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Der Teufel schläft bekanntlich nicht. Die von Angela Merkel als ihre „verlässlichen Freunde“, von CIA-Analyst Ray McGovern schlichtweg als „Irre“ bezeichneten Falken in Washington leider auch nicht.
Was ist also schon wieder los? Nun, im Nahen Osten nichts Neues, könnte man sagen: Wieder einmal steht ein von islamistischen Terror-Milizen (laut Qualitätsmediensprech: „Rebellen“) besetztes Gebiet kurz vor der Rückeroberung durch die syrischen Regierungstruppen. Nach Ghouta diesmal Idlib, die letzte vom IS / Al-Nusra / Jaish-al-Islam & Co. gehaltene Bastion. Und wieder einmal werden von unseren „verlässlichen Freunden“ alle Register gezogen: Die mediale Propaganda läuft auf Hochtouren, die Weißhelme gehen in Stellung, um Fassbomben Assads zu filmen (das sind jene Bomben vom ganz brachialen, barbarischen Typ, die an ihren Zielen nicht so smart detonieren wie die Tomahawk- und Drohnen-Raketen der westlichen Wertegemeinschaft). Die Terror-Milizen halten indes Zivilisten als Schutzschilde.
Die USA, Frankreich und Großbritannien haben bereits gedroht, im Falle eines Zuschadenkommens solcher Zivilisten durch Giftgas noch härter als das letzte Mal zuzuschlagen – ein Giftgasanschlag wäre somit die letzte Rettung der an die Wand gedrängten Terror-Milizen. Von Seiten syrischer Nachrichtenagenturen wird berichtet, dass bereits ein von dschihadistischen Milizen begleiteter LKW-Konvoi mit Gaszylindern nach Idlib gebracht wurde (Quelle: Syrian Arab News Agency). Nicht nur die schwerbewaffneten Dschihadisten sind in Stellung, auch die „Weißhelme“ sind vor Ort, um zeitnah über Massaker zu berichten, denen die westliche Wertegemeinschaft Einhalt gebieten müsse. Ein in perfektem Englisch twitterndes 6jähriges Mädchen aus Idlib namens Hala, unter dessen 350 Abonnenten sich auch die führendsten Medien der westlichen Welt wie BBC, Huffington Post, Radio Liberty & Co. befinden, darf auch diesmal nicht fehlen (siehe heise). Die Nuklearmächte USA und Russland haben vor Syrien bereits ihre Flottenverbände zusammengezogen und sind auf alle Eventualitäten vorbereitet. Der UN-Gesandte für Syrien, Staffan de Mistura bringt es also auf den Punkt, wenn er vor einem „perfekten Sturm“ spricht, der sich gerade in Idlib heranbilde (Quelle: UN news).
Zuletzt hat nun auch der US Präsident verkündet, dass man ein Töten von Menschen in Idlib keinesfalls zulassen dürfe.
Die Barkeeper des Nowitschok-Nightclub wissen also, was sie jetzt zu tun haben … Den Chlormilchshake, der gerade aus der Lobby Lounge der „Small American Group on Syria“ bestellt wurde, mischen die Boys mittlerweile mit links (den Link zum Bericht eines im Nahen Osten tätigen britischen Söldner-Offiziers, der mit seiner „Agentur“ solche Bestellungen aufnimmt, habe ich gerade nicht zur Hand, kann mich aber noch an eine veröffentlichte Passage aus seinem Mailverkehr erinnern, als er den Auftrag zum Inszenieren eines Giftgas-Anschlags erhalten hat. Seinem Kollegen teilt er mit, dass der Auftrag zwar „ethisch nicht korrekt“ sei, „… but the proposed payment is immense“).
Was soll man also zur aktuellen Situation noch sagen? Soll man wieder an die Kuba-Krise gemahnen und den möglichen Armageddon an die Wand malen? Oder soll man sich einfach entspannt zurücklehnen und sich sein Dosenbier schmecken lassen? Ist ja auch letztes Mal bei der Konfrontation in Ghouta und dem Tomahawk-Angriff auf Damaskus alles gutgegangen, nur haarscharf zwar, aber doch gutgegangen. Der Präsident der Atommacht USA hat dabei der Atommacht Russland zugetwittert: „Mach dich bereit, Russland, unsere Raketen werden kommen!“, obwohl er zuvor selbst davor gewarnt hat, dass „der Syrienkonflikt in einem Dritten Weltkrieg enden wird“ , wenn man mit Russland weiterhin in dieser Weise verfahre (Quelle: Spiegel).
