Journalismus

Über den Erziehungsauftrag des öffentlich-krächzlichen Rundfunks … und die möglicherweise letzte Europawahl

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Bild: Jürgen Plechinger / Primatum.red

Im öffentlich-krächzlichen Rundfunk wird ja gerade eindringlich davor gewarnt, alternative Fakten zu glauben, die nicht von echten (Qualitäts-)Journalisten stammen. Europawahlen stehen vor der Tür. Wo kämen wir da hin, wenn die Mäusefriedhofsbürger aufgrund alternativer Fakten nicht mehr daran glauben, dass sie unter der Käseglocke der marktradikalen – pardon: ‚marktkonformen‘ meine ich natürlich – Demokratie ohnehin gut und gerne leben?

Also ich für meinen Teil bin da ganz beruhigt. Die öffentlich-rechtlichen Flugabwehrgeschütze wurden ja rechtzeitig in Stellung gebracht und haben alle Aluhut-Ufos, die am transatlantischen Radar aufgetaucht sind, umgehend vom Himmel geholt. Und selbst für den unwahrscheinlichen Fall, dass es ein Ufo der Querfront-Guerilla schaffen sollte, unter dem Radar durchzufliegen und via Darknet am gehacktem Flachbildschirm des tagesschauguckenden SpiegelBildbürgers zu erscheinen, ist vorgesorgt. Sauber gescheitelte ARD-Hauptabendmoderatoren haben die Wehrkraft der Zivilbevölkerung bereits auf Vordermann gebracht – indem sie mit den 9,6 Millionen Tagesschauguckern (Quelle: statista) zur besten Sendezeit mal eben das Bombardieren russischer Truppen durch NATO-Streitkräfte, also den Beginn des dritten Weltkriegs simulieren (siehe RT).

Wenn also die öffentliche Meinung durch ein hochprofessionelles, DIN-ISO-zertifiziertes Netzwerk des „Manufacturing Consent“ in Form gebracht wurde, dann kann man die Bürger auch getrost zur Urne gehen lassen. Da der größte Teil dieser Bürger von öffentlich-krächzlichen Lehrerinnen wie Anja Reschke „erzogen“ wurden, braucht man keine Sorge zu haben, dass allzuviele Kreuzlein an unartiger Stelle gemacht werden. Über das zu erreichende Lernziel für Ihre Schüler, die jeden Abend via Mattscheibe andächtig zu ihrer Volksschullehrerin aufblicken, hat die ARD-Anchorlady ja schon ganz offen gesprochen: Die Bürger bräuchten „Erziehung“ und ihre öffentlich-krächzliche Erziehung solle verhindern, dass die Bürger aufgrund erhaltener Informationen womöglich „nachher den Staat [die Regierung] stürzen“ wollen, denn das sei „nicht im Sinne des Erfinders“ (siehe 3Sat via Youtube).

Laut Peter Sloterdijk ist „der Lügenäther heute so dicht wie zu Zeiten des Kalten Krieges nicht mehr“. Anja Reschke hält da tapfer dagegen: „Haltung zeigen“, heißt das jüngste Buch der adretten Dame. Während andere Autoren, die inmitten des Lügenäthers heute Haltung zeigen, wie etwa Udo Ulfkotte oder Ernst Wolff, die uns auf „Gekaufte Journalisten“, die Hintergründe der „Weltmacht IWF“ oder den drohenden „Finanz-Tsunami“ aufmerksam machen, von Qualitätsverlagen strikt abgelehnt werden und bei bösen Verlagen wie dem Kopp-Verlag Zuflucht suchen müssen (dem einzigen Verlag, der es auch gewagt hat, Brzezinskis geostrategische Blaupause „Die einzige Weltmacht“ herauszugeben), so erscheint Reschkes „Haltung zeigen“ beim renommierten Rowohlt-Verlag. Entsprechende lobende Buchbesprechungen durften in keinem der Leitmedien fehlen.

Das im Netz kolportierte Buchcover, wonach Claas Relotius das Vorwort  zu Reschkes Haltungsbuch geschrieben hat, war natürlich Fake und wurde also solcher von Correctiv, Mimikama & Co. umgehend entlarvt. Aber die Ehre des Vorworts eines mit den höchsten Medienpreisen ausgezeichneten Top-Journalisten wie Relotius hat Reschke ja auch gar nicht mehr notwendig. Ist sie doch bereits selbst Trägerin renommiertester Preise wie dem Axel-Springer-Preis, dem BVKJ-Medienpreises und Journalistin des Jahres 2015. Neben diversen anderen renommierten Medienpreisen und der Rudolf-Diesel-Medaille wurde der haltungsstarken Dame im letzten Jahr auch der Helmut-Frenz-Preis und der Hanns-Joachim-Friedrichs-Preis zuteil. Wobei diese Verleihungen nicht ohne triftige Begründung erfolgten: Den Frenz-Preis gab’s für ihre „mutigen Berichte über gesellschaftliche Themen und Missstände“ und den Friedrichs-Preis für „Toleranz ohne Beliebigkeit und Stehvermögen ohne Sturheit.“ Angesichts solcher Ehrungen kann die ehrenwerte Dame den Relotius-Award, den ihr manche Zeitgenossen gerne zugestehen würden, natürlich leicht verschmähen.

Aufgrund ihrer Unbeirrbarkeit und strammen Haltung wurde Reschke auch viel Verantwortung in die Hände gegeben. Mittlerweile wurde sie zur Leiterin der Abteilung Innenpolitik im Programmbereich Zeitgeschehen/Fernsehen des NDR ernannt, auch in Printmedien wie der ZEIT darf sie das Profil schärfen. Die letzten Zweifel an der Integrität der Dieselmedaillenträgerin werden dann hoffentlich ausgeräumt sein, wenn man erfährt, dass sie sich jahrelang für eine schon ausgestorben geglaubte Berufsspezies engagiert hat: Von 2003 bis 2007 war Reschke Vorstandsmitglied beim Netzwerk Recherche, einer Vereinigung für investigativen Journalismus.

