Montag, 23.1.2017. Eifel. Heute morgen in der Mailbox:
„Hallo Ihr,
leider muß ich Euch mitteilen, dass mein lieber Volker gestorben ist.
Sagt bitte allen, die ihn kennen, Bescheid, ich habe nur Eure Mailadressen.
Gute Wünsche für Euch“
Vielleicht kannte ihn jemand? Ein – in meinen Augen – ganz besonders wertvoller Mensch. Ohne das man es gemerkt hätte: er war ein wichtiger Teil des Nachrichtenspiegel – bzw. ein wichtiger Freund des Eifelphilosophen. Wir hatten fast täglich Mailkontakt, über 1000 Mails und Links zu wichtigen Themen habe ich ihm zu verdanken. Ein kritischer, wacher, nicht leicht zu manipulierender Geist, der treffsicher die Lücken in der Propaganda fand. Wer Hilfe brauchte, bekam sie von ihm – obwohl der selbst nicht auf Rosen gebettet schien. Ich weiß noch, wie beeindruckt unsere Bauernfamilie in der Eifel von dem bewegenden Brief war, den er ihnen geschrieben hatte.
Ein Geist mit weitem Horizont, was er erspürte, war stets von Bedeutung. Er war mal Bio-Händler mit Naturkostladen… wenn ich mich recht erinnere … zu Zeiten, als noch echtes „Bio“ gewünscht war und nicht die Massenware bei Aldi, Lidl, Norma und co. Mit ihm … konnte man über das Gefühlsleben von Pflanzen debattieren (zum Ärger der Veganer), oder über die mysteriösen „Gottessöhne“ in der Bibel, über tödliche Medizin und organisierte Kriminalität, über Rentenklau und Erdölkrieg, über Hartz IV (ein Gesetz, das er engagiert bekämpfte), Ebola, die Ukraine, Überwachung, Haarp und Gewalt, über Saatgut und den Veggieday, Irak, Syrien und vieles mehr. Es sind über 1000 Mails, die die letzten vier Jahre von ihm kamen …. eine der ersten stammte vom 1. Dezember 2012 und enthielt folgenden Nachsatz:
„P.S. Wäre schön wenn Menschen begreifen würden das „Nazi“ nur eine Waffe
ist, die nur dafür geschaffen wurde böses Blut zu verbreiten, Unruhe zu
stiften und Haß und Neid „salonfähig“ zu machen.“
Jahre später haben wir erfahren müssen, wie diese Waffe als Massendenunziationsinstrument alles und jeden traf – und wie in der Tat Hass und Neid salonfähig geworden sind – und zwar von jenen gemacht, die am lautesten über Hass klagen.
Wo stand er politisch, unser Volker? Nun – wen interessierts. Menschlich stand er auf der Seite der Guten, jener die helfen, wenn Not droht. Würden alle Menschen dort stehen, bräuchten wir keine Politik.
Wann haben wir uns eigentlich kennen gelernt? Dezember 2012. Und von da an war er ein enger, wertvoller Kontakt, der vor allem auch menschliche Unterstützung gab wo er konnte:
„Lasse Dich nicht stressen, denn Streß ist Lebensdiebstahl“.
Er stand einem ungefragt zur Seite, als wir einen der ersten Hartz IV-Fälle detalliert beschrieben … und das „Opfer“ immer unbequemer wurde, weil ich nicht täglich fünf Mails von ihm beantworten konnte. Wir haben viel geschrieben über die Zwickmühle, in der ich mich befand: die Überlastung durch private Umstände – und durch immer neue Anforderungen, die unsere Autoren und unser „Klient“ stellte. Seit dem Moment stand er mir beständig zur Seite – auch bei privaten Problemen. Einer der wenigen Menschen, die ich als „weise“ bezeichnen würde – auch wenn er manchmal in Kommentaren etwas „ruppig“ ´rüberkam.
Ich habe ihn oft ein wenig beneidet: Selbstversorger war er – und ich merke gerade, dass ich nie erfahren haben, was aus seinem Windrad wurde, jenem Projekt, mit dem er auch Strom selber machen wollte.
Fast hätte ich ihn damals verloren … er war einer der ersten Kritiker des Bedinungslosen Grundeinkommens – und viele fühlten sich angegriffen und griffen deshalb ihn rücksichtslos an. Dabei hatte er nur mehr gerechnet als andere, die nur laut „ich will mehr Geld“ schrien und erkannt, dass die damaligen Konzepte zu einem radikalen Sozialabbau führen würden. Nun ja – Volker war krank, erkannte schnell, dass das Paradies für Gesunde nur finanzierbar wäre, wenn man alle Gesundheitskosten privat bezahlen würde – von seinem BGE. Wer weiß, was Krankheit kostet, konnte schnell erkennen, dass hier ein großes Euthanasieprogramm im Raume stand (auch favorisiert von der FDP – was damals keine Linken wunderte). Hören wir ihm nochmal zu:
Ja – dass er dem Tode näher war als dem Leben, schrieb er ganz zu Beginn unsere Freundschaft.
Freundschaft? Darf man das sagen …. obwohl man nur ein einziges Mal miteinander telefoniert hat?
Ja. Ich nehme mir das heraus – denn für mich war er ein Freund und … ein guter Vertrauter. Einer der Besten, mit dem ich auch privateste Dinge teilte – und er mit mir. Es war für mich ein großes Lob, als er mir schrieb, warum er meine Arbeit hier so schätzte … was auch der Grund für ihn war, mich nahezu täglich mit E-Mails zu versorgen – was mich sehr entlastete:
„Denn eines will ich klar stellen. Ich schätze Deine Arbeit… es ist
eine verdammt gute Arbeit die Du da machst. Weit besser als anderer
sogenannter professioneller Journalisten oder Autoren.“
Und ich möchte sagen: Volker, ich habe Deine Arbeit, Dein Wesen, Dein Sein mehr geschätzt als ich es jemals sagen konnte. Und schätze es immer noch. Zum Abschied … deshalb noch mal ein paar Deiner Worte, eine Geschichte, die Du mir ganz zu Anfang geschrieben hattest – die Geschichte von einer Frau, die via Hirn-OP ins Heim gesteckt werden sollte:
Und nun, Volker, wünsche ich Dir einen gute Reise. Gerne hätte ich nochmal mir Dir gesprochen, aber Du weißt ja: ich und mein Zeitproblem. Es wird größer werden ohne Dich. Und mein Leben ärmer. Allerdings habe ich noch Deinen „Nachlass“ … tausende Worte, die ich nicht löschen werde. Ich werde auch gelegentlich in ihnen stöbern … und auch mal schauen, ob man ab und zu mal was zitieren sollte. Aber: besser, man gönnt Dir die Ruhe, da wo Du jetzt bist. Und keine Sorge: ich komme irgendwann nach. Ganz bestimmt. Und freue mich sehr, dann noch ein paar Dinge mit Dir durchzusprechen.
Mir jedenfalls … war es eine große Ehre, Dich kennen gelernt zu haben. Eine große Freude, Deinen Großmut erleben zu dürfen – und Deinen mutigen Verstand.
Und jetzt, denke ich: wissen alle Bescheid.
Raptor … ist tot.