Angela Merkel / Freddy Krueger
(Flickr-European People’s Party-CC BY 2.0 / Wikimedia-Pat Loika-CC BY 2.0)
„Eins, zwei – Freddy kommt vorbei.
Drei, vier – er steht vor deiner Tür.
Fünf, sechs – nimm dein Kruzifix
/ jetzt holt dich gleich die Hex‘.
Sieben, acht – schlaf nicht ein bei Nacht.
Neun, zehn – du sollst nicht schlafen gehn!“
(aus: Nightmare, „Das Lied vom bösen, schwarzen Mann“)
Die meisten sind wohl der Meinung, dass das von Merkel und Macron zum „Schicksalsjahr für Europa“ ausgerufene Jahr 2018 ein Jahr wird wie jedes andere zuvor, in dem der marktkonforme Bürger wie gewohnt zur Arbeit geht, abends den Flachbildschirm einschaltet, im täglichen Rat Race die üblichen Zumutungen hinnimmt, aber in gewohnter Manier eben „noch das Beste daraus macht“. Dass die schier endlosen Bockbierströme versiegen und demnächst Schluss mit Lustig sein könnte, ist angesichts der auf Hochtouren brummenden Wirtschaft und des auf Hochglanz polierten Entertainmentangebots kaum vorstellbar.
Wenn sogar in regierungsnahen Leitmedien wie dem Spiegel kurz vor der Jahreswende festgestellt wird, dass unser System „zutiefst krank, unmoralisch und unanständig“ sei und Jakob Augstein „unter dem Glanz die moralische Verrottung“ verortet, dann nimmt der fernsehende SpiegelBildleser dies beiläufig zur Kenntnis, bevor er weiter zum Sportteil und in das SUV-Special blättert. Warum sollte unsere dicke Eiche ausgerechnet jetzt umfallen, wo doch schon seit Jahren unablässig an ihr gesägt wird und sich unsere Ohren an das Jaulen der Kettensäge und an das Krachen herunterfallender Äste gewöhnt haben?
Nun, in der Tat haben wir den Dichtern und Denkern unseres Landes viel zu verdanken. Es hat erstaunlich lange gedauert, bis die Substanz, die sie unserer Kultur gespendet haben, wirklich restlos aufgezehrt war, und dies trotz hemmungslosem Raubbau am moralischen Fundament unserer Gesellschaft. Nun ist es aber soweit: Nach 12 Jahren „Lethargokratie“ (P. Sloterdijk) und nacktem Nihilismus naht das 13. Jahr der Ägide Merkel heran. Kenner der Filmreihen „Freitag der 13.“ und „Nightmare“ wissen, was die Zahl 13 am Kalender bedeutet: Freddy Krueger kommt und rechnet ab.
Der transatlantische Dunkelmann mit der scharfgezahnten Kralle kommt keinesfalls überraschend. Als marktkonformer „Fair Play“-Typ neoliberalen Zuschnitts hat er uns zuvor von allen Seiten ausgiebig mit Powerpoint-Folien beworben, uns aus allen Leitmedien und Flachbildschirmen angegrinst und jedem, der Augen hat zum Sehen, gezeigt, was er in seinem Bauchladen anzubieten hat. Zuletzt vor der Bundestagswahl hat er uns sogar explizit gefragt: „Wollt ihr wirklich, dass ich komme?“ – Die Ausrede, dass wir den Dunkelmann ja gar nicht eingeladen haben, werden wir also nicht haben.
Während nach der Jahreswende das Böllern und Korkenknallen gerade verebbt ist, ahnen im Zuge der frisch frisierten Wirtschaftsprognosen fürs kommende Jahr die wenigsten, welche Detonationen und Implosionen dieses Jahr auf uns warten. Denn während wir gerade dabei sind, das Konfetti zusammenzukehren und unseren Rausch auszuschlafen, ist Freddy Krueger bereits aus seinem transatlantischen B20-Jumbo abgesprungen und segelt in Tarnkleidung und nachtschwarzem Fallschirm nun hämisch grinsend auf jenes Land zu, in dem sogar bankrotte Immobilienmakler unter der Brücke der festen Überzeugung sind, dass sie hier immer noch gut und gerne leben und besonders schlaue Kerlchen sind (siehe facebook).
