Dienstag, 17.3.2015. Eifel. Tja – nun ist es geschehen. Ich muss mich mit Rufmord auseinandersetzen. Ein „Leander Sukow“ – bekannt durch seine Gedichte über Regenwürmer und ungelesene Liebesromane … jedenfalls bei den sechs Menschen, denen so etwas gefällt – hat mich entlarvt. Das war zu erwarten: es ist der Hauptberuf der „Kaffeehauslinken“, andere zu entlarven. Immerhin sind sie die Besserlinken, die Bessermenschen – ach, einfach nur supergut. Was hat man als ein solcher Bessermensch auch anderes zu tun, als den ganzen Tag jene zu entlarven, die nicht ganz so supertoll gut sind. Lebenstraum? Kritiker mit Festanstellung – das wäre es. Den ganzen Tag den Leuten sagen können, wo es lang geht – bei prall gefülltem Kaffeetischchen – ein Traum. Fernab der Welt, wo Arbeit lauert, Schmutz, Blut, Leid und Elend, am heilen Tischchen der Kaffeekranzkultur, wo man bedient wird … wie man es sich nach eigener Überzeugung verdient hat … oder jedenfalls meint, es verdient zu haben. Ohne Hirn läßt sich so gut leben und als Bessermensch über die Mindermenschen trefflich urteilen. Immerhin bleiben die ja draußen – weit außerhalb der heiligen Hallen des Kuchentempels.
Was habe ich nun Schreckliches getan?
Ach – lassen wir den Herrn Sukov doch selber zu Wort kommen – hier sein Facebookeintrag vom 16.3.2015:
Es wohnt ein Relativierer in der Eifel:
“Hartz IV – die größte Vernichtungsaktion seit Auschwitz”
Ein Reiner A. Damann, Eifelphilosoph (was immer das sein mag), findet, Auschwitz sei auch nur wie ein JobCenter gewesen und das Leben der Juden, Polen, Roma und Sinti und der anderen Opfer der faschistischen NS-Herrschaft hätten gelebt wie Hartz-IV-Empfänger. Jedenfalls fast. Denn anders lässt sich die Schlagzeile “Hartz IV – die größte Vernichtungsaktion seit Auschwitz” nicht verstehen, mit der er einen Artikel auf seinem Blog überschrieben hat, den ich selbstverständlich nicht verlinke, weil ich der Relativierung des Grauens des Holocaust nicht Vorschub leisten will.
Es ist aber so, dass einige meiner Freunde mit Rainer A. Damman verbändelt sind. Ich empfehle sehr, die Bänder zu lösen.
Nun – erstmal ist der Name falsch wiedergegeben – mal fehlt ein m, mal ein n, auch die Schreibweise des Vornamens variiert: aber Sorgfalt in der Arbeit ist nicht jedermanns Stärke. Hat er den Artikel gelesen, der Herr Sukov?
Mit Sicherheit nicht. Wozu auch: er ist selbst ernannter Literaturkritiker, jederzeit zu vollmundigem Eigenlob bereit (ja – ich habe da einige Peinlichkeiten gelesen, die ich mit Rücksicht auf Herrn Sukov nicht verlinke: der typische Besserlinke eben).
Doch bleiben wir erstmal bei der Kritik. Also: Kaffeetasse beiseite, Kuchengabel fortlegen – es wird um Ruhe gebeten.
„Hartz IV – die größte Vernichtungsaktion seit Ausschwitz“ – so die Aussage. Was folgt daraus? Das Auschwitz (besonders Birkenau) eine Vernichtungsaktion war. Und das wir wieder eine haben, belegt die in dem Artikel zitierte Studie. Mir zu unterstellen, dass ich auch den von Herrn Sukow gezogenen Umkehrschluss für richtig halte … dass also Auschwitz lediglich ein harmloses deutsches Jobcenter sei … ist schon ein kleiner Gipfel von Bösartikeit, Gemeinheit und selbstgefälliger Ignoranz, wie man sie bei Kaffeehauslinken oft antrifft: nur so können sie ihre umfassende Überlegenheit gegenüber dem Rest der Welt beweisen.
Wirkt doof, aber zweifellos fühlt man sich gut dabei.
