Politik

Die Anschläge von Paris und der IS: Hintergründe und Aussichten.

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Montag, 16.11.2015. Eifel. Jetzt haben wir also Krieg. Völlig überraschend. Das sagt jedenfalls unser Bundespräsident. Man kann sagen: er hat den Kriegsfall ausgerufen, was eigentlich nicht seine Aufgabe ist, aber heute schon mal geschehen kann. Manchen scheint es unbegreiflich zu sein, wie so etwas geschehen kann: Krieg aus heiterem Himmel. Wann hat der eigentlich angefangen? Wie weit wollen wir zurückgehen? Bis in die Zeiten des alten Griechenland, als Alexander der Große sein Weltreich aufbaute, in dem er scheinbar unaufhaltsam nach Süden marschierte? Oder begann der Krieg, als römische Legionen weite Teile Nordafrikas besetzten und durch massiven Holzeinschlag für ihre Mittelmeerflotte dafür sorgten, dass Wüste wurde, wo zuvor Wald schützend dem Leben Heimat gab? Oder als ein Kreuzzug nach dem anderen Jerusalem mit Krieg überzog? Oder noch später, als europäische Kolonialmächte ganz Afrika besetzten (und weite Teile der restlichen Welt) und Millionen von Afrikanern für ihre Industrien als Sklaven entführten? Das wird jetzt für viele zu weit führen, doch die Ruhe vor Europa zwischen den Jahrhunderten, die die Muslime genießen konnten, waren dem Osmanischen Reich geschuldet, dem Sieg Saladins über die Kreuzritter – jenem Reich, dass sich der türkische Ministerpräsident Erdogan wieder erträumt. Oder begann der Krieg am 11.9.2001, als muslimische Attentäter (die meisten aus Saudi-Arabien) das World Trade Center zerstörten und weitere Angriffe gegen zentrale Schaltstellen der US-Administration flogen: jene Angriffe, die weiten Kreisen des militärisch-industriellen Komplexes der USA so sehr gelegen kamen, weil sie das Projekt für ein neues amerikanische Jahrhundert überhaupt erst möglich machten? Oder begann der Krieg, als Natostreitkräfte erst Afghanistan, dann den Irak, dann Libyen und Syrien angriffen, nebenbei immer wieder Angriffe in Pakistan, dem Jemen oder dem Sudan flogen? Oder begann der Krieg am Freitag dem 13. November 2015, als acht Attentäter in Paris eine Serie von Anschlägen verübten?

Sie können sich den Anfang dieses Krieges fast aussuchen. Seine genozidale Wucht wurde deutlich, als das „Projekt für ein neues, amerikanisches Jahrhundert“ sich offen für die Aneignung besonders perfider biologischer Waffen aussprach, Krankheiten, die so direkt konfiguriert werden konnten, dass sie nur Asiaten ausrotteten – oder eben Araber (siehe webarchiv)
„And advanced forms of biological warfare that can “target” specific genotypes may transform biological warfare from the realmof terror to a politically useful tool“. „Ein nützliches politisches Werkzeug“ … da hat politisches Denken eine kriminelle Energie bekommen, die direkt an Adolf Hitler anknüpft. Das man jenen Kreisen zutraut, auch „nine-eleven“ selbst eingefädelt zu haben, um so den heiß begehrten Krieg gegen den Irak (eine Million Tote) starten zu können, den man sich auch lange erträumt hat, sollte nicht verwundern: an krimineller Energie mangelt es jedenfalls nicht.

Nun – wir haben Krieg … jetzt auch offiziell. Die Afghanen haben ihn schon länger, seit vierzehn Jahren kämpfen dort deutsche Soldaten gegen Feinde, die ihnen die Nato diktiert hat, wir reden aber nicht so sehr über diesen Krieg. Haben Sie schon einmal überlegt, wie das bei einem normalen Ziegenzüchter in jener Region ankommt? Nehmen wir mal an, es wäre umgekehrt: Saudi-arabische Streitkräfte würden Italien bombadieren, Polen besetzen, Einsätze in Italien, Spanien und Portugal durchführen, über Jahrzehnte hinweg: wie würde sich der normale Bürger aus Padaborn dann fühlen?