Zurück aber zu Freddy Krueger und Angela Merkel. Was sich in unserer technikverliebten Wohlstandskrankheitsgesellschaft wahrlich niemand nachsagen lassen kann, ist mangelnder Fortschritt. Nichts darf bleiben wie es ist, wenn es nicht schon morgen weggeschmissen werden will. Alles muss sich dem alternativlosen Innovationsdruck des Marktes fügen und smarter werden als es gestern war. Sogar Freddy Krueger war nach der Intention der Drehbuchschreiber zuerst nur als „stilles, mordendes Monster“ ohne nennenswerte Persönlichkeitsmerkmale intendiert, hat dann jedoch im Laufe der Serie einen gewissen sarkastischen Humor entwickelt, der schließlich zu seinem Markenzeichen wurde.
Auch Angela Merkel hat bewiesen, dass sie Freddy Krueger diesbezüglich in nichts nachsteht. Während sie noch lange Zeit als „Frau ohne Eigenschaften“ mit pastös-dumpfem Charisma angesehen wurde, so hat die Pastorentochter zuletzt am Berliner Kirchtag unter Beweis gestellt, dass sie auch mit Drohnenkönigen wie Barrack Obama auf höchstem politischem Niveau über die Macht feixen kann. Auf den Hinweis des Ratsvorsitzenden der Evangelischen Kirche, dass mit Obama der „lange Zeit mächtigste Mann der Welt“ neben ihm sitze, antwortete Merkel schlagfertig, dass es zunächst einmal sie selbst sei, die neben dem Kirchenfürsten sitze. Vom Forbes-Magazin 2017 zum siebenten Mal in Folge zur „mächtigsten Frau der Welt“ gekürt, ist sie ja trotz des von Sloterdijk diagnostizierten inneren Hohlraums kein Fliegengewicht. Auch der dumpf-gläserne Blick Merkels hat sich im Laufe der Zeit gewandelt. Zwischen den gewohnten Lethargiephasen blitzt an ihren Augen neuerdings auch immer wieder ein abgefeimtes, listiges Funkeln auf, das bezeugt, dass hinter der scheinbaren Willfährigkeit und Resignation doch auch eine gewisse Lust an der Macht und womöglich sogar Lust am Angriff wohnt.
Foto: White House/Public domain
Wohin die unerwartete Angriffslust der Rautenkanzlerin führen kann (erstmals seit dem zweiten Weltkrieg liegen wieder deutsche Panzer unmittelbar an der russischen Grenze und üben mit unseren von jenseits des Atlantik angereisten „verlässlichen Freunden“ atomare Erstschlagsszenarien), hat NATO-Oberstleutleutnant Steven Gventer bereits verkündet: „Wir sind bereit tödlich zu werden“. Ebenso unmissverständlich hat Kreml-Berater Sergej Karaganow bereits erklärt, was eine Eskalation im momentanen NATO-Säbelrasseln für Deutschland bedeuten würde: Die Atommacht Russland wäre nicht bereit, jemals wieder auf eigenem Territorium zu kämpfen, sondern würde das Schlamerkelland in solchem Falle einfach per Knopfdruck verdampfen (siehe Interview in Spiegel).
Doch auch wenn uns das Schicksal, aufgrund eines technischen Gebrechens oder aufgrund irrationalen Handelns eines Militärbediensteten verdampft zu werden, erspart bleibt, bewahrt uns dies nicht vor dem Schicksal, das uns die Rautenkönigin bereitet hat. Während der scheinbaren Wohlstandsjahre der Ägide Merkel wurden bereits alle notwendigen Maßnahmen in die Wege geleitet, um das Land der Dichter und Denker von fachkundigen Masseverwaltern abzuwickeln und dem alternativlosen Fortschritt bzw. der transatlantischen Endlösung der Vernunftfrage (siehe „Die Glyphosat-Kanzlerin und die Große Depression“) den Weg zu ebnen.
