Karfreitag, 14.4.2017. Eifel. Ostern. Endlich mal Zeit für ein paar besinnliche Gedanken jenseits der Belästigungen des Alltags. Wir haben Ostern mit einem Riesenfeuer im Hof gefeiert: zwei alte Autos ohne Batterien gingen zeitgleich in Flammen auf, standen weit auseinander. Auch Polizei und Kripo waren da – um 2 Uhr morgens. Ja – da gibt es einen Verdacht … geht um Eigentum. Das hat mich etwas vor trüben Gedanken abgelenkt: in einem nahen Dorf wird bald ein großes altes Haus abgerissen, eine alte Schule, die momentan fünf armen Familien Obdach gibt – drei behinderte Kinder werden ihr Heim verlieren. Ein großer Baustoffhandel hat das Gebäude erworben, will – mutmaßlich – den alten Konkurrenzkampf zweier Baumärkte hier vor Ort weiterführen, von denen einer extra fort gezogen ist, um den Krieg zu beenden – genau in dieses Dorf. Die armen Familien werden ein Jahr vor Abriss informiert – und müssen sich dann auf dem Mietermarkt beweisen, für den sich ganz schlecht ausgestattet sind. Dank Amt, Regierung und Presse stehen arme Menschen in diesem Land auf einem Level mit den Vogelfreien des Mittelalters, gelten als Staats- und Gesellschaftsfeinde und nutzlose, räuberische Existenzen, die nur vom Geld anderer überleben … als hätte sich auch nur einer die Armut selbst ausgesucht. Nun – sie gilt wohl als Strafe Gottes, wobei wir wieder bei Ostern sind.
Was war eigentlich nochmal der Grund für Ostern? Nun: der Sohn Gottes wurde vom römischen Imperium verhaftet, gefoltert und hingerichtet, so die Legende, die gerade bezweifelt wird: in einem vor ein paar Jahren gefundenen Bibelfragment – dem Evangelium des Barnabas – steht geschrieben, dass Christus gar nicht am Kreuz starb (siehe sott.net). Passt zu den Berichten, dass man sein Grab in Kaschmir (Indien) finden kann – wenn man will. Wäre natürlich ein Riesenschock für die Weltreligionen, sollte das wahr sein: Ostern, das Fest der Auferstehung wäre in Gefahr! Ja: kein Tod, keine Auferstehung. Und: keine Kreuze mit Leichen dran, die zum Sinnbild der christlichen Religion geworden sind. Überall sind sie inzwischen auf der Welt zu finden und vermitteln dem bloßen, theologisch ungeschulten Auge eine deutliche Botschaft:
„Sehet her: so groß ist die Macht der Mächte und Gewalten der Welt, dass sie selbst Gottes Sohn ans Kreuz nageln können! Fürchtet uns!“
Merken Sie die Parallele zu der Geschichte in meinem Nachbardorf? Nun: hätte Jesus gesiegt, würden wir solche Erscheinungen in der Alltagswelt nicht mehr wahrnehmen: Milde, Güte und Barmherzigkeit würden unseren Alltag prägen: jede Not hätte ein Ende. Es wäre aber dann zu wenig Geld für gesellschaftliche Krebswucherungen vorhanden – sprich: für Reichtum. Und unseren Krebs wollen wir ja behalten, wie nennen ihn liebevoll Kapitalismus und kümmern uns gar nicht mehr um seine Wirkungen, die dazu führen, dass wir mehr arbeiten als die Neandertaler – mehr als doppelt soviel, ja, denke, wir kommen sogar auf das Dreifache, wenn wir Einkaufen und Hausarbeit noch dazu rechnen. Ein toller Anstieg der Lebensqualität, oder?
