Kolumne

Das Wort zum Alltag Nr. 22: Die Bannmeile

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Kennen Sie die Bannmeile? Sollten Sie kennen. Sie verhindert, dass man Sie vor dem Bundestag sieht – Sie und ihre fünfhundert Kollegen, falls Sie zum Beispiel für den Weltfrieden demonstrieren wollen. Ist ja auch sinnvoll: die Abgeordneten sollen in Ruhe ihr Nickerchen machen und nicht durch Konfrontation mit echtem Leben und echten Bürgermeinungen aus ihrer Rolle als Stimmvieh der Fraktionsspitze gerissen werden – andererseits könnte ein wütender Mob vor der Haustür geeignet sein, ihre so hoch geschätzte, geschützte und bezahlte Unabhängigkeit zu gefährden. Ja – ich denke: die Bannmeile hat schon ihre Berechtigung, außer natürlich in Kiew, wo es alle Klasse fanden, dass ein ähnlicher Mob das Regierungsviertel gestürmt hat. Also – in Deutschland hätte man da auf die Menge geschossen – allein schon aus Notwehr. In Kiew ist das natürlich was ganz anderes, das verstehe ich schon.

Was ich nur nicht verstehe … wieso gilt die Bannmeile nicht für die 5000 in Berlin tätigen Lobbyisten? Sie bedrohen unentwegt die Unabhängigkeit der Politiker mit Schecks, Reisen, Jobs für die Gattin, Posten nach der Politikkarriere und sind zahlenmäßig stärker als die meisten Demos in Deutschland. Man stelle sich nur mal vor, es stünden 5000 Hooligans direkt vor dem Parlament – was gäbe es für ein Geschrei! Doch 5000 Lobbyisten … die sogar in den Bundestag HINEIN gehen … stören keine Menschen.

Warum also … gilt die Bannmeile eigentlich nur für normale Bürger?

Andererseits weiß man jetzt, wie man erfolgreich Druck auf die Politik ausübt: Schecks, Reisen, Pöstchen und Presente – so macht man Politik.

Also: wo bleibt die Sozial- Friedens- Gerechtigkeits- und Kinderlobby?

 



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