Dasjenige, was die Kanzlerin als alternativloses Glaubensbekenntnis unablässig gepredigt hat, wird nun in den absoluten Mittelpunkt rücken: der reine Nutzwert und damit die Ausschlachtung noch verbliebener Umwelt- und Humanressourcen. Was durch Restbestände humanitärer Werte bisher abgemildert wurde, wird also jetzt schlagend werden und uns an die Wand drücken. Nicht nur in wirtschaftlicher Hinsicht, sondern auch in den Partnerschaften. Ebenso wie im gesamtgesellschaftlichen Diskurs ist daher auch im Persönlichen und in Beziehungsangelegenheiten mit einer verstärkten Tendenz zu Zersplitterung und Konflikten zu rechnen, die den Menschen ihr Fundament rauben möchte. Man hält den Druck der unerträglich gewordenen soziopolitischen Atmosphäre nicht mehr aus und beginnt am falschen Platz zu streiten: mit seinem Nächsten, denn der ist immerhin greifbar, während das eigentliche Übel ungreifbar ist.
Durch eine omnipräsente Werbe- und Medienmaschinerie (siehe „Mercedes neue „Grow up“-Kampagne und Chomskys Dressur zu Habsucht, Passivität und Unterwerfung“) wird dem zunehmend erschöpften Menschen suggeriert, dass er sich durch einen hedonistischen Lebensstil mit emotionalen Kicks wieder ein bisschen vitaler fühlen und seine Erniedrigung an einem rein funktionalisierten Arbeitsplatz kompensieren kann. Wer diesen Lifestyle-Suggestionen unreflektiert folgt, wird jedoch bemerken, dass die Erschöpfung, die er überwinden wollte, nach jedem einzelnen Kick nur noch größer wird als zuvor und er sich damit sukzessive auf ein Level sub zero befördert (siehe „Duchless – Seelenkalt“).
Das Jahr hat bereits unter schlechten Vorzeichen begonnen: China weigert sich, weiterhin den von uns ausgeführten Plastikmüll zu übernehmen, sodass Europa nun ein gewaltiges Müllproblem hat (siehe Süddeutsche). Aber nicht nur der Plastikmüll wird ab nun auf uns selbst zurückfallen, auch andere Altlasten und verstrahlter Sondermüll unserer Außenpolitik werden uns um die Ohren fliegen. Diejenige kleinkrämerische „Austeritäts“-Politik, die scheinbar den größten Vorteil für das eigene Land proklamieren wollte, während der Rest Europas und der Welt ruhig vor die Hunde gehen konnte (gemäß der von Werner Rügemer verbalisierten Merkel’schen Devise: „Mir geht es gut, sonst ist mir alles scheißegal“), wird sich nun als allergrößter Nachteil herausstellen und in Form eines überdimensionalen Bumerangs auf uns zurückschlagen. Wir werden von Glück reden können, wenn uns dieser Bumerang nicht köpft, sondern uns nur eine heftige Blessur einbringt. Zu Boden werfen wird er uns allerdings unweigerlich. Denn der Zeitpunkt, an dem Deutschland noch die Kurve hätte kriegen könnte, ist bereits überschritten und das Land wird nach 12 Jahren Blinde-Kuh-Spiel und listiger Trickbetrügerei nun einem Schicksal entgegengehen, das sich niemand, der täglich Tagesschau und Heidi Klums Grinsekatzenshow guckt, hätte ausmalen können.
Judgement Day
„Alle können’s sehen, aber alle schauen weg,
und der Dunkelmann kommt aus seinem Versteck …“
(Reinhard Mey, Das Narrenschiff)
Von welchen äußeren Erschütterungen das Jahr begleitet sein wird, lässt sich nicht vorhersagen, jedoch wird die psychische Situation dramatisch kulminieren, da die schwarzen Wolken der marktkonformen Lügen-/Manipulationsmaschinerie nun ein Stadium solch extremer Ballung erreicht haben, dass sie unmittelbar vorm Abregnen stehen.
Nach 12 Jahren Regentschaft durch die „Hohlraumfigur“ Merkel [(c) P. Sloterdijk] hat Deutschland nun einen derartigen Grad an lethargischer Zersetzung erreicht, dass das Grauen im kommenden Jahr den Deckel vom Gutgehts-Topf abheben und auf das ganze Land überquabbeln wird.
Was die Ursache des unvermittelten Breakdowns ist? Nun, wer beim Zugucken der unsäglichen Bundespressekonferenzen und dgl. meint, dass Lüge eben nur Lüge sei, der irrt leider ganz gewaltig. Lüge, besonders wenn sie systematisch und auf höchster politischer Ebene betrieben wird, bildet einen erstickenden schwarzen Teppich, der uns mit der Zeit von jeglichem Sonnenlicht abschirmt, die gesamtgesellschaftliche Atmosphäre determiniert und alle zivilisatorischen Errungenschaften in sich zu verschlingen droht. Der kurzfristige Vorteil, den man sich mit der Lüge zu verschaffen vermeint, rächt sich also durch eine hundertfache Erschwernis, die uns sogar Kopf und Kragen kosten könnte.