Haben Sie sich schon mal überlegt, wie man unsere Zivilisation der Gegenwart so in 5 Millionen Jahren betrachten wird? Welches Bild man sich von uns machen wird? Ja: es werden wahrscheinlich Bilder sein. Bilder vermitteln in kürzester Zeit mehr Sachverhalte als Worte es können, darum sprechen Religionen so gerne in Bildern – die man nie wörtlich nehmen darf, weil man damit den Sinn des Bildes nicht verstanden hat. Darum verstehen einseitig naturwissenschaftlich gebildete Menschen auch die Religion nicht: sie übersetzen die Welt in Zahlen (im Prinzip: eine eigene Form von Sprache, die die Weltsicht auf Mengen reduziert und für Qualitäten keinen Blick hat) und erhoffen sich davon die Erlösung, gebracht hat uns das Auschwitz, Hiroshima und Monsanto. Ja – diese „Wissenschaftler“: sie sind in ihrer degenerierteren Form die Gesinnungspolizei des Kapitalismus, denn diese Seuche braucht ihre eigenen Dogmen, sonst funktioniert sie nicht. Ganz wichtig ist, dass ihre Religion des dogmatischen Materialismus (aus philosophischer Sicht eine perfekte Kopie des mittelalterlichen Katholizismus) allgemein verbreitet wird: die ist sie so gnadenlos wie alle monotheistischen Religionen – nur ihr Gott ist ein anderer: an Stelle des guten, lieben Schöpfergottes tritt ein wahnsinniger, gnaden- und geistloser Idiotengott, dessen irrwitzige Gelüste aus purem Schlamm lebende Wesen erschafft, um sich an ihrem sinnlosen Leiden mit praller sadistischer Lust bis zu ihrem Tode zu ergötzen: das beste, was man dagegen tun kann, ist: ein Haus kaufen und es nie wieder verlassen, bis das der Tod einen scheidet.
Und mal ehrlich: so leben wir doch alle. Aus lauter Langeweile füllen wir dann die Häuser mit unnützen Dingen auf, die uns eine Zeitlang von der Öde, von der Leere, von der Wüstenei unseres eigenen Lebens abhalten. Ich habe dazu eine interessante Sicht in einem Buch gefunden, dass mutmaßlich die Sicht der Aborigines auf das Leben darstellt:
„Das Leben bedeutet für dieses Volk Bewegung, Fortschritt und Veränderung. Sie sprechen von lebender und nichtlebender Zeit. Die Menschen leben nicht, wenn sie wütend, traurig, voller Selbstmitleid oder Angst sind. Atmen allein bedeutet noch nicht, dass man lebt. Es ist nur ein Zeichen für die anderen, welcher Körper beerdigt werden kann und welcher nicht!“ (aus: Marlo Morgan, Traumfänger, Goldmann 1995, Seite 172-173)
Eine verblüffend ähnliche Sicht fand ich mal bei der Todesforscherin Kübler-Ross: einfach nur Atmen und Konsumieren ist am Ende des Lebens vielen zu wenig gewesen. Leider kann man die Uhr nicht zurückstellen und ein anderes Leben wählen, dass nicht völlig dem blinden Idiotengott Kapitalismus dient.
Seien Sie ehrlich: Sie denken doch jetzt sicher wieder, dass wir uns dem „Opium fürs Volk“ – der Religiösität – nähern, oder? Keine Sorge, wir bleiben beim Kapitalismus: aber wir müssen ihn verstehen, um ihn überwinden zu können und ihn in die finsteren Abgründe zurückzuschicken, aus denen er kroch. Ach ja: „Opium fürs Volk“ … wer mal richtig Schmerzen hatte, der weiß, wie gut und hilfreich jede Form von Opium sein kann: ein Segen für die Menschheit, dieser Stoff. Man braucht aber schon Schmerzen, um ihn schätzen zu können – und die sind vielfältig bei denen, die sich nicht von aller Last freikaufen können.
Wir brauchen dieses kleinen Schlenker auch nur, um die religiöse Dimension des Kapitalismus aufzuzeigen, ein Kult, der – wie alle anderen Kulte auch – seine Päpste, Bischöfe und Priester mit all jenem ausstattet, was man den anderen Menschen gnadenlos nimmt. Es ist ein primitiver, blinder Glaube, der die Welt beherrscht und sie in den Untergang treibt: der glaube, dass der „Markt“ eine unsichtbare Hand hat, die alles gut werden läßt. Würden wir im medizinischen Bereich so denken, wären wir über „dreimal pusten und alles ist wieder gut“ nie hinausgekommen. Und weil er ein religiöser Kult ist, haben seine religösen Eiferer auch solche Probleme mit anderen Religionen: auch für ihn gilt: du sollst keine Götter neben mir haben, nicht Christentum, nicht Islam, nicht Judentum, nicht Hinduismus, Shintoismus oder isländischen Elfenglauben, sondern nur den blinden Idiotengott des Urschlamms und seine nihilisten Priester, die in Auschwitz und Hiroshima ihre größten Triumphe feierten. Ja: der Kapitalismus forderst systematisch Menschenopfer: alle Minderleister, die vom Staat nur noch durchgefüttert werden, müssen irgendwann entsorgt werden, weil der Renditehunger der Kapitalfürsten nie erlöscht, Geld aber endlich ist.
