Technik

Die Computerwelt und ihre Tücken

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Die nächste Grippewelle kommt. Dieses Mal ist nicht der Mensch das Opfer, sondern die Computer. Täglich geistern neue Viren durch’s Internet und Übersicht hat vermutlich schon lange keiner mehr. Egal ob System-Administratoren, Anti-Viren-Entwickler oder der einfache Benutzer solcher Kisten. Die Masse der PC-Anwender kümmert sich nach wie vor nicht gross um die Sicherheit. Und die welche das machen, hinken den Viren-Programmierern in der Regel immer hinterher, was irgendwo in der Natur der Sache liegt. Zuerst muss was krank sein, bevor man es verarzten kann.

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Aber hier fängt schon der Zirkus an. Fast jedem Internet-Surfer ist es schon passiert, dass plötzlich ein Fenster aufgeht und ein Programm glaubt, die Allerweltslösung für PC-Probleme zu haben. Sollte wider Erwarten des Programms die Kiste optimal funktionieren, werden kurzerhand massenhaft Fehlermeldungen generiert die einem Glauben machen sollen, man stehe kurz vor dem gefürchteten System-Kollaps. Otto Durchschnitt-Benutzer, zu Beginn hoch erfreut über so viel Anteilnahme seitens eines Programmes, klickt schnell mal auf den fast aus dem Monitor springenden Button „Klick mich“. Fenster gehen auf, schliessen wieder, die Festplatte rattert sich durch die Sektoren und dem Otto bleibt nichts anderes übrig, als der Anweisung auf dem Bildschirm zu folgen – „Bitte warten…“

Nach einer gefühlten Ewigkeit erscheint die Meldung, dass der Computer mit einer Unzahl an Viren, Fehlern und sonstigen Sachen verseucht ist. Um der Sache die nötige Dramatik zu verleihen, werden noch diverse Hinweise rot geschrieben. Am grellsten blinkt der „jetzt kaufen-Button“ mit den dazugehörenden Eingabefeldern. Der freundliche Hinweis, dass nach einer Bezahlung die Software sämtliche Fehler bereinigt gleicht dem Gefühl einer Pistole im Nacken. Schnell füllt man die Felder aus und „klick“ ist man 20 Euro ärmer und eine Erfahrung reicher. Was mit einem gemütlichen Surfabenteuer für die nächsten Ferienziele angefangen hat, endete in einem Survival-Tripp für den Computer. Nachdem der Freischaltschlüssel per Mail gesandt wurde, liess sich das Programm zur weiteren Arbeit ermuntern. Aber das einzige was passierte, war das unmittelbare Erscheinen eines Fensters nach der Installation, dass der PC wieder in Ordnung sei. Hat jetzt die Software was gemacht oder nicht. Bei der gezeigten Anzahl Fehler müsste die Kiste glühen. Aber sie schnurrt friedlich vor sich hin.

Solche Systemoptimierer, Aufmotzprogramme und Beschleunigungs-Tools sind das eigentliche Problem der Virenwelt. Wer heut im Netz surft muss stetig auf der Hut sein, um nicht einen Klick zu machen, den er später bereut. Und trotzdem kann es passieren, dass man sich was einfängt und die Kiste zwangsbeglückt werden soll. Surfen ist wie Spazieren im Minenfeld. Ein falscher Klick und das war’s. Es ist eigentlich ein Wunder, dass das Internet mit dem ganzen Datenmüll überhaupt noch funktioniert. Laut einer Studie sind über 90% des Datenverkehrs Spam, Viren und „selbstständig“ agierende Programme. Eigentlich nichts, was man zum Surfen im Internet direkt braucht. Aber genug um das Netz laufend an seine Grenzen zu bringen. Es ist eigentlich ein Wunder, dass die vielen Milliarden Datenpakete pro Tag die Empfänger unbeschadet erreichen.

Hier hört bei den Meisten das Verständnis für die Computerwelt auf. Man kann ja noch nachvollziehen, wie die Festplatte ihre Runden dreht, aber dass dabei Gigabyte an Daten rumgeschoben werden entzieht sich der virtuellen Vorstellungskraft eines Users. Dasselbe mit den ganzen Diensten und Programmen im Hintergrund. Da kann es schnell passieren, dass ein übereifriger Homo Sapiens Digitalis Optimus irgendwas löscht, das er nicht versteht und in seinem Aufräumwahn den Computer ins Nirwana schickt. Dann helfen solche PC-Optimierer auch nichts mehr.

Eigentlich sind die heutigen Kisten viel zu komplex für den Durchschnitzverwender. Er ist gezwungen sich auf die Programme verlassen zu müssen, die ungefragt was rumschrauben, irgendwas installieren und sogar einen Neustart fordern. Die Meisten glauben den Bildschirmangaben und machen brav das, was das Programm von ihnen fordert. Es bleibt einem auch keine andere Wahl. Keiner kann sagen, was zum Beispiel die ganzen Windows-Updates machen, respektive installieren. Die Menge an Updates dieses Betriebssystems lassen die Vermutung zu, dass die Firma „Winzig-Weich“ nur darum so viele Mitarbeiter hat, weil sie sonst mit den Software-Pflastern nicht nachkommen würden.