Das wissen wir Deutschen schon längst, ich frage nur so. Es war Rudolf Augstein, der diese Perspektive vor vielen Jahren im Spiegel aufgezeigt hat: das Trauma eines Volkes, dass jahrhundertelang Schlachtfeld der europäischen Großmächte war, entlud sich 1933 – 1945 an diversen Sündenböcken, allein 6 Millionen Menschen jüdischer Religionszugehörigkeit und 20 Millionen russischer Staatsbürger verloren ihr Leben – auf bislang undenkbare, grausame Art- die Deutschen waren begeistert zu dieser Zeit, geschätzte, leidenschaftliche Kämpfer für ihre Sache, die militärische Wunder vollbrachten, die die Welt völlig unvorbereitet traf.

Diese Gedanken kamen mir, als ich einem Interview mit Jürgen Todenhöfer lauschte, das vor elf Monaten in der Tagesschau zu sehen war (siehe Tagesschau). Er war der – viel belachten – Meinung, dass wir die „IS“ vollkommen unterschätzen. 500 Millionen Menschen wollen sie umbringen. Ich weiß: solche Menschen, die selbst zum IS hinfahren, dort mit den Leuten selbst sprechen, mögen wir hier nicht so. Ich bin auch immer wieder begeistert, wenn mir stattdessen dreißigjährige Studienabsolventen des Spiegel den Islam erklären, ohne je vor Ort gewesen zu sein: man scheint dort auf leicht formbare, abhängige, lebensunerfahrene Autoren zu setzen, die in erster Linie durch den tollen Job beim Spiegel ihre Nachbarn beeindrucken wollen. Nur: aktuell haben wir 129 Tote in Paris und hunderte von Verletzen. Todenhöfer scheint mit seiner Einschätzung Recht zu behalten.

Nur acht Attentäter hätten fast noch viel mehr Tote produziert- wenn es ihnen gelungen wäre, ins Stadion zu gelangen. Haben Sie schon mal daran gedacht, was einige tausend Attentäter anrichten könnten? Bevor wir dieses Thema vertiefen, eine Vorbemerkung von Benjamin R. Barber, einem der führenden Politikwissenschaftler der USA (aus: Imperium der Angst, dtv 2007, Seite 175):

„Da die Anarchie das gesetzlose Biotop ist, das auch Verbrecher und Terroristen am liebsten bewohnen, entpuppen sich die Neoliberalen letzten Endes als willige Komplizen ihrer schlimmsten Feinde. … Der Staat wird tendenziell reduziert auf seine Rolle als Erfüllungsgehilfe des privaten Sektors, anstatt ein Forum für die Teilnahme der Menschen am öffentlichen Sektor zu sein. So zurechtgestutzt, dient der Staat nur noch als nützliches Werkzeug global operierender Firmen, Banken und Märkte, als Vertreter ihrer Interessen in internationalen Körperschaften wie der Welthandelsorganisation und dem internationalen Währungsfond, die auf dem Papier zwar demokratische politische Organisationen (…) sind, de facto aber Diener globaler Wirtschaftsinteressen, die sich weder nationalen Souverenitäten noch demokratischen Instanzen unterordnen, sondern diese im Gegenteil unterminieren.“

Anarchie ist für viele ein positives Wort – für mich auch – doch hier ist etwas anderes gemeint: die Herrschaft des Starken über die Schwachen. Ich höre deshalb auch das Gerede von „Terroristen“ nicht so gerne: gerade im Zusammenhang mit dem staatenbildenden IS ist diese Formulierung ziemlich verniedlichend und beschwört das Bild einer völlig heilen Welt herauf (Modell Ponyhof), die von einer winzig kleinen Gruppe von Psychopathen terrorisiert wird: es handelt sich aber um einen Krieg, wie wir ja jetzt wissen. Verniedlichungen sind da fehl am Platz. Lieber wäre mir, wir würden wieder von der Herrschaft der Starken über die Schwachen reden, von der Renaissance barbarischer Räuberbanden, die dort entstehen, wo der Staat erodiert – jener Gedanke des solidarischen (und deshalb starken) Gemeinwesens, das gerade dafür gebildet wurde, den Schwachen zu schützen.