Wissen Sie, dass es bis heute noch nicht eine wirtschaftliche Prognose für die Zukunft gab, die stimmte? Trotzdem plappern die Experten ohne Unterlass: um uns vor Langeweile zu bewahren, schätze ich mal, denn großen Sinn gibt das alles nicht. Schauen Sie doch mal die Meinungen zum Thema „Brexit“ an: kein Mensch kann uns sagen, was denn dort jetzt auf uns und unsere britischen Brüder wartet: die Märkte selbst sind „zerstritten“ (siehe FAZ). Und diese zerstrittenen Märkte mit ihren geistlosen Professoren wollen wir die gerechte Verteilung der Güter dieser Welt anvertrauen? Doch um gerechte Verteilung geht es ja gar nicht: es geht um fressen und gefressen werden: gerade frisst Amazon ganze Einkaufszentren … und überraschend stehen wir schon wieder vor einer neuen Immobilienkrise (siehe Managermagazin):
„Amerikas gigantische Shopping-Malls sind legendär. Doch sie sind immer öfter gähnend leer. Flächendeckend bricht deshalb das Finanzierungsmodell für Einkaufszentren zusammen – Investoren bleiben vielfach auf Schrotthypotheken sitzen.“
Schrotthypotheken: auch so ein Produkt des viel gelobten Kapitalismus. Und wie oft verspekulieren sich die großen Päpste des Kapitalismus, die unfehlbaren Siegelbewahrer: die letzte Fehlspekulation bringt jetzt die Marke Jack Wolfskin in die Hände von Hedgefonds (siehe Handelsblatt), die keine Ahnung davon haben, wie man Kleidung produziert und verkauft. Aber von der Ausschlachtung gut laufender Firmen: da haben sie eine Menge Ahnung von. Mir wird ein wenig schwummerig bei dem Gedanken, was wohl in Europa passieren wird, wenn die Hedgefonds die Nahrungsmittelversorgung nicht mehr als rentabel genug bewerten. Nur fünf große Konzerne haben 90 Prozent der Nahrungsmittelversorgung in der Hand (siehe supermarktmacht): machen die lieber in anderen Geschäften Gewinn (z.B. durch Finanzspekulationen), dann wird Essen in Deutschland ein Luxus, den sich viele nicht mehr leisten können.
Was macht der Kapitalismus eigentlich aus uns Menschen? Nun: eine Ware, die gehandelt werden kann. Stichwort hierzu: Arbeitsmarkt. Für Ihre erfolgreiche Vermarktung sind die selbst verantwortlich, auf den Sklavenmärkten der Vergangenheit konnte man sich wenigstens noch erlauben, ein doofes Gesicht zu machen: heute müssen sich alle aufpudern, um vermarktbar zu sein und ständig das strahlendste Lächeln zu produzieren: die Versklavung des Menschen hat sein Innenleben erreicht. Ja – man kann die Degeneration der humanen Gesellschaft überall beobachten: auch im Liebesleben hat das kapitalistische Prinzip Einzug gehalten (siehe Profil)
„Tinder (zu Deutsch: Zunder) revitalisiert mit der Perfektionierung des zwischengeschlechtlichen Pragmatismus auch das Prinzip eines brutalen Darwinismus. Denn es geht im Grunde nur um Äußerlichkeiten und das Motto „survival of the fittest“.“
Der Kapitalismus hat ein zutiefst faschistisches Element, mit dem es untrennbar verbunden ist: der Sozialdarwinismus, welcher wiederum das Rückgrat des dogmatischen Materialismus ist: der blinde Glaube an lebensunwertes Leben, dass ausgemerzt gehört. Verstehen Sie langsam, weshalb der ans Kreuz genagelte Christus fürs Gemüt genau diese Botschaft verbreitet: wer Nächstenliebe als obersten Wert predigt, wird öffentlich hingerichtet! Das glauben Sie nicht? Was geschieht denn mit Firmen, die sich am Markt nicht behaupten können? Was ist denn überhaupt der Sinn von den modernen Märkten (die sich selbst immer wieder mit den Bildern der alten Märkte der Vorzeit schmücken, mit denen sie gar nichts mehr zu tun haben)? Die Verdrängung der Konkurrenz, der beständige Wirtschaftskrieg aller gegen alle ohne Rücksicht auf Verluste.
