Kolumne

Das Wort zum Alltag Nr. 28: Pegida? Idioten? Nö. Über Massenmord an deutschen Kindern.

Von hier aus gelangen Sie auf die Autorenseite von und koennen alle kommenen Artikel mit "Link speichern unter" abonieren.

Digital StillCamera

Neulich las ich, dass es Kommentare gibt, die die Leute von Pegida als Idioten beschimpfen. Überhaupt ist interessant, auf welch´ breite Ablehnung diese Bürgerbewegung stößt – jedenfalls in den Medien. Bei der Bevölkerung erhalten sie Ergebnisse, die um die 50 % liegen – und das macht den etablierten Schreiberlingen schon Angst. Neue Partei droht, damit brechen die guten, alten Kontakte nach Berlin ab, nachher gibt es neue Intendanten, neue Chefredakteure – und schon ist man seinen Posten los. Sind ja nicht blöd, diese Journalisten. Oft herzlos, aber nicht blöd.

Sie als Idioten zu beschimpfen, halte ich trotzdem für völlig falsch. Sie handeln nur … folgerichtig. Über viele Jahre wurde in den Medien der Moslem als der böse Bombenmann dargestellt, jemand, der sich sogar traut, die USA zu bombadieren – mit ihren eigenen Flugzeugen. Jeden Tag erfahren wir, welche Gräueltaten „der Moslem“ wieder zu verantworten hat – über die Gräueldaten der „demokratischen“ CIA erfahren wir nicht so oft was, obwohl die sicher auch täglich auffällig werden, die NSA erst recht. Nach einiger Zeit nun hat die Botschaft auch jenes Volk erreicht, das gerne „andern auf die Fresse haut“, was eine typisch rechte Position ist.

Ja – so könnte man Politik vereinfachen: bei massiven Problemen innerhalb der Gesellschaft, die durch die zwecks Lösung fürstlich bezahlten Kräfte noch nicht mal im Ansatz gelöst werden, entscheiden sich die Menschen für Kampf oder Flucht. Der Kampfreflex führt zwangsläufig zum Nationalismus (Einigkeit macht stark), der Fluchtreflex eher zu linken Positionen – oder auch zur Auswanderung. Gut: Arbeiteraufstände lassen sich so nicht erklären … aber wer sagt denn, dass Arbeiter grundsätzlich immer links sein müssen? Kenne da reichlich Volk, das wählt rechts (also: CDU oder neuerdings SPD), weil der Chef die Aufträge besorgt, durch die man Arbeit und Lohn bekommt.

Man könnte jetzt darüber resümieren, dass die Abwesenheit von Philosophie immer zur Idiotie führt (wofür es in Wirtschaft, Gesellschaft, Politik sowie bei Lanz und Jauch genügend Beispiele gibt), doch das trifft das Problem nicht im Kern.

Der Kern ist: die Leute von Pegida haben jetzt – nach langem TV-Konsum – endlich gemerkt, dass sie ja von den bösen Moslems auch welche im eigenen Land haben. Das macht Angst – und um die zu bewältigen, möchte man jetzt gerne irgendwem auf die Fresse hauen: der Moslem bietet sich da gerade an, unsere westliche Führungsmacht führt schon seit Jahrzehnten Krieg gegen ihn, die Zahl der Toten geht in die Hundertausend, ohne dass sich irgendjemand darüber aufregt oder dies verurteilt.

Also: erstmal mit auf den Zug aufspringen und mit Fähnchen marschieren, das kommt immer gut, da fühlt man sich groß und stark.

Kann mir vorstellen, dass die Pegidisten nun ziemlich verwundert dreinschauen, dass sie so beschossen werden: sie stehen doch nur national für jene Werte, die die USA international mit Waffengewalt vorlebt – und da meckert auch keiner.

Aber ist man deshalb ein Idiot? Nein – Idioten sind Idioten weil sie idiotisch handeln, doch diese Menschen handeln folgerichtig: sie haben ihre Lektion gelernt und führen den Kampf gegen das Terrornetzwerk Al-Kaida nun einfach auf deutschem Boden. Wahrscheinlich haben sie das Bundesverdienstkreuz erwaret!

Ich denke: was nun den Etablierten wirklich Angst macht, ist, dass da auch soziale Töne mitschwingen. Das könnte sehr gefährlich werden – für die.

Was mich aber am Meisten betrübt, ist: gegen Ausländer (oder für das antichristliche Abendland) kriegt man tausende von Menschen auf die Straße.

Gegen steigende Kinderarmut nicht.

Darum finde ich Pegidia ziemlich blöd. Nicht idiotisch – aber blöd. Es sterben mehr Menschen durch Blitzschlag als durch islamischen Terror – aber allein 150 Kinder sterben jedes Jahr ganz elend, weil sie von Pflegeeltern missbraucht werden.

Da demonstriert keine Sau, obwohl die Zahl der „Kindesentnahmen“ ständig steigt.

Wer nun nicht gerade daran interessiert ist, die politische Wirklichkeit ständig zum kunterbunten Ponyhof zu erklären, könnte schon von Massenmord reden. Aber das rührt mal wieder keinen an – ist zu ernst, das Thema. Zu ernst für eine Spaßgesellschaft.



Die letzten 100 Artikel