Hier wird nicht altes Grauen relativiert. Nicht mit einem einzigen, kleinen Satz. Was mich von Kaffeehauslinken unterscheidet, ist wohl die Erkenntnis, dass Auschwitz nicht nur ein Objekt im literarischen Universum ist, ein Synonym für das absolut Böse, mit dem man Romane vortrefflich auskleiden kann – sondern auch ein Objekt der realen Weltgeschichte. Im literarischen Universum mag es einmalig sein – im realen Universum ist es das nicht. Auschwitz ist wiederholbar. Jederzeit. Überall – so mein Standpunkt, meine Lehre aus der vierzigjährigen Beschäftigung mit dem Grauen. Ja – man wird etwas sensibilisiert, wenn man jahrelang am Tisch der Großfamilie nichts anderes hört als Geschichten über jene Zeit. Auch übrigens über die Kaffeehauslinken … jene kruden Gestalten, die die Vorhänge zuziehen, wenn die SA wieder Geschäfte niederbrennt, um sich den Genuß der Buttercremetorte nicht vermiesen zu lassen. Aber dann nächsten Tag andere Linke diffarmieren, um sich selbst zu beweisen, wie toll links man ist, während die ja gar nicht so richtig toll links sind.
Relativiert man Auschwitz, wenn man seine Einmaligkeit in Frage stellt? Im ersten Moment denkt man: kann schon sein. Wer kennt nicht den typischen Stammtischtroll, der sofort aufbrüllt, wenn er „Birkenau“ hört und mit „Dresden“, „Indianer“ und „Neger“ antwortet. Doch wir dürfen hier nicht stehen bleiben, denn die Verabsolutierung von Auschwitz als absoluten Gipfel menschlichen Leidens hat eine kleine – für Kaffeehauslinke durchaus angenehme – Nebenwirkung: es wertet alles andere Leiden ab. Alles, was nicht direkt Auschwitz ist, braucht man nicht ernst nehmen … denn so schlimm kann es ja gar nicht sein.
Eine schöne, sehr bequeme Einstellung, die vortrefflich beim Genuss des Buttercremekuchens hilft: immerhin hat man dem absolut Bösen nicht persönlich aber literarisch tief ins Auge geblickt – und sich klammheimlich darüber gefreut, dass es schon so lange tot ist. Man braucht gar nichts mehr tun: wie köstlich.
Menschenverachtung, Menschenvernichtung in der Gegenwart? Kein Problem, solange nicht „Auschwitz“ über dem Lagereingang steht und die Vorhänge im Kaffeehaus dicht sind. Und die Vorhänge müssen äußerst blickdicht sein – sonst schmeckt das Weinchen nicht mehr. Darf ich mal zwei Kommentare zu dem Artikel zitieren?
Ich habe vor einiger Zeit hier schon einmal versucht darauf hinzuweisen, daß es IMHO von Münteferings “Wer nicht arbeitet, soll auch nicht essen!” nicht mehr weit ist bis zu “Arbeit macht frei!” … leider ist das damals irgendwie wegmoderiert worden. Deshalb freut es mich zu sehen, daß die Erkenntnis inzwischen auch bei Dir gereift ist.
Ein anderes Negativbeispiel für das, was das vorherrschende Paradigma Neoliberalismus/Neofaschismus in der Politik angerichtet hat, sind die vom ehemaligen Superminister Wolfgang Clement bekannten Sprüche. Anarchopedia schreibt dazu:
»Clement benutzte ausdrücklich “Parasiten” bzw. “Parasitentum” für ALG-II Empfänger, die gleiche Wortwahl, die in den 30ern im Auftakt zur Judenverfolgung gewählt wurde, entsprechend positiv wurde die Beschimpfung der Menschenwürde durch das NPD-Blatt “Deutsche Stimme” aufgenommen.
Die Klage wurde von den Gerichten mit der der Begründung abgewiesen, daß “das offensichtliche Interesse” darin liege “ungerechtfertigte Staatsausgaben zu vermeiden”.