Wäre ein Auto im gleichen Zustand wie das Betriebssystem bei Auslieferung, hätte ich ein Fahrgestell mit Motor und Lenkung. Fahren kann ich ja schon mal und mit wöchentlichen Updates gibt’s dann noch eine Karosserie, Blinker, Bremsen, Innenausstattung, wobei diese selber wieder mit Pflastern vollgeklebt sind. Hier muss ich dem Bill Gates schon ein Kränzlein widmen. Wie man es schafft ein unfertiges, fehlerhaftes, aufgeblasenes und teils unlogisch agierendes Programm weltweit zu verkaufen, ist eine Meisterleistung. Millionenfach über’s Ohr gehauene Kunden, die auf PC-Supporter angewiesen sind und viele Netzwerke, welche eigentlich nur funktionieren, weil sich der verantwortliche Systemadministrator permanent mit seinem Support an den Rand eines Herzinfarktes bringt.

In meiner Zeit als System-Admin von mittelgrossen Netzwerken habe ich einige lustige/nervige Windows-Eigenschaften erlebt und mich immer wieder gefragt, wie man mit so einem Schrott-Programm Milliarden scheffeln kann. Alternativen gibt es in Form von Linux . Aber das bedingt ein Einarbeiten in diese Software. Bei der heutigen Daddel-Mentalität kann man das nicht mehr vom Benutzer verlangen. Der will nach dem Einschalten sofort loslegen und die Welt mit seinen Mails und sonstigen Datenpakete beglücken. Auch bei Windows ist ein Erlernen der Software so ziemlich sinnlos. Wenn man glaubt die rudimentären Sachen kapiert, respektive gefunden zu haben, dann kommt schon wieder eine neue Version auf den Markt und die Lernerei beginnt wieder von vorne. Die Microsofties erfinden jedes Jahr das Rad neu und verstecken/verändern Programmeigenschaften, die eigentlich gut sind und ausnahmsweise Sinn machen. Wie neulich bei Windows 8 der „Start-Button“. Millionen haben sich seit Jahren an diesen Knopf gewöhnt und die Redmonder glauben ihn irgendwo verstecken zu müssen.

Die oben genannten Fehler und Ungereimtheiten dieses Betriebssystems machten mich misstrauisch. Wenn ein Programm so fehlerhaft ausgeliefert wird, glaube ich nicht, dass mit den ganzen Service-Packs und Updates seriös gehandelt wird. Niemand weiss genau, was diese Updates alles installieren. Man vertraut darauf. Dabei vergessen viele, wie stark der Billy mit all den Geheimdiensten (NSA, CIA), Weltzerstörern (US-Militär), Umweltvergiftern (Monsanto) und Terroristen (US-Regierung) zusammenarbeitet. Wer’s nicht glaubt soll mal recherchieren, wo der Billy-Boy überall involviert ist. Da wird’s einem schlecht.

Von daher glaube ich nicht an die Seriosität seines Handelns, geschweige denn seines Betriebsystems. In meinen Augen ist das der grösste Virus der Welt. Was glauben Sie, welche Geheimdienste ihre Schnüffelprogramme via Windows auf ihren Rechner platziert haben? So ziemlich alle aus den Staaten. Wer ICQ hat(te), darf sich sogar über den israelischen Mossad freuen. Wer sich sonst noch auf der heimischen Festplatte tummelt mag ich gar nicht nachdenken, sonst dürfte ich den PC nicht mehr einschalten. Aber man merkt nichts, sieht nichts und somit ist die Computerwelt scheinbar in Ordnung. Einzig die immer wieder ratternde Festplatte macht misstrauisch und ist ein Hinweis darauf, dass der PC mehr Daten schaufelt als ich ihm gesagt habe. Bei den SSD-Festplatten fällt sogar dieser Indikator weg.