Behalten sie Barber im Kopf, wenn sie über den neuen Krieg nachdenken, wenn sie gewahr werden, dass die Strategen des IS (nach Todenhöfer intelligente Leute) ein ganz realistisches Bild von der Welt haben: anders als unser Selbstverständnis des starken Deutschlands oder des starken Europas sehen die ein schwaches, zerbröckelndes Staatsgebilde, zerfressen von Korruption, geschwächt durch lebensfeindliche Lebensweisen, untergraben von Betrügerbanden im Bankenwesen, bei Volkswagen oder dem deutschen Fußballbund, gesteuert nur noch durch niedrigste egomane Instinkte, bar jeden Gemeinschaftsgefühls und jeder gemeinsamen Identität, jeder gierend nach nur dem eigenen Erfolg, der eigenen Lust, der eigenen Karriere: die idealen Opfer. Die sehen hier keine Staatengemeinschaft, sondern Siedlungsgebiete, die vormals von Menschen bewohnt wurden, die die elementarsten Werte des Lebens selbst mit Füßen traten: ihre eigenen Kinder.

Der IS ist nicht das erste bandenbildende Element, dass sich in zerbröckelnden Staatswesen ausbreitet und so die Zivilisationsgeschichte der Menschheit um Jahrtausende zurückwirft, schon viel zu lange dulden wir organsiertes Verbrechen in unseren eigenen Reihen, weil es halt enorme Profite abwirft, die letztlich – in einer Dienstleistungsgesellschaft – allen zu Gute kommen – und viel zu lange haben wir übersehen, dass sich hier eine neue Bewegung breit macht, eine Bewegung, die uns in menschlicher Hinsicht um Jahrtausende zurückwirft: es gibt in Wahrheit wenig Unterschiede zwischen den Banden, die Mexiko terrorisieren und den Banden, die sich in Arabien ausbreiten oder in Ruanda die Bevölkerung massakrierten oder sich in der Ukraine austoben – dabei ganz im Geiste jener Menschen lebend, die von dem großen Gentechnikgenozid träumen. Es ist eine weltweite „Achse des Bösen“ gegen das solidarische Gemeinwesen, die wir nur verstehen können, wenn wir den Blick etwas weiter fassen und die Perspektive Barbers berücksichtigen. Und die Bilder gleichen sich: mit abgehackten Köpfen garnierte Maschinenkanonen in Syrien (die Bilder möchte ich jetzt nicht verlinken) sind das neue Symbol einer zwischenmenschlichen Bestialität, die alle großen Weltreligionen seit 3000 Jahren auszurotten trachteten (was man jetzt leider nicht mehr als Allgemeinwissen voraussetzen kann) – jene Religionen, die selbst zum Ziel jener Banden werden, weil sie selbstlose Gemeinsamkeit stiften und so für starke Bande sorgen, die den Räubern elementar im Wege stehen. Und wer sich jetzt empören möchte: „Zivilisation“ … und selbst kleinste Errungenschaften wie Körperhygiene (also: „waschen“) haben unsere Kreuzritter von den heute so gescholtenen Moslems gelernt.