Eine interessante Lesart des “bürgerlichen Rechts”: Künftig werden also “Verbrecher” nicht mehr auf Grund ihrer Tat, sondern auf Grund ihres offensichtlichen Interesses verurteilt, frei nach dem Motto: Mord ist legitim, wenn sich mein Interesse mit der offiziellen politischen Richtung deckt. (Warum kommt mir diese Praxis nur so bekannt vor? …)
Ach ja … das Gewaltmonopol das Staates beinhaltet ja auch das Recht auf politischen Mord, wie wir nicht erst seit Benno Ohnesorg und Wolfgang Grams wissen. Ähnlichkeiten und Parallelen mit dem “Dritten Reich” sind rein zufällig und unterliegen der GEZ-subventionierten Pressezensur.«
Eine Bekannte aus England machte mich letzte Woche auf den traurigen Fall einer Freundin von ihr aufmerksam, der uns drastisch vor Augen führt, wie das System mit Minderleistern umspringt. Die inzwischen mit 37 Jahren verstorbene Lotte Ryan — eine engagierte Friedens- und Sozialaktivistin — war an einem Glioblastom erkrankt, einem äußerst aggressiven Hirntumor, für den es so gut wie keine Therapiemöglichkeiten gibt und der die Betroffenen zuerst zu Schwerstbehinderten macht (Motorik und Sensorik werden progredient schlechter) und sie dann tötet. Lotte Ryan war schon schwerstbehindert und auf Pflege angewiesen als sie vom lokalen Jobcenter (dem das alles bekannt war) unter Sanktionsandrohung (Einstellung der Zahlungen) zu einem Jobinterview beordert wurde. Wenige Wochen später ist sie dann verstorben …
Ich weiß – das ist etwas lang, aber qualifizierte Gedanken brauchen mehr Raum als das Kaffeehausgeblöke. Anders als Herr Sukov hat der Autor dieses Kommentars es geschafft, sein Studium auch abzuschließen. Läßt es wirklich jeden kalt, wenn die NPD einem sozialdemokratischen Wirtschaftsminister ob seiner Wortwahl zujubelt? Völlig vergessen, dass der Schoß noch fruchtbar sein soll, aus dem das kroch? Einfach mal den „aufhaltbaren Aufstieg des Arturo Ui“ von Berthold Brecht lesen … es lohnt sich.
Das deutsche Staatsschiff schmückt sich wieder mit braunen Wimpeln – doch solange die Kanne noch voll ist, wollen wir den Kuchen genießen. Leid vor der eigenen Tür? Ist doch kein Auschwitz, also: was soll´s! Hauptsache, wir haben drollige Katzenfotos auf Facebook.
Noch ein Zitat? Bitte schön:
Ich erlaube mir noch einen Nachtrag – denn davon ausgehend, dass hier noch mehr die von diesem System profitieren – in einer gnadenlosen Arroganz versuchen werden, den Artikel in Schutt und Asche zu kommentieren. Aus dem Grund hier noch ein kleiner Beitrag – vielleicht nimmt ihn der eine oder andere Systembückling zur Kenntnis.
„Die Fixierung des Faschismusbegriffs auf Auschwitz würde alles aussperren aus unserem Denken und Analysieren, was gestern zu Auschwitz geführt hat und morgen eventuell wieder zu Auschwitz führen könnte. Auch wenn es aberwitzig klingen mag: Wer Auschwitz verhindern will, muss selbst das Scheinbar-noch-ganz-Harmlose auf seine kausal-konditionale Qualitäten hin untersuchen, die in einem neuen Auschwitz enden könnten. Die Überprüfung und Einschätzung von “Bagatellen” gehören also ganz ausdrücklich mit zu diesem Forschungs- und Verhinderungsprogramm. Und wir werden auszuhalten haben, dass damit Auschwitz auch zurückgeholt wird aus dem Dämonisierungsabstand und uns als niemals ganz auszuschließende Möglichkeit der Geschichte wieder ganz naherückt. Es gibt keinen legitimen Sicherheitsabstand zu “Auschwitz”. Folglich dürfen wir auch den Begriff “Faschismus” nicht scheuen, da wir ansonsten in der Gefahr stehen, den Blick auf die Wirklichkeit zu scheuen. Pauschalabwehr besitzt keinen Rechtfertigungsgrund. Und geben wir bitte nicht als Stilkritik aus, was in Wahrheit nur Realitätsflucht wäre! Dabei hat natürlich als Selbstverständlichkeit zu gelten, dass der Begriff „Faschismus“ niemals als bloße Totschlags- und Etikettierungsvokabel missbraucht werden darf, sondern stets nur als Resultat sorgfältig-differenzierender Analyse Geltung für sich beanspruchen kann.
