Politik

Reich gegen arm – das Endspiel.

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Samstag, 11.11.2015. Eifel. Bereiten Sie sich schon auf die Apokalypse vor? Kaufen Sie schon Nahrungsmittelreserven, damit es Ihnen nicht so geht wie den Griechen? Wissen Sie überhaupt, was den Griechen passiert ist? In einem Anfall von Wahrheitswahn hat der Spiegel kürzlich einige Fakten über Griechenland veröffentlicht (siehe Spiegel): die Renten sanken um 45 %, die ärmsten Haushalte verloren 86% ihrer Einkommen. Verglichen mit Deutschland wären hätten die Ärmsten einen Hartz IV-Regelsatz von 55 Euro im Monat – was unsere Wirtschaft begeistern würde. Ja – die „Wirtschaft“ (eigentlich nur ein Synonym für zahlungskräftige Lobbygruppen – ich habe in der Eifel mal ein paar „Inhaber“ gefragt: die waren sich sicher, nicht zur „Wirtschaft“ zu gehören) begrüßt Sanktionen, wie sie gegen Russland, den Irak, Griechenland oder deutsche Arbeitslose verhängt werden (siehe OTZ) – ach: hoppla, nein, da begrüßt nur ein Funktionär die Sanktionen gegen deutsche Arbeitslose, die anderen Sanktionen kamen mir selbst in den Sinn.

Im Irak haben Sie 500000 Kinder gekillt (siehe AG-Friedensforschung), die Zahl der Toten in Griechenland oder Russland sind noch nicht ermittelt worden – angesichts der Tatsache, dass der Zusammenhang zwischen Sanktionen (dem Abschneiden der Versorgungsleistungen) und toten Kindern bekannt ist, darf man wohl zurecht den Schluss ziehen, dass Sanktionen heutzutage mit einer Tötungsabsicht gegen die Zivilbevölkerung verbunden sind, oder – wenn ich nach Griechenland schaue – einem Vernichtungsprogramm für Arme gleichen.

Dieses Programm kann man auch in Deutschland erkennen – nur darf man hier nicht drüber reden. Vernichtung gilt erst dann als Vernichtung, wenn sie in Ausschwitz mit Gas an Juden vollzogen wird: darüber wachen die Rechtssozialisten der Republik, die – auf die Folgen von Hartz IV angesprochen – seltsam stumm werden.

Die Frankfurter Rundschau erläutert, wie lebensgefährlich Hartz IV ist (siehe fr-online.de):

Arbeitslosigkeit wirkt sich jedoch auch gesundheitlich aus. Mehrere Studien haben unabhängig voneinander ergeben, dass Arbeitslose besonders häufig und besonders schwer krank sind. Nach einer Studie des Deutschen Gewerkschaftsbundes aus dem Jahr 2010 waren Arbeitslose doppelt so häufig an Krebs und viermal häufiger psychisch erkrankt als Erwerbstätige. Nach einer 2006 veröffentlichten Untersuchung des Institutes für medizinische Psychologie der Universität Leipzig steigt das Sterblichkeitsrisiko von Arbeitslosen bereits kurz nach Beginn der Arbeitslosigkeit deutlich an.

Gründe sind unter anderem Suchterkrankungen, Bluthochdruck bis hin zum Herzinfarkt und Depressionen. Und nach einer jüngst veröffentlichten Studie der Universität Zürich liegt die Suizidrate von Erwerbslosen deutlich über der Suizidrate von Erwerbstätigen. Die „soziale Hängematte“ ist keine.

Eine tödliche Verachtung schlägt jenen Menschen entgegen, die aus der religiösen Anbetung von Arbeit ausgeschlossen sind, getragen von den Besserverdienern des Landes in Politik, Gesellschaft und Medien, Besserverdiener, die ihr Kapital maximal verzinst sehen möchten. Zwecks Kapitalvermehrung stellt ihnen die EZB gerade eine Billion Euro zur Verfügung – eine Summer, mit der man im Schlaf Millionär werden kann. Das werden ja auch viele: die Zahl der Millionäre steigt ständig, ihr Privatvermögen wird 2019 weltweit über 200 Billionen Dollar liegen (siehe Spiegel) – damit können sie die gesamten Waren und Dienstleistungen der Welt mehrfach kaufen. Woher das Geld stammt? Zu 73 Prozent aus Zinsleistungen, wie man sie aktuell aus Griechenland herauspresst.