Noch ein Beispiel, wie unsere Welt sich den Kämpfern der IS darbietet, die momentan (nach Todenhöfer) die größe Massenvernichtung der Menschheit planen? 2007 erlebte die westliche Welt den „größten Raubzug der Geschichte“ – also: der bekannten Menschheitsgeschichte (Details hierzu aus: „Der größte Raubzug der Geschichte“, Matthias Weik & Marc Friedrich, 3. Auflage 2013, Seite 78): nach der größten, durch windige Betrugsgeschäfte der Banken ausgelösten Wirtschaftskrise (deren größte Auswirkungen uns erst noch bevorstehen) räumten die Täter richtig ab: Goldman-Sachs erhöhte die Bonizahlungen für ihre Angestellten im Krisenjahr 2007 um 20 Milliarden Dollar,  allein Lloyd-Blankfein (der Mann, der das „Werk Gottes“ erledigt, das auch die IS für sich in Anspruch nimmt), nahm in diesem Jahr 68 Millionen Dollar mit, Lehman-Brothers beschenkte seine Täter mit 9,5 Milliarden Dollar, Morgan-Stanley verteilte großzügig 16,5 Milliarden Raubgeld, der Chef von Merry Lynch sahnte zur gleichen Zeit 83 Millionen Dollar ab … ohne das auch nur irgendjemand auf die Idee kam, diesen Räubern die Beute streitig zu machen. Der einzige Politiker, der sich diesem Größenwahn der Konzernlenker entgegenstellte, war Wladimir Putin, der kurzerhand das Primat des Staates durchsetzte und Konzerne, die die Staatsmacht untergraben wollten, enteignete, ihre „Leistungsträger“ einsperrte und deshalb Staatsfeind Nr. eins der Millionärspresse und des Nobelvierteljournalismus wurde.

Bekommen Sie jetzt einen Geschmack der Dimensionen des Krieges, in dem wir uns befinden? Und glauben Sie bloß nicht, man könnte hier eine Macht gegen die andere ausspielen: die Räuberbanden brauchen Banken und Waffenproduzenten wie die Luft zum Leben: würden die USA, Russland, Deutschland, Frankreich, England und China weniger Waffen produzieren, hätte die irakische Polizei den IS so schnell aufhalten können, dass es hierzulande gar keine Pressemeldung wert gewesen wäre.

Jetzt machen wir einmal ein kleines Experiment: versetzen Sie sich doch einfach mal in die Lage eines Strategen des IS. Die ganze Welt liegt ihnen – anschlagstechnisch – zu Füßen. Welche Ziele wählen Sie aus? Oder – anders gesagt: warum Paris (schon wieder), warum ein Death-Metal-Rockkonzert, das Nachtleben und ein deutsch-französisches Fußballspiel (ja – wären die Pläne aufgegangen, hätte es tausende von Toten gegeben: möglicherweise auch deutsche Fußballer)? Nein- ich will da nichts von „False-Flag-Aktionen“ hören, dass ist viel zu kurz gedacht: wir haben es hier mit professionellen Selbstmordattentätern zu tun … die werden ihr Leben nicht für politische Intrigen hergeben, sie entsprechen eher dem „fieberhaften“ (auch: Todenhöfer) Kämpfer des IS … oder jenen Einheimischen, die sich (auch für ihre Familien) als besonders würdig hervortun wollen, in dem sie die Bestialität des IS in Europa verbreiten. Man beachte: in Paris leben Christen (jedenfalls: Taufscheinchristen). Chisten und Juden sind kein Vernichtungsziel (nach Todenhöfer), es gäbe viele Ziele, die leichter zu erreichen wären – und in Syrien bombadieren alle möglichen Nationen blind herum und terrorisieren vor allem die Zivilbevölkerung, da wäre die Auswahl groß.

Der 30-jährige Spiegelredakteur Christoph Sydow hat eine Erklärung parat: die wollten gezielt antiislamische Stimmung verbreiten (siehe Spiegel), um einen Rechtsruck in Europa zu fabrizieren, der … ja, nun wie nochmal genau den Zielen der IS nützt? Der Rechtsruck in Europa würde Enden wie alle rechten Philosophien enden: in großen Lagern, die die Beweglichkeit der Bewohner in den jeweiligen Ländern sehr einschränken: so haben sich die Amrikaner im Zweiten Weltkrieg vor Sabotageakten der japanischstämmigen Bevölkerung „geschützt“, in dem sie die einfach alle einsperrten. Riesenskandal – kennt kaum jemand.  Nur: die IS-Strategen sind ja nicht blöd, die Strategen sind hochrangige, lebenserfahrene Geheimdienstoffiziere des Saddam Hussein (siehe Spiegel). Man darf annehmen, dass sie ein wenig weiterdenken als Menschen, die ihr Leben hauptsächlich in deutschen Hörsälen und Büros verbracht haben. Vielleicht haben sie Uri Avnery gelesen, der im September letzten Jahres – aus anderer Perspektive – die IS als eine Bewegung sah, die aus dem Sterben der Idee des Nationalstaates hervorging (siehe uriavnery) und auch gerade daraus (wie die anderen, oben erwähnten Räuberbanden) ihre Stärke zieht.