„Das Böse“, sagte der ehemalige Generalsekretär der UNO, Kofi Annan, einmal, „braucht das Schweigen der Mehrheit.“ Auch das verbale Wegbeschönigen von heutigen Faschismusvorzeichen käme einem bösartigen Verschweigen gleich.“
Das stammt im Original von Konstantin Wecker, einem Linken, für den das Links sein nicht nur keckes, freches Sahnehäubchen auf dem Biedermeierkuchen ist, sondern Lebensinhalt. Darum ist er bei Kaffeehauslinken auch nicht gut angesehen … er tut richtig was, denkt konsequent nach, geht auf die Straße, wenn es anfängt zu stinken: ein Sakrileg gegen jedwede Biedermeierexistenz.
Hartz IV – das sei deutlich gesagt – ist nicht gleich Auschwitz, wie Auschwitz oder schlimmer als Auschwitz … und es gehört schon eine dicke Portion boshafter Ignoranz dazu, so etwas zu unterstellen. Zu solch einer Aussage stehe ich ich auch nicht. Ich stehe aber zu der Aussage – jederzeit und überall – dass wir da locker wieder enden können, wenn wir den unverantwortlichen, menschenverachtenden Kurs der Gegenwart so konsequent fortleben. Mal eine kurze Darstellung, was aktuell schon vernichtet wird? Ebenfalls ein Zitat aus den Kommentaren zum Artikel:
Um die Brisanz der Drohkulisse, die von den Jobcentern gefahren wird, noch einmal vor Augen zu führen, zeige ich Ihnen die Auswirkungen von Sanktionen und Sanktionsandrohungen auf die physische Lage der Betroffenen in signifikanten und zahllosen Fallbeispielen nach.(Vgl. z .B. u.a. Ames 2009, S.43; S.1611; Berliner Kampagne 2008, S.47; S.57; S.63; Griesmeier 2009, S.19ff; Daseking 2009, S.57).
Die Folgen reichen von Schlafstörungen, Depressionen bis hin zu massiven Schuldgefühlen, die bei vielen Betroffenen schlimmer empfunden werden als “Hunger” (Ames 2009, S.43 f.). Sanktionen im Zusammenwirken mit weiteren ungünstigen Situationskonstellationen führen meist zu schwerwiegenden psychosomatischen Erkrankungen.
Die Berliner Kampagne stellt in ihrer Analyse fest: “Die Auswirkungen des Fehlens von gesellschaftlicher Erwerbsarbeit auf die Befindlichkeit des Einzelnen sind gravierend. Diese Belastungen werden noch verstärkt, wenn die Menschen ständiger Sanktionsgefahr ausgesetzt sind:
Minderwertigkeitsgefühle, Depressionen, Zwänge, Suchtverhalten, soziale Ängste, psychosomatische Erkrankungen” (vgl. Daseking 2008, S. 57). Alle Studien, die sich mit Sanktionen auseinandersetzen, weisen zumeist auf die hohe psychische Belastung hin. Dies ist insofern nicht verwunderlich, da wie schon beschrieben, bereits die Möglichkeit dass Sanktionen ausgesprochen werden können eine disziplinierende Drohkulisse darstellt.
Es sei an dieser Stelle auch auf die internationale Definition von Gesundheit der
Weltgesundheitsorganisation (Word Healt Organisation, WHO5) hingewiesen. Gesundheit wird definiert als “ein Zustand vollständigen physischen, geistigen und sozialen Wohlbefindens, der sich nichtlediglich durch die Abwesenheit von Krankheit oder Behinderung auszeichnet”.Beim Vergleich der Studien über den Sanktionsmechanismus sind häufig die Begriffe wie “Angst” verwendet worden (Existenzangst, Angst vor Verlust der Wohnung, Angst nicht zu wissen, wie man an Nahrungsmittel kommt, Gefühl der Überforderung und Hilflosigkeit sowie Ohnmachtsgefühle). Zusammenfassend lässt sich sagen, dass die negativen Auswirkungen von Sanktionen auf die psychische Gesundheit von Betroffenen in den unterschiedlichen Studien klar belegt sind. Im Extremfall führen sie zu Suizidversuchen.