Mit der heutigen Benutzer-Mentalität haben es die Schnüffelprogramme immer leichter. Die Benutzer tummeln sich hauptsächlich nur noch auf der grafischen Benutzeroberfläche und alles was sich darunter befindet, ist entweder zu kompliziert oder zu versteckt, als dass man sich stundenlang mit den Innereinen eines Betriebsystems auseinandersetzen will. Dazu kommt die schlampige Haltung gegenüber den eigenen Daten. Sicherungen sind etwas für den Stromverteiler und nicht für die Festplatte. Und sollte diese unerwartet voll sein, was viele iPhone-Nutzer kennen, dann kauft man sich ein neues Teil. Ganz Clevere schmeissen ihren Dateninhalt auf einen Cloud-Server. Anstatt auf dem heimischen Gerät werden die Daten irgendwo gespeichert. Auch hier sieht man den naiven Seriositäts-Glauben des Durchschnittsusers. Er schaufelt seine Bilder, Texte, vertrauliche Inhalte und sonstiges Allerlei auf einen fremden Server, von einem fremden Anbieter, der in einem fremden Land ist und sich auf fremde Gesetze beruft. Und so einer „fremden“ Instanz wird das Hinterste und Privateste anvertraut. Es wäre das Gleiche, als wenn ich meine persönlichen Dokumente, Kontodaten und sonstige Informationen über mich irgendeinem Wildfremden geben würde, keine Ahnung hätte wo er wohnt, ob er vertrauenswürdig ist und keine Garantie habe, ob ich je meine Daten wieder bekomme. Würde keiner machen, aber bei den virtuellen Wölkchen machen es viele. Ich kann mir das grosse Gejammere jetzt schon vorstellen, wenn sich eine Wolke verdünnisiert hat und alle Daten weg sind.

Deshalb meine Empfehlungen:

Nie persönliche und wichtige Daten ins Netz laden. Sie haben keine Kontrolle darüber, was der Anbieter damit macht. Machen Sie regelmässige Backups auf eine eigene, externe Festplatte.

Updates, respektive die automatische Installation abschalten und nur manuell durchführen. So können Sie bei einem fehlerhaften Update, die Schritte einzeln Rückgängig machen.

Sollte der PC was installiert haben, dass Sie nicht wollen, dann würgen Sie die Kiste ab, reissen den Stromstecker raus oder sonst was. Windows archiviert alle Änderungen beim Runterfahren und wenn es abgewürgt wird, startet es mit der letzten, als bekannt funktionierenden Version wieder neu.

Nach Möglichkeit trennen sie die PC-Arbeit. Ich habe eine Kiste für das Internet und auf dieser habe ich keine Daten, nur Programme. Diese steht in der sogenannten DMZ, das heisst nicht im eigenen Intranet sondern zwischen Internet und meinem Hausnetz. Ein andere PC ist mein Büro und dieser steht im Intranet . Beide Kisten sind separat mit einer Firewall gesichert.

Wenn Sie erfahrener Anwender sind, dann ändern Sie die Ports. Das sind Schnittstellen, über welche die einzelnen Programme kommunizieren.

Lassen Sie keine anderen Personen an ihren Daten-PC. Und wenn dann nur mit eingeschränktem Benutzerkonto. Niemals mit einer Administratoren-Berechtigung rumwurschteln lassen. Klicken Sie NIEMALS auf Mail-Anhänge, deren Absender Sie nicht kennen. Egal ob JPG, EXE, PDF, GIF, alle Anhänge können mittlerweile verseucht sein. Dasselbe gilt bei den vielen Aufforderungen irgendeiner Bank mit ungefähr folgendem Text:“ ..zur Bestätigung ihres Kontos bitte den Button drücken.“ Dasselbe mit: „…Sie haben gewonnen!“

Installieren Sie ein Anti-Viren-Programm. Meine besten Erfahrungen habe ich mit Avira gemacht. Nicht mal die Kaufversion, sondern schon die Freeware. Man bekommt zwar immer wieder Werbung, aber das Programm ist schlank, schnell und müllt nicht das System zu wie McAffee, Norton oder Panda.

Der beste Schutz ist ein generelles Misstrauen gegenüber allen Software-Lobpreisungen. Nichts anklicken, ohne gelesen zu haben und wenn man was nicht versteht, besser sein lassen. Dazu eine Festplatten-Spiegelung, die bei Bedarf einfach wieder zurückgespielt wird und die gecrashte Kiste funktioniert wieder.

Sollte sogar einmal ein Mitarbeiter von Microsoft anrufen und Sie nötigen wollen, irgendetwas runterzuladen, zu installieren oder sonstige Angaben zu machen, dann gönnen sie sich den Spass und erzählen dem „Supporter“, dass Sie mit Windows 3.11 arbeiten. In der Regel bekommen Sie ein Hörspiel geboten, dass Sie selber mit dummen Fragen zum Schenkelklopfer befördern können. Abgesehen davon, der „Supporter“ sitzt in der Regel in Indien, spricht perfektes Englisch oder sogar Deutsch und will nur ihre Zugangsdaten um den PC als „Zombie“ zu benutzen. Amüsieren, aber nichts installieren.

Diese Empfehlungsliste ist mit Sicherheit unvollständig. Aber mit Skepsis und Vorsicht hält man sich den meisten Ärger vom Hals. Dazu noch einen abschliessenden Tipp, den ich selber von einem sehr erfahrenen Administrator bekommen habe: Öfters mal wieder Block und Bleistift benutzen. Das ist oft schneller und einfacher. Zudem ermöglicht es das Erhalten einer Fähigkeit, die man einmal lange geübt hatte: das Schreiben von Hand.



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