Wissen Sie, wie viele Oper der laufende Weltkrieg des Kapitalismus im letzen Jahr gekostet hat? 54 Millionen Menschenleben . Ja: Herr Ziegler spricht von einem laufenden dritten Weltkrieg – und zwar mit deutlichen Worten(siehe Jean Ziegler im businessinsider via yahoo):
„Für Ziegler steht fest: Schuld daran ist eine „Weltdiktatur des globalisierten Finanzkapitals“. Er kritisiert, dass die 500 größten Konzerne der Welt 52,8 Prozent des Weltbruttosozialproduktes kontrollieren würden. Das System der USA sei eine Oligarchie, Milliardäre seien dort direkt an der Macht, erklärt Ziegler.
Nach „200 Jahren Konkurrenz, Marktwillkür und Monopolisierung von Macht“ sieht Ziegler den Kapitalismus nicht als reformierbar. Der Soziologe prangert an, dass die Ungleichheit der Vermögen keine Konsequenzen hätte.“
Ja: so wie Deutschland einst dem Faschismus zum Opfer fiel, hat der dunkle Kult des Kapitalismus sich in den USA die Herrschaft über Atomwaffen und die kampfkräftigsten Streitkräfte der Welt gesichert – und schickt sie seit Jahren aus, die Welt untertan zu machen – ganz offen, ganz ohne Konsequenzen seitens der „zivilisierten Nationen“, die sich auch gerne in den nuklearen Narrrentanz stürzen möchten.
Wir können locker mit Angriffen gegen andere Länder leben, die offen gegen das Völkerrecht verstoßen, wer trotzdem seine Stimme dagegen erhebt, ist antiamerikanisch und antikapitalistisch – und wie man mit solchen Menschen verfährt hat der Kapitalismus mehrfach demonstriert – zum Beispiel in Griechenland:
„Kommunisten, Sozialisten, Künstler, Akademiker, Journalisten, Studenten, politisch aktive Frauen, Priester, einschließlich ihrer Familien und Freunde wurden gefoltert. Ihre Fuß- und Fingernägel wurden herausgerissen, ihre Füße wurden mit Stöcken geschlagen, bis die Haut abfiel und die Knochen gebrochen waren. Scharfe Gegenstände wurden in die Vagina geschoben. Dreckige Lappen, oft in Urin getränkt und manchmal auch in Exkremente, wurden in den Hals gesteckt, bis die Opfer fast erstickten. Rohre wurden in den Anus gesteckt und mit hohem Druck Wasser hineingepumpt, auch wurden Elektroschocks am Kopf verabreicht. „Wir alle hier sind Demokraten“ betonte Inspektor Basil Lambo, der Chef der Geheimpolizei in Athen gegenüber seinen Opfern.“ (aus: Daniele Ganser, Nato Geheimarmeen in Europa, Orell füsssli, 7. Auflage 2014, Seite 344)
Das geschah 1967. Wer sich näher für die Verwicklungen der USA in die Ausrottung der Kapitalismuskritiker interessiert, sollte Ganser selbst lesen. Wer das getan hat, wird sich wundern, warum es keine ernst zu nehmenden Alternativen zum Kapitalismus in Europa mehr gibt: ihre Akteure landen eben oft eher auf Friedhöfen als im Parlament.
