Kolumne

Das Wort zum Alltag Nr.17: Der Traum der Reichen – eine Welt ohne Menschen

Von hier aus gelangen Sie auf die Autorenseite von und koennen alle kommenen Artikel mit "Link speichern unter" abonieren.

Reichtum ist eine sehr relative Angelegenheit. Vergleicht man sich mit Bill Gates, ist man schnell bitterarm. Auch der Vergleich mit den Gebrüdern Albrecht oder der Familie Quandt läßt einen arm aussehen – aber vergleichen Sie ihr Leben mal dem mit eines Königs im Mittelalter: sie schlagen ihn in punkto Lebensqualität um Längen.

Sie wohnen in gut gedämmten Häusern, wo nicht der Wind durchpfeift (gut, ich mache da eine Ausnahme, hier pfeifts schon ordendlich … aber dafür braucht man nicht so oft lüften, geschieht  hier automatisch: wer hat das schon), haben einen Schrank, der Lebensmittel kühl hält und sie so vor dem Verderben bewahrt, Zauberlichter an der Decke, die auf Knopfdruck eine kleine Sonne erstrahlen lassen (unvorstellbarerweise in JEDEM Raum), Metallblöcke an den Wänden, die beständig Wärme abgeben (ganz ohne Ruß – muss man sich mal vorstellen!), viele von Ihnen haben sogar eine Kutsche aus kostbarem Metall, die ohne Pferde läuft – und alle die das Lesen verfügen über ein Zauberfenster, das auf Knopfdruck alle Gebiete der Welt zeigen kann: der Kontakt zu Millionen von Menschen in weitester Ferne ist einfach so ohne Aufwand möglich.

Ja – stellen Sie sich das ruhig mal alles vor, lesen Sie sich mal ein in die Welt des mittelalterlichen Königs – voller Intrigen, Giftmischer und Erbschleicher, wo jeder Tag der letzte sein kann, weil einem ein Nebenbuhler ein schnelles Ende setzt … oder die eigenen Kinder. Ja – man nennt es ja nicht umsonst das finstere Mittelalter.  Da stellt sich doch Reichtumsbewusstsein ein, oder?

Klar, Sie sind Deutscher und nörgeln deshalb weiter, dass ist ok. Immerhin haben Ihre Könige Flugzeuge, Autoflotten, Segel- und Motoryachten und vor allem: ein traumhaftes Filetstück Natur für sich ganz allen  – wahrscheinlich sogar gleich mehrere davon. Ja: heute gibt´s auch Könige, dass wissen Sie. Nicht die Abstammung, die Bildung, Führungsqualitäten oder der Heldenmut beim Schlachtgetümmel zeichnen sie aus, sondern ihre Position innerhalb der Konzernhierarchie, von wo aus sie Fussballer, Musiker, Schauspieler und andere Gaukler zur Fürsten, Rittern und Grafen ernennen.

Und hinter diesen Königen stecken die wahren Herrscher dieses Planeten, die Päpste des Mammon, die alten Superreichen, die einen ganz besonderen Traum träumen: die Welt ohne Menschen. Sie sind ihr wieder einen Schritt weiter gekommen: eine hemmungslos degenierte Ingenieurskaste bastelt weiter fleißig an der Produktion menschlicher Ballastexistenzen … bzw. an dem Traum der Superreichen: Großstädte mit allen Freizeitmöglichkeiten … aber ohne Menschen.

Wie ich in meinem ersten Buch schrieb, sind sie da schon ganz schön weit gekommen. Jetzt aber haben sie – nach den vollautomatisierten Schiffen, den vollautomatisierten Lehrern, Altenpflegern und Angestellten und den Kampfrobotern fürs Militär etwas Neues gefunden: die dritte Macht im Staate wird den Maschinen übergeben: der Roboter „Knightscope“ ersetzt Sicherheitspersonal und Empfangsdamen (siehe Spiegel). Noch ist er unbewaffnet, noch patroulliert er nur auf Parkplätzen, Parkhäusern oder dem Universitätsgelände, aber der Trend ist deutlich: eine der letzten Domänen menschlicher Tätigkeit fällt den Maschinen zum Opfer … und damit ist der erste Schritt getan, die exekutive Gewalt im Staat den kostengünstigen Maschinen zu überlassen.

Ja – für unsere Könige … unsere „Reichen“ … sind Menschen Kosten auf zwei Beinen, die schnellstens ersetzt gehören, bevor sie der schönen, neuen Welt des Reichtums noch Schaden zufügen oder sie mit ihren nicht per Silikon und Botox aufgemöbelten Erscheinungsformen optisch versauen.

 

 

 



Die letzten 100 Artikel