Jede Lüge ist des Weiteren wie eine Tasse Gift, die man in den Brunnen leert, aus dem wir alle trinken. Zu meinen, dass man Worte beliebig missbrauchen könne, um desaströse ökonomische oder geostrategische Machenschaften zu verschleiern, ist ein folgenschwerer Irrtum, dessen sich der ehemalige UN-Generalsekretär Dag Hammarskjöld noch bewusst war: „Achtung vor dem Wort ist die erste Forderung in der Disziplin, durch welche der Mensch zur Reife finden kann (…) Das Wort missbrauchen, heißt die Menschen verachten. Das unterminiert die Brücken und vergiftet die Quellen. So führt es uns rückwärts auf der Menschwerdung langem Weg.“ (aus: Dag Hammarskjöld, „Zeichen am Weg“, Pattloch Verlag, S.99 )
Wenn der SPD-Bundesvize Ralf Stegner den politischen Erfolg Merkels auf dem durchgängigen Grundsatz: „Alles ist richtig, auch das Gegenteil“ begründet sieht (siehe Handelsblatt), dann darf sich nun jeder selbst ausrechnen, worauf dieser Erfolg wirklich gründet und wie es nach 12 Jahren „Alles ist richtig, auch das Gegenteil“ nun um unsere Brücken und unsere Quellen bestellt ist – und wie weit wir rückwärts geführt wurden.
folgt: „Nightmare 2018 – Teil 2: Was uns im kommenden Jahr erwartet und wie wir den Shitstorm überstehen können“
Vorneweg: Ohne jetzt unnötig Gänsehaut erzeugen zu wollen, aber das Übergossenwerden mit dem zähschwarzen Schlagregen, der 2018 abgeht, wird Depressionen und Angstzustände exponentiell ansteigen lassen. Um diesen Regen zu überstehen, tut man gut daran, die Ursache der demnächst kulminierenden psychischen Beschwernisse nicht bei sich selbst zu suchen (wozu insbesondere Menschen mit gutem Willen tendieren), sondern sich schlicht zu sagen: Das ist einfach der von außen kommende transatlantische Fäkalienregen, der uns nun durchnässt bis auf die Knochen. Es wird lausig werden … ein echte Härteprobe, wie sie unsere Wohlschandsgesellschaft noch nicht erlebt hat… – und dennoch: vielleicht die einzige Chance, um uns vom reinen Wahnsinn zu kurieren, den man uns zur Normalität erklärt hat … und dann mit ganz neuen Voraussetzungen und Motiven in die Zukunft zu gehen.
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Nachsatz: Wieso sich ein Parkwächter, der eigentlich mit den Niederungen des Daseins und dem Säubern städtischer Liegewiesen von Hundewürsten betraut ist, in die Vogelperspektive aufschwingt und die Großwetterlage prognostizieren kann? Woher hat er die Daten, die ihn mitten im Allzeithoch von DAX und Dow Jones zu dieser vermessenen Jahresvorhersage berechtigen? – Nun, ich kann versichern, dass sie nicht bloß aus meinem flauen Bauchgefühl oder einem Hang zu Negativismus kommen (ich bin eigentlich eine naive Frohnatur und ein notorischer Zweckoptimist), sondern aus Quellen mit Hand und Fuß. Der Parkwächter hat aus alten Studentenzeiten immer noch einen Draht zu diesen Quellen, die über ein globales Satellitennetzwerk und umfassende seismologische Frühwarnsysteme verfügen, die für dpa und Reuters aus guten Gründen nicht verfügbar sind, deren Prognosen sich bisher jedoch ausnahmslos als Volltreffer erwiesen haben. Damit diese Quellen weiter sprudeln, möchte sie der Parkwächter auch nicht unnötig dem Licht der Öffentlichkeit preisgeben. So kann man seinen Worten denn nun glauben oder auch nicht … aber ist das bei unseren DIN-ISO zertifizierten Leitmedien nicht auch so?