Es ist völliger Nonsens, zu glauben, dass die IS deshalb Anschläge plant, um nationalistische Strömungen zu fördern – jene Strömungen, die auch die Millionärspresse und der Nobelvierteljournalismus ablehnen, weil sie das anarchistische Biotop der Gesetzlosigkeit, dass ihre Geldgeber so reich macht, stören würden. Die IS braucht auch keine „Anti-Flüchtlings-Stimmung“, nach bisherigen Erkenntnissen waren die Täter(von vielleicht einem mal abgesehen) alles „Einheimische“ … jedenfalls schon lange in Europa ansässige (und erstaunlich unauffällige) junge Menschen (siehe Spiegel), ähnlich wie das geplante Massenköpfen in Australien auch von vor Ort ansässigen IS-Sympathisanten in Australien organisiert wurde (siehe Zeit). Gerade die Geheimdienstprofis der IS sollten wissen, dass sie schon jetzt eine breite Sympathie in Europa genießen: 16 Prozent der französischen Bürger sympathisieren mit der IS – und auch 3 – 4 Prozent der deutschen Bevölkerung (siehe Newsweek) … was heißt: die haben schon jetzt 3 Millionen Freunde in Deutschland, die jederzeit auf die Idee kommen könnten (und in Frankreich auch kamen), die „Bewegung“ tatkräftig durch neue Symbole der Barbarei zu unterstützen.

Je größer die Sympathie für eine Bewegung in einem Land, umso größer auch die Möglichkeit der Operation. Zudem … ist Frankreich gegen TTIP, hat (als alte Konkurrenzmacht) wenig Sympathien in England und den USA, hat massive wirtschaftliche Probleme und ist die schwächste aller Großmächte, die in Syrien aktiv ist: ein ideales Operationsgebiet also.

Aber warum diese Ziele? Sie behaupten ja, sie bewusst ausgewählt zu haben (siehe Bekennerschreiben im Spiegel) – das Konzert zum Beispiel weil dort eine „perverse Feier“ stattgefunden hat. Gut – das Bekennerschreiben wirkt recht blaß, die dürften auch gar keine Ahnung haben, welche Art „Feier“ dort stattgefunden hat – aber wird schon pervers gewesen sein, Hitler dachte auch so: Räuberbanden haben oft recht primitive Ansprüche an Unterhaltung: Mord und Vergewaltigung reichen ihnen oft aus.

Es sind jene Orte, die eine städtische, interkulturelle Gesellschaft zusammenführen und zusammenhalten: Orte, die Gemeinschaft bilden über alle Grenzen hinweg, Orte, die Gemeinschaft stiften, Orte, die aus Muslimen, Deutschen, Irokesen, Schotten und Argentiniern Weltbürger machen – ohne Ansehen ihrer Nationalität, ihres Geschlechts, ihrer politischen Gesinnung, ihrer Hautfarbe oder ihrer Religion, Orte, an denen die planetarische Zivilgesellschaft ihren Traum von Frieden lebt (auch wenn sie aktuell für immer mehr Europäer zu teuer werden – was damit zu tun hat, dass die Funktionselite der Konzerne sie für sich pachten will), Orte die jetzt … für immer und ewig … gefährlich sein und wohl auch deshalb immer öfter gemieden werden.