Man muss schon ein überzeugter und engagierter Aktivist der „Generation Doof“ sein, um solche Vernichtungsaktionen vollständig zu ignorieren …. und angesichts der besonderen deutschen Geschichte scheint mir jede Art von Verharmlosung aktuellen Grauens ein Akt absoluter Verantwortungslosigkeit zu sein. Was der Kaffeehauslinke nur all zu gern vergisst: Deutschland, die deutsche Kultur, der Geist des deutschen Biedermeier war die Kultur, die Auschwitz real werden lies. Haben wir uns eigentlich jemals darum gekümmert, welche urdeutschen Eigenarten wir besser ablegen sollten, um eine Wiederholung der Geschichte ausschließen zu können? Wäre mir nicht bekannt, dass dies mal vor einer breiteren Öffentlichkeit geschehen wäre, dabei sollte jeder Hauptschüler nützlicherweise gleich zehn Unarten im Verhalten aufzählen können, die letztlich Menschen ins Gas bringen.
Ja – hier kommen wir zum eigentlichen Grund meines Schreibens. Ein Herr Leander Sukov und seine irreale Schmähkritik kann mir egal sein, ich denke, ich kann Kaffeehauslinke schon ganz realistisch einschätzen. Was mir nicht egal ist, ist der schleichende Faschismus, der wieder Alltag wird – auch bei jenen, die sich als große Verteidiger der Einzigartigkeit deutscher Vernichtungslager in der Öffentlichkeit sonnen. Der neue Faschismus kommt ganz elegant daher – und ist wie üblich im Herzen völlig unpolitisch. Nicht die boshafte (oder – seien wir wohlmeinend – dümmliche) Unterstellung erregt das Gemüt, sondern der kleine Schlußsatz:
Es ist aber so, dass einige meiner Freunde mit Rainer A. Damman verbändelt sind. Ich empfehle sehr, die Bänder zu lösen.
Nein, keine Sorge: diesem Aufruf ist keiner gefolgt. Besser noch: einer seiner FB-Freunde ist seit gestern auch meiner. Zeigt, dass unsere gemeinsamen Freunde Demokraten sind – und des Lesens und Denkens fähig. Aber was ist das für eine politische Kultur, die sich – weit ab jeglicher öffentlichen Diskussion – einfach in blinder Aburteilung eines vermeintlichen „Revisionisten“ (ohne jede Möglichkeit der Gegenrede, des demokratischen Diskurses – sowas ist bei Volksgerichtshofsurteilen ebenfalls unerwünscht) erschöpft und dann … zur völligen sozialen Isolation aufruft?
Merken Sie, welcher Geist sich da wieder erhebt? Bessermensch gegen Untermensch. Arier gegen Jude. Das alte deutsche Lied, immer wieder gern gesungen. Finden sich auch wieder unkritische Mitläufer (und Mithasser)- wie üblich.
Wissen Sie – ein Herr Sukov ist mir egal. Schlimmer als eine „Anti-Eifelphilosoph-Seite“ kann es nicht werden (gibt´s die eigentlich noch?). Von dieser Sorte gibt es reichlich, „Literaturkritiker“ leben halt von nichts anderem, als dass sie Ausschau nach kreativen, schaffenden Menschen halten, die sie irgendwie runterziehen können, um sich selbst zu erhöhen. Ich finde so etwas erbärmlich (weshalb mir Reich-Ranitzki immer suspekt war … was machen solche Charaktere, wenn sie mal reale Macht in die Hände bekommen?), aber wir leben in einem freien Land, in dem auch solche Existenzformen möglich sind.
