Kolumne

Das Wort zum Alltag Nr. 15: Wer steuert eigentlich den „Westen“?

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Ich zitiere oft den „Spiegel“, weil ich ihn oft lese: bin halt ein Romantiker, bin als Rebell groß geworden und – ja, damals galt man noch fast als Staatsfeind, wenn man den Spiegel las. Später hat sich das geändert – schon in den achtziger Jahren gab es mehr devote Berichterstattung, man schleimte sich ein bei den Mächtigen, fühlte sich in seiner Eitelkeit geschmeichelt, wenn man mit den Elefanten an einem Tisch sitzen und ihren Speichel lecken durfte – oder ist das jetzt zu fies formuliert?

Für mich nicht: ich habe eine große Hochachtung vor dem, was „Der Spiegel“ in Deutschland geleistet hat – und vor dem, was er einst war. Umso entsetzter bin ich über die unheimliche und heimliche Gleichschaltung des Sturmgeschützes der Demokratie und frage mich: warum fragt sich keiner, warum das so geschehen ist? Oder gibt es da Doktorarbeiten drüber, wie das Sturmgeschütz der Demokratie zum Sturmgeschütz neodeutschen Filzes geworden ist?

Focus lese ich seltener: bei soviel Werbung sollte man darauf verzichten, das Heft auch noch gegen Geld zu verkaufen. Und doch habe ich neulich mal einen Blick hinein gewagt und fand etwas interessantes: ein Peter Scholl Latour sprach da über Putin (siehe Focus), schlimmer noch: er zeigte Verständnis für ihn. Ein Putinist und Putinversteher sondergleichen – kein Wunder, dass der jetzt tot ist. Er weist auch auf wundersame Entwicklungen in der westlichen Politik hin, bezeichnet sie als „dubios“ – denn: was mit dem Spiegel passiert ist, geschah der ganzen westlichen Welt: ein Obama befiehlt – und der Rest des „Westens“ gehorcht ohne jede Kritik.

Ein Obama mordet weltweit mit seiner Drohnenarmada – und bekommt dafür den Friedensnobelpreis.

Ein Obama hört Deutschland ab, als wären wie ein Feindstaat – und wir schweigen betreten.

Seine Mitarbeiter schwelgen in „Fuck the EU“ – und wir schauen beschämt zur Seite.

Was also ist geschehen … zwischen den sechziger Jahren und dem neuen Jahrtausend?

Merken Sie, wir brandgefährlich das kleine Wort „dubios“ werden, wo es hinführen kann? Ja – direkt in eine Verschwörungstheorie, in die Welt der Geheimdienste, die über Jahrzehnte hinweg die deutschen Regierungen bearbeitet haben … und nach den Vermutungen mancher Journalisten auch für den einen oder anderen Mord an deutschen Politikern und Wirtschaftsführern verantwortlich sind. Töte einen … diszipliniere hundert. Ein Politiker in der Badewanne … und hundert andere wissen, dass wir Disneyworld verlassen und der Realität einen neuen „Drive“ verpasst haben.

Und plötzlich sind deutsche Soldaten als US-Hilfstruppen überall zu sehen.

Bevor mir jetzt aber einfällt, dass Joschka Fischer nach seinem Kriegseintritt in Jugoslawien sein Geld als besonderer Günstling von Madame Albright verdient (ja, genau: die Frau, die mit 500 000 toten irakischen Kindern gut leben kann), höre ich lieber auf nachzudenken. Kann schnell sein, dass ich da an eine Grenze stoße, die lebensgefährlich ist.

Oder zumindest enorm rufschädigend: alles, was die Regierungsmeinung in welcher Form auch immer in Frage stellt, gilt aktuell – quer durch alle etablierten Meiden – als „Verschwörungstheorie“. „Die Regierung hat immer Recht“ hängt in den Köpfen eines jeden Journalisten herum, der den unglaublichen Segen einer Festanstellung erhalten hat.

Und die „Vierte Macht“, die die anderen drei kontrollieren und beobachten soll? Wird nun von Lobbyisten ausgeübt.

 



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