(Foto: parkwaechter / nachrichtenspiegel.de / CC BA 4.0)
Ein Bordelltürsteher über das globale Gemetzel der „X-Rated-Adult“-Industrie
Wolf Reiser ist beileibe kein Waisenknabe, sondern hat es selbst faustdick hinter den Ohren. Nicht ohne schelmischem Stolz führt er in seiner Biografie an, wie er als Bordelltürsteher in Genuas Altstadt gearbeitet hat, bevor er – mit dem dort erworbenem Know-How im Rucksack – schließlich bei den deutschen Qualitätsmedien Karriere gemacht hat und heute zu den profiliertesten Autoren des Landes zählt.
Auf political correctness gibt Reiser heute einen feuchten Kehricht. Das macht seine Essays, die er fernab des Mainstreams verfasst, auch so ungewöhnlich erfrischend. Nachdem er schon zuletzt den „Konsensmoloch“ an den Hörnern gepackt hat, wagt er sich mit seinem neuesten Artikel nun an ein noch erbarmungsloseres Monster heran. Im Minotaurus, dem er in den Labyrinthen des „cool-urbanen Gendermorasts“ ins Auge geblickt hat, sieht er den Urheber eines „apokalyptischen Rachefeldzugs an Frauen, Kindern, Minderheiten und natürlich auch den Abermillionen Männern in ihren verschämten Heim-Masturbatorien“. Reiser berichtet über eine von einem Mix aus Hormonspritzen, Crack und Opiaten angetriebene Welt zwischen Hollywoodschaukeln und Infinity-Pools, in der mit nicht enden wollenden Frischfleischmassen ein menschenverachtender Business des „Death and Destruction“ getrieben wird. Inmitten Tausender von Suiziden, Überdosen und sonstiger Kollateralschäden zähle der kalkulierte Tod am Ende der Nutzung eines Menschen zum ganz normalen Produktionsablauf. Ein kleines Streiflicht aus Dantes Inferno 4.0:
„Im schmerzverzerrten Gesicht der jungen Frau der Versuch eines Lächelns. Die eingeschnürten Siliconbrüste ihres tätowierten Körpers sind violett verfärbt. Jemand tritt gegen das rotierende mit Latex überzogene Rundbett. Nun sieht man drei stattliche Penisse in ihrem Anus. Dazu Grunzen, Stöhnen und ein rabiater Metallica-Sound. Grob wird nun der von Schminkspuren versudelte Kopf in ein randvolles Urinal getaucht. Während sie sich erbricht, spritzt das gesichtslose Darsteller-Trio eine Menge Ejakulat über den ermatteten Frauenleib. Während das Display den nächsten Clip ankündigt – noch härter, noch gnadenloser -, leckt sich Busty Foxx die aufgespritzten Lippen und schaut geheimnislos wie ein hypnotisiertes Schlachtvieh ihrem weltweiten Kundenstamm in die Augen.“
Angesichts eskalierender szenischer Brutalität und Vernichtungsevents, gegenüber denen die Folterlust de Sades wie ein Nonnengeburtstag erscheine, frägt sich Reiser, warum das ansonsten perfekt eingespielte Empörungsmanagement von Merkels Messdiener*Innen und Hatespeech-Blockwarten hier nicht greift („Ein jämmerliches Schweigen umflort die sonst so schwatzsüchtigen Moralverkünder der Sorte Roth, Göring, Baerbock, Kühnast“). Stattdessen nimmt man es achselzuckend hin, dass bereits Kinder im zarten Alter von neun Jahren – das statistische Einstiegsalter – mit vorangehend geschilderter Gangbang-Bilderflut abgefüllt werden. Einer ganzen Generation werde dadurch vermittelt, dass „Liebemachen“ an Gewalt und Sadismus gekoppelt ist. Millionen noch gesunder Mädchen und Jungs müssten sich daher heute „mit toxinierten Partnern herumschlagen, deren Festplatten von den eindimensionalen Dramaturgien der X-Rated-Clips geprägt sind“.
Warum man eine solche Intoxikation und damit eine systematische Zerstörung der Menschen und ihrer Beziehungen zulässt – und diesen Overkill durch UN-koordinierte frühkindliche Sexualisierung scheinbar noch bewusst forciert? Reisers Erklärungsansatz geht wohl in die richtige Richtung:
„Wer am Haken des Sex-Sells-Marketings zappelt, wird für alles auf der Welt verführbar sein, für den Kauf von Schnaps, Fernreisen, Autos, Kunstobjekten, für die Wahl von Präsidenten, für eine Regierung Merkel&Maas und vor allem für den Bereich Sex selbst.
(…)
Es gehört zum Drama unseres derzeitigen Tugendregimes, sich in nahezu allen essentiellen Fragen der Gegenwart ohne Standpunkt, ohne Autorität und ohne Wesenskraft durch die Realität zu mogeln.“
Kollektive Sexvertrottelung
Reisers heute veröffentlichter Artikel wird vermutlich verrissen werden. An was soll sich eine in der digitalen Transformation befindliche Gesellschaft, in der viele einfach nur „Gut und Gerne leben“ wollen und große Stücke auf ihre grenzenlose Toleranz halten – laut D.J. Kennedy „die letzte Tugend einer untergehenden Gesellschaft“-, denn dann noch halten (siehe auch „Kulturtod 4.0“)?
Das Schweigen über das tägliche Gemetzel und die Unkenrufe über die Wortwahl des Autors werden aber leider rein gar nichts an den Tatsachen ändern, die Reiser thematisiert. In der Tat ist die kollektive Sexvertrottelung heute unverzichtbarer Teil der transatlantischen Offensive zur Vernichtung noch verbliebener Reste an Kultur, Tradition und menschlicher Solidarität. Dass der ‚rat porn lifestyle‘ nun via Internet bis in die hintersten Winkel des Orients quabbelt, ist nichts anderes als eine billige Brandrodung des kulturellen Regenwalds, durch die der Boden für die Errichtung marktkonformer Plantagen 4.0 bereitet wird.
So, hier dann also der Artikel von Wolf Reiser:
(Warnung: Ministrant*Innen von Merkels Messdienst und Freunde des grenzenlos Guten und Gernen Lebens werden beim Lesen des nachfolgenden Artikels einen hochroten Kopf und Schnappatmung bekommen und sollten sich daher das Handy bereitlegen, falls Sie in den kommenden 10 Minuten einen Notarzt benötigen.)
„Die Pornografisierung als globale Waffe“ (heise.de)
(Bild: Jürgen Plechinger / nachrichtenspiegel.de / CC BA 4.0)