Was einem aber nicht egal sein kann, ist der öffentliche Aufruf zur Menschenhatz … im Gewande einer vermeintlich antifaschistischen Gesinnung. Das hat nun mit der Person des Herrn Sukov nichts zu tun – die kann einem egal sein. Mir geht es eher darum, auf jene aufmerksam zu machen, die Auschwitz wieder möglich machen … und es auch früher erst realisierbar gemacht haben: der Typus des deutschen Kaffeehauslinken, einer pseudolinken Existenz, der wir aktuell ja schon viel zu verdanken haben: aus diesem Geist entsprang der von (vermeintlichen) Linken getragene Einsatz deutscher Bomber in Jugoslawien, der Einsatz deutscher Bodentruppen in Afghanistan und … der Abbau des deutschen Sozialstaates unter Verwendung originalen NS-Gedankengutes.
Wem es nur darum geht, für seine Regenwurmgedichte eine gediegene Leseatmosphäre zu haben, der mag damit leben können.
Wer seine Lehren aus dem Grauen des Dritten Reiches gezogen hat, kann damit nicht leben.
PS: ein persönliches Wort an Herrn Sukov. Gerne stehe ich Ihnen zu einer öffentlichen Diskussion über meine Ansichten, Meinungen und Erkenntnisse zur Verfügung – wie jedermann. Hier wird nur selten zensiert, sind sie gut begründet, lassen wir auch persönliche Beleidigungen durch – eher jedenfalls als doofe Einwortsätze, die der Diskussionskultur dieses Ortes nicht gerecht werden. Schreibe ich über „Kaffeehauslinke“, so ist nicht unbedingt ihre Person gemeint – eher eine Gruppe von Menschen, die mir schon seit längerem in der öffentlichen Debatte durch destruktives Verhalten aufgefallen sind … und durch ein hohes Lob über den anschließenden Weingenuss im Kaffeehaus. Meine Freunde dürfen auch weiterhin ihre Freunde sein – ich habe kein Problem damit. Zudem habe ich keine Probleme mit Freunden von Regenwurmgedichten – wieso auch. Mobbing jedoch – auch Cybermobbing – gefällt mir nicht so. Ich erlaube mir, dazu dann auch mal öffentlich Stellung zu beziehen, bevor ein aufgeputschter Mob mich als „Revisionisten“ an den nächsten Laternenpfahl hängt. Vielleicht richten Sie vor der nächsten Verurteilung vermeintlich Andersdenkender erstmal ein persönliches Wort an sie? Oder schaffen einen Raum für Dialog? Sonst ähneln Sie wirklich eher einem Roland Freisler. Wollen Sie das wirklich?
PS 2: ein persönliches Wort an die engagierten Leser, die mich auf diesen Mobbingakt aufmerksam gemacht haben: danke für euer Engagement. Ich weiß die Absicht sehr zu schätzen. Diesmal habe ich Euch zuliebe darauf reagiert, jedoch möchte ich anmerken: Schmähkritik und verlogene Diffarmierungen dieser Art interessieren mich nicht. Hier war es nützlich, um auf eine besonders gefährliche Abart von Pseudolinken hinuweisen, doch normalerweise ist das absolut verschwendete Lebenszeit. Begegnet Euch so etwas nochmal: einfach ignorieren. Auch wenn die Mobbingabsicht im Prinzip brandgefährlich ist, handelt es sich dabei doch oft nur um Gestalten, die selbst mehr Aufmerksamkeit wollen, um ihren Lebensfrust abarbeiten zu können – es gibt wichtigere Themen zur Zeit, als ihnen eine Bühne für ihre erbärmlichen Aufführungen zu bieten.
PS 3: nicht, das jemand denkt, diese Art von „Linken“ wäre neu in Deutschland. Reichstagswahl 1928 – drei SPD-Minister stimmen dem Bau eines Panzerkreuzers (im Rahmen einer großen Koalition) zu … wider aller Wahlversprechen. Was weniger bekannt ist: dieses Schiff war kein normaler Kreuzer, er war als unbesiegbare Kriegswaffe geplant – stärker als alle schnelleren Schiffe, schneller als alle stärkeren sollte er alliierte Seewege blockieren. Ersonnen fünf Jahre vor der Machtergreifung Adolf Hitlers (siehe Zeit). Schon damals ein bewusster, absichtlicher Verstoß gegen den Versailler Vertrag – und eine Vorbereitung auf einen neuen Krieg.