Menschenleben spielen dabei nur eine untergeordnete Rolle – wenn überhaupt. Sie sollen froh sein, wenn sie noch einen Bullshitjob ergattern – auch wenn ihnen der ihre ganze Lebensqualität wegfrisst (siehe Spiegel). Weltweit haben nur noch 25 % der Menschen einen festen Job (siehe Spiegel), 75 % zittern täglich um ihre Existenz. In Deutschland hat sich die Zahl der befristeten Arbeitsverträge in den letzten zwanzig Jahren verdreifacht, 42 Prozent aller neu abgeschlossenen Arbeitsverträge sind befristet (siehe Law-Blog). Schön, wenn man unter Ratten wäre, die haben jetzt wissenschaftlich bewiesen, dass sie „Empathie zeigen und die Not von Artgenossen wahrnehmen“ (siehe Standard.at) – eine Fähigkeit, die reichen Menschen immer mehr abgeht.

Wundert es einen, das die IWF-Chefin für ihre 37000 Euro im Monat keine Steuern zahlt (siehe t-online)  – aber den Griechen die Existenzgrundlage nimmt? Das ist doch das ganz normale asoziale Verhalten der neuen feudalen Oberschicht, die sich gerade zementiert – und einzementiert. In der Tat bauen sich die Superreichen in Deutschland gerade einen Superbunker – und zwar in der Nähe der Stadt Rothenstein. Schauen Sie ihn sich ruhig mal an, die britische Zeitung Daily Mail hat ein paar Aufnahmen davon veröffentlicht (siehe DailyMail). Bei den Preisen, die dort aufgerufen werden, können die gar keine Steuern zahlen – oder Rücksicht auf die Unterschichten nehmen, jene Unterschichten, die heute noch meinen, durch exesszive Quälerei aus ihren Kindern Geldbarone machen zu können und ihnen deshalb die Ferien stehlen: 55 % aller Eltern pfeifen auf Ferien (siehe Spiegel) – die aus gutem Grund so lange dauern, damit die Kinder auch mal ihre sozialen Qualitäten ausprobieren und zu sich selbst finden können.

Der „run“ auf die Plätze im Superbunker beginnt sehr früh – „the winner takes all“ wird einen von einer Million Menschen dorthin bringen. Der Rest vergeht in der Apokalypse – die scheinbar die Reichen mit ihren unendlichen Informationsmöglichkeiten viel eher kommen sehen als die Arbeits- und Konsumameisen der Unterschicht mit ihrem Trash-TV und staatlichem Beruhigungsfunk, die ganze Generationen zu lebensuntüchtigen Yuppies erzieht, die vor allem eins können: überzogene Erwartungshaltungen perfekt formulieren und mit äußerstem Nachdruck vertreten (siehe Welt) und so völlig fern von jener Welt leben, in denen kriminelle Elemente armen Menschen die Nieren klauen (siehe Spiegel).

Nun denn – zurück zur Apokalypse, auf die sich die Reichen vorbereiten, während die Armen noch vom Aufstieg träumen – einem Aufstieg, für den bei den enormen Zinserwartungen der Reichen überhaupt kein Geld mehr dasein wird.

Die Reichen – wissen halt mehr als wir. Sie wissen, dass das Spiel vorbei ist. Sie haben die Geschichte genau studiert, haben genug Geld, jene Fachbücher zu kaufen, in denen harte Fakten den Rahmen beschreiben, der unsere Zukunft bestimmt. Eins dieser Bücher hat mir jetzt ein Hartz-IV-Empfänger geschenkt – ein Moment, in dem ich meine Armut verwünschte, denn gerne hätte ich ihm das Geld dafür erstattet – was mein Geldbeutel jedoch momentan nicht hergibt. Es kostet hundert Euro, stammt von dem US-Ökonom Guido Giacomo Preparata und lautet „Wer Hitler mächtig machte“. 400 Seiten kompakte Information, die – würde es nach mir gehen – an jeder Schule, jeder Universität und jeder betrieblichen Ausbildungsstätte weltweit gelehrt werden sollten, Informationen, die man im Internet (noch) kaum findet.

