Es sind so die kleinen Nebensätze, die mich verstören … und scheinbar nur mich. Oder die anderen sind auch verstört, haben aber keine Lust oder keine Zeit, sich öffentlich zu positionieren. Ja – man hat es nicht mehr so damit, seine Meinung kund zu tun … war früher mal anders. Seltsam, dass von Seiten der Regierung und der Eliten bislang keine großen Erörterungen der Demonstrationsmüdigkeit der Deutschen stattfanden … man diskutiert doch sonst jeden Unfug bis zum Abwinken.
Nun – vielleicht ist den Eliten des Landes dieses komatöse Verhalten ganz lieb, ein Volk im Dilirium: was Besseres kann es ja gar nicht geben, wenn man sich ungestraft die Taschen füllen und sein Ding durchziehen will.
Das Ding, das gerade durchgezogen wird, heißt: Krieg. Er findet schon statt, läuft jede Sekunde vor unseren Augen ab und wird zukünftig sehr teuer werden: die Bundeswehr schreit mit enormer medialer Unterstützung (sogar die „Heute-Show“ haut in diese Kerbe) nach neuen Waffen, „Frieden schaffen ohne Waffen“ ist eine olle sozialromantische Kamelle von gestern, die den sensationsgierigen kriegsgeilen Spinnern vor den Bildschirmen einfach zu dröge ist.
„Sanktionen“ töteten im Irak 500 000 Kinder, „Sanktionen“ sind probates Mittel der Bundesregierung gegen das arbeitslose Volk (und töten auch hier), „Sanktionen“ sind die erste Offensive gegen ein Russland, dass sich den Frevel erlaubt, mit erstaunlich niedriger Staatsverschuldung auszukommen: das reicht den Bankenstaaten als Kriegsgrund völlig aus. „Sanktionen“ vernichten Arbeitsplätze in Deutschland (unser Exporteinbruch hat schon ein klein wenig damit zu tun, dass die Kunden wegsanktioniert wurden), aber keine Gewerkschaft geht dagegen auf die Straße.
Schon mal überlegt, wie man eine Regierung nennt, die „Sanktionen“ gegen das eigene Volk verhängt – also: welcher Regierungsform sie zuzurechnen ist? Ich glaube, Eckdaten unterschiedlicher Regierungsformen werden heute nicht mehr im Unterricht oder den Medien vermittelt – Strafmaßnahmen gegen das eigene Volk kommen meines Erachtens in Demokratien überhaupt nicht vor … auch nicht gegen Arbeitslose. Diktaturen machen das gern.
Diktaturen marschieren ja auch gerne in fremde Länder ein und diktieren denen, wie sie zu leben haben: den Griechen, den Portugiesen, den Italienern, den Spaniern – mit fürchterlichen Folgen für deren Lebensqualität.
Ach ja – machen wir ja auch. Ja – das Wort Diktatur und das Jahr 1938 kam mir halt in den Sinn (verbunden mit der modernen Waffe „Sanktion“, die man im Mittelalter einfach „Belagerung“ genannt hätte – genauso tödlich wie offene Feldschlachten, jedenfalls für die Belagerten), als ich im Spiegel einen Satz las, der tief blicken läßt (siehe Spiegel):
Ganz ohne Hoffnung auf eine friedliche Lösung sei er nicht, sagte der Kreml-Chef.
Mich erinnerte der Satz an den britischen Außenminister Chamberlain und der Münchener Sicherheitskonferenz 1938. Auch er hatte noch ein klein wenig Hoffnung durch die Aufgabe der Tschechei einen Weltkrieg zu verhindern.
Wie wir wissen, ist ein „klein wenig“ Hoffnung zu wenig gewesen.
Ich kann Putin aber auch anders übersetzen, weniger diplomatisch und versteckt:
Mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit wird es zum Krieg kommen.
Zu weit gedacht?
Zitieren wir mal Chamberlain, die „Welt“ hat da was überliefert: seine Anwort auf Hitlers Kriegstreibereien in einem Vier-Augen-Gespräch (siehe Welt):
„Wenn Sie entschlossen sind, Gewalt anzuwenden, ohne eine Diskussion abzuwarten, warum haben Sie mich dann überhaupt erst kommen lassen? Unter diesen Umständen ist es das Beste, wenn ich gleich wieder abreise. Es hat ja anscheinend doch alles keinen Zweck mehr.“
Ja – so in etwas hört es sich an: es hat ja alles doch keine Zweck mehr. Zwar ist man nicht ganz ohne Hoffnung, aber … na ja, der Rest wird bald Geschichte sein.
Und wir … die „freie Welt“ … stehen auf einmal auf der anderen Seite, sind die, die sich als „Nato“ auch noch die Ukraine einverleiben wollen.