Es gäbe eine natürliche, vernünftige Reaktion darauf: gegen globale Banden hilft nur die planetare Zivilgesellschaft, die Hand in Hand mit führenden muslimischen Theologen dem Spuk schnell ein Ende machen kann, bevor noch mehr 15-jährige zu professionellen Menschenschlächtern werden – doch der deutsche Nobelvierteljournalismus der Millionärspresse entscheidet sich für etwas Anderes: sie benutzen und missbrauchen dieses Thema zur Durchsetzung ihrer höchst eigenen Interessen (bzw. der Interessen ihrer Anzeigenkunden) – nicht die Räuberbanden sind der Feind, sondern die „Scharfmacher“, die in der Asylfrage eine unbequeme, anstrengende Meinung vertreten (siehe Spiegel) (natürlich auch nur, um ihre Wiederwahl zu sichern) und so der „Deutschen Wirtschaft“ die so dringend erwünschten Billiglöhner entziehen wollen. Ja: der Nobelvierteljournalismus setzt sogar noch eins drauf und bläst zur Menschenhatz in Deutschland (siehe Stern):

„Die Tagesthemen sprechen Tacheles zum Thema Flüchtlinge in Deutschland: „Panorama“-Chefin Anja Reschke warnt in einem Kommentar vor einer neu erstarkten Rechten – Bürger sollen endlich gegen Rassismus Stellung beziehen.“

Diese Strategie – von Anja Reschke vielleicht sogar gut gemeint – geht auf (siehe Epochtimes):

Über 40 Prozent der deutschen Bürger trauen sich nicht, offen ihre Ängste und Sorgen bezüglich der Flüchtlingskrise auszusprechen. Sie befürchten als „Rechte“ abgestempelt zu werden: „Man muss vorsichtig sein…“, eine Antwort, die man sonst nur in Diktaturen bekommt.

Warnt auch jemand vor dem neu erstarktem, staats- und gesellschaftsfeindlichem Bandenwesen in Wirtschaft, Politik (dort gern „Netzwerke“ genannt und als Freimaurer oder Rotarier getarnt) und Religion? Darf ich sagen, dass niemand entsetzt aufschreit, wenn die „Welt“ mir großen Lettern schreibt, dass das nächste Schlachtfeld des IS Europa sein wird (siehe Welt vom 29.6.2015) – was es nun tatsächlich geworden ist?

Lesen Sie mal, wie professionell die jungen, „normal“ aussehenden Leute ihre Opfer hingerichtet haben – ruhig, sachlich, nüchtern, ohne fanatisches Geschrei, große Dramatik und Theatralik: der Journalist Julien Pearce war Zeuge eines der Attentate (Spiegel): da sind Menschen am Werk, die selbstlos für große Ideale kämpfen, die wissen, dass sie eine wirklich „große“ Arbeit tun (wie der japanische Kamikaze-Pilot) – sie sind die Propheten eines neuen Zeitalters, eines Zeitalters, dass jedes menschliche-soziale Element als „Sozialromantik“ brandmarkt und so die Gemeinschaft als solche atomisiert, was Platz für einen neue Gemeinschaft schafft, in der man Frauen endlich wieder geschenkt bekommt und als Eigentum behandeln darf – so wie es die Wall Street-Leute auch machen.

Wir haben einen Krieg. Doch anders als jugendliche Spiegelschreiber träumen, werden wir diesen Krieg nicht gewinnen (siehe Spiegel), wir sind gerade dabei, ihn auf weiter Front zu verlieren. Die Idee, endlich einer Räuberbande anzugehören, die einem grenzelose Macht einräumt und Frauen schenkt, ist einfach zu groß, als dass man sie mit ein paar Bomben aufhalten könnte – vor allem trifft sie völlig den neoliberalen (oder „marktradikalen“) Zeitgeist. Die Anschläge in Paris haben gezeigt, dass all´unsere Militärmacht uns nicht schützen kann, uns – die „normalen“, eher unpolitischen Spaßbürger – und die von Schäuble so genannte „Flüchtlingslawine“ zeigt, dass wir noch nicht mal unsere Grenzen kontrollieren können – beides wichtige Leistungsmerkmale für einen Staat. Würden unsere jugendlichen Schreibtischtäter nicht immer vom „Islam“ faseln und pauschal mit „Nazi“-Vorurteilen um sich werfen, wären wir schon einen Schritt weiter, doch so … können wir den Feind gar nicht sehen, der gerade die Welt erobert.

Jedenfalls den Teil, den die Räuberbanden der Konzerne nicht mehr für sich brauchen.

 

 



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