Schon recht früh stößt man auf die Information, warum Bismark eigentlich die Sozialgesetzgebung einführte – nicht etwa, weil er das Empathieniveau von Ratten hatte, sondern weil er sah, dass das Gespenst des internationalen Sozialismus den feudalen Gesellschaften jener Zeit den Boden unter den Füßen wegzuziehen drohte. Gut bezahlte Rechtssozialisten wurden dann als „Gegenfeuer“ installiert (wir kennen sie heute als SPD), um die drohende weltweite Allianz von Normalmenschen zu verhindern. Es lohnt sich, dieses Buch zu lesen – auch wenn es einem einen kalten Schauer über den Rücken jagt, wenn man sieht, dass die gleichen Finanzeliten gerade wieder einmal für einen neuen, großen europäischen Krieg trommeln – mit exakt den gleichen Methoden wie zu Beginn des 20. Jahrhunderts, vor dem großen Krieg, dem ersten großen Massenvernichtungskrieg, dessen grundlegenden Elemente man schon 1860-1865 im amerikanischen Bürgerkrieg studieren konnte.

Die Reichen wissen halt, dass die Zeit reif wäre für eine neue internationale Bewegung von Menschen, die kooperativ ein recht vernünftiges Ziel verfolgen, dass Immanuel Kant den „Ewigen Frieden“ genannt hat und eine kooperative, friedliche Gemeinschaft von vernunftbegabten Menschen mit gleichen Rechten beschreibt, die er als unaufhaltsam ansah. Nun – er hatte nicht mit dem Intrigenpotential der (hauptsächlich nichtjüdischen) Hochfinanz gerechnet. Wie beendet man eine solche Gemeinschaft? Man erstickt sie schon im Keim – in dem man sie einfach mal wieder gegeneinander marschieren läßt. Klappte schon zwei mal – die Verdienstaussichten waren phantastisch. Im Superbunker überlebt man die wirren Jahre zudem wie im Urlaub.

Diesmal jedoch – scheinen sie nicht so lange warten zu wollen, bis sich die ersten Ansätze produktiver Kooperation zeigen (wie ich sie z.B. in den umfangreichen Planungen von TREEEC wiederentdeckt habe, mit dessen Initiator man aktuell gerne mal selbst plaudern kann – siehe blog.treeec.xyz).

Die Zeit für Gegenmaßnahmen wird knapp … umso knapper, als das unsere Umwelt die kapitalistischen Produktionsmethoden nicht mehr aushält und wir langsam aber sicher flächendeckend mit Mikroplastik verseucht werden (siehe Zeit), doch noch knapper ist die Zahl jener Menschen, die versteht, dass man sich solchen Problemen besser in Gemeinschaft stellen kann. Lieber träumt man seinen Selbstversorgertraum (also ob die Söldner der Finanzfeudalisten die Ernte nicht mit Waffengewalt an sich nehmen würden), vom Auswandern (als ob es eine Fluchtmöglichkeit vor der Globalisierung gäbe) oder von der Million (mit der man in Deutschland endlich Vollbürgerstatus hätte) … d.h. man spielt das Spiel, dass US-Medien vorgeben: „Einer kam durch“.

Ich denke, diese Botschaft wird mit Absicht verbreitet, um den Solidargedanken im Menschen zu töten – wodurch er sozial weit unter ethische Normen fällt, die selbst im Tierreich Gültigkeit haben. Aber auch vor dieser sozialen Apokalypse kann man sich im Superbunker schön schützen, bis alle Leichen komplett verwest sind.

Und … was waren nochmal Ihre Pläne für die Zukunft?

Ich kann Ihnen noch ein paar Tips geben: gründen Sie doch einfach internationale Solidargemeinschaften mit kapitalunabhängigen Medien, die untereinander in eigener Währung handeln. Sie wären verblüfft, wie viele Freunde sie in der Produktivwirtschaft finden, die unter dem Höhenflug der Finanzwirtschaft ebenfalls leidet – und ebenfalls keine soziale, atomare oder okologische Apokalypse gebrauchen können noch sich einen Platz im Superbunker leisten können. Sprechen Sie doch einfach mal jene 60 Prozent der Deutschen an, die nicht mehr an die Demokratie in Deutschland glauben.

Aber ich sehe: dafür haben Sie keine Zeit: sie müssen Ihre Kinder durch die Ferien peitschen. Ja – Sie haben recht: vielleicht kommt ja eins durch. Vielleicht sogar Ihres.

 

 

 



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