Ziegler meint, der Kapitalismus sei nicht mehr reformierbar – was bedeutet, dass wir ihn nur noch mit Gewalt loswerden. Das ist Gott sei Dank sehr einfach geworden: am Wahltag können wir einen Akt der Gewalt ausführen – einfach mal was anderes wählen. Doch vorher muss die gräßliche Fratze des Kapitalismus allen gezeigt werden, es muss verstanden werden, dass es sich hier um einen irrationalen Kult handelt, der nur durch den Glauben der Anhänger am Leben erhalten wird – und durch nichts anderes. Natürlich gibt es Profiteure des Kapitalismus – all jene dienstbaren Geister, die an ihm gut verdienen: sie sammeln sich aktuell hauptsächlich bei der CDU, die sich dadurch verdient macht, dass sie nichts gegen die räuberischen Angriffe der Banken in Europa unternimmt (siehe Oxfam):
„Da ist doch etwas faul: Europäische Banken verbuchen mehr als 25 Milliarden Euro ihres Gewinns in Steueroasen, obwohl sie dort nur einen geringen Teil ihres Umsatzes erwirtschaften. Auf Hunderte Millionen Euro haben sie keinen einzigen Cent Steuern gezahlt. Das sind starke Hinweise darauf, dass europäische Banken massiv Gewinne in Steueroasen verschieben und sich so vor ihrem fairen Steuerbeitrag zum Gemeinwohl drücken.“
Es sind gemeine Kriminelle, denen wir unser Geld anvertrauen – und die von Herrn Draghi jeden Tag 2 Milliarden Euro geschenkt bekommen (siehe manager-magazin). In den USA sind es schon 1600 Milliarden, die den Bürgern des Staates entzogen wurden (siehe Spiegel) … was für viel Armut am unteren Ende der finanziellen Nahrungskette sorgt. Irre, oder? Aber ich sagte ja: es ist ein irrationaler, unmenschlicher Kult – und kein „Wirtschaftssystem“. Wir sollten mal Aufkleber fürs Auto produzieren – und Anstecknadeln für die Kleidung:
„Ich glaube nicht mehr an den Kapitalismus!“
Das könnte schon was bewirken. Und die bekannten Alternativen? Sozialismus und Kommunismus? Ich denke, es macht unten wenig Unterschied, wenn oben anstatt des Unternehmers der Parteifunktionär das Kommando hat. Wir brauchen in der Wirtschaft einfach kein „oben“ mehr, sondern ein Miteinander zum Wohle aller. Vielleicht sollten wir uns mehr an Island orientieren, wo der Kult wenig Freunde hat: dort wurden die kriminellen Banker und ihre Freunde einfach eingesperrt, wie es sich gehört (siehe taz). Nun – die Isländer haben ja auch eine eigene Religion, die sie vor dem Kult des blinden Idiotengottes schützt und so Raum für vernünftige Reflexion schafft: dort besänftigen Bauarbeiter noch Elfen, wenn sie deren Kreise gestört haben (siehe Handelsblatt) … während die Prediger des Kapitalismus die Vermarktung des Menschen immer weiter forttreiben: Sex mit Leichen und Geschwistern wird der neue Renner eines Kultes, der an Düsternis kaum zu übertreffen ist (siehe Stern) und inzwischen seltsamste Ansichten verbreitet (siehe wired):
„Es gibt Gründe, warum Menschen so etwas glauben wollen. Sie möchten sich die Welt erklären, obwohl sie vieles nicht verstehen. Anstatt manchmal zu akzeptieren, dass die Welt scheiße ist und es Kriege und Krankheiten gibt — und es dafür keinen Grund gibt —, werden Verschwörungstheorien erfunden.“
So hochgradig intellektuell gibt sich die Verleiherin des „Goldenen Aluhutes“ – einer Gruppe von Anders-Irren, die gegen die (angeblich) Irren kämpfen und die Funktion des mittelalterlichen Inquisitors begeistert übernehmen. Kriege … „gibt es einfach“. Punkt. Ende der intellektuellen Reflexion, wer weiter kritisiert, nach Ursachen, Entscheidern und Förderern sucht, bekommt einen Goldenen Aluhut und wird so an den sozialen Pranger genagelt. Die griechische Junta wusste schon, warum sie Intellektuelle folterte: die verstehen einfach zuviel. Und Künstler können ihre Worte schön in Bilder umsetzen, die schneller mehr Gehalt transportieren als Worte es können.
Und was ist nun das Bild, dass sich die Menschen der Zukunft von uns machen werden? Wir tanzen wie die Idioten um ein menschenfressendes Götzenbild aus purem Gold – und interessieren uns deshalb auch nicht sonderlich dafür, dass die Diener dieses Götzenbildes Kriege entfachen, Staaten ausplündern, Länder vernichten und die gesamte Ökosphäre bei ihrem dämonischen Treiben bedrohen.
Und mal ehrlich – weil heute Besinnungstag ist: möchten Sie gerne zu diesen Irren gehören, die einem Idiotenkult folgen? Oder trauen Sie sich – am Arbeitsplatz, im Freundeskreis, in der Familie, im Verein – einfach mal zu sagen: „Ich glaube einfach nicht mehr an den Kapitalismus“.
Es reicht ja auch, wenn Sie an Luft, Wasser, Nahrung und Obdach glauben.
Das brauchen sie nämlich wirklich.
Und das wird knapp. wenn sich das kapitalistische Monster weiter ungebremst durch die Welt pflügt.