süffisantem Lächeln begleitetes „doch“ entgegen, was uns sprachlos bleiben läßt. Millionen kleiner Existenzen werden kaltlächelnd geopfert – aber es ist nun mal eine Wahrheit, dass niemand die Millionen Kleinkünstler braucht (nur weiteres „unwertes Leben“, wo doch die Elite echte Superstars frei Haus liefert).

Und einen Ausblick auf die weiteren Maßnahmen der Zukunft haben wir auch schon – dank Sybille Berg (siehe Spiegel):

„»Die Erlösung, die man dem geliebten Haustier gewährt, sollte man auch dem Menschen gewähren.« Eine brutale Seuche geht um. Ihr Name ist weder Covid noch Corona, sondern Spätkapitalismus.“

An unserer Erlösung arbeiten gerade viele. Und ebenso viele rufen: „Lang leben die Pandemie“.

Und meinen damit die echte Seuche, über die Frau Berg schreibt.



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