Satire ist lustig, Satire darf alles. Es war einmal…
Was heute in der Zeitung zu lesen ist, strapaziert meine Hirnwindungen auf’s Äusserste. Nicht wegen des intellektuellen Inhaltes, sondern wegen der Lachmuskeln, die beim Lesen einen Krampf bekommen und anschliessend wie ein Windows-Fenster „einfrieren“. Was war das jetzt? Nochmal…Dieter Nuhr wurde wegen „dummer und blöder Hetze“ angeklagt. Also kann man jetzt klagen wenn Dummheit gesichtet wird? Oder Blödheit?
Wenn da die Gerichte drauf eingehen, haben sie Unmenschliches zu leisten. Denn dann könnte man praktisch die ganze Menschheit verklagen. Keine Rasse stellt sich in vielen Sachen so dumm und blöd an wie der Mensch. Oder was ist mit Dummheit gemeint? Beim Lesen stolpert man sehr schnell über das Wort „Islam“. Aha! Da hat sich der Dieter Nuhr aber weit aus dem Fenster gewagt. Wenn ich ehrlich bin, finde ich in seinem Auftritt nicht mal ein Fenster. Die Begriffe „Dumm und Blöd“ beginnen zu wandern. An was hat sich der bärtige Mann Namens Erhat Toka denn gestört? Dass Herr Nuhr als Nicht-Bärtiger das Wort Islam in den Mund genommen hat? Oder Texte von sich gibt, die zum Nachdenken anregen? Nachdenken? Die Begriffe „Dumm und Blöd“ wandern weiter in Richtung des Herrn Toka. Hat sich der Mann überlegt, sprich nachgedacht, was seine Aktion für den Islam bedeutet? Diese Glaubensrichtung hat schon genug Image-Probleme. Da erinnern solche Anschuldigungen eher an das Verhalten eines pupertierenden Teenagers mit Identifikationsproblemen. Ein weiser Mann hätte anders gehandelt. Blöd und Dummheit sind angekommen.
Herr Toka, diese Begriffe können Sie für sich beanspruchen, uneingeschränkt. Dazu kommt noch Rassist. Wieso klagen Sie einen Nordrhein-Westfalen-Menschen Namens Dieter Nuhr an und der Bayer Michael Mittermeier lassen Sie in Ruhe? Der hat auch ein paar sehr aufschlussreiche Bemerkungen über das Paradies mit den unzähligen Jungfrauen. Zitat:
„Wenn jeder Märtyrer 72 Jungfrauen bekommen soll, muss der Himmel ja voll von Jungfrauen sein. Denn nach deren ihr Verständnis sind das ja Einwegartikel.“
Herr Mittermeier bezeichnet die himmlischen Jungfrauen als Einwegartikel. Geht ja gar nicht Herr Toka. Das müssen Sie auch einklagen. Verklagen Sie gleich ganz Deutschland, nein, am Besten alle Nicht-Muslime. Dann ist endlich Ruhe im Garten.
Mich würde einmal interessieren, wenn es einen Gott gäbe, hätte er Sinn für Humor? Wenn nein, dann verstehe ich nicht, wieso er dem Menschen diese Gabe überlassen hat. Wo hat er die geklaut, wenn sie selber nicht besitzt? Wenn Gott dem Menschen etwas gegeben hat, dass er selber nicht mag, dann wäre er ein fieser Sadist.
Wenn er aber Humor besitzt und diese Gabe seiner Schöpfung „in die Wiege gelegt“ hat, dann sollte es doch in seinem Sinne sein, wenn der Mensch sich mit satirischen Gedanken sein Glaubensbild überprüft. Das hat ja nichts mit einer Abkehr davon zu tun. Aber alle Religionsfanatiker haben Panik davor und verweigern deshalb jegliche Kritik oder simple Fragen. Auch hier zeigt sich, wie der Glaube eigentlich auf sehr wackeligen Beinen steht. Ein gefestigter Glaube, egal an was, erträgt jegliche Kritik und Satire. Im Gegenteil, ein weiser Mensch kann mitlachen. Aber von Weisheit sind die Radikalen soweit entfernt wie die Bankster von Seriosität.
Jeder Religions-Junkie soll sich folgendes vor Augen halten:
Satire gibt es schon solange, seit der Mensch zur Selbstreflektion fähig ist. Satire beginnt bereits im Babyalter, wenn das Kleine die Eltern nachäfft und schaurig lustig findet. Satire ist demzufolge ein fester Bestandteil des Menschen. Das haben selbst die barbarischen Diktatoren vergangener Dynastien begriffen. Sie hielten sich einen Hofnarren. Von dort kommt das Wort „Narrenfreiheit“. Diese Menschen hatten die offizielle Erlaubnis, die Obrigkeit mit lustig-kritischen Texten zu unterhalten. Das war nicht ohne Eigennutz der Elite. So erfuhr sie, was im Volk brodelt und wo die Unzufriedenheit lag. Alle Informationen waren amüsant eingepackt, damit niemand ein Gesicht verliert. Solche Leute sind Wortkünstler. Die heutigen Satiriker, Komiker und Kabarettisten sind die modernen Hofnarren. Das Volk muss nicht mehr in die Burg. Der feierlich geschmückte Festsaal wird frei Haus geliefert und flimmert jeden Abend in unzähligen Stuben.
Die heutige Elite macht das auch so. Man sieht immer wieder bekannte Gesichter im Publikum und manche Satiriker sind spontan genug, solche Persönlichkeiten direkt in ihr Programm zu integrieren, was nicht immer schmeichelhaft für den/die Betroffenen war. Aber niemand verlor sein Gesicht. Dieses unausgesprochene Gesetz der Satire gilt noch heute und wird von fast allen verstanden. Eben, fast allen.
Ich kann allen Fundis, egal von welcher Religion nur empfehlen: nehmt’s mit Humor. Lacht mal. Ihr habt diese Gabe von eurem Gott bekommen, also braucht sie auch. Euer Gott wäre schön beleidigt wenn er sehen würde, wie ihr eine von ihm erhaltene Gabe, welche zu den schönsten Fähigkeiten des Menschen gehören, schlecht macht, nicht gebraucht und/oder andere dafür bestrafen wollt. Der wird euch die Leviten lesen und zur Strafe müsst ihr euch gegenseitig bis alle Ewigkeit religiöse Witze erzählen. Jeder der dabei herzhaft lacht darf ins Paradies. Griesgrämige Nörgler haben dort oben nichts zu suchen.
Hier der Stein des Anstosses.