Trump hat sich bei der letzten Konfrontation in Ghouta für die „minimalste der ihm von seinen Militärberatern vorgelegten Interventionsmöglichkeiten“ entschieden, und nicht für eine der womöglich verhängnisvolleren Optionen, die ihm im Oval Office von Sicherheitsberater John Bolton (einer von Ray McGoverns „Irren“) ebenfalls vorgelegt wurden – wir berichteten („Über den Beinahe-Armageddon in Syrien“). Welche Option wird Trump diesmal wählen? Wird er dem Druck der siegesgewohnten „Irren“ im Weißen Haus standhalten können, die auch in Syrien nun „ihren Sieg einfahren“ wollen? Als Geschäftsmann wird Trump nicht von der Hand weisen können, dass die bisherigen milliardenschweren Investitionen der „Small American Group on Syria“ – lt. einem geleakten Washingtoner Geheimprotokoll: USA, Großbritannien, Frankreich, Saudi-Arabien und Jordanien; lt. dem Protokoll solle Deutschland „noch nicht“ in den inneren Zirkel einbezogen werden (A.d.V: sondern beim transatlantischen Vabanque-Spiel vorerst nur als ’nützlicher Idiot‘ dienen) in den Umsturz Syriens samt ressourcenintensivem Aufbau von „Rebellen“ doch nicht umsonst gewesen sein können? Oder wenn Trump zwar den „Irren“ gegenüber hart bleibt, dann aber doch emotional weich wird, weil das herzzerreißend-twitternde Mädchen Hala von den oscargekrönten Weißhelmen kamerawirksam nur noch tot aus den Trümmern geborgen werden kann? – Sich Hala zuvor aber noch mit einem direkten Brief an den US Präsidenten wendet so wie zuletzt schon das siebenjährige Twitter-Mädchen Bana in Aleppo?
Auch wenn viele jetzt abschalten und sich lieber fürs Oktoberfest warmlaufen wollen, die Weltlage bleibt leider knifflig bzw. wie es Willy Wimmer zuletzt formuliert hat: „brandgefährlich“. Die globalpolitischen Renditeerwartungen der treibenden Akteure sind nämlich durchaus explosiver als die gerade von der türkischen Grenze herangekarrten Chlorgaskanister der Dschihadisten.
Ein Witz ist bei der ganzen Sache nur, dass wir fernsehende „Geiz ist geil“-Bürger nicht auch ein Stück von der Schaumparty abhaben können. Man kann doch an der Börse mittlerweile bei Allem mitpartizipieren, sogar am Bombengeschäft unserer Rüstungsindustrie. Man darf auf alles wetten, nicht nur auf Abstürze von Unternehmen, Währungen und Ländern, sondern auch auf die Abstürze bzw. Preisanstiege von Weizen und Reis, was ganze Völkerschaften ins Elend stürzen kann. Mit Warren Buffets „Massenvernichtungswaffen“ im Finanzcasino heute kein Problem. Wenn man es clever anstellt, kann man auch als Privatinvestor (von lat. privare = berauben) richtig absahnen. Warum gibt es also nicht die Möglichkeit, auch auf den Angriff auf Syrien zu wetten? Der Rubel – pardon: der Dollar natürlich – könnte so richtig ins Rollen kommen, wenn man solche Syrien-Wetten zuließe: Wann schlägt die „Small American Group on Syria“ auf Assad los? Morgen? Übermorgen? Oder verkneifen sich die Dunkelmänner des militärisch-industriellen Komplexes womöglich den vernichtenden Schlag, nach dem sie so sehr geifern? Vielleicht sind sie ja zum Schluss gekommen, dass es in ihren patagonischen Atombunkern, in die sie sich nach einem Flächenbrand mit Russland verkriechen müssten, doch nicht so lustig ist? Also wenn ich so ein Carlyle-Lobster wäre, mir wäre ehrlich gesagt auch mulmig zumute, mir vorzustellen, dass ich meine Atemluft in so einem Atombunkerloch fortan nur noch mit psychopathisch und/oder pädophil veranlagten Kollegen austauschen müsste und keinen Zugang mehr zu gesunden Menschen hätte. Wer weiß, womöglich sind die ehrenwerten grauen Herrschaften, die unsere Kanzlerin immer kryptisch als ihre „verlässlichen Freunde“ bezeichnet, sogar kannibalisch veranlagt?
Aber so what, was juckt das den Privatinvestor und was kümmert mich das Morgen? Ich will jetzt ein schmuckes Smart-Home mit einem SUV und einem Hund davor. Also: Was soll das Ganze? Haben wir nun totale Freiheit der Märkte und eine marktkonforme Demokratie oder nicht? Was ist denn das für ein Saftladen? Schön langsam kommen mir wirklich meine Zweifel am „Wir Affen daff!“ der Kanzlerin.