Man versteht es nicht, warum 64% der Amazon-Rezensenten dem Haltungsbuch der ARD-Panorama-Chefin die schlechtmöglichste Bewertung gaben und es als „überflüssig“ und „heuchlerisch“ bezeichnen. Der Leser Michael Werner etwa quittiert das Reschke-Werk „Haltung zeigen“ mit einem Stern und „weiteren Buchempfehlungen von gleicher Bedeutung“:

Martin Schulz – „Wahlen gewinnen“
Sigmar Gabriel – „Kompetenz beweisen“
Sawsan Chebli – „Kluges sagen“
Claudia Roth – „Klar denken“
Wolfgang Schäuble – „Wahrheit sprechen“
Horst Seehofer – „Standhaft sein“
Renate Künast – „Lincoln kennen“
Michel Friedmann – „Paolo pinkeln“
Jean-Claude Juncker – „Nüchtern bleiben“
(Quelle: Amazon)

Bild: Jürgen Plechinger / Primatum.red

Die kritischen Leser haben dabei aber ein noch aufschlussreicheres Buch Reschkes aus dem Jahre 2011 scheinbar übersehen – sein Titel: „Wie Panorama die Republik verändert hat“. Nur ein einziger Rezensent hat es bisher bewertet. Dieser Solo-Rezensent ist aber nicht irgendwer, sondern trägt das blau leuchtende, in Sperrschrift geschriebene Attribut „TOP 1000 REZENSENT“, sozusagen ein Qualitäts-Rezensent für die Qualitäts-Journalistin, ganz wie es sich gehört. Und dieser kommt aus dem Schwärmen über Reschkes Buch gar nicht mehr heraus und ergeht sich in einem Feuerwerk an Superlativen: „Klasse“ finde er es, dass „es mit der meinungsstarken Panorama-Sendung ein Flaggschiff deutscher Pressefreiheit gibt“, deren Wert „nicht hoch genug geschätzt werden kann“. „Begeistert“ sei er angesichts des „streitbaren und manchmal auch fehlerhaften Tuns“ der Reschke, die mit diesem „grandiosen“ Buch eine „absolut überzeugende Zusammenschau“ abgeliefert habe, in der man nun nachlesen könne, „was die Traditionssendung mit ihrer hartnäckigen Nachforschungsarbeit und Darstellungskraft alles getan hat“.

Nein, diese Worte stammen nicht von Anjas Oma, die stolz auf ihr Küken ist und nun anonym eine Schmeichelrezension ins Netz drücken will, sondern von einem Kopf, den Amazon unter acht Milliarden Menschen als „TOP 1000 REZENSENT“ akkreditiert hat, der also wissen muss, was er schreibt. Hat man die „TOP 1000“ Qualitäts-Rezensenten auf seiner Seite, dann kann man das „Pack“, das einen kritisiert, ja getrost weiterschreien lassen.

Und was man mit diesem populistischen „Pack“, das sich nicht von Reschke, Kleber & Co. „erziehen“ lässt, demnächst anzufangen gedenkt, hat Sigmar Gabriel (seines Zeichens Mitglied der Trilateralen Kommission, seit 2011 Mitglied der Atlantik-Brücke und gestern zum Vorsitzenden ebendieser Brücke nominiert / Quelle: Handelsblatt) ja bereits vor einiger Zeit ganz freimütig bekannt: „Das ist wirklich Pack und Mob … und was man da machen muss: Man muss sie einsperren!“

Mancher mag sich wundern, dass solch dunkeldeutsche Gesinnung von unseren Spitzenpolitikern heute ganz unverhohlen ausgedrückt wird, ebenso wie Reschke sich ganz ungeniert zu ihrem öffentlich-krächzlichen Erziehungsauftrag bekennt. Nun, was gibt es da groß zu wundern? – Man hat heute eben nichts mehr zu verbergen, ist ja bereits unter sich und hat alle Schalthebel in der Hand. Mit einem Wort: Wir gehen einer strahlenden Zukunft entgegen. Dem Fortschritt steht jetzt fast nichts mehr im Wege (siehe „Der Führer 4.0 – Er ist schon längst da“).Wenn die dreifache Ausgeburt des Bösen (Putin, Russland und die Gefahr von Rechts) besiegt und damit die drängendsten Probleme des Anthropozäns endlich gelöst sind, dann wird es uns suvfahrende Wohlstandsbürger zwar nur noch im Fotoalbum bzw. als Fettflecken auf der Betonwand geben, aber ein kleines, handverlesenes Grüppchen, von unserer Bundeskanzlerin immer kryptisch als „unsere verlässlichen Freunde“ bezeichnet, wird in seinen patagonischen Atombunkern weiter die Korken knallen lassen. Die dürfen dort dann ihren Sieg feiern. Obwohl sie selbst K.O. zu Boden gegangen sind, werden sie vom Boxringrichter aufgrund ihrer überlegenen Kampftaktik zweifellos zum Sieger nach Punkten gekürt werden.


 

P.S.: Wer den öffentlich-krächzlichen Journalisten nicht traut, der kann die Wahrheit ja bei Wikipedia nachlesen (siehe „Wikipedia oder Wikihausen? – Über das globale Manipulationsnetzwerk einer atheistischen Sekte“).

siehe auch den neuen Youtube-Kanal von Markus Fiedler zur Aufarbeitung des Wikipedia-Sumpfes: Wikihausen



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