Nur zu selten kümmere ich mich mal um „Ranking“ von Blogs. Das hat seine guten Grund: die Datenerhebung ist äußerst kompliziert. Der Regenbogenbieger – unser Fachmann fürs Internet – hat mir das vor Jahren schon erklärt, wie große Anbieter wie Blog.de jeden Roboter mitzählen, der sich durch die Seiten wühlt, während andere Systeme nur echte PC´s zählen … was deutlich weniger ist. Angeblich gibt es auch bei diversen Zählmaschinen Probleme mit dem Datenschutz, weshalb man besser gar nichts zählt.
Unlängst jedoch hatte ich mal ein wenig Zeit übrig – und was fand ich da? Ein seltsames Blogsterben findet statt – jedenfalls, wenn ich den Anaylsen von Alexa.com glauben darf. Blogs verlieren Leser in großen Scharen – so deute ich mal die Zahlen. Die Leute lesen … woanders. Oder gar nicht mehr, denn die größe Fotoseite bleibt stabil (fotolog.net).
Anders sieht es mit dem geschriebenen Wort aus:
Blog.de fällt im Ranking um 5000 Positionen nach unten, von Platz 5500 auf Platz 10 500
WordPress sinkt von Platz 18 auf Platz 27
Blogger.com vom Platz 57 auf Platz 77
Blogger.de von Platz 70 000 auf Platz 92 000
Myblog.de von Platz 44000 auf unter 100000 (und damit aus der Statistik)
Blogg.de von Platz 80 000 (Jahresmitte sogar 50 000) auf 179 000 – um nur einige zu nennen.
Facebook bleibt stabil auf Platz 2 in der Welt.
Sagen die Daten was aus? Kann man kaum bewerten. Das Analysetool Alexa braucht – so mein Kenntnisstand – die aktive Mitarbeit von Nutzern: das schränkt den Kreis schon schnell ein. Außerdem … wer kann schon 100 000 Webseiten daraufhin auswerten, ob hier generell Blogs an Leser verlieren – auch „Spiegel-online“ hat im Ranking massiv verloren, ebenso die „Welt“, „Focus“, „Bild“, „Heute“ und die „Tagesschau“.
Der Absturz kam bei allen im Laufe diesen Jahres – so als ob die Leute nach dem Sommerurlaub das Interesse an Nachrichten verloren haben – egal, ob nun „alternativ“ oder „seriös“. Nach dem „Wir-hassen-alle-Putin“-Theater wäre das ja auch nur mehr als verständlich, das verletzte oft jegliche Grenzen des guten Geschmacks. Und möglicherweise will man … einfach nur noch „Spaß“ haben, nachdem überraschend ein neuer kalter (in der Ukraine schon heißer) Krieg tobt, ganz nach dem Vogel-Strauß-Prinzip: ich stecke meinen Kopf in den Sand, dann kriegt mich die Wirklichkeit nicht.
Oder meditieren jetzt alle lieber für den Frieden?
Vielleicht spinnt aber auch nur „Alexa“?
Wäre auch denkbar, wenn es nicht auch auf den Straßen erstaunlich ruhig zu geht – mal abgesehen von ein paar „Wir-hassen-jetzt-Salafisten“-Events. Für Frieden, für soziale Gerechtigkeit, für fairen Lohn, für stabile Arbeitsplätze geht kaum noch einer auf die Straße – dabei stehen die nächsten Massenentlassungen schon bevor – auch bei Banken und Sparkassen.
Die durchschnittliche Fernsehdauer steigt nach wie vor an, lag 2013 bei 221 Minuten (gezählt aber nur bei denen, die Fernseh gucken – siehe Statista), ebenso steigt die Zahl der „Onliner“ (169 Minuten, siehe BR). Der Markt wächst also. Schrumpft das Interesse an der Realität und ihrer Deutung? Kann nicht sein, denn Nachrichten sollen die beliebtesten deutschen Fernsehsendungen sein (siehe Statista) – sagen die auf jeden Fall.
Irgendwie … kriege ich das nicht auf die Reihe. Aber: da hat man jetzt die Woche über was zum Nachdenken!